Kitabı oku: «Fantastische Geschichten», sayfa 3

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Fabian teilte zwar nicht Bens Ansicht, doch schob er die Goldsachen zur Tischmitte zurück.

Ben sah es ihm sofort an, dass er eingeschnappt war. Aber für ihn stand sein Entschluss fest. Fabian zuliebe würde er nicht nachgeben.

„Dann will ich aber“, sagte Fabian gereizt, „dass wir jetzt über den Wunsch reden!“

„Meinetwegen!“ Jetzt war auch Ben gereizt. „Mach einen Vorschlag!“

„Wir könnten ... wir könnten uns …“, stotterte Fabian.

„Aber ich sage dir gleich“, unterbrach Ben ihn, „wenn wir den Wunsch vorher stellen, das heißt, bevor wir überhaupt wissen, woher unser Dschinni die Goldsachen hat, dann ist er erlöst, macht sich davon, und wir bleiben auf den Dingern sitzen.“ Er kam nicht dazu, sich weiter darüber auszulassen. Draußen fiel die Wohnungstür ins Schloss. Sie hörten Stimmen. Bens Mutter, die solange einkaufen und von den Jungs unbemerkt zurückgekommen war, begrüßte den Vater.

„Nur weg damit!“ Wie ein Besessener stürzte sich Ben auf den Schatz. Er wusste, der Vater würde gleich hereinkommen. Sein erster Weg war stets zu ihm. Gerade noch rechtzeitig gelang es den Freunden, die Goldsachen wieder im Schrank zu verstecken, dann öffnete sich die Tür.

Der Vater sah abgespannt aus, gab Fabian die Hand und ließ sich erschöpft auf Bens Liege fallen.

„Du siehst müde aus, Vati. Warst du wieder auf Dienstreise?“, fragte Ben.

Der Vater raffte sich auf. Wortlos ging er auf die Jungs zu und griff eines der Hefte, die zugeschlagen auf dem Tisch lagen. Er blätterte darin und legte es wieder zurück. „Ich war in Berlin ... zu einer Beratung“, sagte er zögernd.

„Hast du mir was mitgebracht?“ Ben erschrak im selben Augenblick, als er die Frage aussprach, und schämte sich vor Fabian, sie gestellt zu haben. Ich bin doch kein kleiner Junge mehr, ging es ihm durch den Kopf. Aber es war so selbstverständlich. Der Vater brachte immer eine Kleinigkeit von der Reise mit.

„Tut mir leid, Ben! Mir blieb heute keine Zeit für Einkäufe. Aber in meiner Aktentasche draußen im Korridor steckt noch ´ne Berliner Zeitung. Ein großes Kreuzworträtsel ist drin. Ich habe schon angefangen. Ihr könnt ja weitermachen, wenn ihr wollt. Ich lass euch jetzt allein.“

Der Vater ging. Ben folgte ihm kurz darauf und kam nach wenigen Minuten aufgeregt zurück.

„Mensch, Fabian! Sieh dir das an!“ Er legte die Zeitung aufgeschlagen vor dem Freund hin auf den Tisch und wies mit dem Zeigefinger auf ein Bild. „Er hat es gestohlen. Lies!“

Fabian wusste zuerst nicht, was gemeint war, dann sah er den Artikel neben dem Bild. Darin stand geschrieben, dass im Berliner Bodemuseum aus der Sonderausstellung Altes Orientalisches Kunsthandwerk wertvolle Stücke auf noch ungeklärte Weise entwendet wurden.

„Es ist Diebesgut!“, rief Ben und setzte sich verzweifelt auf seine Liege. Er hatte beide Ellenbogen auf die Knie gesenkt und stützte mit den Händen den Kopf.

Fabian betrachtete das Bild in der Zeitung genauer. Dann stand er von seinem Stuhl auf und ging an den Spielzeugschrank, wo die Goldsachen sich wieder befanden. Er kramte einen der goldenen Becher hervor, verglich ihn mit der Abbildung in der Zeitung. „Du hast recht!“, sagte er. „Der Becher gehört zu den gestohlenen Ausstellungsstücken.“ Er legte den Becher zurück an seinen Platz im Schrank und setzte sich neben Ben.

„Da gibt´s nur eins“, meinte Fabian. „Wir müssen zur Polizei und die Goldsachen dort abgeben. Oder weißt du was Besseres?“

Ben schüttelte den Kopf.

Eine Weile saßen beide nachdenklich nebeneinander.

Plötzlich sagte Ben: „Dschinni muss her! Ich hole die Lampe aus dem Keller.“ Entschlossen erhob er sich, verließ das Zimmer und lief, die Wohnungstür weit geöffnet, die Treppe zum Keller hinab. Unten angekommen, stellte er fest, dass er den Kellerschlüssel vergessen hatte. Also rannte er wieder in die Wohnung zurück. Beim Abnehmen des Kellerschlüssels riss er aus Versehen ein anderes Schlüsselbund vom Schlüsselbrett. Es fiel polternd auf den Garderobenschrank, sodass die Mutter erschrocken aus der Küche kam.

„Was ist denn los?“, rief sie.

Er gab keine Antwort, stürzte nur zur Tür hinaus.

„Schließ gefälligst die Tür!“, rief die Mutter erbost und folgte ihm in den Hausflur nach. Aber er war bereits im Keller.

Als Ben dann mit der Lampe in die Wohnung zurückkam, hörte er die Mutter in der Küche mit dem Vater über ihn reden: „Ich weiß nicht, was mit dem Jungen los ist. Seit er dieses verbeulte Ding mit nach Hause gebracht hat, ist er wie ausgewechselt. Er redet kaum mit mir und wenn, dann nur das Nötigste.“

„Er wird ein Geheimnis haben“, scherzte der Vater. „Jungs sind nun mal so in seinem Alter. Ich war auch nicht anders ...“

Inzwischen hatte sich Fabian im Zimmer umgesehen und auf dem Kleiderschrank eine Reisetasche gefunden, in die er die Goldsachen tat.

„Was machst du da?“, fragte Ben gleich, als er ins Zimmer kam.

„Ich packe die Ausstellungsstücke ein, damit wir sie morgen früh der Polizei übergeben können.“

„Blödsinn!“, meinte Ben. „Das kannst du getrost sein lassen. Dschinni wird sie zurückbringen.“ Er war davon überzeugt, dass er ihn herbeirufen könnte. Kurzerhand holte er sein Taschentuch aus der Hose, setzte sich auf die Liege, und nachdem er die Lampe auf seinen Schoß genommen hatte, rieb er daran.

Fabian trat hinzu, behielt aber die Tasche weiterhin in der Hand. Beide blickten erwartungsvoll auf die Öffnung der Lampe. Aber nichts geschah.

Noch einmal rieb Ben. Wieder nichts.

„Na bitte!“, spottete Fabian. Er setzte die Tasche auf den Fußboden ab und schloss den Reißverschluss. „Hast du was andres erwartet? Der wird uns was husten, der Bursche! Schwebt wieder irgendwo durch die Lüfte und schert sich ´nen Dreck um unsre Probleme. Jedenfalls, ich gehe morgen vor Schulbeginn aufs Polizeirevier. Und wenn du Angst hast, dann geh´ ich eben allein.“

„Du hast ja recht! Das wär´ ja auch zu schön gewesen. Aber lass die Tasche trotzdem hier. Geh morgen erst ohne das Zeug dorthin. Erkläre die Sache. Sie können die Goldsachen dann immer noch abholen. Heute Abend werde ich noch mal versuchen, Dschinni zu kriegen. Sollte er den Schatz wieder mitnehmen, rufe ich dich zu Hause an und sage dir Bescheid.“

Das Abendessen gab es an diesem Tag wieder früher als sonst, weil der Vater anschließend noch eine Beratung hatte. Es wurde nicht viel Aufhebens gemacht und das Abendbrot gleich in der Küche gegessen.

Nach den üblichen Fragen der Mutter an Ben, ob er die Hausaufgaben ordentlich erledigt habe, die Schultasche für den nächsten Tag gepackt sei, die er wie stets bejahte, wandte sich der Vater an ihn. Er wollte etwas über die Lampe erfahren, von der die Mutter ihm berichtet hatte.

„Das beulige Ding, wie Mutti meint“, antwortete Ben dem Vater, „ist nur eine alte Lampe, die wir gefunden haben.“ Ben hoffte, mit dieser Auskunft weiteren Fragen ausweichen zu können. Aber um ganz sicher zu gehen, nahm er eine Schnitte vom Teller und biss hastig davon ab.

„Wer wir? Du und Fabian? Und wie gefunden?“ Der Vater gab sich mit Bens Antwort nicht zufrieden.

„Ein scheußlich schmutziges Ding!“, sagte die Mutter. „Dass der Junge auch immer dieses Zeug mitbringen muss.“ Sie war immer gleich erregt, wenn ihr was gegen Ordnung und Sauberkeit in der Wohnung ging.

Der Vater ließ sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Er setzte das Gespräch mit dem Sohn fort, das sich, wie Ben befürchtete, mit Sicherheit zu einem Verhör entwickeln würde: „Also, ich möchte eine klare Antwort von dir, mein Junge!“

Ben bemerkte den fordernden Blick des Vaters und versuchte, diesem auszuweichen. „Fabian ... vielmehr ich ... also wir“, stotterte Ben, „ja, wir ... wir haben sie in der alten Villa gefunden.“ Er wusste, dass nun ein Donnerwetter folgen würde.

Und tatsächlich. Sofort schimpfte die Mutter los: „Was habt ihr dort überhaupt verloren? Das ist doch eine Baustelle. Sicher hat dich Fabian wieder dazu angestiftet. Man müsste mal mit seinen Eltern reden. Vielleicht wär´ es sogar besser, wenn ihr nicht mehr sooft zusammen seid ...“

„Aber Ines!“, unterbrach der Vater die aufgebrachte Mutter. „Fabian ist ein guter Junge. Sie sind nun mal Freunde. Und Ben ist nicht besser als er. Er wird uns jetzt in Ruhe erzählen, was es mit der ganzen Angelegenheit auf sich hat. Also Ben, wir hören!“

„Wir wollten nach Trödelsachen sehen.“

„Für deinen Onkel?“, fragte der Vater.

„Es war auch zuerst kein Baustellenschild zu sehen“, versuchte Ben, sich herauszureden.

„Was heißt: zuerst?“

„Na … zu Beginn sahen wir keins. Erst später. Erst, als wir wieder gegangen waren. Da fanden wir´s. Es war umgestürzt. Wahrscheinlich umgefahren.“

„Und weiter?“, drängte der Vater.

„Wir sind dann ins Haus gegangen“, erwiderte Ben, kaum hörbar.

„Da siehst du´s wieder, zu was Fabian ihn anstiftet!“, meinte die Mutter. „Nun dringen sie schon in fremde Häuser ein. Wart ihr etwa auch in der Ruine? Mein Gott!“, jammerte sie. „Ihr werdet euch noch umbringen!“

„Jetzt übertreib´ nicht, Ines!“ Der Vater bewahrte seine Ruhe. „Und du, Ben, erzähle weiter!“

„Im Keller haben wir dann einige Sachen gefunden und in einer alten Truhe die Wunderlampe.“

„Vorhin war´s noch ein verbeultes Ding“, spottete der Vater, „nun ist es schon eine Wunderlampe.“

Ben stellte mit Zufriedenheit fest, dass es den Vater amüsierte.

„Na, da muss ich mir ja mal das gute Stück direkt ansehen.“ Er lächelte sogar einen Augenblick, wurde aber gleich wieder ernst. „Trotzdem, Ben, ihr hättet das nicht tun dürfen!“

„Ja … gib nur wieder nach!“, warf die Mutter ein.

Der Vater hörte den Vorwurf wohl. Er kannte seine Schwäche. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihm deswegen Vorhaltungen machte. Allzu gern erinnerte er sich in solch einer Situation an seine eigene Kindheit und besonders an seine Lausbubenstreiche. „Wir werden morgen weiter reden, Ben“, beendete er das Verhör. Es war für ihn an der Zeit, zur Beratung zu gehen.

Für´s Erste war damit die Angelegenheit für Ben überstanden. Natürlich konnte es ihm nicht schnell genug gehen, endlich in sein Zimmer verschwinden zu können, nachdem sich die Eltern vom Abendbrottisch erhoben hatten.

„Nichts als Ärger hat man mit dem Ding“, stöhnte er, als er die Wunderlampe auf dem Tisch in seinem Zimmer sah. „Es ist wirklich nicht leicht, einen Dschinni zu haben. Noch dazu so ´nen Ungehorsamen. Wenn er wenigstens käme, wenn man ihn ruft.“

„Ich bin zur Stelle, mein Gebieter!“

Die Tür vom Kleiderschrank tat sich auf. Aber wen erblickte Ben? Das war nicht der vertraute märchenhafte Dschinni, nein, das war ein ganz anderer. Aus dem Schrank trat ein normal gekleideter Junge.

„Du wirst mir nicht zürnen, Erhabener Jüngling, dass ich mir etwas von deinen Sachen ausgeliehen habe? Bei Allah, ich tat es nur dir zuliebe, weil du mich gestern wegen meiner eigenen Kleidung gescholten hast. Ich mache dir dafür auch eine große Freude.“ Mit diesen Worten holte er eine glitzernde, mit vielen Edelsteinen besetzte goldene Halskette aus der Hosentasche.

„Das darf doch wohl nicht wahr sein!“, rief Ben entsetzt. „Ich werd´ noch verrückt!“ Er ging schnell zur Zimmertür und horchte, ob jemand auf dem Flur war, dann kehrte er wütend zurück „Nenn´ mich nicht noch mal: Erhabener Jüngling, Gebieter oder sonst wie!“ Er war erregt, riss dem Dschinni die Kette aus der Hand und hielt sie ihm drohend vor die Nase. „Merke dir: Ich heiße Ben! Ganz einfach Ben! Und ich will deinen Schatz nicht, hörst du!“ Er packte den Dschinni an der Schulter und rüttelte ihn. „Ich will ihn nicht! Du hast die Sachen gestohlen. Alle hast du gestohlen. Ich weiß es. Aus dem Museum.“ Verzweifelt ließ er sich auf die Liege fallen.

„Kann sein“, fuhr Ben fort, nachdem er sich beruhigt hatte, „dass die Dinger früher dir gehörten. Ich glaub´ dir das sogar. Aber ich sage dir: Das spielt heute keine Rolle mehr. Jetzt gehören sie allen. Darum sind sie im Museum. Und nun schleppst du mir schon wieder was an. Diese verdammte Kette!“ Er warf sie auf den Tisch. „Wo hast du die geklaut?“

„Ich bitte um Vergebung, mein Gebieter … Verzeihung, Ben! Ich habe sie gefunden wie die anderen. Sie gehören alle zu meinem mir geraubten Schatz. Und das ist immer noch nicht alles.“

„Soll das heißen, du bringst mir noch mehr davon?“

„Ja, mein ... Ben! Ich habe es geschworen. Sie gehören dir. Du musst sie annehmen, sonst verliere ich meine Ehre und kann nie ein freier Dschinn werden. Ben, bitte …“

Ohne dass Ben noch etwas sagen konnte, entschwand der Dschinni auf übliche Weise; zurück blieben die entliehenen Kleidungsstücke. Aber Ben hatte den Eindruck, ihn zuletzt weinen gesehen zu haben.

„Dschinni, komm zurück! Wir können doch über alles reden … “

Acht

Eine ruhige Nacht hatte Ben nicht. Albträume quälten ihn. Immer wieder träumte er vom Dschinni, sah ihn in blauem Dunst gehüllt, sah sein Gesicht, mal freundlich lächelnd, mal gespenstisch grinsend. Wieder und wieder hörte er die ihm verhassten Worte: Erhabener Jüngling, mein Gebieter. Jedes Mal wurde er danach so mit Goldsachen überhäuft, dass er damit bedeckt war und schreckliche Angst bekam, darunter zu ersticken.

So war es nicht verwunderlich, dass er am Morgen verschlief. Als die Mutter ihn wachrüttelte, war es schon zu spät, um bei Fabian anzurufen und ihm von der Kette zu berichten. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn.

Wie zu erwarten, war Fabian noch nicht da; er würde bestimmt erst zur nächsten Unterrichtsstunde von der Polizei zurück sein. Ben fürchtete, auch mit der Polizei Ärger zu bekommen, wenn ihr Dschinni sein Versprechen allzu sehr wahr machen würde. Nicht auszudenken, wo überall ihr lieber Lampengeist die Teile seines Schatzes stehlen könnte. Internationale Probleme wären nicht auszuschließen. Werden doch nicht nur in Berlin, sondern in vielen Städten der Welt Kunstschätze aus alter Zeit in den Museen gesammelt. Niemand konnte einschätzen, wohin im Laufe der Jahrzehnte einzelne Stücke aus Dschinnis´ Schatz gelangt sein konnten.

Dieses und mehr ging Ben während des Unterrichts durch den Kopf. Er war froh, als es endlich zur Pause läutete. Nichts hielt ihn länger auf seinem Platz. Er lief auf den Schulhof, um nach Fabian zu sehen. Der war auch bereits eingetroffen.

„Erzähl schon!“, forderte Ben ihn ungeduldig auf. „Ist alles in Ordnung gegangen? Holen sie die Sachen ab? Leider ist noch eine Kette dazugekommen. Dschinni war gestern Abend wieder da. Und er hat gesagt, er will noch mehr davon bringen. Fabian, sag, was sollen wir denn nun machen!“

„Nun verliere nicht gleich die Nerven und lass mich erzählen! Wir haben sowieso nur wenig Zeit in der Pause.“ Er zog Ben näher an sich heran, damit kein anderer mithören konnte. „Ganz kurz nur! Wir können uns ja in der großen Pause weiter unterhalten. Die Polizei können wir vergessen! Die glauben uns nicht. Denn zum Schluss sagte der Polizist, mit dem ich gesprochen habe, nur: ‚Und dann pass schön auf die Goldsachen auf, Junge … nicht, dass es sich euer Lampengeist anders überlegt und den Schatz wieder mitnimmt. Ich schau´ ihn mir später bei euch an.’"

Da galt es für Ben und Fabian, die Angelegenheit in der großen Pause auf dem Schulhof neu zu überdenken. Eine Lösung musste schnellstens gefunden werden; nicht nur für die bereits vorhandenen Geschenke ihres Dschinnis, sondern auch für die möglicherweise noch zu erwartenden.

„Weißt du, Fabian“, sagte Ben, „mir tut unser Dschinni eigentlich leid. Gestern hat er sogar geweint, als ich ihm sagte, dass er ein Dieb ist und wir die gestohlenen Sachen nicht haben wollen. Er hat mir geantwortet, dass ich sie annehmen muss, weil er es geschworen hat, weil er sonst kein freier Dschinn werden kann.“

„Ich denke, dazu brauchen wir uns nur was wünschen“, entgegnete Fabian.

„Nein, das ist es ja! Der Wunsch allein reicht nicht. Dschinni muss seinen Schwur halten. Das eine ohne das andere macht ihn nicht frei. Nur wenn beides erfüllt ist, kann er für immer ins Reich der Dschinn zurückkehren. Am liebsten würde ich mir ja wünschen“, fügte Ben unsicher hinzu, „dass er verschwindet!“

„Du bist wohl verrückt!“, schimpfte Fabian ärgerlich. „Ich verzichte doch nicht auf den Wunsch. Dann verstecken wir lieber die Goldsachen … oder vergraben sie, bis Gras über den Diebstahl im Museum gewachsen ist. Andere würden bestimmt nicht so ein Gewese darum machen. Mensch, Ben, wir könnten richtig reich sein ...“

Zwei Jungen aus ihrer Klasse kamen auf die beiden zu. Der eine, ein Langer, fragte dumm grinsend: „Ihr macht wohl schon Pläne, wohin wir Freitag, am Wandertag, vorm Theaterbesuch in Berlin noch gehen könnten? Vielleicht wieder in den Tierpark?“ Er lachte höhnisch: „Ja, zu euren Verwandten … den Kamelen!“

Fabian wollte sofort auf den Spötter zu, um ihm eine mit der Rechten zu verpassen, doch Ben hielt ihn zurück.

Der andere, ein kleiner Dicker, der sich schnell hinter dem Rücken des Langen verkrochen hatte, gab aus sicherer Position seinen Teil dazu: „Ach Chris, die gehör´n doch zu ´ner ganz andren Art: so ´ne Art Beuteltiere … Supermüllsammler!“

Wieder erschallte das dämliche Lachen des Langen.

„Für euch kann auch nur der Tierpark infrage kommen“, konterte Ben. „Die haben da nämlich noch zu wenig Affen.“

Es schien den beiden, die Sprache verschlagen zu haben, da sie sich aus dem Staub machten.

Ben und Fabian ärgerten sich nicht lange. Sie wussten, dass man von denen nichts anderes erwarten konnte. So kamen sie schnell auf ihr eigentliches Problem zurück.

„Du … Ben“, begann Fabian, „wenn es so ist, wie du sagst, dass die Erfüllung des Wunsches und Dschinnis Schwur zusammengehören, dann hab´ ich ´ne Idee. Der lange Christian hat mich drauf gebracht.“

„Nun red´ bloß nicht wieder von dem“, meinte Ben. „Das vorhin, das hat mir völlig gereicht. Dieser Idiot!“

„Ach, darum geht´s doch nicht“, sagte Fabian brummig. „Ich meine unsern Klassenausflug. Unsre Lehrerin hat doch gesagt, wir sollen uns bis heute Nachmittag überlegen, was wir sonst noch unternehmen wollen. Wir könnten ins Bodemuseum gehen. Das wär´ die Lösung! Wir nehmen die Ausstellungstücke mit und legen sie an ihren Platz zurück.“

„Meinst du, das geht so einfach?“

„Na ja, wir müssen es schon geschickt anstellen. Sehen darf es keiner.“

„Also gut“, sagte Ben - eigentlich fand er es gar nicht so gut, aber er wusste auch keine bessere Lösung.

„Was? Du findest es nur gut?“ Fabian war Feuer und Flamme von seiner Idee. „Mensch, das ist die Idee! So kommen die Dinger wieder dahin, wo sie hingehören. Und wenn was schief läuft, können wir die Sache immer noch aufklären. So oder so sind wir sie wenigstens los, und wir können endlich den Wunsch stellen. Und weil ich die Idee hatte, schlage ich den Wunsch vor.“

„Was?“ Ben sah ihn misstrauisch an.

„Na, du bringst doch sowieso keinen guten zustande.“

„Aber du vielleicht, was?“ Ben war beleidigt.

„Du kannst natürlich auch einen vorschlagen“, versuchte Fabian, ihn zu besänftigen. „Wir können uns ja einigen. Ich jedenfalls denk´ mir das so: Weil wir die Goldsachen nicht verkaufen können, damit wir die Fahrräder und Rekorder bekommen, darum soll uns Dschinni welche schenken.“

„Da bin ich mir nicht sicher, ob er so einfach welche machen kann“, wandte Ben ein. „Schließlich gab es vor tausend Jahren noch keine. Ich schätze, er würde sie genauso wie die Museumsstücke für uns klauen.“

„Das glaub´ ich nicht“, entgegnete Fabian. „Die Sachen hat er nur genommen, weil er der Meinung ist, dass sie immer noch ihm gehören. Genau genommen, sind es ja auch seine. Wir können es nur nicht beweisen.“

„Doch, wir haben Dschinni als Zeugen“, spottete Ben, und als er bemerkte, dass Fabian das gar nicht komisch fand, setzte er schnell hinzu: „Das ist ein Jux! Mir kommt es nämlich so vor, als ob er sich nur uns zeigt. Ich glaube, das steht auch so in Aladins Märchen.“

„Darin steht aber auch“, erklärte Fabian, „dass der Dschinn einen ganzen Palast über Nacht errichtet hat.“

„Es steht aber nicht geschrieben, woher er ihn hatte“, konterte Ben. „Vielleicht hatte er ihn woanders geklaut und nur dort hingebracht.“

„Ach, du spinnst! Er ist doch ein Dschinn! Ein Dschinn kann so was eben.“ Fabian ärgerte sich schon die ganze Zeit darüber, dass der Freund, seitdem sie die Wunderlampe gefunden hatten, gegen alles, was er sagte, einen Einwand hatte.

„Ich spinne nicht“, sagte Ben ruhig. „Ich bin nur vorsichtig geworden bei allem, was unsern lieben Dschinni betrifft.“

„Na, dann mach du doch ´nen Vorschlag, wenn du ´nen besseren hast“, sagte Fabian übellaunig

Ben dachte einen Moment nach, dann antwortete er: „So schnell fällt mir jetzt natürlich nichts ein. Außerdem … das hat ja auch noch Zeit! Erst müssen wir mal die Golddinger loswerden. Also, du machst nachher unsrer Lehrerin den Vorschlag, Fabian! Abgemacht?“

Als in der Deutschstunde die Lehrerin auf die bevorstehende Klassenfahrt zu sprechen kam, erwachten die Gemüter. Erwartungen und Vorfreude, hinsichtlich der Aufführung im Berliner Jugendtheater, klangen in den Reden der Schüler mit, die direkt zur Sache und weniger direkt beim Schwatzen geführt wurden. Wie vorauszusehen war, lag der Tierparkbesuch an erster Stelle der Vorschläge für die Gestaltung des Vormittags, dicht gefolgt vom Besuch des Fernsehturms. Die Lehrerin meinte aber, dass einmal zumindest jedes der Kinder schon dort gewesen sei.

Da meldete sich Fabian zu Wort: „Ich schlage einen Museumsbesuch vor. Ich habe gehört, dass es im Bodemuseum in Berlin sehr viel Interessantes zu sehen gibt. Zum Beispiel Mumien aus Ägypten …"

Die Mitschüler lachten.

Ben kam ihm zur Hilfe. „Warum nicht? Es ist bestimmt interessant dort. Außerdem findet gerade eine Sonderausstellung von orientalischen Schätzen statt. Da könnte man mal einen richtigen Schatz wie den aus Aladins Wunderlampe sehen. Die Mädchen würden sich bestimmt für die Schmuckstücke aus Gold und Edelsteinen interessieren.“

Ein helles Kichern war zu hören, darauf das Johlen der Jungs.

Ben ließ sich nicht einschüchtern. „Es gibt ja auch Säbel und andere Waffen. Öllampen …“

„Ja, Ben hat recht!“, versuchte die Lehrerin, sich lautstark Gehör zu verschaffen. „Ich befürworte das.“ Die Klasse fügte sich dem Wunsch der Lehrerin, und damit war für Ben und Fabian ein Teil ihres Plans aufgegangen.

Am Abend hatte Ben zu Hause nichts dagegen, dass sein Vater auf das Gespräch vom Vortag nicht zurückkam, obwohl er ihn ganz gern in Sachen Recht wegen der Museumsstücke gesprochen hätte. Er war sich sicher, dass der Vater sich darin beruflich auskannte. Aber er war sich nicht sicher, ob daraus nicht die Fortsetzung des Verhörs werden würde. Darauf wollte Ben es beim besten Willen nicht ankommen lassen. Es war auch nach seiner Meinung nicht mehr notwendig; denn jetzt hatten Fabian und er einen Weg gefunden, ihr unangenehmes Problem aus der Welt zu schaffen. Er hoffte nur, dass ihr Dschinni nicht wieder abends bei ihm erscheinen und neue Stücke des Schatzes bringen würde.

Neun

Am Tag vor der Klassenfahrt ging in der Schule alles seinen gewohnten Gang. Trotzdem war nicht alles wie gewöhnlich. Etwas war an Ben von seiner Rede in der Deutschstunde hängen geblieben. In der Klasse sprach man in seiner Gegenwart nur noch von Schätzen und hänselte ihn mit der Frage: was für Schätze er denn zu Hause besäße? Besonders der lange Christian fing immer wieder davon an. Er wollte sich wohl für den kleinen Wortwechsel auf dem Schulhof rächen.

Anfangs gingen die Sticheleien und das Gelächter an Ben noch vorbei, dann wurde ihm das Ganze doch lästig. „Euch würde bestimmt das Lachen vergehen, wenn ihr meine Schätze sehen könntet“, sagte er wütend. Aber weniger über die Schulkameraden als über Fabian ärgerte er sich, weil der die dummen Sprüche anscheinend komisch fand.

„Du hast wohl von deiner Mutter ´nen Beutel Knöpfe geschenkt bekommen?“, feixte Christian. „Vielleicht sind auch ein paar besonders kostbare aus Perlmutt darunter?“

„Ich spiele nicht mit Knöpfen“, antwortete Ben gereizt. Dann drehte er den Spieß um: „Das scheinst du wohl zu machen! Ich habe echten Schmuck aus Gold … Ringe, Ketten. Und ich kann, wenn ich will, Berge davon haben. Ich besitze nämlich eine Wunder …“

Fabian stieß Ben derb in die Seite. „Was redest du da für´n Blödsinn!“ An die anderen gerichtet, sagte er: „Hört auf damit, ihn zu ärgern, sonst kriegt ihr´s mit mir zu tun!“

Von da an ließ Fabian Ben nicht mehr aus den Augen.

Aber die Angelegenheit war damit nicht vergessen. Als Ben und Fabian am Freitag früh mit der Reisetasche, in der sich die Museumsstücke befanden, auf dem Bahnhof erschienen, begann es von Neuem. Bens große Tasche wurde zum Aufhänger für weitere Spötteleien.

Besonders Alexander, Christians dicker Freund, tat sich dabei hervor. „Seht nur, wie schwer er bepackt ist!“, sagte er zu den bereits versammelten Mitschülern. „Seine Mutter hat ihm wohl das Essen für mehrere Tage mitgegeben. Er hat´s auch nötig!“ (Im Vergleich zu Alexander war Ben tatsächlich mager.) Dann an Ben gerichtet: „Oder hast du deinen dicken Winterpullover bei?“ Er stellte sich bibbernd vor den Schülern zur Schau und sagte darauf mit den Zähnen klappernd: „Man kann ja nie wissen, ob das Wetter so warm bleibt.“

Die Show kam bei den Jungen und Mädchen aus der Klasse gut an, sie lachten.

„Ach, der trägt seinen Schatz mit sich ´rum", lästerte Christian. Er postierte sich unmissverständlich vor Ben und Fabian. Allen war klar, er hatte es auf eine Prügelei abgesehen.

Ben musste sich seine Erwiderung verkneifen. Fabian hatte ihm vorher eindringlich ins Gewissen geredet, sich nicht provozieren zu lassen. Er könnte sonst ihr Vorhaben gefährden.

Sie hatten sich auf dem Hinweg noch einmal beraten und waren darüber einig geworden, dass sie die Ausstellungsstücke nicht offiziell dem Museum übergeben konnten. Das würde Fragen nach sich ziehen, die sie nach ihrer Meinung so ohne Weiteres nicht hätten beantworten können. Wer würde ihnen schon den Dschinni glauben. Es gab demnach für sie nur die eine Möglichkeit, die Goldsachen heimlich an ihren Platz zu legen. Und heimlich, das bedeutete, vorher niemandem etwas zu zeigen oder wissen zu lassen. Darum hielten sie sich während der ganzen Zugfahrt nach Berlin abseits von den Klassenkameraden.

Gleich am Eingang des Bodemuseums kam eine Schwierigkeit auf Ben und Fabian zu, mit der sie nicht gerechnet hatten. Ihr Vorhaben schien gefährdet. Die Lehrerin wurde von der Kassiererin an der Kasse darauf aufmerksam gemacht, dass größere Taschen an der Garderobe abzugeben seien, da eine Mitnahme in die Ausstellungsräume nicht gestattet war.

„Was soll´n wir jetzt machen?“, fragte Ben Fabian leise. „Wir können die Goldsachen doch nicht in unsren Hosentaschen verstecken. Da kriegen wir vielleicht die Schmuckstücke unter, aber auf keinen Fall die Becher und die Schale. Hätten wir bloß Jacken mitgenommen.“

„Wir müssen eben die Tasche an der Einlasskontrolle vorbei schmuggeln“, meinte Fabian. „Wir mischen uns unter die andren, und ich gebe dir Deckung.“ Er zog ihn mit sich und flüsterte: „Du bleibst mit der Tasche ganz dicht hinter mir, Ben. Und lass dir nichts anmerken!“

Aber den wachsamen Augen der Aufsichtsperson in der Großen Kuppelhalle, einem älteren Mann in grauer Personalkleidung, entgingen sie nicht. „He, Jungs“, rief er, „eure Tasche müsst ihr aber hier rechts an der Garderobe, abgeben!“ Er ließ die anderen passieren und hielt die beiden zurück.

„Bitte, Herr …“ Ben wusste nicht, wie er ihn anreden sollte. „Herr ... Pförtner, das geht nicht! Da ist was Wertvolles ...“

Fabian fiel ihm ins Wort: „Was sehr Zerbrechliches drin. Ein Geschenk für meine Mutter.“

„Das müsst ihr nur der Garderobenfrau sagen, dann geht das schon in Ordnung“, erwiderte der Mann.

„Aber … verzeihen Sie!“ Fabian blickte den Mann flehentlich an. „Wir sind immer so vergesslich und lassen alles liegen. Erst neulich habe ich meinen Schirm liegen gelassen. Das gab ein Donnerwetter zu Hause. Sie können sich das gar nicht vorstellen.“

„Ja“, setzte Ben schnell hinzu, weil er bemerkte, wie unsicher der Mann wurde, „ja, das können Sie ihm glauben! Eine Woche Stubenarrest bekam er. Seitdem ist er vorsichtig und gibt nichts mehr aus den Händen.“

„Na gut! Ausnahmsweise!“ Der Mann lächelte zustimmend. „Da ich annehme, dass ihr wegen des zerbrechlichen Inhalts sorgsam mit der Tasche umgeht, lass ich euch durch.“

Die Mitschüler hatten inzwischen die beiden übergroßen Götterfiguren aus Sandstein am Eingang und das bronzene Reiterdenkmal in der Mitte der Halle betrachtet und warteten nun ungeduldig darauf, die Ausstellungsräume im unteren Teil des Museums besichtigen zu können. Nachdem auch Ben und Fabian bei der Gruppe angekommen waren, begann die Lehrerin mit der Führung. Sie sagte aber den Kindern gleich zu Anfang, dass sie sich, weil sie noch Mittagessen müssten, hauptsächlich nur den unteren Teil des Museums ansehen könnten. Andere Sammlungen würden sie ein andermal besichtigen. Nur ins Münzkabinett würden sie noch gehen, weil sie ohnehin dort hindurch mussten, um in die Sonderausstellung Altes Orientalisches Kunsthandwerk zu gelangen.

Die Zeit vergeht meistens sehr schnell im Museum. Man will es gar nicht wahrhaben, spürt es nur in den Beinen. Je mehr Zeit verstreicht, um so schwerer fällt einem das Gehen. Auch Ben und Fabian fühlten ihre Beine müder werden, doch die Zeit verging ihnen viel zu langsam. Sie fanden wenig Interesse an den scheinbar nicht enden wollenden Räumen, den Reihen der Vitrinen und Skulpturen. Sie hatten nur ihr Vorhaben im Sinn und zählten jede Minute, die für sie träge verrann.

Dann war es endlich soweit. Nach mehr als einer Stunde hatte die Klasse den Raum der Sonderausstellung erreicht. Ben und Fabian drängten sich als Erste in die Ausstellung. Zielgerichtet suchten sie den nicht besonders großen Raum nach ähnlichen Dingen ab, die sie in der Reisetasche bei sich hatten.

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