Kitabı oku: «Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika», sayfa 10

Yazı tipi:

Ich habe die Ehre zu sein Ihr ergebener

Henry M. Stanley,

Befehlshaber der Expedition.

* * *

Der Major zog sich zurück, um das Schreiben durchzulesen, und bat dann Herrn Jameson, einige Abschriften davon anzufertigen.

Gegen 2 Uhr kam der Major zurück und ersuchte mich um eine Unterredung. Er sagte, er wünsche über Tippu-Tib mit mir zu sprechen.

„Ich möchte gern noch etwas mehr über diesen Araber wissen. Als ich vor einigen Tagen bei den Fällen aufgehalten wurde, beliebte es Ihnen, Leutnant Stairs ziemlich energische Befehle zu erteilen. Es fällt mir auf, dass Sie bezüglich jenes Arabers außerordentlich argwöhnisch sind, und deshalb begreife ich nicht recht, weshalb wir mit einem solchen Manne überhaupt etwas zu tun haben wollen.“

„Gut, ich will gern darüber oder über irgendeinen anderen Gegenstand offen mit Ihnen reden“, erwiderte ich.

„Ich muss bekennen, dass ich drei Tage, bevor Ihr Dampfer den Fluss herauffahrend in Sicht kam, sehr besorgt um Sie gewesen bin. Sie befehligten einen Dampfer, der anderen Leuten gehörte, denen gegenüber wir uns verpflichtet hatten, das Schiff innerhalb einer gewissen Zeit zurück zu liefern. Als Begleitung hatten Sie eine Truppe von 40 Sudanesen. Das Schiff war gut ausgerüstet und vollständig in Ordnung. Wir kannten die Zeit, welche Sie hätten gebrauchen müssen, vorausgesetzt dass kein Unfall eintrat, und wussten, dass Sie den bestimmten Befehl hatten, abzufahren, sobald die von unserm Freunde Ngaljema versprochene Kuh am Bord war, oder flussabwärts zu dampfen, wenn dieselbe nicht innerhalb einer Stunde käme. Falls sich kein Unfall ereignet hatte und Sie den Befehlen nachgekommen waren, hätten Sie am Abend des 16. oder spätestens am 17. hier sein müssen. Sie trafen aber erst am 22. um 5 Uhr nachmittags ein.

„Wir haben hier keine Telegraphen oder Posten. Da wir keine Nachrichten von Ihnen erhalten konnten, und als ein Tag nach dem anderen verstrich, entstanden aus meiner Sorge um Sie Zweifel, ob nicht irgendetwas Unerklärliches passiert sei. Waren Sie auf einen treibenden Baumstamm gestoßen, auf Grund geraten, wie es dem ‚STANLEY’ und dem ‚ROYAL’ ergangen war und es fast allen Dampfern passiert? Waren sie nachts von Eingeborenen angegriffen worden, wie Deane auf dem ‚A. I. A.‘ in Bunga? Hatten Ihre Sudanesen sich empört, wie sie es schon in Lukungu gedroht hatten? Waren Sie erschossen worden, wie einst sämtliche weißen Offiziere eines sudanesischen Regiments im Sudan? Wurden Sie mit Gewalt zurückgehalten, weil Tippu-Tib sich von den jungen arabischen Feuerfressern an den Fällen hatte überreden lassen? Hatten Sie mit den jungen Leuten, den beiden Selim, Streit bekommen, wie Stairs und Jephson unterhalb der Stanley-Fälle? Wenn alles das nicht, was war dann geschehen? Konnte ich, konnte sonst jemand etwas anderes annehmen?“

„Ich musste aber –“

„Einerlei, mein lieber Major, sprechen wir nicht mehr davon. Suchen Sie sich nicht zu verteidigen. Ich erwähne diese Dinge nicht, um Ihnen Vorwürfe zu machen, sondern um Ihnen auf Ihre Frage Antwort zu geben. Ende gut, Alles gut.“

„Nun was Tippu-Tib betrifft. Ich würde mit Tippu-Tib nichts zu tun haben, wäre nicht die Notwendigkeit in Ihrem Interesse wie in dem meinigen vorhanden. Er beansprucht dieses Territorium als sein Gebiet. Wir befinden uns hier als seine Freunde. Angenommen, wir hätten kein Abkommen mit ihm getroffen, wie lange würde es uns gestattet sein, unsere Vorbereitungen für den Marsch nach dem Albert-See zu treffen, oder wie lange würde man uns erlauben hier zu bleiben, bis wir die Frage zu beantworten hätten, was wir auf seinem Gebiet wollten? Durfte ich Sie allein hier lassen, während ich weiß, wessen die Leute fähig sind? Mit 80 Büchsen gegen wahrscheinlich 3.000 und vielleicht 5.000 Gewehre? Ja, Herr Major, es überrascht mich, dass Sie, der Sie die Stanley-Fälle und einige hundert Araber gesehen haben, diese Frage stellen.“

„Sie haben Tippu-Tib und fast hundert seiner Leute von Sansibar her begleitet! Sie haben gesehen, welche kindliche Freude ihnen ihre Waffen, die Winchestergewehre und wertvollen Doppelflinten machten! Sie kennen die Geschichte von dem Kampfe Deane's bei den Stanley-Fällen! Sie wissen, dass Tippu-Tib rachsüchtig ist und dass seine heißblütigen Neffen den Kampf dem Frieden vorziehen würden. Sie wissen, dass er den Krieg gegen den Kongostaat beabsichtigte und dass ich mit meiner Expedition einen Teil seines Gebiets passieren muss. Wie können Sie nun, der Sie zum Range eines Majors emporgestiegen sind, solche Fragen stellen und das Warum und Weshalb bezweifeln von Dingen, die so klar wie der Tag sind?“

„Unser Transportdampfer ‚MADURA‘ lag im Hafen von Sansibar. Der Eigentümer dieses Distrikts, wie er sich nennt, brütete, sich beleidigt fühlend und auf Rache sinnend, über Plänen gegen alle Weißen am Kongo. Würde es klug von mir gewesen sein, diesen Mann in solchem Zustande zu lassen? Dass er sich zum Kriege gegen den Staat vorbereitete, erregte mich nicht sehr, aber dass er ihn beabsichtigte, während ich in einer humanen Mission durch sein Gebiet und dessen Nachbarschaft passieren musste, war von Bedeutung. Deshalb war ich an diesem Zusammenflicken eines Friedens zwischen dem Kongostaate und König Leopold mit dem Araber ebenso sehr interessiert wie Se. Majestät selbst und noch mehr.“

„Ich glaube, Sie werden mich zunächst fragen, was das mit Ihren persönlichen Interessen zu tun hat. Haben Sie mir nicht immer wieder gesagt, dass es Ihr sehnlichster Wunsch ist, uns zu begleiten, und dass Sie es weit vorziehen würden, zu marschieren, anstatt hier zu warten? Und ist es – nach Ihrem Instruktionsschreiben – nicht ausgemacht, dass Sie, wenn Tippu-Tib nicht mit 600 Trägern erscheint, lieber doppelte oder dreifache Märsche machen, als in Jambuja bleiben sollen?“

„Sehen Sie diese Bleistiftnotizen an – nein, Sie können dieselben behalten, wenn Sie wollen. Die Notizen zeigen, was Sie mit Ihren eigenen Leuten leisten und was Sie tun können, wenn Tippu-Tib wirklich seinem Kontrakte buchstäblich nachkommt.“

„Nun, ich habe meine Instruktionen namentlich wegen der ungestümen Antwort begründet, die Sie mir in Bolobo gegeben haben: ‚Bei Gott! ich werde keinen Tag in Jambuja bleiben, wenn ich meine Kolonne beisammen habe!‘“

„Sehen Sie hier! Das Schreiben besagt: ‚Vielleicht hat Tippu-Tib auch nur einige Leute gesandt, aber nicht genug; alsdann haben Sie nach Ihrem eigenen Ermessen zu handeln; entäußern Sie sich des Proviants Nr. 7, wie Reis, Bohnen, Erbsen, Hirse, Zwieback.‘ Sehen Sie zu, wie viele Säcke mit Proviant Sie Ihren Leuten aufbürden können; sie werden denselben rasch genug verzehren, das garantiere ich Ihnen.“

„Das Schreiben fährt fort: ‚Sollten Sie dennoch nicht marschieren können, dann würde es besser sein, zweimal täglich zwei Märsche von etwa 10 km zu machen‘, d. h. einen Marsch von 10 km zu machen, dann zurückzukehren und ein zweites Quantum zu holen und darauf wieder vorwärts zu gehen. Das tat ich auch am Kongo, als ich mit 68 Mann 33 doppelte Märsche machte, um 2.000 Lasten und 5 ungeheure Wagen eine Strecke von 85 km Weges zu befördern, eine Wagenstraße anzulegen, Brücken zu bauen usw. Jene Bleistiftnotizen in Ihrer Hand teilen Ihnen mit, wie viele Kilometer Sie auf diese Weise in sechs Monaten zurücklegen können.“

„Darin geht aber mein Pakt mit Tippu-Tib Sie persönlich an. Hält Tippu-Tib seinen Kontrakt getreulich, dann können Sie einen oder zwei Tage nach der Ankunft des ‚STANLEY’ mit den Herren Ward, Troup und Bonny nebst Ihren Leuten von Jambuja aufbrechen und uns vielleicht einholen, anderenfalls würden wir auf der Rückkehr vom Albert-See nach wenig Tagen zusammentreffen.“

„Was zu tun würden Sie nun persönlich vorziehen? Hin und her von Lager zu Lager zwei oder vielleicht dreimal zu marschieren oder Tippu-Tib mit 600 Trägern, welche Ihren 200 Leuten helfen, bei sich zu haben und raschen Schrittes auf unserer Spur direkt nach dem Albert-Njansa vorzudringen?“

„Oh, darüber kann kein Zweifel sein. Ich würde vorziehen, direkt durchzumarschieren und zu versuchen, Sie wieder einzuholen. Natürlich.“

„Gut, fangen Sie nun an zu begreifen, weshalb ich milde, gut und freigebig gegen Tippu-Tib gewesen bin? Weshalb ich ihm und seinen Leuten freie Fahrt und Beköstigung von Sansibar nach den Stanley-Fällen bewilligt habe? Weshalb ich Zicke und Lamm mit ihm geteilt habe?“

„Vollständig.“

„Noch nicht ganz, fürchte ich, Major, denn sonst würden Sie nicht Zweifel in mich gesetzt haben. Es ist noch ein weiterer ernsthafter Grund vorhanden.“

„Angenommen z. B., ich hätte Tippu-Tib nicht hierher gebracht, und die Araber an den Stanley-Fällen seien wegen der Deane'schen Affäre nicht erbost gegen die Weißen oder hätten Furcht, Sie anzugreifen. Sie brauchten nur Freundschaft mit Ihnen zu heucheln, Ihnen Ziegen und Lebensmittel zu verkaufen und dann Ihren Sansibariten zu sagen, jene Niederlassung, wo sie Reis und Fische im Überfluss hätten, sei nur 6 oder 7 Tagemärsche entfernt, um innerhalb weniger Tage drei Viertel Ihrer Leute zur Desertion zu veranlassen, während Sie ganz ruhig auf das Eintreffen des Kontingents von Bolobo warten; und die übrigen Burschen würden, kaum hier eingetroffen, von der Desertion ihrer Kameraden nach den Stanley-Fällen hören und entweder alle aus einmal oder zu Zweien, Dreien, Sechsen und Zehnen dem Beispiel folgen, bis Sie vollständig Schiffbruch gelitten haben. Ist nicht die Besorgnis vor Desertionen einer der Gründe, weshalb ich die Kongo-Route wählte? Jetzt, wo ich Tippu-Tib zum Freunde und mir verpflichtet habe, ist der Möglichkeit einer Desertion im Großen ein Ende gemacht.“

„Halten Sie sich diese Gründe gut vor Augen, mein lieber Major. Und trotz alledem kann Ihre Kolonne vernichtet werden, wenn Sie nicht sehr vorsichtig sind. Seien Sie mild und geduldig gegen Ihre Leute, denn sie sind störrisch wie junge Fohlen. Und doch bin ich mit diesen oder ähnlichen Leuten quer durch ganz Afrika gezogen, habe den Lauf des Kongo bis zum Meere verfolgt und den Kongostaat gegründet.“

„Nun sagen Sie mir, glauben Sie, dass Tippu-Tib seinen Kontrakt halten und seine 600 Leute mitbringen wird?“ fragte der Major.

„Das müssten Sie so gut wissen wie ich selbst. Was hat er Ihnen gesagt, ehe Sie ihn verließen?“

„Er sagte, er würde in 9 Tagen hier sein, wie er Ihnen schon in Bangala erklärt habe. Inschallah!“ entgegnete der Major, den Araber nachahmend.

„Wenn Tippu-Tib in 9 Tagen hier ist, wird es das größte Wunder sein, das ich kenne.“

„Weshalb?“ fragte der Major, etwas erstaunt aufblickend.

„Weil 600 Träger eine große Zahl ausmachen. Er wird in 15 und selbst in 20 Tagen nicht hier sein. Bei diesem Manne müssen wir vernünftig sein. Er ist kein Europäer, der gelernt hat, dem Versprechen aufs strengste treu zu bleiben. Inschallah! sagte er? Also morgen – Inschallah bedeutet den Tag darauf – oder in 5 oder 10 Tagen. Was macht es für Sie aber aus, wenn er innerhalb 20 Tagen nicht kommt? Der ‚STANLEY’ wird nicht vor dem 10. oder vielleicht erst Mitte August hier sein, das sind etwa 7 Wochen – 42 Tage – von heute. Er hat also reichlich Zeit. Weshalb wollen Sie, während Sie auf den Dampfer warten, auf 600 Mann, die nichts tun in Ihrem Lager, aufpassen? Müßige Leute sinnen auf Unheil. Warten Sie geduldig auf ihn, bis der ‚STANLEY’ eintrifft, und wenn er dann noch nicht da ist, kommt er überhaupt nicht.“

„Es wird aber, wenn er überhaupt nicht erscheint, für uns ein schweres Stück Arbeit sein, mit 200 Mann 5-600 Lasten Tag für Tag hin und her, vorwärts und rückwärts zu schleppen!“

„Unzweifelhaft ist das eine keineswegs leichte Aufgabe, mein lieber Major. Allein was würden Sie vorziehen: hier zu bleiben und auf unsere Rückkehr vom Albert-See zu warten, oder, in Anspruch genommen von der Arbeit, nach und nach weiter vorwärts zu dringen und jeden Tag etwas zu gewinnen?“

„O mein Gott! Ich glaube, monatelang hier zu bleiben wäre verteufelt viel schlimmer.“

„Genau dasselbe, was ich glaube, und deshalb habe ich diese Berechnungen für Sie aufgestellt. Ich versichere Ihnen, lieber Major, wenn ich überzeugt wäre, dass Sie den Weg zum Albert-See finden könnten, würde ich lieber diese Ihre Arbeit selbst tun und Sie zum Befehlshaber der Vorhut ernennen, als in Sorge um Sie sein.“

„Aber sagen Sie mir, Herr Stanley, wie lange glauben Sie, dass es dauern wird, bis wir zusammentreffen?“

„Das weiß nur Gott. Niemand kann mir sagen, was vor uns liegt und wie weit ins Land hinein der Wald sich ausdehnt, ob es Straßen gibt und welcher Art die Eingeborenen sind, Kannibalen, unverbesserliche Wilde, Zwerge oder Gorillas. Ich habe nicht die geringste Idee davon. Ich wollte, ich hätte sie, und würde eine hübsche Summe nur für diese Kenntnis zahlen. Aber die Berechnungen aus dem Stück Papier, welches Sie in der Hand halten und das Ihnen sagt, wie lange ich zu dem Marsche nach dem Albert-Njansa gebrauche, sind auf folgender Tatsache basiert. In den Jahren 1874 und 1875 marschierte ich 1.150 km in 103 Tagen. Die Entfernung von hier nach dem Albert-Njansa beträgt etwa 610 km, in gerader Linie; nun, in 1874/75 marschierte ich 610 km von Bagamoyo nach Winjata in Ituru in 64, und 610 km vom Uhimba-See nach Udjidji in 54 Tagen. Dies waren allerdings alles offene Länder mit erträglich guten Straßen, während diese Gegend absolut unbekannt ist. Ist hier alles Wald? Dann wird es eine fürchterliche Arbeit werden. Wie weit reicht der Wald ins Land hinein? Zweihundert, dreihundert, vierhundert Kilometer? Darauf fehlt uns die Antwort. Nehmen wir an, dass wir die Reise nach dem Albert-See in drei Monaten machen können, dass ich 14 Tage Aufenthalt habe und in drei Monaten von da ab zurück sein werde. Ich denke, Sie werden mir, wenn Tippu-Tib nicht bei Ihnen ist, in der letzten Hälfte des Oktobers oder im November entgegenkommen. Aber das steht alles auf jenem Papier.

„Das ist jedoch alles Nebensache; jedenfalls muss alles durchgeführt werden. Wir werden vordringen, die Bäume zeichnen und unsere Route durch den Wald für Sie markieren. Wir werden alle Vorteile benutzen; jeder Pfad, der ostwärts führt, wird mir recht sein, und ich werde mich hindurchbohren und auf den Ebenen oder Weideländereien herauskommen. Und wo wir zu gehen imstande sind, können Sie auch gehen; können Sie es nicht, dann werden Sie auf irgendeine Weise von uns hören. Sind Sie jetzt befriedigt?“

„Vollständig“, erwiderte er. „Ich habe alles hier“ (seine Stirn berührend) „und dies Papier und das Schreiben werden mich immer an alles erinnern. Es ist nur noch eins, worüber ich sprechen möchte; es bezieht sich auf etwas, was Sie in London zu mir sagten.“

„So? Was habe ich denn Merkwürdiges gesagt?“ fragte ich.

„Nun“ (hier zögerte er ein wenig), „erinnern Sie sich daran, als Herr – vom Indischen Amte mich Ihnen vorstellte? Die von Ihnen gebrauchten Worte klangen seltsam, als ob jemand Sie vor mir gewarnt hätte.“

„Mein lieber Barttelot, ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich mich nicht erinnere, jemals den Namen Barttelot gehört zu haben, ehe Sie kamen. Aber das interessiert mich. Was könnte ich vielleicht Seltsames gesagt haben, dass es so fest in Ihrem Gedächtnis haftet?“

„Ich erinnere mich des Umstandes sehr genau. Es war so“, fuhr er fort, „Sie sagten etwas von ‚Langmut‘, und das erinnerte mich daran, dass ich das Wort schon früher gehört hatte, als General – mir Vorwürfe machte, als ich während des sudanesischen Feldzuges in der Wüste einen aufrührerischen Somali züchtigte. Als die Somali sich gegen mich wandten, war ich allein; schließlich, als es kein anderes Mittel mehr gab, um sie wieder ganz in meine Gewalt zu bekommen, sprang ich auf den Rädelsführer los und schoss ihn mit der Pistole nieder, worauf die Somali sofort ruhig wie die Lämmer wurden. Ich dachte, General –, der mir nicht besonders wohl will, hätte Ihnen die Geschichte erzählt.“

„In der Tat, ich habe die Geschichte noch nie gehört und begreife nicht, wie General – mich hätte warnen können, da er nicht wissen konnte, dass Sie sich zu unserer Mitgliedschaft zu melden beabsichtigten. Ihre eigenen Züge waren es, die mir das Wort ‚Langmut‘ eingaben. Ihr Freund stellte Sie mir als einen ausgezeichneten Offizier voll Mut und Tapferkeit vor, worauf ich sagte, diese Eigenschaften seien charakteristisch bei englischen Offizieren, doch möchte ich lieber von einer anderen hören, die für einen besonderen Dienst in Afrika von gleichem Werte sei, und das sei Langmut. Sie werden mich hoffentlich jetzt entschuldigen, dass ich große Entschlossenheit und etwas wie Kampflust in Ihren Zügen las. Nun, ein kampflustiger Mann mag, wie Sie wissen, zu Zeiten sehr brauchbar sein; bei einer Expedition, welche wie diese innerhalb einer Atmosphäre von Reizbarkeit arbeiten muss, ist er aber nicht ganz so nützlich, wie ein Mann, der nicht nur weiß, wie und wann er kämpfen muss, sondern auch wie er Langmut zu üben hat. Denn es gibt hier tausend Ursachen, welche Reizbarkeit und Reibungen zwischen ihm und seinen Kameraden, seinen Leuten und den Eingeborenen und oft zwischen sich und seinem eigenen Inneren hervorrufen können. Oft ist die Nahrung schlecht, manchmal ist gar keine vorhanden, die Lebensweise ist eine höchst elende, man hat keine Reizmittel, nur unaufhörliche Arbeit und Ermüdung, ungeheure Unbequemlichkeit, erschlaffte Muskeln, an Ohnmacht grenzende Erschöpfung und, das Schlimmste von allen, fürchterlich schmerzhafte Fieber, welche einen veranlassen, den Tag zu verfluchen, an dem man zuerst an Afrika gedacht hat. Ein streitsüchtiger Mann ist von Natur aus missgestimmt, und wenn er seine Instinkte nicht zügeln und seine Impulse nicht beherrschen kann, befindet er sich jede Minute seines Lebens in heißem Wasser und stößt bei jedem Pulsschlage seines Herzens auf Schwierigkeiten. Um imstande zu sein, Langmut zu üben und alle bitteren Gefühle aufs strengste zu unterdrücken, muss der Gedanke an Pflicht und Stellung ihn daran hindern, sich seinen Leidenschaften hinzugeben. O, das ist eine Eigenschaft, welche den Mut nicht verringert, aber das Vergeuden der natürlichen Kraft verhütet. Aber ich will Ihnen keine Predigt halten, Sie verstehen, wie ich es meine.

„Und nun zum Schluss noch ein Wort über Tippu-Tib. Sehen Sie dort das Maximgeschütz mit seiner drohenden Mündung; ich betrachte Tippu-Tib ungefähr wie jenes. Es ist eine vorzügliche Verteidigungswaffe; es kann einen Hagel von Geschossen entsenden, aber auch unbrauchbar werden, wenn der Mechanismus durch Rost oder Mangel an gutem Öl in Unordnung gerät. In diesem Falle verlassen wir uns auf unsere Remington- und Winchester-Repetiergewehre. Wenn Tippu-Tib gewillt ist, uns zu helfen, wird er ein höchst wertvoller Bundesgenosse sein, denn ein Fehlschlag wird dann unmöglich und wir werden unsere Aufgabe bewunderungswürdig lösen. Ist er aber nicht zur Hilfe geneigt, dann müssen wir tun, was wir mit unseren eigenen Leuten ausrichten können, und der gute Wille entschuldigt eine Menge Irrtümer.

„Erinnern Sie sich, dass Tippu-Tib im Jahre 1876 seinen Kontrakt mit mir brach, nach Njangwe zurückkehrte und mich allein ließ? Nun, trotz seines Hohnes setzte ich mit etwa 130 meiner eigenen Leute den Weg am Kongo hinab fort.


Dr. Oskar Lenz – 1848 – 1925

Sie sagten, Sie hätten in Lamu den österreichischen Reisenden Dr. Lenz getroffen, dem es nicht gelungen war, Emin Pascha zu erreichen. Weshalb hat er keinen Erfolg gehabt? Weil er sich allein auf Tippu-Tib verließ und keine eigene Reservetruppe hatte, auf die er zurückgreifen konnte. Sie haben mehr als 200 Träger und 50 Soldaten, außer den Dienern und Ihren tüchtigen Kameraden. Bei der Arbeit am Kongo hatte er ein Kontingent von Eingeborenen zu meiner Unterstützung versprochen; nur wenige kamen und diese desertierten wieder; allein ich hatte eine Reserve von 68 treuen Leuten, und das sind diejenigen, welche den Kongostaat gegründet haben. Sie erinnern sich wohl an mein Schreiben an die ‚Times‘, in welchem ich sagte: ‚Wir verlangen von Tippu-Tib nicht, dass er uns bei der Auffindung Emin Pascha's unterstützt; wir wollen, dass er Munition trägt und auf dem Rückwege Elfenbein mitbringt, das mit zur Deckung der Kosten der Mission dienen kann.‘ Alsdann, um Ihnen noch einen Beweis davon zu geben, wie ich über Tippu-Tib denke, vergessen Sie nicht, dass ich Leutnant Stairs vor einigen Tagen die schriftliche Ordre gegeben habe, bei dem ersten Anzeichen von Verräterei seine Niederlassung mit der Schnellfeuerkanone zu bombardieren. Sie haben das Schreiben gelesen und sollten wissen, dass man einem zuverlässigen Freund nicht den Fehdehandschuh ins Gesicht wirft.“

„Nun, mein lieber Major, seien Sie nicht töricht. Ich weiß, Sie sind verstimmt darüber, dass Sie uns nicht mit der Vorhut begleiten sollen. Sie glauben, Sie werden einige Kudo (Ausdruck für Anerkennung und Lob) verlieren. Aber keineswegs. Schon seit König David's Zeiten erhalten diejenigen, welche beim Gepäck bleiben, dieselben Ehren wie die, welche in den Krieg ziehen. Außerdem liebe ich das Wort ‚Kudo‘ nicht. Der ‚Kudo‘-Impuls ist wie der Puff einer Flasche Brauselimonade; er ist gut für eine Siegesmedaille, verfließt aber in Afrika schon nach einem Monat. Er ist wie eine feucht gewordene Rakete. Denken Sie lieber an den Ausspruch Tennyson's:

Wie oft war nicht in Großbritanniens Geschichte

Der Pfad der Pflicht zugleich der Weg zum Ruhme.

„Da, geben Sie mir die Hand darauf, lieber Major. Für uns gilt das Wort ‚Geradeaus vorwärts‘, für Sie ‚Geduld und Langmut‘. Jetzt muss ich aber meinen Tee trinken, ich bin vom Sprechen ganz trocken geworden.“

Am 25. Juni war der Palisadenzaun um das ganze Lager fertig und der Graben ging seiner Vollendung entgegen. Barttelot beaufsichtigte die Arbeiter auf der einen, Jephson, in Hemdärmeln, auf der anderen Seite. Nelson verteilte den europäischen Proviant zu gleichen Teilen, der Arzt baute fröhlich lachend und so eifrig, als ob er mit einer chirurgischen Operation beschäftigt wäre, ein Tor und führte die Zimmermannsarbeit so vorzüglich aus, dass ich abends in mein Tagebuch schrieb: „Er ist sicherlich einer der Besten, die es gibt.“ Jameson war eifrig mit der Abschrift des Instruktionsschreibens beschäftigt; Stairs lag an einem heftigen Gallenfieber erkrankt im Bette.

Ein sudanesischer Soldat hatte sich, so unschuldig wie ein Lamm, welches vor der Höhle des Fuchses grast, gegen den Befehl aus dem Lager entfernt, um in einem benachbarten Dorfe zu plündern, und dabei einen Speerstich in den Unterleib erhalten. Das ist der zweite Todesfall, welcher durch das Plündern herbeigeführt wird; es wird nicht der letzte sein. Wir stellen einen Sudanesen als Wache aus; ein Freund kommt daher, wechselt ein paar Worte mit ihm und geht ohne alle Ahnung irgendeiner Gefahr weiter. Wenn er nicht erschlagen wird, kehrt er mit einer schweren Wunde am Körper und den Vorzeichen des Todes im Gesicht zurück. Der Sansibarite wird beim Hauen von Holz oder Sammeln von Maniok beschäftigt; er stellt einen Augenblick die Arbeit ein, entschuldigt sich, dass er sich einen Augenblick entfernen müsse – ein Gedanke blitzt durch sein leeres Gehirn, und unter dem Impuls desselben eilt er fort, um demnächst als vermisst gemeldet zu werden.

Am 26. Juni setzte ich die folgende Instruktion für die Offiziere der Vorhut auf:

Ich beabsichtige, übermorgen, am 28. Juni 1887, den Marsch anzutreten.

Die zurückzulegende Entfernung beträgt etwa 610 km in der Luftlinie oder ungefähr 880 km für den Fall, dass wir nicht einen Pfad finden, welcher mehr als gewöhnliche Windungen besitzt.

Wenn wir täglich etwa 16 km zurücklegen, müssten wir imstande sein, den Albert-See innerhalb zwei Monaten zu erreichen.

Im Jahre 1871 legte meine Expedition zur Aufsuchung Livingstone's 580 km in 54 Tagen = etwa 10½ km täglich zurück.

Im Jahre 1874 machte meine Expedition quer durch Afrika 580 km, von Bagamoyo nach Winjata, in 64 Tagen = etwa 9 km täglich.

In 1874/75 erreichte dieselbe Expedition von Bagamoyo den Victoria-See, eine Entfernung von 1150 km, in 103 Tagen = 11 km täglich.

Im Jahre 1876 marschierte dieselbe Expedition vom Uhimba-See nach Udjidji, 575 km, in 59 Tagen = 10 km täglich.

Wenn wir also die Entfernung bis Kavalli, etwa 880 km, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von täglich ungefähr 10 km zurücklegen, müssten wir den Albert-See gegen den letzten September erreichen.

Einen Begriff von dem Charakter von mehr als der Hälfte des zu durchziehenden Gebietes bekommen Sie durch einen Blick auf unsere Umgebung. Es wird mit Busch und Wald bedecktes Land sein, in welchem ein mehr oder weniger gewundener Eingeborenenpfad die verschiedenen Ansiedelungen der dort lebenden Stämme miteinander verbindet.

Hin und wieder wird unser Pfad von anderen gekreuzt werden, welche die Stämme nördlich von unserer Route mit denen im Süden verbinden.

Die Eingeborenen werden mit Schild, Speeren und Messer oder mit Bogen und Pfeil bewaffnet sein.

Da ich einen raschen Marsch durch das Land zu machen beabsichtige, werden wir die Eingeborenen sehr überraschen. Sie können sich nicht verbinden oder uns mit einer größeren Macht entgegentreten, weil sie keine Zeit dazu haben. Die Feindseligkeiten, welche wir zu bestehen haben mögen, werden das Ergebnis eines plötzlichen Dranges und zwar desjenigen des Ärgers sein. Die Offiziere müssen daher derartige Angriffe prompt zurückweisen und zu jeder Zeit darauf achten, dass die Kammern ihrer Winchestergewehre geladen und die Träger derselben in ihrer Nähe sind. Seitengewehre sollten unter keinen Umständen abgelegt werden.

Die Marschordnung wird folgende sein:

Bei Tagesanbruch ertönt wie gewöhnlich die Reveille, zuerst durch den der ersten Kompanie zugeteilten sudanesischen Trompeter; zweitens durch den Hornisten der zweiten Kompanie des Hauptmanns Stairs; drittens durch den Trompeter der dritten Kompanie des Hauptmanns Nelson; viertens durch den Trompeter der vierten Kompanie des Hauptmanns Jephson.

Die Offiziere werden in der Frühe Kaffee und Zwieback zu sich nehmen und darauf achten, dass ihre Leute sich ebenfalls für den Marsch stärken.

Der Marsch beginnt um 6 Uhr morgens und wird von einer Truppe von Pionieren geführt, welche mit Büchsen, Haumessern und Äxten ausgerüstet sind und die unter meinem Befehl stehende Vorhut bilden.

Nach einer Viertelstunde folgt die Haupttruppe, die von demjenigen Offizier geführt wird, welcher an der Reihe ist. Seine Pflicht besteht besonders darin, dass er darauf achtet, dass die durch Zeichnen der Bäume oder auf andere Weise markierte Route verfolgt wird.

Diese Kolonne besteht aus sämtlichen Trägern, den Kranken und allen Gesunden, die nicht zur Nachhut kommandiert sind. Der größere Teil der drei Kompanien gehört zu dieser Kolonne. Dicht hinter derselben und sich ihr anschließend befindet sich der Offizier, an dem die Reihe ist, die Ordnung hinter der Hauptkolonne aufrecht zu erhalten.

Die Nachhut besteht aus 30 Mann unter einem Offizier, welcher für den Tag zum Schutz der Kolonne vor Angriffen im Rücken bestimmt ist. Diese Leute sind mit nichts weiter als ihrer Privatausrüstung belastet. Die Nachhut darf keinen Mann von der Expedition vorüberlassen. Alle Nachzügler müssen unter allen Umständen weiter getrieben werden, da jeder Zurückbleibende unwiederbringlich verloren ist.

An der Spitze der Hauptkolonne befinden sich die Zelte des Hauptquartiers und das Privatgepäck unmittelbar hinter dem befehligenden Offizier. Letzterer hat auch auf Trompetensignale zu achten, um sie an die hinter ihm marschierenden Truppen weiter zu befördern und Signale von der Front entgegenzunehmen, um sie weiter zu schicken.

Die Vorhut wird den von ihr verfolgten Pfad bezeichnen, die hinderlichen Schlinggewächse wegkappen und bei der Ankunft am Lagerplatze sofort mit dem Bau der Boma oder Seriba beginnen. Sobald die einzelnen Kompanien eintreffen, haben dieselben bei diesem wichtigen Verteidigungswerke Hilfe zu leisten. Kein Lager ist als fertig zu betrachten, solange es nicht mit Buschwerk oder Bäumen eingezäunt ist. Diejenigen, welche bei dieser Arbeit nicht beschäftigt werden, haben die Zelte aufzurichten.


Plan unserer Lager im Walde

Die Boma muss rund und mit zwei durch mindestens 5 m Buschwerk gut markierten Toren versehen sein.

Der Durchmesser des Lagers muss etwa 80 m betragen. Zelte und Gepäck werden in der Mitte untergebracht und von den Hütten umgeben, welche in einem inneren Kreise von etwa 65 m Durchmesser aufgebaut werden.

Obiges bezieht sich nur auf das Verfahren beim Durchmarsche durch ein gefährliches Land, wo keine weiteren als die durch etwaige plötzliche Angriffe der Eingeborenen bedingten natürlichen Schwierigkeiten vorhanden sind.

Selbstverständlich wird die Vorhut die Neigungen des zu durchwandernden Landes ausfindig zu machen suchen. Sind die bevorstehenden Hindernisse bedeutend und drohen sie mehr als ein plötzlicher oder vorübergehender Angriff zu werden, so erhält die Nachricht über die Sachlage.

Wo es tunlich ist, werden wir das Lager in Dörfern aufschlagen, welche die Eingeborenen verlassen haben, um Lebensmittel zu besorgen, doch müssen die Dörfer sofort in Verteidigungszustand gesetzt werden. Die Offiziere dürfen nicht vergessen, dass es in der Natur ihrer schwarzen Soldaten, der Sudanesen, Somali und Sansibariten, liegt, gedankenlos und gleichgültig zu sein und sich in der unvorsichtigsten Weise im Lande zu zerstreuen. Sie können meiner Versicherung glauben, dass auf diese Weise mehr Leben verloren gehen als im offenen Kriege. Nach meiner Ansicht liegt daher das Leben der Leute in den Händen der Offiziere, und jeder von ihnen, der in seiner Energie und der strengsten Beobachtung der Befehle nicht nachlässt, bis alles für die Nacht sicher gemacht und in Ordnung gebracht ist, wird für mich die wertvollste Hilfe bei dieser Expedition sein. Bei der Ankunft an dem in Aussicht genommenen Halteplatze für die Nacht soll der Offizier, wenn es ein Dorf ist, sein Augenmerk zunächst auf die Unterbringung der Leute richten und dabei solche Quartiere belegen, welche den von der vorher angekommenen Kompanie besetzten und von der nach ihm eintreffenden zu besetzenden entsprechen, dann sich an die Arbeit machen und alle außerhalb des bestimmten Kreises liegenden Hütten zerstören und alle Teile derselben, sowie das in der Nachbarschaft befindliche Material benutzen, um seine Quartiere gegen einen nächtlichen Angriff mit Feuer oder Speer zu sichern. Die Offiziere erhalten durch das Verfahren der Vorhut einen Wink, wann und wie die Sache gemacht werden muss, sie dürfen aber nicht unterlassen, diesen Wink auch zu benutzen, und müssen sich nicht jede einzelne Kleinigkeit sagen lassen. Der Offizier muss sich als Vater seiner Kompanie betrachten und stets handeln, wie es einem weisen Führer ziemt.

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