Kitabı oku: «Ostexpress in den Westen», sayfa 9

Yazı tipi:

Unter der Tanne heilt die Familie, das eigene Haus. Der Vater, die Söhne, der Freund des Vaters, der Bruder der Frau. Die Allerheiligsten, die Allernächsten. Es ist Heiliger Abend und Silvester in einem Topfe gerührt.

Um Mitternacht klingen wieder die Gläser: „Frohes neues Jahr dir!“ – Mit Champagner, mit Küssen über das ganze Gesicht – schmale Lippen auf breite. „Dass das Jahr ein neues wird!“ – Die Hoffnung wird breit in die Auslage geschrieben. „Dass es keine Kriege mehr gibt! Dass man zu essen hat! – Auf die Gesundheit!“ – Der Vater spricht armenisch zu seinen Söhnen, redet in der Muttersprache das Wort. Aus der Küche eilen wieder die Frauen und vergießen ihre Tränen in Fülle. – Martin betrachtet ein Original von Sarjan an der Wand: Roter Sand brennt unter den Nägeln. Ein Armenier sitzt ohne Grenzen in Schmerz.

„Die Söhne sollen es besser haben!“

„Besser? Als wer?“, denkt Martin. „Als der Vater? Wohl kaum. Dazu fehlt ihnen Substanz. Besser als der Großvater? Der hat die Revolution mitgemacht – an einem leeren Tisch und mit einem Vater, den die Türken erschlugen. Solch eine Revolution gibt es nur einmal in 100 Jahren. Wir sind die Zwischengeneration, die toten Gleise, die Schreiber – lediglich ein Roman bleibt zurück.“ Der Großvater hatte noch selbst Geschichte geschrieben, und der Vater bemüht vorsorglich ihre Flecke zu tilgen, die späten. Die Söhne aber sitzen am gemachten Tische, die Beine darunter, sie sind in die Karriere gebettet: Den Ältesten hat der Vater in den Sattel zum Diplomaten gehievt und Lewon ins Filminstitut.

Als dessen Aufnahmeprüfung gewesen, war der Vater in Moskau mit ihm. Er hat ihm geraten, hat telefoniert und beraten. Ljowa lief über die Drähte, kannte die Fragen, die kamen und kannte selber sehr wenig davon. Das wenige jedoch traf direkt in das Schwarze. Die Zielscheibe hatte der Vater gesetzt. – Aus der sowjetischen Literatur-Prüfung aber kam Lewon einmal blass wie ein Laken. Man hatte ihm eine Fünf eingetragen, und plötzlich stand alles wieder in Frage. „Wissen ist machtlos“, schluchzte der Sohn, aber der Vater tobte wie wild: „Nicht möglich! Die Hure!“ – Es war ein Toben über sein Wissen hinaus. „Erzähle noch einmal!“, insistierte er beim Sohn. „Du bist also gekommen, hast gesagt, du bist Lewon Aserjan, hast ihr die Hand gegeben, gelächelt und dann …? Die falsche Frage bekommen?“ Der Sohn nickt: „Es ist ja egal.“ – Er hatte schon immer gemeint, es wäre zu schwer. – „Memme und Schlammsack! Ich habe schon ganz andere Probleme in meinem Leben gelöst.“ – Er telefonierte, und Ljowa trotzte dazwischen: „Ich glaub, sie ist eine Jüdin.“ – „Was?“, schrie der Vater. „Wie sah sie denn aus?“ – „Rothaarig, kleine Locken, ziemlich dick.“ – „Armleuchter! Eine Kerze für unseren Sohn!“ – Lewon war bei der Falschen gewesen. Am nächsten Tag war der Fehler behoben, die Rote abgefunden, und die Richtige noch einmal beraten. Lewon aber strahlte das Glück in die Haare: Er hatte seinen Sitz im populärwissenschaftlichen Film sicher. – „Mit Kuleschow wäre es sicher schwerer Fische zu fangen“, denkt Martin. „Er trägt zu viele Narben vom Kaukasus in sich. – Aber was soll’s! Der Sohn wird sowieso im Komitee sitzen. Dazu braucht er nur ein Diplom. Gleichviel. Diplom, Komitee, Ratgeber, Rater – ein Kompetenter an kompetenter Angel und Punkt. Er hat es sich redlich verdient, redlich und ruchlich, dient, verdient so viel Geld – zum Sohn, zu den Enkeln; Vererbung ist wichtig im Staat. Staatsgenerationen.

Mit Stumpf und mit Stiel. Bis in die Wurzel verfolgt und den Stammbaum gepflanzt. Liquidiert bis zum Schopf. Eine Revolution hat die Spirale nicht schaffen können und spielt die gesprungene Platte noch mal – in der unteren Rille. Zum Kratzen!“ –

Um ein Uhr wird das neue Jahr nach Moskauer Zeit zelebriert. Aus dem Radio donnern die Glocken vom Kreml, läuten von älteren Zeiten und läuten nicht neu.

„Ein neues Jahr auf unsere Lieben in unserer Hauptstadt!“, prostet der Hausherr. „Auf die Zurückgebliebenen, Vorwärtsgekommenen! – Unser Jüngster reist in diesem neuen Jahr auch dorthin nach Moskau – gebe es Gott! – und wird das gleiche Institut wie sein ältester Bruder besuchen.“

Zwei Stunden später ist Berlin an der Reihe.

„Martin! Auf deine Mutter, deinen Vater, deinen Bruder! In dieser Minute sind deine Gedanken natürlich bei ihnen. Auf die Lieben! Die Liebsten! Die Heimat!“

„Das zerrissene Hemd und das Land“, denkt Martin. „Wie der Spiegel: Man hat sich geblendet. In die Hemden gespuckt.“

„Dass von deutschem Boden nie mehr …!“

„Ich verspreche. – Rapallovertrag. Im offenen Wagen ermordet.“ „Auf Berlin! Deine Hauptstadt.“

„Hauptstadt – statt was? Statt ohne Kopf? Abgeschlagener Johannes und den Verführern auf der Schüssel gereicht. Die Schöne indes tanzt nach dem Westen den Osten. Ein hauptloses Land, verlorener Kopf und Verstand. So lebt es gewissenlos ins Gewissen: ‚Wie alles war! Wie schön es war! Es ist schön!‘ Verstand ist von Stehen: abgestanden in den Ruinen, die geblieben, und anderenteils sind neue darüber gewachsen. Ruiniert bis zu den Ewigkeiten zu Ende.“

„Auf diese Stadt!“

„Auf Deutschland durch zwei. – Trotzdem ein Deutscher. Wilhelm Caligulalein der zweite – hat die Armenier verkauft an den Tod. Die guten Deutschen. Berlin.“ – Drei Stunden nach Mitternacht.

Hiernach löst man die Tafel ein wenig und hebt sich für Luft. Knöpfe fallen, Halskragen werden geschoben, gezogen. Man geht eine Runde – eine Stammrunde, eine Freundesrunde –, besucht das eigene Haus. „Ein gesundes neues Jahr! Herr und Frau …“

„Der Direktor vom Fleischkombinat“‚ flüstert Ljowa dem Deutschen. „In diesem Haus gibt es Fleisch unverhüllt und in Fülle.“

„Herr Fleischmann, irgendjemand hat meinetwegen heute am Knochen gelutscht.“ – „Das macht aber nichts. Essen Sie hier etwas besonders Zartes. Auch ein Direktor hat nicht alles alle Tage im Jahr.“ –

„Schönes Fest, Herr Plankommission!“ – Er wohnt einen Stock höher. „Planen Sie das letzte Mal wieder im Voraus.“

„Guten …! Herr und Frau aus dem Schwermaschinen … Schienenminister.“

„Von Kollege zu Kollege …“

Die Brüder ziehen sich bescheiden mit Martin zwei Stöcke höher davon: „Silva.“ – Ein Mädchen wie ein Jasmin, alleingelassen in ihren Wünschen fürs Jahr. Martin trinkt, riecht an der Blüte, nascht den Appetit wieder an und lacht in die schwarzen Augen unter den schwarzen Locken der Stirn. Von unten ruft der Vater die Söhne. Der Schwerminister hat eine Erklärung zu lesen, und Martin bleibt allein mit der Frau.

Eine Stille ist plötzlich, man trinkt – wie viel hat man nicht schon getrunken! – und schaut in den Kelch. „Du gefällst mir“‚ sagt sie mit mal, und aufgeregt schüttet Martin den Champagner aufs Hemd. Ihr Tuch tupft in die Spur, gleitet leichtsinnig-armig unter den Gurt, und der Junge stürzt zitternd in ihren Mund, findet die Hand, findet die Linie zwischen dem Stoff. Die Frau hat ihn erwartet, warmnetzend, gierig. Ihre Lippen fallen zum offenen Mund, und ein Hauch ragt unendlich vor. Ihr Kuss zieht den Hals, spannt sich zur Sehne wie die Lust in den Spitzen, die sie ihm schmerzlich vollhaft bekehrt, wieder und wieder. Im Taumel hat Martin die Sinne verloren, hat die Finger zum Bogen gekrampft und schwimmt langsam, lang-samtig im Kreise vergossen.

Vor der Tür lauern die Schritte, schreckt die Glocke im Ruf, und hastig sinkt der Arm in die Spannung, zum Gestöhn, zum Zartweh, zerrt die Frau ihre Beine überschlagend zu eins, über sich, über die Finger von ihm. – Wieder fordert die Klingel, das Lachen, sein Lachen, und auf ihre Hand strömt vollsamig Fruchtbarkeit eilfertig hin. Noch einmal aber wirft sie sich in den Rücken, geladen, einer Forelle gleich, vom Wasser geschieden, und aus der Kehle schlägt ein Schrei wie der Puls in der Haut. Sie legt den Arm aufgeblüht auf den seinen: „Danke!“ Dazwischen liegen Sekunden … Dann hebt sie den Kopf zu den Rufen hinter der Tür und spült mit dem Sekt die Blüten vom Knie. „Martin hat Champagner über die Hose gegossen“, sagt sie den Brüdern lachend, rosa erregt, und ein sündig-sündhafter Glanz lugt in den mächtigen Augen.

„Und wir dachten schon, ihr hättet es verschlafen!“, bemerkt Lewon und merkt nichts. „Komm! Ich möchte dich unserem Boxtrainer vorstellen.“

„Und Silva?“, fragt Martin bereits auf der Treppe. „Wer ist Silva? Wo kommt sie her?“

„Lass sie in Frieden!“, mahnt Ljowa, „ihr Mann ist Offizier bei den Sicherheitstruppen.“ –

Eine zerschlagene Nase schnaubt Martin unter dem Kronleuchter geradehin ins Gesicht: „Wadim.“ –

„Gut.“ – Und die Faust schließt sich ohne Ende um die Hand Sarodnicks. „Weltergewicht. Meister des Sports.“

„Und ihr Mann? Wo ist der?“, interessiert sich Martin jedoch immer noch für die Frau.

„In Prag. Schon seit August vorigen Jahres.“

„Die Arme!“

„Der Arme! – aber lass sie in Frieden! Gefährlich.“

„In Frieden. Befrieden. Befriedigt. In die schwarzen Haare unter die Wurzeln sinken und an der Blüte naschen im Strom ihrer Pollen.“

„Zweifacher Europameister. Bloß sieben Kämpfe verloren.“

„In Prag. Holt sich den Frieden herunter. Eine Hand hilft der anderen. – In Silva begann das neue Jahr, und die Hoffnung ist über ihre Grenzen gelaufen.“ —

Die Söhne schlafen friedevoll-traulich nicht weit in der Stadt – weit, unter einer Decke gepackt. Die Köpfe sind im vorigen Jahr noch gespalten von Wünschen. Der Vater hat sich verdoppelt, ist ein Doppelspiel mit einfachen Türen: eine Tür in die Wohnung persönlich für ihn und eine fürs Kind – getrennt unter dem Zelte der Stadt. Vollgestopft, müde liegen dort seine Kinder, gemästet, alleine, und sie pfeifen durch die Zähne im Schlaf. – Vor Martin sitzt die armenische Frau, sepiabeinig in dem Sessel gelehnt, und wie den anderen Tag seine Larissa, ist der nackte Körper zum Beben gebracht. Steil berührt er Erinnerungen zwischen den Fingern und spielt die Bilder sich ab. Hat er geliebt? Atemlos schnell – der Mannsgeruch kitzelt die Nase – fällt er in die Frage hinein. Armenische Frau, russische Frau – Larissa träumt mit ihm in dem Bett, und zu den Füßen der Söhne kratzen die beiden Söhne den Takt. –

Auf dem Regierungsplatz vor dem Fenster steht Lenin in Bronze, hochgebaut, unerreicht, die geballte Faust in der Hose. In der Nachmittagssonne werfen die Falten einen bizarren Schatten aufs Pflaster: Die Hand wird ein Fruchtbarkeitsmal auf dem riesigen Platze verstreut. Steht Lenin. Im Schatten. Eine alte Frau mit dem Eiswagen sitzt ihm im Nacken davor: „25 Kopeken“‚ verlangt sie von Martin.

„21 steht dort bei Ihnen geschrieben.“ – Wortlos legt sie das Eis in die Kiste zurück.

„Ich habe ja nur gemeint …“ – Vom Platz wacht Uljanow mit dem erektilen Schatten, weich in den Falten. Und weich sind auch die Herzen im Lande der Steine und Paradiese. Vom Ganzen der Rest. Wie die Lanze im Tod. –

Am ersten Tag des angefangenen neuen Jahres wandern die Jungen von Tante zu Tante, zu Cousin und Cousine und Freund. Ein paradiesisches Leben: Man isst und man trinkt, wechselt nichts und nichtige Dinge und schleppt sich zur nächsten Cousine. Die bietet Weintrauben aus dem eigenen Garten, und mit Wein aufgegossen färben sie sich. Ihr Mann ist rosig und Zahnarzt, spezialisiert für die vorderen Zähne. „Die Armenier lieben das Gold“, sagt er professionell. „Und sie lieben die Angst. Auf dem Stuhl zahlen sie dafür ihren Tribut. Der Zahn ist eine reiche Quelle für mich.“ – VonAngesicht zu Angesicht gegenüber ein Haus, fünf Stöcke, mit dreien, die hinken wie vollgestopfte Säcke nach unten vor Last. „Die oben die drücken“‚ erklärt der Onkel. Für die alten bekam man das Geld, um sie zu Grabe zu tragen. Die abbruchreife Frucht sollte fallen und sich zu ebener Erde ausglätten. Jedoch das Haus blieb das alte. Das Geld verteilte sich geschickt auf seine Art und die Weise, verbrauchte, und der Abriss verkostete sich. – Nun bekam man die Summe für den Neubau geschickt – fünfstöckig, angepasst den unpassenden Häusern daneben. Indes, die Mittel wurden in die hungrigen Fugen geschmiert, eingetascht und kein einziges Wort mehr verloren. Und die Bruchbude steht – dreimal ein jämmerlicher Streifen von Fenstern – am Himmel.

„Aber …“, wendet Martin ein und zeigt auf die fünf Etagen en face.

„Kein Aber“, antwortet ihm der Zahnarzt. „Ein Architekt wurde gefunden; der baute schnell die zwei Stockwerke auf und stützte sie vierseitig mit Säulen zur Erde, damit den unteren drei nicht gleich die Luft ausgehen konnte.“

„Und wenn es einstürzt?“, erschrickt Martin.

„Dann wird man eine Eingabe machen: ‚Ein altes Gebäude ist zum Abbruch bereit!‘ Fertig. Und vielleicht ändert man die Hausnummer noch.“ –

Verwandte, Bekannte defilieren bis in die Nacht und keine Taxe fährt heim und kein Bus. Die Jungen wälzen sich, rundgefressen und handeln sich rund um die Uhr Rundfüße ein. – Draußen darnach, im Dunkeln aber ist plötzlich kein Licht, näherkommend, auf Schienen. Metallhäuschen still, kaum zu vernehmen, tastet sein Schall. „Die schwarze Tramway“, bemerkt spitzfindig Ljowa. Ungefragt, scheinlos, hat sie sich nach Feierschluss aus dem Wagenpark gestohlen und fährt so, als hätte sie sich verlaufen. Augenlos sieht sie, was fleucht und ihr winkt, als wäre gar nichts gewesen, als wäre es gerade erst Mittag. Zwei Mann sind in ihr drin – einer führt, der andere kassiert, ordnungsgemäß, außer der Ordnung. Eine richtige Bahn fährt zur unrichtigen Stunde mit richtigem Geld nicht richtig gestohlen.

„Einen Rubel!“ – Bügelfrisch ruhen die Billette neben der Kasse, und unschuldig – unberührt – wird die Rolle nicht dünn: In der Kiste klingelt kein Geld.

„Bitte einen Fahrschein!“, bittet Martin. Der Lenker wird handlos, sein Leib dreht sich zur Frage erstaunt – wie ein Witz –, und sein tierischer Blick fährt in die Glieder:

„So eine Frage! In Russisch dazu. Eine blöde russische Frage.“ –

Zum Frühstück setzt der Vater seinen Chauffeur an den Tisch – wie seine Frau, wie die Söhne, wie Martin: „Er ist wie alle von uns.“ – In aller Seele nimmt der Fahrer sich, was er kann, dann sagt der Vater zum Gleichen: „Du fährst mich zur Arbeit, wartest ein Stück, und dann schauen wir uns gemeinsam das Kloster Geghard mal an. Du kennst die Kirche, du kennst also den Weg.“

Im Stein auf Stein, hinter dem Tuff, neu wie eine Grimasse, verschwindet der Vater zum Leiten. – Später dann lenkt sein Fahrer zum Kloster, an Garni vorbei – vom Erdboden dem Erdboden gleich –, vorbei in die Berge, die den Ararat stützen, die Macht, die Legenden. „Noah landete dort mit dem Boot“, zeigt Lewon Richtung Türkei. „Und das Wasser fiel und zog sich unter den Felsen zurück“‚ hilft der Vater ihm nach. „Manchmal jedoch schlug es noch als Quelle ans Licht“‚ ergänzt er. „Dann aber wird es heilig, in Glut, feuchtet die durstenden Lippen und kühlt die Wunden an der Stelle der Schlucht, wo Heiden Gläubige wurden. Hier aber in dem kalten Sprudel sakralen Lichts ergießt sich das Wasser blendend über die Opfer.“

„Und der einzige, der einige Gott?“, fragt Martin erstaunt.

„Als der kam, wurde die Quelle zur Taufe gepredigt und tief in den Abgrund versteckt. Airivank aber – die Höhle – wurde zur Lanze ‚Geghard‘ erhoben, das heißt, die Frau zum Manne gemacht“‚ erzählt er und spielt an auf die Geschichte des Klosters.

„Der Vater, der Gottmensch, der vollendete Mensch an dem Kreuz“, reflektiert Martin für sich.

„Im Felsen verborgen“, setzt der Vater seinen Gedanken fort, ohne auf den Jungen zu achten. „Wie der vierseitige Pfeiler, geschmückt als Heilsgeschichte, als Steinpfahl, als Lebensbaum, ohne Licht in die Blöcke gehauen und unsichtig dem Auge aus Stein in die Seele versenkt. Es ist eine Höhle im Baum, der Kreuzstein ‚Chatschk’ar‘.“ –

„Doch es bleibt trotz alledem immer die Kirche“, wendet Martin dazu noch ein.

„Es bleibt der Berg, die rohe Haut, bergend den Kern, das Kernmal mit den ausschwingenden Flügeln.“

„Flügel aber zu Gott.“

„Die armenische Kirche ist ein unheiliger Block“, erwidert der Vater und winkt ab. „Die Wunder sind immer nur Frucht, reif für den Eintretenden bloß.“

„Die Struktur ist inwändig zu fassen – wie Gott“‚ glaubt Marin verstanden zu haben.

„Eine geschlagene Quelle, im Flug aber ist die Fackel vorloschen“, widerspricht ihm der Vater. „Im Flug legte Nasr das arabische Feuer, und die Kirche zerfloss, war Leben gewesen. Indes, das Wasser, das blieb. Und die Heiligkeit und die Berge darauf. Es ging die Geschichte darüber, und das Volk trug den Stein in den Stein, die Höhle zur Höhle, das Kreuz zu dem Kreuz.“ – Der Vater macht eine Geste zum Tor und zeigt zu der Felsenkirche vor ihnen: „Für das Auge ist die Heilige Jungfrau, der Herd und das Haus, zum Lauschen ist das Ohr in der vorderen Halle und das Heim in der Narthex.“ – Und fast flüsternd setzt er hinzu: „Dahinter jedoch ist das Unterbewusste, Gehöhlte – weg von Gott und zu Gott. Heilig und heidnisch schlägt das Wasser mit dem Herzschlag die Wand. So fließt der Innenraum in den Quell, wird das unvolle Kreuzmal voll durch die Flüsse getragen, wallt selber zu Gott – vom Gotte fort. – Das Zeichen aber ist eine Legende“, stöhnt er leicht und tippt wortgewaltig aufs Kreuz. „Ein Schnitt, für den Menschen gemacht, und sein Arm ist in der Strömung verschwommen. — Siehst du die Stalaktiten dort?“, richtet er sich an Martin. „Es ist Wasser, gefroren. Sie halten einen Moment, wie die Höhle dem Monolithen Einhalt für einen Atem gewährt, für das Leben in Wellen. Der Stalaktit wächst als Hoffnung zum Licht, das dort über dem Granatapfel scheint. Es ist ein Loch, ein Gott in dem Loch, ein Nichtgott im Licht, eine Öffnung zum ‚Bewusst‘, zum bewussten Sein nach dem Sein, jenseits der Höhle und zur Quelle zurück.“

„Und die ist als Chatschk’ar markiert?“, fragt Martin neugierig klug und weist auf den Stein. „Das Großkreuz ist in vier kleine gerückt: vier Himmelsrichtungen, vier Kirchen in Geghard – die vier Säulen der Welt. Auf dem Haupt des Chaos, des Todes – das Labyrinth. Es wächst Ordnung hinein. Adam und Eva – der Mann und die Frau – sind getrennt, vorhallengetrennt. Der Sarkophag, die Nische – dazwischen ist diese Säule, der Ewigkeitsbann.“

„Ewigkeitsband“, korrigiert der Armenier, „Fruchthorn und Lanze – ‚Geghard‘ – sind in die Hände gegeben. Über die Stalaktiten tropfen von den geflügelten Häuptern die Granatblüten zur Frucht und zum Licht. Der Speer ist dorthin gerichtet, und vom Licht empfängt die Frau das gefüllte Maß an die Lippen. Es ist die Erlösung, die Frucht – der Felsen öffnet der Taube das Land, und die Quelle schwimmt gegen den Berg. Wir freilich falten Gebete in Stein.“

4

Ausgestorben und ausgestopft, mit dünn streuenden Lauten sind Korridore und sie wirken endlos gestreckt, einer Frau gleich in verlassener Nacht, wie das Schluchzen ihrer Kehle am Morgen nach mehr, nach einer Zärtlichkeit noch. Hoffnungslos drückt Martin von neuem die Klinke, die sich verbeugt und fix zurückprallt ins Schloss. Dann zieht er über das rautige Parkett seine Füße, sieht in der Küche den Wasserhahn tropfen wie im vorigen Jahr, und das Gas brennt auf dem Herd als ewige Flamme, als ewiges Feuer, das nimmer verlöscht, das zum Andenken ist, zum Gedächtnis an Streichhölzer, die stetig hier fehlen. Die Bar ist noch zu, und der Pförtner ist irgendwo, nur nicht am Platze. – Glassplitter bröckeln unter dem Schuh, machen unbequem seinen Gang. So reißt Martin sich einen Zweig von der Hecke und peitscht den Ärger über die Blätter in Striemen. Hinter den Kronen fällt ungerufen plötzlich eine Stimme zwischen die Schläge: „Martin!“ – Er hebt den Kopf und schaut Larissa unter die Stirn.

„Ich wollte zu dir“, sagt er ungewiss, unentschlossen, und er wirft den Reis in die Luft.

„Und warum kommst du nicht rein?“, fragt sie, und er wird verlegen, bemerkt ihre Wangen rot wie Wein in dem Keller. Er kann die Etikette nicht streifen, steht – eine Wurzel –, bricht und erzählt von Jerewan, von Lewon und von dessen Vater.

„Es wird kalt in dem Raum“, mahnt sie, und Martin besinnt sich: „Die Stufen, das Tropfen in der Küche, der tote Flur in der Flucht.“

Sie schließt die Tür hinter ihm wieder zum Riegel: „Ich habe Philosophieprüfung morgen.“

„Oh!“, springt er auf. „Ich störe.“

„Wieso? Philosophie ist im Großen ein deutsches Problem. Das Sein vor Bewusstsein, das Huhn vor dem Ei“‚ scherzt sie mit ihm.

„Ein schönes neues Jahr dir!“, wünscht Martin und gibt brav deutsch seine Hand. Sie aber gibt ihren Mund, und er streift ihn, streift die Bücher auf ihrem Bett. „Philosophie hört mit Marx auf“, sagt er. „Ein bisschen noch Lenin, und danach ist tote Hose. Als wäre eine Hecke drum rum. Ein ungelegtes Ei. Das Huhn in der Suppe. Zum Magen verderben!“

Sie saugt an dem Zucker und trinkt heißes Wasser dazu: „Ich mache dir einen Tee“, schlägt sie vor. Er aber winkt ab:

„Nach Tee schlafe ich nicht.“

„Dann koch ich dir zwei.“ – Er schluckt:

„Wie dazumal Weimar.“

„Weimar!“, schwärmt sie. „Goethe und Schiller.“

„Cranach, Wieland, Herder, Schiller, Goethe und Liszt. Die Klassikerrezeption. Was dazu gehört, hört zu“, antwortet Martin. „Doch es ist noch nicht zu Ende gesagt. Wer A sagt, muss auch Z sagen. Schopenhauer und Goethe. Und der steht auch im ‚Kote‘, nicht in den ‚Gothen‘ allein, im guten Erbe, im Tage. Liszt hat das Kreuz am Ende besungen, Nietzsche besudelt und beides ist wahr. Deutscher Geist ist auch Nachtgeist – und gar in erster Instanz. Wollen wir es haben und nicht.“ – Martin nimmt einen Schluck von dem Tee. „Und streng betrachtet ist Marx, ist Hegel, ist Leibnitz weit weg. Sie sind zu modern, zu westlich für euch, sie sind Tagesplaneten“, lächelt der Deutsche. „Während die anderen, die Mystiker, die Böhme, die Nietzsche Zauberer sind, alte Zigeuner, die aus den Händen gelesen. Ihre Bücher sind Un-System und kein Leitbild zum Packen. Sie sind da zum Erfühlen, zum Einklingen mit dem, was urlange bekannt, ja erfüllt ist sogar. Bloß ist Furcht dazwischen gepackt, eine östliche Diva, das Unpreußische – der Orient ist darin. Kant in Königsberg lag weit okzidentaler als Schelling in Tübingen. Er war auch ein wenig Slawe, doch mit deutschem Drang zum Sortieren. Und in uns steckt diese Melange, das Mixtum compositum, das Gemengsel von Osten und West, von Niere und Herz.“ – Er trinkt und starrt vor sich hin. „Aussöhnung ist vielleicht nur von Böhme aus möglich, von Wiedertaufe, von der Ohrfeige ins schlechte Gewissen oder von der Ikone, die läuft.“

„Es ist die Ikone aus meiner Kindheit zu Haus“, nickt das Mädchen. „Man streute Reisig in eine kupferne Schüssel, goss Rosenöl über die Zweige, nahm aus der Lampe ein Feuer und zündete damit das Holz. Dann ging die Großmutter mit der Schale durch die Zimmer, schlug das Kreuz und weilte lange vor der Ikone in der rotschönen Nische. Ruß fiel von der Flamme, die Großmutter strich einen brennenden Zweig in die Finger und drückte ihn sich auf die Stirn. Ein Brandmal war es für uns, zeichnend die Versöhnung mit Gott.“

„Die Alten sind heilig“, stimmt Martin zu.

„Die anderen auch.“

„Die anderen?“, fragt Martin und bemerkt jetzt erst die unberührten Betten im Raum.

„Sie sind im alten Jahre geblieben“, folgt sie seinen Gedanken. „Ich bin alleine mit dir.“

„Und deine Prüfung?“, zweifelt er.

„Na eben! Die Prüfung …“, lacht sie. – Die Tage im Winter sind kurz, und die Dunkelheit faltet die Konturen zwischen die Sinne, in die Profile, in Lippen, die auftun, in die Brust unter dem Kleid. Sie sind wie ein Messer ins Auge, wie die Finger an seinem Hals, und sie fallen unter die Decke, fallen zu einem Körper zusammen, saugen den Traum phantastisch sich aus. Aufregend-regend, mit Händen die zittern, sucht er Verschlüsse, öffnet ihr Nacktsein sich zu und wickelt noch fester das Tuch. Sie hängt an dem Mund, zieht das Blut in das Fleisch und drückt in seinen Rücken die Arme. Weich ist der Körper, weichrund, mit einer Taille zur Nadel, die pikt, die sich bewegt bei dem Griff, aufstöhnt, großporig Haut bildet bis in den Nabel, wo sein Mund liegt, dass sie schreit wie eine hungrige Katze nach Milch, und die Brüste Zartheit suchen in stehender Mahnung. Laut spürt er sein Herz drüber erbeben, fühlt, wie er nackt sich gibt auf den Leib, sieht das Wachsen-Verlangen, die Starre, die Feuchtigkeit steigen, schamhaft Scham netzend und suchend, spürt das Schlagen der Brüste, ihren Atem, das Keuchen, und wie ihre Lippen den Schrei in seiner Kehle ersticken. – Da läuft Wonne auf ihre Haut über, springt schmerzvoll-lusthaft wie eine Welle von der Hüfte auf seine, und matt sinkt sie ins Kissen, erschöpft, mit offenem Mund, weit in die Nacht ihre Augen ausrichtend. Er kann sie nicht sehen, will sie nicht sehen. Regungslos, schlaff ohne Mann, wie ein Kind Unverstand, versteht Martin nicht, versteht nicht ihr Glück, ihren Himmel, sieht nur seine Scham, seine Eile, übereilig am Ziele vorbei. Und er möchte Abstand gewinnen, Spuren verwischen und in die Dunkelheit haschen.

„Bleib liegen!“, sagt sie, ihre Arme im Griff. „Dein Körper, mein Körper … Ich fühle mich – ihn.“ – So weilt er und glaubt Tröstung zu hören, hört indes nur das Herz, ihre Augen, die zurückkommen mählich, die Brüste, kosend die Hand und sieht den Nabel, der wegzieht, als wäre es Frost. Da findet er Bewusstsein in sich, Ruhe, findet sich überrascht und selbst zum Himmel empor, ganz hoch, in ihren Beinen verschlungen, in ihrem Gefühl. Und er gleitet zum Leib, merkt ihre Schenkel nach außen weggebend, hingebend, sich nehmend, nicht genug nehmend, alles, die letzte Zelle zu sich, das Erwarten. Und an diesem Vibrieren zieht er hinan, an dem Puls, an seinem Puls in der Starre, der auf Widerstand schlägt, auf Halt und auf Ein-Halt. – Sie beißt in die Lippe, möchte zu ihm – ihre Liebe, die Liebe, den Schmerz –, und er drückt sich in sie – tief, immer –, drängt, lässt sich in sie und spüren jählings das Rauschen, das Fließen und das Beben in ihr. Dann fallen ihre Arme aufs Laken, verlöscht sie, lehnt ihr Kopf auf der Schulter, und nachtweich verschlungen, gebogen in Form, Unverwechselbarkeit ausstrahlend und Weibheit, liegt ihr Haar um die Gelenke gedreht und eine Glut auf der Stirn. Keine Bewegung, kein Wort. Einen Hauch, einen Gedanken, einen Traum schließt sie sich ein, wandert zu sich hinüber in ihre eigene Tiefe, den Schlaf, fallen die Augen an die Stufe zum deutenden Nichts und sendet Ruhe nach drüben, Entspanntheit und Trance.

Martin fliegt von Jerewan in die Wolken, noch einmal im Gleitfluge abwärts, und die Landung zu Hause, das Zucken im Arm ist Larissa, mit dem Mal an der Stirn. „Der Garten bedeutet die Welt, die Früchte die Menschen. Die ganze Philosophie ist ein wachsender Baum, an dem man den eigenen Willen gelassen; und mit Gelassenheit eilt tief das Licht in die Wesen. Alles ist Ist. So viele Dinge freilich sind Gott.“

Morgenrot schaut in den Tag, und über das Laken ist die erste Liebe geschüttet, wie eine Flamme geflossen in heidnischer Bande über den Schoß. Martin starrt in das Fenster, fassungslos wie der Morgen. „Larissa.“ – Sie lächelt. „Du bist jetzt kein Mädchen mehr“, lauscht er seinen eigenen Worten, glaubt ihnen nicht – sie sind auf dem Bette geschrieben. Er zieht ihren Mund in sich ein, ihren Duft, trinkt das Wasser der Kanne mit einem Stück Zucker über der Zunge. „Kein Mädchen …!“

„Nur eine Frau liebt“, verschmitzt antwortet sie, zieht sich an, will sich nicht waschen, will es noch an sich tragen einmal, einmalig, neu, ungewöhnlich und traulich. – Sie eilt, stellt ihm einen Brei auf den Stuhl: „Ich bin gleich wieder zurück“, sagt sie, schließt ab, geht die Prüfung abschließen, den Prüfzettel ziehen und auf die Frage eingehen: „Was ist primär?“

„Ein Gesetz weicht dem anderen, eines hebt das andere auf, ein Fremder wird einem näher als sein eigenes Kind, und wo Frieden ist, ist kein Frieden. Zuerst ist der Leib, ist die Form, und die Sinnlichkeit läuft über den Geist.“ Larissa hat ihre Prüfung bestanden. –

Der Riegel springt aus dem Riegel – die Ungarin steht in der Tür. Und in der Blöße des Bettes wird Sarodnick wach. „Schamlos!“, quakt sie und schmeißt wieder die Pforte.

„Das alte Jahr ist endgültig passé und vorbei.“ –

Traurig steigt Martin in seine Kleider, in den quakenden Flur, in den Teich mit den Fröschen, mit dem Frost auf der Treppe. – Kalt liegt er im Bett, einzeln, einzig, gesondert, à part – lange für sich, tagelange im Einssein, im Stillstand als Wegziel. Es ist der cherubinische Krebsgang für ihn, die Stille, die Ledig-Seel, stillschweigend im geistigen Nehmen. – Und so verbleibt er in sich, bei sich, hinter den Träumen für Zeiten, für Wochen. Dann, von einer Sehnsucht gestochen, fliegt er wieder heraus, zu ihr an das Laken. – Lange jedoch ist das Zimmer zurückgekommen, belegt mit den anderen drei. Es ist ein anderes jetzt.

Larissa nimmt ihren Mantel und geht in die Küche mit Martin. Ein Mädchen schält Kartoffeln, im Korridor gafft brennend das Licht in die Augen, und auf der Treppe über das abgeschabte Geländer gebeugt, grinsen alte Bekannte. Martin lenkt ins Zimmer zurück. Es ist dunkel und schläft, und die drei Mädchen darin liegen unhell im Bett.

Auf den einzigen Stuhl hinter dem Schrank, hinter den Mädchen versteckt, sucht Martin mit Larissa sich Platz. Er schleudert den Mantel von ihr und merkt die Nacktheit unter dem Hemd, ihre Beine, die nicht enden im Stoff. Er geht ihrem Ausgangspunkt zu, ihrer Quelle – fließend, durstrollend über den Rand –, reißt die Knöpfe vom Bund – auf den Boden gespult – und legt ihre Füße in seine über den Schoß, den sie vergibt, um die Völle zu nehmen, bis zu dem Ruf. – Hinter dem Schrank wälzt die Ungarin sich: „Was ist los?“, fragt sie barsch. Dort ahnen sie nur, und der Stuhl ist zu alt, um Schweigen zu hüten. Indes, zum Schweigen ist es zu spät.

Martin erhebt sich, hebt sie mit sich – in sich gesetzt –, schwingend – dreht sich der Kopf, um den ihre Hände sich binden. Ein Dreibund fliegt so in Bewegung, und lautlos verschluckt Larissa den Laut, bestimmt den Rhythmus befriedend, gleichklingend mit ihrem Puls, unlast in sie, aus ihr, in dem Gleiten der Sinne, schwere und los. Und wie ein Seraph mit den Flügeln zum Blute schwingt sie das Lied zum Refrain, steigert sie ihn – in dem Klang, in dem Rausch –, und im Appetit geht er ganz in sie über – die Quelle zur Quelle –, tausinkend über die Wiese. Wie ein Reh fällt sie in den Rücken zurück, ihre Haare fahren über den Boden, fährt ihr Leib zu dem Haar und verschmilzt streckend, todgleich mit Nacht. Trunken, Stahlfedern im Knie, kriecht Martin zur Luft – Nebel der Äther –, und keine Luft kriegend, luftlos, lustlos über den Rand, völlig verloren, die Besinnung verloren, den Tag mit der Gleiche, packt er seine Jammertasche mit der dreckigen Wäsche und nimmt das Flugzeug Berlin.

₺991,70

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
884 s. 7 illüstrasyon
ISBN:
9783991300380
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre