Kitabı oku: «Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika», sayfa 6
Die Expedition umfasst 600 Eingeborene aus Sansibar und wahrscheinlich ebenso viele arabische Begleiter aus Zentralafrika.
Morgen segeln wir von Sansibar nach dem Kongo und am 18. Juni hoffen wir am obersten Ende der Schifffahrt auf dem Oberkongo zu sein. Die Entfernung von dem Punkte, wo wir uns ausschiffen, bis zum südlichen Ende des Albert-Sees beträgt in gerader Linie 620, auf dem Landwege etwa 900 km, sodass wir vermutlich zu dem Marsche nach dem südwestlichen oder südlichen Ende des Sees bis in die Nachbarschaft von Kavalli 50 Tage brauchen werden.
Wenn Ihre Dampfer in der Nähe jenes Ortes sein sollten, werden Sie mir vielleicht in Kavalli oder dessen Umgegend Nachricht von Ihrem Aufenthalte zukommen lassen können.
Die Gründe, welche mich gezwungen haben, für die Beförderung Ihrer Vorräte diese Route einzuschlagen, sind verschiedener, hauptsächlich aber politischer Art. Ich habe auch den Eindruck, dass diese Route mehr Sicherheit und größere Gewissheit auf den Erfolg unsere Unternehmens, sowie geringere Schwierigkeiten für die Expedition und weniger Belästigung für die Eingeborenen bietet. Muanga ist im Süden und Südosten ein starker Gegner. Die Wakedi und andere kriegerische Stämme im Osten von Fatiko bilden ein ernstliches Hindernis, die Eingeborenen von Kischakka und Ruanda haben Fremden noch niemals den Eintritt in ihr Gebiet gestattet. Unterwegs erwarte ich nicht viele Schwierigkeiten, da es im Kongobecken keine mächtigen Häuptlinge gibt, welche unseren Marsch aufzuhalten fähig sind.
Außer Überfluss an Munition für Ihren Bedarf, den offiziellen Schreiben der ägyptischen Regierung, einer starken Post von Ihren zahlreichen Freunden und Bewunderern bringe ich Ausrüstungsgegenstände für Sie persönlich, sowie für Ihre Offiziere, dem Range eines jeden entsprechend, mit.
In der Hoffnung, dass ich das Vergnügen haben werde, Sie wohl und sicher anzutreffen, und dass nichts Sie veranlasst, Ihr Leben und Ihre Freiheit in der Nachbarschaft von Uganda voreilig aufs Spiel zu setzen, ohne die von mir eskortierten ausreichenden Mittel zu haben, um sich und Ihren Leuten Achtung zu verschaffen, bitte ich Sie mich zu betrachten als
Ihren ganz ergebenen
Henry M. Stanley.
24. und 25. Februar. Bei der Ankunft in Sansibar fand ich, dass unser Agent, Herr Edmund Mackenzie, alles so wohl vorbereitet hatte, dass die Expedition beinahe zur Einschiffung fertig war. Der Dampfer „MADURA“ lag im Hafen und war für die Reise mit Proviant und Wasser ausgerüstet; die Tauschwaren und Lasttiere befanden sich am Bord. Indessen mussten noch einige Angelegenheiten erledigt werden, namentlich eine Vereinbarung mit dem berühmten Tippu-Tib über unsere gegenseitige Stellung zueinander. Tippu-Tib ist heute ein viel größerer Mann als im Jahre 1877, wo er meine Karawane vor der Talfahrt auf dem Kongo begleitete. Er hat sein schwer erworbenes Vermögen in Waffen und Pulver angelegt. Abenteuersüchtige Araber haben sich unter seine Fahne geschart, bis er jetzt der ungekrönte König der Region zwischen den Stanley-Fällen und dem Tanganjika-See geworden ist und viele Tausende an die Kämpfe und das wilde Leben am Äquator gewohnter Männer befehligt. Wenn ich feindselige Absichten bei ihm entdeckte, dann beabsichtigte ich mich weit entfernt von ihm zu halten, denn wenn die Munition, welche ich Emin Pascha zuführen sollte, von ihm erobert und benutzt wurde, geriet die Existenz des noch in seiner Kindheit befindlichen Kongostaates in Gefahr und waren alle unsere Hoffnungen bedroht. Zwischen Tippu-Tib und Muanga, dem König von Uganda, bestand nur eine Wahl wie zwischen der Bratpfanne und dem Feuer. Tippu-Tib war der „Sibehr“ des Kongobeckens und als Feind ebenso gefährlich, wie letzterer an der Spitze seiner Sklaven gewesen wäre. Zwischen mir und Gordon musste in Bezug auf das Verhalten unseren eigenen Sibehrs gegenüber ein Unterschied gemacht werden; der meinige hatte gegen mich persönlich keine Abneigung, meine Hände waren frei, meine Bewegungen ungehindert. Ich sondierte deshalb Tippu-Tib am ersten Tage unter gehöriger Vorsicht und fand, dass er für jede Eventualität, entweder mit mir zu kämpfen oder von mir angestellt zu werden, vollständig vorbereitet war. Ich wählte das letztere und wir gingen ans Geschäft. Ich brauchte seine Hilfe nicht, um Emin Pascha zu erreichen oder mir den Weg weisen zu lassen. Es gibt vier gute Straßen von Wadelai nach dem Kongo; eine derselben war in der Gewalt Tippu-Tib's, die drei anderen waren noch frei von ihm und seinen Myrmidonen. Allein Dr. Junker hatte mir mitgeteilt, dass Emin Pascha im Besitze von etwa 75 Tonnen Elfenbein sei. Ein solches Quantum Elfenbein würde, das Pfund zu 8 Mark gerechnet, einen Wert von 1.200.000 Mark repräsentieren. Die Beteiligung Ägyptens am Fonds zum Entsatze Emin Pascha's ist in Anbetracht der schlechten Finanzen des Landes eine bedeutende; in diesem Quantum Elfenbein hatten wir möglicherweise das Mittel, um den Staatsschatz wieder aufzufüllen, und behielten noch eine große Summe zur Deckung der Unkosten und vielleicht auch zu einem hübschen Geschenk für die überlebenden Sansibariten übrig.
Weshalb sollten wir nicht den Versuch machen, dieses Elfenbein nach dem Kongo zu befördern? Ich wünschte deshalb Tippu-Tib und seine Leute zu engagieren, damit sie mir bei dem Transport der Munition zu Emin Pascha und auf dem Rückwege beim Tragen des Elfenbeins behilflich seien. Nach langem Feilschen schloss ich mit ihm einen Vertrag ab, nach welchem er sich verpflichtete, 600 Träger zu 6 Pfd. St. für jeden belasteten Mann und jede Rundreise von den Stanley-Fällen nach dem Albert-See hin und zurück zu liefern. Auf diese Weise würde, da jeder Mann 70 Pfund Elfenbein trägt, jede Rundreise dem Fonds die Summe von 13.200 Pfd. St. netto an den Stanley-Fällen zuführen.
Nach Abschluss dieses Vertrages, der in Gegenwart des englischen Generalkonsuls vereinbart wurde, brachte ich im Namen Sr. Maj. des Königs Leopold bei Tippu-Tib einen anderen Gegenstand zur Sprache. Ich hatte die Station Stanley-Fälle im Dezember 1883 angelegt; später ist dieselbe von verschiedenen Europäern befestigt worden, und es war Herrn Binnie und dem schwedischen Leutnant Wester gelungen, sie zu einer geordneten und ansehnlichen Niederlassung zu machen. Sein Nachfolger Kapitän Deane geriet mit den Arabern in Streit und steckte bei seiner zwangsweisen Abreise von dem Schauplatze seiner Tätigkeit die Station in Brand. Der Zweck bei Anlegung der Station war gewesen, die Araber an der Fortsetzung ihrer verwüstenden Tätigkeit unterhalb der Fälle zu verhindern, weniger durch Gewalt, als durch Takt, oder eigentlich durch eine glückliche Vereinigung beider. Durch den Rückzug der Beamten des Kongostaates von den Stanley-Fällen wurden die Schleusen geöffnet und die Araber drängten flussabwärts. Da Tippu-Tib selbstverständlich der leitende Geist der Araber westlich vom Tanganjika-See war, so war es ratsam, zu versuchen, wie weit man sich seiner Hilfe versichern könne, um diesen Strom der Araber an der Zerstörung des Landes zu hindern. Nach Austausch telegraphischer Depeschen mit Brüssel am zweiten Tage meines Aufenthalts in Sansibar unterzeichnete ich mit Tippu-Tib einen Vertrag, in welchem dieser zum Gouverneur der Stanley-Fälle gegen ein regelmäßiges Gehalt ernannt wurde, das monatlich zu Händen des englischen Generalkonsuls in Sansibar ausgezahlt werden sollte. Seine Pflicht wird hauptsächlich in der Verteidigung der Stanley-Fälle im Namen des Staates gegen alle Araber und Eingeborenen bestehen. Die Station wird die Flagge des Kongostaates führen. Unter allen Umständen soll er jeden, der auf dem Gebiete Raubzüge auf Sklaven unternimmt, angreifen und gefangen nehmen und alle größeren Trupps, welche im gerechtfertigten Verdacht gewalttätiger Zwecke stehen, vertreiben. Er muss sich selbst unterhalb der Fälle jeglichen Sklavenhandels enthalten und auch alle unter seinen Befehlen Stehenden an diesem Geschäft verhindern. Zur Sicherstellung der getreuen Ausführung dieses Vertrages wird ein europäischer Offizier zum Residenten an den Fällen ernannt. Sobald eine Verletzung irgendeines Artikels des Vertrages gemeldet wird, hört die Zahlung des Gehalts auf.
Während ich mit diesen Verhandlungen beschäftigt war, hatte Herr Mackenzie inzwischen den für die Entsatz-Expedition angeworbenen 620 Männern und Knaben einen Vorschuss auf vier Monate, insgesamt 12.415 Dollars, ausbezahlt, und sobald ein Trupp von 50 Personen seine Zahlung in befriedigender Weise erhalten hatte, wurde ein Leichter herangeholt, der die Leute aufnahm und dann von einer Dampfbarkasse nach dem Transportdampfer geschleppt wurde. Um 5 Uhr nachmittags waren alle Mann an Bord, worauf der Dampfer nach einem entfernteren Ankerplatze hinausfuhr. Gegen Mitternacht befanden sich Tippu-Tib und seine Leute, sowie jeder, der sonst noch zur Expedition gehörte, am Bord, und mit Tagesanbruch wurde am folgenden Morgen, dem 25. Februar, der Anker gelichtet und wir dampften nach dem Cap der Guten Hoffnung ab.
Bis soweit hatte sich bei den Arrangements noch keinerlei Hindernis gezeigt; die Schwierigkeiten wurden wie von Zauberkraft geebnet und jeder hatte den höchsten Eifer gezeigt und prompt die gewünschte Hilfe geleistet. Die Offiziere der Expedition waren vom Morgen bis zum Abend mit der schwierigen Aufgabe, die Munition für die Truppen Emin Pascha's umzupacken, vollauf beschäftigt.
Bevor ich diese Bemerkung schließe, möchte ich noch der liberalen Unterstützung gedenken, welche Sir John Pender und die Eastern Telegraph Company unserer Entsatz-Expedition haben zuteilwerden lassen. Alle meine Telegramme aus Ägypten, Aden und Sansibar, die sich zusammen auf mehrere hundert Worte beliefen, wurden kostenfrei befördert, und da sonst jedes Wort von Sansibar nach Europa 8 Schilling kostet, so kann man sich einen Begriff von dem pekuniären Werte der uns erzeigten Gefälligkeit machen. Bei meiner Rückkehr aus Afrika wurde mir dieses große Privilegium aufs neue zuteil, und da ich mehrere Tage täglich Dutzende von Telegrammen, auf welche man Antwort erwartete, erhielt, so würde ich für die glückliche Befreiung Emin Pascha's bald teuer haben bezahlen und meine aufregende Laufbahn vermutlich vor dem Bankrottgericht haben enden müssen, wenn Sir John Pender und Sir James Anderson mich nicht rasch beruhigt hätten. Unter den Namen derjenigen, welche zu dem Entsatz-Fonds einen sehr hochherzigen Betrag gezeichnet haben, darf ich deshalb mit Recht auch die von Sir John Pender und Sir James Anderson für die Eastern Telegraph Company aufführen. Ferner muss ich noch erwähnen, dass dieselben sich erboten, mir den Kabeldampfer in Sansibar zu leihen, um meine Trägertruppe und Soldaten nach dem Kongo zu befördern, für den Fall, dass wir bei der Charterung des Dampfers „MADURA“ mit der Britisch-Indischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft Schwierigkeiten gehabt hätten.
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Drittes Kapitel – Zur See nach dem Kongo
Drittes Kapitel – Zur See nach dem Kongo
Der Sultan von Sansibar. – Tippu-Tib und die Stanley-Fälle. – An Bord des Dampfers „MADURA“. – Ein „Schindi“ zwischen Sansibariten und Sudanesen. – Skizzierung meiner Offiziere. – Tippu-Tib und Kapstadt. – Ankunft an der Mündung des Kongo. – Antritt der Fahrt den Kongo aufwärts. – Besuch von zwei Mitgliedern des Exekutivkomitee des Kongostaates. – Unangenehme Gedanken.
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Folgender Privatbrief an einen Freund gibt Aufklärung über einige Dinge von allgemeinem Interesse:
Dampfer „MADURA“, 9. März 1887
In der Nähe des Cap der Guten Hoffnung.
Mein lieber –
außer dem Inhalt der Schreiben an die Presse, welche zu Gunsten des Entsatz-Fonds veröffentlicht werden sollen und alles das enthalten, was das Publikum gerade jetzt wissen sollte, habe ich Ihnen und anderen Freunden noch einiges zu sagen.
Der Sultan von Sansibar empfing mich mit ungewöhnlicher Freundlichkeit, die ich zum großen Teile der Einführung durch Herrn William Mackinnon und Sir John Kirk verdanke. Er schenkte mir einen schönen Säbel, meiner Ansicht nach eine Schirasi-Klinge, reich mit Gold ausgelegt, und einen prachtvollen Diamantring, welcher die Augen Tippu-Tib's feucht erglänzen ließ. Bei dem Säbel befindet sich der goldene Gürtel Sr. Hoheit, dessen Schnalle seinen Namen in arabischen Buchstaben trägt. Derselbe wird mir, wenn ich mit Arabern zusammenkomme, von Nutzen sein als ein Beweis von dem guten Einvernehmen zwischen dem Fürsten und mir; und wenn ich die ägyptischen Offiziere, von denen manche vermutlich ungebildet sind, erreiche, müssen sie den Säbel als Zeichen anerkennen, dass wir keine Händler sind.
Aus den Zeitungen werden Sie ersehen haben, dass ich 61 sudanesische Soldaten mitgenommen habe. Der Zweck hiervon ist, dass sie zu den Sudanesen in Äquatoria für mich sprechen sollen. Vielleicht werden die Ägypter sich stellen, als glaubten sie nicht an die Fermans und die Schreiben Nubar's, in welchem Falle diese Sudanesen als lebendige Beweise meines Auftrags vorgeführt werden sollen.
Ich habe in Sansibar mehrere kleine Aufträge in befriedigender Weise erledigt. Der eine bestand darin, den Sultan zur Unterzeichnung der Konzessionen zu veranlassen, welche Mackinnon schon vor langer Zeit vergeblich zu erhalten versucht hat. Da die Deutschen westlich von Sansibar prächtiges Gebiet besitzen, war es nicht mehr als gerecht, dass England für den Schutz, den es seit 1841 Sansibar hat angedeihen lassen, ebenfalls seinen Teil erhielt. Die Deutschen scheinen dies auch eingesehen zu haben, wie Sie aus der kürzlich abgeschlossenen englisch-deutschen Vereinbarung bemerken werden. Frankreich hat bereits ein ungeheures Areal in Westafrika erhalten. Die ganze Welt hat der Konstituierung des Dominium des Königs Leopold, für welche er eine Million Pfd. St. verausgabt hat, als unabhängigen Kongostaat zugestimmt. Portugal, das ewig missvergnügt ist und wenig tut und das Wenige auch nur in hochfahrender, engherziger Weise, ist ebenfalls von den Mächten gnädigst bedacht worden; nur England, welches seine Forscher, Livingstone, Burton, Speke, Grant, Baker, Keith Johnston, Thomson, Elton usw., aussandte, hat nichts bekommen, obwohl wahrscheinlich kein anderes Land ein solches Interesse an dem dunkeln Weltteil genommen und solche Opfer für die Eingeborenen gebracht hat wie England. Seine Kreuzer haben während der letzten 20 Jahre an den Küsten des Ozeans die Seepolizei ausgeübt, um den Sklavenhandel zu unterdrücken, die Zahl seiner Missionen zwischen Ost- und Westafrika beträgt 22. Die Konzession, welche wir zu erhalten wünschten, umfasste einen Teil der ostafrikanischen Küste, wovon Mombasa und Malindi die wichtigsten Städte waren. Soviel ich weiß, hat die Angelegenheit Sr. Hoheit bereits acht Jahre vorgelegen, doch war die Unterschrift des Sultans schwer zu erlangen.
Bei der Ankunft in Sansibar fand ich, dass der Sultan gealtert war und nicht lange mehr zu leben hatte. Seyid Bargasch ist sechs Monate später gestorben. Die Engländer konnten in der vorbehaltenen „Interessensphäre“ keine Kapitalien anlegen, bis einige solcher Konzessionen unterzeichnet waren.
„Wenn es Gott gefällt, werden wir zu einer Vereinbarung kommen“, sagte der Sultan, „daran kann weiter kein Zweifel sein.“ Allein seine politischen Sorgen reiben ihn rasch auf, und wenn diese Angelegenheit nicht bald zu Ende geführt wird, wird es zu spät sein.
Die andere Angelegenheit betraf Tippu-Tib. Derselbe hatte tatsächlich drei ungeladene Krupp'sche Granaten im Besitz, welche er von den Stanley-Fällen am Oberkongo nach Sansibar mitgebracht hatte, um seinen Freunden die Art der Geschosse zu zeigen, mit denen die Belgier seine Niederlassungen bombardierten. Er war außerordentlich zornig und brütete im Inneren über Wiedervergeltungsplänen. Ich brauchte längere Zeit, um die Ausbrüche seines Zorns zu besänftigen. Wütenden Leuten muss man Zeit lassen, um ihrem Ärger Luft zu machen. Als er eine Zeit lang seinem Unwillen Ausdruck gegeben hatte, fragte ich ihn in aller Ruhe, ob er nun fertig sei, und sagte ihm in mildem Tone, ich wisse sehr gut, wie groß und mächtig er sei usw. Dann bemerkte ich, es sei kaum gerecht, allen Europäern und dem König Leopold einen Vorwurf zu machen, weil es einem Offizier an den Stanley-Fällen beliebt habe, seine Ansiedelungen mit Krupp'schen Granaten zu bewerfen; die Schwierigkeit sei durch den Übereifer eines Mannes bei der Verteidigung einer Sklavin, welche seinen Schutz aufgesucht hatte, verursacht worden, in derselben Weise, wie sein Neffe Raschid sich durch jugendliche Leidenschaft habe hinreißen lassen, seine Rechte zu verteidigen. „Der Gouverneur des Kongostaates war mehr als 2.400 km flussabwärts entfernt, und Tippu-Tib, der Eigentümer der Niederlassungen, befand sich viele hundert Kilometer ostwärts auf dem Wege nach Sansibar. Nun, ich betrachte die Angelegenheit als die Folge eines Streites zwischen einem jungen Weißen und einem jungen Araber. Die Grauköpfe, welche den Streit ohne Kampf entschieden haben würden, waren abwesend, aber die Jugend will bekanntlich immer ihre Kraft messen.
„Wissen Sie“, fuhr ich fort, „dass die Station uns sehr viel Schwierigkeiten bereitet hat? Wie Sie sich erinnern werden, schickten wir Amelot hin. Kaum hatte er die Station ohne Befehl verlassen, als er irgendwo in der Nähe von Njangwe starb. Der nächste, der Schwede Gleerup, folgte seinem Beispiel und marschierte quer durch Afrika; dann schickten wir Deane, der zur Abwechslung Krieg mit den Arabern haben wollte.

Tippu-Tib
Dem König Leopold ist wegen alles dessen kein Vorwurf zu machen. Es ist schwer, Leute zu finden, welche stets weise handeln und immer vollständig begreifen, wie ihre Befehle lauten. Hätte König Leopold Deane hingeschickt, um Krieg mit Ihnen zu führen, dann würde er ihn, davon können Sie überzeugt sein, nicht mit nur 30 Mann gesandt haben.
„Nun merken Sie auf. Er schlägt Ihnen den Versuch vor, jene Station mit eigener Hand zu regieren; er wird Ihnen jeden Monat dasselbe bezahlen, was ein europäischer Offizier erhalten würde. Jedoch gibt es gewisse kleine Bedingungen, welche Sie erfüllen müssen, ehe Sie Gouverneur werden.“
Tippu-Tib schlug die Augen auf, bewegte dieselben rasch, wie er zu tun pflegt, und fragte: „Ich?“
„Ja, Sie. Sie lieben das Geld; ich biete Ihnen Geld. Sie grollen darüber, dass dort Weiße sind; nun, wenn Sie Ihre Pflicht richtig erfüllen, dann braucht man dort keine Weißen mehr, außer dem Einen, welchen wir unter Ihrem Befehl dorthin schicken müssen, um zu sehen, dass nicht gegen die Bedingungen verstoßen wird.“
„Nun, worin bestehen dieselben?“
„Sie müssen die Flagge des Kongostaates aufhissen. Sie müssen einem Residenten, der Ihre Berichte an den König schreiben wird, gestatten, bei Ihnen zu bleiben. Sie dürfen weder Sklavenhandel treiben, noch irgendjemand erlauben, unterhalb der Stanley-Fälle mit Sklaven zu handeln. Ebenso darf, wie Sie begreifen werden, keine Sklavenjagd stattfinden. Dagegen können Sie mit Elfenbein, Gummi, Guttapercha, Vieh und allen anderen Dingen so viel handeln, wie es Ihnen beliebt. Es darf aber unterhalb Ihrer Station kein den Eingeborenen gehörendes Eigentum irgendwelcher Art geplündert werden. Ihr Monatsgehalt wird an Ihren Agenten in Sansibar ausgezahlt werden. Geben Sie mir nicht sofort eine Antwort, sondern gehen Sie hin und beraten Sie sich mit Ihren Freunden und denken Sie darüber nach, was ich Ihnen biete. Mein Schiff segelt in drei Tagen. Bringen Sie mir morgen Ihre Antwort!“
Da die Antwort günstig lautete, wurde von dem Generalkonsul ein passender Vertrag aufgesetzt, den wir beide unterzeichneten.
Eine weitere Vereinbarung traf ich mit ihm bezüglich der Anwerbung von Trägern, welche die Munition vom Kongo nach dem Albert-See befördern sollen. Gibt es dort kein Elfenbein, dann werde ich Tippu-Tib die Summe von 3.600 Pfd. St. schulden. Es muss aber Elfenbein dort sein, da Emin Pascha und Dr. Junker beide behaupten, es sei ein großer Vorrat davon da. Indessen möchte ich des Elfenbeins wegen die Expedition nicht in Gefahr bringen.
In Anbetracht dieser Dienste, zu deren Leistung Tippu-Tib sich feierlich verpflichtet hat, habe ich ihm für sich und 96 seiner Begleiter freie Fahrt von Sansibar nach dem Kongo, einschließlich Beköstigung, zugestanden. Auch habe ich die Verantwortung übernommen, die ganze Truppe wohlbehalten nach den Stanley-Fällen zu transportieren, wodurch ich nicht geringe Kosten verursacht habe, welche jedoch mit den in den einzelnen Artikeln des Vertrages erwähnten Diensten, wenn dieselben getreulich zur Ausführung gelangen, reichlich bezahlt werden. Diese Verhandlungen mit Tippu-Tib sichern uns auch einen friedlichen Marsch vom Kongo durch sein Gebiet, der ohne ihn keineswegs möglich gewesen wäre, da seine verschiedenen Horden von Beutejägern über ein weites Gebiet zerstreut sein werden und es kaum wahrscheinlich ist, dass sie in ihrem erklärlichen Rachegefühl wegen des jüngsten Bruches mit Deane uns in Frieden passieren lassen würden. Nachdem ich mir Tippu-Tib verpflichtet habe, fühle ich mich einigermaßen sicher vor der beständig zu befürchtenden Desertion der Sansibariten. Jetzt wird kein Araber die Leute überreden, davonzulaufen, wie sie es sonst zu tun pflegen, wenn die Expedition eines Weißen in der Nähe ihrer Niederlassungen vorbeikommt. Tippu-Tib darf ein solches Verfahren jetzt nicht billigen.
Der „MADURA“ ist ein bequemer Dampfer, während der „ORIENTAL“ und der „NAVARINO“ in unangenehmer Weise überfüllt waren. Das Zwischendeck quer ab von den Kesseln ist für die Leute allerdings ein ziemlich heißer Raum, allein wir haben angenehmes Wetter und sie ziehen es daher vor, anstatt in der Bratitze unter Deck in den Booten, zwischen den Eseln und auf Deck sich schlafen zu legen.
Zwei Stunden nach der Abfahrt von Sansibar fand ein sogenanntes „Schindi“ zwischen den Sansibariten und Sudanesen statt, und kurze Zeit schien es, als ob wir mit vielen Toten und Verwundeten würden nach Sansibar zurückkehren müssen. Der Kampf entstand aus einem Streit um den Raum. Die Sudanesen waren direkt neben den Sansibariten untergebracht worden, die, weil sie um das Zehnfache zahlreicher waren, Platz zum Atmen gebrauchten. Sie waren sämtlich Bekenner des Islam, allein kein einziger dachte an seine Religion, als sie Brennholz und Stücke von Planken ergriffen, um aufeinander loszuschlagen und zu prügeln. Die Schlacht hatte bereits einige Zeit gedauert, ehe ich davon hörte. Als ich in die Luke hinabsah, bot sich mir ein fürchterlicher Anblick; das Blut Floß in Strömen an den Gesichtern von Dutzenden von Leuten herab, und es flogen sehr lebhaft gewaltige Brennholzstücke umher. Befehle waren in diesem Aufruhr nicht zu hören, sodass sich einige von uns selbst mit Knitteln an dem Kampfe beteiligten, wobei wir unsere Angriffe auf die lautesten Schreier richteten. Es bedurfte unserer ganzen Überredungskunst in Verbindung mit scharfen Hieben, um die streitbaren Parteien zur Ordnung zu bringen, namentlich bei der sudanesischen Minorität, welche aus großen Burschen besteht. Die Sudanesen wurden aus ihrem Winkel fortgetrieben und hinten untergebracht, während die Sansibariten die ganze vordere Hälfte des Schiffes für sich behielten. Nachdem wir uns von Blut und Schweiß gereinigt hatten, beglückwünschte ich die Offiziere, und besonders Jephson, Nelson und Bonny, wegen des Anteils, den sie an dem Streit genommen hatten. Sie hatten sich höchst wacker benommen. Das Resultat des Scharmützels sind zehn Armbrüche, fünfzehn ernstliche Speerwunden im Gesicht und am Kopf, einige nicht nennenswerte Verletzungen an den Schultern und am Rücken und verschiedene Abschürfungen an den unteren Gliedmaßen.
Dr. Parke hat mit der Impfung der sämtlichen am Bord befindlichen Leute sehr viel zu tun gehabt. Glücklicherweise hatte ich nach den früher gemachten bösen Erfahrungen zu diesem Zwecke einen großen Vorrat von Lymphe besorgt.
Wir teilten unterwegs die Leute in 7 Kompanien von je etwa 90 Mann ein.
Ich habe meinen Agenten beauftragt, 200 Lasten verschiedener Waren der Expedition nach Msalala am Südende des Victoria-Sees entgegenzuschicken; dieselben werden ungefähr im Oktober oder November 1887 abgehen und im Februar oder März 1888 in Msalala eintreffen, da wir, wenn alles nach meinen Wünschen geht, nicht allzulange nach dem genannten Tage in der Nähe dieses Ortes eintreffen werden.

Seitdem ich von Aden abgereist bin, habe ich mich in Gesellschaft meiner Offiziere befunden und sie in der Stille beobachtet. Ich werde Ihnen skizzieren, wie dieselben mir bis jetzt vorgekommen sind.
Major Barttelot ist etwas zu eifrig und muss gezügelt werden. Es steckt Überfluss von Arbeit in ihm, was eine höchst schätzenswerte Eigenschaft sein würde, wenn sie stets auf die erteilten Befehle Rücksicht nähme. Am wertvollsten würde für mich ein Mann sein, welcher Barttelot's Mut und Trieb in sich hätte, aber mich kennen und fragen würde, ob diese oder jene Arbeit nicht getan werden müsste. Ein solches Verhalten erfordert Nachdenken und Bereitwilligkeit nebst dem gehörigen Respekt.
In Mounteney Jephson steckt sehr viel, obwohl er für weibisch gehalten wurde. Er wird tatsächlich wild, wenn er gereizt wird, und seine Züge werden gefährlich fest und bestimmt. Ich beobachtete ihn während des jüngsten Kampfes an Bord und war nahe daran ihm „Bravo, Jephson!“ zuzurufen, obwohl ich selbst meinen Knittel schwingen musste, der, wie die Sansibariten sagen, so groß wie ein Mast ist. Sein Verhalten war höchst wacker und mutig. Wenn er lange genug bei dieser Expedition bleibt, wird er entweder ganz tüchtig sein oder Schaden nehmen.
Kapitän Nelson ist ein guter Junge und ohne das Gespenst eines Steckenpferdes; er bleibt sich überall und zu jeder Stunde gleich.
Stairs, vom königlichen Ingenieurcorps, ist ein prächtiger Mensch; er gibt sich Mühe, ist bereitwillig, aufmerksam und fleißig, ein unschätzbares Mitglied unsere Stabes.
Jameson ist noch immer der nette Bursche, der er früher war. In ihm hat sich keine Spur verändert; er ist verträglich und gut.
Bonny ist Soldat. Er ist kein Neuling und scheint sich unter der Fuchtel eines strengen Kriegsmanns befunden zu haben.

16. März 1887.
In Kapstadt sagte Tippu-Tib, nachdem er die Prosperität und das geschäftige Leben in der Stadt bemerkt und die Geschichte derselben von mir gehört hatte, er hätte früher geglaubt, dass alle Weißen Narren seien.
„Wirklich“, erwiderte ich, „weshalb denn?“
„Das war meine Ansicht.“
„In der Tat! Und was halten Sie jetzt von ihnen?“ fragte ich.
„Ich glaube, es steckt etwas in ihnen und sie sind noch unternehmender als die Araber.“
„Was veranlasst Sie, dies zu glauben, und namentlich jetzt?“
„Nun, ich und meine Freunde haben uns diese Stadt, die großen Schiffe und Hafendämme angesehen und gefunden, um wie viel besser diese Dinge sind im Vergleich zu denen in Sansibar, das vor der Erbauung dieser Stadt von den Portugiesen erobert worden ist, und ich habe mich gewundert, weshalb wir es nicht ebenso gut hätten machen können, wie die Weißen. Ich fange an zu glauben, dass sie sehr gescheit sein müssen.“
„Wenn Sie das erst entdeckt haben, Tippu-Tib, dann sind Sie auf dem besten Wege, noch mehr zu entdecken. Die Weißen müssen erst sehr viel studiert werden, ehe man dieselben vollständig zu begreifen vermag. Schade, dass Sie niemals zum Besuch nach England gekommen sind.“
„Ich hoffe, vor meinem Tode noch hinzugehen.“
„Seien Sie uns auf dieser langen Reise treu, dann werde ich Sie hinbringen und Sie sollen mehr sehen, als Sie sich jetzt träumen lassen.“
„Inschallah! Wenn es Allahs Wille ist, werden wir zusammen hingehen.“

Am 18. März lief der Dampfer „MADURA“ in die Kongomündung ein und ließ etwa 200 m gegenüber der sandigen Landspitze, Banana genannt, den Anker fallen.

Wenige Minuten später befand ich mich bei Herrn Lafontaine Ferney, dem Hauptagenten der Holländischen Gesellschaft, an den unser Dampfer konsigniert war. Infolge einer Verzögerung hatte Herr Lafontaine Ferney noch nicht erfahren, dass wir schon so früh einzutreffen beabsichtigten. Jeder schien überrascht zu sein, da man uns nicht vor dem 25. erwartet hatte, allein dieser glückliche Zufall war einzig und allein dem Kapitän und unserm guten Dampfer zu verdanken. Indessen gelang es mir, ein Abkommen zu treffen, nach welchem der der Holländischen Gesellschaft gehörende Dampfer „K. A. NIEMAN“, der nach einem netten, vor kurzem in S. Paolo de Loanda verstorbenen, jungen Manne benannt war, mir zur Beförderung von 230 Mann nach Matadi am nächsten Tage zur Verfügung gestellt wurde.
Bei der Rückkehr zum Schiffe sah ich meine Offiziere zwei englische Händler umstehen, welche zur Britischen Kongo-Gesellschaft in Banana gehören. Dieselben erzählten unangenehme Dinge über den Zustand der Dampfer des Kongostaates. „Dort am Lande liegt jetzt ein Stück von dem „STANLEY“, das Ihnen einen Begriff von dem Dampfer geben wird. Der „STANLEY“ ist, wie wir hören, vollständig Wrack. Aber wie wollen Sie vom Pool weiter kommen? Der Staat hat keinen einzigen Dampfer in Betrieb. Dieselben sind sämtlich ans Ufer gezogen zur Reparatur, die Monate dauern wird. Wir begreifen nicht, wie Sie in weniger als sechs Wochen von hier fortkommen wollen! Sehen Sie dort den großen Dampfer auf der Sandbank! Derselbe ist soeben von Europa gekommen, der Narr von einem Kapitän ließ ihn auf den Strand laufen, anstatt auf den Lotsen zu warten. Das Schiff hat die einzelnen Teile eines Dampfers im Raum. Die beiden Staatsdampfer „HERON“ und „BELGIQUE“ müssen natürlich jenes Schiff erst wieder abschleppen. Sie sind wirklich in einer netten Lage, das können wir Ihnen versichern.“
Selbstverständlich waren diese Nachrichten für unsere Offiziere höchst entmutigend, und zwei von ihnen beeilten sich, auch mir den Trost dieser Unglücksbotschaften zu bringen. Sie waren mit den Manieren der „Eingeborenen“ am Unterkongo nicht so wohlvertraut wie ich, und ich wunderte mich nur, dass ihre neuen Bekanntschaften sie nicht höflich zur Begleitung nach dem Friedhofe aufgefordert hatten, um die ausgezeichnete Genugtuung zu haben, ihnen die gemalten hölzernen „Denksteine“ zu zeigen, welche den Tod so vieler prächtigen jungen Leute melden, die einst ebenso viel versprachen wie sie.