Kitabı oku: «Das Holly Summer Lesebuch», sayfa 11

Yazı tipi:

Matthew atmet hörbar aus, während er das Kondom abstreift und zärtlich mein Haar küsst. »Wir müssen uns irgendwann was anderes überlegen. Ich hasse diese Dinger.«

Ich drehe mich halb auf der Liege um und sehe noch, wie er das benutzte Kondom diskret in einem kleinen Mülleimer neben dem Regal verschwinden lässt. Ohne Kondom stelle ich mir unser Liebesspiel auch wesentlich intensiver vor.

Ich bin noch zu benommen von unserem Liebesakt, um darauf zu reagieren, und puste mir das Haar aus dem Gesicht. Ich lächle befriedigt und lasse mich wieder zurück auf die Liege sinken. Matthew scheint hingegen schon wieder völlig gefasst.

»So erschöpft, Ms. O’Brian? Dagegen sollten wir was tun«, raunt Matthew.

Und bevor ich mich auf der Liege umdrehen kann, hat er mir schon einen festen Schlag auf mein Hinterteil verpasst, und ich schreie auf.

»Soll ich dich nackt hochtragen? Oder ziehst du es vor, noch etwas anzuziehen?«

»Das würdest du nicht wagen, Matthew McQueen«, entgegne ich überzeugt.

»Wenn du wüsstest, mein Schatz, was ich alles wage«, murmelt er und schon hat er mich über seine Schulter gehoben. Seine Hand liegt auf meinem nackten Po. Und es macht ihm sichtlich Freude, mich in Verlegenheit zu bringen. Ich hänge kopfüber auf seiner breiten Schulter.

»Bitte lass mich runter. Wenn uns jemand sieht«, rufe ich entsetzt.

»Keine Chance, das wollte ich schon immer mal machen, Süße. Erregt dich der Gedanke, es könnte dich jemand so sehen? Mein Gärtner zum Beispiel, der im Garten die Büsche schneidet. Macht es dich scharf, beim Sex heimlich beobachtet zu werden?« Er wartet eine Antwort gar nicht erst ab. »Jeder wird sehen, dass ich dich gerade gevögelt habe. Deine Pussy ist noch immer ganz rosig und prall von unserem Liebesspiel.« Und schon öffnet er die Tür, schaut aber doch nach beiden Seiten. Wir sind allein. Er schnappt sich noch schnell meine Kleidungsstücke und das große Handtuch, das er mir jetzt über die Hüften legt. Ich zappele und winde mich auf seiner Schulter, aber die einzige Reaktion, die ich bei ihm hervorrufe, ist ein weiterer Schlag auf meinen Po, sodass sicher seine fünf Finger zu sehen sind. Matthew hat mich fest im Griff und lässt mich nicht herunter. Also schließe ich ergeben die Augen und hoffe gleichzeitig, die Erde wird sich auftun und mich verschlucken.

Als er mit mir über der Schulter zur Treppe geht, ist zum Glück weit und breit niemand zu sehen. Die Episode von Tarzan und Jane kommt mir gerade in den Sinn und ich muss jetzt doch schmunzeln.

Endlich erreichen wir sein Schlafzimmer und er lässt mich sanft auf sein Bett fallen, sodass ich erleichtert aufatme. Ich zwinge mich, beleidigt zu ihm aufzublicken.

»Vivien, wir sind hier ganz allein. Hältst du mich wirklich für so charakterlos, dich in eine derart peinliche Situation zu bringen?«

Ich zucke mit den Schultern.

»Die Fenster im Keller sind verspiegelt. Mein Gärtner konnte dich nicht sehen«, verrät er mir nun. Dieser Misterkerl, denke ich und nehme mir fest vor, es ihm heimzuzahlen.

Kurze Zeit später liege ich auf Matthews großem Bett auf dem Bauch und räkle mich unter dem weichen Badehandtuch, das mich bedeckt, während Matthew in seinem begehbaren Schrank verschwindet. Er sucht dort für mich ein vermutlich mal wieder sündhaft teures Kleid für heute Abend heraus.

Ich fühle mich irgendwie wund und gleichzeitig unbeschreiblich glücklich.

Auch Matthew hat sich nur ein Badetuch um die Hüften gewickelt und ich kann einfach nicht aufhören, meinen Blick auf seinen muskulösen, braun gebrannten Rücken zu heften, der eben wieder in mein Blickfeld kommt.

Nachdem wir uns unter der Dusche noch einmal schnell und hart geliebt haben, war er hier auf seinem Bett wieder so zärtlich, dass ich mich spätestens jetzt unsterblich in ihn verliebt hätte, wenn das nicht bereits geschehen wäre.

Dass ich zu solchen intensiven Empfindungen fähig bin, hätte ich nie für möglich gehalten. Zweimal kurz hintereinander Sex zu haben, ist wirklich abgefahren.

»Ich versuche, nächste Woche einen Termin bei einem Frauenarzt zu bekommen. Kennst du einen?«, frage ich ihn und drehe mein Gesicht in seine Richtung.

Er lächelt mich an. »Du willst dir ein Verhütungsmittel verschreiben lassen?«, fragt er überrascht.

Ich nicke. »Ja. Du hasst Kondome und ich frage mich, wie es sich anfühlt, dich hautnah zu spüren«, beantworte ich seine Frage.

Er kommt zum Bett, beugt sich zu mir herunter und küsst mich zärtlich, aber doch intensiv, wie es eben nur Matthew kann.

»Ich suche dir die Adresse eines guten Arztes raus. Ich werde mich auch testen lassen und sobald wir die Ergebnisse haben, wissen wir, dass alles in Ordnung ist«, meint er, bevor er wieder im Ankleidezimmer verschwindet.

Matthew hält mir ein Cocktailkleid entgegen und wartet auf meine Zustimmung. Aber ich will noch nicht aufstehen, ich bin noch immer völlig ausgelaugt von unserem Liebesspiel. In diesem Augenblick klingelt sein Handy auf dem Nachttisch. Er lässt das Kleid aufs Bett sinken und lächelt mich an, während er nach dem Telefon greift.

Bevor er den Anruf entgegennimmt, schaut Matthew auf die Nummer und sein Lächeln ist mit einem Mal wie weggewischt. Er verlässt eilig das Schlafzimmer.

»Was willst du?«, höre ich ihn noch fragen. Dann fällt die Schlafzimmertür zu und ich bin allein.


Holly Summer

Master of my Dreams

Master-Reihe Band 2


Immer wieder fliegt mein Blick auf die Homepage des Gentleman´s Club, den exklusiven Nachtclub außerhalb von Boston, in den meine beste Freundin mich mitschleifen will. Natürlich bloß auf einen Drink. Denn in der Bar finden keine sexuellen Spielchen statt, wie sie mir auf ihre charmante Art lächelnd versprochen hat. Diese intimen Geschehnisse werden vielmehr in den dafür vorgesehenen Räumen teilweise im Erdgeschoss, aber vor allen Dingen im oberen Stockwerk vollführt.

Als ob ich keine Courage hätte! Ich sehe noch Victorias schelmisches Lächeln vor mir, als sie mir die Wette vorgeschlagen hat, in die ich sofort eingewilligt habe. Das ist wieder mal typisch für mich. Victoria wollte mich mit dem Club nur reizen, da sie mir im Leben nicht zutrauen würde, dass ich auch nur einen Fuß in diesen Sexpalast setzen würde. Und doch habe ich ohne mit der Wimper zu zucken zugestimmt, sie zu begleiten. Ich höre noch ganz deutlich ihre Worte: Ich wette mit dir um eine Flasche Champagner, dass du dich nicht traust, mit mir an der Bar in einem Sexclub einen Cocktail zu trinken. Ich habe sie daraufhin nur angelächelt und ihr gesagt, sie soll schon mal den Champagner kaltstellen.

Victoria kennt mich. Sie weiß genau, dass ich nicht ablehnen werde. Wenn ich mich einmal zu einer Sache entschlossen habe, ziehe ich sie durch.

Der Club ist für seine Diskretion bekannt, und nur die beste Gesellschaft verkehrt hinter seinen Mauern. Also, was soll schon passieren? Und trotzdem habe ich ein mulmiges Gefühl dabei. Soll ich wirklich auf die Wette eingehen und Victoria dorthin begleiten? Nachdenklich kaue ich auf dem Bleistift herum. Victoria, dieses Biest. Und sowas nennt sich beste Freundin! Doch im Grunde muss ich darüber schmunzeln, wie ich ihr in die Falle gegangen bin. Um ehrlich zu sein, interessiert es mich schon, was hinter den geschlossenen Türen dieses Etablissements vor sich geht. Und was ist schon dabei? Viele Frauen gehen in Nachtclubs, na und? Ich werde mich doch nur an die Bar setzen, einen Drink bestellen und nach spätestens einer Stunde wieder gehen, so war es abgemacht.

Auf das verführerische Cocktailkleid mit den sexy Dessous darunter habe ich mich nur widerwillig eingelassen. Victoria wollte der Wette damit noch den besonderen Touch geben. Biest! Und doch reizt es mich, den Spaß mitzumachen. Als Victoria mir gestanden hat, dass sie und ihr Freund in diesem Club Mitglied geworden sind, bin ich zuerst vom Glauben abgefallen. Meine beste Freundin hat Sex in aller Öffentlichkeit! Außerdem geschehen dort angeblich Dinge, die mir die Schamesröte ins Gesicht treiben. Doch die Vorstellung, von einem Mann genommen zu werden, während andere um mich herumstehen, erregt mich. Als Victoria mir von den Neigungen erzählt hat, die sie und ihr Freund seit Neustem ausleben, hat mir das schon einen kleinen Stich versetzt.

Ihr neuer Lover ist ein Dom und liebt es, wenn Victoria sich ihm, zumindest beim Sex, unterwirft. Denn in allen anderen Bereichen ist Victoria äußerst selbstbewusst, genau wie ich, und entscheidet ausnahmslos allein über ihr Leben.

Natürlich war ich neugierig und habe die Seite des Clubs gegoogelt, als sie vor einer halben Stunde gegangen ist. Jetzt sitze ich hier und kämpfe mit meinem Gewissen, das Richtige zu tun. Warum ist Jonathan kein dominanter Alphawolf, in dessen Arme ich mich fallen lassen kann? Victoria kennt meine Sehnsüchte nach einem Mann, dem ich mich bedingungslos hingeben kann, der mich ganz und gar beherrscht.

Etwas, das Jonathan mir nicht geben kann oder will.

Alles, was Victoria zu mir gesagt hatte, war: Du musst es ausprobieren, um zu wissen, ob du es willst. Oder dein Leben wird in einer Sackgasse enden. Eine Sackgasse! Sitze ich nicht schon mittendrin?

Falls Jonathan fragt, wo ich hingehe, soll ich einfach sagen, ich gehe mit einer Freundin in eine Bar. Etwas, das für Victoria und mich nicht ungewöhnlich ist. Trotzdem hasse ich es, ihn anzulügen. Das habe ich noch nie getan. Mir wird ganz schlecht bei dem Gedanken, ihm etwas zu verheimlichen.

Natürlich habe ich ihm auch von der Wette nichts erzählt. Er würde mir nur eine Szene machen und um unsere Beziehung steht es ohnehin seit einiger Zeit nicht mehr so gut. Ich kann Jonathan doch nicht betrügen, nur um meine Sehnsüchte zu stillen. Denn darauf wird es doch letztendlich hinauslaufen, wenn ich diesen Club betrete. Unschlüssig lasse ich den Bleistift durch meine Finger gleiten.

Die Sirene eines Krankenwagens vor dem Haus reißt mich aus meinen Gedanken. Ich muss mich verdammt nochmal endlich um den großen Auftrag kümmern und das Angebot für James zusammenstellen. Die Kalkulationen sollten schon fertig sein. Diese Hochzeit ist der größte Fisch, den mein Chef an Land ziehen konnte und wird seine Firma aus den roten Zahlen herausholen. Das Cateringunternehmen läuft seit Monaten nur schleppend, obwohl es einen exzellenten Ruf hat. Die Konkurrenz ist eben einfach billiger. James musste erst letzten Monat zwei seiner Mitarbeiter entlassen, weil er sie nicht mehr bezahlen konnte, und auch meine Stelle stand für kurze Zeit auf wackeligen Beinen. Das wäre eigentlich nicht das Schlechteste, denn dann wäre ich gezwungen, endlich intensiver nach einem Job zu suchen, der meiner Ausbildung gerecht wird. Auf die einzigen beiden Bewerbungen, die ich bis jetzt abgeschickt habe, hat sich bis heute noch niemand gemeldet. Ich gehe davon aus, dass es nicht klappen wird, zumal ich James nicht im Stich lassen kann, bevor er einen Ersatz für mich gefunden hat.

James ist mit Herz und Seele Koch, er zaubert mit den einfachsten Zutaten ein Menü, das einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Aber von Angeboten, Kalkulationen und dem ganzen ›kaufmännischen Kram‹, wie er es nennt, hat er keine Ahnung. Zum Glück musste er bis jetzt mein Gehalt nicht kürzen, was wohl auch ein Grund dafür ist, dass ich in letzter Zeit die Suche nach einer geeigneten Stelle schleifen lassen konnte.

Ich reiße mich zusammen und schließe die Internetseite jetzt endgültig. Trotzdem schwirrt sie immer wieder durch meinen Kopf. Ich kann mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren. Mein Körper und meine Gedanken sind nur noch auf eines fixiert: Mich einem Mann vollkommen hinzugeben, mich ihm zu unterwerfen. Dieses Verlangen nach Kontrolle, die ich abgeben möchte und einem Mann übertragen, der mich beherrschen kann, wird von Tag zu Tag stärker. Meine Freundinnen haben mich nur ausgelacht und mir den Vogel gezeigt, als ich ihnen erzählte, was ich am Wochenende vorhabe. Nur Victoria nicht, sie hat mich wissend angelächelt.

Die Beziehung, die ich mit Jonathan führe, ist zu einer immer gleichen Routine geworden. Sie ist zum Stillstand gekommen: Da ist nichts mehr, kein Kribbeln im Bauch, kein Verlangen nach dem anderen, kein sehnsüchtiges Warten, um sich dann ganz ungeniert die Kleider vom Körper zu reißen. Nur noch der triste Alltagstrott.

Habe ich Jonathan jemals wirklich geliebt?, frage ich mich nicht zum ersten Mal. Aber ich sollte nicht ungerecht sein, natürlich habe ich etwas für ihn empfunden, zumindest am Anfang. Aber jetzt ist da nichts mehr. Selbst der Sex, der höchstens noch zweimal im Monat zwischen uns stattfindet, ist mehr eine Pflichtübung, um unser beider schlechtes Gewissen zu beruhigen. Wir haben uns auseinandergelebt, das steht fest. Leben praktisch nur noch nebeneinander her.

Immer wieder habe ich das überfällige Gespräch mit Jonathan aufgeschoben. Vielleicht, weil unsere Beziehung so bequem und ich nicht bereit war, den ersten Schritt hinaus zu machen. Einfach einen Schlussstrich zu ziehen. Denn im Grunde ahne ich bereits, dass auch er nicht mehr dasselbe für mich empfindet wie früher.

Und doch habe ich Angst, ihn zu verlieren. Ich würde mich nicht wundern, wenn er eine Geliebte hätte. Lächerlich! Jonathan und eine Geliebte! Bei dem Gedanken muss ich unwillkürlich die Mundwinkel nach oben ziehen. Er lebt doch nur für seine Karriere.

Der Gentleman´s Club ist diesen Samstag für Nichtmitglieder geöffnet und Jonathan ist wieder einmal auf Geschäftsreise. Das Schicksal spielt mir direkt in die Karten. Dass Jonathans Geschäftsreisen in letzter Zeit immer häufiger auf Wochenenden fallen, sollte mir eigentlich Sorgen bereiten. Aber wie so oft schiebe ich diese negativen Gedanken beiseite. Vielleicht bin ich aus diesem Grund auf die Wette eingegangen. Ich will wissen, ob zwischen mir und meinem Freund noch ein Fünkchen von dem alten Feuer ist, das nur darauf wartet, wieder angefacht zu werden.

Will ich Jonathan wirklich eifersüchtig machen? Ist das der richtige Weg, um Klarheit über unsere Gefühle zu bekommen? Der Anlass könnte nicht passender sein, um mir bewusst zu machen, was ich eigentlich vom Leben erwarte. Es ist alles perfekt, als würde das Schicksal nur darauf warten, dass ich zum Telefonhörer greife, um mich anzumelden.

Ich habe weiß Gott versucht, meine Gefühle zu verdrängen. Habe sogar probiert, Jonathan meine Empfindungen zu erklären, aber er hat mich gar nicht zu Wort kommen lassen und das Ganze als Scherz abgetan. Ich höre noch sein Lachen und seine vernichtenden Worte über diese »Psychopathen«, so hat er sich ausgedrückt. Bin ich vielleicht auch ein Psychopath, nur weil ich das Verlangen habe, mich einem Mann willenlos hinzugeben, einmal die Verantwortung abzugeben? Einen Schritt weiter zu gehen und mich von den Konventionen des Blümchensexes zu lösen? Seit dem Tod meiner Mom habe ich nichts anderes getan, als die Verantwortung zu übernehmen. Erst für meine kleine Schwester und später dann für meinen Dad, der sich mehr und mehr in Selbstmitleid hat fallen lassen.

Jonathan hat mir später nur einen flüchtigen Kuss auf den Mund gedrückt, mich gar nicht ausreden lassen und gefragt, ob ich meine Periode hätte. Ich würde mir zu viele schlechte Filme ansehen und dem Geschmiere in den Büchern von Verlangen und Unterwerfung, die ich regelrecht verschlungen habe, zu viel Wert beimessen. Mit ihm kann ich über solche Themen nicht reden. Er würde vom Glauben abfallen und an meiner Intelligenz zweifeln, wenn ich ihm vorschlagen würde, unserer Beziehung das gewisse Etwas zu geben, so wie Victoria es getan hat. Und wenn es nur ein Spiel ist, das meine sexuellen Sehnsüchte stillen kann.

Die Blicke, die er mir zuwarf, als er die Bücher auf dem Wohnzimmertisch liegen gesehen hat, haben schon gereicht, um mir seine Meinung mitzuteilen. »Pervers« hat er es genannt, wenn eine Frau sich willenlos einem Mann unterwirft. »Abstoßend«, wenn sie sich von ihm den Hintern versohlen lässt und ihn auch noch darum bittet.

Er kann absolut nicht verstehen, wie Menschen sich bestrafen und erniedrigen lassen und dabei auch noch Lust empfinden. So wie Jonathan es darstellt, ist es abstoßend. Aber er versteht rein gar nichts von Leidenschaft. Sex mit Jonathan hat immer den gleichen Ablauf, da ist keine Spontanität mehr, kein wildes Verlangen. Wir tun es natürlich nur im Schlafzimmer, niemals auf dem Küchentisch oder in der Dusche, geschweige denn an anderen Orten, wie zum Beispiel auf der Motorhaube seines Cabrios – es dürfen keine Kratzer den teuren Lack beschädigen. Das Licht ist in der Regel aus, und es passiert möglichst nur in der Missionarsstellung. Etwas anderes kommt für ihn selten in Frage. Ich fühle mich oft wie ein Ventil, das er benutzt, um sich seines aufgestauten Samendrangs zu entledigen. Das Vorspiel besteht fast immer in der nüchternen Frage Hast du Lust?, wenn wir bereits im Bett liegen. Ich nicke dann meistens, um wenigstens ein bisschen Spaß zu haben. Denn es mir ständig selbst zu besorgen und dabei den begehrenswerten Bad Boy immer nur in meine Gedanken zu projizieren, anstatt ihn hautnah zu erleben, ist auf Dauer äußerst deprimierend.

Wenn Jonathan mich dann berührt und später in mich eindringt, verdanke ich es lediglich meinem Kopfkino, dass ich feucht werde und zum Höhepunkt komme. Denn für Jonathan besteht Beischlaf nur darin, sich in mich hineinzubohren und in ruckartigen Bewegungen zum Orgasmus zu kommen. Wenn er dann fertig ist, fragt er meistens, ob es auch für mich schön war. Mehr nicht. Zum Glück komme ich für gewöhnlich vor ihm. Wenn das nicht der Fall ist, entschuldigt er sich, dass er jetzt nicht mehr in der Lage dazu sei, es mir mit der Hand oder der Zunge zu besorgen. Mein Gott, seine Zunge habe ich höchstens in meinem Mund gespürt, vielleicht auf meinem Hals, aber das war es dann auch schon. Er streift das Kondom ab, denn ohne tut er es nie, obwohl ich die Pille nehme. In diesem Punkt ist er übervorsichtig. Dann dreht er sich auf die Seite und schläft fast sofort ein.

Diese Art von Beziehung will ich nicht mehr. Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt und noch ist es nicht zu spät, einen Schlussstrich zu ziehen und noch einmal von vorne anzufangen. Mit einem Mann, der mich ganz beherrscht, mit dem ich abtauchen kann in die Tiefen der Lust, der für mich da ist, wenn ich ihn brauche, bei dem ich mich im Rausch fallen lassen kann, der mich auffängt, mich beschützt, wenn ich den Boden unter den Füßen verliere, der mich wieder die begehrenswerte Frau in mir spüren lässt.

Unwillkürlich gleitet mein Blick zur Schublade, und jetzt ziehe ich sie entschlossen auf, hole den Zettel mit der Telefonnummer heraus, den Victoria mir gegeben hat, und wähle die Nummer. Es klingelt, ich bin aufgeregt, mein Herz schlägt schneller. Verdammt. Was soll ich nur sagen? Eine freundliche Männerstimme meldet sich am anderen Ende.

»Hallo?«

Ich atme tief durch und schlucke den Kloß in meinem Hals herunter, der mich fast zu ersticken droht.

»Hallo, mein Name ist Joyce. Victoria Scott hat mir Ihre Telefonnummer gegeben.« Dann stocke ich und warte.

»Hallo Joyce, ich bin Adrian, der Besitzer des Clubs. Was kann ich für dich tun?«

Was er für mich tun kann? Scheiße, ich dachte nicht, dass es so schwierig ist, sich in einem Sexclub anzumelden. Was soll ich jetzt sagen? Sein sympathisches Lachen dringt an mein Ohr. Als ich immer noch nicht antworte, höre ich seine ruhige Stimme.

»Du kommst auf Empfehlung von Victoria Scott?«

Ich höre, wie er auf die Tastatur seines PCs einhämmert, bevor er weiterspricht. »Du warst noch nie bei uns, nehme ich an.«

»Nein, ich war noch nie in einem … Sexclub. Victoria ist eine Freundin von mir«, setze ich noch schnell hinzu.

Sein Schmunzeln dringt durch den Telefonhörer an mein Ohr. »Davon gehe ich aus. Aber das muss dir nicht peinlich sein. Das geht den meisten Neulingen am Anfang so.«

Himmel, woher weiß er, dass mir der Anruf peinlich ist?

»Wir sind ein privater Club und für Nichtmitglieder geschlossen, aber Victoria hat uns informiert. Mitglieder werden nur auf Empfehlung aufgenommen. Wir müssen da sehr vorsichtig sein, Diskretion ist für uns oberstes Gebot. Sicher hast du von dem Todesfall letzte Woche gehört.«

»Ja, es wurde in der Presse darüber berichtet.«

»Das war leider nicht zu verhindern. Aber du bist herzlich willkommen. Am Samstag ist der Club für Nichtmitglieder geöffnet. Wirst du alleine kommen oder in Begleitung?«

»Allein«, stoße ich aus. »Das heißt, Victoria wird mich begleiten.«

»Okay. Ich notiere deinen Namen und deine Telefonnummer. Die Adresse und wie du zu uns findest, sind dir bekannt?«

»Ja.« Dann gebe ich ihm die Daten durch.

»Gut, dann viel Spaß in unserem Etablissement. Schau dich erstmal in Ruhe um und keine Angst, hier bestimmst immer noch du, wie weit das Spiel gehen wird«, teilt er mir mit, bevor wir uns verabschieden.

Wie weit das Spiel gehen wird? Für mich ist es kein Spiel, und im Grunde habe ich gar nicht vor, mich dort einem Mann hinzugeben. Ganz hinten in der letzten Ecke meines Gehirns ist eine winzige Stimme, die genau das Gegenteil behauptet, mich eine verdammte Lügnerin schimpft und mir unentwegt zuflüstert: Vielleicht findest du dort den Mann, der deine Sehnsüchte erfüllen und dein Verlangen stillen kann. Schnell verdränge ich die Stimme. Verdammt, ich bin seit zwei Jahren in einer festen Beziehung. Auch wenn Jonathan mich mehr und mehr vernachlässigt, würde ich ihn nie betrügen. Wir müssen einfach nur wieder zusammenfinden, jede Beziehung hat mal eine Krise, das ist ganz normal, rede ich mir ein. Und doch weiß ich im Grunde, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis einer von uns den entscheidenden Schritt tun wird.

Am nächsten Morgen betrete ich aufgekratzt und wie auf heißen Kohlen die Küche von James’ Cateringservice in der Washington Street. Nachdem ich gestern den Hörer aufgelegt hatte, machte sich ein unsagbar kribbeliges Gefühl in mir breit. Beim Gedanken an Samstagabend habe ich mich das erste Mal seit Monaten wieder lebendig gefühlt. Das schlechte Gewissen Jonathan gegenüber, das immer stärker wird, je näher das Wochenende rückt, verdränge ich.

Er kam gestern spät aus dem Büro, hat sich noch schnell das Essen in der Mikrowelle aufgewärmt und sich eine Dokumentation im Fernsehen angeschaut, bevor er früh zu Bett gegangen ist. Und wieder haben sich Zweifel in mir breitgemacht, ob er der Richtige für mich ist, der Mann, mit dem ich mein Leben teilen will. Jonathan gibt mir Sicherheit, aber ist es das, was ich von einem Mann erwarte? Was ist mit Leidenschaft? Ich habe noch lange neben ihm wach gelegen und mich in Melancholie versinken lassen.

»Guten Morgen, Joyce«, grüßt James.

Mein Chef steht am Herd und rührt in einem Topf. Die Ärmel seiner Jacke sind aufgekrempelt, sodass seine muskulösen, tätowierten Arme zu sehen sind.

»Guten Morgen. Hier sind die Aufstellung und das Angebot. Ich hoffe, dein Auftraggeber ist damit zufrieden?«, sage ich zu ihm, während ich mich über den Topf beuge und den würzigen Duft von frischen Tomaten einatme. »Hm, riecht gut. Ist das für das Probeessen von deinem Klienten? Wie war noch sein Name?«, frage ich interessiert. »Du hast mir seine Daten nicht gegeben, deshalb konnte ich das Anschreiben nicht fertigmachen«, werfe ich ihm mit einem Lächeln vor und stecke einen Löffel in den Topf, um von dem leckeren Tomatensugo zu probieren.

»Finger weg, das ist noch nicht fertig«, maßregelt mich mein Chef mit gespieltem Ernst und haut mir leicht auf die Finger, dabei grinst er mich an.

»McQueen, Matthew McQueen. Er ist ein großes Tier hier in Boston. Ein Unternehmensberater, der Firmen aufkauft, mit einem Fingerschnippen liquidiert und damit ein Schweinegeld verdient.« Dabei schnippt er mit seiner freien Hand in die Luft. »Du hast die Firma sicher schon gesehen, die haben ihren Sitz im Financial District, McQueen & Montgomery. Ich habe dir das Gebäude gezeigt, als wir letzten Monat die Firmengründungsfeier des kleinen Reisebüros mit Essen beliefert haben. Erinnerst du dich?«

Ich nicke wissend.

»Der zahlt verdammt gut und dafür soll er auch den besten Service bekommen. Wenn wir den überzeugen Joyce, glaub mir, dann folgen weitere Aufträge dieser Art, und ich kann Sam und Eddy endlich wieder fest einstellen«, erklärt er mit dem Holzlöffel in der Hand wild gestikulierend. »Die Adresse habe ich hier irgendwo hingelegt«, dabei schaut er sich suchend um. Typisch James, Mr. Chaos persönlich. Ich schüttle nur den Kopf und binde mir die Schürze um, da ich neben meinen administrativen Tätigkeiten aushilfsweise auch noch das Mädchen für alles in seiner Küche spiele.

»Da liegt sie doch«, dabei zeige ich kopfschüttelnd hinter ihn auf das Regal, auf dem sich die Post von zwei Tagen, unbezahlte Rechnungen und Werbung stapelt. »Ich nehme die Rechnungen gleich mit«, dabei greife ich nach den Schreiben.

»Warum erinnerst du mich daran? Warte noch ein paar Tage mit den Überweisungen, McQueen wird in den nächsten Tagen die Anzahlung leisten, dann sind wir aus dem Gröbsten raus.«

»Ich überweise nur das, was fällig ist. Aber lange geht das nicht mehr so weiter«, rede ich ihm ins Gewissen. Er nickt.

»Wenn ich dich nicht hätte. Ach Joyce, halt dir den Samstag in drei Wochen frei. Ich brauche dich beim Servieren«, ruft James mir noch hinterher.

»Klar, wie immer. Wo soll denn diese Megaparty steigen?« Ich bleibe im Türrahmen stehen.

»Unten am Fluss, mit der Skyline im Hintergrund. Riesige Zelte werden dort aufgebaut, eine Liveband, das ganze Brimborium eben, das zu einer großen Hochzeit dazugehört. Es wird dir gefallen.«

»Mir?«, dabei rolle ich die Augen und hätte beinahe losgelacht. »Ich werde für das ganze Brimborium überhaupt keine Zeit haben, wenn ich mich mit dir um das Buffet kümmern muss. Reich müsste man sein«, seufze ich sehnsüchtig.

James lächelt mich an. »Oder sich einen von diesen Reichen angeln. Für dich ist es noch nicht zu spät, Joyce. Du siehst verdammt gut aus, hast eine hervorragende Ausbildung und bist intelligent, und das weißt du auch. Ich frage mich sowieso, was du an Jonathan findest. Er ist ein Langweiler, kein Mann, mit dem man ans Ende der Welt gehen würde. Für ihn wird immer seine Karriere an erster Stelle stehen und dann erst kommst du. Ach übrigens, hast du die Bewerbung endlich geschrieben? Du kannst dein Leben nicht hier bei mir verplempern.«

»Ich kümmere mich darum, versprochen. Spätestens am Wochenende«, verspreche ich ihm. »Außerdem habe ich noch zwei Anfragen ausstehen«, verteidige ich mich.

James ist nicht nur mein Chef, er ist mein Freund, der Beste, den ich je hatte. Wir beide sind zusammen zur Schule gegangen. Er hat immer ein offenes Ohr für mich. Mit ihm kann ich über alles reden. Im Übrigen ist er stockschwul.

Als er vor einigen Jahren seinen Cateringservice eröffnet hat, war ich die Erste, die er eingestellt hat. Eigentlich sollte es nur für den Übergang sein, bis ich etwas Passenderes gefunden habe. Mit meinem BWL-Studium in der Tasche sollte das kein Problem sein, aber ich kann James mit dem ganzen Papierkram nicht alleine lassen. Auch ein Grund, warum Jonathan und ich uns ständig in den Haaren liegen.

»Meinst du, ich sehe nicht, dass du in deiner Beziehung unglücklich bist? Jonathan ist nur an einem interessiert: die Karriereleiter so schnell wie möglich raufzuklettern und das ohne dich, meine Süße«, dabei schaut er mich mit seinem Hundeblick an, den er genauso perfekt beherrscht wie seinen strengen Blick, der sein Gegenüber sofort in die Schranken weist. »Und dann wird er dich fallen lassen. Dann bist du nicht mehr gut genug für ihn«, redet er jetzt aufgebracht weiter, immer noch mit seinem Sugo beschäftigt. Ich weiß, wie gern James mich hat, und dass er mir nur das Beste wünscht. »Du hast etwas Besseres verdient, jemanden, der dich wirklich liebt und dich nicht so vernachlässigt, wie Jonathan es immer tut. Er soll bloß nicht vergessen, woher er kommt. Er hatte einfach Glück mit dem Job, das ist alles.«

Jonathan ist in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Er musste sich alles im Leben hart erkämpfen. Nicht, dass ich aus einem reichen Elternhaus komme. Ganz im Gegenteil. Als jedoch vor einem Jahr meine Lieblingstante, die Schwester meines Dads, verstarb, hat sie mir die Doppelhaushälfte vermacht, in der ich seitdem mit Jonathan lebe.

»Sag mir etwas, das ich noch nicht weiß«, antworte ich augenrollend, denn ich kann mir denken, wohin das Gespräch führen wird.

»Sag du mir, wann er dich das letzte Mal zum Essen eingeladen hat, hm? Oder ins Kino? Hat er dir in den letzten Monaten mal Blumen mitgebracht oder dir gezeigt, dass er dich liebt?«

Ich senke den Kopf, beiße mir auf die Unterlippe – das tue ich häufig, wenn ich unsicher bin und mir die Worte fehlen – bevor ich James’ Blick wieder begegne. »Ich weiß es nicht«, flüstere ich leicht genervt.

Jetzt legt James den Kochlöffel aus der Hand und kommt um den Herd herum. Er packt mich an den Armen. »Joyce, noch ist es nicht zu spät. Ich weiß doch, wie sehr du unter dieser Beziehung leidest. Wie oft hast du mir erzählt, dass du dir eine richtige Familie wünschst. Einen Mann, der für dich da ist, und Kinder wolltest du auch immer haben. Wie denkt Jonathan darüber?«

Ich zucke die Achseln. Ich weiß ganz genau, wie Jonathan darüber denkt, aber ich will nicht mit James darüber diskutieren. Jonathan mag keine Kinder, die durchs Haus rennen, oder Hunde, die bellen.

»Ich weiß, dass ich mit Jonathan reden muss. Ich werde es am Wochenende in Angriff nehmen«, verspreche ich ihm.

»Was heißt reden?«

Ich spüre jetzt ganz deutlich, dass meine Beziehung mit Jonathan am Ende ist. Es musste mir nur jemand sagen. Ein Freund, dem ich wichtig bin, der sich nur das Beste für mich wünscht. Es ist vorbei. Ich sollte einen Schlussstrich ziehen und mich auf das konzentrieren, was mich weiterbringt. Und auf einen Mann, der mir geben kann, wonach ich mich so sehr sehne.

Yaş sınırı:
18+
Hacim:
394 s. 25 illüstrasyon
ISBN:
9783958693135
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
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Metin
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