Kitabı oku: «Maria Stuart», sayfa 3

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Achter Auftritt

Burleigh. Paulet.

Burleigh. Sie trotzt uns – wird uns trotzen, Ritter Paulet,

Bis an die Stufen des Schafotts – Dies stolze Herz

Ist nicht zu brechen – Überraschte sie

Der Urtelspruch? Saht Ihr sie eine Träne

Vergießen? Ihre Farbe nur verändern?

Nicht unser Mitleid ruft' sie an. Wohl kennt sie

Den Zweifelmut der Königin von England,

Und unsre Furcht ist's, was sie mutig macht.

Paulet. Lord Großschatzmeister! Dieser eitle Trotz wird schnell

Verschwinden, wenn man ihm den Vorwand raubt.

Es sind Unziemlichkeiten vorgegangen

In diesem Rechtsstreit, wenn ich's sagen darf.

Man hätte diesen Babington und Tichburn

Ihr in Person vorführen, ihre Schreiber

Ihr gegenüberstellen sollen.

Burleigh (schnell). Nein!

Nein, Ritter Paulet! Das war nicht zu wagen.

Zu groß ist ihre Macht auf die Gemüter

Und ihrer Tränen weibliche Gewalt.

Ihr Schreiber Kurl, ständ' er ihr gegenüber,

Käm' es dazu, das Wort nun auszusprechen,

An dem ihr Leben hängt – er würde zaghaft

Zurückziehn, sein Geständnis widerrufen –

Paulet. So werden Englands Feinde alle Welt

Erfüllen mit gehässigen Gerüchten,

Und des Prozesses festliches Gepräng'

Wird als ein kühner Frevel nur erscheinen.

Burleigh. Dies ist der Kummer unsrer Königin –

Daß diese Stifterin des Unheils doch

Gestorben wäre, ehe sie den Fuß

Auf Englands Boden setzte!

Paulet. Dazu sag ich Amen.

Burleigh. Daß Krankheit sie im Kerker aufgerieben!

Paulet. Viel Unglück hätt' es diesem Land erspart.

Burleigh. Doch, hätt' auch gleich ein Zufall der Natur

Sie hingerafft – wir hießen doch die Mörder.

Paulet. Wohl wahr. Man kann den Menschen nicht verwehren,

Zu denken, was sie wollen.

Burleigh. Zu beweisen wär's

Doch nicht und würde weniger Geräusch erregen –

Paulet. Mag es Geräusch erregen! Nicht der laute,

Nur der gerechte Tadel kann verletzen.

Burleigh. Oh! auch die heilige Gerechtigkeit

Entflieht dem Tadel nicht. Die Meinung hält es

Mit dem Unglücklichen, es wird der Neid

Stets den obsiegend Glücklichen verfolgen.

Das Richterschwert, womit der Mann sich ziert,

Verhaßt ist's in der Frauen Hand. Die Welt

Glaubt nicht an die Gerechtigkeit des Weibes,

Sobald ein Weib das Opfer wird. Umsonst,

Daß wir, die Richter, nach Gewissen sprachen!

Sie hat der Gnade königliches Recht.

Sie muß es brauchen; unerträglich ist's,

Wenn sie den strengen Lauf läßt dem Gesetze!

Paulet. Und also –

Burleigh. (rasch einfallend).

Also soll sie leben? Nein!

Sie darf nicht leben! Nimmermehr! Dies, eben

Dies ist's, was unsre Königin beängstigt –

Warum der Schlaf ihr Lager flieht – Ich lese

In ihren Augen ihrer Seele Kampf;

Ihr Mund wagt ihre Wünsche nicht zu sprechen,

Doch vielbedeutend fragt ihr stummer Blick:

Ist unter allen meinen Diener keiner,

Der die verhaßte Wahl mir spart, in ew'ger Furcht

Auf meinem Thron zu zittern, oder grausam

Die Königin, die eigne Blutsverwandte

Dem Beil zu unterwerfen?

Paulet. Das ist nun die Notwendigkeit, steht nicht zu ändern.

Burleigh. Wohl stünd's zu ändern, meint die Königin,

Wenn sie nur aufmerksamre Diener hätte.

Paulet. Aufmerksamre?

Burleigh. Die einen stummen Auftrag

Zu deuten wissen.

Paulet. Einen stummen Auftrag!

Burleigh. Die, wenn man ihnen eine gift'ge Schlange

Zu hüten gab, den anvertrauten Feind

Nicht wie ein heilig teures Kleinod hüten.

Paulet (bedeutungsvoll).

Ein hohes Kleinod ist der gute Name,

Der unbescholtne Ruf der Königin,

Den kann man nicht zu wohl bewachen, Sir!

Burleigh. Als man die Lady von dem Shrewsbury

Wegnahm und Ritter Paulets Hut vertraute,

Da war die Meinung –

Paulet. Ich will hoffen, Sir,

Die Meinung war, daß man den schwersten Auftrag

Den reinsten Händen übergeben wollte.

Bei Gott! Ich hätte dieses Schergenamt

Nicht übernommen, dächt' ich nicht, daß es

Den besten Mann in England forderte.

Laßt mich nicht denken, daß ich's etwas anderm

Als meinem reinen Rufe schuldig bin.

Burleigh. Man breitet aus, sie schwinde, läßt sie kränker

Und kränker werden, endlich still verscheiden,

So stirbt sie in der Menschen Angedenken –

Und Euer Ruf bleibt rein.

Paulet. Nicht mein Gewissen.

Burleigh. Wenn Ihr die eigne Hand nicht leihen wollt,

So werdet Ihr der fremden doch nicht wehren –

Paulet (unterbricht ihn).

Kein Mörder soll sich ihrer Schwelle nahn,

Solang die Götter meines Dachs sie schützen.

Ihr Leben ist mir heilig, heil'ger nicht

Ist mir das Haupt der Königin von England.

Ihr seid die Richter! Richtet! Brecht den Stab!

Und wenn es Zeit ist, laßt den Zimmerer

Mit Axt und Säge kommen, das Gerüst

Aufschlagen – für den Sheriff und den Henker

Soll meines Schlosses Pforte offen sein.

Jetzt ist sie zur Bewahrung mit vertraut,

Und seid gewiß, ich werde sie bewahren,

Daß sie nichts böses tun soll, noch erfahren!

(Gehen ab).

Zweiter Aufzug

Der Palast zu Westminster.

Erster Auftritt

Der Graf von Kent und Sir William Davison begegnen einander.

Davison. Seid Ihr's, Mylord von Kent? Schon vom Turnierplatz

Zurück, und ist die Festlichkeit zu Ende?

Kent. Wie? Wohntet Ihr dem Ritterspiel nicht bei?

Davison. Mich hielt mein Amt.

Kent. Ihr habt das schönste Schauspiel

Verloren, Sir, das der Geschmack ersonnen

Und edler Anstand ausgeführt – denn wißt!

Es wurde vorgestellt die keusche Festung

Der Schönheit, wie sie vom Verlangen

Berennt wird – Der Lord Marschall, Oberrichter,

Der Seneschall nebst zehen andern Rittern

Der Königin verteidigten die Festung,

Und Frankreichs Kavaliere griffen an.

Voraus erschien ein Herold, der das Schloß

Aufforderte in einem Madrigale,

Und von dem Wall antwortete der Kanzler.

Drauf spielte das Geschütz, und Blumensträuße,

Wohlriechend köstliche Essenzen wurden

Aus niedlichen Feldstücken abgefeuert.

Umsonst! die Stürme wurden abgeschlagen,

Und das Verlangen mußte sich zurückziehn.

Davison. Ein Zeichen böser Vorbedeutung, Graf,

Für die französische Brautwerbung.

Kent. Nun, nun, das war ein Scherz – Im Ernste, denk ich,

Wird sich die Festung endlich doch ergeben.

Davison. Glaubt Ihr? Ich glaub es nimmermehr.

Kent. Die schwierigsten Artikel sind bereits

Berichtigt und von Frankreich zugestanden.

Monsieur begnügt sich, in verschlossener

Kapelle seinen Gottesdienst zu halten

Und öffentlich die Reichsreligion

Zu ehren und zu schützen – Hättet Ihr den Jubel

Des Volks gesehn, als diese Zeitung sich verbreitet!

Denn dieses war des Landes ew'ge Furcht,

Sie möchte sterben ohne Leibeserben

Und England wieder Papstes Fesseln tragen,

Wenn ihr die Stuart auf dem Throne folgte.

Davison. Der Furcht kann es entledigt sein – Sie geht Ins Brautgemach, die Stuart geht zum Tode.

Kent. Die Königin kommt!

Zweiter Auftritt

Die Vorigen. Elisabeth, von Leicester geführt. Graf Aubespine, Bellievre, Graf Shrewsbury, Lord Burleigh mit noch andern französischen und englischen Herren treten auf.

Elisabeth (Zu Aubespine).

Graf! Ich beklage diese edeln Herrn,

Die ihr galanter Eifer über Meer

Hiehergeführt, daß sie die Herrlichkeit

Des Hofs von Saint Germain bei mir vermissen.

Ich kann so prächt'ge Götterfeste nicht

Erfinden als die königliche Mutter

Von Frankreich – Ein gesittet fröhlich Volk,

Das sich, sooft ich öffentlich mich zeige,

Mit Segnungen um meine Sänfte drängt,

Dies ist das Schauspiel, das ich fremden Augen

Mit ein'gem Stolze zeigen kann. Der Glanz

Der Edelfräulein,die im Schönheitsgarten

Der Katharina blühn,verbärge nur

Mich selber und mein schimmerlos Verdienst.

Aubespine. Nur eine Dame zeigt Westminsterhof Dem überraschten Fremden – aber alles, Was an dem reizenden Geschlecht entzückt, Stellt sich versammelt dar in dieser einen.

Bellievre. Erhabne Majestät von Engelland,

Vergönne, daß wir unsern Urlaub nehmen

Und Monsieur, unsern königlichen Herrn,

Mit der ersehnten Freudenpost beglücken.

Ihn hat des Herzens heiße Ungeduld

Nicht in Paris gelassen, er erwartet

Zu Amiens die Boten seines Glücks,

Und bis nach Calais reichen seine Posten,

Das Jawort, das dein königlicher Mund

Aussprechen wird, mit Flügelschnelligkeit

Zu seinem trunknen Ohre hinzutragen.

Elisabeth. Graf Bellievre, dringt nicht weiter in mich.

Nicht Zeit ist's jetzt, ich wiederhol es Euch,

Die freud'ge Hochzeitfackel anzuzünden.

Schwarz hängt der Himmel über diesem Land,

Und besser ziemte mir der Trauerflor

Als das Gepränge bräutlicher Gewänder.

Denn nahe droht ein jammervoller Schlag

Mein Herz zu treffen und mein eignes Haus.

Bellievre. Nur dein Versprechen gib uns, Königin,

In frohern Tagen folge die Erfüllung.

Elisabeth. Die Könige sind nur Sklaven ihres Standes,

Dem eignen Herzen dürfen sie nicht folgen.

Mein Wunsch war's immer, unvermählt zu sterben,

Und meinen Ruhm hätt' ich darein gesetzt,

Daß man dereinst auf meinem Grabstein läse:

" Hier ruht die jungfräuliche Königin."

Doch meine Untertanen wollen's nicht,

Sie denken jetzt schon fleißig an die Zeit,

Wo ich dahin sein werde – Nicht genug,

Daß jetzt der Segen dieses Land beglückt, Auch ihrem künft'gen Wohl soll ich mich opfern, Auch meine jungfräuliche Freiheit soll ich, Mein höchstes Gut, hingeben für mein Volk, Und der Gebieter wird mir aufgedrungen. Es zeigt mir dadurch an, daß ich ihm nur Ein Weib bin, und ich meinte doch, regiert Zu haben wie ein Mann und wie ein König. Wohl weiß ich, daß man Gott nicht dient, wenn man Die Ordnung der Natur verläßt, und Lob Verdienen sie, die vor mir hier gewaltet, Daß sie die Klöster aufgetan und tausend Schlachtopfer einer falschverstandnen Andacht Den Pflichten der Natur zurückgegeben. Doch eine Königin, die ihre Tage Nicht ungenützt in müßiger Beschauung Verbringt, die unverdrossen, unermüdet Die schwerste aller Pflichten übt, die sollte Von dem Naturzweck ausgenommen sein, Der eine Hälfte des Geschlechts der Menschen Der andern unterwürfig macht –

Aubespine. Jedwede Tugend, Königin,hast du

Auf deinem Thron verherrlicht, nichts ist übrig,

Als dem Geschlechte, dessen Ruhm du bist,

Auch noch in seinen eigensten Verdiensten

Als Muster vorzuleuchten. Freilich lebt

Kein Mann auf Erden, der es würdig ist,

Daß du die Freiheit ihm zum Opfer brächtest.

Doch wenn Geburt, wenn Hoheit, Heldentugend

Und Männerschönheit einen Sterblichen

Der Ehre würdig machen, so –

Elisabeth. Kein Zweifel,

Herr Abgesandter, daß ein Ehebündnis

Mit einem königlichen Sohne Frankreichs

Mich ehrt! Ja, ich gesteh es unverhohlen,

Wenn es sein muß – wenn ich's nicht ändern kann, Dem Dringen meines Volkes nachzugeben – Und es wird stärker sein als ich, befürcht ich – So kenn ich in Europa keinen Fürsten, Dem ich mein höchstes Kleinod, meine Freiheit, Mit minderm Widerwillen opfern würde. Laßt dies Geständnis Euch Genüge tun.

Bellievre. Es ist die schönste Hoffnung, doch es ist Nur eine Hoffnung, und mein Herr wünscht mehr –

Elisabeth. Was wünscht er?

(Sie zieht einen Ring vom Finger und betrachtet ihn nachdenkend)

Hat die Königin doch nichts

Voraus vor dem gemeinen Bürgerweibe!

Das gleiche Zeichen weist auf gleiche Pflicht,

Auf gleiche Dienstbarkeit – Der Ring macht Ehen,

Und Ringe sind's die eine Kette machen.

– Bringt Seiner Hoheit dies Geschenk. Es ist

Noch keine Kette, bindet mich nicht,

Doch kann ein Reif draus werden, der mich bindet.

Bellievre (kniet nieder, den Ring empfangend).

In seinem Namen, große Königin,

Empfang ich knieend dies Geschenk und drücke

Den Kuß der Huldigung auf meiner Fürstin Hand!

Elisabeth. (zum Grafen Leicester, den sie während der letzten Rede unverwandt betrachtet hat).

Erlaubt, Mylord!

(Sie nimmt ihm das blaue Band ab und hängt es dem Bellievre um.)

Bekleidet seine Hoheit

Mit diesem Schmuck, wie ich Euch hier damit

Bekleide und in meines Ordens Pflichten nehme.

Honny soit qui mal y pense! – Es schwinde

Der Argwohn zwischen beiden Nationen,

Und ein vertraulich Band umschlinge fortan

Die Kronen Frankreich und Britannien!

Aubespine. Erhabne Königin, dies ist ein Tag

Der Freude! Möcht' er's allen sein, und möchte

Kein Leidender auf dieser Insel trauern!

Die Gnade glänzt auf deinem Angesicht,

Oh! daß ein Schimmer ihres heitern Lichts

Auf ein unglücksvolle Fürstin fiele,

Die Frankreich und Britannien gleich nahe

Angeht –

Elisabeth. Nicht weiter, Graf! Vermengen wir

Nicht zwei ganz unvereinbare Geschäfte.

Wenn Frankreich ernstlich meinen Bund verlangt,

Muß es auch meine Sorgen mit mir teilen

Und meiner Feinde Freund nicht sein –

Aubespine. Unwürdig

In deinen eignen Augen würd'es handeln,

Wenn es die Unglückselige, die Glaubens-

Verwandte und die Witwe seines Königs

In diesem Bund vergäße – Schon die Ehre,

Die Menschlichkeit verlangt –

Elisabeth. In diesem Sinn

Weiß ich sein Fürwort nach Gebühr zu schätzen.

Frankreich erfüllt die Freundespflicht; mir wird

Verstattet sein, als Königin zu handeln.

(Sie neigt sich gegen die französischen Herren,welche sich mit den übrigen Lords ehrfurchtsvoll entfernen.)

Dritter Auftritt

Elisabeth. Leicester. Burleigh. Talbot.

(Die Königin setzt sich.)

Burleigh. Ruhmvolle Königin! Du krönest heut

Die heißen Wünsche deines Volks. Nun erst

Erfreun wir uns der segenvollen Tage,

Die du uns schenkst, da wir nicht zitternd mehr

In ein stürmevolle Zukunft schauen.

Nur eine Sorge kümmert noch dies Land, Ein Opfer ist's, das alle Stimmen fordern. Gewähr auch dieses, und der heut'ge Tag Hat Englands Wohl auf immerdar gegründet.

Elisabeth. Was wünscht mein Volk noch? Sprecht, Mylord.

Burleigh. Es fordert

Das Haupt der Stuart – Wenn du deinem Volk

Der Freiheit köstliches Geschenk, das teuer

Erworbne Licht der Wahrheit willst versichern,

So muß sie nicht mehr sein – Wenn wir nicht ewig Für dein kostbares Leben zittern sollen, So muß die Feindin untergehen! – Du weißt es, Nicht alle deine Briten denken gleich, Noch viele heimliche Verehrer zählt Der röm'sche Götzendienst auf dieser Insel. Die alle nähren feindliche Gedanken, Nach dieser Stuart steht ihr Herz, sie sind Im Bunde mit den lothtringischen Brüdern, Den unversöhnten Feinden deines Namens. Die ist von dieser wütenden Partei Der grimmige Vertilgungskrieg geschworen, Den man mit falschen Höllenwaffen führt. Zu Reims, dem Bischofssitz des Kardinals, Dort ist das Rüsthaus, wo sie Blitze schmieden, Dort wird der Königsmord gelehrt – Vor dort Geschäftig senden sie nach deiner Insel Die Missionen aus, entschloßne Schwärmer, In allerlei Gewand vermummt – Von dort Ist schon der dritte Mörder ausgegangen, Und unerschöpflich, ewig neu erzeugen Verborgne Feinde sich aus diesem Schlunde. – Und in dem Schloß zu Fotheringhay sitzt Die Ate dieses ew'gen Kriegs, die mit Der Liebesfackel dieses Reich entzündet. Für sie, die schmeichelnd jedem Hoffnung gibt, Weiht sich die Jugend dem gewissen Tod – Sie zu befreien, ist die Losung; sie Auf deinen Thron zu setzen, ist der Zweck. Denn dies Geschlecht der Lothringer erkennt Dein heilig Recht nicht an, du heißest ihnen Nur eine Räuberin desThrons, gekrönt Vom Glück! Sie waren's, die die Törichte Verführt, sich Englands Königin zu schreiben. Kein Friede ist mit ihr und ihrem Stamm! Du mußt den Streich erleiden oder führen. Ihr Leben ist dein Tod! Ihr Tod dein Leben!

Elisabeth. Mylord! Ein traurig Amt verwaltet Ihr.

Ich kenne Eures Eifers reinen Trieb,

Weiß, daß gediegne Weisheit aus Euch redet;

Doch diese Weisheit, welche Blut befiehlt,

Ich hasse sie in meiner tiefsten Seele.

Sinnt einen mildern Rat aus – Edler Lord

Von Shrewsbury! Sagt Ihr uns Eure Meinung.

Talbot. Du gabst dem Eifer ein gebührend Lob,

Der Burleighs treue Brust beseelt – Auch mir,

Strömt es mir gleich nicht so beredt vom Munde,

Schlägt in der Brust kein minder treues Herz.

Mögst du noch lange leben, Königin,

Die Freude deines Volks zu sein, das Glück

Des Friedens diesem Reiche zu verlängern.

So schöne Tage hat dies Eiland nie

Gesehn, seit eigne Fürsten es regieren.

Mög' es sein Glück mit seinem Ruhme nicht

Erkaufen! Möge Talbots Auge wenigstens

Geschlossen sein, wenn dies geschieht!

Elisabeth. Verhüte Gott, daß wir den Ruhm befleckten!

Talbot. Nun dann, so wirst du auf ein ander Mittel sinnen,

Dies Reich zu retten – denn die Hinrichtung

Der Stuart ist ein ungerechtes Mittel.

Du kannst das Urteil über die nicht sprechen, Die dir nicht untertänig ist.

Elisabeth. So irrt

Mein Staatsrat und mein Parlament, im Irrtum

Sind alle Richterhöfe dieses Landes,

Die mir dies Recht einstimmig zuerkannt –

Talbot. Nicht Stimmenmehrheit ist des Rechtes Probe,

England ist nicht die Welt, dein Parlament

Nicht der Verein der menschlichen Geschlechter.

Dies heut'ge England ist das künft'ge nicht,

Wie's das vergangne nicht mehr ist – Wie sich

Die Neigung anders wendet, also steigt

Und fällt des Urteils wandelbare Woge. Sag nicht, du müssest der Notwendigkeit Gehorchen und dem Dringen deines Volks. Sobald du willst, in jedem Augenblick Kannst du erproben, daß dein Wille frei ist. Versuch's! Erkläre, daß du Blut verabscheust, Der Schwester Leben willst gerettet sehn, Zeig denen, die dir anders raten wollen, Die Wahrheit deines königlichen Zorns – Schnell wirst du die Notwendigkeit verschwinden Und Recht in Unrecht sich verwandeln sehn. Du selbst mußt richten, du allein. Du kannst dich Auf dieses unstet schwanke Rohr nicht lehnen. Der eignen Milde folge du getrost. Nicht Strenge legte Gott ins weiche Herz Des Weibes – Und die Stifter dieses Reichs, Die auch dem Weib die Herrscherzügel gaben, Sie zeigten an, daß Strenge nicht die Tugend Der Könige soll sein in diesem Lande.

Elisabeth. Ein warmer Anwalt ist Graf Shrewsbury

Für meine Feindin und des Reichs. Ich ziehe

Die Räte vor, die meine Wohlfahrt lieben.

Talbot. Man gönnt ihr keinen Anwalt, niemand wagt's,

Zu ihrem Vorteil sprechend, deinem Zorn

Sich bloßzustellen – So vergönne mir,

Dem alten Manne, den am Grabesrand

Kein irdisch Hoffen mehr verführen kann,

Daß ich die Aufgegebene beschütze.

Man soll nicht sagen, daß in deinem Staatsrat

Die Leidenschaft, die Selbstsucht eine Stimme

Gehabt, nur die Barmherzigkeit geschwiegen.

Verbündet hat sich alles wider sie,

Du selber hast ihr Antlitz nie gesehn,

Nichts spricht in deinem Herzen für die Fremde.

– Nicht ihrer Schuld red ich das Wort. Man sagt,

Sie habe den Gemahl ermorden lassen;

Wahr ist's, daß sie den Mörder ehlichte.

Ein schweres Verbrechen! – Aber es geschah

In einer finster unglücksvollen Zeit,

Im Angstgedränge bürgerlichen Kriegs,

Wo sie, die Schwache, sich umrungen sah

Von heftigdringenden Vasallen, sich

Dem Mutvollstärksten in die Arme warf –

Wer weiß, durch welcher Künste Macht besiegt?

Denn ein gebrechlich Wesen ist das Weib.

Elisabeth. Das Weib ist nicht schwach. Es gibt starke Seelen

In dem Geschlecht – Ich will in meinem Beisein

Nichts von der Schwäche des Geschlechtes hören.

Talbot. Dir war das Unglück eine stenge Schule.

Nicht seine Freudenseite kehrte dir Das Leben zu. Du sahest keinen Thron Von ferne, nur das Grab zu deinen Füßen. Zu Woodstock war's und in des Towers Nacht, Wo dich der gnäd'ge Vater dieses Landes Zur ersten Pflicht durch Trübsal auferzog. Dort suchte dich der Schmeichler nicht. Früh lernte, Vom eiteln Weltgeräusche nicht zerstreut, Dein Geist sich sammeln, denkend in sich gehn Und diesen Lebens wahre Güter schätzen. – Die Arme rettete kein Gott. Ein zartes Kind Ward sich verpflanzt nach Frankreich, an den Hof Des Leichtsinns, der gedankenlosen Freude. Dort in der Feste ew'ger Trunkenheit Vernahm sie nie der Wahrheit ernste Stimme. Geblendet ward sie von der Laster Glanz Und fortgeführt vom Strome des Verderbens. Ihr ward der Schönheit eitles Gut zuteil, Sie überstrahlte blühen alle Weiber, Und durch Gestalt nicht minder als Geburt – –

Elisabeth. Kommt zu Euch selbst, Mylord von Shrewsbury!

Denkt, daß wir hier im ernsten Rate sitzen.

Das müssen Reize sondergleichen sein,

Die einen Greis in solches Feuer setzen.

– Mylord von Leicester! Ihr allein schweigt still?

Was ihn beredt macht, bindet's Euch die Zunge?

Leicester. Ich schweige für Erstaunen, Königin,

Daß man dein Ohr mit Schrecknissen erfüllt,

Daß diese Märchen, die in Londons Gassen

Den gläub'gen Pöbel ängstigen, bis herauf

In deines Staatsrats heitre Mitte steigen

Und weise Männer ernst beschäftigen.

Verwunderung ergreift micht, ich gesteh's,

Daß diese länderlose Königin

Von Schottland, die den eignen kleinen Thron

Nicht zu behaupten wußte, ihrer eignen

Vasallen Spott, der Auswurf ihres Landes,

Dein Schrecken wird auf einmal im Gefängnis!

– Was, beim Allmächt'gen! machte sie dir furchtbar?

Daß sie dies Reich in Anspruch nimmt? daß dich

Die Guisen nicht als Königin erkennen?

Kann dieser Guisen Wiederspruch das Recht

Entkräften, das Geburt dir gab, der Schluß

Der Parlamente dir bestätigte?

Ist sie durch Heinrichs letzten Willen nicht Stillschweigend abgewiesen, und wird England, So glücklich im Genuß des neuen Lichts, Sich der Papistin in die Arme werfen? Von dir, der angebeteten Monarchin, Zu Darnleys Mörderin hinüberlaufen? Was wollen diese ungestümen Menschen, Die dich noch lebend mit der Erbin quälen, Dich nicht geschwind genug vermählen können, Um Staat und Kirche von Gefahr zu retten? Stehst du nicht blühend da in Jugendkraft, Welkt jene nicht mit jedem Tag zum Grabe? Bei Gott! Du wirst, ich hoff's, noch viele Jahre Auf ihrem Grabe wandeln, ohne daß Du selber sie hinabzustürzen brauchtest –

Burleigh. Lord Leicester hat nicht immer so geurteilt.

Leicester. Wahr ist's, ich habe selber meine Stimme

Zu ihrem Tod gegeben im Gericht. – Im Staatsrat sprech ich anders. Hier ist nicht Die Rede von dem Recht, nur von dem Vorteil. Ist's jetzt die Zeit, von ihr Gefahr zu fürchten, Da Frankreich sie verläßt, ihr einz'ger Schutz, Da du den Königssohn mit deiner Hand Beglücken willst, die Hoffnung eines neuen Regentenstammes diesem Lande blüht? Wozu sie also töten? Sie ist tot! Verachtung ist der wahre Tod. Verhüte, Daß nicht das Mitleid sie ins Leben rufe! Drum ist mein Rat: Man lasse die Sentenz, Die ihr das Haupt abspricht, in voller Kraft Bestehn! Sie lebe – aber unterm Beile Des Henkers lebe sie, und schnell, wie sich Ein Arm für sie bewaffnet, fall' es nieder.

Elisabeth (steht auf).

Mylords, ich hab nun eure Meinungen

Gehört und sag euch Dank für euren Eifer.

Mit Gottes Beistand, der die Könige

Erleuchtet, will ich eure Gründe prüfen

Und wählen, was das Bessere mir dünkt.

Türler ve etiketler

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