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Kitabı oku: «Die Sagen des klassischen Altertums», sayfa 17

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Fünftes Buch

Bellerophontes

Sisyphos, der Sohn des Aiolos, der listigste aller Sterblichen, baute und beherrschte die herrliche Stadt Korinth auf der schmalen Erdzunge zwischen zwei Meeren und zwei Ländern. Für allerlei Betrug traf ihn in der Unterwelt die Strafe, daß er einen schweren Marmorstein, mit Händen und Füßen angestemmt, von der Ebene eine Anhöhe hinaufwälzen mußte. Wenn er aber schon glaubte, ihn auf den Gipfel gedreht zu haben, so wandte sich die Last um, und der tückische Stein rollte wieder in die Tiefe hinunter. So mußte der gepeinigte Verbrecher das Felsstück wieder von neuem und immer von neuem emporwälzen, daß der Angstschweiß von seinen Gliedern floß.

Sein Enkel war Bellerophontes, der Sohn des Korintherköniges Glaukos. Wegen eines unvorsätzlichen Mordes flüchtig, wandte sich der Jüngling nach Tiryns, wo der König Prötos regierte. Bei diesem wurde er gütig aufgenommen und von seinem Morde gereinigt. Aber Bellerophontes hatte von den Unsterblichen schöne Gestalt und männliche Tugenden empfangen. Deswegen entbrannte die Gemahlin des Königes Prötos, Anteia, in unreiner Liebe zu ihm und wollte ihn zum Bösen verführen. Aber der edelgesinnte Bellerophontes gehorchte ihr nicht. Da verwandelte sich ihre Liebe in Haß; sie sann auf Lüge, ihn zu verderben, erschien vor ihrem Gemahl und sprach zu ihm: »Erschlage den Bellerophontes, o Gemahl, wenn dich nicht selbst unrühmlicher Tod treffen soll, denn der Treulose hat mir seine strafbare Neigung bekannt und mich zur Untreue gegen dich verleiten wollen«. Als der König solches vernommen, bemächtigte sich seiner ein blinder Eifer. Weil er jedoch den verständigen Jüngling so liebgehabt hatte, vermied er den Gedanken, ihn zu ermorden, denn er machte ihm Grauen. Aber dennoch sann er auf sein Verderben. Er schickte daher den Unschuldigen zu seinem Schwiegervater Iobates, dem Könige von Lykien, und gab ihm ein zusammengefaltetes Täfelchen mit, das er dem letzteren bei seiner Ankunft in Lykien gleichsam als einen Empfehlungsbrief vorweisen sollte; auf dieses waren gewisse Zeichen eingeritzt, die den Wink enthielten, den Überbringer hinrichten zu lassen. Arglos wandelte Bellerophontes dahin, aber die allwaltenden Götter nahmen ihn in ihren Schutz. Als er, übers Meer nach Asien gefahren, am schönen Strome Xanthos angekommen war und also Lykien erreicht hatte, trat er vor den König Iobates. Dieser aber, ein gütiger, gastfreundlicher Fürst nach der alten Sitte, nahm den edeln Fremdling auf, ohne zu fragen, wer er sei, noch, woher er komme. Seine würdige Gestalt und sein fürstliches Benehmen genügten ihm zur Überzeugung, daß er keinen gemeinen Gast beherberge. Er ehrte den Jüngling auf jede Weise, gab ihm alle Tage ein neues Fest und brachte den Göttern von Morgen zu Morgen ein neues Stieropfer. Neun Tage waren so vorübergegangen, und erst als die zehnte Morgenröte am Himmel aufstieg, fragte er den Gast nach seiner Herkunft und seinen Absichten. Da sagte ihm Bellerophontes, daß er von seinem Eidam Prötos komme, und wies ihm als Beglaubigungsschreiben das Täfelchen vor. Als der König Iobates den Sinn der mörderischen Zeichen erkannte, erschrak er in tiefster Seele; denn er hatte den edlen Jüngling sehr liebgewonnen. Doch mochte er nicht denken, daß sein Schwiegersohn ohne gewichtige Ursache die Todesstrafe über den Unglücklichen verhänge; glaubte also, dieser müsse durchaus ein todeswürdiges Verbrechen verübt haben. Aber auch er konnte sich nicht entschließen, den Menschen, der so lange sein Gast gewesen war und durch sein ganzes Benehmen sich seine Zuneigung zu erwerben gewußt hatte, geradezu umzubringen. Er gedachte ihm deswegen nur Kämpfe aufzutragen, in denen er notwendig zugrunde gehen müßte. Zuerst ließ er ihn das Ungeheuer Chimära erlegen, das Lykien verwüstete und das göttlicher, nicht menschlicher Art emporgewachsen war. Der gräßliche Typhon hatte es mit der riesigen Schlange Echidna gezeugt. Vorn war es ein Löwe, hinten ein Drache, in der Mitte eine Ziege; aus seinem Rachen ging Feuer und entsetzlicher Gluthauch. Die Götter selbst trugen Mitleiden mit dem schuldlosen Jüngling, als sie sahen, welcher Gefahr er ausgesetzt wurde. Sie schickten ihm auf seinem Wege zu dem Ungeheuer das unsterbliche Flügelroß Pegasus, das Poseidon mit der Medusa gezeugt hatte. Wie konnte ihm aber dieses helfen? Das göttliche Pferd hatte nie einen sterblichen Reiter getragen. Es ließ sich nicht einfangen und nicht zähmen. Müde von seinen vergeblichen Anstrengungen war der Jüngling am Quell Pirene, wo er das Roß gefunden hatte, eingeschlafen. Da erschien ihm im Traume seine Beschirmerin Athene; sie stand vor ihm, einen köstlichen Zaum mit goldenen Buckeln in der Hand, und sprach: »Was schläfst du, Abkömmling des Aiolos? Nimm dieses rossebändigende Werkzeug; opfre dem Poseidon einen schönen Stier und brauche des Zaums«. So schien sie dem Helden im Traume zuzusprechen, schüttelte ihren dunklen Ägisschild und verschwand. Er aber erwachte aus dem Schlafe, sprang auf und faßte mit der Hand nach dem Zaume. Und, o Wunder, der Zaum, nach dem er im Traume gegriffen, der Wachende hielt ihn wirklich und leibhaft in der Hand. Bellerophontes suchte nun den Seher Polyidos auf und erzählte ihm seinen Traum sowie das Wunder, das sich in demselben zugetragen. Der Seher riet ihm, das Begehren der Göttin ungesäumt zu erfüllen, dem Poseidon den Stier zu schlachten und seiner Schutzgöttin Athene einen Altar zu bauen. Als dies alles geschehen war, fing und bändigte Bellerophontes das Flügelroß ohne alle Mühe, legte ihm den goldenen Zaum an und bestieg es in eherner Rüstung. Nun schoß er aus den Lüften herab und tötete die Chimära mit seinen Pfeilen. Hierauf schickte ihn Iobates gegen das Volk der Solymer aus, ein streitbares Männergeschlecht, das an den Grenzen von Lykien wohnte, und nachdem er wider Erwarten den härtesten Kampf mit diesen glücklich bestanden, so wurde er von dem Könige gegen die männergleiche Schar der Amazonen gesandt. Auch aus diesem Streite kam er unverletzt und siegreich zurück. Nun legte ihm der König, um dem Verlangen seines Eidams doch endlich nachzukommen, eben auf diesem Rückwege einen Hinterhalt, wozu er die tapfersten Männer des lykischen Landes ausersehen hatte. Aber keiner von ihnen kehrte zurück, denn Bellerophontes vertilgte alle, die ihn überfallen hatten, bis auf den letzten. Nunmehr erkannte der König, daß der Gast, den er beherbergt, kein Verbrecher, sondern ein Liebling der Götter sei. Statt ihn zu verfolgen, hielt er ihn in seinem Königreiche zurück, teilte den Thron mit ihm und gab ihm seine blühende Tochter Philonoe zur Gemahlin. Die Lykier überließen ihm die schönsten Äcker und Pflanzungen zum Bebauen. Seine Gemahlin gebar ihm drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter.

Aber jetzt hatte das Glück des Bellerophontes ein Ende. Sein ältester Sohn Isander wuchs zwar auch zu einem gewaltigen Helden auf, aber er fiel in einer Schlacht gegen die Solymer. Seine Tochter Laodameia wurde, nachdem sie dem Zeus den Helden Sarpedon geboren, durch einen Pfeil der Artemis erschossen. Nur sein jüngerer Sohn Hippolochos gelangte zu ruhmvollem Alter und schickte im Kampfe der Trojaner einen heldenmütigen Sohn, Glaukos, den auch sein Vetter Sarpedon begleitete, mit einer stattlichen Schar von Lykiern den Troern zu Hilfe.

Bellerophontes selbst, durch den Besitz des unsterblichen Flügelrosses übermütig gemacht, wollte sich auf demselben zum Olymp emporschwingen und, der Sterbliche, sich in die Versammlung der Unsterblichen eindrängen. Aber das göttliche Roß selbst widersetzte sich dem kühnen Unterfangen, bäumte sich in der Luft und schleuderte den irdischen Reiter hinunter auf den Boden. Bellerophontes erholte sich zwar von diesem Fall, aber den Himmlischen seitdem verhaßt und vor den Menschen sich schämend, irrte er einsam umher, vermied die Pfade der Sterblichen und verzehrte sich in einem ruhmlosen und kummervollen Alter.

Fünftes Buch Teil 2

Theseus


Des Helden Geburt und Jugend

Theseus, der große Held und König von Athen, war ein Sohn des Aigeus und der Aithra, der Tochter des Königes Pittheus von Trözen. Seine väterliche Abkunft steigt zu dem Könige Erechtheus und zu jenen Athenern auf, die nach der Sage des Landes aus dem Boden desselben unmittelbar entsprossen waren. Von der Mutter Seite war Pelops, durch die Zahl seiner Kinder der Mächtigste unter den Königen des Peloponneses, seine Ahnherr. Bei einem von dessen Söhnen, Pittheus, dem Gründer der kleinen Stadt Trözen, kehrte der kinderlose König Aigeus von Athen, der dort etwa zwanzig Jahre vor Iasons Argonautenzug herrschte, ein, weil er sein Gastfreund war. Diesen Aigeus, den ältesten der vier Söhne des Königes Pandion, bekümmerte es schwer, daß seine Ehe mit keiner Nachkommenschaft gesegnet war. Er fürchtete nämlich gar sehr die fünfzig Söhne seines Bruders Pallas, welche feindliche Absichten gegen ihn hegten und den Kinderlosen verachteten. So kam er auf den Gedanken, sich heimlich und ohne Wissen seiner Gemahlin noch einmal zu vermählen, in der Hoffnung, er werde so einen Sohn erhalten, welcher die Stütze seines Alters und seines Reiches werden könnte. Er vertraute sich seinem Gastfreunde Pittheus, und das gute Glück wollte, daß gerade diesem ein seltsames Orakel zuteil geworden war, das ihm verkündigte, wie seine Tochter kein rühmliches Ehebündnis eingehen, aber einen berühmten Sohn gebären werde. Dies machte den König von Trözen geneigt, dem Manne, der schon zu Hause eine Gattin hatte, seine Tochter Aithra heimlich zu vermählen. Als dies geschehen war, blieb Aigeus nur noch wenige Tage zu Trözen und reiste dann wieder nach Athen zurück. Als er am Meeresufer Abschied von seiner neuvermählten Gattin nahm, legte er Schwert und Fußsohlen unter ein Felsstück und sprach: »Wenn die Götter unserem Bunde, den ich nicht aus Leichtsinn geschlossen habe, sondern um meinem Haus und Land eine Stütze zu verschaffen, hold sind und dir einen Sohn gewähren, so ziehe ihn heimlich auf und sage keinem Menschen, wer sein Vater sei. Ist er so weit herangewachsen, daß er die Kraft besitzt, das Felsstück abzuwälzen, so führe ihn an diese Stelle, laß ihn Schwert und Schuhe hervorholen, und sende ihn damit zu mir nach Athen«. Aithra gebar auch wirklich einen Sohn, nannte ihn Theseus und ließ ihn unter der Fürsorge seines Großvaters Pittheus aufwachsen; den wahren Vater des Kindes verheimlichte sie dem Befehl ihres Gatten gemäß, und der Großvater verbreitete die Sage, daß er ein Sohn des Poseidon sei. Diesem Gott erwiesen nämlich die Trözenier besondere Ehre als dem Schutzgott ihrer Stadt, brachten ihm die Erstlinge ihrer Früchte zum Opfer, und sein Dreizack war das Abzeichen von Trözen. So gab es dem Lande keinen Anstoß, wenn die Königstochter einer Leibesfrucht von dem hochgeehrten Gotte gewürdigt worden war. Als aber der Jüngling nicht bloß zu herrlicher Körperstärke heranwuchs, sondern auch Kühnheit, Einsicht und festen Sinn zeigte, da führte ihn seine Mutter Aithra zu dem Steine, unterrichtete ihn über seine wahre Herkunft und forderte ihn auf, die Erkennungszeichen seines Vaters Aigeus hervorzuholen und nach Athen zu fahren. Theseus stemmte sich an den Stein und schob ihn mit Leichtigkeit zurück; er band sich die Sohlen unter die Füße und das Schwert an die Seite. Zur See zu reisen weigerte er sich, obgleich Großvater und Mutter ihn inständig darum baten. Der Landweg nach Athen war nämlich damals sehr gefährlich, weil allenthalben Räuber und Bösewichter lauerten. Denn jenes Zeitalter brachte Menschen hervor, welche sich zwar in Leibesstärke und Taten der Faust unüberwindlich zeigten, aber diese Vorzüge nicht zu menschenfreundlichen Handlungen anwandten, sondern ihre Freude an Übermut und Gewalttaten hatten und alles mißhandelten oder vertilgten, was ihnen in die Hände fiel. Einige derselben hatte Herakles auf seinen Zügen erschlagen. Um jene Zeit aber diente dieser gerade als Sklave bei der Königin Omphale in Lydien und säuberte zwar jenes Land, in Griechenland aber brachen die Gewalttätigkeiten von neuem hervor, weil niemand ihnen Einhalt tat. Deswegen war die Landreise aus dem Peloponnes nach Athen mit der größten Gefahr verbunden, und sein Großvater beschrieb dem jungen Theseus genau jeden dieser Räuber und Mörder und welche Grausamkeiten sie an den Fremden zu verüben pflegten. Aber Theseus hatte sich längst den Herakles und seine Tapferkeit zum Vorbilde genommen. Als er sieben Jahre alt war, hatte dieser Held seinen Großvater Pittheus besucht, und wie derselbe mit dem Könige zu Tische saß und schmauste, durfte unter andern Knaben der Trözenier auch der kleine Theseus zuschauen. Herakles hatte beim Mahle seine Löwenhaut abgelegt. Die übrigen Knaben nun machten sich, als sie die Haut erblickten, auf die Flucht. Theseus aber ging ohne Furcht hinaus, nahm einem der Diener eine Axt aus der Hand und rannte damit auf die Haut los, die er für einen wirklichen Löwen hielt. Seit diesem Besuche des Herakles träumte Theseus voll Bewunderung des Nachts von seinen Taten, und am Tage sann er auf nichts anderes, als wie er dereinst ähnliches unternehmen wollte. Auch waren sie blutsverwandt, denn ihre Mütter waren Kinder von Geschwistern. So konnte jetzt der sechzehnjährige Theseus den Gedanken nicht ertragen, daß, während sein Vetter überall die Frevler aufsuche und Land und Meer von ihnen reinige, er die sich ihm darbietenden Kämpfe fliehen sollte. »Was würde«, sprach er unwillig, »der Gott, den man meinen Vater nennt, von dieser feigen Reise im sichern Schoße seiner Gewässer denken, was würde mein wahrer Vater sagen, wenn ich ihm als Kennzeichen Schuhe ohne Staub und ein Schwert ohne Blut brächte?« Diese Worte gefielen seinem Großvater, der auch ein tapferer Held gewesen war. Die Mutter gab ihm ihren Segen, und Theseus ging davon.

Seine Wanderung zum Vater

Der erste, der ihm in den Weg kam, war der Straßenräuber Periphetes, dessen Waffe eine mit Eisen beschlagene Keule war, von welcher er den Beinamen Keulenschwinger führte und mit der er die Wanderer zu Boden schmetterte.

Als Theseus in die Gegend von Epidauros kam, stürzte dieser Bösewicht aus einem finstern Walde hervor und versperrte ihm den Weg. Der Jüngling aber rief ihm wohlgemut zu: »Elender! du kommst mir eben gelegen; deine Keule wird dem wohl anstehen, der als ein zweiter Herakles in der Welt aufzutreten gesonnen ist!« Mit diesem Ausrufe warf er sich auf den Räuber und erschlug ihn nach einem kurzen Kampfe. Dem Getöteten nahm er die Keule aus der Hand und trug sie als Siegeszeichen und Waffe von dannen.

Einem andern Frevler begegnete er auf der Landenge von Korinth; dieses war Sinnis der Fichtenbeuger, so genannt, weil er, wenn er einen Wanderer in seine Gewalt bekommen hatte, mit seinen riesenstarken Händen zwei Fichtenwipfel herunterzubeugen pflegte; an die band er seinen Gefangenen und ließ ihn von den zurückschnellenden Bäumen zerreißen. Mit der Erlegung dieses Ungeheuers weihte Theseus seine Keule ein. Sinnis hatte eine sehr schöne, schlanke Tochter, Perigune mit Namen, die Theseus bei der Ermordung ihres Vaters erschrocken hatte fliehen sehen und nun überall suchte. Das Mädchen hatte sich an einem dicht mit Gartengewächsen bepflanzten Ort versteckt und flehte, als verstanden sie es, mit kindlicher Unschuld diese Sträuche an, indem sie ihnen unter Schwüren gelobte, sie niemals zu verletzen oder zu verbrennen, wenn dieselben sie verdecken und retten wollten. Da sie aber Theseus zurückrief, mit der Versicherung, ihr nichts zuleide zu tun, vielmehr aufs beste für sie sorgen zu wollen, kam sie hervor und blieb seitdem unter seinem Schirme. Er gab sie später dem Deïoneus, dem Sohne des Königes Eurytos von Öchalia, zur Gattin. Ihre ganze Nachkommenschaft hielt den Schwur und verbrannte nie eines von den Gewächsen, welche ihre Ahnfrau geschirmt hatten.

Aber nicht nur von verderblichen Menschen säuberte Theseus den Weg, auf welchem er einherzog; auch gegen schädliche Tiere glaubte er, hierin nicht weniger dem Herakles ähnlich, den Kampf wagen zu müssen. So erlegte er denn unter anderm die Phaia: so hieß das Krommyonische Schwein, welches kein gemeines Tier, sondern streitbar und schwer zu besiegen war. Über solchen Taten kam er an die Grenze von Megara und stieß hier auf den Skiron, einen dritten berüchtigten Straßenräuber, der seinen Aufenthalt auf den hohen Felsen zwischen dem Megarerlande und Attika genommen hatte. Dieser pflegte aus frechem Mutwillen den Fremden seine Füße vorzuhalten, mit dem Befehle, sie zu waschen, und während dies geschah, stürzte er sie mit einem Tritt ins Meer. Dieselbe Todesstrafe vollzog nun Theseus an ihm selber. Schon auf attischem Gebiete, bei der Stadt Eleusis, begegnete er dem Wegelagerer Kerkyon; dieser forderte die Vorbeireisenden zum Ringkampfe auf, und wenn er siegte, brachte er sie um. Theseus nahm seine Ausforderung an, überwand ihn und befreite die Welt von dem Ungeheuer. Nachdem er nun eine kleine Strecke weitergereist war, kam er zu dem letzten und grausamsten jener Straßenräuber, dem Damastes, den aber jedermann nur unter seinem Beinamen Prokrustes, das heißt der Gliedausrecker, kannte. Dieser hatte zwei Bettstellen, eine sehr kurze und eine sehr lange. Kam nun ein Fremder in sein Gehege, der klein war, so führte ihn der finstere Räuber beim Schlafengehen zur langen Bettstelle. »Wie du siehst«, sprach er dann, »ist meine Lagerstatt für dich viel zu groß; laß dir das Bette anpassen, Freund!« Und damit reckte er ihm die Glieder so lange auseinander, bis er den Geist aufgab. Kam aber ein langer Gast, so brachte er ihn zur kurzen Bettstelle, und zu diesem sagte er: »Es ist mir leid, Guter, daß mein Lager nicht für dich gemacht und viel zu klein ist, doch dem soll bald geholfen sein!« Und so hieb er ihm die Füße ab, so weit sie das Bett überragten. Diesen, der ein Riese von Natur war, legte Theseus in das kleine Bett des Räubers selbst und schnitt ihm den Leib zusammen, daß er jämmerlich umkam. So widerfuhr den meisten dieser Verbrecher von der Hand des Theseus nach der Weise ihres eigenen Unrechtes ihr Recht.

Auf seiner ganzen bisherigen Reise war dem Helden nichts Freundliches begegnet. Endlich aber, als er zum Flusse Kephissos kam, traf er auf einige Männer aus dem Geschlechte der Phytaliden, bei denen er gastfreie Aufnahme fand. Vor allen Dingen reinigten sie ihn auf seine Bitte mit den gewohnten Gebräuchen vom vergossenen Blute und bewirteten ihn in ihrem Hause. Nachdem er sich gütlich getan und den wackern Leuten seinen Dank mit herzlichen Worten bezeugt, lenkte er seine Schritte der nahen väterlichen Heimat zu.

Theseus in Athen

Zu Athen fand der junge Held nicht den Frieden und die Freude, die er erwartet hatte. Bei der Bürgerschaft herrschte Verwirrung und Zwietracht, und das Haus seines Vaters Aigeus selbst fand er in trauriger Lage. Medea, die auf ihrem Drachenwagen Korinth und den verzweifelnden Iason verlassen hatte, war zu Athen angekommen, hatte sich in die Gunst des alten Aigeus eingeschlichen und versprochen, durch ihre Zaubermittel ihm die Kraft seiner Jugend zurückzugeben. Deswegen lebte der König mit ihr in vertrautem Verhältnisse. Durch ihren Zauber hatte das furchtbare Weib vorher Kunde von der Ankunft des Theseus erhalten, und nun überredete sie den Aigeus, den der Parteizwist seiner Bürger mit Argwohn erfüllte, den Fremdling, in welchem er den Sohn nicht ahnte und den sie ihm als einen gefährlichen Späher darzustellen wußte, als Gast zu bewirten und mit Gift aus dem Wege zu räumen. So erschien denn Theseus unerkannt beim Frühmahle und freute sich, den Vater selbst entdecken zu lassen, wen er vor sich habe. Schon war ihm der Giftbecher vorgesetzt, und Medea harrte mit Ungeduld auf den Augenblick, wo der neue Ankömmling, von dem sie aus dem Hause vertrieben zu werden fürchtete, die ersten Züge daraus tun würde, die wirksam genug sein sollten, ihm die jungen wachsamen Augen für immer zu schließen. Theseus aber, den mehr nach der Umarmung seines Vaters als nach dem Becher verlangte, zog, scheinbar um das vorgelegte Fleisch zu zerschneiden, das Schwert, das sein Vater für ihn hinter den Felsblock hinterlegt hatte, damit Aigeus es gewahr werden und den Sohn in ihm erkennen sollte. Dieser sah nicht so bald die ihm wohlbekannte Waffe blinken, als er den Giftbecher umwarf, und nachdem er sich durch einige Fragen vollends überzeugt hatte, daß er den vom Schicksal ersehnten Sohn in junger Heldenblüte vor sich habe, so schloß er ihn in seine Arme. Sofort stellte der Vater ihn der Versammlung des Volkes vor, dem er die Abenteuer seiner Reise erzählen mußte und das den früh erprobten Helden mit freudigem Jauchzen begrüßte. Gegen die falsche Medea hatte der König Aigeus jetzt einen Abscheu gefaßt, und die mordlustige Zauberin wurde aus dem Lande vertrieben.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
390 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain
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