Kitabı oku: «Curriculum Prothetik», sayfa 8

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Erste Molaren (Abb. 2-68 und 2-69)

Die Grundform von unteren ersten Molaren ist ein Rechteck (Trapezform). Kronenflucht, Krümmungsmerkmal und Winkelmerkmal sind vorhanden. Typischerweise kommen fünf Höcker vor: drei bukkale und zwei linguale. Die bukkalen Höcker zeigen ein Höhengefälle von mesial nach distal, während die lingualen Höcker fast gleich hoch sind.


Abb. 2-68 Zahn 46 von bukkal und lingual.


Abb. 2-69 Zahn 46 von mesial und okklusal.

Zweite Molaren (Abb. 2-70 und 2-71)

Untere zweite Molaren weisen Kronenflucht, Krümmungsmerkmal sowie ein leichtes Winkelmerkmal auf. Die Grundform entspricht der ersten Molaren, aber zweite Molaren sind kleiner. Die vier Höcker sind sehr regelmäßig gebaut.


Abb. 2-70 Zahn 47 von bukkal und lingual.


Abb. 2-71 Zahn 47 von mesial und okklusal.

Dritte Molaren (Abb. 2-72)

Untere Weisheitszähne sind wie obere sehr unregelmäßig gebaut. Ihre Wurzelspitzen sind oft stark abgebogen und häufig verschmolzen.


Abb. 2-72 Untere Weisheitszähne (Varianten).

2.7Gebiss als Ganzes

2.7.1Zahnbogen und Bezugsebenen – Definitionen

Der Zahnbogen ist definiert als die Verbindungslinie der Schneidekanten der Frontzähne und der bukkalen Höckerspitzen der Seitenzähne. Der Oberkiefer-Zahnbogen (Arcus dentalis superior) beschreibt eine halbe Ellipse, der Unterkiefer-Zahnbogen (Arcus dentalis inferior) eine Parabel (Abb. 2-73 und 2-74).

Abb. 2-73 Zahnbögen, Milchgebiss.


Abb. 2-74 Zahnbögen, bleibendes Gebiss.

Die den Zahnbogen bildenden Zähne berühren sich an den sog. Approximalkontakten. Diese liegen gewöhnlich im oberen Kronendrittel und sind punkt- bzw. linienförmig (Abb. 2-75 und 2-76). Durch Abrasion/Attrition wandeln sie sich im Laufe der Zeit in flächenhafte Kontakte um.


Abb. 2-75 Approximalkontakte im Oberkiefer.


Abb. 2-76 Approximalkontakte im Unterkiefer.

2.7.1.1Okklusionsebene

Unter dem Begriff Okklusionsebene (= Kauebene) versteht man eine gedachte Ebene, die durch den approximalen Berührungspunkt der unteren mittleren Schneidezähne (unterer Inzisalpunkt) und die Spitze der distobukkalen Höcker der zweiten unteren Molaren gebildet wird (Abb. 2-77).


Abb. 2-77 Kauebene.

2.7.1.2Camper-Ebene

Die Camper-Ebene ist eine gedachte Ebene, die durch die Spina nasalis anterior und den oberen Rand des Porus acusticus externus rechts und links (Traguspunkt) verläuft (vgl. Kobes 1983). Sie liegt parallel zur Kauebene (Abb. 2-78).


Abb. 2-78 FH = Frankfurter Horizontale, CE = Camper-Ebene.

2.7.1.3Frankfurter Horizontale

Die Frankfurter Horizontale ist eine gedachte, durch den untersten Punkt des knöchernen Orbitarandes und den oberen Rand des Porus acusticus externus verlaufende Ebene. Zur Camper-Ebene bildet sie einen Winkel von 10 bis 15° (Abb. 2-78).

2.7.1.4Bipupillarlinie

Die Bipupillarlinie ist eine gedachte, durch die Mitten beider Pupillen verlaufende Gerade (Abb. 2-79).


Abb. 2-79 Bipupillarlinie.

2.7.1.5Bonwill-Dreieck

Unter Bonwill-Dreieck versteht man ein gleichseitiges Dreieck, das als Eckpunkte den (unteren) Inzisalpunkt und die Kondylenmittelpunkte aufweist (Abb. 2-80). Die Schenkellänge beträgt rund 10–11 cm. Zur Kauebene bildet das Bonwill-Dreieck einen Winkel von 20–25° (sog. Balkwill-Winkel).


Abb. 2-80 Bonwill-Dreieck.

2.7.1.6Sagittale Kompensationskurve

Die sagittale Kompensationskurve (= sagittale Okklusionskurve, sagittale Verwindungskurve, Spee-Kurve) ist eine in mesio-distaler Richtung verlaufende gedachte Verbindungslinie von der Eckzahnspitze über die bukkalen Höcker der unteren Seitenzähne. Der tiefste Punkt liegt im Bereich des ersten Molaren (Abb. 2-81). Nach Spee (1890) berührt diese Kurve die vordere Fläche des Kiefergelenkköpfchens; das Zentrum der Kurve liegt nach Spees Beschreibung etwa in der Mitte der Augenhöhle. Die sagittale Kompensationskurve ist bei der Aufstellung von künstlichen Zähnen von Bedeutung.

Abb. 2-81 Sagittale Kompensationskurve (Spee-Kurve).

2.7.1.7Transversale Kompensationskurve

Bei der transversalen Kompensationskurve (Wilson-Kurve) handelt es sich um eine leicht nach kaudal gekrümmte Fläche, die sich bei einer gedachten Verbindung der bukkalen und lingualen Höcker beider unteren Seitenzahnreihen ergibt (Abb. 2-82). Die transversale Kompensationskurve ist bei der Aufstellung künstlicher Zähne bedeutungsvoll.


Abb. 2-82 Transversale Kompensationskurve (Wilson-Kurve).

2.7.2Okklusion der Zahnreihen

Unter Okklusion versteht man jeglichen Kontakt zwischen den Zähnen des Ober- und Unterkiefers. Dabei differenziert man Zahnkontakte, die ohne Bewegung des Unterkiefers zustande kommen (statische Okklusion), von Kontakten bei Unterkieferbewegungen (dynamische Okklusion). [Die dynamische Okklusion wurde früher auch „Artikulation“ genannt.] Die statische Okklusion mit maximal erreichbarem Vielpunktkontakt zwischen Ober- und Unterkieferzähnen wird als maximale Interkuspidation (= maximale Okklusion) bezeichnet. Die gewohnheitsmäßig eingenommene statische Okklusion nennt man habituelle Okklusion [frühere Bezeichnung: „Schlussbiss“]. Sie kann, muss aber nicht mit der maximalen Interkuspidation zusammenfallen.

Diejenige Unterkieferposition, bei der sich die nicht seitenverschobenen Kondylen bei physiologischer Kondylus-Diskus-Relation und physiologischer Belastung der beteiligten Gewebe in Bezug zur Fossa mandibularis kranio-ventral, also gegenüber dem Abhang des Tuberculum articulare, befinden, wird als zentrische Kondylenposition bezeichnet. [Diese allein durch die Lage der Kondylen relativ zur Fossa mandibularis bestimmte Unterkieferposition wird unabhängig von Zahnkontakten definiert.]

In der überwiegenden Zahl der Fälle entspricht die zentrische Kondylenposition nicht der Position der Kondylen, die bei habitueller Interkuspidation auftritt. Bei letzterer Unterkieferposition, der sog. Interkuspidationsposition (IKP), liegen bei den meisten Personen die Kondylen weiter anterior, teilweise aber auch mehr retral. Bei der in retraler Kondylenlage auftretenden Okklusion handelt es sich in der Regel um Vorkontakte. Das Gleiten des Unterkiefers aus dieser Okklusionsposition in die maximale Interkuspidation wird historisch als „Gleiten in die Zentrik“ („slide in centric“) bezeichnet. Es handelt sich um eine physiologische Bewegung.

Stimmen ZKP und IKP überein, so liegt eine Punkt-Zentrik („point centric“) vor. In vielen Fällen sind die Kondylen aber weiter nach retral führ- bzw. bewegbar, als es der zentrischen Kondylenposition entspricht. Die dabei auftretende Kondylenlage („RUM-Position“: „rearmost, upmost, midmost“) ist unphysiologisch, weil das retrodiskale Gewebe komprimiert wird, und sollte daher für therapeutische Zwecke nicht angestrebt werden.

„Freiheit in der Zentrik“ („freedom in centric“) ist ein therapeutisches Okklusionskonzept. Aufgrund einer entsprechenden Gestaltung der Okklusionsflächen der Zähne kommt es, ausgehend von der vorkontaktfreien maximalen Interkuspidation bei retraler Unterkieferlage, bei protrusiven und laterotrusiven zahngeführten Unterkieferbewegungen unter Erhaltung des Vertikalabstandes der Kiefer erst nach Durchlaufen einer rein horizontalen Strecke von 1 bis 2 mm zu einer Disklusion der Seitenzähne (meist durch Führung über die Eckzähne). Dieses Konzept wird heute nur noch bei der Herstellung von Stabilisierungsschienen (Michigan-Schienen) verwirklicht (Kap. 12.5.1).

2.7.3Zahn-zu-Zahn-Beziehungen

Im Frontzahnbereich unterscheidet man in der habituellen Interkuspidation den vertikalen Überbiss („Overbite“) der oberen über die unteren Schneidezähne von der sagittalen Frontzahnstufe („Overjet“). Letztere ist der Betrag, um den in maximaler Interkuspidation die oberen Frontzähne die unteren Frontzähne in sagittaler Richtung überragen (Abb. 2-83).


Abb. 2-83 a vertikaler Überbiss; b sagittale Frontzahnstufe.

Da der Unterkieferzahnbogen in der Regel kleiner ist als der Oberkieferbogen und die unteren Frontzähne schmaler sind als die oberen, haben bei nicht unterbrochener Zahnreihe die Zähne im Seitenzahngebiet nicht mit nur einem, sondern mit zwei Zähnen des Gegenkiefers Kontakt (sog. Zahn-zu-zwei-Zahn-Okklusion) (Ausnahme: Der am weitesten distal stehende obere Seitenzahn hat nur einen Antagonisten, d. h. einen gegenüberliegenden Zahn im Gegenkiefer). Entsprechend unterscheidet man einen Hauptantagonist von einem Nebenantagonisten (Beispiel: Der untere zweite Prämolar hat als Hauptantagonist den oberen zweiten Prämolaren und als Nebenantagonist den oberen ersten Prämolaren) (Abb. 2-84, 2-87; vgl. Tab. 2-4).


Abb. 2-84 Schematische Darstellung der Beziehung der Zähne in Ober- und Unterkiefer in maximaler Interkuspidation (nach Schumacher 1991).

Tab. 2-4 Okklusale Beziehungen der Arbeitshöcker bei Normokklusion.


Bezüglich der Zahnkontakte, die in habitueller bzw. maximaler Interkuspidation zwischen den Haupt- und Nebenantagonisten auftreten, unterscheidet man Höcker-Fossa- von Höcker-Randleisten-Kontakten. Das Prinzip des Höcker-Fossa-Kontakts ist in Abbildung 2-85 wiedergegeben. Im Bereich der Oberkiefer-Seitenzähne sind die tragenden Höcker (funktionelle Höcker, zentrische Höcker, Stampfhöcker) die palatinalen Höcker; im Bereich der Unterkiefer-Seitenzähne sind es die bukkalen Höcker. Die bukkalen Höcker im Ober- und die lingualen Höcker im Unterkiefer werden demgegenüber als nichttragende Höcker (nichtzentrische Höcker, Scherhöcker) bezeichnet. Die in bukkolingualer Richtung zwischen den Höckern des Ober- und Unterkiefers auftretenden Kontakte werden als A-, B- und C-Kontakte bezeichnet. A-Kontakte liegen zwischen den bukkalen Höckern der antagonistischen Zähne, B-Kontakte zwischen den tragenden Höckern und C-Kontakte zwischen den lingualen Höckern (Abb. 2-86).


Abb. 2-85 Prinzip des Höcker-Fossa-Kontakts.


Abb. 2-86 A-, B- und C-Kontakte.

Unter „Neutralbissstellung“ versteht man eine Regelverzahnung der Seitenzähne in sagittaler Richtung. Dabei beißt der obere Eckzahn zwischen den unteren Eckzahn und den unteren ersten Prämolaren, während der obere erste Molar mit seinem mesiobukkalen Höcker in die zwischen mesio- und mediobukkalem Höcker liegende erste bukkale Hauptquerfissur (auch als mesiobukkale Interlobularfurche bezeichnet) des unteren ersten Molaren greift (Abb. 2-87). Stehen die Unterkiefer-Seitenzähne weiter mesial als normal, so liegt eine Mesialbissstellung vor (Abb. 2-88); im umgekehrten Fall ist eine Distalbissstellung vorhanden (Abb. 2-89 und 2-90). Veränderungen der Bissstellung im Sinne einer Mesial- oder Distalbissstellung werden in Prämolarenbreiten bzw. deren Bruchteilen angegeben. So spricht man zum Beispiel im Bereich der ersten Molaren von einer halben Prämolarenbreite Distalbissstellung, wenn dort eine Kopfbissbeziehung besteht. Eine Angabe in Millimetern ist nicht sinnvoll, weil dadurch Unterschiede der Zahngröße, die zwischen Individuen auftritt, nicht berücksichtigt würden.

Abb. 2-87 Neutralbissstellung (Angle-Klasse I).


Abb. 2-88 Mesialbissstellung (Angle-Klasse III).


Abb. 2-89 Distalbissstellung mit protrudierter Oberkiefer-Front (Angle-Klasse II1).


Abb. 2-90 Distalbissstellung mit retrudierter Oberkiefer-Front (Angle-Klasse II2)

Von dem Begriff der Bissstellung ist der Begriff „Bisslage“ zu unterscheiden, worunter man, unabhängig von der vorhandenen Bissstellung, die Lagebeziehung zwischen Ober- und Unterkiefer in habitueller Interkuspidation versteht. In transversaler Richtung stehen die oberen Seitenzähne im Regelfall weiter vestibulär als die unteren (Normalbiss). Sind die unteren Zähne hingegen weiter vestibulär angeordnet als die oberen, so liegen umgekehrte Bissverhältnisse vor (Kreuzbiss). Stehen sich die Zähne des Ober- und Unterkiefers genau gegenüber, so ist ein Kopfbiss vorhanden.

2.7.4Okklusionskonzepte der dynamischen Okklusion

Generell werden vier Formen der dynamischen Okklusion unterschieden: frontzahngeschützte, eckzahngeschützte, unilateral balancierte und bilateral balancierte Okklusion.

2.7.4.1Frontzahngeschützte Okklusion

Therapeutisches Okklusionskonzept, das auch im natürlichen Gebiss vorkommt: Bei Bewegung des Unterkiefers nach ventral (Protrusion) sowie bei Bewegung einer Unterkieferseite von der Medianebene weg (Seitschub) kommt es nur an Ober- und Unterkiefer-Frontzähnen zu dynamischen Okklusionskontakten. Alle übrigen Zähne diskludieren sofort (Abb. 2-91a). Dieses Konzept wird, wenn immer möglich, therapeutisch beim festsitzenden Zahnersatz angestrebt.]


Abb. 2-91a Frontzahngeschützte Okklusion.

2.7.4.2Eckzahngeschützte Okklusion (Eckzahn-Führung)

Therapeutisches Okklusionskonzept, das auch im natürlichen Gebiss vorkommt: Bei Protrusion und Laterotrusion kommt es nur an den Ober- und Unterkiefer-Eckzähnen zu dynamischen Okklusionskontakten. Alle übrigen Zähne diskludieren sofort (Abb. 2-91b).


Abb. 2-91b Eckzahngeschützte Okklusion.

2.7.4.3Unilateral balancierte Okklusion (Gruppenführung)

Therapeutisches Okklusionskonzept, das auch im natürlichen Gebiss vorkommen kann: Beim Seitschub führen alle oder einige Zähne auf der Laterotrusionsseite – sog. Gruppenkontakt – (Abb. 2-92), was eine Disklusion aller übrigen Zähne (Schneidezähne der Arbeitsseite, sämtliche Zähne der Nichtarbeitsseite) bewirkt. Auf dieses Okklusionskonzept wird therapeutisch häufig bei Teilprothesen zurückgegriffen, wenn eine frontzahngeschützte Okklusion nicht möglich ist.


Abb. 2-92 Unilateral balancierte Okklusion.

2.7.4.4Bilateral balancierte Okklusion (vollbalancierte Okklusion)

Therapeutisches Okklusionskonzept, das auch im natürlichen Gebiss vorkommen kann: Bei Unterkieferbewegungen treten führen die Zähne der Laterotrusions- und Mediotrusionsseite (Abb. 2-93). Dieses Okklusionskonzept wird therapeutisch typischerweise für Hybrid- und Totalprothesen gewählt, weil dadurch die Prothesen bei exzentrischen Bewegungen zusätzlich okklusal stabilisiert werden.

Abb. 2-93 Bilateral balancierte Okklusion. a Mediotrusionsseite; b Laterotrusionsseite.

2.8Anatomie: Stomatognathes System, Unterkiefer, Kaumuskulatur, Zungenbeinmuskulatur, Kiefergelenke

2.8.1Stomatognathes System

Funktionell gesehen sind Zähne, Zahnhalteapparat, Kiefer, Kiefermuskulatur (auf jeder Seite sieben Muskeln: vier Kaumuskeln und die am Unterkiefer ansetzenden oberen Zungenbeinmuskeln) und Kiefergelenke nicht isoliert, sondern als eine Einheit zu sehen. Aus diesem Grund werden sie zusammen mit dem diese Strukturen steuernden zentralen Nervensystem unter dem Begriff „stomatognathes System“ zusammengefasst. Für diesen Ausdruck werden zahlreiche Synonyme verwendet, wie zum Beispiel „Kauorgan“, „Kausystem“, „mastikatorisches System“ oder „orofaziales System“. Um die enge funktionelle Verbindung zur Halswirbelsäule hervorzuheben, spricht man bisweilen auch von einem kraniozervikalen System. Die Funktion des stomatognathen Systems, zu dem in seiner gesamten Breite auch die benachbarten bzw. mit ihnen in Zusammenhang stehenden anatomischen Strukturen (z. B. Schädelknochen, mimische Muskulatur, Zunge, infrahyale Muskulatur, intraorale Schleimhaut, Speicheldrüsen, Nerven, Blutgefäße, Lymphgefäße, Geschmacksrezeptoren) gezählt werden müssen, beschränkt sich nicht allein auf den Kauvorgang, sondern hat weitere wichtige Aufgaben zu erfüllen, so z. B. bei der Lautbildung, beim Atmen und bei der Wahrnehmung verschiedener Reize (z. B. Geschmack, Temperatur, Druck) .

2.8.2Unterkiefer

Der Unterkiefer ist der einzige bewegliche Knochen des Gesichtsschädels. Er besteht aus einem Unterkieferkörper und zwei aufsteigenden Ästen (Abb. 2-94), welche nicht absolut symmetrisch zueinander sind (Türp et al. 1998). Der Körper (Corpus mandibulae) setzt sich aus der Unterkieferbasis (Basis mandibulae) und dem Alveolarfortsatz (Pars alveolaris) zusammen. Letzterer ist von dem Vorhandensein von Zähnen abhängig; bei Zahnlosen ist er weitestgehend resorbiert. Am Kieferwinkel (Angulus mandibulae) geht der Unterkieferkörper jeweils rechts und links in den aufsteigenden Unterkieferast (Ramus mandibulae) über. Dieser endet kranial mit zwei Fortsätzen, dem Processus coronoideus (hier setzt der M. temporalis an) und dem Processus condylaris. Der Processus condylaris besteht aus einem Halsteil (Collum mandibulae) und einem Kopfteil (Caput mandibulae, Kondylus). An der ventralen Fläche des Processus condylaris befindet sich unterhalb des Caput mandibulae eine Vertiefung, die Fovea pterygoidea, in der beide Bäuche des M. pterygoideus lateralis inserieren. Zwischen Processus condylaris und Processus coronoideus verläuft eine nach kaudal gewölbte Knochenkante, die Incisura mandibulae (Abb. 2-94).


Abb. 2-94 Unterkiefer von lateral. a Corpus mandibulae; b Ramus mandibulae; c Basis mandibulae; d Pars alveolaris; e Angulus mandibulae; f Processus coronoideus; g Processus condylaris; h Collum mandibulae; i Caput mandibulae; j Fovea pterygoidea; k Incisura mandibulae; l Juga alveolaria; m Protuberantia mentalis; n Foramen mentale; o Linea obliqua; p Tuberositas masseterica.

In der Ansicht von vestibulär erkennt man, dass sich aufgrund des Platzbedarfs der Zahnwurzeln die Alveolen nach vestibulär vorwölben. Diese leichten Erhebungen an der Außenfläche der Alveolarfortsätze werden als Juga alveolaria bezeichnet. Im anterioren Teil des Unterkieferkörpers befindet sich vestibulär im Bereich der Basis mandibulae der Kinnvorsprung (Protuberantia mentalis), der rechts und links jeweils einen kleinen Höcker (Tuberculum mentale) bildet. Kaudal des zweiten Prämolaren liegt das Foramen mentale. Hier tritt der N. alveolaris inferior, ein wichtiger Ast des N. mandibularis, als N. mentalis aus. Im Bereich der Molaren erstreckt sich vestibulär eine Linea obliqua schräg nach dorsokranial Richtung Unterkieferast (Abb. 2-94). Im Kieferwinkelbereich liegt vestibulär die Tuberositas masseterica (Abb. 2-94). An dieser Rauigkeit setzt der M. masseter an. Betrachtet man die Pars alveolaris des Corpus mandibulae in der Aufsicht, so erkennt man, dass die Knochenfächer für die Aufnahme der Zähne (Alveoli dentales) einen Bogen bilden. Dieser wird als Arcus alveolaris bezeichnet. Die einzelnen Alveolen werden durch Knochenleisten (Septa interalveolaria) voneinander getrennt. Auch zwischen den Wurzeln mehrwurzeliger Zähne befinden sich Knochensepten (Septa interradicularia) (Abb. 2-95).


Abb. 2-95 Unterkiefer von kranial (Zähne frisch entfernt, daher Alveoleneingänge gut sichtbar). a Septa interalveolaria ; b Septa interradicularia.

Lingual kann man im anterioren Bereich des Unterkiefers medial einen Knochenvorsprung erkennen, die Spina mentalis (Abb. 2-96). Hier haben der M. geniohyoideus und der M. genioglossus ihren Ursprung. Kaudal und lateral der Spina mentalis liegt die Fossa digastrica. In dieser Grube setzt der vordere Bauch (Venter anterior) des M. digastricus an. An der Linea mylohyoidea, die an der Innenseite des Unterkieferkörpers schräg nach oben Richtung Unterkieferast zieht, hat der M. mylohyoideus seinen Ursprung.


Abb. 2-96 Unterkiefer von dorsal; a Spina mentalis; b Fossa digastrica; c Linea mylohyloidea; d Tuberositas pterygoidea; e Foramen mandibulae.

Gegenüber der Tuberositas masseterica befindet sich auf der lingualen Seite die Tuberositas pterygoidea (Abb. 2-96), an der der M. pterygoideus medialis inseriert. Durch das fast zentral an der Innenseite des Unterkieferastes lokalisierte Foramen mandibulae zieht der N. alveolaris inferior in den Canalis mandibulae des Unterkiefers. Diese Öffnung wird zum Teil von einer kleinen knöchernen Platte, der Lingula mandibulae, überdeckt.

2.8.3Kaumuskulatur

Zur Kaumuskulatur werden vier paarige Muskeln gerechnet: M. temporalis, M. masseter, M. pterygoideus medialis und M. pterygoideus lateralis. Sie setzen alle am Unterkiefer an und sind daher – wie auch der Großteil der oberen Zungenbeinmuskulatur – direkt an den Bewegungen des Unterkiefers beteiligt. Die durch diese Muskeln hervorgerufenen Bewegungen lassen sich relativ leicht nachvollziehen, wenn man den topographischen Verlauf der Muskeln in allen drei Ebenen des Raumes kennt und wenn man weiß, wo Punctum fixum und Punctum mobile liegen: Prinzipiell führt ein sich zwischen zwei knöchernen Elementen erstreckender Muskel nur dann zu einer Lageveränderung dieser Elemente zueinander und damit zu einer Bewegung, wenn während der Kontraktion ein Knochenelement fixiert bleibt (Punctum fixum) und das andere die Möglichkeit hat, sich in seiner Position zu verändern (Punctum mobile). Im Falle der Kaumuskulatur liegt das Punctum fixum in den meisten Fällen jeweils an Knochenelementen des unbeweglichen Gesichtsschädels (Ursprung des Muskels), während sich das Punctum mobile am Unterkiefer befindet (Muskelansatz). Durch Kontraktion der Muskeln wird entsprechend der Verlaufsrichtung der Muskelfasern das Punctum mobile an das Punctum fixum angenähert, wodurch eine Bewegung des Unterkiefers ausgelöst wird. Das Zungenbein kann sowohl als Punctum fixum als auch als Punctum mobile wirken.

Die Kaumuskulatur unterscheidet sich funktionell, histochemisch und mikromorphologisch von der quergestreiften Rumpf- und Extremitätenmuskulatur. Klinisch bedeutsam ist die funktionelle Kompartimentierung der einzelnen Kaumuskeln und ihre damit einhergehende differenzierte (selektive) Aktivierbarkeit.

Ein Kaumuskel arbeitet nicht als Gesamtmuskel, sondern ist in viele kleine motorische Einheiten unterteilt, die einzeln (heterogen) aktiviert werden können. Die heterogenen intramuskulären Rekrutierungsmuster ermöglichen eine große funktionelle Variabilität und eine feinmaschige motorische Kontrolle der Muskelkontraktion. Dies erlaubt eine äußerst genaue Einstellung der Unterkieferlage, fein abgestimmte Unterkieferbewegungen und eine genau auf den Punkt gebrachte, wohldosierte Kraftentwicklung und Ausrichtung der Kraftvektoren (Schindler und Türp 2009).

2.8.3.1M. temporalis (Schläfenmuskel)

Der M. temporalis entspringt an der Fossa temporalis (Schläfengrube), die sich zwischen Linea temporalis und Jochbogen (Arcus zygomaticus) erstreckt. Ein weiterer Ursprung ist die innere Oberfläche der den Muskel bedeckenden Fascia temporalis. Abhängig von der Verlaufsrichtung der Faserbündel des M. temporalis lassen sich nahezu horizontal verlaufende hintere Fasern von schräg angeordneten mittleren und vertikal verlaufenden vorderen Faseranteilen unterscheiden. Der Hauptteil des M. temporalis inseriert am Processus coronoideus des Unterkiefers (Abb. 2-97) und reicht bis in das Trigonum retromolare. Die hinteren Fasern setzen auch weiter dorsal bis abwärts zur tiefsten Stelle der Incisura mandibulae an. Die vorderen Faseranteile, die die Hauptmasse des Muskels ausmachen, inserieren demgegenüber zum Teil an der Vorderfläche des Processus coronoideus und des Ramus mandibulae.


Abb. 2-97 M. temporalis.

Der M. temporalis bewirkt aufgrund des unterschiedlichen Verlaufs seiner Anteile verschiedene Bewegungen des Unterkiefers:

 Adduktion1/Elevation2 (Kieferhebung, Kieferschluss)

 Retrusion (Bewegung nach dorsal)

 Laterotrusion

 Stabilisierung der Kiefergelenke bei Leer- und Mastikationsbewegungen (Abb. 2-101)

Der M. temporalis wird von den Nn. temporales profundi (aus N. mandibularis [N. V]) versorgt.

2.8.3.2M. masseter (Kaumuskel)

Der M. masseter besteht aus einem nahezu senkrecht verlaufenden tiefen Anteil (Pars profunda) und einer größeren, schräg verlaufenden oberflächlichen Portion (Pars superficialis) (Abb. 2-98).


Abb. 2-98 M. masseter. a Pars superficialis; b Pars profunda.

Die Pars superficialis entspringt von den vorderen zwei Dritteln des Jochbogens (Arcus zygomaticus) und setzt an der Außenfläche des Ramus mandibulae im Bereich des Kieferwinkels (Angulus mandibulae) an (selten vorhanden: eine Tuberositas masseterica). Dabei verläuft dieser Muskelanteil schräg von ventral, kranial und lateral medialwärts nach kaudal und dorsal. Die hinteren zwei Drittel des Jochbogens sind der Ursprung der Pars profunda des M. masseter. Diese bei verschiedenen Individuen sehr unterschiedlich stark ausgebildete Portion setzt kranial des oberflächlichen Muskelanteils am Ramus mandibulae an, wobei die Fasern senkrecht oder leicht schräg nach kaudal und ventral sowie in medialer Richtung verlaufen. Der zwischen beiden Anteilen des M. masseter gebildete Winkel beträgt durchschnittlich 30 bis 40°. Der M. masseter ist ein typischer Kieferschließer. Aufgrund seines Verlaufs bewirkt er bei beidseitiger Kontraktion außerdem einen Vorschub des Unterkiefers. Eine unilaterale Kontraktion führt demgegenüber zu einer geringen Laterotrusion der entsprechenden Unterkieferseite (vgl. Abb. 2-101). Innerviert wird der Muskel vom N. massetericus (aus N. mandibularis).

2.8.3.3M. pterygoideus medialis (innerer Flügelmuskel)

Der mächtige M. pterygoideus – in älteren deutschsprachigen Lehrbüchern und im englischsprachigen Schrifttum auch als M. pterygoideus internus bezeichnet – entspringt in der Fossa pterygoidea, die zwischen dem medialen und lateralen Blatt des Flügelfortsatzes (Processus pterygoideus) des Keilbeins (Os sphenoidale) gelegen ist. Er setzt an der Innenseite des Unterkieferwinkels (Tuberositas pterygoidea) an und beschreibt einen schrägen Verlauf: von ventral, kranial und medial lateralwärts nach kaudal und dorsal (Abb. 2-99). Der Muskel bildet mit dem M. masseter eine funktionelle Muskelschlinge. Entsprechend seinem Verlauf ist er an der Adduktion und an der Protrusion des Unterkiefers beteiligt. Einseitige Kontraktion des M. pterygoideus medialis führt zu einer Bewegung der entsprechenden Unterkieferseite zur Medianebene (Mediotrusion) (Abb. 2-101). Innerviert wird der innere Flügelmuskel vom N. pterygoideus medialis (aus N. mandibularis).


Abb. 2-99 M. pterygoideus medialis.

2.8.3.4M. pterygoideus lateralis (äußerer Flügelmuskel)

Der M. pterygoideus lateralis (M. pterygoideus externus) besteht aus einem oberen und einem unteren Kopf. Beide entspringen vom Keilbein (Os sphenoidale) (Abb. 2-100 und 2-101).


Abb. 2-100 M. pterygoideus lateralis.


Abb. 2-101 Kaumuskeln im Frontalschnitt. a M. masseter; b M. temporalis; c M. pterygoideus medialis; d M. pterygoideus lateralis, Pars superior; e M. pterygoideus lateralis, Pars inferior.

Der Ursprung des aus zwei Anteilen bestehenden oberen Kopfes ist die Unterfläche des großen Keilbeinflügels (Ala major ossis sphenoidalis). Der ungefähr dreimal größere untere Kopf hat seinen Ursprung am seitlichen Blatt (Lamina lateralis) des Flügelfortsatzes (Processus pterygoideus) des Keilbeins. Beide Köpfe ziehen in der zwischen Flügelfortsatz des Os sphenoidale und Unterkieferast gelegenen Fossa infratemporalis (Unterschläfengrube) nach dorsal und lateral und setzen in der Fovea pterygoidea des Processus condylaris des Unterkiefers an. Die obere Portion inseriert darüber hinaus auch (aber nicht ausschließlich) am Discus articularis. Der untere Bauch verläuft in dorso-lateraler Richtung im Gegensatz zum annähernd horizontal angeordneten oberen Bauch leicht kranialwärts. Die beiden Anteile des M. pterygoideus lateralis wirken funktionell unterschiedlich: Der stärkere untere Kopf leitet die Kieferöffnung ein, indem er den Kondylus nach ventral und kaudal zieht. Er ist auch an der Protrusion und, bei einseitiger Kontraktion, an der Mediotrusion der entsprechenden Unterkieferseite beteiligt. Der obere Kopf, der den Kondylus (und den Diskus) in ventrale Richtung bewegt, ist auch während des Mundschlusses aktiv. Während des Kauvorgangs soll ihm eine Stabilisierung des Kondylus und Diskus gegen das Tuberculum articulare bzw. die Eminentia articularis zukommen. Beim Kieferschluss soll er dem Zug der elastischen Fasern der Lamina superior der bilaminären Zone des Diskus entgegenwirken und dadurch verhindern, dass der Diskus zu weit posterior zu liegen kommt.

Nicht selten lassen sich die Muskelfasern der beiden Pterygoideus-Lateralis-Köpfe im Bereich ihrer Ansätze nicht mehr unterscheiden, weil sie sich stark durchflechten (Dauber 1987).

Die Innervation des äußeren Flügelmuskels erfolgt durch den N. pterygoideus lateralis (aus N. mandibularis).

Zusätzlich zu den vier genannten Kaumuskeln sind beim Kauen, aber auch bei Leerbewegungen des Unterkiefers, die sog. akzessorischen Kaumuskeln aktiv. Dazu zählen zum einen Muskeln der (vom N. facialis innervierten) mimischen Muskulatur, vor allem der M. buccinator und der den Mund öffnende und schließende M. orbicularis oris, und zum anderen die Zunge (Lingua). Bei dieser kann man innere, für die Formveränderung zuständige Muskeln von äußeren Muskeln unterscheiden, welche eine Lageveränderung der Zunge bewirken. Die motorische Innervation der Zungenmuskulatur erfolgt durch den N. hypoglossus (N. XII).

2.8.4Zungenbeinmuskulatur

Getrennt durch das Zungenbein (Os hyoideum), unterscheidet man die kranial dieses Knochens befindliche suprahyale Muskulatur von der kaudal angeordneten unteren Zungenbeinmuskulatur (infrahyale Muskulatur). Der oberen Zungenbeinmuskulatur kommt eine wichtige Rolle bei den Bewegungen des Unterkiefers, vor allem der Kieferöffnung (Kiefersenkung, Abduktion), zu. Zur Gruppe der suprahyalen Muskeln zählen der M. mylohyoideus, der M. geniohyoideus, der M. digastricus und der M. stylohyoideus. An der Abduktion des Unterkiefers beteiligen sich vornehmlich der M. digastricus mit seinem vorderen Bauch, der M. geniohyoideus und der M. mylohyoideus.

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