Kitabı oku: «Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe», sayfa 6
55. An Schiller.
Ohngeachtet einer lebhaften Sehnsucht Sie wiederzusehen und zu sprechen, konnte ich diese Woche doch nicht vom Platze kommen. Einige Schauspieler die ich in Gastrollen beurtheilen wollte, das üble Wetter und ein Rheumatism, den ich mir durch Verkältung zugezogen hatte, haben mich stufenweise gehindert und noch seh’ ich nicht, wann und wie ich abkommen werde.
Lassen Sie mich indessen sagen daß ich fleißig war, daß der größte Theil des vierten Buchs abgegangen ist und daß der Procurator auch durchgearbeitet ist. Ich wünsche daß die Art, wie ich die Geschichte gefaßt und ausgeführt, Ihnen nicht mißfallen möge.
Wenn mein Roman in seinen bestimmten Epochen erscheinen kann, will ich zufrieden sein; an eine Beschleunigung ist nicht zu denken. An den Horen den Theil zu nehmen den Sie wünschen, wird mich nichts abhalten. Wenn ich Zeit und Stunde zusammennehme und abtheile, so kann ich dies Jahr vieles bei Seite bringen.
Vom zweiten Stücke der Horen habe noch nichts gehört, das erste spukt aber schon genug in Deutschland.
Meyer dankt für die Redaction seiner Ideen; es ist nur weniges was anders gestellt sein könnte, doch das wird uns niemand herausfinden. Er arbeitet jetzt an einer Darstellung Perugins, Bellins und Mantegnas.
Aus der Beilage sehen Sie welche Monatsschriften künftig in unser Haus kommen. Ich lasse die Inhaltstafel jedes Stücks abschreiben und füge eine kleine Recension dazu. Wenn wir’s nur einmal ein halb Jahr haben, so können wir unsre Collegen schon übersehen.
Wenn wir uns streng und mannigfaltig erhalten, so stehen wir bald oben an, denn alle übrigen Journale tragen mehr Ballast als Waare; und da uns daran gelegen ist unsre Arbeit zu weiterer eigner Ausbildung zu benutzen, so kann nur gutes dadurch entstehen und gewirkt werden.
Für die übersendeten Horen-Exemplare danke ich vielmals. Die zweite Sendung ist mit der ersten übereinstimmend; vier auf Schreibpapier und eben so viel auf Postpapier.
Jakobi entschuldigt sich daß er noch nichts geschickt hat.
Ich wünsche daß gutes Wetter mir einen schnellen Ritt zu Ihnen erlauben möge, denn ich verlange sehr nach einer Unterredung und nach Ihren bisherigen Arbeiten. Empfehlen Sie mich den Ihrigen.
Weimar den 11. März 1795.
G.
56. An Schiller.
Vorige Woche bin ich von einem sonderbaren Instincte befallen worden, der glücklicherweise noch fortdauert. Ich bekam Lust das religiöse Buch meines Romans auszuarbeiten, und da das Ganze auf den edelsten Täuschungen und auf der zartesten Verwechslung des subjectiven und objectiven beruht, so gehörte mehr Stimmung und Sammlung dazu als vielleicht zu einem andern Theile. Und doch wäre, wie Sie seiner Zeit sehen werden, eine solche Darstellung unmöglich gewesen, wenn ich nicht früher die Studien nach der Natur dazu gesammelt hatte. Durch dieses Buch, das ich vor Palmarum zu endigen denke, bin ich ganz unvermuthet in meiner Arbeit sehr gefördert, indem es vor-und rückwärts weist und indem es begränzt, zugleich leitet und führt. Der Procurator ist auch geschrieben und darf nur durchgesehen werden. Sie können ihn also zur rechten Zeit haben.
Ich hoffe es soll mich nichts abhalten Palmarum zu Ihnen zu kommen und einige Wochen bei Ihnen zu bleiben; da wollen wir uns einmal wieder etwas zu Gute thun.
Mich verlangt nach Ihren letzten Arbeiten; Ihre ersten haben wir gedruckt mit Vergnügen wiedergelesen.
Im Weimarischen Publico rumoren die Horen gewaltig, mir ist aber weder ein reines pro noch contra vorgekommen; man ist eigentlich nur dahinter her, man reißt sich die Stücke aus den Händen, und mehr wollen wir nicht für den Anfang.
Herr v. Humboldt wird recht fleißig gewesen sein; ich hoffe auch mit ihm mich über anatomica wieder zu unterhalten. Ich habe ihm einige, zwar sehr natürliche, doch interessante Präparate zurecht gelegt. Grüßen Sie ihn herzlich und die Damen. Der Procurator ist vor der Thüre. Leben Sie wohl und lieben mich, es ist nicht einseitig.
Weimar den 18. März 1795.
G.
57. An Schiller.
Dem Procurator, der hier erscheint, wünsche ich gute Aufnahme.
Haben Sie die Güte mir ihn bald zurückzuschicken, weil ich ihn des Styls wegen gern noch einigemal durchgehen möchte.
Ich arbeite alles weg, was mich hindern könnte, mich bald in Ihrer Nähe zu freuen und zu erbauen.
Weimar den 19. März 1795.
G.
58. An Goethe.
Jena den 19. März 1795.
Auf das Gemälde, das Sie jetzt entworfen haben, bin ich nicht wenig neugierig. Es kann weniger als irgend ein andres aus Ihrer Individualität fließen, denn gerade dieß scheint mir eine Saite zu sein, die bei Ihnen, und schwerlich zu Ihrem Unglück, am seltensten anschlägt. Um so erwartender bin ich wie Sie das heterogene Ding mit Ihrem Wesen gemischt haben werden. Religiöse Schwärmerei ist und kann nur Gemüthern eigen sein, die beschauend und müßig in sich selbst versinken, und nichts scheint mir weniger Ihr Casus zu sein als dieses. Ich zweifle keinen Augenblick, daß Ihre Darstellung wahr sein wird – aber das ist sie alsdann lediglich durch die Macht Ihres Genies und nicht durch die Hülfe Ihres Subjects.
Ich bin seit einiger Zeit meinen philosophischen Arbeiten untreu geworden , um in der Geschwindigkeit etwas für das vierte Stück der Horen zu schaffen. Das Loos traf die bewußte Belagerung von Antwerpen, welche auch schon ganz erträglich vorwärts gerückt ist. Die Stadt soll übergegangen sein, wenn Sie kommen. Erst an dieser Arbeit sehe ich, wie anstrengend meine vorige gewesen; denn ohne mich gerade zu vernachlässigen, kommt sie mir bloß wie ein Spiel vor, und nur die Menge elenden Zeugs, die ich nachlesen muß, und die mein Gedächtniß anstrengt, erinnert mich, daß ich arbeite. Freilich giebt sie mir auch nur einen magern Genuß; ich hoffe aber, es geht mir wie den Köchen, die selbst wenig Appetit haben, aber ihn bei andern erregen.
Sie würden mir einen großen Dienst erweisen, wenn Sie mir den sehnlich erwarteten Procurator bis Montag gewiß schicken könnten. Ich würde alsdann nicht genöthigt sein, den Anfang meiner Geschichte in den Druck zu geben, ehe das Ende fertig ist. Sollten Sie aber verhindert sein, so bitte ich mir es noch Sonnabends zu wissen zu thun. Doch hoffe ich das Beste.
Mich freut herzlich, daß Sie die Ostern mit uns zubringen wollen, und ich bedarf auch wieder einer lebhaften Anregung von außen von einer freundschaftlichen Hand.
Meyern bitte ich herzlich zu grüßen. Ich wünschte, daß er uns bald wieder etwas liefern möchte. Das Siegel für die Horen habe ich noch nicht erhalten.
Alles empfiehlt sich Ihnen und erwartet Sie mit Verlangen.
Sch.
Den 20. Diesen Morgen erhalte ich Ihr Paket, welches mich in jeder Rücksicht froh überraschte. Die Erzählung liest sich mit ungemeinem Interesse; was mich besonders erfreute, war die Entwicklung. Ich gestehe, daß ich diese erwartete, und ich hätte mich nicht zufrieden geben können, wenn Sie hier das Original nicht verlassen hätten. Wenn ich mich nämlich anders recht erinnere, so entscheidet beim Boccaz bloß die zeitig erfolgte Rückkehr des Alten das Glück der Kur.
Könnten Sie das Manuscript mir Montags früh zurücksenden, so geschähe mir dadurch eine große Gefälligkeit. Sie werden wenig mehr dabei zu thun finden .
59. An Schiller.
Das Manuscript schicke ich morgen Abend mit der reitenden Post an Sie ab.
Montags geht der Schluß des vierten Buches an Unger.
Nächste Woche hoffe ich alles was mir noch obliegt abzuthun und recht frei zu Ihnen zu kommen.
Zur Eroberung von Antwerpen wünsche ich Glück; sie wird in den Horen guten Effect machen.
Empfehlen Sie mich Ihren Nächsten. Meyer grüßt; er ist auf alle Weise fleißig. Ich wünsche Ihnen die beste Wirkung des langsam eintretenden Frühjahres und hoffe daß wir bis zur Jahresfeier unserer Bekanntschaft noch manches zusammen werden gearbeitet haben.
Weimar den 21. März 1795.
G.
60. An Goethe.
Jena den 25. März 1795.
Ich erhielt heute wieder einen Brief, worin mir der alte Antrag von Tübingen mit dem Zusatz erneuert wurde, daß ich von allen öffentlichen Functionen dispensirt sein und völlige Freiheit haben solle, ganz nach meinem Sinn auf die Studirenden zu wirken u. s. f. Ob ich nun gleich meine erste Entschließung nicht geändert habe und auch nicht leicht ändern werde, so haben sich mir doch bei dieser Gelegenheit einige ernsthafte Ueberlegungen in Rücksicht auf die Zukunft aufgedrungen, welche mich von der Nothwendigkeit überzeugen, mir einige Sicherheit auf den Fall zu verschaffen, daß zunehmende Kränklichkeit an schriftstellerischen Arbeiten mich verhindern sollte. Ich schrieb deßhalb an den Herrn G. R. Voigt, und bat ihn, mir von unserm Herrn eine Versicherung auszuwirken, daß mir in jenem äußersten Fall mein Gehalt verdoppelt werden solle. Wird mir dieses zugesichert, so hoffe ich es so spät als möglich oder nie zu gebrauchen; ich bin aber doch wegen der Zukunft beruhigt, und das ist alles was ich vor der Hand verlangen kann.
Da Sie vielleicht davon sprechen hören und sich nicht gleich darein zu finden gewußt haben möchten, so wollte ich Ihnen in zwei Worten davon Nachricht geben.
Nächsten Sonntag erwarten wir Sie mit Verlangen. Alles begrüßt Sie.
Sch.
61. An Schiller.
Gestern konnte ich mich, ohngeachtet einiger sehr leeren Stunden, nicht überwinden nochmals zu Ihnen zu gehen und förmlich Abschied zu nehmen; ich verließ Jena sehr ungern und danke Ihnen nochmals herzlich für Ihre Theilnehmung und Mittheilung. Hier vor allen Dingen die Elegien, die ich mir bald möglichst zurück erbitte; sie sollen dann, auf die gehörige Seitenzahl eingetheilt, abgeschrieben erscheinen.
Für den Kalender habe ich einiges, besonders für die Herrn X, Y. Z. gefunden, das nächstens mit dem übrigen folgt. Erinnern Sie mich manchmal an die Desiderata, damit mein guter Wille zur That werde.
Leben Sie recht wohl und grüßen die Ihrigen und die Freunde.
Weimar den 3. Mai 1795.
G.
62. An Goethe.
Jena den 4. Mai 1795.
Eben erhalte ich die Elegien mit Ihren freundschaftlichen Zeilen. Ich habe Sie seit Ihrer Abreise jeden Abend vermißt; man gewöhnt sich so gern an das Gute. Mit meiner Gesundheit geht es langsam besser, und in einigen Tagen hoffe ich wieder im Gange zu sein.
Mit rechter Ungeduld erwarte ich, was Sie mir für den Almanach schicken wollen. Eher kann ich meine poetische Baarschaft zu diesem Werkchen nicht übersehen.
Die Elegien werde ich gleich vor die Hand nehmen, und hoffe Ihnen solche Freitags zurück zu schicken.
Huber schreibt mir, daß er Ihren Meister ins Französische zu übersetzen Lust habe. Soll ich ihn aufmuntern oder davon abzurathen suchen?
Verlassen Sie sich darauf, daß ich Ihrem Gedächtniß zu Hülfe kommen werde. Ich schenke Ihnen kein Versprechen. Der Chronologie der Horen nach würden Sie jetzt bald wieder auf die Unterhaltungen zu denken haben. Vielleicht schlägt auch unterdessen eine gute Stunde für die Epistel.
Meine Frau empfiehlt sich Ihnen recht freundlich. An Meyern bitte meinen herzlichen Gruß zu machen.
Schiller.
63. An Schiller.
Weimar den 12. Mai 1795.
Die Sendung der Elegien hat mich in elegischen Umständen nach dem gewöhnlichen Sinne, das heißt in erbärmlichen angetroffen. Nach dem guten Leben in Jena, wo ich nebst so mancher Seelenspeise auch der warmen freien Luft genoß, hat mich hier die kalte Witterung sehr unfreundlich empfangen, und einige Stunden, in denen ich dem Zug ausgesetzt war, brachten mir ein Flußfieber zu Wege, das mir die rechte Hälfte des Kopfs sehr schmerzlich angriff und zugleich die linke unbrauchbar machte. Nun bin ich so weit wieder hergestellt, daß ich ohne Schmerzen ziemlich zufrieden in meiner Stube an die rückständigen Arbeiten gehen kann.
Mit den Elegien wird nicht viel zu thun sein, als daß man die zweite und die sechzehnte wegläßt: denn ihr zerstümmeltes Ansehn wird auffallend sein, wenn man statt der anstößigen Stellen nicht etwas currenteres hinein restaurirte, wozu ich mich aber ganz und gar ungeschickt fühle. Auch wird man sie hinter einander wegdrucken müssen, wie es eben trifft: denn jede auf einer andern Seite anzufangen scheint, ich mag auch zählen und rechnen wie ich will, nicht thunlich. Bei der Menge Zeilen unsrer Seite würden mehr als einmal unschickliche Räume übrig bleiben. Doch überlasse ich Ihnen das, und schicke nächstens das Manuscript. Der zweite Band des Romans stockt irgend bei einem Spediteur; ich sollte ihn schon lange haben, und wünschte ihn mitschicken zu können. Ich bin nun am fünften Buch und hoffe vor Pfingsten nicht viel mehr übrig zu lassen.
Meyer ist sehr fleißig. Er hat bisher vortreffliche Sachen gemacht; mir ist, als wenn ihm mit jedem Tage Gedanke und Ausführung besser gelängen.
Haben Sie die Güte mir bald Nachricht von Ihrem Befinden zu geben, und ob nichts Neues eingelaufen ist. Jacobi hat abermals durch Fritz von Stein sein Versprechen prorogirt.
Den 14. Mai 1795.
Dieses Blatt, das einige Tage liegen geblieben, will ich wenigstens der heutigen Post nicht vorenthalten.
Haben Sie die Abhandlung über den Styl in den bildenden Künsten im Aprilmonat des Merkurs gesehen? Das, worüber wir alle einig sind, ist recht gut und brav gesagt; aber daß doch der Genius, der dem Philosophen vor aller Erfahrung beiwohnt, ihn nicht auch zupft und warnt, wenn er sich bei unvollständiger Erfahrung zu prostituiren Anstalt macht. Wahrlich in diesem Aufsatz sind Stellen, die des Herrn von Rochows nicht unwürdig wären.
Lassen Sie mich bald hören, wie Sie sich befinden.
G.
64. An Goethe.
Jena den 15. Mai 1795.
Daß Sie sich nicht wohl befanden, erfuhr ich erst vorgestern, und beklagte Sie aufrichtig. Wer so wenig gewohnt ist, krank zu sein, wie Sie, dem muß es gar unleidlich vorkommen. Daß die jetzige Witterung auf mich keinen guten Einfluß hatte, ist etwas so gewöhnliches, daß ich nicht davon reden mag.
Freilich verliere ich die ganze zweite Elegie sehr ungern. Ich hätte geglaubt, daß selbst die sichtbare Unvollständigkeit derselben keinen Schaden bei dem Leser thun würde , weil man leicht darauf verfallen kann, eine absichtliche Reticenz darunter zu muthmaßen. Uebrigens kann man ja der Schamhaftigkeit, die von einem Journal gefordert wird, dieses Opfer bringen, da Sie in einigen Jahren, wenn Sie die Elegien besonders sammeln, alles was jetzt gestrichen wird, wieder herstellen können . Gern wünschte ich Montag früh die Elegien oder doch einen Bogen derselben zu haben, um sie abschicken zu können. Mit meinem Aufsatz hoffe ich endlich noch fertig zu werden, wenn kein besonderer Unfall dazwischen kommt.
An andern Beiträgen ist nichts eingelaufen, und das siebente Stück steht noch ganz in Gottes allmächtiger Hand.
Cotta ist mit der Messe ziemlich zufrieden. Es sind ihm zwar von den Exemplarien die er in Commission gegeben, manche remittirt, aber auch eben so viele wieder neu bestellt worden, so daß der Calcul im Ganzen dadurch nichts gelitten hat. Nur bittet er sehr um größere Mannigfaltigkeit der Aufsätze. Viele klagen über die abstracten Materien, viele sind auch an Ihren Unterhaltungen irre, weil sie, wie sie sich ausdrücken, noch nicht absehen können, was damit werden soll. Sie sehen, unsre deutschen Gäste verläugnen sich nicht; sie müssen immer wissen, was sie essen, wenn es ihnen recht schmecken soll. Sie müssen einen Begriff davon haben.
Ich sprach noch kürzlich mit Humboldt darüber; es ist jetzt platterdings unmöglich mit irgend einer Schrift, sie mag noch so gut oder noch so schlecht sein, in Deutschland ein allgemeines Glück zu machen. Das Publicum hat nicht mehr die Einheit des Kindergeschmacks, und noch weniger die Einheit einer vollendeten Bildung. Es ist in der Mitte zwischen beiden, und das ist für schlechte Autoren eine herrliche Zeit, aber für solche, die nicht bloß Geld verdienen wollen, desto schlechter. Ich bin jetzt sehr neugierig zu hören, wie von Ihrem Meister wird geurtheilt werden, was nämlich die öffentlichen Sprecher sagen; denn daß das Publicum darüber getheilt ist, versteht sich ja von selbst.
Von hiesigen Novitäten weiß ich Ihnen nichts zu melden ; denn mit Freund Fichte ist die reichste Quelle von Absurditäten versiegt. Freund Woltmann hat wieder eine sehr unglückliche Geburt und in einem sehr anmaßenden Ton von sich ausgehen lassen. Es ist ein gedruckter Plan zu seinen historischen Vorlesungen: ein warnender Küchenzettel, der auch den hungrigsten Gast verscheuchen müßte.
Daß Schütz wieder sehr krank war, sich aber wieder besser befindet, wissen Sie ohne Zweifel.
Ihre Beiträge zu dem Musen-Almanach erwarte ich mit rechter Begierde; Herder wird auch etwas dafür thun.
Reichardt hat sich durch Hufeland zu einem Mitarbeiter an den Horen anbieten lassen.
Haben Sie die Luise von Voß schon gelesen, die jetzt heraus ist? Ich kann Sie Ihnen schicken. Den Aufsatz im Deutschen Merkur werde ich mir geben lassen.
Meyern wünsche viel Glück zu seiner Arbeit. Grüßen Sie ihn herzlich von mir. Alles empfiehlt sich Ihnen herzlich.
Sch.
N. S.
Cotta schickte mir nicht mehr als diese zwei Horen. Ich glaube, daß ich Ihnen deren drei zu schicken hatte.
65. An Schiller.
Ehe mein Paket abgeht erhalt’ ich das Ihrige, und nun noch einige Worte.
Von den Elegien soll morgen Abend mit der reitenden Post etwas abgehen: ich wünsche, daß ja kein Unfall Ihren Aufsatz unterbrechen möge. Zum siebenten Stück kann ich Ihnen nahe an zwei Bogen versprechen.
Lassen Sie uns nur unsern Gang unverrückt fortgehen; wir wissen was wir geben können und wen wir vor uns haben. Ich kenne das Possenspiel des deutschen Autorwesens schon zwanzig Jahre in-und auswendig; es muß nur fortgespielt werden, weiter ist dabei nichts zu sagen.
R. ist nicht abzuweisen, aber seine Zudringlichkeit werden Sie sehr in Schranken halten müssen.
Luise habe ich noch nicht gesehen; Sie werden mir eine Gefälligkeit erzeigen sie zu schicken. Ich lege Ihnen einen Band von Herders Terpsichore bei, den ich mir bald zurück erbitte und der Ihnen viel Freude machen wird.
Mein Uebel ist wieder ziemlich vorüber. Ich hatte mich schon eingerichtet, Sie wenigstens auf einen halben Tag zu besuchen; nun muß ich es bis auf Trinitatis anstehen lassen. Die nächsten vierzehn Tage halten mich die Proben von Claudine fest.
Leben Sie recht wohl und grüßen Sie unsre Freunde.
Im Moniteur steht, daß Deutschland hauptsächlich wegen der Philosophie berühmt sei, und daß ein Mr. Kant und sein Schüler Mr. Fichte den Deutschen eigentlich die Lichter aufsteckten.
Weimar den 16. Mai 1795.
G.
Mit den Exemplaren der Horen sind wir nicht ganz in Ordnung. Es hat indeß so viel nicht zu sagen; Herr Cotta ist ja wohl so artig, am Ende des halben Jahres zu completiren.
66. An Schiller.
Hier erhalten Sie, mein Werthester, endlich den zweiten Band Wilhelms. Ich wünsche ihm auch bei seiner öffentlichen Erscheinung die Fortdauer Ihrer Neigung. Ich suche nun das fünfte Buch in Ordnung zu bringen, und da das sechste schon fertig ist, so hoffe ich vor Ende dieses Monats mich für diesen Sommer frei gearbeitet zu haben. Ich wünsche bald zu hören wie es Ihnen gelingt.
Beiliegende Exemplare bitte ich nach der Aufschrift gefällig zu vertheilen.
Leben Sie recht wohl.
Weimar den 16. Mai 1795.
G.
67. An Schiller.
Hier, mein Werthester, die Elegien. Die zwei sind ausgelassen. Die angezeichnete Stelle in der sechsten habe ich stehen lassen. Man versteht sie nicht, das ist wohl wahr; aber man braucht ja auch Noten, zu einem alten nicht allein, sondern auch zu einem benachbarten Schriftsteller.
Wolfs Vorrede zur Ilias habe ich gelesen, sie ist interessant genug, hat mich aber schlecht erbaut. Die Idee mag gut sein und die Bemühung ist respektabel, wenn nur nicht diese Herrn, um ihre schwachen Flanken zu decken, gelegentlich die fruchtbarsten Gärten des ästhetischen Reichs verwüsten und in leidige Verschanzungen verwandeln müßten. Und am Ende ist mehr subjektives als man denkt in diesem ganzen Krame. Ich freue mich bald mit Ihnen darüber zu sprechen. Eine tüchtige Epistel habe ich diesen Freunden dereinst zugedacht .
Herr v. Humboldt hat uns durch seinen Besuch gestern aufs angenehmste überrascht. Grüßen Sie ihn aufs beste.
Leben Sie recht wohl. Die übrigen Elegien folgen, und ich, will’s Gott, bald auch .
Weimar den 17. Mai 1795.
G.
Die Einrichtung des Drucks überlasse ich Ihnen ganz. Vielleicht lassen sie sich noch schicklich rücken.