Kitabı oku: «Louisianas Eskorts», sayfa 8
“Aber bitte, meine Damen, inkommodieren Sie sich nicht und erheben Sie sich. Wir sind nicht in Sankt Petersburg.” Alexander wurde ganz erhabene Jovialität. Daß in den kaiserlichen Palästen der alten Residenz schon seit 86 Jahren kein Hof mehr existierte, überging er einfach. Auf Durchlaucht” hatte er Anspruch, aber „Kaiserliche Hoheit” machte ihm zur Abwechslung richtig Spaß.
„Ich bitte Sie, wir wollen doch nicht auffallen. Ich bin inkognito hier.”
Die überwältigten Damen erhoben sich und schnitten Gesichter, als würden sie sogleich mit dem höchsten der kaiserlich russischen Damen-Orden geschmückt werden. Sie schienen zu glauben, ein Großfürst habe so etwas stets in seinen Hosentaschen bei sich, um affektierte Verehrerinnen damit jederzeit in höchstes Entzücken versetzen zu können.
„Und Dich, meine liebe Berenice, muß ich doch ein wenig schelten. Du solltest es doch nicht ausplaudern, da ich dem strengen Zeremoniell einmal entfliehen wollte. Was hatten wir abgesprochen, hm? Graf Turjanski hatten wir ausgemacht. Du weißt, daß ich immer unter diesem Namen reise, wenn ich meine Ruhe haben will.”
„Bengel, übertreibe es nicht.”
„Aber Kaiserliche Hoheit! Sie sind viel zu bescheiden.” Madame de Treville war kurz davor, wieder im Hofknicks niederzugehen, was Alexander schnellstens mit einer Handanhebung verhinderte und das herrliche Täuschungsspiel, das ihm diebischen Spaß bereitete, und mit Handküssen bei den beiden Ehrfurchtsvollen fortsetzte.
„Meine liebe Treville, Bescheidenheit ist das vornehmste Gebaren der Fürsten. Wir wollen doch niemanden in Verlegenheit bringen, nicht wahr?”
„Oh, zu gütig, Kaiserliche Hoheit!” Madame de Treville war einer Ohnmacht nahe. Und dann riß sie die Augen auf, denn Alexander flüsterte ihr etwas zu.
„Nennen Sie mich noch einmal coram publico mit Prädikat, verhaue ich Ihnen den Hintern, meine Gnädigste.” Das bekräftigte er mit dem schönsten Lächeln, dessen er fähig war und mit einer Augenbetonung, die eine einzige schelmische Warnung war, daß er das auch in die Tat umsetzte, sollte sie nicht gehorchen. Madame de Trevilles Gesichtsausdruck nahm eine sehnsuchtsvolle Verklärung an.
„Frau Müller-Gantermann, entzückt, Sie kennenzulernen. Und bitte − nur Graf Turjanski.”
„Oh, wie reizend, lieber Graf”, schaltete die Müller-Gantermann sogleich um, denn sie hatte akustisch sehr wohl verstanden, was Alexander ihrer Busenfreundin angedroht hatte. Dabei war sie sich gewiß, daß die sich nur zu gern von dem Großfürsten den Po versohlen ließe, und sich selbst nahm sie davon nicht aus. Alexanders galanter Handkuß verfehlte seine Wirkung nicht. Dagmar-Schätzchen war total hingerissen von dem schönen jungen Mann, und bei Madame Treville lief im Kopfkino ein wunderbarer Film ab darüber, was alles passieren könnte, wenn der Großfürst erotisch handgreiflich würde. Die besten Regieeinfälle dazu sollten ihr in der folgenden Nacht kommen, wenn bei ihr sonst schon nichts kam.
Die Wildenbruch hingegen war einem Doppel-Giftmord nahe − bedenklich nahe. Sie betrachtete mit schmalen Augen, wie die beiden Enthusiasmierten die Aufmerksamkeit ihres Galans mit Beschlag belegten, was sie schnell in ein giftig-süßes Lächeln umwandelte, wenn deren Blick sie traf.
Glücklicherweise beendete der erste Gong zur Anzeige des Endes der Pause dieses Zwischenspiel und die Giftmorde wurden auf eine andere Gelegenheit verschoben.
Alexander verabschiedete sich von den beiden Damen auf die liebenswürdigste Weise. Sie selbst kamen sich vor, als seien sie bei Hofe vorgestellt worden.
Berenice hakte sich bei ihm ein und zischte ihm auf dem Weg zur Loge zu, er solle sich auf seine Rolle besinnen und darauf beschränken, für sie da zu sein. Diese überspannten Weiber hätten ihn nicht zu interessieren.
„Bist Du eifersüchtig?” Er schmunzelte.
„Ja!”
„Schön!”
*
York hatte seine Cousine und Michael vergeblich gebeten, eine Salsa mitzutanzen. Michael meinte, dann müsse er wieder ins Bad und Cecilia war augenblicklich überzeugt, daß sie in dem Falle dort ihre Jungfernschaft verlöre. Noch einmal würden sie beide sich wohl kaum beherrschen können. Sie wollten noch ein wenig in der lauen Abendluft spazierengehen und schauen, ob irgendwo eine schöne Kinonachtvorstellung liefe. Dabei lächelte Cecilia ihren Cousin vielsagend an.
„Das Kino kann ich mir gut vorstellen.”
York glaubte ihr selbstverständlich kein Wort, aber er freute sich für sie, und er nahm sich vor, eine der Single-Schönen, es waren immerhin sieben anwesend, zu einem Mambo à deux einzuladen, wohlgemerkt zu dem der Art, den man horizontal „tanzt”.
Die Drei verabschiedeten sich sehr herzlich voneinander. Fritzi Sterlitz bemerkte, daß ihr schöner Tanzpartneranwärter im Gehen begriffen war und eilte hinzu.
„Ihr wollt schon gehen? Jetzt kommt doch gleich die Salsa! Das darf man doch nicht verpassen. Bleibt doch noch ein wenig.”
Ihren bittenden Augen hätten Michael unter normalen Umständen sofort zum Bleiben bewegt, denn in ihrem Blick lag mehr, als nur eine Tanzaufforderung, aber Cecilia ging dazwischen.
„Wir haben noch eine andere Verabredung. Beim nächsten Mal gern.” Ihr Blick ein Dolch und Fritzis schöne Brust wäre im Nu durchbohrt gewesen.
„Sie hat recht. Wir wollen nicht unhöflich sein. Du verstehst?”
„Na gut. Ich kann warten.” Mit einem zauberhaften Lächeln setzte sie ihre Kampfansage in die Welt − und sie wurde genau verstanden. Fritzi setzte gar einen drauf und küßte Michael frech auf den Mund. Der war ausnahmsweise mal perplex, aber dennoch spürte er, daß ihm etwas in die von Cecilia abgewandte Hosentasche gesteckt wurde.
„Nun komm!” Cecilia wurde spürbar ungehalten, nahm Michael bei der Hand und zog ihn hinaus.
Fritzi sah beiden mit einem siegessicheren Lächeln nach, drehte sich dann aber abrupt um, flitzte zum Tanzsalon zurück und rief an der breiten Doppeltür mit rudernden Armen:
„SALSAAA!”
York konnte gerade noch die Musik anwerfen, als er auch schon von Fritzi geschnappt wurde. Gott Eros war mit ihnen und allen anderen.
*
„Läßt Du Dich immer so schnell von Mädchen küssen?”
Cecilias Tonfall war anzuhören, daß sie nicht sonderlich amüsiert war. Aber es amüsierte Michael, daß die Eifersucht offensichtlich ihre Worte formulierte.
„Das kommt darauf an …”
„DU-HU!” Sie boxte ihn.
„Au!” Er rieb sich die Brust. „Warum haust Du mich denn schon wieder? Hast Du mich denn schon sooo gern, hm?” Michael grinste sie mit leicht schräggelegtem Kopf verschmitzt an.
„Sei nicht so eingebildet! Und überhaupt. Der kratze ich die Augen aus.”
„Ha, ha! Du bist eifersüchtig!” Michael lachte mit dem schönen Gefühl des Triumphes.
„Bin ich nicht!” Cecilia boxte ihn erneut und verschränkte bockig die Arme.
„Oh, bist Du doch!” Michael faßte sie bei den Schultern. Cecilia senkte den Blick.
„Und weißt Du ’was?”
„Na sag schon.”
„Ich finds herrlich!”
„Wirklich?” Ungläubig sah sie ihn an.
„Ja! Ich könnte mich in Deiner süßen Eifersucht wälzen wie ein Pferd im Sandbad.”
Ehe sie etwas erwidern konnte, küßte Michael sie so, daß sie von einem Augenblick zum anderen schnurrend und mit weichen Knien in seinen Armen lag und allen aufkommenden Zorn über diese unverschämte kleine Ziege völlig vergaß. Und Michael war entschlossen, sie für einige Minuten auf diese schönste Weise stumm zu machen, damit nichts nachblieb.
Als er sie wieder freigab, sah sie ihn versonnen an.
„Was machen wir eigentlich hier?”
„Wir küssen uns. Schon vergessen?”
Cecilia holte tief Luft und atmete wie befreit aus.
„Nein, habe ich nicht, aber ich hätte beinah vergessen, was ich wollte.”
„Und das wäre?”
„Dich.”
„Hm, ein wahrhaft schöner Gedanke und eine vortreffliche Idee, wenn ich das sagen darf”, brummte er ihr leise zu und es durchrieselte sie in wohligster Weise. Dennoch …
„Sei nicht so frech, Du …”
„Au! … Wenn das so weitergeht, bin ich morgen früh grün und blau, Du schlimmes Mädchen.”
„Nein, bist Du nicht. Morgen früh bist Du fix und alle!”
„Oh!”
Sie sahen sich an und sahen sich an und sahen sich an, lachten fröhlich los und fielen sich um den Hals. Beide hatten völlig vergessen, daß Michael bezahlt worden war.
*
Eine halbe Stunde später kamen sie mit einem Citycar an Cecilias Elternhaus an. Es war ein vornehmer Teil ihrer Stadt, in dem die Villa sich befand, ein schönes, altes Gebäude, das den letzten Krieg heil überstanden hatte. Michael gefiel es. Und er speicherte es, trotz der nur von einer guten Straßenbeleuchtung überwundenen Dunkelheit, sogleich ab. Michael wollte die äußere Erscheinung dieses Hauses nicht vergessen.
„Werden wir allein sein?” Er fragte vorsichtig.
„Meine Brüder sind nicht da. Mein Vater ist auf Geschäftsreise und meine Mutter wird vermutlich die halbe Nacht auf einer Bridge-Party zubringen. Warum? Hättest Du Hemmungen, wenn wir nicht allein im Haus wären?”
„Hhm”, wiegte er seinen Kopf, „nicht wirklich, aber man ist doch in der Entfaltung freier, oder nicht?”
„Möchtest Du mich denn durchs Haus jagen?” Sie grinste ihn frech an.
„Vielleicht, wenn es Dir gefällt.”
„Mal sehen”, erwiderte sie und sah ihn dabei intensiv an. Dann zog sie aus einem kaum sichtbaren Gürteltäschchen den Hausschlüssel hervor und reichte ihn Michael.
„Der Herr öffnet.”
Michael nahm ihr den Schlüssel ab und schloß auf.
„Bitte nach Ihnen, mein gnädiges Fräulein”, gab er mit einer hofmäßigen Verbeugung und dabei mit einem gewollt übertriebenen Armschlenkern den Weg ins Haus frei.
Cecilia warf ihren Kopf in den Nacken und nahm dabei in neckischer Spielerei ihr Kleid an beiden Seiten hoch, als wäre es ein bodenlanges Ballkleid und stolzierte mit erhobener Nase wie ein affektiertes Prinzeßchen ins Haus hinein.
„Huch!” kreischte sie auf und lachte dabei. Michael hatte ihr einen ordentlichen Klaps auf den Hintern gegeben, der sie mit Schwung in den inneren Eingangsbereich beförderte, ehe er ihr nachkam und die schwere Tür ins Schloß fallen ließ.
„Magst Du einen gekühlten Champagner?”
Cecilia hatte die Innenbeleuchtung angeschaltet und Michael sah sich um.
„Aber nur wenig, Kätzchen. Ich möchte durch Dich den Verstand verlieren, nicht durch Alkohol.”
Cecilia strahlte ihn an.
„Komm, wir sehen in der Küche nach. Hoffentlich ist noch genug Eis da.”
Sie zog ihn mit sich. Er ließ seine Jacke auf einen Sessel fallen, an dem sie vorbeikamen. Ihm gefielen die Originalgemälde, die er sah, erkannte auf die Schnelle aber nur einen Kokoschka. Das Haus verfügte ganz offensichtlich über Geld.
In der großen Küche hatte Cecilia schnell gefunden, was sie suchte, holte einen Sektkübel hervor und leerte alles Eis hinein, das sich in beiden Kühlschränken befand, nicht ohne die Behälter mit den Eisgittern wieder mit Wasser aufzufüllen und hineinzustellen. Michael öffnete derweil die Flasche, ohne daß der Korken an die Decke knallte und der halbe Inhalt explosionsartig hinausschoß, um vergeudet über den Boden zu rinnen. Er verschloß die Flasche wieder, drückte sie in den Eiskübel und nahm Cecilia bei der Hand.
„Wo ist Dein Zimmer?”
„Oben.” Sie deutete mit dem rechten Zeigefinger hinauf.
Michael nahm sie bei der einen Hand, den Sektkübel in die andere.
Während sie ins Obergeschoß strebten und eine höchst angenehme, nervöse Spannung beide ergriff, wurde es hinter ihnen Abschnitt für Abschnitt wieder dunkel im Haus und vor ihnen hell. Dann kamen sie vor ihrer Tür an. Michael stellte den Sektkübel daneben auf den Boden.
„Darf ich …?” Er deutete auf die Tür.
„Ich bitte darum”, lächelte sie ihn an, aber die Aufregung war ihr anzusehen. Ihr Hals hatte rote Flecken bekommen.
Michael öffnete die Tür und stieß sie ein Stück auf. Dann, ehe sie es sich versah, hatte er sie auf den Arm genommen und trug sie über die Schwelle in den dunklen Raum hinein. Das Licht im breiten Korridor ließen sie brennen. Als Michael mit dem linken Fuß die Tür zustieß und sie ins Schloß klickte, dauerte es zwei Sekunden, ehe er schemenhaft Umrisse der Einrichtung erkannte.
Cecilia nutzte die Gelegenheit, Michael zu küssen − und es wurde ein langer Kuß, der ihm das Blut in den Schoß trieb. Als sie mit einem süßen Seufzer absetzte und ihren Kopf an seiner Schulter barg, nutzte er die Gelegenheit, Licht ins Dunkel zu bringen.
„Sag, Kätzchen, wo ist denn hier der Lichtschalter?”
Mit einem vorausgeschickten zweiten Seufzer sagte sie ihm, er solle sich bitte einmal umdrehen; mit ihrer linken Hand langte sie ins Dunkle, und es flammten einige Lampen auf, die den großen Raum dank ihrer Schirmfärbung in ein kerzenscheinähnliches Licht tauchten. Michael hatte schon überlegt, ob er sie nach Kerzen fragen sollte, um eine heimelige Stimmung damit zu zaubern, aber das erübrigte sich nun. Bei einem intimen Beisammensein haßte er beleuchtungstechnisch nichts mehr als grellweißes Bürolicht, womöglich von langen Neonröhren produziert. Stimmungstöter Nummer eins.
Er stellte Cecilia auf die Füße und erinnerte sich des vor der Tür geparkten Sektkübels, den er hereinholte.
Wieder im Zimmer, entdeckte er schnell eine geeignete Abstellmöglichkeit und bemerkte, daß sie die Gläser vergessen hatten. Cecilia ging indes zu einem verglasten Schrank, nicht ohne dabei die Vorhänge der Fenster zuzuziehen, um mögliche Zuschauer vom Nachbarhaus um eine kostenlose Unterhaltung zu bringen, und kam gleich darauf mit zwei Bleikristallsektschalen zurück. Michael sah sich blitzschnell um.
Cecilias Quartier war relativ groß, um die vierzig Quadratmeter. Es war mit hellen Möbeln geschmackvoll eingerichtet. Er sah viele Bücher, einen aufgeräumten Schreibtisch. An den fensterfreien Wänden hingen einige Landschaftsbilder, meistens Strand- und Meeresmotive und − ein wunderschöner liegender weiblicher Akt. Michael staunte nicht schlecht.
Es war Cecilia selbst.
Er wurde neugierig, ging zu dem Bild hin. Es war ein Original, photorealistisch gemalt − signiert von Christoph Heygenrath. Im Umdrehen fragte er …
„Dein Cousin hat …?” Weiter kam er nicht, denn der Anblick, der sich ihm dabei bot, ließ kein weiteres Wort mehr heraus. Cecilia stand da − nackt und wunderschön.
„Gefällt es Dir?” Sie legte ihren Kopf leicht schräg.
„… äh … was?” kam Michael leicht ins Stottern. Der direkte Vergleich mit dem Bild brachte ihn einen Moment aus dem Konzept. Er war eben kein Berufsgigolo − noch nicht.
„Das Bild. Gefällt es Dir?” Cecilia kam näher bis sie vor Michael stand. Sie amüsierte sich, daß er verwirrt war.
„Äh … ja … sehr”, kam es noch etwas stockend.
Cecilia fand es urkomisch, daß er durcheinander war, kaum, daß sie nackt vor ihm stand, während seine eigene Nacktheit vor ihren Augen ihm offensichtlich nicht das Geringste ausgemacht hatte.
„Ich werde wahnsinnig. Bei diesem herrlichen Anblick kann man augenblicklich den Verstand verlieren. Sie ist so wundervoll …” Ihre schwarze Schoßwolke machte ihn unheimlich an. Monsieur Bouchon meldete sich überdeutlich „zu Wort”.
„Christoph hat mich letztes Jahr gemalt. Hier, in diesem Raum. Da …”, sie drehte sich um, „… habe ich auf dem Bett Modell gelegen.”
Michael versuchte, sich zu sammeln. Er kam sich in diesem Moment einfach teenagerdümmlich und ganz unprofessionell vor. Wer verführte hier eigentlich wen? Plötzlich ärgerte er sich über sich selbst, als ihn Cecilias schöne, sanfte Stimme erreichte.
„Möchtest Du sehen, wie ich mich auf dem Bett hingelegt habe, ja?” Als Michael zögerte … „Komm!” Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit sich zum Bett hin. Dort bedeutete sie ihm, stehenzubleiben, schwang sich auf die die Kissen und streckte sich so lasziv aus, daß es Michael für einen Moment den Atem nahm.
„Siehst Du … so.”
Michael sah sie intensiv an, eine gefühlte Ewigkeit lang, ehe sein Blick zum Vergleich das Gemälde erneut erfaßte. Christoph hatte Cecilia in sensibelster Weise wahrgenommen und auf die Leinwand gebannt. Er bewunderte ihn für dieses Können.
„Und jetzt darfst Du mir eine Schale Champagner bringen und Dir selbst eine nehmen.” Cecilia hatte das Kommando − und Michael gehorchte.
Raschelnd zog er die Flasche aus dem Eis, füllte die Schalen zur Hälfte, brachte Cecilia eine und setzte sich mit seiner in der Rechten auf die Kante des relativ breiten Bettes. Wortlos stießen sie miteinander an und nahmen jeder einen guten Schluck. Den kleinen Rest schüttete Cecilia sich in ihren Bauchnabel. Ihr süßes, dabei schelmisches Lächeln verriet, daß es ihr ein geradezu lausbubenhaftes Vergnügen bereitete, Michael an der Angel zu haben.
„Für Dich.” Die leere Trinkschale stellte sie mit der linken Hand auf das Nachtschränkchen.
Sie streckte ihr Arme über Kopf aus. Dabei rann ein wenig Champagner links und rechts über ihre Hüften ins Bettzeug, aber das war ihr egal. Michael stellte seine Schale neben Cecilias’ ab, beugte sich über ihren flachen Bauch und schlürfte genüßlich auf, was sie für ihn vergossen hatte. Und als er fertig war …
„Jetzt leckst Du mich.” Cecilia hatte definitiv das Kommando. Er zog sie zu sich herum, schob ihr ein kleines Kissen unter den Po, kniete sich vor dem Bett nieder und begann, Cecilia zu geben, wonach es sie verlangte.
Michael betrachtete den zarten, rosigen Kelch ihrer ungepflückten Blume.
„Gefallen Dir meine Blütenblätter?” Cecilia hauchte es ihm zu, während sie sich auf ihre Ellenbogen stützte und ihm in seiner Verzückung zusah.
Ob sie ihm gefielen? OB SIE IHM GEFIELEN? Er war hingerissen!
Maximilians jungfräulicher Phallus war ein bemerkenswerter Fruchtstand mit der schönsten roten Beere gewesen, die er je gesehen hatte, aber das, was Cecilia ihm darbot, war die schönste Blume des Lebens, die er sich vorstellen konnte. Wäre er im Moment ihrer Betrachtung bei unbeeinträchtigt klarem Verstand gewesen, würde er jeden Vergleich empört zurückgewiesen haben.
In die Frucht beißt man fast unachtsam hinein, kaut sie und schluckt sie herunter, aber die Blüte ist ein Objekt der unentwegten Bewunderung, des sinnlichen Genusses, der zärtlichen Berührung, des Berauschens an Aussehen und Duft. Und wenn man es versteht, so kann man an ihr bis zu einer seligen Trunkenheit naschen.
„Möchtest Du meine Blume öffnen?”
Cecilia gab vollends den Weg frei, den der glückselige Michael mit dem tiefen Brummen eines Bären, der den langgesuchten Honigquell gefunden hat, beschritt und seine Zunge in das herrliche Labsal eintauchte, das einzig ein weiblicher Blütenkelch zu bieten vermag.
Das Wunder an ihr ist zudem, daß ein meisterliches Naschen an der Blume gleichermaßen in der Blume, wenn nicht gar potenziert, ein lustvolles Erleben auslöst. Cecilias Lippenblüte wandelte sich von zartem Rosa zu einem warmen Rot, und Michael trank von ihrem salzigen Nektar mit dem einen Ziel für beide ─ Rausch und Erfüllung! Und ein beglückender, seligmachender Rausch sollte es werden.
*
Der Streich hatte ihn ganz unerwartet getroffen. Er bog seinen Rücken durch und wirbelte gleich darauf herum, als ihn der zweite Streich traf − quer über seinen linken Oberarm und seine Brust.
Er wollte sich gerade vom Champagner nehmen und mit Berenice anstoßen, ihren ersten Höhepunkt zu feiern, in den er sie getrieben hatte. Nun riß Alexander die Augen weit auf, als er sie mit der Neunschwänzigen Katze vor sich sah. Mit funkelnden Augen stand sie da.
Schmatzend hatten die schmalen Lederstreifen seine Haut getroffen und schwache, aber sichtbare rote Striemen auf ihr hinterlassen. Er spürte ein kurzes, leichtes Brennen. Einen Mann würde er sofort zu Boden geschickt haben, aber nach einem kurzen Abwarten, ob sie wieder zuschlüge, wandte er sich um, goß sich vollends ein und füllte auch eine Schale für sie, die er ihr im Zurückwenden entgegenhielt.
„Daß war für Deine Überheblichkeit, Niko”, flammte sie ihn an, ehe sie ihm ihre Champagnerschale abnahm und klingend mit ihm anstieß.
Als sie das kostbare Glas wieder abstellte, war sie einen kurzen Augenblick unaufmerksam − und Alexander hatte die Neunschwänzige in der Hand. Berenice erschrak, ihr stockte der Atem.
Sie steckte immer noch in ihrem schoßoffenen Spitzenkorsett mit der halben Büstenstütze, die ihre vollen Brüste bestens zur Geltung brachten, nun angehoben und gesenkt durch ihre Angst, ob der Großfürst sie peitschen würde. Er winkte sie mit zwei Fingern zu sich.
„Komm’ her!”
Zögerlich tat sie zwei Schritte auf ihn zu.
„Näher!” Sein Kommandoton wurde schärfer.
Zwei Schritte.
„Dreh Dich um!”
Sie zögerte.
„DREH − DICH − UM!”
Zögernd tat sie, wie ihr befohlen wurde, und, noch ehe sie sich ganz umgewandt hatte, stöhnte sie auf. Alexander hatte ihr die Neunschwänzige quer über den Hintern gezogen.
„Wirst Du das noch einmal tun?”
Ehe sie antworten konnte, klatschte es erneut, ein verdrücktes Stöhnen war zu hören …
„Nein, ich tue es nie wieder …”
„Schade.”
Alexander schwang die neun Riemen erneut. Ihr Aufstöhnen stimulierte ihn in unerwartet wohltuender Weise. Der Prinz genoß die Erotik der Macht.
Berenice hatte geglaubt, vermittels einiger Geldscheine nach Belieben über ihn verfügen zu können; nun sah sie ein, sich gründlich in ihm getäuscht zu haben. Sie hätte ihn nicht schlagen sollen.
„Fick mich − bitte”, bettelte sie. Sie hielt sich am Fußendepfosten ihres Himmelbettes fest und bot ihm in eindeutiger Weise ihre Kehrseite an.
„Warum?” Er füllte seine Champagnerschale auf und trank so wild, daß ihm die Hälfte über Hals und Oberkörper lief. Am liebsten hätte er nach altrussischer Art das Glas an der Wand zerschellen lassen, aber da er keine Stiefel trug, wollte er keine Scherben im Raum haben und stellte es gesittet beiseite.
Berenice wandte ihren Kopf zu Alexander hin, ohne den Bettpfosten loszulassen. Ihr war anzusehen, daß sie den Rinnsalen auf des Prinzen Haut am liebsten mit ihrer Zunge gefolgt wäre.
„Ich will Dich in mir haben. Es macht mich so wild, wenn Du mich stößt.”
„Hast Du es denn verdient, daß ich Dich nehme? ─ Dienerin!” Alexanders Stimme hatte einen tiefen, dunklen Ton angenommen, der Berenice tief erschauern ließ. Dabei zog es ihr lustvoll durch den Magen, bis dort hinunter, wo sie ihn haben wollte.
Berenice wandte sich ihm zu und lehnte sich an den Bettpfosten an. Daß er so sprach, war für sie der Vorhof zum Höhepunkt. Er hatte das schnell begriffen. Sie war nicht die erste Frau, bei der ihm das gelungen war. Er trat nah an sie heran, prüfte ihren Schoß und er prüfte so, daß sie die Augen schloß und leise aufstöhnte, ehe er abließ und genüßlich seine Finger ableckte, wie ein naschender Kater, der die Pfote in den Sahnetopf eingetaucht hatte.
„Du hast es verdient”, brummte er sie leise an und atmete ihr warm ins Gesicht. „Dreh Dich um.”
Sie gehorchte. Dabei zitterte sie und ihrem Gesicht war anzusehnen, daß sie Angst hatte und es dennoch in vollen Zügen genoß. Sie roch „Mann”. Schaurig-schöne Wellen durchwaberten ihren Körper von Kopf bis Fuß und brachen sich in ihrem Schoß in stürmischer Brandung, die auslaufend bis zu ihren großen Zehen ein wundervolles Wohlbefinden spülte.
Alexander legte die neun Riemen der „Katze” über ihre rechte Schulter, genoß Berenices Zusammenzucken und ließ die Peitsche langsam über ihren Rücken gleiten, ehe er zuschlug und in sie eindrang, noch ehe ihr Aufschrei gänzlich verklungen war.
Monsieur Bouchon tat meisterliche Arbeit, trefflich geführt von seinem Herrn, während Berenice sich am Bettpfosten festhielt, wie in alten Zeiten, als den Frauen die Mieder geschnürt wurden. Doch nun war der Grund ein anderer, der ihr den Atem nahm. Sie betete, er möge lange durchhalten − und er hielt durch, bis sie unter seinen Stößen einer Ohnmacht nahe und so in einem vielfarbigen Nebel versunken war, daß sie seinen Schrei kaum noch wahrnahm, als ihr beider O sich vermischte.
*
Cecilia bewegte ihren Kopf hin und her, die Augen hielt sie dabei geschlossen. Ihre Arme hatte sie seitwärts ausgestreckt und ihre Finger krallten sich in den Stoff des Bettbezuges; bei jeder wohligen Welle, die sie durchströmte, zog und riß sie daran, stöhnte und keuchte leise, versuchte bei Atem zu bleiben, der ihr von ihrem Gärtner bei der Blumenpflege so herrlich genommen wurde.
Michaels Zunge strich zärtlich über Cecilias rosarote Blüte und seine schlanken Finger hielten den Kelch geöffnet, der ihn fortwährend mit seinem Nektar versorgte, den er, untermalt von seinem lustvollen Brummen, pausenlos aufnahm und schluckte. Immer wieder setzte er zu einem kurzen Zungenspitzentremolo auf den Blütenblättern an, die er vorsichtig zwischen seine Lippen nahm und stimulierte.
„Oh Himmel, was machst Du mit mir”, seufzte Cecilia auf und strich mit ihren beiden Händen über ihre Apfelbrüste und ihren flachen Bauch, den sie noch weiter einzog, dabei arbeitete sie sich langsam zum Auslöser ihrer Explosion vor.
Da unterbrach Michael seine Blütenkost und griff fest nach ihrer forschenden Hand.
„Nicht! Da gehörst Du mir.” Er küßte ihre Handinnenfläche, leckte sie und saugte an ihrem Mittelfinger, dessen Kuppe er mit seiner Zunge betrillerte, so wie er es sich für seine rote Frucht wünschte, die in Cecilias Mund einzutauchen Monsieur Bouchon mit pochendem Blut herbeisehnte, ganz im Sinne seines Meisters.
„Befreie mich, befreie mich”, stöhnte Cecilia, ohne, daß sie die Kraft gehabt hätte, ihre Augen zu öffnen.
„Wovon, Kätzchen?” Michael sah wie träumend über ihre Wolkenlocken hinweg. Er wußte, was sie wollte, aber er wollte es hören. Cecilia hatte ihren rechten Handrücken auf die Stirn gelegt und stöhnte leise.
„Oh Himmel, sei gnädig, laß es doch aus mir heraus … hhmmm … so herrlich leiden … aahhh ….hhmmm … Deine Zunge … so wundervoll … mach’ weiter … nicht aufhören …”
Sie keuchte und stöhnte, was Michael nur weiter anstachelte, ihre nasse Blütenpracht mit seiner unersättlichen Zunge zu bestreichen.
„Quäl mich doch nicht so … mach mich fertig … ich will endlich …” Sie warf ihre Arme nach hinten, ihr Bauch sank ein, ihre Rippenbögen traten hervor … alles in ihr wollte explodieren. “
„Die Knospe, meine Knospe”, schrie es in ihr, aber Michael konnte es nicht hören, ihr Stöhnen übertönte sie. Seine Zunge tauchte tief in den Kelch ein, schmeckte dessen Salz und wandelte es für sich in ein unbeschreibliches Rauschgefühl um.
Bei geschlossenen Augen wuschelte Michael mit seiner Nase und seinen Lippen in Cecilias schwarzen Kätzchen-Locken. Er liebte dieses ganz eigenartige Kitzeln.
„Knospe”, flüsterte Cecilia, „Knospe.” Es klang flehentlich.
„You’re absolutely brilliant, my dear.”
Michael zögerte, er horchte. Wer hatte das gesagt? Blitzschnell suchte sein Gehirn im Stimmenarchiv − es war Maximilian.
„Maxi! What are you doing here?” Michaels Unterbewußtsein antwortete mit einer Frage.
„I really do miss you, don’t I. Leontine is the finest of girls and the sweetest of partners for me but no substitute for the relationship and love we shared, you know.”
„Don’t be a damned fool. You need a girl and woman by your side. And I need the one I‘m with now. Alas! Though I‘d rather be with you, wouldn‘t I.”
„Good gracious me. Don’t be a fool yourself. Your virgin is longing and ready for climax treatment. Give it to her, and do it as brilliantly as you did it with me and my glans.”
Für einen Moment glaubte Michael, Maxi nackt und fröhlich lächelnd auf der Bettkante sitzen zu sehen. Versonnen lächelte er in dessen Richtung, als er leicht den Kopf schüttelte und seine Augen kniff. Da war Maxi verschwunden, und er hörte ihn auch nicht mehr. Dafür drang Cecilias Flehen wieder an sein Ohr.
Michael strich mit seiner langen Zunge noch dreimal über ihren Blütenkelch, ehe er mit seinen Lippen erst zärtlich, dann fest ihre Knospe umschloß und seine forsche Zungenspitze Cecilia aufstöhnen ließ. Michael setzte sie meisterhaft ein, bis er sie mit seinem Knöpfchentremolo in ungeahnte Höhen getrieben hatte, wo sie schreiend explodierte und als bunte funkelnde Sterne wie in einem glitzernden Feuerwerk zurück auf ihr Bett rieselte.
*
„Und jetzt wirst Du mich verwöhnen, so wie es mir zusteht.”
Alexanders Stimme klang sanft, aber sie hatte einen drohenden Unterton, den Berenice nicht überhörte und der sie erschauern ließ. Hätte sie nur die Neunschwänzige in der Hand − sie würde ihm schon ein Muster auf seinen davidgleichen Körper zeichnen. Obwohl, es wäre schade um diesen Körper, gestaltet wie von Michelangelo höchstselbst, diese wundervolle makellose Haut. Sie hoffte inständig, daß die roten Striemen ihrer ersten Züchtigung mit einer guten Salbe bald nur noch in der Erinnerung ein brennendes Souvenir sein würden. Aber sie fand, es stand ihm − irgendwie. Eine temporäre Liebesnarbe. Er sah aus wie ein Krieger, der frisch aus der Schlacht heimgekehrt war zu seiner Geliebten, um sich pflegen zu lassen und zu erholen.
Ah! Ihm stand noch etwas. Nicht nur, daß ihm sein gesamter Habitus gut zu Gesichte stand − Alexander konnte auf eine so wundervolle Art und Weise witzig, elegant und arrogant sein −, sein erotisches Hauptinstrument stand ihm wieder zur Verfügung. Gerade, als sie ihn genüßlich betrachtete, zog Monsieur Bouchon seine Mütze vom wieder dunkelroten Kopf und zeigte unmißverständlich an, daß er wieder da sei − Alexanders zuverlässigster Helfer grüßte sie freudig erregt und es schien, als sei seine ganze Erscheinung ein einziger langer Finger, der, ein wenig gekrümmt, elegant natürlich, leicht winkend anzeigte „Komm her, komm her”.
Sein Herr saß, mit dem Po fast bis zur Polsterkante vorgerutscht, in einem großen Sessel. Er hatte seine Arme gekreuzt auf seinem Oberkörper abgelegt. Die Neunschwänzige hielt er so wie einst die Pharaonen ihre Herrschaftszeichen. Dazu hatte er ein dünnes Bambusstöckchen in die linke Hand genommen. Ihm fehlte nur die passende Perücke samt Hutkrone und der Knebelbart. Monsieur Bouchon hatte die Rolle der Schlange übernommen, nur etwas versetzt, versteht sich. Er war eben ortstreu wie eine Seeanemone − Schicksal.