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Kitabı oku: «Die Sagen des klassischen Altertums», sayfa 18

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Theseus bei Minos

Die erste Tat, die Theseus verrichtete, seitdem er als Königssohn und Erbe des attischen Throns an seines Vaters Seite lebte, war die Aufreibung der fünfzig Söhne seines Oheims Pallas, welche früher gehofft hatten, den Thron zu erlangen, wenn Aigeus ohne Kinder stürbe, und welche ergrimmt waren, daß jetzt nicht bloß ein angenommener Sohn des Pandion, wie Aigeus war, König der Athener sei, sondern daß auch in Zukunft ein hergelaufener Fremdling die Herrschaft über sie und das Land führen sollte. Sie griffen daher zu den Waffen und legten dem Ankömmling einen Hinterhalt. Aber der Herold, den sie mit sich führten und der ein fremder Mann war, verriet diesen Plan dem Theseus, der nun plötzlich ihr Versteck überfiel und alle fünfzig niedermachte. Um durch diese blutige Notwehr die Gemüter des Volkes nicht von sich abzukehren, zog hierauf Theseus auf ein gemeinnütziges Wagestück aus, bezwang den marathonischen Stier, der den Bewohnern vier attischer Gemeinden nicht wenig Not verursacht hatte, führte ihn zur Schau durch Athen und opferte ihn endlich dem Apollo.

Um diese Zeit kamen von der Insel Kreta zum drittenmal Abgeordnete des Königs Minos, um den gebräuchlichen Tribut abzuholen. Mit demselben verhielt es sich also: Der Sohn des Minos, Androgeos, war, wie die Sage ging, im attischen Gebiete durch Hinterlist getötet worden. Dafür hatte sein Vater die Einwohner mit einem verderblichen Kriege heimgesucht, und die Götter selbst hatten das Land durch Dürre und Seuchen verwüstet. Da tat das Orakel Apollos den Spruch, der Zorn der Götter und die Leiden der Athener würden aufhören, wenn sie den Minos besänftigten und seine Verzeihung erlangen könnten. Hierauf hatten sich die Athener mit Bitten an ihn gewendet und Frieden erhalten unter der Bedingung, daß sie alle neun Jahre sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen als Tribut nach Kreta zu schicken hätten. Diese sollen nun von Minos in sein berühmtes Labyrinth eingeschlossen worden sein, und dort habe sie, erzählt man, der gräßliche Minotauros, ein zwitterhaftes Geschöpf, das halb Mensch und halb Stier war, getötet, oder man habe sie verschmachten lassen. Als nun die Zeit des dritten Tributes herbeigekommen war und die Väter, welche unverheiratete Söhne und Töchter hatten, diese dem entsetzlichen Lose unterwerfen mußten, da erneuerte sich der Unwille der Bürger gegen Aigeus, und sie fingen an, darüber zu murren, daß er, der Urheber des ganzen Unheils, allein seinen Teil an der Strafe nicht zu leiden habe, und nachdem er einen hergelaufenen Bastard zum Nachfolger ernannt, gleichgültig zusehe, wie ihnen ihre rechtmäßigen Kinder entrissen würden. Den Theseus, der sich schon gewöhnt hatte, das Geschick seiner Mitbürger nicht als ein fremdes zu betrachten, schmerzten diese Klagen. Er stand in der Volksversammlung auf und erklärte, sich selbst ohne Los hinzugeben. Alles Volk bewunderte seinen Edelmut und aufopfernden Bürgersinn; auch blieb sein Entschluß, obgleich sein Vater ihn mit den dringendsten Bitten bestürmte, daß er ihn des unerwarteten Glückes, einen Sohn und Erben zu besitzen, doch nicht so bald wieder berauben solle, unerschütterlich fest. Seinen Vater aber beruhigte er durch die zuversichtliche Versicherung, daß er mit den herausgelosten Jünglingen und Jungfrauen nicht in das Verderben gehe, sondern den Minotauros bezwingen werde. Bisher nun war das Schiff, das die unglücklichen Opfer nach Kreta hinüberführte, zum Zeichen ihrer Rettungslosigkeit mit schwarzem Segel abgesendet worden. Jetzt aber, als Aigeus seinen Sohn mit so kühnem Stolze sprechen hörte, rüstete er zwar das Schiff noch auf dieselbe Weise aus, doch gab er dem Steuermann ein anderes Segel von weißer Farbe mit und befahl ihm, wenn Theseus gerettet zurückkehre, dieses auszuspannen; wo nicht, mit dem schwarzen zurückzukehren und so das Unglück zum voraus anzukündigen. Als nun das Los gezogen war, führte der junge Theseus die Knaben und Mädchen, die es getroffen hatte, zuerst in den Tempel des Apollo und brachte dem Gott in ihrem Namen den mit weißer Wolle umwundenen Ölzweig, das Weihgeschenk der Schutzflehenden, dar. Nachdem das feierliche Gebet gesprochen war, ging er von allem Volk begleitet mit den auserlesenen Jünglingen und Jungfrauen ans Meeresufer hinab und bestieg das Trauerschiff.

Das Orakel zu Delphi hatte ihm geraten, er solle die Göttin der Liebe zur Führerin wählen und ihr Geleite sich erbitten. Theseus verstand diesen Spruch nicht, brachte jedoch der Aphrodite ein Opfer dar. Der Erfolg aber gab der Weissagung ihren guten Sinn. Denn als Theseus auf Kreta gelandet und vor dem Könige Minos erschienen war, zog seine Schönheit und Heldenjugend die Augen der reizenden Königstochter Ariadne auf sich. Sie gestand ihm ihre Zuneigung in einer geheimen Unterredung und händigte ihm einen Knäuel Faden ein, dessen Ende er am Eingange des Labyrinthes festknüpfen und den er während des Hinschreitens durch die verwirrenden Irrgänge in der Hand ablaufen lassen sollte, bis er an die Stelle gelangt wäre, wo der Minotauros seine gräßliche Wache hielt. Zugleich übergab sie ihm ein gefeites Schwert, womit er dieses Ungeheuer töten könnte. Theseus ward mit allen seinen Gefährten von Minos in das Labyrinth geschickt, machte den Führer seiner Genossen, erlegte mit seiner Zauberwaffe den Minotauros und wand sich mit allen, die bei ihm waren, durch Hilfe des abgespulten Zwirns aus den Höhlengängen des Labyrinthes glücklich heraus. Jetzt entfloh Theseus samt allen seinen Gefährten mit Hilfe und in Begleitung Ariadnes, die der junge Held, beglückt durch den lieblichen Kampfpreis, den er unerwartet errungen, mit sich führte. Auf ihren Rat hatte er auch den Boden der kretischen Schiffe zerhauen und so ihrem Vater das Nachsetzen unmöglich gemacht. Schon glaubte er seine holde Beute ganz in Sicherheit und kehrte mit Ariadne sorglos auf der Insel Dia ein, die später Naxos genannt wurde. Da erschien ihm der Gott Bakchos im Traum, erklärte, daß Ariadne die ihm selbst vom Schicksal bestimmte Braut sei, und drohte ihm alles Unheil, wenn Theseus die Geliebte nicht ihm überlassen würde. Theseus war von seinem Großvater in Götterfurcht erzogen worden; er scheute den Zorn des Gottes, ließ die wehklagende, verzagende Königstochter auf der einsamen Insel zurück und schiffte weiter. In der Nacht erschien Ariadnes rechter Bräutigam, Bakchos, und entführte sie auf den Berg Drios; dort verschwand zuerst der Gott, bald darauf ward auch Ariadne unsichtbar. Theseus und seine Gefährten waren über den Raub der Jungfrau sehr betrübt. In ihrer Traurigkeit vergaßen sie, daß ihr Schiff noch die schwarzen Segel aufgezogen hatte, mit welchen es die attische Küste verlassen; sie unterließen, dem Befehle des Aigeus zufolge die weißen Tücher aufzuspannen, und das Schiff flog in seiner schwarzen Trauertracht der Heimatküste entgegen. Aigeus befand sich eben an der Küste, als das Schiff herangesegelt kam, und genoß von einem Felsenvorsprunge die Aussicht auf die offene See. Aus der schwarzen Farbe der Segel schloß er, daß sein Sohn tot sei. Da erhub er sich von dem Felsen, auf dem er saß, und im unbegrenzten Schmerze des Lebens überdrüssig, stürzte er sich in die jähe Tiefe; zu seinem Andenken nannte man von da an dies Meer das Ägäische. — Indessen war Theseus gelandet, und nachdem er im Hafen die Opfer dargebracht hatte, die er bei der Abfahrt den Göttern gelobt, schickte er einen Herold in die Stadt, die Rettung der sieben Jünglinge und Jungfrauen und seine eigene zu verkündigen. Der Bote wußte nicht, was er von dem Empfange denken sollte, der ihm in der Stadt zuteil ward. Während die einen ihn voll Freude bewillkommten und als den Überbringer froher Botschaft bekränzten, fand er andere in tiefe Trauer versenkt, die seinen fröhlichen Worten gar kein Gehör schenkten. Endlich löste sich ihm das Rätsel durch die erst allmählich sich verbreitende Nachricht vom Tode des Königes Aigeus. Der Herold nahm nun zwar die Kränze in Empfang, schmückte aber damit nicht seine Stirne, sondern nur den Heroldsstab und kehrte so zum Gestade zurück. Hier fand er den Theseus noch im Tempel mit der Darbringung des Dankopfers beschäftigt; er blieb daher vor der Türe des Tempels stehen, damit die heilige Handlung nicht durch die Trauernachricht gestört würde. Sobald das Brandopfer ausgegossen war, meldete er des Aigeus Ende. Theseus warf sich, vom Schmerz wie vom Blitze getroffen, zur Erde, und als er sich wieder aufgerafft hatte, eilten alle, nicht unter Freudenjubel, wie sie es sich gedacht hatten, sondern unter Wehgeschrei und Klageruf in die Stadt.

Theseus als König

Nachdem Theseus unter vielen Klagen seinen Vater bestattet hatte, weihte er dem Apollo, was er ihm gelobt hatte. Das Schiff, in welchem er mit den attischen Jünglingen und Jungfrauen abgefahren und gerettet zurückgekehrt war, ein Fahrzeug von dreißig Rudern, wurde zum ewigen Andenken von den Athenern aufbewahrt, indem das abgängige Holz immer wieder durch neues ersetzt ward. Und so wurde dieser heilige Überrest alter Heldenzeit noch geraume Zeit nach Alexander dem Großen den Freunden des Altertums gezeigt.

Theseus, der jetzt König geworden war, bewies bald, daß er nicht nur ein Held in Kampf und Fehde sei, sondern auch fähig, einen Staat einzurichten und ein Volk im Frieden zu beglücken. Hierin tat er es selbst seinem Vorbilde Herakles zuvor. Er unternahm nämlich ein großes und bewundernswürdiges Werk. Vor seiner Regierung wohnten die meisten Einwohner Attikas zerstreut um die Burg und kleine Stadt Athen herum, auf einzelnen Bauernhöfen und weilerartigen Dörfern. Sie konnten daher nur schwer zusammengebracht werden, um über öffentliche Angelegenheiten zu ratschlagen; ja bisweilen gerieten sie auch über kleinliche Gegenstände des Nachbarbesitzes miteinander in Streit. Theseus nun war es, der alle Bürger des attischen Gebietes in eine Stadt vereinigte und so aus den zerstreuten Gemeinden einen gemeinschaftlichen Staat bildete; und dieses große Werk brachte er nicht wie ein Tyrann durch Gewalt zustande, sondern er reiste bei den einzelnen Gemeinden und Geschlechtern herum und suchte ihre freiwillige Einstimmung zu erlangen. Die Armen und Niedrigen bedurften keiner langen Ermahnung, sie konnten bei dem Zusammenleben mit den Vermögenderen nur gewinnen; den Mächtigen und Reichen aber versprach er Beschränkung der Königsgewalt, die bisher zu Athen unbeschränkt gewesen war, und eine vollkommen freie Verfassung«.Ich selbst«, sprach er, »will nur euer Anführer im Kriege und Beschützer der Gesetze sein, im übrigen soll allen meinen Mitbürgern Gleichheit der Rechte gestattet werden«. Dieses leuchtete vielen der Vornehmen ein; andere, denen die Umwandlung der Staatsverhältnisse weniger willkommen war, fürchteten sich vor seiner Beliebtheit beim Volke, der großen Macht, die er bereits besaß, und seinem wohlbekannten kühnen Mute. Sie wollten daher lieber der Überredung desjenigen nachgeben, der sie zwingen konnte.

So hob er denn alle einzelnen Rathäuser und unabhängigen Obrigkeiten in den Gemeinden auf und gründete ein allen gemeinsames Rathaus mitten in der Stadt, stiftete auch ein Fest für alle Staatsbürger, welches er das Allathenerfest (Panathenäen) nannte. Erst jetzt wurde Athen zu einer förmlichen Stadt und auch sein Name Athen erst recht gangbar. Vorher war es nichts anders als eine Königsburg gewesen, Kekropsburg von ihrem Gründer benannt, und nur wenige Bürgerhäuser hatten darumher gestanden. Um diese neue Stadt noch mehr zu vergrößern, rief er unter Zusicherung gleicher Bürgerrechte aus allen Gegenden neue Ansiedler herbei; denn er wollte in Athen eine allgemeine Völkersiedlung gründen. Damit aber die zusammengeströmte Menschenmenge nicht Unordnung in den neubegründeten Staat brächte, teilte er das Volk zuerst in Edle, Landbauern und Handwerker und wies jedem Stande seine eigentümlichen Rechte und Pflichten zu, so daß die Edeln durch Ansehen und Amtstätigkeit, die Landbauern durch ihre Nützlichkeit, die Handwerker durch ihre Menge den Vorzug zu haben schienen. Seine eigene Gewalt als König beschränkte er, wie er versprochen hatte, und machte sie von dem Rate der Edeln und der Versammlung des Volkes abhängig.

Der Amazonenkrieg

Während Theseus damit beschäftigt war, den Staat durch Götterfurcht zu befestigen, und daher den Dienst der Athene (Minerva) als Schutzgöttin des Landes begründete, auch dem Poseidon zu Ehren, dessen besonderer Schützling er war und für dessen Sohn er lange gegolten hatte, die heiligen Kampfspiele auf dem Isthmus von Korinth einführte oder doch erneuerte, wie einst Herakles die olympischen Spiele dem Zeus angeordnet hatte, wurde Athen von einem seltsamen und außerordentlichen Kriege heimgesucht. Theseus war nämlich in jüngeren Jahren auf einem Fehdezug an der Küste der Amazonen gelandet, und diese, die nicht männerscheu waren, flohen so wenig vor dem stattlichen Helden, daß sie ihm vielmehr Gastgeschenke zusandten. Dem Theseus aber gefielen nicht nur die Gaben, sondern auch die schöne Amazone, die deren Überbringerin war. Diese hieß Hippolyte, und der Held lud sie ein, sein Schiff zu besuchen; als sie dieses bestiegen hatte, fuhr er mit seinem schönen Raube davon. Zu Athen angekommen, vermählte er sich mit ihr. Hippolyte war nicht ungerne die Gemahlin eines Helden und eines herrlichen Königs. Aber das streitbare Weibervolk der Amazonen war über jenen frechen Raub entrüstet, und noch als derselbe längst vergessen schien, sannen sie auf Rache, nahmen eine Gelegenheit wahr, wo der Staat der Athener unbewacht schien, und plötzlich eines Tages landeten sie mit einer Schiffeschar, bemächtigten sich des Landes und umzingelten die Stadt, in welche sie im Sturm einbrachen. Ja sie schlugen mitten in derselben ein ordentliches Lager, und die erschrockenen Einwohner hatten sich auf die Burg zurückgezogen. Beide Teile verzögerten darauf aus Scheu den Angriff; endlich begann Theseus den Kampf von der Burg herab, nachdem er dem Orakel gemäß dem Gotte des Schreckens ein Opfer gebracht hatte. Anfangs wichen die athenischen Männer dem Andrange der fremden Mannweiber und wurden bis zu dem Tempel der Eumeniden zurückgedrängt. Dann aber erneuerte sich der Kampf von einer andern Seite her; der rechte Flügel der Amazonen wurde bis zu ihrem Lager zurückgetrieben, und viele wurden getötet. Die Königin Hippolyte soll in dieser Schlacht, ihres Ursprungs uneingedenk, mit ihrem Gemahl gegen die Amazonen gekämpft haben. Ein Wurfspieß traf sie an Theseus’ Seite und streckte sie tot darnieder. Ihrem Gedächtnis wurde später eine Säule zu Athen errichtet. Den ganzen Krieg beschloß ein Friedensschluß, dem zufolge die Amazonen Athen verließen und in ihr Vaterland zurückkehrten.

Theseus und Peirithoos

Lapithen- und Zentaurenkampf

Theseus stand im Rufe außerordentlicher Stärke und Tapferkeit. Peirithoos, einer der berühmtesten Helden des Altertums, ein Sohn Ixions, empfand Lust, ihn auf die Probe zu setzen, und trieb Rinder, die jenem gehörten, von Marathon weg; und als ihm zu Ohren kam, daß Theseus, die Waffen in der Hand, ihm nachsetze, da hatte er, was er wollte, und floh nicht, sondern wandte sich um, ihm entgegenzusehen. Als die beiden Helden einander nahe genug waren, um einer den andern zu messen, da wurde jeder von Bewunderung der schönen Gestalt und der Kühnheit des Gegners so sehr ergriffen, daß sie wie auf ein gegebenes Zeichen die Streitwaffen zu Boden warfen und aufeinander zueilten. Peirithoos streckte dem Theseus die Rechte entgegen und forderte ihn auf, selbst als Schiedsrichter über den Raub der Rinder zu entscheiden: welche Genugtuung Theseus bestimmen werde, der wolle er sich freiwillig unterwerfen. »Die einzige Genugtuung, die ich verlange«, erwiderte Theseus mit leuchtendem Blicke, »ist die, daß du aus einem Feinde und Beschädiger mein Freund und Kampfgenosse werdest!« Nun umarmten sich die beiden Helden und schwuren einander treue Freundschaft zu.

Als hierauf Peirithoos die thessalische Fürstentochter Hippodameia, aus dem Geschlechte der Lapithen, freite, lud er auch seinen Waffenbruder Theseus zu der Hochzeit. Die Lapithen, unter denen die Festlichkeit gefeiert wurde, waren ein berühmter Stamm Thessaliens, rohe, zur Tiergestalt sich neigende Bergmenschen, die ersten Sterblichen, welche Pferde bändigen lernten. Die Braut aber, welche diesem Geschlechte entsproßt war, hatte nichts den Männern dieses Stammes Ähnliches. Sie war holdselig von Gestalt, zarten jungfräulichen Antlitzes und so schön, daß den Peirithoos alle Gäste um ihretwillen glückselig priesen. Sämtliche Fürsten Thessaliens waren bei dem Feste erschienen; aber auch die Verwandten des Peirithoos, die Zentauren, fanden sich ein, die Halbmenschen, die von dem Ungeheuer abstammten, das die Wolke, welche Ixion, der Vater des Peirithoos, anstatt der Hera umarmt hatte, diesem geboren; daher sie auch alle zusammen die Wolkensöhne hießen. Sie waren die beständigen Feinde der Lapithen. Diesmal aber hatte die Verwandtschaft mit dem Bräutigam sie den alten Groll vergessen lassen und zu dem Freudenfeste herbeigelockt. Die festliche Hofburg des Peirithoos erscholl von wirrem Getümmel; Brautlieder wurden gesungen, von Glut, Wein und Speisen dampften die Gemächer. Der Palast faßte nicht alle die Gäste. Lapithen und Zentauren, in bunten Reihen gemengt, saßen an geordneten Tischen in baumumschatteten Grotten zu Gaste.

Lange rauschte das Fest in ungestörter Fröhlichkeit. Da begann vom vielen Genusse des Weines das Herz des Wildesten unter den Zentauren, Eurytion, zu rasen; und der Anblick der schönen Jungfrau Hippodameia verführte ihn zu dem tollen Gedanken, dem Bräutigam seine Braut zu rauben. Niemand wußte, wie es gekommen war, niemand hatte den Beginn der unsinnigen Tat bemerkt, aber auf einmal sahen die Gäste den wütenden Eurytion, wie er die sich sträubende und hilferufende Hippodameia an den Haaren gewaltsam auf dem Boden schleifte. Seine Untat war für die weinerhitzte Schar der Zentauren ein Zeichen, gleiches zu wagen; und ehe die fremden Helden und Lapithen sich von ihren Sitzen erhoben hatten, hielt schon jeder der Zentauren eins der thessalischen Mädchen, die am Hofe des Königes dienten oder als Gäste bei der Hochzeit zugegen waren, mit rohen Händen als eine Beute gefaßt. Die Hofburg und die Gärten glichen einer eroberten Stadt. Das Geschrei der Weiber hallte durch das weite Haus. Schnell sprangen Freunde und Geschlechtsverwandte der Braut von ihren Sitzen empor. »Welche Verblendung treibt dich, Eurytion«, rief Theseus, »den Peirithoos zu reizen, während ich noch lebe, und so zwei Helden in einem zu kränken?« Mit diesem Worte drang er auf die Stürmenden ein und entriß dem wütenden Räuber die Geraubte. Eurytion sprach nichts darauf, denn er konnte seine Tat nicht verteidigen, sondern er hub seine Hand gegen Theseus auf und versetzte diesem einen Schlag auf die Brust. Aber Theseus ergriff, da ihm keine Waffe zur Hand war, einen ehernen Krug mit erhabener Arbeit, der zufällig neben ihm stand; diesen schmetterte er dem Gegner ins Antlitz, daß er rücklings in den Sand fiel und Gehirn und Blut zugleich aus der Kopfwunde drang. »Zu den Waffen!« scholl es jetzt von allen Seiten an den Zentaurentischen; zuerst flogen Becher, Flaschen und Näpfe, dann entriß ein tempelräuberisches Untier die Weihgeschenke den benachbarten heiligen Stätten; ein anderer riß die Lampe herab, die über dem Mahle voll Kerzen brannte, wieder ein anderer focht mit einem Hirschgeweih, das an den Wänden der Grotte als Schmuck und Weihgeschenk hing. Ein entsetzliches Gemetzel wurde unter den Lapithen angerichtet. Rhötos, der Schlimmste nach Eurytion, ergriff die größte Brandfackel vom Altare und bohrte sie einem schon verwundeten Lapithen wie ein Schwert in die klaffende Wunde, daß das Blut wie Eisen in der Esse zischte. Gegen diesen jedoch hub der tapferste Lapithe, Dryas, einen im Feuer geglühten Pfahl und durchbohrte ihn zwischen Nacken und Schulter. Der Fall dieses Zentauren tat dem Morden seiner rasenden Gesellen Einhalt, und Dryas vergalt nun den Wütenden, indem er fünf hintereinander niederstreckte. Jetzt flog auch der Speer des Helden Peirithoos und durchbohrte einen riesigen Zentauren, den Petraios, wie er gerade einen Eichenstamm aus der Erde zu rütteln bemüht war, und damit zu kämpfen; sowie er den Stamm eben umklammert hielt, heftete der Speer seine schwer atmende Brust ans knorrige Eichenholz. Ein zweiter, Diktys, fiel von den Streichen des griechischen Helden und zerknickte im Fallen eine mächtige Esche. Ein dritter wollte diesen rächen, wurde aber von Theseus mit einem Eichpfahl zermalmt. Der schönste und jugendlichste unter den Zentauren war Kyllaros; goldfarben sein langes Lockenhaar und sein Bart, sein Antlitz freundlich, Nacken, Schultern, Hände und Brust wie vom Künstler geformt, auch der untere Teil seines Körpers, der Roßleib, war ohne Fehler, der Rücken bequem zum Sitzen, die Brust hochgewölbt, die Farbe pechschwarz, nur Beine und Schweif lichtfarbig. Er war mit seiner Geliebten, der schönen Zentaurin Hylonome, beim Fest erschienen, die sich beim Mahle liebkosend an ihn lehnte und auch jetzt mit ihm vereint im wütenden Kampf an seiner Seite focht. Diesen traf, von unbekannter Hand, eine Wunde ins Herz, daß er, zum Tode verwundet, seiner Geliebten in die Arme sank. Hylonome pflegte seine sterbenden Glieder, küßte ihn und versuchte vergebens, den entfliehenden Atem aufzuhalten. Als sie ihn verscheiden sah, zog sie ihm den Wurfpfeil aus dem Herzen und stürzte sich darein.

Noch lange wütete der Kampf zwischen den Lapithen und den Zentauren fort, bis die letzteren ganz unterlegen waren und nur Flucht und Nacht dem weitern Gemetzel sie entrückte. Jetzt blieb Peirithoos im unbestrittenen Besitze seiner Braut, und Theseus verabschiedete sich am andere Morgen von seinem Freunde. Der gemeinschaftliche Kampf hatte das frischgeknüpfte Band dieser Verbrüderung schnell in einen unauflöslichen Knoten zusammengezogen.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
390 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain
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