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Kitabı oku: «Ein Legat», sayfa 4

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Fünftes Capitel

Der Gemeinderath von Helmstadt war versammelt und auf Veranlassung des Bürgermeisters verlas der Secretair die Eingabe, welche hinsichtlich des Museums vorlag. Herr Ronceval, einer der Väter der Stadt und zugleich ein Nachfolger desjenigen Ronceval, durch dessen Kunstliebe dem Museum das Legat von fünfundsiebzig Gulden zugewandt worden war, sprach gegen den Verkauf, während ein anderer Herr sich bemühte, darzuthun, daß die Sammlung fast nur aus Copien bestehe. Herr Ronceval war der Ansicht, daß ohnehin das Legat nicht anderwärts verwendet werden könne, da der Custos lebenslänglich angestellt sei. Aber der Bürgermeister erklärte darauf, Herr Walther habe seinen Abschied selbst eingereicht und stimme sogar für den Verkauf des Museums. Er forderte dann den Secretair auf, das Gutachten des Malers vorzulesen, und dies geschah in so trockner und ausdrucksloser Weise, daß alle Feinheiten, die Herr Walther darin angebracht hatte, verloren gingen, nur der Schluß wurde begriffen, welcher lautete: »Somit hält sich der Unterzeichnete für verpflichtet, den Verkauf des Museums anzurathen, da dasselbe von gar keinem Werthe erscheint für eine Gemeinde, bei deren Gliedern ohne Auswahl die Gleichgültigkeit sehr hervortritt.«

Selbstverständlich trafen diese Worte die empfindlichste Seite der hochehrbaren Väter der Stadt.

Nach einigen scharfen Anspielungen auf die jesuitische Richtung des Malers wurde vorläufig beschlossen, zu untersuchen, ob über das Legat von fünfundsiebzig Gulden keine andere Bestimmung getroffen sei, für den Fall, daß das Museum verkauft würde, und die Herren verließen darauf das Zimmer.

Auf der Schwelle von des Bürgermeisters Wohnung begegnete diesem Nohr, der soeben herauskam, und überreichte Ersterem einen Brief, in welchem er durch eine Commission im Namen des Kirchenraths um eine Unterredung ersucht ward. Der Bürgermeister bewilligte dieselbe für den folgenden Nachmittag.

Bei der Zusammenkunft am folgenden Nachmittag ergriff Pastor Rodermann das Wort und setzte in ausführlicher, salbungsvoller Rede aus einander, daß man eingesehen habe, wie die Bibelstunde am Donnerstage durchaus überflüssig sei; da nun in Bezug auf das Legat Ronceval die Bestimmung herrsche, daß es beim Aufhören der Bibelstunde an das Museum fallen solle, so ersuche man den Bürgermeister, als Executor des Testaments, von dieser Bestimmung abzusehen und im Interesse der Gemeinde von Helmstadt den Willen des Erblassers dahin zu deuten, daß er in jedem Fall das Legat der Kirche zugedacht habe.

»Dieser Vorschlag des Kirchenrathes überrascht mich im höchsten Grade,« sagte der Bürgermeister auf die Rede des Pastor Rodermann; »man verlangt vom Executor, nicht zu executiren; wie mir scheint, ist ein solcher Vorschlag unmöglich. Der Executor ist nicht der Aussteller des Testamentes.«

Einer der Herren von der Commission meinte, der Bürgermeister könne ja ein wenig durch die Finger sehen und thun, als ob die Bibelstunde fortgehalten werde.

Aber der Bürgermeister entgegnete entrüstet, der Mensch habe die Finger nicht zum Hindurchsehen, sondern zum Handeln.

Auch der Notar glaubte ein Wort in der Sache mitreden zu müssen und bemerkte daher, die Bibelstunde habe bereits seit einem halben Jahre factisch aufgehört, da sie vollständig überflüssig gewesen sei.

»Ist dies der Fall,« versetzte der Bürgermeister, »dann ist das Legat an das Museum verfallen.«

»Haha!« lachte einer der Herren, »das ist leicht gesagt, da aber das Museum verkauft wird, so –«

»Das Museum ist noch nicht verkauft, und tritt dieser Fall ein, so kommt das Legat an Diejenigen, die nach dem Museum dazu berechtigt sind, an die Nachkommen der Familie Ronceval.«

Nach dieser Bemerkung entstand eine augenblickliche Pause. Pastor Rodermann überlegte, wie er die in seinem Sinne gänzlich verunglückte Sache wieder redressiren könne.

Noch bevor er jedoch einen Entschluß gefaßt hatte, erklärte der Bürgermeister feierlich, daß die Umstände, die er soeben vernommen habe, ihn in die Nothwendigkeit versetzten, die Zinsen des Legats Ronceval nicht länger auszahlen zu lassen.

»Aber Herr Bürgermeister,« entgegnete Rodermann, »das ist unsere Absicht nicht; wir sind hierher gekommen, um einen gütlichen Vergleich mit Ihnen zu besprechen.«

»Herr Pastor,« versetzte der Bürgermeister, »die Pflicht der Obrigkeit verlangt, daß nach dem Rechte verfahren werde.«

»Lassen Sie uns dann dies ganze Gespräch als nicht stattgefunden betrachten.«

»Herr Pastor, der Kirchenrath hat officiell eine Unterredung mit dem Bürgermeister verlangt. Ich kann also auf Ihren Vorschlag nicht eingehen.«

Pastor Rodermann machte einen letzten Versuch.

»Brüder,« sagte er, »wir sind Menschen, und alle Menschen können irren, vielleicht haben wir einen Fehler begangen, aber lassen Sie uns gegenseitig unsere Fehler und Irrthümer nicht so streng beurtheilen, lassen Sie uns mit christlicher Liebe zu Werke gehen, und dem Bruder, der gefehlt hat –«

»Herr Pastor, die Obrigkeit ist eine Sache und das Christenthum eine andere,« sagte der Bürgermeister kurz.

Und damit war die Conferenz abgelaufen.

Sechstes Capitel

Ganz Helmstadt war in Bewegung, es schien, als sei nur ein Gegenstand der Rede werth und dieser eine war das Legat Ronceval. Man sprach von der Familie des Testators und von den Umständen, wie das Legat ausgesetzt war. Die Einen glaubten, die Ronceval müßten früher katholisch gewesen sein, und sprachen die Befürchtung aus, daß das Geld sammt und sonders nach Rom kommen werde, Andere, die sich schon etwas mehr in der Welt umgesehen hatten, redeten mit Verachtung von dem Museum und von den anderthalb alten Bildern, die Walther von Zeit zu Zeit aufputze.

»Aber,« meinte Einer, »Walther hat ja selbst die Anregung dazu gegeben, daß das Museum verkauft werde.«

»Ja,« meinte ein Anderer, »aber der Artikel in unserer Zeitung, der sich dagegen ausspricht! Wissen Sie schon, wer ihn geschrieben haben soll? Man sagt, daß es die Tochter des Kirchendieners Nohr gewesen sei.«

»Richtig, Anna Nohr war es,« entgegnete ein Anderer. »In Sparta ertränkte man die verkrüppelten Kinder, hier läßt man sie leben und das ist ganz gut. Aber solch' ein Wesen müßte nicht schreiben, das sollte verboten sein. Die Frauen und die Kirche sind die beiden Dinge, die die Gesellschaft untergraben, und was dann noch gut daran bleibt, wird durch die Kunst verdorben, das ist meine Meinung.«

Die Nachkommen der Familie Ronceval hielten sich anständigerweise zurück und Einer davon erklärte, als man ihn um seine Meinung frug, er würde gern auf seine Ansprüche verzichten, wenn er nicht befürchten müsse, dadurch Veranlassung zu Streit zu geben, aber er würde nach seinem Gewissen handeln und seine Pflicht als ehrlicher Mann erfüllen, sobald die Zeit gekommen sei – ein Ausspruch, welcher allgemeine Bewunderung erregte.

Inzwischen legte, der Bürgermeister die Hände nicht in den Schooß, er forderte die Aeltesten des Kirchenrathes auf, eine Erklärung abzugeben, ob die Bibelstunde am Donnerstage gehalten werde oder nicht?

In Folge dieser Anfrage fand eine vollzählige Versammlung des Kirchenrathes statt.

Pastor Nadering eröffnete die Sitzung mit einem Gebete, er gab darauf eine kurze Auseinandersetzung über die zu verhandelnde Angelegenheit, und sprach alsdann seine Meinung dahin aus, es sei das Beste, daß man stillschweigend die Bibelstunde wieder fortsetze, denn wenn dieselbe auch keinen Nutzen bringe, so schade sie doch auch nicht.

Darauf folgte Fußgestampf als Zeichen des Beifalls und Scharren als Ablehnung.

»Ehrwürdiger Vorsitzender, werthe Brüder,« klang eine Stimme von dem unteren Ende des Tisches, »wenn ich die Frage recht begriffen habe, beschränkt sie sich darauf: sollen die Herren Nadering und Rodermann fünfhundert Gulden beziehen für Etwas, das sie nicht thun?«

Lebhafter Tumult unterbrach hier den Redner, aber er fuhr noch lauter fort: »Wir sind hier, meine Herren, unsere Meinung zu äußern, und wir haben lange genug darum hin und her gesprochen, um endlich die Sache bei ihrem rechten Namen zu nennen. Aus dem Legat Ronceval werden tausend Gulden an die Pastoren zu Helmstadt ausbezahlt für die Abhaltung einer Andachtsstunde, welcher Niemand beiwohnt und die sie deshalb auch gar nicht halten.«

»Wer sagt das? sie werden dieselbe halten.«

»Ich bitte, mir nicht in die Rede zu fallen, ich habe das Wort.«

»Sie machen Mißbrauch mit diesem Vorrechte.«

»Sie behaupten Dinge, die nicht zu beweisen sind.«

Von allen Seiten erhoben sich Widersprüche; der Redner sollte das Gesagte zurücknehmen, aber er weigerte sich und der Lärm wurde endlich so stark, daß der Präsident auf Schluß der Sitzung antrug.

Drei Tage später fand wieder eine Versammlung statt. Auch diesmal machte Nadering den Vorschlag, die Bibelstunde wieder einzuführen, aber Rodermann entgegnete, es sei unter der Würde des Kirchenrathes, sich dem Bürgermeister zu beugen, und darauf hielt er eine feurige und hinreißende Rede, in welcher er die Ansicht seines Collegen glänzend bekämpfte.

Bei der weiteren Discussion zeigte sich, daß die Ansichten viel zu getheilt waren, um heute zu einem Resultate gelangen zu können. Die Versammlung wurde daher wieder um zwei Tage hinausgeschoben.

Ehe diese Versammlung zu Stande kam, saß Pastor Nadering bei seiner Frau im Wohnzimmer. Die Frau Pastorin war beschäftigt, seine Bäffchen nachzusehen, während ihr Mann die Zeitung las.

»Du weißt doch,« sagte die Frau Pastorin, »daß Walther kürzlich hier gewesen ist? Wahrscheinlich wegen des Gemäldes, das du ihm versprochen hast.«

»Es ist wahr,« sagte Nadering, »ich hatte ganz vergessen, aber ich will es ihm morgen gewiß senden.«

»Ach, lieber Mann!«

»Gerade jetzt, Frauchen; du weißt, daß eine Streitfrage zwischen dem Kirchenrath und dem Museum schwebt und ich will nicht den Schein auf mich laden, als ob ich deshalb mein gegebenes Wort vergessen könnte. Morgen früh erhält Walther das Bild.«

»Wirklich, Nadering, du gehst zu weit.«

Aber der Pastor gab keine Antwort mehr, denn er war mit einem Male vollständig in seine Zeitung vertieft, in welcher er die Nachricht gefunden hatte, daß er auf der engeren Wahl zu dem Pastorat Riethausen stehe. Er theilte es seiner Frau mit. Dieser traten Thränen in die Augen, und er selbst war sehr aufgeregt.

»Solltest du Lust dazu haben?« fragte sie.

»Deine Familie hat dort einigen Einfluß,« entgegnete er.

»Ob ich wohl einmal schreibe?« Nadering dachte einen Augenblick nach. »Frage darin zu gleicher Zeit an, wie es sich dort lebt; da wir nun fünfhundert Gulden weniger haben werden, ist die Sache wohl zu überlegen,« versetzte er.

Seit diesem Augenblicke bewegte sich das Gespräch der Eheleute heute ausschließlich um den Ruf nach Riethausen, über die Veranlassung dazu, über die Annehmlichkeiten desselben und über Alles, was näher damit in Verbindung stand.

Am anderen Morgen früh wartete Nohr schon in der guten Stube bei Pastor Nadering.

»Vorsichtig, Nohr, vorsichtig,« sagte der Pastor, während die beiden Männer das Bild in die Kiste legten und einen Strick darum banden.

»Sie sagten also, Herr Pastor, daß ich das Bild erst in mein Haus bringen soll.«

»Ja, Nohr, denn wir wissen nicht, ob Walther das Stück gleich auf dem Museum haben will, und da er sehr weit wohnt, so würde es nur ein unnöthiges Hin- und Hertragen sein. Sie können ihn also fragen, wo er es haben will, und die Kiste so lange in Ihre Wohnung setzen.«

»Ich werde sie in das Stübchen meiner Tochter bringen, denn Sie wissen doch, Herr Pastor, daß meine Tochter malt.«

»Ja, Nohr, und sie findet gewiß darin einen Trost für ihr hartes Schicksal. Es ist wieder ein Beweis, wie liebreich die Vorsehung für Jeden von uns sorgt.«

»So denke ich auch, Herr Pastor. Aber wenn sie in ihrem fünften Jahre den Unfall nicht gehabt hätte, glauben Sie, daß sie ohne Talent geblieben wäre?«

»Die Wege des Herrn sind unerforschlich, Nohr. Daß Ihre Tochter malt, ist gut, aber Sie müssen dafür sorgen, daß sie nicht in Zeitungen schreibt, denn das schickt sich für eine Frau noch weniger als für einen Mann.«

»Anna schreiben, Herr Pastor? Das arme Kind hat Thränen genug darüber vergossen, nachdem sie in dem letzten »Eingesandt« in der Zeitung all die Gehässigkeiten gegen sich las, dem Himmel sei's geklagt!«

Pastor Nadering zuckte die Achseln. »Lieber Freund,« sagte er, »die ganze Geschichte hat eine betrübende Wendung genommen, und wenn sich so Viele einmischen, wird es nur immer schlimmer.«

Nohr wollte noch etwas sprechen, aber der Pastor nickte ihm zu, als wollte er sagen: es ist genug; tragt die Kiste nun weg.

Fünf Minuten später stand dieselbe in Nohr's Wohnung, wo bald darauf auch Walther erschien, den er benachrichtigt hatte. Dieser öffnete die Kiste und betrachtete das Bild mit einer Art von Mißtrauen. »Man will mich damit bestechen,« murmelte er, »aber wir wollen erst sehen, von welcher Seite der Wind weht. Wir wollen es hier vorläufig stehen lassen.«

Als Walther darauf wieder fortgehen wollte, bat ihn Anna um irgend eine Arbeit, und frug, ob er ihr nicht eins seiner Bilder zum Copiren schicken wolle.

»Copiren Sie doch dies Bild hier,« sagte er, »dann habe ich zugleich einen Vorwand, weshalb ich es vorläufig zurückbehalte.«

Dieser Walther war doch ein feiner Jesuit!

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Litres'teki yayın tarihi:
06 aralık 2019
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