Kitabı oku: «Kampf um ihre Partnerin», sayfa 3

Yazı tipi:

Die Regierungen auf der Erde waren zu sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig zu bekriegen, anstatt dem Weltall mehr Ressourcen zu widmen.

Und meine Rückkehr zur Erde? Niemand, der da draußen gewesen war, durfte darüber reden. Selbst wenn die Vorschriften weniger streng gewesen wären und wir reden dürften, würde es niemand verstehen können oder uns auch nur Glauben schenken. Niemand, außer die Leute in der Notrufzentrale in Houston, hatte mir geglaubt. Ich nahm fünfzig Stunden in der Woche Notrufe entgegen und half dabei, die übelsten Probleme zu lösen. Häusliche Gewalt. Amokläufe an Schulen. Hurrikans. Überflutungen. Herzinfarkte. Autounfälle. Die Leute glaubten Geschichten über Geister oder Hellseher im Fernsehen, die ihnen ihr Liebesleben voraussagten. Aber die tödlichen Hive im Weltraum? Meine Undercovermission im Weltraum? Ich, wie ich gegen Aliens gekämpft und den Feind infiltriert hatte? Meine Arbeitskollegen hätten sich wahrscheinlich schlapp gelacht.

Viel konnte ich sowieso nicht erzählen. Genau wie bei Mitarbeitern in der US-Armee war alles streng geheim. SEALs konnten auch nicht verraten, wohin sie entsendet wurden. Den Ehefrauen konnte ihr Standort nicht mitgeteilt werden. Missionen waren Geheimsache. Top Secret.

Und ganz besonders die neu entwickelten Technologien, mit denen die Kommunikationsfrequenzen der Hive gestört wurden. Leute wie ich, die ein gewisses Talent dafür hatten, ihrem Geschwätz zuzuhören und zu enträtseln, was sie sich untereinander so alles erzählten. Ich konnte nicht erklären, wie ich das fertigbrachte, aber ich hörte einfach hin und manchmal machten diese merkwürdigen Laute auf unerklärliche Weise einfach “Klick” mit meiner NPU. Es gab zwar andere Leute wie mich, aber nicht viele.

Und besonders einer unter ihnen, Bruvan, lag viel zu oft daneben. Zu oft. Aber irgendwie brachte er es jedes Mal fertig, jemand anderes die Schuld in die Schuhe zu schieben. Die Hive waren schuld, weil sie ihre Pläne geändert hatten.

Oder ich.

Auf der letzten Mission hatte er beinahe mein gesamtes Team ausgelöscht, fast wäre ich auch draufgegangen und dann wurde ich nach Hause geschickt, aus gesundheitlichen Gründen ausgemustert und er war immer noch da draußen. Er verbreitete weiterhin seinen Bullshit, ließ gute Krieger ins Messer laufen.

Ich biss meine Lippe, um den Zorn herunterzuschlucken, als die Aufseherin mir ihr offenes Ohr anbot. Aber ich wusste nicht, auf welcher Ebene sie mitspielte und ich würde nicht danach fragen. “Ich kann ihnen wirklich nichts darüber sagen.”

Die Aufseherin zog eine dunkle Augenbraue hoch und spitzte die Lippen. “Nun, der Bericht sagt, Sie haben zwei Einsätze für den Geheimdienst absolviert und vier Jahre lang dort gedient, bevor Sie zur Erde zurückgekehrt sind. In Ihrer Heimatstadt haben Sie als Notrufmitarbeiterin gearbeitet, sind ins zivile Leben zurückgekehrt. Mit einem Job, einem Appartement. Freunden. Und dennoch haben Sie sich dazu entschlossen, eine Braut zu werden. Warum?”

Ich runzelte die Stirn. “Ist das von Bedeutung? Ich bin aus freien Stücken hierhergekommen.”

Ich blickte auf meine Hände herunter, die mit dicken Metallbändern an die Armlehnen des Teststuhls gefesselt waren. “An diesen Stuhl gefesselt zu sein, fühlt sich allerdings gar nicht so freiwillig an.”

Sie blickte auf ihr Tablet und mit einem Fingerwischen befreite sie mich von den Fesseln. “Die sind zu ihrer Sicherheit während des Testvorgangs gedacht und um mich vor den verurteilten Straftätern unter den Bräuten zu schützen. Bis der Test abgeschlossen wurde und sie auf ihrem neuen Heimatplaneten eintreffen, bleiben diese Frauen Häftlinge.”

“Danke.” Ich rieb meine Handgelenke, obwohl sie nicht weh taten. Die Bewegung gab mir eine Gänsehaut und in dem Krankenhauskittel wurde mir plötzlich kalt. Ein Luftzug am nackten Arsch? Nichts lieber als das.

“Sie sind alles andere als ein Häftling, Chloe. Ganz im Gegenteil. Ich nehme an, dass Ihre Akte vor Auszeichnungen der Flotte nur so strotzt.”

“Wie beim Angeln,” erwiderte ich und konnte der Frau ein Lächeln abgewinnen.

“Ist das so?” Sie seufzte. “Sie können mir wenigstens verraten, warum Sie sich freiwillig als Braut melden.”

Ich zuckte mit den Achseln. “Ich war im Weltall. Ich kenne die Koalition, die Art von Typen, die sich für eine Braut qualifizieren. Und ich kenne mich selbst. Ich bin von der Erde, aber vier Jahre im Weltraum haben mich verändert. Die Erde ist nicht mehr dasselbe für mich. Ich kann über meine Vergangenheit nicht reden. Selbst wenn ich es könnte würde mir niemand glauben. Mir ist einfach … langweilig. Ich gehöre hier nicht mehr hin.”

“Dann gehen Sie zurück zum Geheimdienst.”

“Kann ich nicht.”

“Warum nicht?” wollte sie wissen.

Ich deutete auf ihr Tablet. “Steht da nicht, dass ich nicht zurück kann?”

Sie blickte nach unten und schaute genauer hin, ihr Finger wischte mehrmals über den Bildschirm. Sie las das Kleingedruckte, musste ich annehmen. Ich hatte nie meine eigene Akte zu Gesicht bekommen. “Ach ja. Hier steht, dass Sie aufgrund von Verletzungen ausgeschieden sind. Aber da steht nicht was für Verletzungen Sie erlitten haben.” Mit hochgezogener Augenbraue wartete sie darauf, dass ich sie aufklärte.

“Auf meiner letzten Mission bin ich verwundet worden. Irgendwann bin ich wieder gesund geworden, wollte aber nicht an den Schreibtisch verbannt werden.” Das war alles, was ich ihr anbieten konnte. Es stimmte. Ich musste ihr nicht noch verklickern, dass ich gar nicht zurückkehren durfte. Sie hatten mich vor die Wahl gestellt entweder freiwillig aus dem Dienst auszuscheiden oder letztendlich zum Ausstieg gezwungen zu werden. Der Geheimdienst rechnete nicht mit meiner Rückkehr.

Ich selbst hätte nie gedacht, dass ich je zurückwollte.

Vielleicht war meine Kopfverletzung schlimmer als angenommen. Vielleicht war ich verrückt geworden, weil ich ins Weltall zurückwollte. Aber ich würde nicht zurückgehen. Zumindest nicht in mein altes Leben dort. Ich wusste, wie es lief und es war mehr als unwahrscheinlich, dass ich mit Bruvan oder irgendwem sonst aus meinem früheren Team verpartnert werden würde.

Diese Leute mochte ich einfach nicht genügend.

Aber mit wem würden sie mich verkuppeln? Ich hatte die meisten Alienrassen getroffen. Atlanen. Prillonen. Trionen. Ich hatte nur einen Kopfgeldjäger vom Planeten Everis kennengelernt und der war verdammt sexy gewesen. Alle davon wären mir recht. Und nach diesem Traum mit zwei Kerlen war ich mir ziemlich sicher, dass es für mich nach Prillon Prime gehen würde. Ich musste es wissen. Vor lauter Neugierde würde ich sonst sterben. “Haben Sie ein Match für mich?”

Aufseherin Egara erhob sich, kam um den Tisch herumgelaufen und setzte sich auf den Metallstuhl. “Sie haben ein Match. Und es ist eine Premiere für mich.”

“Oh?”

“Sie wurden mit einem Menschen verpartnert. Einem Mann von der Erde.” Sie blickte erneut auf ihr Tablet. “Die Übereinstimmung beträgt neunundneunzig Prozent.”

Ich kletterte aus dem Stuhl und stemmte die Hände auf die Hüften. “Was? Ich werde nicht hierbleiben.” Ich war zum Testen hergekommen, um diesen Planeten zu verlassen, nicht um hier festgenagelt zu werden.

Sie schüttelte den Kopf. “Nein. Sie bleiben nicht hier. Sie wurden einem Koalitionskämpfer von der Erde zugesprochen. Er ist Captain einer ReCon-Einheit in einer Kampfgruppe der Koalition.”

“In welchem Sektor?” Ich war immer noch am Taumeln, meine Gefühle ein wildes Durcheinander nach dieser Neuigkeit. Ein Mann. Von der Erde. Ich hatte nichts gegen Männer—also menschliche Männer. Aber nach diesem heißen Traum hatte ich mir zwei riesige Prillonische Schmackos erhofft, die mich um den Verstand bringen würden.

“437. Kampfgruppe Karter.”

“Was, im Ernst?” Sektor 437 war ein bekannter Hive-Brennpunkt. Von der Kampfgruppe Karter hatte ich gehört. Äußerst fortschrittliche Technologie war in diesem Sektor beschafft worden. Die erste Nexus-Einheit der Hive war dort gefangen und eliminiert worden, von einer anderen Erdenfrau, mit der ich zusammen beim Geheimdienst gedient hatte. Meghan Simmons. Wir waren befreundet gewesen, bis sie mit einem Atlanischen Kriegsfürsten, Nyko, verpartnert wurde und sich ins zivile Leben auf Atlan zurückgezogen hatte. Ich freute mich für sie, aber nach ihrem Ausscheiden war ich allein zurückgeblieben, mit einer ganzen Menge Testosteron um mich herum.

Und dann wurde unser Schiff in die Luft gejagt. Bruvan beschuldigte mich deswegen. Das war verdammt lustig und brachte mir die Suspendierung ein.

Aber ich gehörte nicht mehr hierher. In meiner eigenen Stadt kam ich mir wie eine Fremde vor. Niemand verstand mich. Über meinen Dienst bei der Koalition konnte ich nicht reden. Morgens stand ich auf, ging zur Arbeit, gab der Nachbarkatze etwas zu fressen. Das war’s. Tag für Tag.

Ich dachte an den Traum zurück, der sich so schnell verflüchtigt hatte. Zwei Typen. Definitiv nicht menschlich. Keiner der Männer, die ich je getroffen hatte, war dermaßen geschickt. Oder vielleicht hatte ich einfach noch nicht den Richtigen getroffen? “Sind Sie sicher, dass ich nicht gerade einen riesigen Fehler mache?”

“Überaus sicher. Sollten Sie das Match akzeptieren, werden Sie zu seinem Standpunkt transportiert werden.”

Ich begann auf und ab zu marschieren und hob den Arm, um mir eine lange schwarze Haarsträhne hinters Ohr zu klemmen. Meine dunkle Mähne war eine Erinnerung an meine vietnamesische Großmutter und mehr als alles wünschte ich mir, dass sie noch am Leben wäre. Dass alle von ihnen noch da wären. Aber abgesehen von ein paar Cousins, die ich ein oder zweimal in zehn Jahren gesehen hatte, war ich auf mich allein gestellt. “Was, wenn ich ihn nicht mag?”

“Sie haben dreißig Tage Zeit, um das Match abzulehnen und jemand anderen zugeteilt zu werden.”

“Sind sie sicher, dass ich mit einem Menschen verpartnert wurde?”

“Ja. Warum fragen Sie?” Ihre Brauen zogen sich mit mehr als bloßer Neugierde nach oben und ich fragte mich, wie viel genau sie über die perversen Fantasien wusste, die sie mir ins Hirn gesetzt hatte, als ich auf dem Teststuhl lag.

Ich dachte zurück an den Traum. Zwei Männer berührten mich, ließen mich vor Lust und Verlangen regelrecht dahinschmelzen. Zuvor hatte ich diese Möglichkeit zwar nie in Betracht gezogen, aber ich konnte mich anpassen. Ein Mann reichte mir vollkommen. Ich würde bestens zurechtkommen. Mein perfektes Match. Ein Erdling. Wenigstens würde er keine Tentakel oder sonst eine Abartigkeit haben. Hervorquellende Insektenaugen. Eine gespaltene Zunge. Schuppen. Klauen. Igitt. Ich erschauderte. “Kann er zur zurück zur Erde gesendet werden, wenn sein Dienst vorüber ist?”

“Nein.”

“Warum nicht?” fragte ich wie aus der Pistole geschossen.

“Weil verpartnerte Männer nicht auf der Erde leben. Sobald er das Match akzeptiert, darf er nicht mehr zur Erde zurückkehren, dieselbe Regel gilt für Sie.”

“Dann werden wir den Rest unseres Lebens auf einem Raumschiff verbringen?”

Die Aufseherin seufzte.

“Frau Kommandantin, setzen sie sich bitte.”

Sie sprach mich mit meinem Dienstrang an und das beruhigte mich. Sie behandelte mich wie jemand aus dem Weltall und nicht wie eine gewöhnliche Erdenfrau. Also kam ich ihrer Bitte nach.

“Es sind noch nicht alle Fragen geklärt worden, genau wie zu Ihrer Zeit in der Flotte nicht alles klar ist. Aber Eines kann ich Ihnen sagen, der Test ist zu neunundneunzig Prozent zuverlässig. Ich kann Ihnen mit Sicherheit bestätigen, dass Sie mit ihrem Partner zufrieden sein werden.”

Ich dachte daran, wie zufrieden die Männer aus dem Traum mich gemacht hatten. Einen Moment lang dachte ich darüber nach, dann an eine Einzelheit, die sie eben erwähnt hatte. “Sie sind sich nur deswegen so sicher, dass das Ganze funktioniert, weil Sie selber im Weltraum waren.”

Sie nickte.

“Und trotzdem sind Sie wieder hier.”

“Ich wurde mit zwei Prillonischen Kriegern verpartnert. Sie sind im Kampf gestorben. Ich habe mich entschieden, weiterhin eine Bürgerin von Prillon Prime zu bleiben und diene der Koalition als Aufseherin, hier auf der Erde. Irgendwann, wenn ich bereit bin, werde ich neu verpartnert werden.”

Ich konnte sie verstehen. Ich sah den Kummer in ihren Augen, die Trauer über den Verlust nicht nur eines Partners, sondern zweier. Fühlte sie sich besser, wenn sie andere Bräute testete, oder verstärkte das nur den Schmerz?

Sie ließ mir keine Gelegenheit, um nachzufragen, denn sie stand auf und der Stuhl quietschte über den Boden.

“Für die Akten, nennen sie mir Ihren Namen.”

“Chloe Phan.”

“Sind Sie gegenwärtig verheiratet?”

“Nein.”

“Haben Sie biologische Nachkommen? Oder adoptierte Kinder?”

“Nein.”

“Über das Testprotokoll wurde Ihnen ein Partner zugeteilt und Sie werden vom Planeten transportiert und können nie mehr zurückkehren. Ist das korrekt?”

Nie mehr zur Erde zurückkehren. Genau, was ich wollte. “Sie meinen, ich werde die Erde verlassen und zum Schlachtschiff Karter geschickt?”

“Ja, Chloe. Genau das meine ich damit.”

Ich blickte über ihre Schulter hinweg an die Wand. Ich wollte weg hier. Ich wollte mich wieder heimisch fühlen. Dorthin, wo ich hingehörte und ein Schlachtschiff fühlte sich eher wie ein Zuhause an. Vielleicht lag der Test ja richtig.

Zum Teufel. Ich würde es schon bald herausfinden.

“Ich willige ein.”

Aufseherin Egara schaute auf ihr Tablet, wischte mit den Fingern. “Gut. Legen Sie die Hände wieder auf die Armlehnen. Ja, danke sehr. Stören Sie sich nicht an den Fesseln, die sind notwendig, damit sie für den Transport vorbereitet werden können.”

Vorbereitet? Transport? Nie zuvor war ich auf einem Stuhl transportiert worden. Und nie hatte ich dabei einen Krankenhauskittel angehabt. Ich probierte die Fesseln aus, aber es war eher eine pragmatische Geste als Panik—wie beim Klarmachen fürs Gefecht.

Wieder wischte sie über den Bildschirm und zu meinem Entsetzen schob sich der Stuhl in Richtung Wand, wo sich ein großes Loch auftat. Der Untersuchungsstuhl bewegte sich wie auf Schienen direkt auf den neuen Raum hinter der Wand zu. Der Raum war winzig und wurde von hellblauen Lichtern erleuchtet. Dann stoppte der Stuhl abrupt und ein Roboterarm mit einer langen Nadelspitze kam lautlos an meinen Hals herangefahren und hielt an, als eines der Lichter rot aufleuchtete.

“Was?” Die Aufseherin blickte verwundert auf ihr Tablet, also ersparte ich ihr eine weitere Verzögerung und erklärte ihr so viel ich konnte.

“Ich brauche keine NPU. Ich habe schon eine—mehr oder weniger.” Das Ding, das man mir damals in den Kopf gepflanzt hatte, war keine normale NPU, aber das durfte ich ihr auch nicht sagen.

Ihre grauen Augen blickten zu mir herüber, ihr Blick versprühte Neugierde und Scharfsinn zugleich. “Und warum sehe ich dann nichts davon auf meinen Scannern?”

Ich zuckte die Achseln. “Das weiß ich wirklich nicht.”

“Natürlich nicht.” Sie wirkte irritiert und ich grinste nur, um die Situation zu entspannen. Meine NPU übersetzte alle Sprachen der Koalitionsflotte, genau wie die anderen auch, war aber … mehr als nur ein Dolmetscher. Doktor Helion, der Spezialist für Hirnimplantate beim Geheimdienst hatte mir gesagt, dass diese experimentelle neurale Prozessionseinheit mit einem speziellen Material überzogen war, damit die Integrationseinheiten der Hive im Falle der Gefangennahme sie nicht aufspüren konnten.

Was Gott sei Dank nie eingetreten war.

“Na schön, Miss Phan. Viel Glück da draußen.”

Ein wohliges Gefühl der Müdigkeit ließ meinen Körper erschlaffen, als ich in die warme, blaue Flüssigkeit getaucht wurde. Es war so schön warm …

“Entpannen Sie sich, Chloe.” Ihr Finger presste auf das Display und ihre Stimme hallte zu mir herüber, als wäre sie weit, weit weg. “Ihre Abfertigung beginnt in drei … zwei … eins …”

4


Dorian, Schlachtschiff Karter, Transportraum

Als ich diesen Morgen aufwachte, war ich davon ausgegangen womöglich im Kampf gegen die Hive zu sterben und nicht, eine Partnerin in Empfang zu nehmen. Heilige Scheiße.

Und doch, als das vertraute elektrische Wummern der Transportanlage ihre Ankunft ankündigte, standen mir alle Haare zu Berge. Ihre Ankunft. Ich blickte kurz zu Seth, der, obwohl er vollkommen entspannt wirkte, fast am Durchdrehen war. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Nicht, um irgendjemanden die Fresse zu polieren, vielleicht aber als einziges äußeres Anzeichen seiner Furcht, seiner Angst und Sorge darüber, eine Partnerin willkommen zu heißen und was es für sie bedeuten würde, sollte er im Kampf das Leben verlieren.

Nachdem er mir erklärt hatte, warum er dieses verfluchte Weihnachtsgeschenk seiner Schwester Sarah gar nicht haben wollte—genau das waren seine Worte—, erschien seine Aufgebrachtheit sehr viel nachvollziehbarer. Er war, verständlicherweise, vollkommen paranoid, was aber mit unseren Verpflichtungen in diesem Krieg zu tun hatte. Für Seth waren diese Befürchtungen umso schwerwiegender, nachdem er von den Hive gefangen und gefoltert worden war.

Ich war nicht dabei gewesen, als er gekidnappt wurde, wusste aber sehr wohl, was für ein Schweineglück er hatte, dass er nicht getötet oder, schlimmer noch, integriert worden war.

Er war unversehrt geblieben, hatte Glück gehabt. War ohne irgendwelche Cyborg-Implantate davongekommen. Aber er sah es nicht so.

Für ihn war es ein Vorgeschmack auf das Unvermeidbare. Er wollte keine Partnerin haben, weil er sie oder ihre gemeinsamen Kinder nicht allein und wehrlos zurücklassen wollte. Seine Ansichten glichen denen eines Prillonischen Kriegers, obwohl Seth von der Erde stammte. Was die Verpartnerung eines Kriegers anbelangte, so teilte er aber die eigenartigen Moralvorstellungen seines Heimatplaneten. Ein Mann für eine Frau. Auf Prillon gab es immer zwei Krieger für eine interstellare Braut. Zwei Männer, um sie zu beschützen, zu verehren, zu lieben und ihre Partnerin in den siebten Himmel zu ficken.

Ich rührte mich und der bloße Gedanke daran, diese Frau für mich zu beanspruchen, ließ meinen Schwanz hart werden. Mir und Seth würde sie gehören. Eine Frau, um sie miteinander zu teilen.

Und als ich diesen Morgen aufwachte, hatte ich definitiv nicht gedacht, mit meinem besten Kumpel zusammen heute eine Frau ins Bett zu bekommen. Wir würden ihr das Hirn rausvögeln und ihr derartiges Vergnügen bereiten, dass sie sich nicht mehr daran erinnern würde, von welchem Planeten sie kam.

Zu kühn? Götter, und wie. Mein ganzes Leben lang hatte ich auf meine Partnerin gewartet, nach dem Tod meines Cousins hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben. Ich war nicht getestet worden, hatte im Grunde gar kein Anrecht.

Seth allerdings war durch die Hölle gegangen. Er hatte eine Partnerin verdient. Er brauchte sie.

“Transport.” Die Worte des Technikers unterbrachen meinen Gedankenflug.

Seth verkrampfte sich sichtlich.

Das Knistern und Summen des Transportvorgangs wurde eindringlicher und verstummte, als eine weibliche Gestalt auf der Transportfläche materialisiert wurde. Sie sah aus wie eine ohnmächtige Flüchtige aus einer Krankenstation, ihr kleiner Körper war in ein familiäres Gewand gehüllt, aber die Worte, mit denen der Stoff bedruckt war, waren fremdartig. Englisch. Seth sprach ebenfalls Englisch und während ich die Sprache perfekt verstehen konnte, wann immer er mit mir redete, funktionierte die NPU ohne vorherige Praxis nicht bei der geschrieben Sprache.

War sie verletzt? Oder vor dem Transport krank gewesen? Seth eilte an ihre Seite und fiel vor ihr auf die Knie.

“Ruft die Sanitäter!” brüllte er, ohne darauf zu achten, ob seiner Anweisung Folge geleistet wurde.

Aber ich achtete darauf. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete ich die beiden Techniker und stellte sicher, dass umgehend ein Arzt zur Stelle sein würde. Diese Frau war meine Partnerin und was sie betraf, so würde ich keine Risiken eingehen, auch keine Verzögerung dulden, sollte jemand halbherzig seinen Job machen. Ich hatte noch nicht einmal ihr Gesicht gesehen. Nur bemerkt, dass sie winzig war, im Vergleich zu mir. Der dünne Kittel bedeckte ihren Torso und reichte ihr bis zu den Knien, aber der Schlitz—am Rücken entlang—entblößte ihren schlanken Oberschenkel. Ihre Haut war dunkler als Seths, jedoch heller als mein goldener Teint. Ihr Haar war schwarz wie endloser Weltraum und als Seth sie in die Arme schaufelte, fiel es in einer seidigen Welle über ihren Rücken und über Seths Brust.

Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht, während er jeden Zentimeter an ihr begutachtete. “Sie atmet.”

Mir war nicht bewusst, wie angespannt ich war, bis meinen Lungen ein aufgestauter Atemzug entwich. Erleichtert ließ ich die Schultern hängen. Wenn sie atmete, dann hatte sie auch einen Puls. Sie war nicht tot. Als sie ein zartes Wimmern verlauten ließ, zog Seth sie noch enger an sich heran.

Ich knickte ein und berührte sie, behutsam umfasste ich ihr Sprunggelenk, ich spürte die Wärme ihrer Haut, wie zart sie war. Ich spürte den Pulsschlag in der Vertiefung zwischen ihren schmalen Knochen.

Ich blickte zu Seth und sah etwas, was ich nie zuvor an ihm gesehen hatte.

Ehrfurcht.

Staunen.

Eifersucht.

All das konnte ich ausmachen, denn ich fühlte genau dasselbe. Jedes einzelne dieser Gefühle. Aber als Prillone war ich auch stolz darauf, dass Seth unsere Partnerin in den Armen hielt, dass er sie mit seinem Leben beschützen würde, wie ich mein Leben für sie geben würde.

“Wo zum Teufel bleibt der Doktor?” fragte ich.

Der Techniker wurde ganz bleich und schluckte schwer, als er meine Frage hörte.

“Sir, sie ist unterwegs.”

“Sie wacht auf,” sprach Seth, in seiner Stimme lag ein Hauch von Hoffnung und … Verwunderung.

Ich sprang an ihre Seite und rutschte ebenfalls auf meine Knie, damit sie zwischen uns lag, auch wenn sie weiterhin auf Seths Schoß ruhte.

Blinzelnd öffnete sie die Augen und ich spürte einen Ruck in der Magengegend. Es war wie ein Betäubungsschuss aus einer Ionenkanone. Ihre Augen waren groß und grün. Ich hatte nur wenige Leute mit dieser Augenfarbe gesehen und diese waren definitiv alle von der Erde. Mit ihrem schwarzen Haar und ihrer getönten Hautfarbe aber leuchteten ihre Augen beinahe.

Ich beobachtete ihre schlanke Kehle, als sie schluckte und wie ihre rosa Zunge hervorhuschte und ihre dralle Unterlippe befeuchtete. Auf einmal war sie wach, zu meiner Überraschung—und Seths. Sie setzte sich auf, ihr Scheitel stieß gegen Seths Kinn und klappte ihm den Kiefer zu, sodass er nach hinten fiel und auf dem harten Boden landete.

“Langsam,” beschwichtigte Seth und strich ihr über den Arm.

“Alles bestens,” sprach sie, ihre Stimme klang bestimmt, aber lieblich. Alles an ihr war lieblich, fein. Sanft. Sie wirkte … verletzlich.

Wie zum Teufel sollte ich sie nur ficken, ohne ihr dabei eine Rippe zu brechen oder die Zähne zu ramponieren? Ich war alles andere als klein oder zaghaft. Vorsichtig richtete ich sie auf und setzte sie etwas ungeschickt auf meine Oberschenkel, da ich weiter auf den Knien hockte. Ich wollte sie nicht auf dem kalten Boden sitzen lassen. Sie sollte es bequem haben. Das verdiente sie.

Wieso? Weil sie meine Partnerin war. Kein weiterer Grund war nötig.

“Sicher, alles bestens, lass dir aber einen Moment Zeit,” sprach ich. “Du hast einen weiten Weg hinter dir.”

Daraufhin hielt sie inne, dann drehte sie sich zu Seth um.

Ich hatte zwar nicht die Tür gehört, aber ich hörte deutlich die hastigen Schritte, bevor ich den Unterkörper der Ärztin sehen konnte, als sie sich neben uns hockte.

“Sie sehen gut aus,” merkte sie zu unserer Partnerin an.

Ich hatte die Ärztin zuvor schon getroffen. Eine sachkundige Atlanin.

Unsere Partnerin befreite sich aus meinem Griff, sie stützte sich auf meinen Arm und stand auf. Mit einer Hand fasste sie sich an den Rücken, um die Lücke ihres eigenartigen Umhangs zu schließen. Seth stand hastig auf und stellte sich hinter sie.

Gut. So bekamen die Techniker nicht ihre nackte Haut zu sehen. Auf keinen Fall. Wenn Seth sich nicht ihrer Blöße angenommen hätte, dann hätte ich es getan. Stattdessen aber blieb ich unten, was unseren Größenunterschied nur umso eindringlicher machte. Seth war ein Mensch, überragte sie aber um gut einen Fuß. Ich würde noch weitere fünfzehn Zentimeter draufsetzen und ich wollte sie nicht verschrecken.

Sie durfte keine Angst vor mir bekommen. Niemals.

“Alles bestens,” wiederholte sie. “Bis auf den Kopfschmerz.”

“Hmm,” summte die Ärztin und musterte sie mit professionellem Blick von Kopf bis Fuß. “Dann fangen wir mal von vorne an. Wie lautet ihr Name?”

“Chloe Phan.”

Chloe.

“Woher kommen Sie?”

“Von der Erde. Texas.” Chloe seufzte. “Sehen Sie, ich brauche nur einen ReGen-Stift für den Kopfschmerz und alles ist wieder in Ordnung. Nach dem Transport bekomme ich immer einen.”

Die Ärztin legte verwundert den Kopf zur Seite, sparte sich aber jeden Kommentar. Seth allerdings nicht.

“Du bekommst nach dem Transport immer einen? Wie oft hast du das schon gemacht?” Er packte ihren Kittel und knüllte die Enden in seiner Faust zusammen, als er sich vorbeugte und ihr in die Augen blickte.

Sie rüttelte ihre Schultern, um sich aus seinem Griff zu befreien, fasste aber nach hinten, um ihr schmuckloses Gewand selbst zusammenzuhalten. Ich wollte sie in etwas sehen, das nicht wie ein schlaffer Kartoffelsack aussah. Verdammt, ich wollte sie gänzlich unbekleidet haben—aber erst, wenn wir zurück in Seths Quartier sein würden. Einem Quartier für frisch Verpartnerte.

Einen Moment lang wirkte Chloe nachdenklich. “Zu oft, um mitzuzählen.”

Die Ärztin stocherte auf ihrem Tablet herum, blickte auf den Bildschirm. “Können Sie mir “Phan” bitte buchstabieren?”

Chloe tat, wie sie wünschte.

Die Ärztin erstarrte.

“Ist sie krank?” wollte ich wissen, als die Ärztin wie angewurzelt dastand und auf den Bildschirm starrte. Mein Herz setzte einen Schlag aus, genau wie meine Atmung, während ich auf ihre Antwort wartete.

Anstatt zu antworten, nahm sie ihren ReGen-Stift vom Gürtel und überreichte ihn unserer Partnerin.

Chloe fuchtelte nicht unbeholfen damit herum, sondern betätigte ihn zielgerichtet und das blaue Licht leuchtete auf, als sie mit dem Stab über ihrem Kopf hin und her wedelte. Sie schloss die Augen und ließ den Stift seine Arbeit tun.

“Stopp. Was zum Teufel ist hier los?” fragte Seth und verschränkte die Arme vor der Brust. “Warst du schon mal im Weltraum?”

“Ja.”

“Als Braut?”

Sie schüttelte den Kopf, hielt ihre Augen aber geschlossen. “Nein. Nicht als Braut. Ist das wichtig?”

“Nein.” Seth und ich antworteten im Gleichtakt und ihr Mund verzog sich zu einem zaghaften Lächeln. Die dünnen Sorgenfältchen um ihre Augen und Lippen entspannten sich und sie erschien, wenn das überhaupt möglich war, sogar noch schöner als zuvor, während sie sich der heilenden Wärme des ReGen-Stifts hingab. Ich kannte dieses Gefühl nur zu gut, wenn der Schmerz sich einfach in Luft auflöste. Ihre Stimme klang jetzt weicher, als ob sie halb eingeschlummert war und mein Schwanz richtete sich in freudiger Erwartung auf, bis ich ihre nächsten Worte registrierte.

“Ich war eine Koalitionskämpferin.”

“Ich würde sagen,” die Ärztin erhob sich grummelnd aus ihrer Hockstellung, “… ich bin hier überflüssig. Denken Sie daran, Chloe, Sie sind nicht im Dienste der Koalition hier, sondern als Braut. Ihre Partner werden sich hervorragend um Sie kümmern.”

Sie machte auf dem Absatz kehrt und entfernte sich. Wovon zum Teufel redete die Ärztin da?

“Halt.” Chloe riss die Augen auf und ließ die Hand mit dem ReGen-Stift in ihren Schoß fallen. “Partner?”

Daraufhin musste Seth grinsen. “Du bist mit mir verpartnert worden. Mein Name ist Seth Mills.” Mit dem Kinn deutete er in meine Richtung. “Und Dorian ist mein Zweiter.”

Sie runzelte die Stirn, zwischen ihren zarten Augenbrauen formte sich ein kleines V. “Du bist von der Erde. Amerikaner, Kanadier?”

“Amerikaner. Durch und durch, Liebling.” Seth grinste über beide Ohren.

Ihre grünen Augen wanderten von Seth zu mir. “Ja, aber Erdenmänner teilen sich normalerweise keine Frauen. Es sei denn, sie stehen auf Dreier.”

Als Seth lachen musste, blickte sie wieder zu ihm. “Nur mit Dorian.” Er trat näher und strich ihr Haar zur Seite. “Ich werde dich ausschließlich mit ihm teilen. Solltest du uns aber nicht zu zweit haben wollen, musst du es nur sagen, Liebling.”

Mein Herz setzte aus, als Seth ihr ein Schlupfloch anbot, vor ihm. Vor mir. Ich war erst ein paar Minuten lang in ihrer Nähe, aber ich wollte sie schon jetzt für mich behalten. Sie ficken. Sie beschützen und für mich beanspruchen. Sie war ein Traum, die wahr gewordene Fantasie eines Kriegers, voller Kurven und seidiger Schönheit. Ihre Augen sprangen von Seth zu mir und ihre Atmung beschleunigte sich, ihr Puls hämmerte an ihrem Hals.

Ich starrte sie an, ohne irgendetwas zu verbergen, weder meine Lust noch die Art, wie ich ihre Schönheit bewunderte. Sie sollte genau wissen, was ich ihr zu bieten hatte. Was wir von ihr erwarten würden. Selbstaufgabe. Unterwerfung. Ihr Herz. Ich würde mich nicht mit weniger begnügen und ich wusste, dass Seth genauso unnachgiebig sein würde wie ich, wenn es darum ging, unsere Partnerin auf jede erdenkliche Art zu erobern. Mit Leib und Seele.

Ich erkannte den Augenblick, als sie ihre Entscheidung traf, die Sehnsucht in ihren Augen, nur Momente, bevor ihre Wangen dunkelrosa anliefen. “Bist du dir darüber sicher?” Die Frage galt mir, aber wie wandte sich wieder Seth zu. “Er ist Prillone. Du bist ein Mensch. Wenn wir das hier durchziehen, dann kannst du es dir hinterher nicht anders überlegen und sauer werden, wenn ich ihn ins Bett kriegen will. Oder falls ich mich auch in ihn verliebe. Oder falls ich ein Prillonisches statt ein menschliches Baby bekomme.” Sie zählte diese Möglichkeiten auf, als handelte es sich um unausweichliche Tatsachen. Dass sie mich lieben würde. Mich wollen würde. Mein Kind in sich tragen würde.

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