Kitabı oku: «Die Piccolomini», sayfa 5
Fünfter Auftritt
Thekla und Max Piccolomini.
Thekla. (sobald die Gräfin sich entfernt hat, schnell und heimlich zu Piccolomini)
Trau ihnen nicht. Sie meinen's falsch.
Max
Sie könnten —
Thekla
Trau niemand hier als mir. Ich sah es gleich,
Sie haben einen Zweck.
Max
Zweck! Aber welchen?
Was hätten sie davon, uns Hoffnungen —
Thekla
Das weiß ich nicht. Doch glaub mir, es ist nicht
Ihr Ernst, uns zu beglücken, zu verbinden.
Max
Wozu auch diese Terzkys? Haben wir
Nicht deine Mutter? Ja, die Gütige
Verdient's, daß wir uns kindlich ihr vertrauen.
Thekla
Sie liebt dich, schätzt dich hoch vor allen andern,
Doch nimmer hätte sie den Mut, ein solch
Geheimnis vor dem Vater zu bewahren.
Um ihrer Ruhe willen muß es ihr
Verschwiegen bleiben.
Max
Warum überall
Auch das Geheimnis? Weißt du, was ich tun will?
Ich werfe mich zu deines Vaters Füßen,
Er soll mein Glück entscheiden, er ist wahrhaft,
Ist unverstellt und haßt die krummen Wege,
Er ist so gut, so edel —
Thekla
Das bist du!
Max
Du kennst ihn erst seit heut. Ich aber lebe
Schon zehen Jahre unter seinen Augen.
Ist's denn das erste Mal, daß er das Seltne,
Das Ungehoffte tut? Es sieht ihm gleich,
Zu überraschen wie ein Gott, er muß
Entzücken stets und in Erstaunen setzen.
Wer weiß, ob er in diesem Augenblick
Nicht mein Geständnis, deines bloß erwartet,
Uns zu vereinigen – Du schweigst? Du siehst
Mich zweifelnd an? Was hast du gegen deinen Vater?
Thekla
Ich? Nichts – Nur zu beschäftigt find ich ihn,
Als daß er Zeit und Muße könnte haben,
An unser Glück zu denken.
(Ihn zärtlich bei der Hand fassend.)
Folge mir!
Laß nicht zu viel uns an die Menschen glauben.
Wir wollen diesen Terzkys dankbar sein
Für jede Gunst, doch ihnen auch nicht mehr
Vertrauen, als sie würdig sind, und uns
Im übrigen – auf unser Herz verlassen.
Max
Oh! werden wir auch jemals glücklich werden!
Thekla
Sind wir's denn nicht? Bist du nicht mein? Bin ich
Nicht dein? – In meiner Seele lebt
Ein hoher Mut, die Liebe gibt ihn mir —
Ich sollte minder offen sein, mein Herz
Dir mehr verbergen, also will's die Sitte.
Wo aber wäre Wahrheit hier für dich,
Wenn du sie nicht auf meinem Munde findest?
Wir haben uns gefunden, halten uns
Umschlungen, fest und ewig. Glaube mir!
Das ist um vieles mehr, als sie gewollt.
Drum laß es uns wie einen heil'gen Raub
In unsers Herzens Innerstem bewahren.
Aus Himmels Höhen fiel es uns herab,
Und nur dem Himmel wollen wir's verdanken.
Es kann ein Wunder für uns tun.
Sechster Auftritt
Gräfin Terzky zu den Vorigen.
Gräfin. (pressiert)
Mein Mann schickt her. Es sei die höchste Zeit.
Er soll zur Tafel —
(Da jene nicht darauf achten, tritt sie zwischen sie.)
Trennt euch!
Thekla
Oh! nicht doch!
Es ist ja kaum ein Augenblick.
Gräfin
Die Zeit vergeht Euch schnell, Prinzessin Nichte.
Max
Es eilt nicht, Base.
Gräfin
Fort! Fort! Man vermißt Sie.
Der Vater hat sich zweimal schon erkundigt.
Thekla
Ei nun! der Vater!
Gräfin
Das versteht Ihr, Nichte.
Thekla
Was soll er überall bei der Gesellschaft?
Es ist sein Umgang nicht, es mögen würd'ge,
Verdiente Männer sein, er aber ist
Für sie zu jung, taugt nicht in die Gesellschaft.
Gräfin
Ihr möchtet ihn wohl lieber ganz behalten?
Thekla. (lebhaft)
Ihr habt's getroffen. Das ist meine Meinung.
Ja, laßt ihn ganz hier, laßt den Herren sagen —
Gräfin
Habt Ihr den Kopf verloren, Nichte? – Graf!
Sie wissen die Bedingungen.
Max
Ich muß gehorchen, Fräulein. Leben Sie wohl.
(Da Thekla sich schnell von ihm wendet.)
Was sagen Sie?
Thekla. (ohne ihn anzusehen)
Nichts. Gehen Sie.
Max
Kann ich's,
Wenn Sie mir zürnen —
(Er nähert sich ihr, ihre Augen begegnen sich, sie steht einen Augenblick schweigend, dann wirft sie sich ihm an die Brust, er drückt sie fest an sich.)
Gräfin
Weg! Wenn jemand käme!
Ich höre Lärmen – Fremde Stimmen nahen.
(Max reißt sich aus ihren Armen und geht, die Gräfin begleitet ihn. Thekla folgt ihm anfangs mit den Augen, geht unruhig durch das Zimmer und bleibt dann in Gedanken versenkt stehen. Eine Gitarre liegt auf dem Tisch, sie ergreift sie, und nachdem sie eine Weile schwermütig präludiert hat, fällt sie in den Gesang.)
Siebenter Auftritt
Thekla. (spielt und singt)
Der Eichwald brauset, die Wolken ziehn,
Das Mägdlein wandelt an Ufers Grün,
Es bricht sich die Welt mit Macht, mit Macht,
Und sie singt hinaus in die finstre Nacht.
Das Auge von Weinen getrübet.
Das Herz ist gestorben, die Welt ist leer,
Und weiter gibt sie dem Wunsche nichts mehr.
Du Heilige, rufe dein Kind zurück,
Ich habe genossen das irdische Glück,
Ich habe gelebt und geliebet.
Achter Auftritt
Gräfin kommt zurück. Thekla.
Gräfin
Was war das, Fräulein Nichte? Fy! Ihr werft Euch
Ihm an den Kopf. Ihr solltet Euch doch, dächt' ich,
Mit Eurer Person ein wenig teurer machen.
Thekla. (indem sie aufsteht)
Was meint Ihr, Tante?
Gräfin
Ihr sollt nicht vergessen,
Wer Ihr seid, und wer er ist. Ja, das ist Euch
Noch gar nicht eingefallen, glaub ich.
Thekla
Was denn?
Gräfin
Daß Ihr des Fürsten Friedland Tochter seid.
Thekla
Nun? und was mehr?
Gräfin
Was? Eine schöne Frage!
Thekla
Was wir geworden sind, ist er geboren.
Er ist von alt lombardischem Geschlecht,
Ist einer Fürstin Sohn!
Gräfin
Sprecht Ihr im Traum?
Fürwahr! Man wird ihn höflich noch drum bitten,
Die reichste Erbin in Europa zu beglücken
Mit seiner Hand.
Thekla
Das wird nicht nötig sein.
Gräfin
Ja, man wird wohl tun, sich nicht auszusetzen.
Thekla
Sein Vater liebt ihn, Graf Octavio
Wird nichts dagegen haben —
Gräfin
Sein Vater! Seiner! Und der Eure, Nichte?
Thekla
Nun ja! Ich denk, Ihr fürchtet seinen Vater,
Weil Ihr's vor dem, vor seinem Vater, mein ich,
So sehr verheimlicht.
Gräfin. (sieht sie forschend an)
Nichte, Ihr seid falsch.
Thekla
Seid Ihr empfindlich, Tante? Oh! seid gut!
Gräfin
Ihr haltet Euer Spiel schon für gewonnen —
Jauchzt nicht zu frühe!
Thekla
Seid nur gut!
Gräfin
Es ist noch nicht so weit.
Thekla
Ich glaub es wohl.
Gräfin
Denkt Ihr, er habe sein bedeutend Leben
In kriegerischer Arbeit aufgewendet,
Jedwedem stillen Erdenglück entsagt,
Den Schlaf von seinem Lager weggebannt,
Sein edles Haupt der Sorge hingegeben,
Nur um ein glücklich Paar aus euch zu machen?
Um dich zuletzt aus deinem Stift zu ziehn,
Den Mann dir im Triumphe zuzuführen,
Der deinen Augen wohlgefällt? – Das hätt' er
Wohlfeiler habe können! Diese Saat
Ward nicht gepflanzt, daß du mit kind'scher Hand
Die Blume brächest und zu leichten Zier
An deinen Busen stecktest!
Thekla
Was er mir nicht gepflanzt, das könnte doch
Freiwillig mir die schönen Früchte tragen.
Und wenn mein gütig freundliches Geschick
Aus seinem furchtbar ungeheuren Dasein
Des Lebens Freude mir bereiten will —
Gräfin
Du siehst's wie ein verliebtes Mädchen an.
Blick um dich her. Besinn dich, wo du bist —
Nicht in ein Freudenhaus bist du getreten,
Zu keiner Hochzeit findest du die Wände
Geschmückt, der Gäste Haupt bekränzt. Hier ist
Kein Glanz als der von Waffen. Oder denkst du,
Man führte diese Tausende zusammen,
Beim Brautfest dir den Reihen aufzuführen?
Du siehst des Vaters Stirn gedankenvoll,
Der Mutter Aug' in Tränen, auf der Waage liegt
Das große Schicksal unsers Hauses!
Laß jetzt des Mädchens kindische Gefühle,
Die kleinen Wünsche hinter dir! Beweise,
Daß du des Außerordentlichen Tochter bist!
Das Weib soll sich nicht selber angehören,
An fremdes Schicksal ist sie fest gebunden;
Die aber ist die Beste, die sich Fremdes
Aneignen kann mit Wahl, an ihrem Herzen
Es trägt und pflegt mit Innigkeit und Liebe.
Thekla
So wurde mir's im Kloster vorgesagt.
Ich hatte keine Wünsche, kannte mich
Als seine Tochter nur, des Mächtigen,
Und seines Lebens Schall, der auch zu mir drang,
Gab mir kein anderes Gefühl als dies:
Ich sei bestimmt, mich leidend ihm zu opfern.
Gräfin
Das ist dein Schicksal. Füge dich ihm willig.
Ich und die Mutter geben dir das Beispiel.
Thekla
Das Schicksal hat mir den gezeigt, dem ich
Mich opfern soll; ich will ihm freudig folgen.
Gräfin
Dein Herz, mein liebes Kind, und nicht das Schicksal.
Thekla
Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme.
Ich bin die Seine. Sein Geschenk allein
Ist dieses neue Leben, das ich lebe.
Er hat ein Recht an sein Geschöpf. Was war ich,
Eh' seine schöne Liebe mich beseelte?
Ich will auch von mir selbst nicht kleiner denken
Als der Geliebte. Der kann nicht gering sein,
Der das Unschätzbare besitzt. Ich fühle
Die Kraft mit meinem Glücke mir verliehn.
Ernst liegt das Leben vor der ernsten Seele.
Daß ich mir selbst gehöre, weiß ich nun.
Den festen Willen hab ich kennen lernen,
Den unbezwinglichen, in meiner Brust,
Und an das Höchste kann ich alles setzen.
Gräfin
Du wolltest dich dem Vater widersetzen,
Wenn er es anders nun mit dir beschlossen?
– Ihm denkst du's abzuzwingen? Wisse, Kind!
Sein Nam' ist Friedland.
Thekla
Auch der meinige.
Er soll in mir die echte Tochter finden.
Gräfin
Wie? Sein Monarch, sein Kaiser zwingt ihn nicht,
Und du, sein Mädchen, wolltest mit ihm kämpfen?
Thekla
Was niemand wagt, kann seine Tochter wagen.
Gräfin
Nun wahrlich! Darauf ist er nicht bereitet.
Er hätte jedes Hindernis besiegt,
Und in dem eignen Willen seiner Tochter
Sollt' ihm der neue Streit entstehn? Kind! Kind!
Noch hast du nur das Lächeln deines Vaters,
Hast seines Zornes Auge nicht gesehen.
Wird sich die Stimme deines Widerspruchs,
Die zitternde, in seine Nähe wagen?
Wohl magst du dir, wenn du allein bist, große Dinge
Vorsetzen, schöne Rednerblumen flechten,
Mit Löwenmut den Taubensinn bewaffnen.
Jedoch versuch's! Tritt vor sein Auge hin,
Das fest auf dich gespannt ist, und sag nein!
Vergehen wirst du vor ihm, wie das zarte Blatt
Der Blume vor dem Feuerblick der Sonne.
– Ich will dich nicht erschrecken, liebes Kind!
Zum Äußersten soll's ja nicht kommen, hoff ich —
Auch weiß ich seinen Willen nicht. Kann sein,
Daß seine Zwecke deinem Wunsch begegnen.
Doch das kann nimmermehr sein Wille sein,
Daß du, die stolze Tochter seines Glücks,
Wie ein verliebtes Mädchen dich gebärdest,
Wegwerfest an den Mann, der , wenn ihm je
Der hohe Lohn bestimmt ist, mit dem höchsten Opfer,
Das Liebe bringt, dafür bezahlen soll!
(Sie geht ab.)
Neunter Auftritt
Thekla. (allein)
Dank dir für deinen Wink! Er macht
Mir meine böse Ahnung zur Gewißheit.
So ist's denn wahr? Wir haben keinen Freund
Und keine treue Seele hier – wir haben
Nichts als uns selbst. Uns drohen harte Kämpfe.
Du, Liebe, gib uns Kraft, du göttliche!
Oh! sie sagt wahr! Nicht frohe Zeichen sind's,
Die diesem Bündnis unsrer Herzen leuchten.
Das ist kein Schauplatz, wo die Hoffnung wohnt.
Nur dumpfes Kriegsgetöse rasselt hier,
Und selbst die Liebe, wie in Stahl gerüstet,
Zum Todeskampf gegürtet, tritt sie auf.
Es geht ein finstrer Geist durch unser Haus,
Und schleunig will das Schicksal mit uns enden.
Aus stiller Freistatt treibt es mich heraus,
Ein holder Zauber muß die Seele blenden.
Es lockt mich durch die himmlische Gestalt,
Ich seh sie nah und seh sie näher schweben,
Es zieht mich fort mit göttlicher Gewalt,
Dem Abgrund zu, ich kann nicht widerstreben.
(Man hört von ferne die Tafelmusik.)
Oh! wenn ein Haus im Feuer soll vergehn,
Dann treibt der Himmel sein Gewölk zusammen,
Es schießt der Blitz herab aus heitern Höhn,
Aus unterird'schen Schlünden fahren Flammen,
Blindwütend schleudert selbst der Gott der Freude
Den Pechkranz in das brennende Gebäude!
(Sie geht ab.)
Vierter Aufzug
Szene: Ein großer, festlich erleuchteter Saal, in der Mitte desselben und nach der Tiefe des Theaters eine reich ausgeschmückte Tafel, an welcher acht Generale, worunter Octavio Piccolomini, Terzky und Maradas, sitzen. Rechts und links davon, mehr nach hinten zu, noch zwei andere Tafeln, welche jede mit sechs Gästen besetzt sind. Vorwärts steht der Kredenztisch, die ganze vordere Bühne bleibt für die aufwartenden Pagen und Bedienten frei. Alles ist in Bewegung, Spielleute von Terzkys Regiment ziehen über den Schauplatz um die Tafel herum. Noch ehe sie sich ganz entfernt haben, erscheint Max Piccolomini; ihm kommt Terzky mit einer Schrift, Isolani mit einem Pokal entgegen.
Erster Auftritt
Terzky. Isolani. Max Piccolomini.
Isolani
Herr Bruder, was wir lieben! Nun, wo steckt Er?
Geschwind an Seinen Platz! Der Terzky hat
Der Mutter Ehrenweine preisgegeben,
Es geht hier zu, wie auf dem Heidelberger Schloß.
Das Beste hat Er schon versäumt. Sie teilen
Dort an der Tafel Fürstenhüte aus,
Des Eggenberg, Slawata, Lichtenstein,
Des Sternbergs Güter werden ausgeboten
Samt allen großen böhm'schen Lehen; wenn
Er hurtig macht, fällt auch für Ihn was ab.
Marsch! Setz' Er sich!
Colalto und Götz. (rufen an der zweiten Tafel)
Graf Piccolomini!
Terzky
Ihr sollt ihn haben! Gleich! – Lies diese Eidesformel,
Ob dir's gefällt, so wie wir's aufgesetzt.
Es haben's alle nach der Reih' gelesen,
Und jeder wird den Namen drunter setzen.
Max. (liest)
"Ingratis servire nefas."
Isolani
Das klingt wie ein latein'scher Spruch – Herr Bruder,
Wie heißt's auf deutsch?
Terzky
Dem Undankbaren dient kein rechter Mann!
Max
"Nachdem unser hochgebietender Feldherr, der
Durchlauchtige Fürst von Friedland, wegen vielfältig
empfangener Kränkungen, des Kaisers Dienst zu
Verlassen gemeint gewesen, auf unser einstimmiges
Bitten aber sich bewegen lassen, noch länger bei der
Armee zu verbleiben, und ohne unser Genehmhalten sich
Nicht von uns zu trennen; als verpflichten wir uns wieder
ingesamt, und jeder für sich insbesondere, anstatt eines
körperlichen Eides – auch bei ihm ehrlich und getreu zu
halten, uns auf keinerlei Weise von ihm zu trennen, und
für denselben alles das Unsrige, bis auf den letzten
Blutstropfen, aufzusetzen, so weit nämlich unser dem
Kaiser geleisteter Eid es erlauben wird.
(Die letzten Worte werden von Isolani nachgesprochen.)
Wie wir denn auch, wenn einer oder der andre, von uns, diesem
Verbündnis zuwider, sich von der gemeinen Sache
Absondern sollte, denselben als einen bundesflüchtigen
Verräter erklären, und an seinem Hab und Gut, Leib und
Leben Rache dafür zu nehmen verbunden sein wollen.
Solches bezeugen wir mit Unterschrift unsers Namens."
Terzky
Bist du gewillt, dies Blatt zu unterschreiben?
Isolani
Was sollt' er nicht! Jedweder Offizier
Von Ehre kann das – muß das – Dint' und Feder!
Terzky
Laß gut sein, bis nach der Tafel.
Isolani. (Max fortziehend)
Komm' Er, komm' Er!
(Beide gehen an die Tafel.)
Zweiter Auftritt
Terzky. Neumann.
Terzky. (winkt dem Neumann , der am Kredenztisch gewartet,
und tritt mit ihm vorwärts)
Bringst du die Abschrift, Neumann? Gib! Sie ist
Doch so verfaßt, daß man sie leicht verwechselt?
Neumann
Ich hab sie Zeil' um Zeile nachgemalt,
Nichts als die Stelle von dem Eid blieb weg,
Wie deine Exzellenz es mir geheißen.
Terzky
Gut! Leg sie dorthin, und mit dieser gleich
Ins Feuer! Was sie soll, hat sie geleistet.
(Neumann legt die Kopie auf den Tisch und tritt wieder zum Schenktisch.)
Dritter Auftritt
Illo kommt aus dem zweiten Zimmer. Terzky.
Illo
Wie ist es mit dem Piccolomini?
Terzky
Ich denke, gut. Er hat nichts eingewendet.
Illo
Er ist der einz'ge, dem ich nicht recht traue,
Er und der Vater – Habt ein Aug' auf beide!
Terzky
Wie sieht's an Eurer Tafel aus? Ich hoffe,
Ihr haltet Eure Gäste warm?
Illo
Sie sind
Ganz kordial. Ich denk, wir haben sie.
Und wie ich's Euch vorausgesagt – Schon ist
Die Red' nicht mehr davon, den Herzog bloß
Bei Ehren zu erhalten. Da man einmal
Beisammen sei, meint Montecuculi,
So müsse man in seinem eignen Wien
Dem Kaiser die Bedingung machen. Glaubt mir,
Wär's nicht um diese Piccolomini,
Wir hätten den Betrug uns können sparen.
Terzky
Was will der Buttler? Still!
Vierter Auftritt
Buttler zu den Vorigen.
Buttler. (von der zweiten Tafel kommend)
Laßt Euch nicht stören.
Ich hab Euch wohl verstanden, Feldmarschall.
Glück zum Geschäfte – und was mich betrifft,
(geheimnisvoll)
So könnt Ihr auf mich rechnen.
Illo. (lebhaft)
Können wir's?
Buttler
Mit oder ohne Klausel! gilt mir gleich!
Versteht Ihr mich? Der Fürst kann meine Treu'
Auf jede Probe setzen, sagt ihm das.
Ich bin des Kaisers Offizier, solang ihm
Beliebt, des Kaisers General zu bleiben,
Und bin des Friedlands Knecht, sobald es ihm
Gefallen wird, sein eigner Herr zu sein.
Terzky
Ihr treffet einen guten Tausch. Kein Karger,
Kein Ferdinand ist's, dem Ihr Euch verpflichtet.
Buttler. (ernst)
Ich biete meine Treu' nicht feil, Graf Terzky,
Und wollt' Euch nicht geraten haben, mir
Vor einem halben Jahr noch abzudingen,
Wozu ich jetzt freiwillig mich erbiete.
Ja, mich samt meinem Regiment bring ich
Dem Herzog, und nicht ohne Folgen soll
Das Beispiel bleiben, denk ich, das ich gebe.
Illo
Wem ist es nicht bekannt, daß Oberst Buttler
Dem ganzen Heer voran als Muster leuchtet!
Buttler
Meint Ihr, Feldmarschall? Nun, so reut mich nicht
Die Treue, vierzig Jahre lang bewahrt,
Wenn mir der wohlgesparte gute Name
So volle Rache kauft im sechzigsten! —
Stoßt euch an meine Rede nicht, ihr Herrn.
Euch mag es gleichviel sein, wie ihr mich habt,
Und werdet, hoff ich, selber nicht erwarten,
Daß euer Spiel mein grades Urteil krümmt —
Daß Wankelsinn und schnell bewegtes Blut
Noch leichte Ursach' sonst den alten Mann
Vom langgewohnten Ehrenpfade treibt.
Kommt! Ich bin darum minder nicht entschlossen,
Weil ich es deutlich weiß, wovon ich scheide.
Illo
Sagt's rund heraus, wofür wir Euch zu halten —
Buttler
Für einen Freund! Nehmt meine Hand darauf,
Mit allem, was ich hab, bin ich der Eure.
Nicht Männer bloß, auch Geld bedarf der Fürst.
Ich hab in seinem Dienst mir was erworben,
Ich leih es ihm, und überlebt er mich,
Ist's ihm vermacht schon längst, er ist mein Erbe.
Ich steh allein da in der Welt und kenne
Nicht das Gefühl, das an ein teures Weib
Den Mann und an geliebte Kinder bindet;
Mein Name stirbt mit mir, mein Dasein endet.
Illo
Nicht Eures Gelds bedarf's – ein Herz, wie Euers,
Wiegt Tonnen Goldes auf und Millionen.
Buttler
Ich kam, ein schlechter Reitersbursch, aus Irland
Nach Prag mit einem Herrn, den ich begrub.
Vom niedern Dienst im Stalle stieg ich auf,
Durch Kriegsgeschick, zu dieser Würd' und Höhe,
Das Spielzeug eines grillenhaften Glücks.
Auch Wallenstein ist der Fortuna Kind,
Ich liebe einen Weg, der meinem gleicht.
Illo
Verwandte sind sich alle starken Seelen.
Buttler
Es ist ein großer Augenblick der Zeit,
Dem Tapfern, dem Entschloßnen ist sie günstig.
Wie Scheidemünze geht von Hand zu Hand,
Tauscht Stadt und Schloß den eilenden Besitzer.
Uralter Häuser Enkel wandern aus,
Ganz neue Wappen kommen auf und Namen;
Auf deutscher Erde unwillkommen wagt's
Ein nördlich Volk sich bleibend einzubürgern.
Der Prinz von Weimar rüstet sich mit Kraft,
Am Main ein mächtig Fürstentum zu gründen;
Dem Mansfeld fehlte nur, dem Halberstädter
Ein längres Leben, mit dem Ritterschwert
Landeigentum sich tapfer zu erfechten.
Wer unter diesen reicht an unsern Friedland?
Nichts ist so hoch, wornach der Starke nicht
Befugnis hat die Leiter anzusetzen.
Terzky
Das ist gesprochen wie ein Mann!
Buttler
Versichert euch der Spanier und Welschen,
Den Schotten Leßly will ich auf mich nehmen.
Kommt zur Gesellschaft! Kommt!
Terzky
Wo ist der Kellermeister?
Laß aufgehn, was du hast! die besten Weine!
Heut gilt es. Unsre Sachen stehe gut.
(Gehen, jeder an seine Tafel.)