Kitabı oku: «Drogen und soziale Praxis - Teil 2: Das Drogenthema und wie es in Berufsfeldern der sozialen Arbeit auftaucht», sayfa 2

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1.2.2Professionelles Knowhow für sozialarbeiterisches Handeln zu Alkoholfolgekrankheiten

Für ein erfolgreiches Engagement bei der Prävention und Behandlung von Alkoholfolgekrankheiten ist ein professionelles Knowhow erforderlich, das sich aus inhaltlichen und methodischen Bausteinen zusammensetzt. Dazu gehören:

 Erstens das Wissen über Trinkmengen, deren Einhaltung empfohlen wird, um das Risiko von Alkoholfolgekrankheiten klein zu halten.

 Zweitens Kenntnisse dazu, wie sich Trinkmengen grob abschätzen, aber auch detaillierter ermitteln lassen.

 Drittens methodisches Handwerkzeug, um einen Überblick über die Trinkgewohnheiten des Klienten ermitteln zu können.

 Viertens Beratungsansätze, mit denen Klienten befähigt werden, ihre Trinkmengen zu reduzieren.

Diese Bausteine professionellen Knowhows sollten nicht darüber hinweg täuschen, dass die Voraussetzungen professionellen Agierens überschaubar sind und von jedem Sozialarbeiter in kurzer Zeit angeeignet werden können. Ein Verweis auf mangelnde Zeit oder Überlastung kann als Grund für eine Unterlassung kaum akzeptiert werden.

Was sind empfohlene Trinkmengen?

Bereits im ersten Band dieser Reihe wurde erörtert, welche Einseitigkeiten sich ergeben, wenn einzig am Kriterium der konsumierten Substanzmenge ein Urteil gefällt würde, ob ein Missbrauch vorliegt oder nicht (vgl. Drogen und soziale Praxis, Bd. 1, 2010, S. 93-108). Mit dem Fokus auf Alkoholfolgekrankheiten werden jedoch in der Tat rein medizinische Aspekte des Alkoholkonsums in den Blick gerückt. Insofern ist auch die Frage berechtigt, ab welcher Menge ein regelmäßiger Alkoholkonsum Erkrankungen auszulösen vermag. Die Antwort darauf könnte sehr simple und eindeutig sein, ist sie aber nicht!

Empfehlungen müssen realitätsgerecht sein

In den letzten dreißig Jahren haben sich die Limit-Empfehlungen für den regelmäßigen Alkoholkonsum von Männern, Frauen und Jugendlichen mehrfach geändert. Sie sind dabei immer weiter nach unten korrigiert worden. Weltweit kursieren heute diverse Angaben zu medizinisch begründeten Mengengrenzen, deren Einhaltung empfohlen wird, um das Risiko körperlicher Folgeerkrankungen zu vermeiden:

 Die Empfehlungen der WHO für unschädlichen Alkoholkonsum betragen für gesunde Männer täglich 40 g und für gesunde Frauen und Jugendliche 20 g reinen Alkohol.

 Die Britische Ärzteschaft (Britisch Medical Association) definiert eine kritische Tagesmenge reinen Alkohols von 30 g für gesunde Männer und 20 g für gesunde Frauen.

 Die amerikanische Gesundheitsbehörde National Institut on Alcohol Abuse and Alcoholism (NIAA) verweist sogar auf eine kritische Menge von 24 g bei gesunden Männern und 12 g bei gesunden Frauen (zit. nach Klingemann et al. 2004).

Deutlich wird, dass sich die Empfehlungen zu Grenzwerten für einen Alkoholkonsum, durch den das Entstehen alkoholbedingter somatischer Erkrankungen verhindert werden kann, gravierend unterscheiden.

Empfehlungen zu Trinkmengen sind immer auch Ideologie

Dies ist keineswegs nur auf einen veränderten Wissensstand zurückzuführen. Zu bedenken ist zugleich, dass solche Richtlinien auf angenommenen Wahrscheinlichkeiten basieren, mit der die benannten Ereignisse eintreten könnten. Die sehr unterschiedlichen Empfehlungen berufen sich also auf verschiedene Erkrankungswahrscheinlichkeiten. Konsequent zu Ende gedacht könnten derartige Empfehlungen also beispielsweise auch darin gipfeln, überhaupt keinen Alkohol zu trinken. Dann wäre zu 100 % ausgeschlossen, dass sich die vorliegenden Erkrankungen auf den Konsum von Alkohol zurückführen lassen. Popularisierte Mengenempfehlungen sind also immer auch von Normativen, sozialen Konventionen und Ideologien mitbestimmt.

Merkenswert: Unter den Experten gibt es keineswegs Einigkeit bei den Empfehlungen zu Mengen für einen regelmäßigen und dennoch unschädlichen Alkoholkonsum. Die popularisierten Limits unterscheiden sich zum Teil gravierend. Sozialarbeiter müssen deshalb entscheiden, welche Empfehlungen sie ihrer Arbeit zugrunde legen wollen.

Auch hier kann als Empfehlung gelten, sich an realitätsgerechten Limits zu orientieren1. Dies beinhaltet immer auch die Chance darauf verweisen zu können, dass durchaus auch Grenzwerte popularisiert werden, die weit limitierender sind, als die gewählten.

Methoden, um Trinkmengen zu bestimmen

Das Bedürfnis, einen Überblick über die jeweils getrunkene Menge Alkohol zu behalten, ist schon alt und hat sich quasi in unseren Trinkgefäßen „festgeschrieben“. „So verfügte im 10. Jahrhundert der angelsächsische König Edgar, an den Trinkgefäßen sollten Eichmarkierungen angebracht und jeder bestraft werden, der in einem Schluck über diese Markierung hinaus trinke.“ (Legnaro 1981, S. 90)

Trinkeinheiten – die Methode fürs Grobe

Noch heute lässt sich die Grundidee einer Normierung des Trinkens in der Ausgestaltung der traditionellen Trinkgefäße für die verschiedenen alkoholprozentigen Getränke wiederfinden: Jeder weiß, dass Alkoholika traditionell in jeweils unterschiedlichen Trinkgefäßen (Bierkrug, Weinglas, Sektglas, Likörbecher, Cognacschwenker) gereicht werden. Diese enthalten zwar eine unterschiedliche Menge; bezogen auf die jeweils in dem Getränk enthaltene Menge reinen Alkohols beinhalten aber alle Gläser, wenn sie normal gefüllt werden, etwa 10-12 Gramm.


Die traditionellen Trinkgefäße vereinheitlichen also, unabhängig von der Art des Getränkes, den getrunkenen reinen Alkohol auf eine Menge von 10-12 g reinen Alkohol. Man spricht deshalb auch von Trinkeinheiten. Diese Einheit ist in der Regel auch diejenige Menge, die physiologisch eine kleinste spürbare Wirkung auszulösen vermag.

Unsere Trinkkultur kommt also dem Vorhaben entgegen, die jeweils konsumierte Menge Alkohol grob zu schätzen. Über die jeweils traditionell verwendeten Trinkgefäße ist dies relativ leicht möglich.

Werden also beispielsweise die Empfehlungen der Britischen Ärzteschaft zu Limits für regelmäßigen täglichen Alkoholkonsum zugrunde gelegt, so dürften gesunde Männer drei Gläser, gesunde Frauen und Jugendliche zwei Gläser Alkohol pro Tag trinken. Damit gingen sie dann nur ein geringes Risiko ein, an Alkoholfolgekrankheiten zu erkranken.

Anzumerken ist jedoch, dass dabei nicht zwischen den verschiedenen Alkoholika und den damit verbundenen Trinkstilen unterschieden wird. Mit Blick auf mögliche Alkoholfolgekrankheiten sollte jedoch bedacht werden, dass der Blutalkoholgehalt beim Trinken oder besser gesagt Kippen hochprozentiger Getränke sehr schnell sehr hoch ansteigt, woraus sich ein höheres Schädigungspotential ergibt. Im Gegensatz dazu werden geringprozentige Getränke allein wegen ihrer Flüssigkeitsmenge in der Regel langsamer getrunken und bewirken folgerichtig auch keine so hohen Spitzen im Blutalkoholspiegel. Unter diesen Aspekt betrachtet sind sie also etwas schonender für den Körper.

Merkenswert: Die Methode der Trinkmengenkalkulation über Trinkeinheiten ist bestechend einfach. Sie eignet sich zumindest, um eine grobe Kalkulation über die getrunkene Menge reinen Alkohols vorzunehmen. Sie bietet sich zudem hervorragend als alltagstaugliches Verfahren für alle an, die sich unkompliziert einen Überblick über ihre Trinkmengen verschaffen wollen. In diesem Sinne kann die Ermittlung von Trinkeinheiten als Methode auch Klienten empfohlen werden, die sich unsicher sind, ob sie mit ihrem regelmäßigen Alkoholkonsum bereits ungewollt gesundheitliche Folgeerkrankungen riskieren oder nicht.

Zur Fehlerquelle wird in diesem Verfahren jedoch vor allem die Tatsache, dass durch die Alkoholindustrie Getränke auf den Markt gebracht werden, die heute einen weit höheren Alkoholgehalt haben als die traditionsreichen Vorgänger: Man denke an Weine, die ursprünglich 10-12 Volumenprozent hatten, heute aber mit bis zu 15-16 Volumenprozent ausgebaut werden. Ähnliche Entwicklungen gibt es auch bei den Bieren, bei Cocktails etc. Insofern sind Verfahren zur exakteren Bestimmung der konsumierten Mengen reinen Alkohols durchaus sinnvoll und wichtig.

Trinkmengen bestimmen: Mit UNITS wird es exakter

Auch in vielen Bereichen Sozialer Arbeit reichen grob ermittelte Trinkmengen nicht aus: Zu denken ist z. B. an Situationen, in denen Interaktionen zwischen Medikamenten und Alkohol bedacht werden müssen oder wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt absolute Nüchternheit erforderlich ist. Auch mit Blick auf das Risiko von Alkoholfolgekrankheiten ist ein exakterer Überblick über die konsumierten Alkoholmengen wichtig.

Angesichts der schon genannten praktischen Probleme, ist von der Britischen Ärzteschaft ein Verfahren entwickelt worden, mit dem die getrunkene Menge reinen Alkohols exakter ermittelt werden kann, weil das jeweils konsumierte Getränk mit seinen Alkoholprozenten in die Berechnungen einbezogen wird. Dieses Verfahren rechnet nach UNITS (übersetzt: Einheiten).

Merkenswert: Für die Darstellung der getrunkenen Mengen reinen Alkohols ist eine exakte Ermittlung wichtig, bei der auch der sehr unterschiedliche Alkoholgehalt der jeweils konsumierten Getränke berücksichtigt wird. Dafür kann auf die Berechnung sogenannter UNITS zurückgegriffen werden.

Bezogen auf die Empfehlungen Britischer Ärzte zu Trinklimits werden für gesunde Männer 3-4 Units und für gesunde Frauen und Jugendliche 2-3 Units als Grenzen gesehen, in denen das Risiko einer Alkoholfolgekrankheit nur gering ist.

Units errechnen ist einfach und unkompliziert

Units lassen sich nach folgender Formel berechnen:


Der Konsum einer Flasche Radeberger Bier ließe sich also wie folgt in Units umrechnen:


Wie viel reiner Alkohol ist wo drin?

Im Grunde ist auch diese Art der Ermittlung von Trinkmengen unkompliziert, der Rechenweg einfach und die eigentliche Berechnung nicht aufwendig. Zumal heute in fast jedem Handy ein Taschenrechner verfügbar ist. Einzige, aber wichtige Voraussetzung ist, dass es Informationen dazu gibt, wie hochprozentig das jeweils konsumierte Getränk tatsächlich ist.

Eine Zusammenstellung der Alkoholika, die auf dem Markt verfügbar sind, ist jedoch schnell getan. Mit Hilfe von Listen, die von den Klienten selbst z. B. per Internet zusammengestellt werden, könnte ein Überblick über die verschiedenen Getränke sogar darüber informieren, wie hochprozentig konkrete Alkoholika tatsächlich sind und welche Alternativen sich anbieten, um weniger reinen Alkohol zu sich zu nehmen.

Merkenswert: Die Methode der Bestimmung von Trinkmengen über berechnete Units bietet sich an, wenn ein exakterer und detaillierterer Überblick über die täglich getrunkene Menge reinen Alkohols wichtig wird.

In der Berechnung von Units wird der sehr unterschiedliche Wirkstoffgehalt von Alkoholika berücksichtigt. Deshalb zwingt diese Methode dazu, sich mit den weit auseinanderdriftenden Anteilen von Alkohol in ein und derselben Getränkesorte (Bier, Wein, Spirituosen) auseinanderzusetzen. Dies öffnet die Augen dafür, dass der Alkoholgehalt oft unerwartet hoch ist und schafft eine gute Grundlage, den eigenen Konsum selbstkritischer in den Blick zu nehmen.

1.2.3Wie die Trinkmengen des Klienten ermitteln?

Nachdem im Methodenkoffer bereits das Wissen um Alkoholfolgekrankheiten und Empfehlungen zu Trinkmengenlimits liegen, braucht es nun eine Herangehensweise, mit der sich der regelmäßige Alkoholkonsum einer Person sehr konkret ermitteln lässt. Erforderlich ist eine Methode, die möglichst exakte und damit solide Informationen erbringt.

Viele Mengen Alkohol werden übersehen

Oberflächlichkeit nach der Methode „Pi mal Daumen“ hilft nicht weiter, denn die Ermittlung der tatsächlich getrunkenen Mengen Alkohol ist ohnehin schwierig. So sorgt die Einbindung des Alkoholtrinkens in viele soziale Situationen in Form einer mehr oder weniger beachteten Begleitaktivität dafür, dass gerade bei kleinen Mengen oft nicht daran gedacht und auch nicht registriert wird, dass die Substanz „Alkohol“ konsumiert wird.

Zudem gilt auch beim Alkoholkonsum, dass es kaum eine Regelmäßigkeit ohne Ausnahmen gibt. Und gerade diese Ausnahmen - das Glas Sekt zum Geburtstag eines Kollegen, die Jim-Beam-Cola im Kino, der doppelte Eierlikör auf dem Schokoladeneis, das Bier nach der Sauna, der Kräuterschnaps nach dem Eisbein – sind es, die oft unbeachtet bleiben. Diese kommen zu dem regelmäßigen Feierabendbier dazu, können sich schließlich zu erstaunlichen Größen summieren und für das Überschreiten empfohlener Limits sorgen. Insofern wird erst mit der Berücksichtigung wirklich aller konsumierten Alkoholika in der Gesamtrechnung deutlich, wie die oft überraschenden Grenzüberschreitungen zustande kommen.

Exakte Buchführung macht es möglich

Länger als nur für ein paar Tage

Die Ermittlung der Trinkmengen setzt voraus, dass sowohl alle konsumierten Mengen als auch die jeweilige Art des getrunkenen Getränks sorgfältig notiert werden. Diese „Buchführung“ kann natürlich durch den Konsumenten selbst am besten vorgenommen werden; zumindest seine Mitwirkung ist unerlässlich, selbst wenn der Sozialarbeiter gemeinsam mit dem Klienten den oft unreflektierten Trinkgewohnheiten auf die Spur kommen will.

Das Registrieren der getrunkenen Mengen Alkohol sollte mindestens über drei bis vier Wochen erfolgen. Auf diese Weise wird es möglich, sowohl Wochen mit vielen Konsumtagen als auch solche mit wenig oder gar keinem Alkoholkonsum in den Blick zu nehmen. Allerdings empfiehlt es sich, die registrierten Trinkmengen wöchentlich auszuwerten. Auf diese Weise gelingt es besser, sich selbst in Bezug auf die wohl regelmäßig vorkommenden wöchentlichen Schwankungen in den konsumierten Alkoholmengen zu beobachten.

Bei einer solchen Wochenschau können Familienmitglieder oder Freunde, die einen Einblick in das Trinkverhalten des Einzelnen haben, eine gute Hilfe sein. Gerade die Einbindung des Trinkens als Beiwerk vieler sozialer Situationen erschwert es, auch den versteckten und unabsichtlich übersehenen Trinkmengen auf die Spur zu kommen.

Die Idee des Trinktagebuchs

Für die nötige Buchführung eignet sich eine tabellarische Übersicht, die im Rahmen von Therapieansätzen zum „Kontrollierten Trinken“ als Trinktagebuch verwendet wird (vgl. Körkel 2007). Zur Anwendung kommt dabei ein Aufzeichnungsbogen, der nach Woche und Wochentag unterteilt ist und dazu auffordert, jedes getrunkene alkoholische Getränk zu registrieren. Gefragt wird dabei, wann, wo, was und wie viel getrunken wurde (siehe Tabelle). Durch das Abfragen erinnert das Trinktagebuch also an viele Diätempfehlungen, die zum Beispiel dazu anregen, sich einen Überblick über die verzehrten Lebensmittel und deren Kaloriengehalt zu erarbeiten.

Für die Auswertung sind die konkreten Angaben zum Alkoholgehalt des jeweils konsumierten Getränks zu ermitteln. Dann sind alle Informationen zusammengetragen, auf deren Basis sich ermitteln lässt, wie viel Units mit jedem einzelnen Trinkakt konsumiert wurden und zu wie viel Units sich diese pro Tag summieren.


Tabelle: Muster eines Trinktagebuches

Merkenswert: Die Ermittlung der tatsächlich getrunkenen Menge Alkohol ist fast immer schwierig. Die Selbstverständlichkeit, mit der das Trinken in viele soziale Situationen unbedacht eingebunden ist, erschwert es, einen Überblick darüber zu erhalten und nicht versehentlich bestimmte Konsummengen zu übersehen. Das Führen eines Trinktagebuches kann helfen, bewusster darauf zu achten, in welchen Situationen und an welchen Orten welche Sorte Alkohol in welchen Mengen getrunken wird.

Die Summation der Mengen pro Tag, pro Woche und pro Monat ermöglicht, die allgemein üblichen Schwankungen in den konsumierten Mengen festzuhalten und davon ausgehend festzustellen, wie die oft überraschenden Überschreitungen der empfohlenen Trinklimits zustande kommen.

1.2.4Beratungsansätze zur Reduktion der Trinkmenge

Mit dem Führen des vorgeschlagenen Trinktagebuchs entsteht eine Informationsbasis, die sich hervorragend eignet, auf den individuellen Fall bezogene Strategien zur Reduktion der Trinkmengen zu entwickeln.

Wenn der Klient über seinen Alkoholkonsum sorgfältig Buch führt, dann lassen sich aus den tagebuchartigen Aufzeichnungen sehr unterschiedliche Informationen zu den Trinkgewohnheiten entnehmen und Empfehlungen für Veränderungen ableiten:

 Erstens ist mit Blick auf die Vermeidung von Alkoholfolgekrankheiten die wichtigste, aus dem Trinktagebuch ableitbare Information, wieweit es dem Einzelnen gelingt, die empfohlenen Trinkmengenlimits einzuhalten.

 Mit einem exakt geführten Trinktagebuch lässt sich aber zweitens auch die Aussage belegen, dass diese Trinklimits überschritten werden, in welchem Umfang und wie oft. Auf diese Aussagen wird oft spontan ungläubig reagiert. Insofern helfen die zusammengetragenen Daten mit ihren klaren und unmissverständlichen Aussagen, die zudem frei von moralischen Vorwürfen sind und ausschließlich einer Sachlogik folgen, Einsichtsfähigkeit zu entwickeln

 In einem nächsten Schritt kann die Auswertung des Trinktagebuchs drittens aber auch dazu dienen, unreflektierte Gewohnheiten in Bezug auf das Alkoholtrinken aufzudecken und deren Bedeutung für das Trinkverhalten insgesamt herauszuarbeiten. Insbesondere wenn die Trinklimits deutlich überschritten werden, kann es hilfreich sein herauszufinden, wo, wann und in welchen Trinksituationen so viel Alkohol getrunken wird, dass die Limits regelmäßig überschritten werden.

 Das Trinktagebuch ist viertens auch eine Hilfe bei der Erarbeitung von Strategien, um die Trinkmengen deutlich zu reduzieren. So kann gemeinsam mit dem Klienten darüber nachgedacht werden, welche Trinkmengen sich ohne viel Anstrengung durch Äquivalente ablösen lassen: Indem z. B nach einer sportlichen Aktivität gegen den Durst nicht mehr Bier, sondern Apfelsaftschorle oder ein Gemisch aus Bier und Sprite getrunken wird; indem statt einem großen Glas Wein ein kleines getrunken wird; indem das Feierabendbier auf die wieder verfügbaren kleinen Flaschen reduziert wird; indem hochprozentige Bier- und Weinsorten durch niedrigprozentige abgelöst werden usw.

 Schließlich kann fünftens das Trinktagebuch auch genutzt werden, um die Art und Weise der Umsetzung der erdachten Strategien zu dokumentieren. Mit einem exakt geführten Tagebuch wird nicht nur festgehalten, wo es gelungen ist, den erarbeiteten Plan einzuhalten und wo dies weniger gut gelungen ist. Es gibt auch Hinweise darauf, wie ein erneuter Versuch aussehen könnte, die empfohlenen Trinkmengenlimits einzuhalten, ohne das Gefühl enormer Verzichtsleistungen zu provozieren.

Wenn die Debatte offen geführt werden kann, kommt bei der Arbeit mit dem Trinktagebuch in der Regel ein großer Einfallsreichtum zustande. Dieser kreist legitimer Weise darum, wie sich den empfohlenen Mengenlimits ohne einschneidenden Verzicht genähert werden kann. Eine starke Motivation und Handlungsbereitschaft kann gerade von der Tatsache ausgehen, dass in diesem Nachdenken die Berechtigung von Genuss nicht in Abrede gestellt wird und durch den Klienten Strategien für eine Trinkmengenreduktion ersonnen werden, die diesem realistisch und praktikabel erscheinen.

Merkenswert: Auf der Basis eines sorgfältig geführten Trinktagebuches lassen sich Beratungsstrategien entwickeln, die auf sehr verschiedene Weise Hilfe und Unterstützung bei der Entwicklung eines Trinkens geben, das den empfohlenen Trinkmengen zur Vermeidung von Alkoholfolgekrankheiten entspricht. Diese Strategien beschränken sich nicht allein auf die Kontrolle der getrunkenen Alkoholmengen über den Tag, die Woche und den Monat. Trinktagebücher können zugleich eine Sensibilisierung der Wahrnehmung und eine kritische Reflexion des eigenen Trinkens fördern. Mit dem Trinktagebuch lassen sich aber auch Beratungen durchführen, die auf die Entwicklung von Strategien für erfolgversprechende Veränderungen des Trinkens und deren Umsetzung zielen. Mit einem Trinktagebuch kann auch dokumentiert werden, wieweit die erstrebten Veränderungen realisiert werden konnten, an welcher Stelle dies noch nicht gelungen ist. Schließlich ergeben sich auch Hinweise darauf, in welche Richtung die anfangs entwickelten Strategien zu korrigieren sind, damit sie erfolgreich umsetzbar werden.

Das Potential dieser Methode erschließt sich jedoch nur, wenn es in ein passendes professionelles Handeln eingebunden wird, das sich den Grundideen der Befähigung des Klienten, des Selbstmanagements und des Empowerments verpflichtet fühlt und wegrückt von unproduktiven Kontrollbedürfnissen, paternalistischen Beweggründen und einer mangelhaften Bereitschaft, die mit dem Alkohol verbundenen positiven Gründe anzuerkennen und zu akzeptieren.

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
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263 s. 23 illüstrasyon
ISBN:
9783957442406
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