Kitabı oku: «Handbuch Wandertourismus», sayfa 2

Yazı tipi:

1.2.2 Natur als ästhetischer Genuss

Um die Natur oder eine Landschaft nicht nur mit den Augen eines Bauern, eines Handwerkergesellen auf der Walz, eines seine nächste Schlachtordnung entwickelnden Feldherrn oder eines an seine Staatskasse denkenden Fürsten zu sehen, brauchte das christliche Abendland sehr viele Jahrhunderte. Die Natur als „schön“ zu beurteilen, ihr auch eine ästhetische Dimension zuzugestehen, solch revolutionäre Gedanken kommen erstmals im 18. Jahrhundert auf.

Es ist die Zeit, in der der europäische Adel sich verstärkt zum Freizeitvergnügen in der Natur aufhält, ihr näher kommt als vom Pferderücken, den gepolsterten Sitzen einer offenen Kutsche oder den abgezählten Schritten durch das Gartenparterre oder die Laubengänge eines Schlossparks. Man nähert sich der Natur noch mehr. Die vornehmen Damen in ihren Seidenkleidern sitzen mitten im Gras, es wird musiziert, erzählt und gespielt, wie es beispielsweise die Gemälde von Jean-Antoine Watteau (1684–1721) zeigen. Schäferspiele kommen in Mode. Modern gesprochen: Der Aufenthalt im Grünen bekommt erstmals einen Spaßfaktor. Die berühmte Aufforderung „Zurück zur Natur“, die Jean Jacques Rousseau (1712–1778) zugeschrieben wird, gehört zur Zivilisationskritik des 18. Jahrhunderts.

In der Wahrnehmung der Alpen lässt sich verfolgen, dass die frühen Wanderer und Reisenden in Kutschen und Sänften, die angesichts des gruseligen Ausblicks lieber die Vorhänge zugezogen hatten, noch keinen Sinn für die Schönheit der Hochgebirgslandschaft besaßen. Noch im 19. Jahrhundert ist man zweigespalten, bzw. unterscheidet klar zwischen dem „Wechsel hier von angenehmen, landschaftlichen Parthien mit den entsetzlichsten Wildnissen.“ (ZSCHOKKE (1842), S. 62)

♦ Wissen: Auf dem Weg zum Gotthardpass (1842)

„Ringsum steigen die Berge der Schöllenen senkrecht, glatt und kahl in grausenhafter Nacktheit empor; schwarze Mauer 100–1000 Fuß hoch. Man wandelt wie auf dem tiefen Boden eines ungeheuern Felsenkessels, oder vielmehr an einer Rippe desselben, längs welchem die Straße sich, unter überhangendem Gestein, über jähen Abhängen fortwindet. Oft scheint der Ausweg zu fehlen; und wenn er wieder erscheint, öffnet er nur die Aussicht in noch furchtbarere Wüstenei. Man erblickt den Strom der Reuß, statt tief unter den Füßen, vor sich oben. […]

Der Ausweg vom Thal der Schrecken droht Eingang eines noch grauenvollern Schauspiels zu werden. Und die der Wanderer, nach etwa hundert Schritten, aus der Dämmerung des Urnerlochs an’s Licht des Tages hervortritt, umfängt ihn eine neue Welt. Ein geräumiges, ebenes Wiesenthal, von grünen Bergen umfangen, liegt träumerisch vor ihm da“

Quelle: ZSCHOKKE (1842), S. 63

Doch die Entdeckung der Schönheit der Alpenlandschaft und die erste erfolgreiche Werbung darf man dem Mediziner und Botaniker Albrecht von Haller (1708–1777) zuschreiben. 1728 war der junge Mann mit dem Naturforscher Johannes Gessner quer durch die Schweiz gewandert und hatte Pflanzen gesammelt. Doch er muss den Blick nicht nur auf den Boden geworfen haben, die Schönheit der Hochgebirgslandschaft außerhalb der Botanik ist ihm ebenso aufgefallen. In seinem Gedicht „Die Alpen“, erschienen 1732, schwärmt er von der Schönheit der Natur und fügt für den Leser gleich naturkundliche Informationen hinzu. Dieses 25 Seiten umfassende Gedicht wurde in alle europäischen Sprachen übersetzt und erlebte bereits zu Hallers Lebzeiten 30 Auflagen. Neben den Frühformen von Reiseliteratur konnte im 18. Jahrhundert ein solches Gedicht Reise-, korrekter Wanderbewegungen, auslösen. Gleiches gilt auch für Rousseaus 1761 erschienenen Liebesroman „ Julie oder die neue Héloise – Geschichte zweier Liebender am Fuße der Alpen“, der, wie ein Zeitzeuge beobachtete, Fremdenströme auslöste, an „die heiligen Orte der Héloise von Rousseau, wohin jetzt alle Fremden von Lausanne aus wallfahrten und wo sich besonders Engländer mit der ‚Héloise‘ in der Hand wochenlang aufhalten.“ (KNOLL (2006), S. 79)

Die Engländer als Pioniere und Weltmeister des Reisens im 18./19. Jahrhundert waren auch die Ersten, die en gros die Schönheit von Natur zu schätzen wussten und diese in anderen Landschaften als auf ihrer Insel und entfernteren Ländern suchten. Ihre bewusste Annäherung an die Natur lässt sich in der Erfindung und Gestaltung des Englischen Landschaftsparks (→ Kap. 1.2.3) ausmachen, aber natürlich auch in ihrem Reiseverhalten.

Auch wenn die Engländer maßgeblich Trends in der Landschaftswahrnehmung und dem Tourismus gesetzt haben, wie es auch am Beispiel der Reisen durch das Rheintal im Geist der Rheinromantik zu beobachten ist, soll jedoch am Beispiel deutschsprachiger Reisender dieser Wandel angedeutet werden. Als Zeitzeuge dient Friedrich Schlegel, der seine Eindrücke in den 1805 erschienenen „Köln und Rheinfahrt. Briefe auf einer Reise“ schildert: „Bei dem freundlichen Bonn fängt die eigentlich schöne Rheingegend an; eine reich geschmückte breite Flur, die sich wie eine große Schlucht zwischen Hügeln und Bergen eine Tagesreise lang hinaufzieht bis an den Einfluß der Mosel bei Koblenz; von da bis St. Goar und Bingen wird das Tal immer enger, die Felsen schroffer und die Gegend wilder; und hier ist der Rhein am schönsten. Überall belebt durch die geschäftigen Ufer, immer neu durch die Windungen des Stroms, und bedeutend verziert durch die kühnen, am Abhange hervorragenden Bruchstücke alter Burgen, scheint diese Gegend mehr ein in sich geschlossenes Gemälde zu überlegtes Kunstwerk eines bildenden Geistes zu sein, als einer Hervorbringung des Zufalls zu gleichen.“ (SCHNEIDER (1983), S. 105)

Weitgehend frei vom romantisch inspirierten Blick auf die Landschaft des Rheintals war dagegen noch Georg Forster, der 1790 im Mittelrheintal zu Fuß und per Segelschiff unterwegs war. Auf den Gedanken, die Natur- und Kulturlandschaft des Mittelrheintals für ein sorgfältig gestaltetes Gemälde zu halten, kam der Naturforscher und Reiseschriftsteller nicht! „Für die Nacktheit des verengten Rheinufers unterhalb Bingen erhält der Landschaftskenner keine Entschädigung. […] Einige Stellen sind wild genug, um eine finstre Phantasie mit Orkusbildern zu nähren, selbst die Lage der Städtchen, die eingeengt sind zwischen den senkrechten Wänden des Schiefergebirges und dem Bette des furchtbaren Flusses, – furchtbar wird er, wenn er von geschmolzenem Alpenschnee oder von anhaltenden Regengüssen anschwillt – ist melancholisch und schauderhaft.“ (a. a. O., S. 72)

Dass Landschaften schön und malerisch – vielleicht zeitgemäßer ausgedrückt: fotogen – sein können und allemal diejenigen, in denen sich Tourismus abspielt, auch ästhetische Erwartungen zu erfüllen haben, bezweifelt heute niemand mehr. Auch durch das von Forster noch so negativ beschriebene obere Mittelrheintal, das es 2002 immerhin zum Weltkulturerbe der UNESCO gebracht hat, ziehen sich durch die Hänge viel begangene Fernwanderwege, zum Beispiel der zu den Top Trails of Germany gehörende Rheinsteig auf dem rechten und der Rheinburgenweg auf dem linken Ufer. Welche Landschaften Wanderer heutzutage in Deutschland besonders schätzen, verrät → Kap. 3.1.1.

Literatur

FORSTER, G. (1791): Ansichten vom Niederrhein. In: SCHNEIDER, H. (Hrsg.) (1983): Der Rhein. Seine poetische Geschichte in Texten und Bildern. Insel, Frankfurt, S. 67–86.

KNOLL, G. M. (2006): Kulturgeschichte des Reisens. Von der Pilgerfahrt zum Badeurlaub. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Primus, Darmstadt.

OPPENHEIM, R. (1977): Die Entdeckung der Alpen. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt.

STEINECKE, A. (2010): Populäre Irrtümer über Reisen und Tourismus. Oldenbourg, München, S. 97–108.

SCHLEGEL, F. (1805): Köln und Rheinfahrt. Briefe auf einer Reise. In: SCHNEIDER, H. (Hrsg.) (1983): Der Rhein. Seine poetische Geschichte in Texten und Bildern. Insel, Frankfurt, S. 87–115.

ZSCHOKKE, H. (1842) Die klassischen Stellen der Schweiz und deren Hauptorte. Kunst-Verlag, Karlsruhe, Leipzig, Nachdruck Harenberg, Dortmund 1978.

♦ Website

▶ Der Universalgelehrte und Entdecker der Schönheit der Alpen

www.albrecht-von-haller.ch/d/index.php

1.2.3 Der Spaziergang: anfangs ein fast revolutionäres, emanzipatorisches Sonntagsvergnügen

Der „kleine Bruder“ der Wanderung, der Spaziergang ist eine ziemlich junge „Erfindung“. So selbstverständlich und gewöhnlich uns heute ein Spaziergang in unserem Alltag erscheinen mag, so sollte man sich jedoch davor hüten, ihn deswegen als eine „schon immer“ praktizierte Fortbewegungsart und Beschäftigung in der Freizeit zu betrachten! Da stellt sich schon die Frage, wer denn die Zeit für solch eine unproduktive Betätigung gehabt hätte? Wem wäre es in den Sinn gekommen, ein Vergnügen einfach nur in dieser wenig spektakulären Bewegung zu sehen?

Trotzdem gibt es Frühformen des Spaziergangs in der europäischen Geschichte, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Eine der Wurzeln des modernen Spaziergangs liegt im Siegeszug der Trinkkur, der in jene Zeit fällt. Die Promenade im Badeort, mit dem Trinkbecher in der Hand, um das heilende Wasser in kleinen Schlückchen während des Gehens zu trinken, war Teil der medizinischen Indikation. Doch die gemächliche Bewegung wurde nur dafür verordnet, um die Mineralien besser aufzunehmen, mehr Kontakt mit der Natur als in einem gepflegten Kurpark, wenn man schon den schützenden Raum einer Brunnenkolonade verlassen hatte, war nicht vorgesehen. Doch dieses Flanieren mit dem Becher im Kurbad gehört mit zu den Vorläufern des Sonntagsspaziergangs des Bürgers und seiner Familie.

Eine andere Wurzel des heutigen Spaziergangs lässt sich mit dem Lustwandeln im Schlossgarten oder Schlosspark ausmachen. Hier wird schon durch die angedeuteten Orte klar, dass es sich um eine herrschaftliche Freizeitbeschäftigung gehandelt hat. Wenn auch das Erleben des repräsentativsten Teils einer Gartenanlage mit den kunstvoll gestalteten Beeten vor dem Hauptgebäude des Schlosses von der Beletage im ersten Stock oder der Schlossterrasse vorgesehen war, so gibt es doch Elemente in der barocken Gartenarchitektur, die einen Spaziergang voraussetzen. Dazu gehören beispielsweise die Laubengänge oder Boskette – Wäldchen, die als grüne Räume mit hohen beschnittenen Hecken zwischen den Bäumen zum Spazieren und Verweilen einladen.

Noch stärker wird der Besucher im englischen Landschaftsgarten oder Landschaftspark, der nachfolgenden Gartenmode zur Fortbewegung per Pedes motiviert. Nur durch das Spazierengehen in ihm lässt sich das Konzept seines Schöpfers vollständig nachvollziehen und seine Blickachsen und Blickpunkte erleben. Eine schöne Aussicht wird zu einem wesentlichen Teil des Naturgenusses. Die Natur – auch wenn sie in diesem Fall nicht ganz so natürlich ist wie sie scheint, sondern eine gut arrangierte Komposition eines Gartenarchitekten ist – erhält damit ästhetische Werte. „Natur an sich ist schön“, diese Sichtweise (→ Kap. 1.2.2) hatte erst im 18. Jahrhundert begonnen sich zu entwickeln und damit neben der materiellen Nutzung der Landschaft nun auch einer kontemplativen Nutzung Gelegenheit zu geben.

„Herrschaftliche Gärten, wie etwa in Hohenheim, standen dem bürgerlichen Reisenden zwar nach Anmeldung offen, doch noch war der Spaziergang keine öffentliche Inszenierung bürgerlichen Wohlstands und freier Zeit. Mit der Form des Landschaftsgartens als Modell eines liberalen Natur- und Gesellschaftsbildes war die äußere, mit der bürgerlichen Individuation die innere Voraussetzung geschaffen, um Natur zu genießen.“ (KÖNIG (1996), S. 14) Da stecken doch in dem von manchen als spießig verschrieenen Sonntagsspaziergang eine kleine Kulturrevolution und bemerkenswerte emanzipatorische Aspekte! Indem sich der Bürger des späten 18. Jahrhunderts herausgeputzt im Sonntagsstaat mit seiner Familie auf den Weg macht, ahmt er selbstbewusst herrschaftliches Freizeitverhalten nach und liegt in seinem Naturverständnis noch an der Spitze eines neuen Trends. Der Stadtbewohner, der in seinem beruflichen Alltag eher weniger mit der Natur verbunden ist, entdeckt um 1800 die nähere Umgebung, seine Heimat, die er mit Ausflügen, Picknicks, Landpartien und Spaziergängen erkundet (vgl. a. a. O., S. 15).

In der heutigen Wanderforschung wie -praxis ist der Spaziergang ebenso ein Thema; man unterscheidet dabei zwischen zwei Varianten der kürzeren Fußtour, dem „urbanen Spazierbummeln“ und dem „Spazierwandern“. Wanderexperte Brämer definiert Spazierwandern als „wanderähnliche Spaziergänge von im Schnitt etwa 2 h Dauer und 5 km Länge – mit einer Spanne von 3 bis 7 km bei fließendem Übergang. […] Damit grenzt sich Spazierwandern eindeutig vom urbanen Spazierbummeln, aber auch vom rustikalen Wandern ab. Die Strecke entspricht gerade noch der lockeren Vorstellung vom Spazieren, eine vorzugsweise naturnahe Strecke vermittelt eine gewisse Wanderatmosphäre.“ (wanderforschung.de, 4/2015, S. 11) Hintergründiges und Praxisorientiertes zum aktuellen Spazierwandern bietet das → Kap. 2.1.

Literatur

BRÄMER, R. (2015): Spazierwandern. Das kleine Wandererlebnis zwischendurch. Oder: Die anspruchsvolle Alternative für Spaziergänger. Wanden als Natur- und Selbsterfahrung. Wanderforschung.de 4/2015

BUTTLAR, A. v. (1989): Der Landschaftsgarten. Gartenkunst des Klassizismus und der Romantik. DuMont Buchverlag, Köln.

KÖNIG, G. M. (1996): Eine Kulturgeschichte des Spaziergangs. Spuren einer bürgerlichen Praktik 1780–1850. Böhlau. Kulturstudien, Sonderband 20, Wien/Köln/Weimar.

UERSCHELN, G.; KALUSOK, M. (2001) Kleines Wörterbuch der europäischen Gartenkunst. Reclam, Stuttgart.

1.3 „Aus grauer Städte Mauern“ vor allem in die Berge – Wandern als neue Freizeitbeschäftigung für Bürger wie Arbeiter und als Protest der Jugend

Gründerzeit, industrielle Entwicklung, Landflucht, beengte und ungesunde Wohn- und Lebensbedingungen in der Stadt, Arbeitszeiten von zwölf Stunden und mehr an sechs Tagen die Woche etc. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert und dem Beginn des 20. Jahrhunderts wird der Drang hinaus in die Natur in der arbeitsfreien Zeit erstmals zu einer Massenbewegung. Doch von einem gemeinsamen „demokratischen“ Strom ins Grüne kann keine Rede sein: Bürger und Arbeiter suchen getrennt ihre kurzzeitige Erholung in der Natur, selbst die Trennung der Geschlechter in unterschiedlichen Vereinen gehört oftmals noch dazu. Junge Wanderfreunde schließen sich auch lieber mit Gleichgesinnten ihrer Altersgruppe zusammen.

Die Gattung der Wanderlieder, die schon von der romantischen Naturschwärmerei unter freiem Himmel profitierte, bekam nun ihre über Generationen bekannten – heute eher auf einer roten Liste stehenden – zur Allgemeinbildung gehörenden Lieder, wie zum Beispiel „Aus grauer Städte Mauern ziehen wir durch Feld und Wald“, „Wenn die bunten Fahnen wehen“ oder „Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen, steigen dem Gipfelkreuz zu“. Beim Wandern oder abends am Lagerfeuer gesungen zur Klampfe alias Gitarre waren sie fester Teil der Wanderkultur und der damit verbundenen Geselligkeit.

In dieser Pionierzeit der Wander- und Bergvereine im späten 19. Jahrhundert entstehen bereits die Wanderunterkünfte der „ersten Generation“ und die ersten Wander- und sogar ausgewiesenen Fernwanderwege. Aus den Anfängen des Schulwanderns geht 1909 in Deutschland die Idee der Jugendherbergen hervor.

1.3.1 Die Alpenvereine

Der erste Alpenverein wurde fern der Alpen gegründet; bedenkt man jedoch, dass die Briten die Weltmeister des Reisens im 19. Jahrhundert waren, ist es wiederum nicht verwunderlich, dass man 22. Dezember 1857 in London mit dem Alpine Club den ersten Bergsteigerverein der Welt aus der Taufe hob. Wer – natürlich nur männlichen Geschlechts – eine respektable Liste von Bergbesteigungen aufzuweisen hatte, konnte in den exklusiven Kreis aufgenommen werden. Damen konnten wegen ihrer geschlechtsbedingten physischen und psychischen „Defizite“ in diesen Kreis nicht aufgenommen werden. Daraufhin gründeten die Damen, darunter auch Ehefrauen von Herren des Alpine Clubs, 1907 natürlich auch in London den Ladies’ Alpine Club. Erst im Jahre 1975 waren die bergsteigenden Herren mental soweit, dass sie auch gipfelstürmende Damen in ihren Verein aufnehmen konnten; es hatte sich nun eine Mehrheit für eine Vereinigung des Ladies’ Alpine Club mit dem Alpine Club gefunden.

Die Absicht dieser Vereinsgründung war es, den Mitgliedern einen geeigneten Ort für Zusammenkünfte zu geben, wo sie sich zur Vorbereitung schwierigerer Bergtouren treffen und austauschen, sowie Karten und Bücher aus der im Aufbau befindlichen Vereinsbibliothek zurate ziehen konnten. „The members will occasionally dine together at their own expense, but the funds of the Club will be made available when on suitable occasions the Club is favoured by the presence of geographical explorers, or by that of other guests of celebrity. First circular concerning the Alpine Club, 1857.“ ( www.alpine-club.org.uk/alpineclub/ objectives.htm) Aus nachvollziehbaren praktischen Gründen wählte der Alpine Club anfangs Hotels zu seinem Vereinssitz.

In den Anrainerstaaten der Alpen begann ab den 1860er Jahren die fällige Gründungswelle: 1862 entstand der Österreichische Alpenverein, 1863 folgten der Schweizer Alpen-Club und der Club Alpino Italiano (noch unter dem Namen Club Alpino di Torino), 1869 der Deutsche Alpenverein und 1874 der Club Alpin Français. 1902 bildete sich jenseits des Großen Teichs der American Alpine Club.

Die drei Studenten Paul Grohmann, Edmund von Mojsisovics und Guido von Sommaruga gründeten 1862 in der Akademie der Wissenschaften in Wien den Österreichischen Alpenverein. Ort und Name der Beteiligten deuten schon an, dass es kein Verein für „Jedermann“ sein sollte. Man verstand sich jedoch als ein vielseitiger Kulturverein, der die Erforschung des Alpenraums, seine Kartierung, das Sammeln wissenschaftlicher Literatur über das Hochgebirge zu seinen wichtigsten Arbeitsgebieten erklärt hatte. In dieses Konzept gehörten auch die Weiterbildung der Mitglieder in Wien durch wissenschaftliche Vorträge, das Herausgeben von Jahrbüchern, Mitteilungen sowie topographischer Karten und schließlich auch die Gründung eines Museums.

Die Aktivitäten der Wiener Akademiker gingen zahlreichen österreichischen Bergfreunden an ihren mehr praktisch orientierten Interessen vorbei und sie gründeten gemeinsam mit deutschen Bergsteigern 1869 in München den Deutschen Alpenverein. Dieser schrieb sich die touristische Erschließung „Deutschen Alpen“ – sprich: der Ostalpen – auf die Fahnen. Die praktische Arbeit im Hochgebirge leisteten die Sektionen des DAV, die sich in den Städten des Deutschen Reichs und Österreich-Ungarns schnell gründeten. Im ersten Jahr entstanden Sektionen neben München beispielsweise in Frankfurt, Leipzig, Heidelberg, Salzburg, Innsbruck und Bozen. Die Sektionen engagierten sich im Wege- und Hüttenbau, bildeten Bergführer aus und setzten sich für die Belange der lokalen Bevölkerung in den Alpen ein (vgl. http://www.alpenverein.de/der-dav/geschichte-des-dav_aid_12067.html). Unverkennbares Zeichen des Engagements der Alpenvereinssektionen sind bis heute viele Berghütten mit Städtenamen, wie zum Beispiel die Bremer Hütte oder das Kölner Haus.

Für die Schweizer Bergfreunde war die Förderung der wissenschaftlichen und topographischen Erschließung ihrer Alpen Anlass, 1863 in Olten den Schweizer Alpen-Club zu gründen. Bewusst stellte man sich damit in einen Gegensatz zum Alpine Club in London, dem die sportliche Leistung der Gipfelbesteigungen vorrangig war (vgl. Perfahl (1984), S. 82). Einigkeit herrschte doch über den Ausschluss des weiblichen Geschlechts aus dem Verein: Sogar erst 1979 schaffte Mann die Vereinigung mit dem 1918 gegründeten Swiss Ladies’ Alpine Club!

Am Beispiel des 1874 gegründeten Club Alpin Français, der seit 2004 der traditionsreichste Teil der FFCAM (Fédération française des clubs alpins et de montagne) ist, lässt sich deutlich ablesen, dass sich ein Alpenverein heute nicht mehr ausschließlich für die Interessen von Bergsteigerinnen und Bergsteigern einsetzt, sondern das gesamte Spektrum der sportlichen Aktivitäten und des Naturerlebnisses im Alpenraum zum Arbeitsfeld erklärt. Alle Variationen des Wanderns, selbstverständlich für alle Zielgruppen – ohne Unterschied von Geschlecht, Alter und Bildung, wenn man die Anfänge der Alpenvereine betrachtet (!) – stehen heutzutage in ihrem Fokus.

♦ Literatur

OPPENHEIM, R. (1974): Die Entdeckung der Alpen. Verlag Huber Frauenfeld, Lizenzausgabe für die Büchergilde Gutenberg, Frankfurt.

PERFAHL, J. (1984): Kleine Chronik des Alpinismus – im Zusammenwirken mit dem Deutschen Alpenverein. Rosenheimer, Rosenheim.

♦ Websites

▶ Alpine Club

www.alpine-club.org.uk

▶ Deutscher Alpenverein

 www.alpenverein.de

▶ Fédération française des clubs alpins et de montagne

 www.ffcam.fr/ Club Alpin Français

 www.ffcam.fr/qui_sommes_nous.html#.VVmVA_BODg0

▶ Club Alpino Italiano

 www.cai.it

▶ Österreichischer Alpenverein

 www.alpenverein.at/portal

▶ Schweizer Alpen-Club

 www.sac-cas.ch

₺733,51

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
317 s. 30 illüstrasyon
ISBN:
9783846345481
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre