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Kitabı oku: «Die Regulatoren in Arkansas», sayfa 22

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»Wünschen Sie etwas?« fragte Cook Jones, der in diesem Augenblick an ihm vorbeitreten wollte, um den äußern Rand des Kreises zu erreichen.«

»Nur ein Glas Wasser«, flüsterte dieser zurück, »ich bin augenblicklich wieder da…«

»Lyddy, ein Glas Wasser für Mr. Jones!« rief plötzlich mit lauter Stimme Cook, daß sich alle verwundert nach jener Stelle umsahen, Brown einige Sekunden lächelnd in seiner Rede innehielt und Jones leichenblaß wurde. Die Negerin aber, die schon lange auf eine Gelegenheit gewartet hatte, den Männern und besonders Jones näher zu kommen, ergriff in aller Eile einen Becher mit dem verlangten Getränk und lief, so schnell es ihre wohlbeleibte Gestalt erlaubte, dem Baum zu, an welchem dieser stand.

Jones dankte, nahm den Becher und trank, flüsterte dabei aber der Negerin einige Worte zu und blieb jetzt außerhalb des Kreises stehen, während Wilson vortrat, Lyddy ebenfalls um einen Trunk bat und sich an die andere Seite des Fremden stellte.

Brown hatte mit schnellem Blick diesen Vorgang erkannt und fuhr nach einer kleinen Pause wieder fort:

»Eine Frage nach dem Fourche la fave, eine Frage nach der Weide dieser Gegend und eine Bitte um einen Trunk Wasser waren die Zeichen, und wo glaubt Ihr, daß der Verräter unter uns gelauert habe?«

Lyddy kam in diesem Augenblick mit einem kleinen Korb voll Mais aus der Küche und ging zu dem Pony des Fremden, dessen Zügel sie, wie sich Cook mit schnellem Blick überzeugte, in Ordnung brachte. Alles in der Versammlung lauschte dabei mit atemlosem Schweigen dem Bericht, der ihnen die Verbrecher enthüllen sollte, die so lange unverdächtig und ruhig unter ihnen geweilt hatten.

»Gentlemen«, sagte der Regulatorenführer da mit erhobener Stimme, »ich war gestern abend in dem Haus unseres bisherigen Nachbarn Atkins; er ist der Verräter.«

»Sonderbare Geschichte das«, flüsterte Cook, seinen Arm vertraulich auf die Schulter von Jones lehnend, der ihn mit stierem Blick und aschfarbenen Wangen ansah, »sehr sonderbare Geschichte das!«

Dieser fühlte, daß er verraten war, fühlte, wie der Blick des Regulatorenführers auf ihm haftete. Er wußte, daß es für ihn jetzt keine andere Rettung als schnelle Flucht gab. Unauffällig, aber schnell steckte er deshalb die rechte Hand unter die Weste, ergriff das dort verborgen gehaltene Bowiemesser und warf noch einen Blick forschend hinüber zu der Negerin, die eben ihre Vorbereitungen beendet hatte.

Das Ganze hatte in Wirklichkeit nur wenige Sekunden in Anspruch genommen, während bei den letzten Worten Browns ein Murmeln des Erstaunens und der Verwunderung die Versammlung durchlief.

»Jener Bube aber«, fuhr Brown jetzt mit erhöhter Stimme fort, indem er seinen Arm gegen den Fremden ausstreckte, »der sich mit seinem diebischen Treiben, unter dem Mantel der Nacht, in unsere Ansiedlung, ja als ’Regulator aus Missouri‹ sogar in unsere Mitte schlich – ist dieser!«

Alles wandte sich erschrocken und empört nach dem Bezeichneten um, Jones hatte aber mit diesem Augenblick der Überraschung gerechnet. Mit schnellem Griff riß er das breite, haarscharfe Messer aus der Scheide und schwang es hoch empor, um sich Bahn zu hauen, so daß die ihm zunächst Stehenden entsetzt zurückprallten. Wilson aber, der von der ersten Bewegung Jones’ an dessen Absicht erraten, wußte, was er mit der Hand unter der Weste suchte. Kaum blitzte daher der breite Stahl in der Hand des entdeckten Verräters, als Wilson ihm auch mit schnellem und sicherem Griff in den Arm fiel, und im nächsten Augenblick lag der Spion, von der kräftigen Faust des Hinterwäldlers niedergeworfen, unter dessen Knie.

Eine lähmende Überraschung schien im ersten Augenblick die versammelten Männer tatlos gemacht zu haben. Aber nur wenige Sekunden dauerte diese Erstarrung.

»Haltet den Neger!« schrie Brown, der auf der offenen Lichtung eben noch die helle Jacke des Negerknaben bemerkte, der schlangengleich in die dichten Büsche hineinglitt. Wahrscheinlich wollte er fliehen und die Kumpane des Verbrechers warnen. Der Zuruf war aber überflüssig. Einer der jungen, als Wache aufgestellten Leute hatte den Burschen, der ihm von Anfang an verdächtig vorgekommen, nicht aus den Augen verloren und sich, sobald dieser Miene machte, das Dickicht zu erreichen, in den Sattel seines kleinen Pferdes geschwungen. Von Peitsche und Sporn getrieben, flog dieses mit ihm über die im Wege liegenden Stämme weg, und in wenigen Sekunden hatte er den Neger eingeholt.

Dieser machte auch, da er sich auf solche Art verfolgt sah, keinen weiteren Versuch zur Flucht, sondern drückte sich auf die Erde nieder und bat mit flehender Stimme, ihm nichts zu tun, er wolle ja nicht weglaufen, er wolle keinen Schritt vom Hause fortgehen.

Die beiden dicken Negerinnen selbst waren wie vom Schlage gerührt, versuchten jedoch keinen Fuß vor das Haus zu setzen, da eine Flucht unmöglich war. Das kleine Gebäude wurde jetzt von mehreren Wächtern umstellt, die ihren zeitweiligen Gefangenen übrigens freundlich zusprachen und sie besonders darauf aufmerksam machten, um Gottes willen das Mittagessen nicht zu vernachlässigen.

Jones war indessen gebunden und in den Kreis der Männer geführt, wo er jedoch, wenn auch mit niedergeschlagenen Augen, hartnäckig auf keine Frage Antwort geben wollte.

»Legt ihm den Hickory über!« riefen da mehrere Stimmen. »Verdammt noch mal – bindet ihn an einen Dogwood und laßt ihn Rinde schälen!Der Dogwoodbaum – eine Art wilder Corneliuskirsche, aber mit bitteren, ungenießbaren Beeren, hat eine ziemlich leicht abzubröckelnde Rinde und wurde, da er in Arkansas in ungeheurer Menge wächst und selten stärker als drei bis fünf Zoll im Durchmesser wird, von den Regulatoren oder auch von den Sklavenaufsehern sehr häufig dazu benutzt, die Verbrecher oder Sklaven mit den Händen daran festzubinden, wo sie sich dann unter den Schmerzen der Züchtigung wanden und dadurch die Rinde von den schwachen Stämmen gänzlich abrieben. Daher der in Arkansas gebräuchlich gewordene Ausdruck »jemanden Dogwood-Rinde schälen zu lassen«, anstatt ihn zu peitschen. Hängt ihn an den Händen auf und hetzt die Hunde auf ihn!« Lauter freundliche Ratschläge, die alle dem Opfer galten, das bleich und gebunden, aber mit fest und krampfhaft aufeinandergebissenen Zähnen zwischen ihnen stand. Er schien das Ärgste zu erwarten, aber jetzt, da es einmal über ihn hereingebrochen, keineswegs zu fürchten.

Mehrere der wütenden Männer wollten übrigens ihre Drohungen schon tatkräftig ausführen, und einer streifte mit großem Eifer die zähe Rinde eines Papaobaumes ab, um den Gefangenen damit an den beschriebenen Baum zu befestigen. Brown wehrte ihnen aber und sagte ruhig:

»Halt – laßt den Mann noch in Frieden. Solange wir die Aussicht haben, unsern Zweck ohne solche Mittel zu erreichen, ist es immer besser. Noch bleibt uns Atkins, der auch auf jeden Fall mehr von den hiesigen Verhältnissen weiß als dieser Bursche, denn er und Atkins waren sich, wie ich fest überzeugt bin, vorgestern abend gänzlich fremd.«

»Dann ist es auch eine Lüge, daß er meine Pferde gesehen hat, und er wollte mich auf einen wilden Ritt in die Mamelleberge schicken!«rief jetzt der Halbindianer, zornig vortretend. Doch Brown hielt auch ihn zurück und sagte:

»Eure Pferde hat er auf jeden Fall gesehen, denn ich zweifle keinen Augenblick daran, daß er selbst derjenige ist, der sie hierher gebracht hat.«

»Ei, so soll…«

»Halt!« fuhr Brown fort, den Zürnenden an der Schulter fassend, »sie sind da, noch kann Atkins sie nicht weiterbefördert haben, wenn er das auch in der nächsten Nacht beabsichtigt hätte…«

»Dann wollen wir doch gleich hin«, unterbrach ihn Husfield, »finden wir die Tiere bei ihm, so liegt ja der Beweis klar auf der Hand.«

»Ich fürchte nein«, entgegnete Brown, »heute morgen war ich in seinem Hofraum und sah mir die ganze Einrichtung an. Wenn er die Pferde in seinem Gewahrsam hat, so sind sie keinesfalls innerhalb seiner Fenzen, und es muß irgendwo hinter dem Feld oder Viehhof einen Platz geben, in dem niedern, mit Schilf bewachsenen Talgrund wahrscheinlich, wo die Tiere durch das dichte Rohr in einer gewissermaßen natürlichen Umzäunung eingefenzt gehalten werden.«

»Dann ist aber doch der Eingang nur von seinem Lande aus«, rief Cook ungeduldig.

»Allerdings«, entgegnete Brown, »ich kann es mir wenigstens nicht anders denken, doch das ist einerlei. Er kann vor Gericht nicht dafür verantwortlich gemacht werden. Was frei im Walde läuft, denn außerhalb der Fenzen ist Freiheit…«

»O verdamm die Gerichte!« sagte Smeiers, jetzt vortretend und mürrisch die Mütze rückend; »wir sind hier nicht zusammengekommen, um zu fragen, was die Gerichte dazu sagen würden. Wir wollen unser Recht selbst suchen, und wenn wir davon überzeugt sind, daß es Recht ist, nun so geht uns der andere Firlefanz weiter nichts an. Darum und in diesem Sinne haben wir Euch zu unserem Anführer gemacht; wenn Euch das nicht recht ist, so sagt’s, dann übernimmt’s ein anderer.«

Brown wollte darauf erwidern, Husfield unterbrach ihn aber, bat einen Augenblick um das Wort und wandte sich hierauf an die Versammlung, besonders aber an den, der zuletzt gesprochen und jetzt den größten Teil der Regulatoren auf seiner Seite zu haben schien.

»Gentlemen , sagte er, »ich glaube, ihr kennt mich alle, und keiner von euch wird denken, mein Eifer, der guten Sache zu dienen, sei schwächer als der seine, aber – Mr. Brown hat recht. Uns genügt jetzt nicht allein zu wissen, ob Atkins Helfershelfer der Pferdediebe oder Hehler war, wenn wir auch den Beweis dort finden, sondern ob er es noch tut und auf welche Art es geschieht. Daß er dabei Hilfe haben muß, ist klar – bindet den Jungen dort, wenn er noch einmal versucht, die Hütte zu verlassen« – unterbrach er sich jetzt und wies zu dem jungen Neger hinüber, der in diesem Augenblick wieder schnell und sehr verlegen in das Haus zurückglitt, »habt bessere Obacht auf den Burschen, er könnte uns sonst den ganzen Plan verderben.«

Die Wächter hatten zu aufmerksam auf die Reden gehört und traten jetzt, über ihre Nachlässigkeit beschämt, wieder vor die Tür. Husfield aber fuhr fort: »Wie ich hier überall gehört habe, geht Atkins selten oder nie von zu Hause fort, er muß also Leute an der Hand haben, die ihm derlei kleine Gefälligkeiten besorgen. Diese können jedoch nicht weit entfernt von ihm leben.«

»Johnson hat eine Hütte nur kurze Strecke von seinem Hause entfernt«, sagte Wilson.

»Verdamm die Kanaille«, brach Husfield, bei dieser Entdeckung seine frühere Ruhe vergessend, los, »so steckt auch der Hund mit ihm unter einer Decke, und das Spiel mit den Pferden damals war falsch. Die Pest über ihn – Doch halt«, fuhr er dann nachdenklich fort, »auch hier wird List und Ruhe nachdrücklicher wirken als tolles Toben und rohe, unberechnete Gewalt. Nochmals also stimme ich Mr. Browns Vorschlag bei, die Sache reiflich zu überlegen, ehe wir rasch und vielleicht töricht handeln. Wir haben noch mehrere Stunden Zeit, ehe wir gedrängt werden, etwas zu beschließen. Mr. Brown ist vielleicht jetzt so gut und macht uns indessen mit dem Plan bekannt, den er entworfen hat.«

»Gern«, sagte der junge Mann, »er ist leicht mitgeteilt und wird ebenso leicht begriffen werden. Wir wissen die Zauberformel, die uns Zutritt zu dem heimlichen Hehlerplatz unseres Nachbarn sichert. Noch aber ist es nicht bekannt, daß wir sie wissen, noch ist das Geheimnis unser. Mein Vorschlag ist also der: heut abend einen Mann, den Atkins nicht kennt, mit mehreren fremden Pferden zu ihm zu schicken; hier dieser Kanadier wäre vielleicht der Rechte.«

Der Bezeichnete schüttelte den Kopf.

»Nein«, sagte er dann, »ich war schon dort – heute morgen mit Tagesanbruch – er hat wohl mein Pferd nicht gesehen, das stand draußen, aber mich selber.«

»Das ist fatal. Nun, dann finden wir einen andern, der bei ihm einkehren muß, die Parole gibt, die draußen angebundenen Pferde nach seiner Anweisung herbeibringt und zu dem Platz gelangt, auf welchem die Tiere zu dem für sie bestimmten Versteck geführt werden. Wir liegen indessen dort in der Gegend im Hinterhalt und kommen nur nach einem gegebenen Zeichen hervor.«

»Das ist alles recht schön und gut«, sagte Wilson »,wo aber nehmen wir noch vor Abend jemanden her, den Atkins nicht kennt; denn Atkins kennt fast jeden Menschen in Arkansas.«

»Allerdings wird es schwerhalten, einen Mann zu finden«, bestätigte Husfield. »Euch kennt er auch, Kefner?«

»Ich sollte denken«, meinte dieser, »seit fünf Jahren!«

»Und Euch, Jankins?«

»So genau wie seine Nachbarn.«

»Und Euch, Williams?«

»Er kennt sie alle, Mr. Brown«, sagte der zuletzt Angeredete,, »da müssen wir weiter gehen. Wenn wir auf der Straße vielleicht…«

»Halt!« unterbrach ihn Cook, »ich hab’ es – ein köstlicher Einfall, dem alten Mann wird es auf ein oder zwei Tage nicht ankommen, wir können ihm Mais und Lebensmittel genug liefern.«

»Wem denn?« fragten mehrere.

»Habt Ihr heute morgen keine Wagen auf Eurer Fähre übersetzen sehen, Wilson?« fragte Cook.

»Ich bin schon seit gestern abend hier«, antwortete der Angeredete, »doch was sollen die uns nützen?«

»Sie können höchstens gegenüber, an der anderen Seite des Flusses, also kaum zwei Meilen entfernt sein«, erwiderte Cook, »ein alter Tennesseer mit seinen beiden Söhnen führt die Wagen. Einer von den Jungen oder der Vater selbst muß uns beistehen. Die kennt Atkins nicht, und alles schlau angefangen, geht der alte Fuchs vielleicht in die Falle.«

»Wer reitet aber hinüber?« fragte Wilson, »und wie soll man sie finden?«

»Oh, nichts leichter als das«, meinte Cook. »Ihr setzt hier gleich über den Fluß, schneidet gerade durch die Niederung, links an dem kleinen See vorbei, und seht, wenn Ihr die Straße erreicht, nur nach den Wagenspuren. Sind die Siedler schon vorüber, was ich kaum glaube, so müßt Ihr sie in sehr kurzer Zeit einholen, und haben sie jene Stelle noch nicht passiert, nun, desto besser, so reitet Ihr ihnen bloß entgegen.«

»Da wär’s aber viel besser«, sagte Brown, »Ihr ginget selbst, Cook. Wie ich weiß, habt Ihr mit dem alten Mann schon Bekanntschaft gemacht, und vielleicht wird es Euch gerade dadurch leichter, ihn für unser Vorhaben zu gewinnen.«

»Meinetwegen«, entgegnete Cook entschlossen, »mir auch recht. An mir soll es nicht liegen, und wo ich helfen kann, tu’ ich’s gern. Übrigens wird es wahrlich nicht schwerhalten, den alten Haudegen auf unsern Plan eingehen zu machen. Ich möchte meinen Hals verwetten, daß er selber kommt.«

»Das wäre also abgemacht«, meinte Curtis, sich fröhlich die Hände reibend. »Jetzt glaub’ ich auch, daß wir den verdammten Verbrechern auf die Spur kommen, und dann gnade ihnen Gott. Sie sollen Hanf zu schmecken bekommen, daß sie genug haben. Was machen wir aber indessen mit den Gefangenen? Ich traue dem Neger nicht. Der hat schon ein paarmal entwischen wollen, und ich zweifle nicht im mindesten, daß er geradewegs zu Atkins hinübergerannt wäre.«

»Wir müssen sie binden«, sagte Brown, »denn der Gefahr, jetzt verraten zu, werden, dürfen wir uns nicht aussetzen.«

»Die Negerinnen auch?« fragte Wilson.

»Den Burschen wenigstens«, entschied Husfield, »für die beiden Frauen genügt eine Wache, und macht der Junge wieder den geringsten Versuch zur Flucht, so binden wir ihn an einen Dogwood und lassen ihn tanzen. Wo ist die Papaorinde?«

»Nehmt lieber Stricke«, wandte Bowitt ein, »dort unter dem Bett in der Ecke liegen einige. Ist denn auch Jones sicher verwahrt?« Er trat bei diesen Worten an den Gefangenen heran und wollte nach dessen Banden sehen, als der Missourier, der auf irgendeine unerklärbare Weise seine Hände frei gearbeitet hatte, dem Baum entsprang, an den er gefesselt gewesen und mit flüchtigen Schritten dem Walde zueilen wollte. Er kam aber nicht weit. Wilson befand sich, als jener den ersten Satz tat, vor dem Bowitt mehr überrascht als erschrocken zurückfuhr, in kaum zehn Schritt Entfernung von ihm und hatte ihn nach kurzem Wettlauf eingeholt. So wütend war aber der Ertappte, daß er sich dem viel stärkeren Gegner stellte und ihn mit Fäusten und Zähnen in verzweifelter Wut zu verwunden suchte.

Wilson bedurfte auch wirklich seiner ganzen Gewandtheit, den wütenden Bissen des Rasenden auszuweichen, doch warf endlich ein kräftiger Faustschlag den Verbrecher zu Boden. Hier wurde er dann an Händen und Füßen gefesselt, in das Haus getragen und von vier Männern bewacht.

Cook sattelte indessen sein kleines Pony und trabte bald darauf dem Fluß zu, um seine Bekannten vom Morgen wieder aufzusuchen. Brown und Husfield dagegen stellten nach allen Richtungen hin Wachen aus, die Verbindung mit den übrigen Ansiedlern abzuschneiden und zu verhindern, daß Atkins gewarnt werden könnte, während die anderen Regulatoren indessen dafür sorgten, daß das Mittagessen bereitet sowie sonst alles Nötige hergerichtet würde. Im Schatten der einzelnen, in der Lichtung stehenden Baumgruppen lagerten sie dann gemeinschaftlich, teils ihren Plan für den Abend zu bereden, teils der Ruhe zu pflegen und mit Sonnenuntergang zu neuen Anstrengungen gestärkt und gekräftigt zu sein.

27. Rückkehr von der Versammlung

In den wilden Wäldern des Westens, wo die verstreut und einzeln liegenden Farmerwohnungen oft durch weite ungangbare Strecken voneinander getrennt liegen, fühlen und kennen die Bewohner derselben auch um so mehr den Wert der Nachbarschaft. Besteht er doch nicht bloß darin, daß sie freundschaftlichen Verkehr mitsammen unterhalten, sondern sie greifen sich auch einander unter die Arme und helfen und unterstützen, wo es not tut und die Kräfte des einzelnen nicht mehr ausreichen. Sei das nun beim Pflügen des ersten Ackers, beim Zusammenrollen der ungeheuren Stämme, die verbrannt werden müssen, um dem Mais Platz zu machen, sei es beim Aufrichten eines Hauses oder beim Aushauen eines Kanus. Es bedarf nur einer Aufforderung, und mit Axt oder Pflug finden sie sich ein und arbeiten bis zum späten Abend so hart und angestrengt, wie sie es vielleicht das ganze Jahr nicht einen einzigen Tag für sich selbst tun möchten.

Kommen die Männer aber schon gern und willig zu solchen Arbeiten, die auch allenfalls ohne große Gefahr noch kurze Zeit liegenbleiben könnten, wieviel bereitwilliger sind da nicht die Frauen, wenn es um Krankheit geht, und sie, was in der Tat selten genug geschieht, zu Rat und Hilfe zusammengerufen werden. Keine, die irgend ihr Haus verlassen kann, wird den zweiten Boten abwarten, und mit allen möglichen in der Eile zusammengerafften Medizinen versehen, besteigen sie ihre Pferde und traben dem Ort der Not so freudig und willig zu, als gelte es ein Fest zu feiern.

Mrs. Atkins war nun freilich in der ganzen Nachbarschaft gerade nicht besonders beliebt, denn erstlich besuchte sie fast niemanden und kam nur höchst selten zu einer Betversammlung der Frommen, was ihr vor allem nachgetragen wurde; dann aber ließ sie sich auch zu keinem einzigen »Steppdeckenfrolick«, bei keinem »Klötzerrollfest« blicken, bei denen doch ihr Mann selten fehlte. Desto mehr fiel es daher auf, daß sie jetzt, und zwar mit so dringender Bitte um Hilfe, die nächtliche Einladung umhergesandt hatte. Ohne wirkliche Gefahr war das nicht geschehen, und dem Wunsch, einem Kind zu helfen, konnten nur sehr wenige widerstehen. Des alten Grolls wurde nicht weiter gedacht, und ehe die Sonne im Mittag stand, hatten sich elf, meistens verheiratete und ältere Frauen mit allen nur erdenklichen Pulvern und Elixieren eingefunden, um »dem armen kleinen Würmchen das süße Leben zu erhalten«.

Während sich nun die Frauen damit beschäftigten, die Schmerzen des kleinen Leidenden teils durch kalte Umschläge an den Schläfen, teils durch warme auf dem Unterleib zu lindern, und genug Tees und Pulver in ihn hineinfüllten, um sechs weniger abgehärtete Stadtkinder damit umzubringen, ritten auf der Straße, die von Bowitts zu Atkins’ Haus führte, drei der verbündeten Regulatoren in langsamem Schritt hin und hielten von Zeit zu Zeit an, als ob sie noch jemanden erwarteten, der sie erst einholen müsse. Endlich, wie sie gerade eine kleine Anhöhe erreicht hatten, wurde ein Reiter auf der gegenüberliegenden Höhe sichtbar, der in scharfem Galopp dahergesprengt kam und schon von weitem, sobald er der Männer ansichtig wurde, mit dem Hut winkte.

Es war Cook, dessen kleines Pony in Schweiß gebadet schien, der mit erhitztem Gesicht endlich bei den drei Freunden, Brown, Curtis und Wilson, eintraf.

»Pest«, rief er aus, als er sich den Hut auf den Kopf warf und mit kräftigem Schlag bis tief in die Augen trieb, »was rennt ihr denn fort, als ob ihr wunder was zu versäumen hättet? Seht einmal mein Pferd an, wie das aussieht. Ich werde mir von der Versammlung ein neues ausbitten.«

»Wir wollten Euch auf der Anhöhe erwarten«, sagte Curtis, »da wir…«

»Und war das nicht ebensogut bei Bowitts Haus möglich, daß wir wie verständige Christen zusammen aufbrechen und weiterreisen konnten? Glaubt Ihr, der Tennesseer saß da an der Straße, fertig gesattelt und aufgezäumt, bis ich kam?«

»Nun? Willigt er ein?« fragte Brown schnell.

»Wenn er nun nicht einwilligte, he?« fragte Cook, »dann hätten die Herren doch einen hübschen Spazierritt umsonst gemacht.«

»Er kommt aber – nicht wahr?«

»Nun, versteht sich«, beruhigte ihn Wilson lachend, »seht Cook nur ins Gesicht, er kann die Freude ja gar nicht verbergen. Nur heraus mit der Sprache, Cook, die Zeit drängt, und wenn wir hier so lange halten bleiben, können wir leicht Verdacht erregen.«

»Und dennoch müssen wir bleiben, bis wir alles miteinander verabredet haben«, sagte Cook, »warum habt ihr nicht an Ort und Stelle gewartet, das geschieht euch ganz recht. Ihr glaubt, wenn ihr mit eurem Mittagessen fertig geworden seid, dann können andere Menschen bis zur nächsten Mahlzeit hungern, nicht wahr? Doch jetzt im Ernst: Stevenson kommt, und zwar mit seinem ältesten Sohn und drei von seinen Pferden.«

»Ohne die, die er reitet?« fragte Brown.

»Jeder Pferdedieb reitet doch natürlich die gestohlenen Pferde«, rief Cook lachend, »Brown, Ihr seid noch sehr weit in dieser Praxis zurück. Das sind ja gerade die beiden Hauptbedingungen eines tüchtigen Pferdediebes, wochenlang auf dem Rücken eines Tieres hängen und dann auch wieder unmenschliche Fußtouren machen zu können. Jedes eigene Pferd, das er reitet, ist reiner Verlust. Doch welchen Plan habt Ihr Euch ausgedacht?«

»Hat ihn Euch Husfield nicht mitgeteilt?«

»Nein, er vertröstete mich darauf, daß ich Euch überholen würde. Der faule Bursche lag unter einem Baum und schien sich zu der Arbeit auf heut abend vorbereiten zu wollen.«

»Er hat Euch aber doch gesagt, daß Ihr und Curtis bei Atkins übernachten müßt?«

»Ja – weiter aber auch nichts.«

»Und wo ist der Tennesseer?«

»Oben bei Bowitts mit seinem Sohn. Der Alte war ganz Feuer und Flamme, als ich ihm von unserem Plan erzählte, und wollte gleich alle Jungen mitnehmen. Wie aber die Frauen von dem Raubgesindel in der Nachbarschaft hörten, gab es einen Hauptspektakel, und nun sollte gar keiner fort. Der alte Tennesseer blieb aber über Wasser und verstand sich nun endlich dazu, daß die beiden Jüngsten zum Schutze der Familie zurückbleiben sollten. Die wurden dann, um die Frauen zu beruhigen, mit Messern und Pistolen versehen, wobei Ben, der kleinste, noch die besondere Warnung erhielt, sich ’nicht weh zu tun‹, und fort trabten wir, was die Pferde laufen konnten. Nun aber zu Eurem Plan.«

»Der ist folgendermaßen«, erwiderte Brown. »Der Tennesseer – wie ist sein Name?«

»Stevenson.«

»Also Stevenson bleibt bis gegen Abend bei Bowitts, um etwa eine Stunde nach Dunkelwerden bei Atkins einzutreffen. Ihr beide – Cook und Curtis – begleitet uns bis zu Atkins und kehrt dort unter irgendeinem Vorwand ein. Wir zwei, Wilson und ich, reiten vorüber.«

»Weshalb kommt Ihr denn da jetzt schon mit herunter? Ihr konntet doch ebenfalls solange bei Bowitts bleiben«, antwortete ihm Cook.

»Damit Atkins nicht möglicherweise Verdacht schöpfen soll«, entgegnete Wilson. »Sieht er uns aber hier ruhig vorbei- und nach Hause reiten, so glaubt er natürlich, daß alles in Ordnung sei, und forscht nicht weiter nach. Da Brown der Anführer von Fourche la fave ist, muß er, wie sich das von selbst versteht, mit dessen Heimritt auch die Versammlung für aufgehoben halten.«

»Wo aber bleibt ihr indessen?«

»Wir reiten bis Wilsons Haus – lassen dort unsere Pferde und kehren zu Fuß wieder zurück.«

»Hört – da nehmt euch vor dem Fährmann Curneales in acht – dem trau’ ich keine Büchsenlänge weit!« warnte Cook.

»Wir ebensowenig«, erwiderte Wilson; »um ihn aber irrezuführen, schultern wir unser Schießeisen und gehen nach der Salzlecke zu, die südlich von meinem Hause liegt. Von dort aus können wir, und wenn wir auch erst mit der Dämmerung aufbrechen, immer noch zur rechten Zeit auf dem Platz eintreffen.«

»Und wo haltet Ihr Euch verborgen?«

»Wilson, der früher oft in Atkins’ Hause war, glaubt mit ziemlicher Genauigkeit den Platz angeben zu können, wo sich die heimliche Tür befindet. Wie dem aber auch sei, in dem Schilfbruch, der hinter Atkins’ Haus bis zum Fourche la fave hinuntergeht, muß das Versteck liegen, es gibt dort keinen andern Platz, und in den einzudringen hat mir Hecker schon neulich versichert, sei unmöglich. Der hatte einen Truthahn geschossen und konnte ihn, obgleich er ihn fallen gehört, nicht bekommen, so wild und verworren lagen dort gestürzte und gefällte Bäume über- und durcheinander.«

»Wieviel Mann nehmen wir zu dem Überfall?«

»Etwa achtzehn – die reichen vollauf.«

»Und was sagen wir Atkins, wenn er nach Jones fragt?«

»Das weiß Curtis schon, doch kann ich es euch noch schnell wiederholen. Husfield hätte Jones mit an den Petite-Jeanne zu einer dort morgen zu haltenden Versammlung der Regulatoren genommen. Jener Fluß liegt dem Missouri-Staat etwas näher, ist also auch Räubereien von dort her mehr ausgesetzt, und er wird es ganz in der Ordnung finden, daß man eine Abteilung unserer Leute nach der Grenze zu schicken will.«

»Wird er das glauben?«

»Warum nicht? Er wird denken, Jones selber habe sie dazu überredet, um sie von der Fährte der hier hausenden Pferdediebe abzulenken. Ihr könnt ihm auch zu verstehen geben, daß die Anregung von Jones ausgegangen sei. Seid ihr nun im Haus und hört unser Zeichen – den scharfen Pfiff —, so bemächtigt euch augenblicklich der dortigen Waffen, denn Blut wollen wir, wenn es vermieden werden kann, nicht vergießen.«

»Aber die vielen Frauen, die heute morgen dort waren?«

»Die sind uns freilich im Wege, das läßt sich jedoch nicht ändern. Überdies schlafen die, wenn sie ja noch alle dasein sollten, in dem andern Hausteil und werden uns an der Ausführung unseres Vorhabens auf keinen Fall hindern können.«

»Wäre ein Schuß zum Zeichen nicht besser?«

»Ein Schuß? Mitten in der Nacht, und nicht einmal Mondschein? Nein, das halt’ ich nicht für gut. Wozu die Nachbarschaft alarmieren, wenn es anders abgemacht werden kann.«

»Habt ihr auch an den Mulatten gedacht? Der steckt natürlich mit seinem Herrn unter einer Decke und wird, wenn wirklich Helfershelfer in der Nähe liegen, diesen auf jeden Fall Kunde bringen.«

»Wir besetzen alle Wege«, sagte Curtis, »und auf einem von diesen muß er uns in die Hände fallen.«

»Sollte er nicht den Weg durch den Wald vorziehen?«

»Bei solcher Dunkelheit? Nein, ich glaube kaum«, erwiderte Brown, »doch läßt sich das nicht ändern. Haben wir den Haupthelfer erst einmal auf der Tat erwischt, so muß dieser die Schurken nennen, die Husfields letzte Pferde fortschaffen halfen, und unter diesen finden wir dann auf jeden Fall den Mörder der Indianerin.«

»So kommt«, sagte Cook, »das lange Zögern hier auf dem Berge könnte nur, falls wir von jemandem gesehen wurden, Verdacht erregen. Ich wollte übrigens, wir hätten heute den Indianer bei der Hand, der sollte treffliche Dienste leisten. Bald fange ich selber an zu glauben, daß er nicht wiederkommt, so unwahrscheinlich mir das auch anfangs war. Jetzt hat er aber volle neun oder zehn Tage nicht das mindeste von sich hören lassen.«

»Mullins behauptete, ihn gestern im Walde gesehen zu haben«, »sagte Curtis, »doch war es an einer sehr dichten Stelle und nur für einen Augenblick gewesen. Er erzählte mir auch, er hätte ihn angerufen, das heißt nach der Richtung hin, in der er ihn bemerkt, in den Wald geschrien, aber nichts mehr von ihm zu sehen bekommen.«

»Fort ist er nicht«, behauptete Brown, »darauf wollt’ ich schwören. Ich habe ihm mein Wort geben müssen, nicht eher aus dieser Gegend zu scheiden, als bis Alapaha gerächt sei; es ist also nicht wahrscheinlich, daß er mich im Stich lassen sollte.«

»Nun, wir werden sehen«, sagte Cook kopfschüttelnd; »hat er aber überhaupt im Sinn wiederzukommen und wünscht er, daß etwas in seiner Sache geschehen soll, so hätte er viel besser hierbleiben und die Nachforschung an Ort und Stelle betreiben sollen. Doch, wie gesagt, wir werden ja sehen.«

Die Männer verfolgten indessen ihren Weg wieder und näherten sich jetzt dem Anwesen Atkins’. Dieser stand schon vor der Tür und schien sie erwartet zu haben. Als sie übrigens die Fenz erreichten und er den Fremden nicht sah, kam er den Regulatoren bis an den äußeren Eingang entgegen und mochte wohl die Frage nach jenem auf den Lippen haben, scheute sich aber doch, sie auszusprechen.

»Wie geht es dem Kind, Mr. Atkins?« fragte Brown, während er sein Pferd zügelte.

»Danke – nicht besonders, Sir, ich fürchte, wir werden das arme kleine Ding verlieren. – Nun, ist die Versammlung vorüber?«

»Für diesmal ja! – Die Nachbarinnen sind noch alle hier, nicht wahr?«

»Fast alle, etwa elf – genug, um ein halbes Dutzend Kinder umzubringen; meine Frau will’s aber so haben. Nun, ist etwas bestimmt worden? – Wollen Sie denn aber nicht ein wenig absteigen und rasten, Gentlemen?« unterbrach er sich. »Sie haben ja noch genügend Zeit, die nächsten Häuser zu erreichen – oder bleiben vielleicht gar bei mir über Nacht.«

»Nein, ich danke, Atkins«, sagte Brown ablehnend, »für mich selbst wenigstens. Onkel ist zu Roberts hinübergeritten, und da werde ich nach dem Haus sehen und die Tiere füttern müssen; sonst recht gern.«

»Hört, Brown – da mögt Ihr immer allein weiterreisen«, sagte Curtis, »ich bleibe die Nacht hier. Zu Haus versäume ich doch nichts.«

»Gut – dann leist’ ich Euch Gesellschaft, wenn Atkins noch Platz für Gäste hat und die Damen nicht beide Zimmer eingenommen haben«, rief Cook.

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Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
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