Kitabı oku: «Faith», sayfa 3

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Faith

Mein Körper fühlte sich an, als ob er in Flammen stand.

Zwei Männer waren dabei, mich abzuführen. Meine Hände waren hinter meinem Rücken mit extravaganten Alien-Handschellen gefesselt. Meine Schultern schmerzten, weil sie unmöglich weit nach hinten gezogen wurden.

Selbst in dieser Misere musste ich auf Lord Thordis Jax starren. Ich blickte auf seine Lippen, die immer noch feucht glitzerten. Auf seinen enormen Schwanz, der in seiner Hose ein Zelt aufgebaut hatte. Ich dachte an das Gefühl, als er ihn an mich gepresst hatte. An das düstere Verlangen, das ich in seinen Augen erblickt hatte.

Er wollte mich und ich wollte ihm alles geben, was er haben wollte. Was völlig abwegig war.

“Sie sollten mich gehen lassen.” Ich meinte damit nicht die Garden oder Lady Jax—die in Schnappatmung neben ihrem Partner stand. Ich musste annehmen, dass sie aus blanker Wut so durchdrehte. Sie war wütend, weil ich in ihrem Zimmer gewesen war, ihre Sachen durchsucht hatte? Oder war sie wütend, weil ihr Sohn eine monströse Latte in der Hose hatte und einfach nicht mehr den Blick von mir wenden konnte?

“Du wirst ihnen alles sagen, für wen du arbeitest und warum du hier bist.” Thor blickte besorgt auf mich herab, als ob ich ihm auf irgendeine rätselhafte Art etwas bedeutete. Was völlig schwachsinnig war. Er trat einen Schritt nach vorne und berührte meinen Unterkiefer. Seine Augen blickten nachdenklich. Verunsichert.

“Wo hast du so kämpfen gelernt? In zwei Sekunden hast du einen Polizisten außer Gefecht gesetzt. Einen Mann, der doppelt so groß ist wie du.” Sein Blick fiel von meinen Augen auf meine Lippen und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, dann hätte ich schwören können, dass Wissen ihn noch heißer machte, und nicht abkühlte.

“Ich weiß nicht. Ich habe das noch nie zuvor gemacht.” Noch eine Wahrheit. Scheinbar wollte meine Muschi diesen Mann mit allen Mitteln glücklich machen, und sie hatte jetzt die Kontrolle über meinen Mund. Nichts konnte die pure, überwältigende Lust, die durch mich hindurch strömte, zum Versiegen bringen. Nicht einmal die beiden Polizisten, die jetzt zu meiner Linken und meiner Rechten standen und mich mit ihren fleischigen Händen auf meinen Armen an Ort und Stelle hielten.

Zum Teufel, vielleicht war es genau das, was ihn so aufgeilte? Ließ er seine Frau am liebsten fesseln, um sein böses Spielchen mit ihr zu treiben?

Der Gedanke ließ mich erschaudern und ich leckte mir die Lippen, als wollte ich ihn erneut kosten. Er war so verdammt nahe an mir dran. So nahe. Aber ich konnte mich nicht rühren. Konnte ihn nicht küssen. Konnte meinen Körper nicht gegen seinen reiben. Diese Aleranische Gluthitze würde mein Ende sein. Ein dämlicher Kuss und schon hatte ich den Verstand verloren.

“Lügen!” Das war Lady Jax und sie kochte vor Wut. Ihr Gesicht war knallrot und aufgedunsen, ihre Augen quollen hervor, als ob sie ihr gleich aus dem Schädel platzten. Sie war nicht die Einzige, die sich ein bisschen abregen musste. “Warum zerstörst du unsere Familie? Eine Position in der Gesellschaft, die wir seit Jahrhunderten innehatten? Warum?” Letzteres brüllte sie hervor. Sie war außer sich.

Weil sie mich aber so böse anschrie, konnte ich mich gerade lange genug von ihrem Sohn abwenden, um wieder ein bisschen Würde zu erlangen—und um meinen Verstand aus der Gosse zu hieven. Dennoch fiel es mir schwer.

Zuerst dieser heilig-geile Kuss vom einzigen Sohn. Dem Alleinerben. Thor war das Ein und Alles dieser Familie, er war ihre Zukunft und sie glaubten, dass ich ihnen alles zunichtemachte. Auf dem Porträt, das sein Vater stolz im Haus aufgehängt hatte, sah er recht attraktiv aus. Ganz nah und persönlich aber?

Gott. Er roch nach Hitze und Sex und roher Männlichkeit. Ich wollte auf ihn drauf steigen, unter ihn drunter kriechen, ihn kreuz und quer besteigen. Ich wollte meine Klamotten ausziehen und stundenlang seine nackte Haut spüren.

Tagelang.

Er hatte mich geküsst, sein Schwanz war hart wie Stein. Was bedeutete, dass er eine Partnerin haben musste. Schließlich wusste ich, dass die Schwänze der Männer auf Alera im Dornröschenschlaf ruhten, und zwar bis sie die richtige Frau fanden. Und dann … Dingdong! Die Endloslatte. Ich hatte mitangesehen, wie Leo auf Trinity abgefahren war, und wie die beiden kaum die Finger voneinander lassen konnten. Und da ich Thor vor gerade Mal fünf Minuten getroffen hatte, bezweifelte ich, dass diese geballte Alien-Geilheit auf mich gerichtet war. Vielmehr war er wohl ein verwöhnter Aristokratensohn, der glaubte, dass ihm die Welt zu Füßen lag—inklusive aller Frauen, die er wollte. Ich war eine Herausforderung, eine heiße Braut, die er ficken und dann vergessen konnte. Oder, in meinem Falle, in den Knast schicken konnte.

Auf Alera lief es scheinbar doch nicht ganz so anders als auf der Erde.

Allerdings war die Erde auch nicht länger mein Zuhause.

Ich fühlte mich, als hätte ich kein Zuhause mehr. Nicht wirklich. Besonders seit Trinity für alle sichtbar Mutters Rolle im Palast eingenommen hatte. Es war nicht gerade so, als würde sie bald wieder zur Erde zurückkehren. Und selbst wenn Mutter gefunden werden sollte, würde Leo nicht mal eben in eine Kleinstadt umziehen. Vater war zwar immer noch dort, trotzdem würde es nie mehr werden, wie es einmal war. Ich wusste zu viel. Ich verstand jetzt, dass es da draußen so viel mehr gab.

Und dieses mangelnde Fundament machte mich schwach. Verletzlich. Besonders ohne meine Schwestern, ohne irgendjemanden um mich herum, der wusste, wer ich wirklich war, was ich gerade durchmachte, meine Ängste, die Sorge um meine Mutter. Gott, Thors Berührung, sein Kuss hatte meine Emotionen aufflammen lassen. Und das machte alles schlimmer. Ganz gleich, wie verdammt scharf er war, ich würde mich nicht als sein Spielzeug für diese Woche hergeben. Nur weil ich mich als Dienstmagd ausgab, hieß das nicht, dass ich mich von ihm begrapschen lassen wollte.

Außer, dass es so war. Verflixt, verdammt und Scheiße nochmal, und jeden anderen Fluch, den meine Schwester Destiny kannte und ich nicht. Ich wollte ihn. Er sollte mich abküssen. Mich anfassen. Auf mir drauf. Hinter mir. Unter mir. In mir drin.

Diese bescheuerte Gluthitze machte alles zunichte. Seitdem ich auf diesem Planeten angekommen war, hatte mein Körper beschlossen, dass es jetzt an der Zeit war aufzuwachen. Und nicht gerade auf die langsame, ich-bin-noch-so-müde-Art. Nein, das hier war von null auf hundertachtzig, eine Explosion. Und meine Muschi saß jetzt im Fahrersitz. Nicht ich.

Ich war nach dem Kuss immer noch ganz aufgewühlt, das Adrenalin pumpte so heftig durch meine Adern, dass ich kaum geradeaus blicken konnte und dieser verfluchte Bulle oder Wachmann war dabei mich anzugrabschen.

Ich hatte im örtlichen Jugendclub einen Anfängerkurs in Selbstverteidigung belegt. Mutter hatte darauf bestanden, dass wir uns im Falle eines Angriffs zu verteidigen wussten. Aber ich war nicht Destiny, schon gar nicht, nachdem ich sechs Monate später zum Tennis gewechselt war. Sie hatte jahrelang Kampfsport geübt und war wie besessen von allen möglichen Kampfkunststilen. Davon, sie allesamt zu meistern.

Ich konnte einen Griff lösen, das Gewicht eines Angreifers gegen ihn verwenden und die empfindlichen Stellen suchen. Ich wusste, wie man jemandem in die Eier boxte, die Augen traf und Finger brach. Aber das war’s auch. Ich hatte einen beeindruckenden Rückschwung, aber der war nicht zu meinem Vorteil.

Was zur Hölle war nur eben passiert? Ich war wie ein Kung-Fu-Meister auf ihn losgegangen, wie ein Jackie Chan und sogar ein bisschen wie Jean Claude Van Damme. Ich hatte tatsächlich einen Polizisten angegriffen. Sogar auf ihn geschossen, mit einer dieser schicken Space-Pistolen, die ich eigentlich gar nicht bedienen konnte. Ich hatte sogar einen Knopf umgelegt, damit das Ding ihn nur betäuben würde. Dabei hatte ich nie zuvor eine dieser Waffen in der Hand gehalten!

Irgendwie wusste ich es einfach. Genau wie ich einfach mein Gewicht verlagert und ihm mit dem Handrücken gegen die Luftröhre geschlagen hatte.

Ich hatte kräftig ausgeholt. Ich riss den Kopf herum, um den Griff des heißesten Mannes im Universum zu brechen und erblickte den armen Polizisten, der mich anstarrte, als wären mir zwei Köpfe gewachsen. Er war jetzt wieder bei Bewusstsein, saß aber mit dem Rücken zur Wand auf dem Boden. Er war aus dem Betäubungsmodus der Ionenpistole aufgewacht und rieb sich etwas schmerzverzerrt am Hals.

Ich hasste es anderen weh zu tun. Destiny und Trinity hatten sich immer über mich lustig gemacht, denn ich würde selbst eine Spinne im Haus einfangen und sie nach draußen bringen. “Tut mir leid,” sprach ich. “Ich wollte nicht so fest zuschlagen. Oder dich betäuben. Du hast mich einfach erschreckt.”

War das etwa ein Schock auf seinem Gesicht? Der Mann sah recht nett aus. Ein ganz normaler Typ, der seinen Job machte. Ende dreißig, vielleicht vierzig. Wahrscheinlich hatte er eine Frau und zwei Kinder zuhause. “Alles bestens, Miss. Ich komme schon wieder in Ordnung. Ich habe nichts Ernstes davongetragen.”

“Oh, na dann gut. Es tut mir wirklich leid.” Ich schenkte ihm ein herzliches Lächeln und er lächelte zurück. Gut. Er war tatsächlich okay.

“Wer bist du?” Die Stimme war tief und umhüllte meinen Körper wie geschmolzene Schokolade. Bereits jetzt hätte ich diese Stimme überall wiedererkannt. Heiliger Strohsack, diese Geschichte mit der Gluthitze war bitterernst.

Total echt.

“Faith. Mein Name ist Faith.” Ich antwortete ihm, blickte ihm aber nicht in die Augen. Diese Lektion hatte ich bereits gelernt. Und warum sollte ich ihm nicht meinen echten Namen verraten, schließlich kannte sein Vater ihn ebenfalls und ich hatte ihn nie verheimlicht. Niemand hier wusste, wer ich war. Niemand hier suchte nach einer Faith Jones von der Erde. Außer meinen Schwestern wusste niemand, dass ich hier war.

Also sie wussten schon, dass Trinity mit zwei weiteren Royals eingetroffen war, denn als Destiny und ich unser Blut auf den heiligen Stein getröpfelt hatten, waren die Lichtsäulen der Türme erstrahlt. Allerdings hatte niemand außer Leo mein Gesicht gesehen.

Nein, Moment mal, niemand außer Leo und der Killer, der uns fast umgebracht hätte.

Wenn die Leute wüssten, wer ich wirklich war, dann würde ich in Gefahr schweben, genau wie es Trinity widerfahren war. Mytikas war jedoch eine Großstadt mit Millionen von Leuten. Und ich war ziemlich sicher, dass wer auch immer unsere Mutter hatte und mir und meinen Schwestern die Killer geschickt hatte, nicht ausgerechnet im Palast der Familie Jax nach mir suchen würde. Hinter feindlichen Linien sozusagen.

Wäre ich nicht gerade die Prinzessin Faith Herakles von Alera gewesen, dann hätte die Festnahme mich schon eher beunruhigt. In Wahrheit aber wusste ich, dass ich nur den Namen meiner Schwester fallen lassen musste und ich binnen eines Fingerschnippens wieder auf freiem Fuße wäre.

Die Garden glaubten, sie hielten einen Sträfling fest. Lady Jax glaubte, sie hätte einen Dieb gefasst. Einen Verräter.

Ich hatte keine Ahnung, was Thor dachte, aber ich hätte es wirklich gerne gewusst.

Was immer er glaubte, er lag falsch. So daneben. Und was auch immer das für eine heiße, versaute Sexgeschichte zwischen uns war, sie würde nicht stattfinden. Ich hatte keine Zeit dafür. Meine dumme Muschi würde einfach einen Gang runterfahren und warten müssen.

Trinitys Gluthitze hatte auf der Erde zugeschlagen und Monate gedauert. Monate! Bestimmt würde ich es ein paar Wochen lang aushalten können.

Lord Jax, der Senior, den ich als nette Bekanntschaft betrachtete, wenn nicht sogar als Bruder im Herzen, weil er so gut zu seinen Haustieren war, löste sich von seiner eiskalten Partnerin und kam zu mir herüber. Thor trat respektvoll zurück und ich bemerkte ein einvernehmliches Nicken. Seine Mutter war ein echtes Stück Arbeit, sein Vater aber? Lord Jax erinnerte mich an unseren Vater. Gediegen. Warm. Ungekünstelt und zuverlässig. Lord Jax war zwar nicht so klug wie mein Vater—der brillante Anwalt—, aber er war liebenswürdig und sogar ein bisschen exzentrisch. Ich mochte ihn. Was diesen Moment noch schwieriger machte, als ich es mir vorgestellt hätte.

“Das überrascht mich, Faith. Wirklich. Sogar die Tiere mögen dich und sonst interessieren sie sich nur für mich.”

Darauf hob ich mein Kinn und ich bemerkte, dass ich aus Scham den Kopf gesenkt hatte, genau wie wenn mein Vater mir eine Standpauke hielt. Diese war normalerweise auch verdient, und trotzdem kein Vergnügen. “Tun sie das? Woher wissen sie das?”

“Normalerweise zeigen sie sich nicht vor anderen.”

“Sie hat deine kostbaren Tiere gesehen?” Thors geschockte Stimme drang kaum zu mir durch, weil Lord Jax und ich ein Lächeln miteinander wechselten, das sich wie ein geheimer Handschlag anfühlte, als ob mir eben die Mitgliedschaft in einem Geheimclub gewährt wurde.

“Tun sie nicht?” fragte ich ungläubig. Ich hatte Stunden mit ihnen zugebracht. Mehr als einmal hatten sie mich sogar angeschaut und sich fast von mir streicheln lassen. Der einzige Grund warum ich sie nicht angefasst hatte, war, weil ich nicht um Erlaubnis bitten oder Lord Jax verärgern wollte.

“Nein, tun sie nicht. Sie sind äußerst wählerisch, junge Dame. Aber ich vertraue ihrem Urteil. Also, jetzt sag mir, wer du wirklich bist und warum du in meinem Haus rumschnüffelst.”

“Liebling, sie weigert sich zu reden, also soll die Polizei sie mitnehmen.” Lady Jax schaltete sich ein. “Lord Wyse und seine Leute werden sie zum Reden bringen und das wird uns die Medien vom Hals halten. Der Name der Familie Jax kann jetzt rehabilitiert werden.” Sie war genauso drastisch und verklemmt, wie ich immer gedacht hatte. Aber ich musste ihr die einzige Qualität anrechnen, die sie im Überfluss hatte, nämlich absolute Liebe und Loyalität für ihre Familie. Ich hatte mich mit ihnen angelegt und deswegen hasste sie mich jetzt. Das konnte ich ihr nicht wirklich übelnehmen. Ich hatte sie beobachtet, ihre Gespräche mitgehört. Sobald es um ihren Sohn oder ihren Partner ging, wurde sie zur Löwin. Niemand würde ihnen ans Bein pinkeln. Niemand ihre Position oder Macht gefährden. Allein deshalb respektierte ich sie.

Aber ich hatte auch erfahren, dass die Jaxs der Familie Wyse, meinen Cousins, wie Mutter erwähnt hatte, ziemlich nahestanden. Lord Wyse war Chef der Optimus-Einheit der royalen Garden—was, soweit ich verstand, dem FBI-Chef zu Hause gleichkam. Der Inspektor Optimi war Ermittler und Staatsanwalt zugleich. Er deckte Verbrechen auf, untersuchte Beweise und klagte die Schuldigen vor Gericht an.

Lord Wyse war alt, aber sehr scharfsinnig. In der kurzen Zeit, in der ich hier war, war er bereits zweimal zum Abendessen gekommen und hatte viele Stunden entweder im Salon oder in der Bibliothek verbracht, zusammen mit dem Lord oder mit Lady Jax, oder mit beiden. Wie ich erfahren hatte, war Lady Jax früher selber Inspektorin gewesen, und zwar eine verdammt gute. Die anderen Hausangestellten hatten mir berichtet, wie genial sie war und dass sie jetzt, als sie pensioniert war, oft aktuelle Fälle beriet.

Also war ich sozusagen dabei erwischt worden, wie ich im Schlafzimmer eines FBI-Agenten herumschnüffelte.

Wie dumm. Anders als ihr tatteriger Ehemann war sie viel zu scharfsinnig und viel zu wachsam. Ich hätte warten sollen, bis sie zum Einkaufen oder einem Meeting aus dem Haus war und nicht für einen Quickie im Nebenzimmer.

Oh Mann. Eins zu null für die Gluthitze. Seit ein paar Tagen konnte ich einfach nicht mehr abwarten. Meine Geduld war, nun … hinüber.

“Tut mir leid. Ich bin nicht ihr Feind. Das verspreche ich.” Die Worte waren für Thor bestimmt, allerdings blickte ich zu Lord Jax, dessen Enttäuschung wie schwerer Nebel auf mir lag und mir den Atem raubte.

So sehr ähnelte er meinem Vater. Ich hoffte wirklich, dass es ihm gut ging. Dass sich die dummen Alien-Kopfgeldjäger die Zähne an ihm ausbeißen würden.

“Keine Sorge, wir werden die Wahrheit herausfinden.” Lady Jax trat nach vorne und nahm den Arm ihres Partners, um sich Seite an Seite mit ihm zu stellen. In diesem Moment erinnerte sie mich an meine Mutter. “Führt sie ab. Vorsicht. Sie ist gefährlicher, als sie aussieht. Sie hat nicht nur spioniert, sondern sich ihrer Festnahme widersetzt. Ich werde sofort Lord Wyse einschalten.”

Die Garden zogen meine Schultern nach hinten und manövrierten mich Richtung Tür; ich leistete keinerlei Widerstand. Nicht diesmal, nicht mit Handschellen. Meine wilden Kung-Fu-Moves von vorher ärgerten mich immer noch. Es war, als ob ein Alien meinen Körper übernommen hatte und ich einfach nur zuschauen konnte. Wie in einem Science-Fiction-Film und ich wollte nichts damit zu tun haben. Außer, dass ich alles damit zu tun hatte.

Die Fahrt zu Polizeistation ging schneller als erwartet. In weniger als zwanzig Minuten wurde ich in ein Gebäude geführt, gescannt, finster angeblickt und allgemein von allen gehasst, die meine Handschellen erblickten. Und dabei war ich es gewohnt, dass Menschen wie Tiere mich gleichermaßen vergötterten.

Aber sie waren keine Menschen, egal wie sehr Alera der Erde ähnelte. Das durfte ich nicht vergessen.

Sie brachten mich nicht in eine Zelle. Stattdessen verfrachteten sie mich in einen Raum, den ich aus zahlreichen Thrillern wiedererkannte. Tadaa—das Vernehmungszimmer. Eiskalter Tisch. Nackte, weiße Wände. Ein Stuhl, vermutlich meiner, war am Boden fest gebolzt.

Ich dachte, sie würden mich an den Stuhl fesseln, wie es aussah, hielten sie mich aber nicht für sonderlich gefährlich, denn sie nahmen mir die Handschellen ab und befahlen mir, mich zu setzen.

Ich sollte mich hinsetzen und warten.

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Faith, Polizeistation, Vernehmungszimmer 3

Ich hatte noch nie ein Polizeirevier von innen gesehen, auch nicht auf der Erde. Ich hatte nie Ärger mit der Polizei gehabt. In der zweiten Klasse war ein Polizist in unser Klassenzimmer gekommen und hatte uns darüber aufgeklärt, wie gefährlich es war mit Fremden zu reden, aber das war's auch schon. Ich hatte einfach nie das Bedürfnis verspürt gegen das Gesetz zu verstoßen. Sich über Vorschriften lustig machen? Grenzen austesten? Klar, das kam jeden Tag vor. Aber Gesetze brechen?

Das war eher der Stil meiner Zwillingsschwester Destiny.

Trinity hatte einmal beim Nachbarn Blumen geklaut, um zum Muttertag einen Strauß daraus zu machen. Sie hatte zwar etwas genommen, das nicht ihr gehörte und Mutter hatte verlangt, dass sie der armen Misses Kluger mit den edlen Tulpen und Narzissen in der Hand ihren Fehltritt beichtete, aber das waren keine Serienkillerprobleme.

Destiny hatte einmal im Ramschladen einen Lippenstift mitgehen lassen. Mutter hatte sie sofort zurück geschliffen, den Manager rufen lassen, den Lippenstift bezahlt und dann musste meine arme Zwillingsschwester einen Monat lang Abend für Abend das Geschirr spülen, um Mutter zurückzuzahlen. Es war lächerlich, schließlich war der Lippenstift nur einen Dollar wert, als Zehnjährige aber hatte sie eine wichtige Lektion gelernt.

Und da saß ich nun, die harmloseste des Trios, und diese Leute hielten mich für einen Killer? Ausgerechnet ich saß jetzt in Polizeigewahrsam. Ich konnte es ihnen nicht wirklich übelnehmen, schließlich hatte ich den Polizisten angegriffen. Aber was hatten sie vor? Seit über einer Stunde saß ich nun hier rum—gefühlt, denn es gab keine Uhr—und wartete. Ich musste aufs Klo und fragte mich, ob sie mich absichtlich zappeln ließen, weil sie mich zusätzlich einzuschüchtern wollten.

Es gab kein Klo, kein Essen, Wasser oder Schlaf. Hatten sie etwa auch Weiße Folter auf dem Programm?

Lord Jax war enttäuscht von mir. Ich konnte es in seinen traurigen, resignierten Augen sehen und wie er die Schultern hängen ließ. Er würde mich nicht hier rausholen. Er wollte Antworten.

Lady Jax? Ha! Kein Kommentar. Ihr Ziel war es, mich zur Schnecke zu machen.

Und Thor? Gott, ich glühte bereits, wenn ich nur an ihn dachte. Ich befühlte meine Lippen und konnte spüren, wie sie nach seinem aggressiven Kuss immer noch ganz kribbelig waren. Meine Nippel führten ein Eigenleben und formten harte Spitzen unter meinem BH. Die prompte Anziehung zwischen uns würde mich nicht retten. Er wollte vielleicht gerne ficken, aber am Ende hatte er sich trotzdem nicht von seinem Schwanz leiten lassen. Zu wissen, dass er nicht gleich mit jeder ins Bett ging, fühlte sich gut an, schon gar nicht mit einer potenziell planetaren Bedrohung wie mir.

Sein Schwanz verfügte über eine Art Urteilsvermögen, oder zumindest sein Verstand.

Und wie sah es mit meinem Urteilsvermögen aus? Ich wusste nicht, ob er verpartnert, verwitwet oder sonst was war. Vielleicht hatte er sogar Kinder zu Hause und ich war rollig wie eine Katze. Ich war zwar keine Jungfrau mehr, aber ich war immer vorsichtig. Bis jetzt. Bis diese dämliche Gluthitze mich im Griff hatte.

Ich rutschte auf dem Stuhl hin und her. Doch, ich war wählerisch. Andere Hausangestellte hatten mir gefallen und einige der attraktiveren Aleranischen Männer hatten meine Gluthitze aufbrodeln lassen, aber ich war nicht bereit gewesen, sie wie ein Cowgirl zu reiten. Thor aber war es, der mich mit seiner harten, dicken Länge in der Hose um den Verstand brachte.

Ich leckte mir die Lippen und fragte mich, wie seine Haut wohl schmeckte. Es war schwer mich darauf zu besinnen, dass er womöglich der Verräter war. Jemand hatte uns in der ersten Nacht Zel auf den Hals gehetzt und danach versucht Trinity auf dem Empfang zu entführen. Alle Hinweise führten zur Familie Jax und trotzdem stellte ich mir gerade vor, wie einer der Verdächtigen mich langsam verführte oder mich gegen eine Wand schob und wie ein Wilder durchfickte.

Gerade als ich überlegte, was mir lieber wäre—langsam oder heftig—ging die Tür auf und vier Männer kamen herein.

Ich errötete, obwohl sie meine Gedanken wahrscheinlich nicht lesen konnten.

“Ich bin Inspektor Wyse,” sprach der Erste. Seiner Aufmachung und seinem Gehabe nach war er eindeutig der Boss hier. “Lord der Familie Wyse und Inspektor Optimi in der Optimus-Einheit. Ist dir klar, was das bedeutet?”

Scheiße.

Mutter hatte oft von ihnen erzählt. Sie waren Detektive, Richter und Geschworene, und zwar alles auf einmal. Er konnte mich schuldig sprechen und jahrelang wegsperren, besonders, da er ihr Inspektor Optimi war. Was für ein origineller Titel für den Obermufti vom Dienst.

Auf einmal wünschte ich mir, ich wäre auf der Erde mit einem überlasteten Pflichtverteidiger. Mein Vater war selber Richter. Er liebte Rechtsstaatlichkeit.

Dieser Mann liebte ganz offensichtlich Macht.

Inspektor Wyse sah wie Ende sechzig, vielleicht Anfang siebzig aus. Graues Haar, tiefe Furchen in seinem kantigen Gesicht. Seine Haltung aber war gerade, aufrecht, ohne jeden Stuss. Er versprühte kein bisschen Güte oder Freundlichkeit. Er war durch und durch auf seinen Job fixiert und heute war ich dieser Job.

Den Uniformen nach handelte es sich bei zwei der anderen Männer um Polizisten. Sie sahen genauso aus, wie die Männer, die mich vom Anwesen der Jaxs abgeführt hatten. Der andere Typ sah wie ein fieser Handlanger aus. Er hatte tiefsitzende, fast tote Augen. Keine Spur von einem Lächeln oder Wohlwollen auf seinem Antlitz. An der Seite zog sich vom Mundwinkel bis zum Hals eine sichelförmige Narbe über sein Gesicht. Seine Uniform war eindeutig militärisch, aber ganz in Schwarz gehalten. Kein Abzeichen oder Wappen. Er hätte alles und jeder sein können.

Oder niemand.

Alles an ihm schrie förmlich nach Mafiosi oder Männer in Schwarz. Ich konnte nur hoffen, dass es sich nicht um Ersteres handelte.

Das Narbengesicht musterte mich und bäumte sich vor mir auf, sodass ich mir ganz klein vorkam. Das war natürlich Absicht, aber es wirkte. Ich bot keinen besonders aufregenden Anblick. Mein braunes Haar war hinter meine Ohren gesteckt, ich war ungeschminkt und ich trug die einfache Dienstuniform vom Hause Jax.

“Du hast jetzt die Gelegenheit, um zu reden. Sag uns, wer du wirklich bist und warum du im Jax-Haushalt herumgeschnüffelt hast. Ich empfehle, dass du die Gelegenheit wahrnimmst, wenn nicht …”

Er blieb vage, bedrohlich. Ich sollte wie ein Kanarienvogel singen und meine Mutter und Schwestern in Gefahr bringen, oder mir würde etwas blühen.

“Falls nicht?” konterte ich.

Er zog eine graue Augenbraue nach oben und Narbengesicht verschränkte die Arme vor der Brust. Das brauchte er gar nicht, um mich einzuschüchtern. Er war schon so furchteinflößend genug.

Dann bog sich Lord Wyses Mundwinkel nach oben. Er warf den Polizisten einen flüchtigen Blick zu. “Das hier ist ein einfaches Verhörzimmer in einer Polizeiwache. Sie kümmern sich um kleinere Vergehen, einfache Gauner. Erkennst du meine Uniform?“ wollte er wissen.

“Sie sagten, Sie gehören zu Optimus-Einheit.” Ich wollte nicht so tun, als ob ich über die Gruppierung nicht Bescheid wusste. Bestimmt kannte jeder auf Alera diese Eliteeinheit. Es wäre wie so zu tun, als ob ich nie vom FBI gehört hätte. Ich musste nicht erst vom FBI in Gewahrsam genommen werden, um zu wissen, dass das eine ernste Angelegenheit war.

“Ja, und die Optimus-Einheit verfügt über ausreichend Daten, um zu wissen, dass du gar nicht existierst. Es gibt weder Fingerabdrücke, noch Irisscans oder ein Geburtszertifikat. Nichts über dich, Faith. Warum ist das so? Du musst in der Tat hoch interessante Freunde haben. Reiche Freunde. Kontakte.” Er beugte sich über den Tisch und starrte mich an, als ob er ein Insekt inspizierte. Mistkerl. “Mächtige Freunde.”

Klar, meine Identität war definitiv ein Problem. Ich war nicht hier geboren worden, hatte keinen Führerschein, kein Bankkonto, keinen Wohnsitz. Ich wusste nicht, wie sie auf Alera den Zivilstand verfolgten, aber ich nahm an, dass es ähnlich lief wie auf der Erde. Geburtsurkunden. Krankendaten. Schulakten.

In den Datenbanken des Planeten war ich nicht zu finden, weil ich bis vor kurzem noch nie auf Alera gewesen war. Ich konnte nur hoffen, dass sie keinen Gentest oder Ähnliches durchführen würden, denn dann würden sie wissen, wer ich war. Gene konnten nicht lügen. Meine Abstammung würde auffliegen. Meine Mutter würde als die Königin identifiziert werden und ich selbst als Trinitys Schwester.

Ich ließ meine Hände vom Tisch gleiten und faltete sie in meinem Schoß. Ich ballte meine Finger zusammen. Vielleicht könnte ich ihn eine Weile hinhalten? Mir etwas Zeit verschaffen und mir etwas einfallen lassen.

“Welche Art von Informationen wolltest du bei den Jaxs sammeln?” fragte er und lehnte sich noch weiter nach vorne, die Handflächen flach auf dem Tisch. Aus dieser Nähe konnte ich sehen, dass seine Augen dunkelblau waren.

Ich hob mein Kinn und schwieg. Sie hatten mich im Anwesen der Jaxs erwischt. Er glaubte, dass es mir um diese Familie ging. Er glaubte, dass ich nach Informationen konkret über sie suchte. So war es ja auch, aber nur, weil sie mir und meinen Schwestern eine Killertruppe geschickt hatten. Beinahe wären sie erfolgreich gewesen. Zum Glück hatte er keinen Grund, eine einfache Magd mit der königlichen Familie in Verbindung zu bringen. Und außerhalb der Familie Jax und den jetzt toten Garden wusste niemand, was sich in unserer ersten Nacht auf diesem Planeten abgespielt hatte.

Über die toten Wachleute wurde in den Nachrichten nämlich nicht berichtet. So viel wusste ich. Ich hatte hingeschaut.

Ausnahmsweise war ich froh darüber, dass ich mit meinem braunen Haar und braunen Augen eher meinem Vater ähnelte. Mutter und Trinity waren beide attraktive Blondinen mit heller Haut und blauen Augen. Ich sah ihnen absolut nicht ähnlich. Gott sei Dank.

“Ich habe Ihnen nichts zu sagen.” Ich konnte nicht gerade nach einem Anwalt verlangen. Ich hatte keine Ahnung, wie so etwas auf Alera lief. War ein Verdächtiger so lange unschuldig, bis seine Schuld bewiesen wurde? Bekam er einen Rechtsberater? Ich wollte mich nicht verraten, indem ich dumme Fragen stellte.

Die entsprechenden Gesetze wurden von der Königin erlassen, aber fast dreißig Jahre lang waren sie ohne so eine unterwegs gewesen. Wer weiß, was für Absurditäten sie sich ohne meine Mutter hatten einfallen lassen.

Er richtete sich auf, blickte zu den beiden Polizisten rüber und schnippte mit den Fingern. Sie kamen auf mich zu und stellten sich neben mich.

“Na schön. Wir werden das Gespräch in einer Umgebung weiterführen, die eher zum … Reden verleitet.”

Damit meinte er bestimmt kein weiches Sofa und ein paar Gläser Wein.

Narbengesicht lachte. “Die Optimus-Zelle im Bereich C wird sie in einer Stunde zum Singen bringen.”

Ich malte mir aus, was im erwähnten C-Bereich so alles abgehen könnte und das Blut gefror mir in den Adern, aber ich würde jetzt nicht einknicken. Ich durfte ihnen nicht von Trinity erzählen, oder meinem Status. Nein. Ich musste um jeden Preis schweigen. Ich musste ihnen mehr Zeit verschaffen. Mich jetzt zu verplappern würde meine Mutter in Gefahr bringen. Und Leute machten Dummheiten, wenn sie Angst hatten, wie zum Beispiel Geiseln töten, um Spuren zu verwischen.

Meine Schwestern und ich brauchten mehr Zeit. Mutter brauchte mehr Zeit. Ich konnte nur hoffen, dass ich nicht allzu teuer dafür bezahlen würde.

Die Polizisten packten meine Oberarme und zerrten mich vom Stuhl.

Und dann geschah es; ich dachte nicht nach, sondern handelte einfach. Plötzlich wurde ich von einem Energieschub erfasst und mein Körper fühlte sich an, als ob er von den Füßen aufwärts mit heißem Wasser aufgefüllt wurde.

Ich fühlte mich mächtig.

Unbesiegbar.

Ich schlitterte auf meinen klobigen Dienstschuhen herum, streckte den Arm aus und schmetterte ihn nach oben, sodass meine Hand den einen Polizisten an der Nase traf. Ein knochenbrecherisches Geräusch war zu hören. Der andere Polizist zerrte mich nach hinten und ich nutzte den Schwung, um ihn mit dem Ellbogen im Solar Plexus zu treffen, worauf er sich krümmte. Ich packte seinen Hinterkopf, drückte ihn runter und trat ihm mit dem Knie ins Gesicht.

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