Kitabı oku: «Das Holly Summer Lesebuch», sayfa 13
Die Atmosphäre erinnert an eine Party längst vergangener Zeiten, als die Männer noch Kavaliere waren und die Frauen mit Respekt und Anerkennung behandelt wurden. Eine Träne drängt sich in meinen Augenwinkel, um mit träger Grazie über meine Wange zu laufen. Schnell wische ich sie weg, hebe den Kopf und betrete selbstbewusst den Raum.
Auf den Clubsesseln sitzen bereits einige attraktive Herren, und ich spüre, wie ihre Blicke bewundernd über meinen Körper streifen. Sie tragen alle dunkle Anzüge und wirken mondän. Gerade in diesem Moment tut es gut, das Gefühl zu haben, begehrt zu werden, es ist das, was ich heute Abend will. Aber vor allen Dingen will ich den Schmerz vergessen. Ich atme noch einmal tief durch und gehe zielstrebig auf die Bar zu. Es ist nur noch ein Platz zwischen zwei extrem sexy Gentlemen frei, sodass ich mich entschlossen auf den Barhocker gleiten lasse.
»Was darf’s sein, Lady?«, fragt der Kellner hinter der Bar, während er ein benutztes Glas vor mir wegnimmt und über die Theke wischt.
»Ähm, ich …« Mein Blick schweift zu der Karte, die in rotes Leder gebunden ist. Bevor ich antworten kann, hat bereits einer der beiden Herren neben mir die Bestellung für mich aufgegeben. Ich ziehe fragend die Augenbrauen hoch und schaue ihn überrascht an. Daran sollte ich mich wohl in Zukunft gewöhnen, dass ein anderer für mich die Bestellung aufgibt. Eine Eigenschaft, die ich bei Jonathan tatsächlich vermisst habe.
Die Antwort des Unbekannten ist nur ein überlegenes Lächeln. »Die Rechnung geht selbstverständlich auf mich, Lady.«
Ich nicke stumm. Jonathan hat auf solche Gesten nie großen Wert gelegt. Im Gegenteil, gerade in Situationen, in denen es um die Bezahlung ging, bestand er regelrecht auf der Emanzipation der Frau und hat mich die Rechnung begleichen lassen.
»Ich habe dich hier noch nie gesehen. Bist du das erste Mal hier?«, fragt der Unbekannte und dreht meinen Hocker ganz selbstverständlich zu sich herum, sodass ich zwischen seinen langen Beinen sitze. Seine Hände liegen dabei besitzergreifend neben meinen Schenkeln, aber er berührt mich nicht. Ich schaue in sein Gesicht. Er ist begehrenswert. Ich schätze ihn auf Anfang dreißig, vielleicht ein paar Jahre älter. Ich greife zu dem Glas, das der Barkeeper auf die Theke gestellt hat, und proste meinem Gegenüber verhalten zu. Er grinst mich über den Rand seines Drinks an, während er den Blick keinen Moment von meinem Mund nimmt.
Manchmal hasse ich meine vollen Lippen, die, wie Victoria es immer betont, jeden Mann in den Wahnsinn treiben. Könnte er der Mann sein, dem ich mich hingeben werde? Jetzt nur nicht die Nerven verlieren. Du hast es nicht anders gewollt. Ich bin doch sonst nicht auf den Mund gefallen. Wo ist mein Selbstvertrauen? Was habe ich mir denn vorgestellt, wie die Kommunikation hier ablaufen wird?
»Ja, aber ich denke, ich bleibe nicht lange. Ich warte auf eine Freundin«, sage ich so selbstsicher, wie es mir möglich ist, und schaue mich suchend nach irgendeiner imaginären Person um.
Ich muss meine Unsicherheit überspielen, wenn ich hier nicht gleich eine Panikattacke riskieren und schreiend den Raum verlassen will. Reiß dich zusammen, ermahne ich mich stumm. Was ist denn schon dabei, wenn ich mich von einem extrem attraktiven Mann zu einem Cocktail einladen lasse? Das bedeutet noch lange nicht, dass er irgendeinen Anspruch auf mich hat. Und noch bin ich mir nicht sicher, ob ich es wirklich fertigbringe, mich einem völlig Fremden, und wenn er auch noch so attraktiv ist, hinzugeben.
»Das werden wir noch sehen«, dabei lächelt er mich herausfordernd an und ich bin sicher, er hat meine Nervosität gespürt. Als der Kellner erneut einen Drink, diesmal ist es ein Caipirinha, vor mich stellt, nimmt auch mein Gegenüber sein Glas und prostet mir wieder zu.
»Deine Freundin scheint wohl nicht mehr zu kommen«, sagt er nach einiger Zeit.
Ich schaue auf meine Armbanduhr, Victoria wollte schon vor zehn Minuten hier sein. Scheinbar hat sie es sich nach unserem Telefongespräch anders überlegt. Das kann ich für sie nur hoffen.
»Sieht ganz so aus.«
Er nickt schmunzelnd. Sicher denkt er, dass die Freundin nur ein Vorwand war und ich alleine hier bin. Er soll bloß nicht denken, ich bin dem Ganzen hier nicht gewachsen. Ich greife wieder zu meinem Glas und trinke es aus. Dass Victoria wohl in der Versenkung verschollen bleibt, ist jetzt auch egal.
Der unbekannte Fremde ist charmant, keine Frage. Wirkt dominant, aber nicht überheblich. Ob ihm der schwarze Luxuswagen da draußen gehört? Ihn könnte ich mir hinter dem Steuer vorstellen. Über was soll ich mich nur mit ihm unterhalten? Verdammt, ich hätte nach Hause fahren und meinen Kummer dort im Alkohol ertränken sollen. Das hier ist doch alles sinnlos. Hier werde ich keinen Mann fürs Leben finden. Hier finde ich nur eins: SEX, und das in jeder Variante.
Mein Gegenüber beobachtet mich, scheint meine Aufregung zu spüren, und endlich bricht er das unangenehme Schweigen zwischen uns.
»Entspann dich, du musst hier nichts tun, was du nicht willst.« Dabei schaut er mich abschätzend an. »Wieso bist du allein hier, ohne Begleitung?«, fragt er und nippt wieder an seinem Drink.
Er nickt dem Barkeeper zu, mir noch einen Drink zu mixen. Ich sollte aufhören, aber ich tue es nicht. Meine Anspannung lässt nach. Soll ich ihm die Wahrheit sagen? Dass ich auf der Suche nach einem Mann bin, der mich beherrscht? Jetzt, wo ich weiß, dass Jonathan mich betrügt, kann ich es doch tun. Ich zögere kurz und beschließe dann, lieber für mich zu behalten, dass ich genau diesen Kick, den Rausch der Gefahr, den Nervenkitzel des Unbekannten gesucht habe.
In meiner Aufregung trinke ich den Cocktail, der ziemlich viel Alkohol enthält, viel zu schnell. »Bin ich das?«, antworte ich, dabei lasse ich meinen Blick durch den Raum mit den attraktiven Männern gleiten, jetzt schon etwas selbstsicherer. Mein Gegenüber lacht anzüglich, als hätte er verstanden.
»Was hast du dir vorgestellt?«, dabei lehnt er sich zu mir und fasst nach meinem Kinn, hebt es ein Stückchen hoch, sodass mir gar nichts anderes übrig bleibt, als ihm direkt in die Augen zu schauen, die mich regelrecht aufspießen wollen. Ich halte kurz den Atem an und spüre das aufgeregte Kribbeln in meinem Bauch, als er mir mit seiner Geste signalisiert, dass er mich will. Mein Gott, die Gefühle, die ich seit Wochen zu unterdrücken versuche, sind genau in diesem Moment so stark, dass ich kurz die Augen schließe, um meinen schnellen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen. Ich zucke mit den Schultern, da ich im Grunde gar nicht weiß, was ich will und schlucke heute schon zum zweiten Mal den Kloß im Hals hinunter. Sein Grinsen wird breiter.
»Ich kann dir geben, wonach du verlangst«, flüstert er mir ins Ohr. Sein warmer Atem streift mich.
»Woher willst du wissen, wonach ich verlange?«
»Du wirst es mir sagen.«
Werde ich das wirklich? Von gewissen Dingen zu träumen, sie sich in Gedanken vorzustellen, ist eine Sache, aber offen, dazu noch mit einem völlig Fremden, darüber zu sprechen, eine ganz andere. Und sie zu tun, den Sprung über den eigenen Schatten zu wagen, fast unvorstellbar.
Seine Finger streichen beruhigend über meinen nackten Arm, sodass ich kurz zusammenzucke. »Also, erzähl mir von dir«, ermuntert er mich.
»Was willst du wissen?«
»Zum Beispiel, was du hier so ganz alleine machst?«
»Ich war einfach neugierig«, gebe ich schulterzuckend zu.
»Neugierig auf was?«
Mein Gott, was will er denn von mir hören? Soll ich ihm meine Gefühle wie auf einem Silbertablett servieren? Ich atme langsam aus und dann sage ich ihm, was ich mir vorstelle. »Ich war neugierig, wie es sich anfühlt, von einem Mann dominiert zu werden, das ist alles.« Nachdem ich den Satz ausgesprochen habe, ist es mir gar nicht mehr so peinlich. Der Fremde grinst mich an.
»Ich bin Darren«, stellt er sich vor.
»Joyce«
»Okay, Joyce. Du willst dich mir also hingeben?«
Will ich das? Die ganze Sache kommt mir viel zu nüchtern vor, so, als würden wir über einen Geschäftsabschluss verhandeln.
»Ich würde gerne noch etwas trinken«, versuche ich, Zeit zu gewinnen.
»Jake, mix der Lady noch einen Drink«, wendet er sich an den Barkeeper. »Ich nehme an, dein Freund ist zu dieser Art von Sex nicht bereit?«
Ich drehe erschrocken den Kopf zur Seite. Woher weiß er das? Und wie kommt er darauf, dass ich einen Freund habe?
»Nein, oder vielmehr, ja, allerdings nicht mit mir. Er betrügt mich gerade in einem der oberen Räume.« Ich lasse meine Finger am Rand des Cocktailglases herauf und heruntergleiten und starre in Melancholie versunken auf meinen Drink.
»Und jetzt willst du es ihm heimzahlen?« Sein verhaltenes Lachen lässt mich aufblicken.
»Nein, ich will körperlichen Schmerz spüren, damit ich die Verletzung in meinem Inneren vergessen kann.«
»Eine sehr gute Lösung, wenn man gerade verletzt wurde.«
Erschrocken schaue ich auf. Darren wirkt, als wäre er mit seinen Gedanken weit weg. Als er meine Unsicherheit spürt, schenkt er mir wieder seine volle Aufmerksamkeit.
»Ich schätze, wir werden noch viel Spaß haben«, verspricht er mir und greift nach meinem Arm. »Es wird Zeit, deinen Wissensdurst zu stillen. Deswegen bist du doch schließlich gekommen«, sagt er mit leiser Stimme und schaut mir dabei tief in die Augen.
Himmel, wie ist es dazu gekommen, dass ich ihm doch von meinen Sehnsüchten erzählt und dazu auch noch meinen Namen verraten habe? Joyce, das geht zu schnell!, ermahne ich mich stumm.
»Worauf stehst du? Magst du es sanft oder lieber auf die harte Tour? Hier ist fast alles erlaubt. Ich wette, du suchst nach einem Alphatier, das es dir so richtig besorgen kann«, dabei lacht er mich leise an, ohne eine Antwort von mir abzuwarten, und ich folge ihm in den angrenzenden Raum. Die Tür fällt leise ins Schloss und wir sind allein.
Es war eine arbeitsreiche Woche und Greg hat heute nur noch einen Wunsch: mit Kay einen Drink an der Bar zu nehmen und dann früh nach Hause zu fahren. Er hat sie für den Junggesellenabschied seines besten Freundes Matthew engagiert. Die Striptänzerin tritt hier in diesem exklusiven Nachtclub auf, in dem er immer noch Mitglied ist, aber an dem er schon lange das Interesse verloren hat. Er ist heute nur hier, um mit Kay über ihren Auftritt zu sprechen.
»Guten Abend, Al. Noch nicht viel los heute Abend, was?«, begrüßt er den Mann hinter dem antiken Schreibtisch, als er das Foyer betritt.
»Guten Abend, Mr. Montgomery. Die Stammkunden kommen noch.« Gregs Blick schweift in den Raum, während Al ihm die Jacke abnimmt. Auf den Clubsofas sitzen zwei Pärchen, die bereits in angeregter Stimmung sind und einige Herren, denen er zunickt, stehen lässig in Unterhaltungen verstrickt im Raum. An der Bar erkennt er Darren, der besitzergreifend seine Hand unter das Kinn einer jungen Frau gelegt hat, die ihm ehrfürchtig zu Füßen zu liegen scheint, und doch kann er Angst in ihrer Körpersprache erkennen. Oder ist es Verzweiflung, die er in ihren Augen liest, als Kay auf ihn zukommt?
»Kay, schön, dass du Zeit hast«, begrüßt er die dunkelhaarige Frau mit der Figur einer Nymphe und küsst sie flüchtig auf beide Wangen, ohne den Blick von der Frau an der Bar zu nehmen, deren Anwesenheit sofort sein Interesse geweckt hat. Greg kennt Kay schon lange. Vor einigen Jahren musste er sie aus einer brisanten Situation befreien und seitdem sind sie Freunde.
»Für dich und Matthew tue ich das doch gerne. Ich habe gehört, Terry ist wieder nach England zurückgegangen?«, lässt Kay die Frage im Raum stehen, bevor beide auf einer Ottomane Platz nehmen. Greg wirkt verletzt. Dann schaut er Kay direkt an. »Ja, wir haben uns getrennt. Es ist mir wohl nicht vergönnt, glücklich zu sein«, antwortet er betrübt.
»Hey, ich weiß genau, dass die Richtige noch irgendwo auf dich wartet. Du brauchst eine Frau, die es mit dir aufnehmen kann, die dir Kontra bietet, und Terry war einfach nicht der Typ für einen Mann wie dich. Du wirst sehen. Schau dir Matthew an. Soweit ich weiß, wollte er nie wieder heiraten und dann kommt Vivien und zack«, dabei schnippt sie mit den Fingern, »ist er ihr mit Haut und Haaren verfallen. Das hast du mir selbst erzählt.«
»Wahrscheinlich hast du Recht. Vivien ist ein Engel. Ich weiß immer noch nicht, womit dieser Schweinehund so eine Frau verdient hat«, sagt er im Scherz. Dabei gleitet sein Blick immer wieder zu der blonden Frau an der Theke, deren lange Haare wie ein Fächer über ihren entblößten Rücken fallen. Sie wirkt unsicher und schüchtern. Sie beißt sich ständig auf ihre vollen Lippen, die ihm sofort aufgefallen sind. Lippen, die von einem Mann in Besitz genommen werden sollten. Dabei senkt sie beschämt den Blick.
In ihr scheint ein Gefühlschaos zu toben, dafür hat Greg einen Blick. Was ist mit ihr los?, überlegt er. Ob sie Darrens derzeitige Gespielin ist? Sie macht auf ihn nicht den Eindruck, als wäre sie der Typ für Darrens perverse Spielchen.
»Greg, hörst du mir überhaupt zu?«, dringt Kays Stimme wie aus einem Nebel zu ihm.
»Tut mir leid, ich bin heute nicht ganz bei der Sache. Was sagtest du?«, dabei fasst er liebevoll ihre Hand.
Kay schüttelt schmunzelnd mit dem Kopf. »Ich weiß ganz genau, wo du mit deinen Gedanken bist.« Dabei nickt sie in Richtung Bar. »Bei der süßen Kleinen, an die Darren sich gerade ranmacht.«
Greg dreht wieder den Kopf zu der Unbekannten. »Kennst du sie etwa?« Kay schüttelt den Kopf. »Nein, sie muss neu sein. Ich habe sie noch nie gesehen.«
»Ich frage mich, was so eine sensible junge Frau mit einem Typen wie Darren zu schaffen hat.« Kay dreht den Kopf zu den beiden und zuckt nur mit den Schultern, bevor sie ihr Gespräch mit Greg fortsetzt.
Greg beobachtet Darren und die junge Frau weiter. Als Darren seinen Arm um die unbekannte Schönheit legt und sie etwas zu abrupt vom Stuhl hochzieht, versteinert seine Miene. Seine Hand greift um die Lehne der Ottomane. Doch bevor er aufstehen kann, hält Kay ihn an seinem Arm zurück. »Greg, lass es. Du kennst die Regeln«, beschwört sie ihn.
»Ich hasse Typen, die einer Frau nicht den nötigen Respekt entgegenbringen. Er muss doch sehen, dass die Kleine völlig hilflos und verunsichert ist«, zischt er Kay leise zu. »Sie wirkt abwesend, als hätte sie zu viel getrunken. Das kann selbst ich spüren«, setzt er noch hinzu, beruhigt sich aber augenblicklich wieder.
»Sie muss einfach nur nein sagen. Hab ein Auge auf die beiden und wenn du merkst, dass Darren sein Spiel zu weit treibt, kannst du immer noch eingreifen. Es ist doch nichts passiert, okay?«
»Vielleicht hast du Recht. Ich hatte heute einen anstrengenden Tag und habe etwas überreagiert. Also, lass uns über Matthews Junggesellenabschied sprechen«, lenkt er jetzt das Gespräch in andere Bahnen.
Die junge Frau, die den Raum nebenan betreten hat, ist schon beinahe aus seinem Gedächtnis verschwunden. Aber nur beinahe.
Ich folge Darren in den angrenzenden Raum. Wir sind allein. Der Alkohol, den ich mittlerweile in Mengen konsumiert habe, verfehlt seine Wirkung nicht. Ich fühle mich leicht, aber meine Bewegungen sind schleppend und meine Gedanken verschwimmen immer mehr.
In der Mitte des Zimmers steht ein großes Bett, das mit rotem Samt bezogen ist und den Raum beherrscht. An den Bettpfosten hängen schwarze Ledermanschetten und darüber ist eine Art Gitter angebracht, von dem Karabinerhaken baumeln. Ich schließe kurz die Augen und stelle mir vor, wie ich mit verrenkten Gliedern an diesem Gestell hänge. Joyce hör auf!, ermahne ich mich. Ich lasse meinen Blick weiter durch den Raum schweifen, auch die Wände und die Bezüge des alten Chesterfieldsofas sind aus rotem Samt.
Der Raum wirkt klischeehaft, wie eine Lasterhöhle, und doch auch auf seine Art ansprechend. Ich fühle mich ins 18. Jahrhundert zurückversetzt. Mit ein bisschen Fantasie könnte man annehmen, ich wäre eine Marquise, die hier mit ihrem Geliebten in seinem Sexschloss eine Verabredung zu einem Tête-à-tête hätte.
Im gedämpften Licht sehe ich an den Wänden Seile in verschiedenen Stärken, Flogger, Gerten, Peitschen in allen Größen und andere Dinge hängen, deren Namen mir nicht bekannt sind. Eine Gänsehaut breitet sich auf meiner Haut aus, als ich meinen Blick schon leicht benommen durch das Zimmer gleiten lasse, bis zu der Bank in der hinteren Ecke. Auch diese ist mit Ledermanschetten an den Beinen ausgestattet. Für was die wohl benutzt wird?
Einige sehr präzise Aktbilder, auf denen Frauen in erniedrigenden Posen gezeigt werden, die sich unter lustvollen Qualen ihren Peinigern hingeben, schmücken die Wände. Plötzlich spüre ich, wie Darrens Hände mir von hinten eine dunkle Maske über meine Augen legen. Ich zucke kurz zusammen. Darren sieht verdammt gut aus, aber er hat etwas Hartes an sich, das ich nicht einzuschätzen weiß. Ich fühle mich irgendwie schutzlos ausgeliefert. Er wird die Situation doch hoffentlich nicht ausnutzen. Vielleicht war ich an der Bar doch zu freizügig mit meinen Sprüchen. Wir haben gar nicht darüber gesprochen, wie weit das Spiel gehen wird. Der ganze Hass auf Jonathan kommt wieder hoch.
»Ruhig, kleine Lady. Wir waren uns doch einig«, haucht mir Darren ins Ohr. Über was waren wir uns einig? Er wollte mir die Welt von Dominanz und Unterwerfung zeigen.
Er greift nach meinem Arm und führt mich durch den Raum zu der Bank, die in der hinteren Ecke steht. Und jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Diese Bank wird für Spankingspiele benutzt. Als er mich loslässt, bleibe ich stehen und lausche, aber es sind nur seine Lederschuhsohlen auf dem Parkettboden zu hören, als er den Raum durchquert. Mein Herz schlägt schneller. Ist es das, was ich wollte? Habe ich mir eine Beziehung von Dominanz und Unterwerfung so vorgestellt? Will ich es wirklich zulassen, mir von einem Unbekannten seinen Stempel aufdrücken zu lassen? Will ich ihm erlauben, seine Spuren auf meinem Körper zu hinterlassen, indem er einen dieser Gegenstände an der Wand benutzt und mir damit rote Striemen beibringt?
Aber ich muss den Schmerz spüren, um die Verletzungen, die mein Inneres zu zerreißen drohen, vergessen zu können. Das ist nicht die Beziehung, die ich mir vorgestellt habe. Darren ist nur Mittel zum Zweck. Er ist ein Werkzeug, das mir hilft, über die Klippe zu springen und den ganzen aufgestauten Frust loszuwerden, der mich schon seit Wochen quält. Der Mann, dem ich mich hingeben will, dem ich meine Seele schenken würde, muss zuerst mein Vertrauen gewinnen, und das ist nicht Darren. Ich würde es spüren, wenn er vor mir stünde. Auch, wenn Darren attraktiv ist, er kann das Gefühl von absoluter Hingabe in mir nicht wecken. Was weiß ich denn von ihm? Ich kenne ihn nicht und trotzdem überlasse ich ihm bedingungslos meinen Körper. Aber eben nicht meine Seele.
Ich höre ein Zischen, als würde jemand einen Weidenstock durch die Luft sausen lassen und ziehe unwillkürlich die Schultern nach oben. Sein teuflisches Lachen dringt an mein Ohr. Ich spüre seine Hände auf meinen Schultern. Seine Lippen streifen sehnsüchtig über meinen Hals, sodass ich unwillkürlich den Kopf zur Seite lege.
»Ich will dich nackt sehen«, knurrt er und greift zum Reißverschluss meines Kleides, den er mit einem schnellen Ruck nach unten zieht, mir die Träger von den Schultern gleiten lässt, sodass ich nur noch in meinem roten Spitzentanga, BH und Strümpfen samt Schuhen vor ihm stehe. Seine Finger greifen nach meinem BH, den er mir gierig von den Schultern streift und einfach auf den Boden fallen lässt. Sofort schiebt er seine Finger in meinen Stringtanga. Er zieht daran, als wollte er ihn mir vom Körper reißen, und als der Stoff nicht nachgibt, höre ich ihn ärgerlich fluchen.
Er gibt mir einen kleinen Schubs, sodass ich auf das Gestell vor mir falle. Erschrocken schreie ich leise auf, was mir sofort einen festen Schlag mit seiner Hand auf meinem Po einbringt. Die Stelle fängt augenblicklich an zu brennen. Aber darüber nachzudenken, gibt er mir keine Zeit. Mit einer schnellen Bewegung reißt er mir jetzt entschlossen den Stringtanga bis zu den Knien herunter. Die dünnen Bändchen schneiden mir in die Haut, doch er lässt das Höschen einfach an meinen Kniekehlen hängen.
Er gibt ein zufriedenes Knurren von sich. Ich spüre das kalte Leder unter meinem Bauch, als er mich über die Bank legt, meinen Oberkörper nach unten drückt und meine Arme nach vorne zieht, um sie an dem Gestell zu fixieren. Das gleiche macht er auch mit meinen Beinen, sodass ich ihm vollkommen ausgeliefert bin. Ich muss ein erniedrigendes Bild abgeben, wie ich hier auf dieser Bank mit heruntergelassenem Höschen und in die Luft gestrecktem Po festgebunden liege. Warum konnte er es mir nicht wenigstens ausziehen? Es ist beschämend, mich ihm so zu präsentieren. Die Maske, die meine Augen bedeckt, taucht alles um mich herum in ein schwarzes Nichts und trotzdem schließe ich die Augen, warte auf den Schmerz, der sicher gleich folgen wird, um mich von den Verletzungen in meinem Inneren zu befreien.
Wie schlimm es allerdings werden wird, habe ich mir im Traum nicht vorgestellt.
Die kurzen Schreie, die sich aus dem Nebenzimmer durchdringend an Gregs Ohr drängen, sind wie Pfeile, die sich in seinen Magen bohren. Es sind keine Lustschreie, wie er sie von seinen Partnerinnen kennt. Diese Laute spiegeln Angst und Entsetzen wider. Er wechselt schnell einen besorgten Blick mit Kay und springt von der Ottomane auf. Mit einigen zügigen Schritten betritt er den Nebenraum.
Was er sieht, lässt seine Gesichtszüge augenblicklich zu einer grimmigen Maske erstarren. Die junge Frau, die er an der Bar beobachtet hat, liegt bäuchlings auf dem Spanking-Hocker, die Arme und Beine am Gestell angebunden, und ihr hübscher runder Po ragt in die Luft. Ihre Augen sind mit einer Maske bedeckt, sodass sie nicht sehen kann, was mit ihr geschieht. Sie kann es nur fühlen und was sie fühlt, kann sicher nicht in ihrem Interesse liegen. Greg hat sofort ein mulmiges Gefühl verspürt, als er sie mit Darren an der Bar gesehen hatte. Sie wirkte so verletzlich und unsicher auf ihn. Jeder erfahrene Dom konnte sehen, dass etwas mit ihr nicht in Ordnung war.
Das ist das oberste Prinzip für jeden Dom, die Stimmung seiner Sub einzuschätzen. Er soll sie beschützen und ihr Lust bereiten, aber niemals Angst und Entsetzen hinterlassen. Könnte er nur einen Blick in ihre Augen werfen, er würde wissen, wie es um sie steht. Was hat Darren, dieser gottverdammte Idiot, sich nur dabei gedacht?
Als Greg näherkommt, sieht er die roten Striemen auf ihrem Hintern, die sich quer darüberziehen und Darren, der vergeblich versucht, sie in den Arsch zu ficken. Er hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie langsam auf seine harten Schläge vorzubereiten. Er sollte sie behutsam heranführen. Mit einem sanften Aufwärmen daran gewöhnen, was noch auf sie zukommt, falls sie ihm überhaupt die Erlaubnis dazu gegeben hat.
Denn eins ist Greg klar: Diese Frau hat sich noch nie auf derartige Spiele eingelassen. Wieder dringt ein Schrei an sein Ohr, als Darren den Stock dieses Mal quer über ihren Rücken sausen lässt und jetzt ist es endgültig mit Gregs Beherrschung vorbei. Er könnte sich ohrfeigen, nicht früher eingegriffen zu haben. Mit drei großen Schritten durchquert er den Raum, zerrt Darren am Arm von seinem Opfer weg und verpasst ihm einen Kinnhaken, sodass er nach hinten taumelt. Die blanke Wut spiegelt sich in Gregs Gesicht wider. Das Blut, das Darren unmittelbar aus seiner aufgeplatzten Lippe herunterläuft, interessiert ihn nicht.
»Du verfluchter Mistkerl. Was denkst du, was du hier tust?«, schreit Greg und greift sofort wieder nach ihm, packt ihn am Kragen seines teuren Designeranzuges, bevor er ihn mit einem zweiten Schlag ins Gesicht auf den Boden befördert. Darren wischt sich nur den Mundwinkel ab und schaut verärgert auf das Blut an seiner Hand, bevor er aufsteht.
»Halt dich da raus, Montgomery. Das geht dich nichts an.«
Greg reißt die Augen auf, geht einen Schritt auf Darren zu und setzt zum nächsten Schlag an. »Das geht mich nichts an? Weißt du eigentlich, was du hier tust? Für mich sieht das wie eine handfeste Vergewaltigung mit Misshandlung aus«, spuckt er ihm entgegen.
Das leise Wimmern der Frau hält ihn zurück, Darren den nächsten Schlag zu verpassen.
»Verschwinde, Greg«, faucht Darren zurück, während er wieder versucht, sich an Joyce zu vergreifen. »Du hast mir schon mal Ärger bereitet. Dieses Mal gehst du zu weit. Die Kleine wollte es nicht anders. Sie hat sich mir regelrecht aufgedrängt und jetzt bekommt sie, was sie verlangt.«
»Du mieses Schwein, wenn du sie noch einmal anfasst, dann schwöre ich, wirst du diesen Raum nur noch auf einer Bahre verlassen.« Gregs Worte sind jetzt leiser, aber von solcher Kälte, dass Darren kurz zurückzuckt.
»Was ist hier los?« Adrian betritt bestürzt den Raum, und auch Kay und ein paar andere Gäste stehen in der Tür und verfolgen die Szene sprachlos. Das Schauspiel, das sich ihnen hier bietet, spricht Bände. »Darren! Greg! Was ist hier los, verdammt nochmal?«, brüllt Adrian in den Raum. Mit ein paar scharfen Worten schickt er Kay und die anderen Gäste aus dem Zimmer.
»Das fragst du am besten dieses Schwein«, antwortet Greg und wendet sich jetzt endgültig der jungen Frau zu. Er öffnet vorsichtig die Manschetten an ihren Hand- und Fußgelenken, zieht die Maske von ihren Augen und hilft ihr von dem Gestell. »Alles ist gut, kleine Lady. Ich werde dir nicht wehtun. Ruhig, komm meine Kleine. Nicht weinen. Ich kümmere mich um dich, okay?«, spricht er beruhigend auf die völlig aufgelöste Frau ein, die sich sofort erleichtert in seine Arme fallen lässt.