Kitabı oku: «Jesus nach 2000 Jahren», sayfa 2
Kapitel I
Das Evangelium nach Markus
Dieses Buch, das die altkirchliche Tradition Markus, einem Mitarbeiter des Petrus, zugeschrieben hat, findet sich im Kanon des Neuen Testaments an zweiter Stelle, ist aber das älteste der kanonischen Evangelien. Drei Stücke stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 n.Chr.: die Parabel von den bösen Winzern (12,1–11), die Ankündigung des Greuels der Verwüstung (13,14) und die Notiz über das Zerreißen des Tempelvorhangs (15,38).
Daraus, dass der Autor jüdische Sitten erklärt (vgl. Mk 7,3-4) und aramäische Vokabeln übersetzt (vgl. 5,41; 7,34), ergibt sich, dass er für Christen aus dem heidnischen Bereich schreibt. Er verarbeitet dabei mündliche und schriftliche Quellen (Wundererzählungen, Gleichnisse, Passionsgeschichte u.a.) und legt einen besonderen Akzent auf die „Lehre“ Jesu. In 1,15 faßt er den Inhalt der Predigt Jesu vorab zusammen: Nähe des Reiches Gottes, Umkehrforderung und Aufruf zum Glauben.
Kennzeichnend für Markus ist, dass er die Person und das Wirken Jesu von dessen Kreuzigung und Auferstehung her verstanden wissen will (vgl. 1,34; 3,12; 5,43; 7,36; 8,26.30 und besonders 9,9). Dementsprechend bekennt Jesus sich erst in 14,61f ausdrücklich dazu, der Christus und Gottessohn zu sein.
1,1–8,26 | Jesu Wirken in Galiläa und Umgebung |
8,27–10,52 | Jesu Weg von Galiläa nach Jerusalem |
11,1–13,37 | Jesu Wirken in Jerusalem |
14,1–16,8 | Leiden, Tod und Auferstehung Jesu |
Mk 1,1-8: Die Wirksamkeit des Täufers
(1) Anfang des Evangeliums Jesu Christi, des Sohnes Gottes. (2) Wie geschrieben ist im Propheten Jesaja:
»›Siehe, ich sende meinen Engel vor deinem Angesicht,
der deinen Weg bereiten wird‹,
[Ex 23,20; Mal 3,1a],
(3) Stimme eines Rufers in der Wüste:
›Bereitet den Weg des Herrn,
macht seine Pfade gerade‹«,
[Jes 40,3 LXX]
(4) trat Johannes der Taufende in der Wüste auf und verkündigte die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden.
(5) Und es zog zu ihm das ganze judäische Land und alle Jerusalemer und wurden von ihm im Jordanfluß getauft und bekannten ihre Sünden. (6) Und Johannes war bekleidet mit Kamelhaaren und einem ledernen Gürtel um seine Hüfte und aß Heuschrecken und wilden Honig.
(7) Und er verkündigte und sagte: »Es kommt nach mir der Stärkere, dem ich die Riemen seiner Sandalen gebückt zu lösen nicht würdig bin. (8) Ich taufte euch mit Wasser, er selbst aber wird euch mit heiligem Geist taufen.«
Redaktion und Tradition
Mk bezeichnet mit »Evangelium« noch keine literarische Gattung, auch wenn V. 1 die spätere Ausbildung eines Buchtitels (»Evangelium nach Markus«) begünstigt hat. Vielmehr hat er den Ausdruck der frühchristlichen Unterweisung entnommen (vgl. 1Kor 15,1 mit der in V. 3-5 sich anschließenden vorpaulinischen Formel) und den Konnex mit ihr dadurch ausgedrückt, daß er »Evangelium« jeweils mit einem christologischen Bezug versehen hat: 1,1.14f; 8,35; 10,29; 13,10; 14,9. An sämtlichen angeführten Stellen ist »Evangelium« redaktionell eingesetzt.
V. 1 faßt das ganze MkEv zusammen, das Evangelium von Jesus Christus sein will. Der Ausdruck »Evangelium Jesu Christi« steht in einem Zusammenhang mit dem »Evangelium Gottes« in V. 14, dessen Prediger Jesus selbst ist. Mk geht es um die Verbundenheit des Evangeliums über Jesus Christus (V. 1) mit dem von Jesus gepredigten Evangelium Gottes (V. 14). Damit ist die Einheit von Bericht für und Anrede an seine Leserschaft sichergestellt.
V. 2-4: Das Auftreten des Täufers ist als Anfang des Evangeliums bezeichnet, weil der Täufer Teil von ihm und Mk zufolge – anders als bei Lk – dessen erster Verkündiger (!) ist. (Zum Begriff »verkündigen« vgl. 1,14.38f; 3,14; 6,12 usw.) Das Auftreten des Johannes sei bereits durch das Alte Testament vorausgesagt, und ihm gemäß verhalte er sich. Die Wegbereitung des Johannes besteht in seiner Vorläuferschaft; daher liegt auf V. 2 der Ton, obwohl hier gar kein Jes-Zitat – wie angekündigt –, sondern ein Zitat aus Ex 23,20a und Mal 3,1 steht. Erst in V. 3 folgt das Zitat aus Jes 40,3. V. 4: Die Aussage über die Taufe des Johannes »zur Vergebung der Sünden« ist keineswegs eine Christianisierung, sondern geht ebenso wie die Nachricht über sein Auftreten in der Wüste auf Überlieferung zurück.
V. 5: Dieser Vers ist eine redaktionelle Übertreibung, die aus dem Zitat V. 3 erschlossen ist. Natürlich muß der erste Verkündiger des Evangeliums Zulauf finden.
V. 6: Die Aussagen sind zu spezifisch, um nicht Überlieferung widerzuspiegeln.
V. 7-8: Das Stück ist, abgesehen von der Taufe mit heiligem Geist, eine von Mk eingebaute Überlieferung, die eine Entsprechung in Q (Mt 3,11/Lk 3,16) hat. Die von Mt und Lk bearbeitete Spruchquelle zeigt, daß Johannes hauptsächlich Gerichtsprediger war (vgl. zusammenfassend zu Mt 3,1-12). Mk hat davon wahrscheinlich gewußt, es in V. 8 aber infolge seiner Christianisierung des Johannes unterschlagen.
Historisches
Johannes der Täufer hat am Jordan die Taufe zur Umkehr praktiziert, damit, wie freilich nur aus Q entnommen werden kann, Gott den Täuflingen am unmittelbar bevorstehenden Gerichtstag die Sünden vergebe. Sein Anspruch hat wohl eine Kritik am Tempel mit eingeschlossen, denn dort – nicht am Jordan – wurden im Rahmen der jüdischen Religion Sünden vergeben. Er trat in der Wüste als Asket auf und trug als Wüstenbewohner einen Kamelhaarmantel mit Ledergürtel. Damit wollte er an den Propheten Elia erinnern (2Kön 1,8; vgl. Sach 13,4). Sein Auftreten in der Wüste mag eine prophetische Zeichenhandlung gewesen sein, um das gegenwärtige Israel an Israel in der Wüste zu erinnern. Johannes war in seiner Selbsteinschätzung keinesfalls ein Vorläufer Jesu. Er hatte auch nach seinem Tod eigene Jünger (vgl. 6,29; Apg 19,1-7).
Mk 1,9-11: Jesu Taufe
(9) Und es geschah in jenen Tagen, daß Jesus aus Nazareth in Galiläa kam und im Jordan von Johannes getauft wurde. (10) Und sogleich, als er aus dem Wasser trat, sah er die Himmel geöffnet und den Geist wie eine Taube auf sich herabsteigen. (11) Und eine Stimme erscholl aus den Himmeln: »Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.«
Redaktion und Tradition
V. 9-11: Die Perikope setzt die Ankündigung von V. 7-8 in Handlung um. Die Näherbestimmung des Stärkeren von V. 7 erfolgt in der Anrede Gottes an Jesus, die die besondere Qualität seiner Person zum Ausdruck bringt: »Du bist mein geliebter Sohn«. Man beachte zusätzlich für den redaktionellen Zusammenhang die Parallelen 9,7 und 15,39, wo jeweils eine Proklamation Jesu als des Sohnes Gottes erfolgt. Innerhalb der Perikope hat Mk »in Galiläa« hinzugefügt. Damit betont er, daß Jesus aus einer anderen Gegend kommt als die zum Täufer hinzutretenden Scharen aus V. 5. An Galiläa liegt ihm viel (vgl. 16,7).
Die Perikope wird auf der Stufe der Tradition formgeschichtlich vielfach als Glaubenslegende klassifiziert, die Jesu Weihe zum Messias erzähle. Jesus werde nämlich in dem Moment, da er die Himmelsstimme (V. 11; vgl. Ps 2,7) höre, zum Sohn Gottes eingesetzt.
Bezüglich der Taufe des Johannes übergeht Mk bei der Erzählung der Taufe Jesu die Tatsache, daß sie zur Vergebung der Sünden geschah. Der Grund dafür ist klar: Eigentlich durfte sich Jesus nicht zur Vergebung der Sünden taufen lassen. Bei Mk wird also zum ersten Mal das urchristliche Bestreben sichtbar, die Taufe Jesu umzudeuten (vgl. später Mt 3,13-15; Lk 3,20f; Joh 1,29-34). Ebenfalls verschweigt Mk die Tatsache, daß Jesus, indem er sich von Johannes taufen ließ, der Gerichtspredigt des Täufers zugestimmt hat. (Freilich hatte er diesen Gerichtsaspekt bereits in V. 8 weggelassen.)
Historisches
V. 9a wirft geschichtlich Licht auf Nazareth als Wohnort Jesu (vgl. noch zu Mt 9,1).
V. 9b: Die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer ist historisch. Jedoch hat Jesus seine Taufe nicht als Einsetzung zum Sohn Gottes angesehen. Das dahinterliegende Konzept stammt aus der Gemeinde, die an Jesus als den Sohn Gottes glaubte (vgl. Gal 2,20; 4,4) und seine Einsetzung zum Sohn Gottes in sein irdisches Leben verlegte. Das war nicht immer so. In der ältesten Zeit meinte man, Jesus sei erst durch seine Auferstehung von den Toten zum Sohn Gottes eingesetzt worden (vgl. Röm 1,4).
Daß Jesu Taufe durch Johannes ein geschichtliches Faktum ist, folgt ferner daraus, daß die christliche Gemeinde damit Schwierigkeiten hatte. So schwächte bereits Mk sie ab, noch stärker dann Mt und erst recht Lk, dem zufolge Johannes gar nicht der Jesus Taufende gewesen sein kann. Das JohEv meint sogar, die Taufe habe überhaupt nicht stattgefunden; ebenso das nicht in den neutestamentlichen Kanon aufgenommene Evangelium der Nazaräer, wo es heißt: »Siehe, die Mutter des Herrn und seine Brüder sagten zu ihm: ›Johannes der Täufer tauft zur Vergebung der Sünden; laßt uns hingehen und uns von ihm taufen lassen!‹ Er aber sprach zu ihnen: ›Was habe ich gesündigt, daß ich hingehe und mich von ihm taufen lasse?‹«.
Mk 1,12-13: Jesu Versuchung
(12) Und sogleich treibt ihn der Geist in die Wüste. (13) Und er war in der Wüste vierzig Tage, versucht durch den Satan, und er war mit den Tieren, und die Engel dienten ihm.
Redaktion und Tradition
V. 12-13: »der Geist« (V. 12) nimmt dasselbe Wort aus V. 10 auf; »die Wüste« (V. 12f) entspricht dem Ort des Auftretens Johannes des Täufers (V. 4). Die Stellung der Geschichte im MkEv – nach Jesu Taufe und nach seiner Proklamation als Sohn Gottes – erklärt sich daher, daß am Anfang der Wirksamkeit von Heiligen im allgemeinen eine erfolgreich durchgestandene Versuchung steht. Dieser Zug geht dann bestimmt auf Mk zurück, falls dieser »versucht durch den Satan« hinzugefügt hat (»Satan« benutzt Mk auch sonst: 3,23.26; 8,33). Vielleicht ist auch noch »40 Tage« redaktionell: Israel war 40 Jahre in der Wüste, Moses 40 Tage auf dem Sinai, Elia wandert ohne Speis und Trank 40 Tage und Nächte durch die Wüste zum Berg Horeb.
Die Überlieferung liegt nur rudimentär vor (vgl. demgegenüber die Tradition in Q: Mt 4,1-11/Lk 4,1-13) und ist im einzelnen nicht mehr rekonstruierbar. Sie will Jesus vielleicht als Gerechten zeichnen, als neuen Adam (vgl. Röm 5,12-21; 1Kor 15,45-49), der den Sohn Gottes verkörpert.
Historisches
Die Tradition ist unhistorisch. Vgl. die Bemerkungen zur Q-Version (Mt 4,1-11/Lk 4,1-13).
Mk 1,14-15: Jesu Predigt
(14) Und nachdem Johannes ausgeliefert worden war, kam Jesus nach Galiläa und verkündigte das Evangelium Gottes, (15) indem er sagte: »Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen, kehrt um und glaubt an das Evangelium!«
Redaktion und Tradition
Mk gibt eine zusammenfassende lehrhafte Schilderung der Umkehrpredigt Jesu unter dem Einfluß christlicher Missionsterminologie (zu »glaubt an das Evangelium« vgl. 1Kor 15,1-2; Phil 1,27).
V. 14 bezieht sich auf V. 1 zurück. Jesus selbst ist der Prediger des Evangeliums über sich. Jesus kann erst nach dem Ende der Verkündigung Johannes des Täufers auftreten, denn dieser ist nach mk Sicht sein Vorläufer. »Galiläa« ist redaktionell (s. zu V. 9). Jesu Tätigkeit wird ebenso wie die des Täufers und die der Jünger Jesu (6,12) mit »verkündigen« bezeichnet.
V. 15: Die Nähe der Gottesherrschaft ist für Mk der Grund für den Aufruf zur Umkehr und zum Glauben an das Evangelium vom Sohn Gottes (V. 1). Er selbst lebt in der Naherwartung (s. zu Mk 13,30) und glaubt, daß noch in seiner Generation das Ende eintreten wird.
Historisches
Daß Jesu Wirksamkeit in Galiläa ihren Anfang genommen hat, trifft zu, nicht aber, daß Jesus erst nach der Auslieferung, d.h. der Gefangensetzung Johannes des Täufers mit seiner Verkündigung begonnen hat. Dies ist schon deswegen unwahrscheinlich, weil Jesus im Vergleich zum Täufer eine eigene Botschaft ausrichtete. Zu Johannes und Jesus vgl. weiter zu Mt 11,2-11/Lk 7,18-28 und Kap. V dieses Buches.
Mk 1,16-20: Jesu Berufung der ersten Jünger
(16) Und als er am Meer von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder Simons, die Netze im Meer im Bogen auswerfen. Sie waren nämlich Fischer.
(17) Und Jesus sagte ihnen: »Hierher, mir nach! Und ich werde euch zu Menschenfischern machen.« (18) Und sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.
(19) Und als er ein wenig weiterging, sah er Jakobus, den (Sohn) des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, auch sie im Boot, die Netze herrichten. (20) Und sogleich (be)rief er sie. Und sie verließen ihren Vater Zebedäus im Boot mit den Tagelöhnern und gingen weg, ihm nach.
Redaktion und Tradition
V. 16: »Galiläa« nimmt dieselbe Ortsangabe aus V. 14 auf. Die Namen sind traditionell.
V. 17-18: V. 17a ist mk Einleitung von V. 17b. Der Menschenfischerspruch wurzelt in der Ostersituation, als die Jünger den Missionsauftrag empfingen (ebenso die lk Fassung des Menschenfischerwortes Lk 5,10). Mk paßt das österliche Menschenfischerwort sekundär den Umständen des Lebens Jesu an.
V. 19-20: Diese Verse sind abgesehen von den Namen redaktionell auf der Basis von V. 16-18 komponiert. »Die Aufforderung zündet wie der Blitz. Mit einem Schlage werden die vier Fischer aus ihrem Gewerbe … von einem am See auftauchenden Unbekannten herausgerissen. Die Sache wird sich in Wahrheit wohl etwas anders zugetragen haben« (Wellhausen, 328f).
Historisches
Am Faktum der Anhängerschaft der beiden Brüderpaare an Jesus und ihrem Fischerberuf ist kein Zweifel möglich. Die von Jesus zu seinen Lebzeiten ausgesandten Jünger waren keine Menschenfischer im österlichen Sinne, sondern Sendboten des Königreiches Gottes, die in die galiläischen Orte ausschwärmten (vgl. zu 6,7-13).
Mk 1,21-39: Jesus in Kapernaum
(21) Und sie kommen nach Kapernaum. Und sogleich ging er am Sabbat in die Synagoge und lehrte. (22) Und sie gerieten außer sich über seine Lehre. Denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie die Schriftgelehrten.
(23) Und sogleich war in ihrer Synagoge ein Mensch in unreinem Geist, und der schrie auf, (24) indem er sagte: »Was (gibt es zwischen) uns und dir, Jesus, Nazarener? Bist du gekommen, uns zu vernichten? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!« (25) Und Jesus bedrohte ihn, indem er sagte: »Verstumme und fahre aus ihm aus!« (26) Und der unreine Geist zerrte ihn, und einen lauten Schrei ausstoßend, fuhr er aus ihm aus. (27) Und alle gerieten in Schrecken, so daß sie untereinander Ratschlag hielten und sagten: »Was ist dies? Eine neue Lehre in Vollmacht? Auch den unreinen Geistern gebietet er, und sie gehorchen ihm!« (28) Und die Kunde von ihm verbreitete sich sogleich überall in der ganzen Umgebung Galiläas.
(29) Und sogleich, als sie aus der Synagoge hinausgingen, kamen sie in das Haus des Simon und des Andreas mit Jakobus und Johannes. (30) Die Schwiegermutter des Simon aber lag mit einem Fieber danieder, und sogleich sprechen sie mit ihm über sie. (31) Und er ging hinzu und richtete sie auf, nachdem er sie bei der Hand gefaßt hatte. Und es verließ sie das Fieber. Und sie bediente sie.
(32) Als es aber Abend wurde, als die Sonne untergegangen war, brachten sie zu ihm alle Kranken und Besessenen. (33) Und die ganze Stadt war vor der Tür versammelt. (34) Und er heilte viele an mancherlei Krankheiten Leidende. Und viele Dämonen trieb er aus, und er erlaubte den Dämonen nicht zu sprechen, weil sie ihn kannten.
(35) Und sehr früh, noch bei Nacht, stand er auf und ging an einen einsamen Ort und betete dort. (36) Und es verfolgten ihn Simon und die mit ihm waren, (37) und sie fanden ihn und sagen ihm: »Alle suchen dich.« (38) Und er sagt ihnen: »Laßt uns woanders hinziehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkündige. Denn dazu bin ich ausgezogen.« (39) Und er ging und verkündigte in ihren Synagogen in ganz Galiläa und trieb die Dämonen aus.
Redaktion
Mk hat zwecks Zeichnung des ersten Abschnittes von Jesu Wirken die vorliegenden Textblöcke zusammen mit 2,1-12 und 3,1-6 wohl bewußt als Einheit gestaltet (jeweils wird die Zusammengehörigkeit der Vollmacht der Lehre und der Wundertätigkeit Jesu hervorgehoben). Das vorliegende Stück veranschaulicht Jesu Wirksamkeit beispielhaft.
V. 21-28: V. 21-23a und V. 28 sind mk Rahmung. Ein Teil von V. 27 verstärkt das Motiv der vollmächtigen Lehre Jesu.
V. 29a ist eine mk Verknüpfung.
V. 29b: Die Namen jener drei Jünger, deren Präsenz gar nicht nötig ist, stammen aus 1,16-20 und gehen auf Mk zurück, der sich durch den Namen »Simon« hat anregen lassen.
V. 32-34: Das redaktionelle Summarium schildert ebenso wie 3,7-12 und 6,53-56 ausführlich Jesu Heiltätigkeit.
V. 35-39: Die Verse sind eine redaktionelle Bildung und schildern ein dauerndes Wirken Jesu. In dieser Szene erscheint erstmalig das Motiv des Unverständnisses der Jünger (V. 36f), das fortan die Darstellung bestimmen wird. Die Aussage Jesu über seine Verkündigungstätigkeit in V. 38 lenkt auf 1,14 zurück. In V. 39 beachte man die redaktionelle Galiläanotiz (vorher: 1,9.14.16.28).
Tradition
V. 23-27: Die von den redaktionellen Zutaten befreite Erzählung »zeigt die typischen Züge einer Wundergeschichte, speziell einer Dämonenbeschwörung: 1. der Dämon wittert den Beschwörer und sträubt sich, 2. Bedrohung und Gebot des Beschwörers, 3. Ausfahren des Dämons unter Demonstration, 4. Eindruck auf die Zuschauer« (Bultmann, 224). V. 24 enthält eine Abwehrformel des Dämons. Sie erinnert an 1Kön 17,18, wo die Witwe von Sarepta in ähnlicher Weise zu Elia redet und Elia anschließend ihren Sohn heilt.
V. 29-31: Die Geschichte ist ein schlicht erzähltes Heilungswunder, zu dem die magische Handlung (V. 31: »er fasste sie bei der Hand«) und die Veranschaulichung der vollendeten Genesung (V. 31: »sie bediente sie«) passen. Die Erzählung wurde vor allem weiterüberliefert, weil an Simon Petrus ein biographisches Interesse bestand.
Historisches
V. 23-27: Die Tradition ist nicht die genaue Beschreibung eines Wunders Jesu. Wohl aber enthält sie eine allgemeine, zutreffende Erinnerung an Jesu exorzistisches Wirken. Denn die dämonenaustreibende Tätigkeit Jesu gehört zu den sichersten historischen Fakten aus seinem Leben. Vgl. Lk 10,18; 11,20. Doch bleibt festzuhalten: Dämonen gibt es, wissenschaftlich gesehen, nicht. Jesus heilte durch Magie psychosomatisch Kranke im Rahmen seines Weltbildes, das die Existenz von Dämonen voraussetzte. Ob und wie lange die Gesundung anhielt, weiß niemand. Vgl. Gerd Lüdemann: Der echte Jesus, 2013, 26-36.
V. 29-31: Der Bericht von einer Heilung der Schwiegermutter des Petrus dürfte zutreffen. Denn ein Bedürfnis für die Ausbildung einer solchen Erzählung ist schwerlich auszumachen (Differenzkriterium). Die Überlieferung, daß Petrus eine Schwiegermutter hatte, entspricht einer Notiz in den Paulusbriefen, daß Petrus verheiratet war (vgl. 1Kor 9,5).
Mk 1,40-45: Der Aussätzige
(40) Und zu ihm kommt ein Aussätziger, bittet ihn, kniet nieder und sagt ihm: »Wenn du willst, kannst du mich reinigen.«
(41) Und sich erbarmend streckte er seine Hand aus, berührte (ihn) und sagt ihm: »Ich will, sei rein!« (42) Und sogleich verließ ihn die Leprakrankheit und er wurde rein.
(43) Und er fuhr ihn an, warf ihn sofort hinaus (44) und sagt ihm: »Sieh zu, daß du keinem etwas sagst, sondern gehe, zeige dich dem Priester, und bringe ein Opfer für deine Reinigung, das Mose befohlen hat, ihnen zum Zeugnis!«
(45) Er (der Geheilte) aber ging hinaus und begann vieles zu verkündigen und das Wort auszubreiten, so daß er (Jesus) nicht mehr öffentlich in eine Stadt hineingehen konnte, sondern er war draußen an einsamen Orten. Und sie kamen zu ihm von überallher.
Redaktion
V. 43-44a: Mk hat dieses Stück ergänzt. Denn es unterbricht den Zusammenhang von V. 42 und V. 44b. V. 44a entspricht zudem der Messiasgeheimnistheorie.
V. 45: Dieser Vers ist an die mit V. 44b abgeschlossene Erzählung redaktionell angefügt. Man vgl. auch noch 1,28 zum mk Interesse daran, daß die Wunder Jesu überall erzählt werden.
Tradition
V. 40-44*: Die Überlieferung wurde stark durch die Geschichte von der Aussätzigenheilung 2Kön 5,1-14 beeinflußt und will zum Ausdruck bringen: Jesus ist der Gottesmann, der die Heilung Naamans durch Elisa noch übertrifft. Das Gebot in V. 44b, daß der (geheilte) Aussätzige sich dem Priester zeigen und ein Opfer bringen solle, entspricht dem Gesetz über die Reinigung von Aussätzigen Lev 14,2-32. Die Genesung soll so – ihnen zum Zeugnis – offensichtlich bestätigt werden.
Historisches
Die Tradition ist als ungeschichtlich zu bezeichnen, da ihre Entstehung und ihr Ziel deutlich geworden sind.