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Kitabı oku: «Im Herzen von Afrika», sayfa 7

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15. Der tanzende König

Die zwanzig Tage unsers Aufenthalts verstrichen mir nur zu schnell. Überraschungen auf Überraschungen folgten. Große Festlichkeiten in den Hallen des Königs, allgemeiner Jagdalarm, tributbringende Vasallen, die mit ihren Kriegern feierlichen Einzug hielten: immer wieder zeigte sich mir das Volk der Mangbattu von einer neuen Seite. Wiederholt besuchte ich den König, den ich bald in seinen Vorratskammern mit Austeilen von Lebensmitteln, bald in den innern Gemächern seines engern Hofhalts antraf. Eines Nachmittag, wurde mir die Erlaubnis zuteil, an Mohammeds Seite alle Teile der »Hofburg« zu durchmustern. Der Zeremonienmeister und der oberste Küchenmeister geleiteten uns. Hofburg nenne ich eine abgeschlossene Vereinigung von Hütten, Hallen und Schuppen, die, von einem Palisadenzaun umfriedigt, nur vom König und den Beamten seines Haushalts betreten werden durften. Bäume waren in Reihen um den Zaun gepflanzt. Ich wurde zu einem runden Haus mit einem riesenhaften Kegeldach geführt, das als Zeughaus mit Waffenvorräten aller Art angefüllt war. Hier durfte ich eine Anzahl Klingen und Lanzen, die mir besonders gefielen, aussuchen. Die Hofbeamten und Waffenaufseher beeinträchtigten mich indes sehr in der freien Auswahl. Ich mußte die königliche Freigebigkeit anrufen, um Prachtstücke behalten zu dürfen.

Alle Versuche, von Munsa geographische Aufschlüsse über die Länder im Süden seines Reichs zu erlangen, scheiterten an der Geheimtuerei der afrikanischen Herrscherpolitik — auch seine Untergebenen schwiegen wie das Grab.

Bei einer spätern Begegnung machte mir Munsa Vorwürfe darüber, daß ich ihm so wenig Kupfersachen geschenkt habe. Eine solche Nachforderung hatte ich längst erwartet und mich nur gewundert, daß sie nicht früher gekommen war. »Mohammed,« sprach Munsa, »hat mir viel Kupfer gegeben; der ist ein großer Sultan, aber ich weiß, du bist auch ein großer Sultan.« »Ja, ich brauche aber auch kein Elfenbein,« fiel ich ihm in die Rede. Der König entließ mich in Gnaden, sandte aber bald darauf Boten, die um meine beiden Hunde baten; es waren zwei ganz gemeine Bongoköter. Vergeblich beteuerte ich, die Hunde seien meine Kinder, um keinen Preis seien sie mir feil. Es half nichts — täglich wurde die Forderung wiederholt und mir allerlei absonderliche Geschenke ins Zelt geschickt. Als sogar Sklaven und Sklavinnen vorgeführt wurden, brachten diese mich auf einen neuen Gedanken. Ich beschloß nachzugeben und den einen Hund gegen einen Eingeborenen des Zwergvolks der Akka einzutauschen. Munsa sandte mir zwei dieser Zwerge. Ich behielt den kleinen Akka, der ein Alter von 14 bis 15 Jahren haben mochte. »Nsewue« wurde der junge Zwerg genannt, den ich als ein Adoptivkind betrachtete. Der Tausch wandte mir wieder die königliche Gnade zu, und das Verbot, das die Eingeborenen verhindert hatte, mir wie früher täglich Marktwaren und Kuriositäten zu liefern, wurde zurückgenommen. Ich erhielt jetzt solche Mengen reifer Bananen, daß ich mir einen gehörigen Vorrat von Wein aus ihnen herstellen konnte, ein liebliches, gesundes Getränk, das man nach vierundzwanzigstündiger Gärung erhält.

Da im Mangbattuland keinerlei Viehzucht bestand, so wäre ich auf die einförmigste Pflanzenkost beschränkt geblieben, wenn nicht von dem letzten Raubzug gegen die Momfu her noch viele Ziegen im Land aufzutreiben gewesen wären. Als ich ein halbes Dutzend beisammen hatte, ließ ich sie alle auf einmal schlachten. Die Fleischmasse wurde von Knochen und Sehnen sorgfältig getrennt und fein zerhackt. Dann wurde sie in großen Töpfen gekocht, die Brühe filtriert, entfettet und eingedampft. Der auf diese Art gewonnene Fleischextrakt war als Vorrat für die Rückreise bestimmt und bewährte sich aufs trefflichste. Das Erzeugnis sollte in der spätern bösen Zeit mein Leben fristen helfen, denn meiner harrten noch schwere Tage der Not und elenden Hungers.

Außer Mohammed pflegten auch zwei andere Gesellschaften das Gebiet der Mangbattu zu besuchen. Dem Abkommen gemäß mußten sie ihren Elfenbeinhandel auf die östlichen Mangbattulande beschränken, wo Degberra König war. Alle pflegten nach ihrem Abzug eine kleine Anzahl Söldner zurückzulassen, damit diese die Handelsinteressen ihrer Gesellschaft wahrten.

Mohammed hatte ebenfalls eine Anzahl seiner Leute bei Munsa untergebracht; sie durften eine Seriba bauen, auch war ihnen Land angewiesen, das sie bestellen konnten. Weiter erstreckten sich ihre Vorrechte nicht, und über die Einwohner hatten die Fremden in keiner Weise irgendwelche Macht.

Als die Elfenbeinvorräte des Königs erschöpft waren, begann Mohammed auf Mittel zu sinnen, weiter nach Süden vorzudringen, um einen neuen Markt zu eröffnen. Begeistert schloß ich mich seinen Plänen an. Diesem Vorhaben standen aber leider die größten Hindernisse im Weg. Es stieß vor allem auf den entschiedensten Widerspruch des Königs.

Eine Zeitlang stand mein Entschluß fest, allein bei Munsa zurückzubleiben. Dies wollte aber mein Beschützer durchaus nicht zugeben; auch von meinen eigenen Leuten hätte sich wohl keiner dazu entschließen können, bei mir auszuhalten. Meine nötigste Ausrüstung reichte kaum für die Rückreise, der Salzvorrat war erschöpft. Die Aussicht, beim weitern Vordringen in Abhängigkeit von den Mangbattu zu kommen, hatte etwas Verzweifeltes. Ich hätte ihren Raubzügen nach Menschenfleisch beiwohnen müssen.

Ganz andere Aussichten würden sich mir freilich eröffnet haben, wenn ich über große Geldmittel verfügt hätte. Eine Expedition im Maßstab der seinerzeit von den Engländern Speke und Grant ausgerüsteten hätte von Munsa aus ohne Aufenthalt in südwestlicher Richtung vordringen können. Mit 200 Chartumer Soldaten, denen kein Fieber etwas anhat und die jede Kost vertragen, und mit den für alle Schliche afrikanischer Häuptlinge gewappneten Anführern könnte man überhaupt in jeder beliebigen Richtung vordringen; es handelte sich nur darum, diese unersetzlichen Strolche für sich zu gewinnen.

Munsas Besuch im Lager und große Festlichkeiten, die sich an die siegreiche Rückkehr des Häuptlings Mummeri von einem Zug gegen die Momfu anschlossen, brachten viel Abwechselung in unser Lagerleben.

Es war ein kühler und regnerischer Tag, als mit dem frühen Morgen der Lärm einer jauchzenden Menge herüberzuschallen begann. Gegen Nachmittag eilte ich durch den feinen Sprühregen hinüber und betrat den Festsaal. Hier erwartete mich ein großartiges Schauspiel. Im Innern der Halle war ein weiter Raum freigelassen worden. Achtzig Weiber des Königs saßen auf ihren kleinen Schemeln in einem ein- bis zweireihigen Viereck um Munsa herum und klatschten in die Hände. Hinter den Weibern, die in abenteuerlichster Weise bemalt waren, standen die Krieger im vollen Waffenschmuck, und ein Wald von Lanzen starrte zur Decke. Alle musikalischen Kräfte, über die der König verfügte, waren aufgeboten worden, Kesselpauken und Holzpauken, Hörner und Pfeifen aller Art, Schellen und Glocken. In solcher Umgebung tanzte König Munsa. Welch ein Anblick!

Diesmal beschattete sein Haupt ein gewaltiger Aufsatz von langhaarigem Pavianfell, der Bärenmütze eines Grenadiers der alten Zeit vergleichbar. Von der Spitze flatterten lange Federbüschel herab, die Arme waren mit Schwänzen der Ginsterkatze behangen und an den Handgelenken baumelten große Bündel von Eberschwänzen. Ein dichter Schurz von verschiedenen Tierschwänzen umgürtete die Hüften, die nackten Beine waren mit klirrenden Ringen besetzt. In solchem Aufzug sah man den König in rasendem Tanz umherspringen; die Arme schlenkerte er im Takt der Musik nach allen Richtungen. Mit erhobenen Armen begleiteten alle Weiber diese Klänge und klatschten den Takt dazu. Munsa raste durch die Halle in einer Ekstase, die an die Wut eines tanzenden Derwisches erinnerte. Alle halbe Stunden etwa wurde eine Pause gemacht, dann ging es von neuem los, unerschöpflich, unermüdlich!

Zu dem Toben der Menschen gesellte sich schließlich das Toben der Elemente. Ein Orkan brach herein mit allen Schrecken der Tropengewitter, und bald peitschte der Sturmwind den strömenden Regen bis in die halbe Halle hinein. Das wirkte abkühlend, die Musik verstummte, der Donner der Paukenschläge wich dem Donner der Natur. Nach und nach verzog sich die erschöpfte Menge, selbst der rasende Cäsar war urplötzlich verschwunden.

Ich benutzte die Gelegenheit, um mir das Innere der andern größern Halle anzusehen, die gegenüber lag. Eine niedere Tür führte in den 16 Meter hohen und 50 Meter langen, nur durch wenige Spalten erhellten Raum, dessen Decke von fünf Pfostenreihen getragen wurde. Auf der einen Seite befand sich ein Balkenverschlag, der ein kleines Zimmer vom großen Raum absonderte. Hier pflegte der König ab und zu Nachtruhe zu halten. Ein derb zusammengezimmertes Gerüst diente als Bettstelle; zu beiden Seiten erhoben sich Säulen, die aus aufeinandergestapelten schmiedeeisernen Ringen von riesiger Größe und je einem halben Zentner Gewicht zusammengesetzt waren. Die Pfosten und das Gebälk waren in rohester Weise mit bunten Mustern bemalt. Der Dekorationsmaler hatte nur über drei Farben verfügen können, schwärzlichrot mit Blut, gelb mit Eisenocker und weiß mit Hundekot.

Zweimal beehrte der König in Person unser Lager mit seinem Besuch. Beim Betreten begrüßte ihn die schwarzweißrote Flagge. Ich suchte ihn durch Vorzeigen meiner Bilder zu unterhalten; unter anderm legte ich ihm sein eigenes Bildnis vor. Es waren die ersten Bilder, die ihm überhaupt je zu Gesicht gekommen. Lebhafte Grimassen verrieten die stumme Freude seines Innern, und er bedeckte den geöffneten Mund mit beiden Händen, bei allen Mangbattu ein Zeichen des Staunens und der Bewunderung. Zum Schluß mußte ich vor ihm noch meine Brust entblößen und die Hemdärmel aufstreifen. Da konnte er einen Schrei der Verwunderung nicht unterdrücken, denn auch er hatte nicht glauben können, daß mein ganzer Körper von weißer Haut bedeckt sei. Der Besuch endete, wie gewöhnlich unsere Zusammenkünfte, mit dem nicht erfüllten Wunsch, nun möchte ich mir auch noch die Stiefel ausziehen. Es ging nämlich bei den Eingeborenen wegen meines schlichten Haars das Gerücht, ich hätte an den Füßen Ziegenklauen.

Nachmittags und in den Morgenstunden unternahm ich täglich Streifzüge in die Umgegend und bereicherte meine Sammlung durch zahlreiche Funde von überraschender Neuheit. Die Mittagszeit mußte immer mit allerhand häuslichen Geschäften ausgefüllt werden. Der Tag der großen Wäsche war herangekommen. Aber ich sah mich vergeblich nach einem Gefäß um, das alle die einzuweichenden Stücke zu fassen vermochte. Da verschaffte mir Mohammed leihweise König Munsas riesige Speiseschüssel, die eher einem Trog als einem Tischgeschirr zu vergleichen war. Sie hatte über eineinhalb Meter Länge und war aus einem einzigen Holzblock gehauen.

König Munsas Herrlichkeit sollte nicht von langer Dauer sein. Schon im Jahr 1873 fiel er im Kampf gegen die Chartumer durch die Kugel eines Basinger, eines schwarzen Soldaten. An seiner Stelle wurde der A-Bangbahäuptling Niangara unter ägyptischer Militärverwaltung eingesetzt. Im Juni 1906 traf der Engländer Boyd Alexander in der ehemaligen Residenz des Munsa, im Uelledistrikt des belgischen Kongostaats, den A-Bangbahäuptling Okonda als Herrn des Landes an.

16. Ein irdisches Paradies und seine Bewohner

Kurze Zeit vor meinem Aufbruch von Chartum hatte ich die erste Kunde von dem Dasein eines Volks namens Monbuttu erhalten, das im Süden der Namniam leben sollte. Ich hatte das Glück, meine Reise bis in das Gebiet dieses merkwürdigsten aller Völker Afrikas auszudehnen, das sich in Wirklichkeit Mangbattu nennt. Seit meinem Besuch sind verschiedene europäische Reisende zu diesem Land vorgedrungen. Besonders Dr. Wilhelm Junker hat dort eingehende Forschungen angestellt. Eine Zusammenstellung alles dessen, was bis 1909 über die Mangbattu berichtet worden ist, hat der Belgier Van Overbergh gegeben.

Die Mangbattu sind umgeben von ganz anders gearteten Rassen und befinden sich eingekeilt in ein Geschiebe von Stämmen der untersten Stufe der Kulturentwicklung, die sich beständig bekriegen und von denen eines das andere allmählich verdrängt. Van Overbergh faßt die Entwicklungsgeschichte des Volkes dahin zusammen: Vor Ankunft der arabischen Händler bildeten die Mangbattu ein machtvolles Gemeinwesen. Es umfaßte zwei Klassen: die Unterworfenen, die mehr oder minder Ureingesessene waren, und die Eroberer, die eine Art Aristokratie bildeten. Die Sieger zwangen ihre Sitten und Gebräuche den andern auf. Nach einiger Zeit vollzog sich eine Verschmelzung, und heute sind die ehemals Unterworfenen stolz darauf, sich Mangbattu zu nennen. Sie besitzen auch den Stolz der höhern Rasse und erfreuen sich des Vorzugs des ihr zukommenden Ansehens.

Zwei Häuptlinge teilen sich in die Herrschaft: wir können sie Könige nennen, denn ihre Macht erstreckt sich weit über die von Mangbattu bevölkerten Gebiete hinaus. Den östlichen Teil beherrscht Degberra, den westlichen, weit umfangreichern Munsa mit Unterhäuptlingen, die sich mit einem ähnlichen Gepränge umgeben wie der König.

Im weiten Halbkreis wohnen im Süden um das Land der Mangbattu herum eine Anzahl Völker von ausgesprochener Negerrasse, die von den Mangbattu mit dem Gesamtnamen Momfu bezeichnet werden. Von diesen Stämmen muß indes das rings eingeschlossene zwergartige Volk der Akka ausgenommen werden, die in Südwest Grenznachbarn sind.

Das Mangbattuland ist ein irdisches Paradies. Endlose Bananenpflanzungen bedecken die Gehänge der sanft gewellten Talniederungen. Die Ölpalme bildet ausgedehnte Haine an den Ufern der Bäche und Flüsse und baut schattige Dome über den idyllischen Behausungen der Eingeborenem. In dem Land, das eine durchschnittliche Meereshöhe von 700 bis 800 Metern hat, wechseln beständig tief eingesenkte Bäche und Flüsse mit sanft ansteigendem Höhen, die bis zu 100 Metern über die Talsohle ansteigen können. In der Tiefe der Niederungen bilden Bäume von erstaunlicher Höhe mächtige Bestände.

Das Volk knüpft sein Dasein an die fast mühelose Gewinnung von Baumfrüchten und Erdknollen und verschmäht den Anbau des Getreides, nur dem Mais wird einige Aufmerksamkeit geschenkt. Der Anbau der Banane macht wenig Mühe. Man steckt die jungen Schößlinge in das vom Regen erweichte Erdreich, die alten Stauden sterben von selbst ab, und die Pflanzung ist bestellt. Das Stecken der Mehl liefernden Wurzelknollen von Maniok, von süßem Bataten, Yams und Colocasien erfordert ebenso geringe Mühe. Von großer Bedeutung für die Ernährung ist der Maniok; der Anbau der süßen Bataten ist ebenfalls sehr verbreitet. Die Grundlage der Nahrung ist jedoch die Banane. Diese wird meist noch grün getrocknet, zu Mehl zerrieben und zu Mus gekocht. Die im Reifezustand gedörrte Frucht ist ein Leckerbissen und den besten Datteln vergleichbar. Weinartige Getränke sah ich nur selten aus der Banane herstellen, ich habe mir aber selbst solche mit Erfolg bereitet.

Der Anbau der Ölpalme wird südlich vom Uelle in großem Umfang betrieben. Dieser Baum ist bisher weder angepflanzt noch wild in einer zum Nilgebiet gehörigen Gegend aufgefunden worden, er bietet daher wie die Kolanuß einen Beweis für den westafrikanischen Charakter des Landes.

Viehzucht ist den Mangbattu fremd. Den Fleischbedarf deckt ausgiebig die Jagd, die vorzugsweise auf Elefanten, Büffel, Wildschweine und große Antilopen betrieben wird. Die zu gewissem Jahreszeiten in Menge erbeutetem Fleischvorräte werden meist in getrocknetem Zustand aufbewahrt. Die Mangbattu werden also keineswegs durch Fleischmangel zur Menschenfresserei getrieben. Auch die Menge der Hühner ist nicht zu unterschätzen, ebenso die Zahl der Hunde.

Ein weitverbreiteter Vogel ist der graue Papagei, dessen hochrote Schwanzfedern die Eingeborenen als Kopfputz verwerten. Auch seines wohlschmeckenden Fleisches wegen wird ihm sehr häufig nachgestellt. Im übrigen ist die Jagd auf Vögel von geringem Belang. Auch Fische wandern reichlich in die Kochtöpfe.

Während den Weibern die Bestellung des Bodens obliegt, verbringen die Männer ihre Tage in Müßiggang, solange sie weder durch Jagd noch durch Krieg vom Heim ferngehalten sind. Tabak rauchend sitzen sie schon zu früher Morgenstunde behäbig auf ihren schönen Bänken im Schatten der Ölpalmen, die Beine lang vor sich hingestreckt und den Arm gestützt auf das als Lehne dienende Holzgestell. Die Mittagszeit verplaudern sie in den offenen kühlen Hallen, die als Versammlungsplätze dienen.

Die Töpferei wird ausschließlich von Weibern ausgeübt, während das Schmiedehandwerk wie üblich auf die Männer beschränkt ist. Mit Holzschnitzerei und Korbflechterei sind beide Geschlechter vertraut.

Im Gegensatz zu dem züchtigen, zurückhaltenden Wesen der Niamniamfrauen sind die Weiber der Mangbattu ausnahmslos von einer überraschenden Zudringlichkeit und Ungebundenheit. Ihren Männern gegenüber beanspruchen sie einen hohen Grad von Selbständigkeit. Die Vielweiberei scheint schrankenlos zu sein. Auf eheliche Treue gibt der Mangbattu wenig; ich konnte mich davon tagtäglich im Lagerleben der Nubier überzeugen.

Große Sorgfalt scheinen die Eingeborenen auf die Zubereitung der Speisen zu verwenden, die alle mit dem rohen, ziegelroten Öl der Ölpalme versetzt zu werden pflegen. Das Palmöl besitzt in den ersten Tagen einen angenehmen Geschmack, der aber bald ins Ranzige übergeht. Aus den Kernen wird ein schlechtes Öl gewonnen, das als Beleuchtungsmittel Verwendung findet. Auch Erdnüsse und Sesam liefern den Mangbattu reichliche Fettvorräte. Sogar aus den fetten Leibern der männlichen Termiten wird ein nicht übelschmeckendes Öl gesotten.

Ganz allgemein in Gebrauch ist Menschenfett. Der Kannibalismus der Mangbattu übertrifft den aller bekannten Völker in Afrika. Das Fleisch der im Kampf Gefallenen wird auf der Walstatt verteilt und zum Transport nach Haus hergerichtet. Die lebendig Eingefangenen werden von den Siegern erbarmungslos vor sich hergetrieben, um später als Opfer wilder Gier zu fallen. Die erbeuteten Kinder wandern als besonders delikate Bissen in die Küche des Königs. Es ging das Gerücht, daß für ihn fast täglich kleine Kinder geschlachtet würden. Mir selbst sind allerdings nur zwei Fälle bekannt, daß ich die Mangbattu dabei überraschte, Menschenfleisch als Speise herzurichten. Sichtbare untrügliche Anzeichen von Kannibalismus fanden sich aber auf Schritt und Tritt. Munsa erklärte offen, da Menschenfresserei für uns ein Greuel sei, werde sie, solange wir anwesend seien, verheimlicht.

Die Mangbattu bieten nicht das erste Beispiel, daß oft gerade solche Völker Menschenfresser sind, die sich durch ihre höhere Entwicklungsstufe von solchen unterscheiden, die den Genuß von Menschenfleisch verabscheuen. Sie sind eine edlere Rasse, ein Volk, das sogar einen gewissen Nationalstolz an den Tag legt, reich begabt wie wenige Bewohner der afrikanischen Wildnis. Die Nubier, die einige Jahre bei den Mangbattu gelebt haben, wissen nicht genug zu rühmen von ihrer Zuverlässigkeit im freundschaftlichen Verkehr und von ihrer im Staatsleben offenkundigen Ordnung und Sicherheit. Auch hinsichtlich ihrer kriegerischen Tüchtigkeit schienen die Nubier ihnen ein Übergewicht zuzuerkennen.

Die Macht des Herrschers erstreckt sich viel weiter als die der Niamniamfürsten. Außer dem stets ihm vorbehaltenen Elfenbein werden auch regelrecht Abgaben von Bodenerzeugnissen erhoben. Ein Troß von Trabanten umgibt neben der besondern Leibwache beständig den Herrscher, und groß ist die Anzahl der Beamten und Ortsvorsteher, die die königliche Macht zur Geltung bringen.

Nach den Unterhäuptlingen, die aus der großen Schar der leiblichen Königsbrüder genommen werden, haben die vornehmsten Reichsräte den nächsten Rang inne. Es sind ihrer fünf: 1. der Waffenmeister; 2. der Zeremonienmeister; 3. der Küchenmeister und oberste Lagerverwalter; 4. der Hausmeister über alle königlichen Frauen; 5. der Dolmetsch im Verkehr mit den Fremden und benachbarten Herrschern.

Munsa verläßt nie seine Residenz, ohne von einem mehrere Hunderte zählenden Troß umgeben zu sein. Achtzig Frauen von jugendlichem Alter bewohnen mit ihren Sklavinnen ebensoviele Hütten, die in einem weiten Kreis um die königlichen Palasthallen und Privatwohnungen erbaut sind. Sie umschließen einen großen, wohlgesäuberten Freiplatz. In mächtigen Hallen versammelt Munsa die Vornehmen zur Ratsversammlung; dort erteilt er Audienz und feiert die Feste in großartigster Weise.

Die königlichen Frauen bilden mehrere Klassen. Die ältern bewohnen in gewissem Abstand von der Residenz eigne Dörfer, denn ihre Anzahl geht in die Hunderte.

Die Privatwohnung des Königs besteht aus einer Gruppe von Hütten, die von einem Palisadenzaun umfriedigt und von wohlgepflegten Baumpflanzungen beschattet wird. Für jede seiner täglichen Arbeiten ist eine eigne Hütte bestimmt.

Ausschließlich zur Bereitung seiner Speisen ist abwechselnd eine seiner Frauen beauftragt. Munsa pflegt stets allein zu speisen, niemand darf den Inhalt seiner Schüsseln zu sehen bekommen, und alles, was er übrig läßt, wird in eine eigens dazu bestimmte Grube geschüttet. Was der König berührt hat, gilt als heilig. Nicht einmal von dem Feuer, das vor seinem Sitz brennt, dürfen Gäste eine Kohle nehmen, um sich die Pfeife anzustecken. Es wurde behauptet, ein solcher Versuch würde vom König sofort mit dem Tod bestraft. Der Kleidervorrat des Königs beansprucht allein mehrere Hütten. In der einen gewahrte ich nichts als Hüte und Federschmuck. Dann folgte eine Hütte, in der bündelweise Felle und tausenderlei Zierate aufgehängt waren. Zu langen Schnüren aufgereiht sah man die Zähne seltener Tiere hängen. Reißzähne des Löwen, von denen ich über hundert an einem einzigen Schmuckgehänge zählte, bildeten ein kostbares Erbstück.

In einer kleinen Kegelhütte zeigte man mir den königlichen Abort, den einzigen, der mir in Zentralafrika zu Gesicht gekommen ist. Es war eine Senkgrube, deren Verschluß einen Spalt freiläßt, und entsprach ganz den in türkischen und arabischen Häusern vorhandenen Einrichtungen. An einem andern Tag wurde ich in die Rüstkammern geführt. Die Waffenvorräte bestanden hauptsächlich aus zusammengeschnürten Packen von 200 bis 300 Lanzen; Säbelklingen und Hackmesser waren haufenweise aufgeschichtet. Hier wurden auch die Prunk- und Luxuswaffen aufbewahrt, hauptsächlich riesige Lanzen; Schaft und Spitzen waren aus reinem Kupfer geschmiedet und aufs prächtigste poliert.

Die Vorratskammern und Kornlager befinden sich unter wohlgezimmerten, regendichten Dächern. Hier verbringt Munsa einen Teil seiner Zeit, um die Einteilung und Anordnung der Vorräte selbst zu überwachen.

Die Mangbattu zeichnen sich vor fast allen bekannten Völkern Zentralafrikas durch ihre hellere Hautfarbe aus, deren Grundton der des gemahlenen Kaffees ist. Von den Niamniam unterscheiden sie sich ferner durch geringere Muskelfülle, ohne indessen den Eindruck der Schwächlichkeit zu machen, auch haben sie bei gleicher Fülle des Haupthaars einen weit stärker entwickelten Bartwuchs. Wenigstens fünf vom Hundert sind mehr oder minder blondhaarig. Dieses Blond hat indes nichts mit dem unsrigen gemein, es ist von unreiner Färbung.

Die Gesichtsbildung erinnert in vielen Fällen an die semitischer Völker. Namentlich weicht die schmälere Nasenbildung von der der übrigen Negerrassen häufig auffallend ab. Auch tritt die Adlernasenform oft auf.

Dank ihrer völligen Abgeschlossenheit sind ihnen gewebte Stoffe aller Art unbekannt geblieben. Ein Feigenbaum von eigener Art, der bei keiner Hütte fehlt und dessen Rindenbast im natürlichen Zusammenhang zu einem dauerhaften wollartigen Zeug verarbeitet werden kann, liefert den einzigen Bekleidungsstoff. Wenn der Stamm Mannesstärke erreicht hat, ist die Rinde am brauchbarsten. Man entschält den ganzen Stamm eineinhalb Meter lang vermittels zweier Ringschnitte, ohne daß dadurch ein Absterben verursacht wird. Durch Wässern und Klopfen verstehen es die Mangbattu, der Rinde ganz das Aussehen eines dichten, sehr geschmeidigen Gewebes zu geben. Mit einem Gürtelstrick zusammengehalten, bedeckt ein solches Rindenstück in seltsamem Faltenwurf den Körper von den Knien bis zur Brust. Die Kunst des Webens braucht dabei nicht in Anspruch genommen zu werden; als deren erster Versuch konnte die Anfertigung von Binden und Zeugstreifen betrachtet werden. Nie tragen die Mangbattu Felle im Gürtel.

Die Frauen gehen fast völlig nackt, bis auf ein handgroßes Stück Bananenlaub oder Rindenstoff. Außerdem bemalen sie sich den ganzen Körper auf das sorgfältigste mit dem schwarzen Saft aus der Frucht einer Gardenia. Tätowierte Figuren verlaufen bandartig in der Richtung der Achseln über Brust, Oberarm und Rücken der Weiber. Die Bemalung bietet dem Beschauer eine unerschöpfliche Mannigfaltigkeit der verschiedensten Muster.

Die Männer bedienen sich einer Art Schminke aus gepulvertem Rotholz, indem sie die pulverisierte mit Fett zusammengeriebene Masse gleichmäßig einreiben und über den Körper verteilen. Die Haartracht ist bei Männern und Weibern dieselbe und besteht aus einem langen zylindrischen Haarwulst, der, durch ein Rohrgestell im Innern festgehalten, in schräger Richtung nach hinten emporstarrt. Die in feingeflochtenen Strähnen über die Stirn gezogenen Haare des Vorderkopfes werden oft durch erborgtes Haar von den im Krieg Gefallenen oder durch gekauftes Haar ersetzt. Die Männer setzen auf den Wulst einen Strohhut mit Federbusch. Die Frauen pflegen ausnahmslos den Haarwulst frei zu tragen, nur geziert mit kleinen Haarnadeln, auch mit Kämmen versehen, die man aus Stacheln des Stachelschweins zusammensetzt. Eine mir wegen der Haartracht verborgen gebliebene künstliche Verlängerung des Hinterhauptes zu fast kegelförmiger Gestaltung, die durch fortgesetzte, bereits am Säugling vorgenommene Umschnürung des Schädels bewirkt wird, ist bei vielen Mangbattu vorhanden und wurde später von Dr. Wilhelm Junker und Professor Schubotz beobachtet.

Die einzige Verstümmelung des Körpers, die ich hatte wahrnehmen können, besteht in einer Durchlöcherung der innern Ohrmuschel, um einen Stab von der Größe einer Zigarre durchstecken zu können. Die Beschneidung wird im ganzen Land, wie bei Mohammedanern, geübt.

Vielfältig ist die Bewaffnung. Sie führen Schild, Lanze, Bogen und Pfeile, im Gürtel sichelartig gekrümmte Messer, Sichelschwerter, deren Schneide an der einwärtsgehenden Seite angebracht ist; andere bedienen sich großer Dolche und spatelförmiger Hackmesser. Der Trumbasch, das Wurfeisen der Niamniam, ist nicht gebräuchlich.

Das Schmiedehandwerk nimmt unter ihren Kunstfertigkeiten eine hervorragende Stellung ein. Kneifzangen, Feilen und Hämmer unserer Art fehlen, aber die Mangbattu sind ihren Nachbarn durch die Anwendung anderer Werkzeuge überlegen. Sie sind die einzigen, die statt eines Ambosses von Stein sich eines solchen von Schmiedeeisen, wenn auch im kleinen, bedienen. Mit dem Meißel wird jede Waffe in den Umrissen geformt und dann durch Hämmern die Schneide angebracht. Unsere Feilen ersetzt ihnen ein feinkörniger Sandstein oder eine Gneisplatte, an denen die Waffen gewetzt und geschärft werden.

Dem im Handel befindlichen Eisen wird gewöhnlich nicht eine Form gegeben, in der es das gemünzte Geld ersetzt, wie dies z. B. bei den Bongo geschieht. Als Geld könnte man höchstens die großen halbkreisförmigen Eisenbarren betrachten, die sich im Schatz des Königs befinden. Faustgroße Eisenklumpen bilden das Rohmaterial. Die Gewandtheit, mit der der Schmied in kürzester Zeit aus einem solchen Stück Spaten oder Lanzen zu formen weiß, ist außerordentlich.

Ihr Meisterstück sind die feinen Eisenketten, die als Schmuck getragen werden. Nach dem Urteil Sachverständiger haben diese Gebilde einer primitiven Kunst keinen Vergleich mit den Erzeugnissen unserer gewöhnlichen Schmiede zu scheuen.

Fast alle künstlichen Zierate werden aus Kupfer hergestellt. Am häufigsten findet es in Gestalt meterlang ausgezogener, flach geschlagener Drähte Verwendung, um die Griffe an Säbeln und Messern, die Lanzenschäfte und Bogen zu umwickeln. Lange Halsketten von Kupfer sieht man häufig, und Kupferbeschlag fehlt weder an den aus Büffelhaut geschnittenen Ringen noch an den dicken Gürtelriemen. Vornehme Eingeborene lassen sich eigens aus Kupfer geschmiedete Prunkwaffen anfertigen.

Unglaubliche Mannigfaltigkeit herrscht in den Formen der Lanzen und Pfeilspitzen. Die gleichmäßig angeordneten Widerhaken, Zacken und Dornen, die an ihnen in Menge angebracht zu werden pflegen, sind von tadelloser Vollendung. Alle Klingen, Lanzen- und Pfeilspizen tragen Blutrinnen. Die Pfeile haben höchstens anderthalb Meter lange Schäfte von Rohrgras und sind am untern Ende mit kleinen Flügelansätzen versehen. Der Bogen hat als Sehne einen Strang aus einfach gespaltenem spanischem Rohr, der an Spannkraft jede Schnur übertrifft. Zum Schutz des Daumens gegen den Rückprall des scharfschneidigen Sehnenstranges ist ein ausgehöhltes Hölzchen angebracht. Der Pfeil gleitet beim Zielen stets zwischen den mittleren Fingern hindurch.

Die Vervollkommnung ihrer Werkzeuge befähigt die Mangbattu auch zu einer größern Entwicklung der Holzschnitzerei. Sie sind das einzige Volk, das mir in Afrika begegnete, dem der Gebrauch des einschneidigen Messers bekannt ist. Das Holz zum Schnitzen wird in der Regel dem Stamm einer Rubiazee entnommen. Das Fällen dieser riesigen Bäume, deren Stämme bei einem bis auf ungefähr dreizehn Meter Höhe astfreien und geradlinigen Verlauf eine Dicke von zwei bis zweieinhalb Meter Durchmesser erreichen, geschieht in mühsamer Arbeit mit den hier gebräuchlichen kleinen Beilen. Die Zahl der dazu erforderlichen Hiebe steigt in die Tausende. Dennoch sah ich im Urwald nicht selten Stämme liegen, die wie mit der Säge durchgeschnitten erschienen, was für das vorzügliche Augenmaß dieser »Wilden« spricht.

Schüsseln, Schemel, Pauken, Boote und Schilde bilden den Hauptgegenstand der Holzschnitzerei. Die aus einem einzigen Baumstamm ausgehauenen Boote lassen an Zweckmäßigkeit nichts zu wünschen übrig. Ich sah solche von zehn Meter Länge und über anderthalb Meter Breite, auf denen man ganz bequem Pferde und Rinder hätte übersetzen können. Die großen hölzernen Signalpauken fehlen in keinem Dorf.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
190 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain
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