Kitabı oku: «Right in your heart», sayfa 11

Yazı tipi:

»Ja, bis später dann.«

Er drehte sich um und marschierte Richtung Bar.

Offenkundig wollte er sich die Zeit eher mit ein paar Drinks vertreiben, anstatt mit Schwimmen.

Was schmeckte ihm? Zog er Whiskeys einem Bier vor, oder stand er eher auf Wein?

Alsbald ich die Tür des Bungalows versperrt hatte, brach die Müdigkeit über mich ein wie ein morsches Dach eines hundertjährigen Hauses. Schnell wusch ich den Bikini aus und legte diesen hinaus zum Trocknen. Dann stellte ich mich unter die Dusche, erschlug während des Abtrocknens ein paar Schaben und kroch letztlich mehr tot als lebendig unter die Bettdecke.

Es dauerte keine zwei Minuten, bis Gevatter Schlaf mich überkam – ja, mich regelrecht überwältigte.

In meinem gesamten Leben hatte ich mich noch nie solchermaßen müde gefühlt.



Zärtlich strich jemand mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Hand fühlte sich warm an. Ein wenig rau – männlich. Ich roch Aftershave. Nicht stark – angenehm. Fingerkuppen glitten mir über die Wange, weiter über den Hals, zu meinen Brüsten – über meine Brüste.

O gütiger Gott! Verfluchte Scheiße!

Reflexartig packte ich nach dem Arm, spannte den Körper an – bereit zuzuschlagen.

»Keine Angst, ich bin es.«

Diese tiefe sanfte Stimme … von irgendwoher kannte ich sie …

Ich öffnete die bleischweren Augenlider – und schaute in strahlendes Gold.

»Du hast einen verdammt guten Schlaf.« Theo blickte zur Terrasse. »Und ein nicht vorhandenes Sicherheitsbewusstsein.«

Theo …? Ich …? Sicherheitsbewusstsein …?

Was …?! Ich und kein Sicherheitsbewusstsein? Ich war die Sicherheit in Person!

»Was redest du da …« Gähnend blinzelte ich den Schlaf davon. »Ich habe ein enormes Sicherheitsbewusstsein.«

»Ja, deshalb lässt du die Terrassentür offenstehen, oder?«, entgegnete er streng und wandte sich mir zu. »Evina, ernsthaft! Wie kommst du auf den Leichtsinn? Lediglich, weil der Bungalow ins Meer gebaut wurde, deutet das noch lange nicht auf eine Einbruchsicherheit hin – wie meine Anwesenheit gut beweist.«

»Wie bist du eigentlich hier rein gekommen?« Ich stockte. »Und wie spät ist es überhaupt?«

Mein Date lächelte verschmitzt. »Das erzähle ich dir ein andermal. Aber um wenigstens eine Frage zu beantworten: Es ist längst dunkel. Du hast an die fünf Stunden geschlafen.«

»Ach du verfickte Scheiße!«

»Whoa, whoa!« Er vollführte beschwichtigende Handgesten. »Einer solchen Unwichtigkeit wegen musst du nicht wie eine Verrückte fluchen.« Unversehens und mit einem in die Breite wachsenden Lächeln stützte er sich auf der Matratze ab und beäugte mich auf diese mich kribbelig machende Weise. »Obwohl ich fluchende Frauen ja total sexy finde. Das hat so was … schmutziges.«

»Du Depp!« Ich gab ihm einen Klaps auf den gestählten Oberarm, und er machte einen Schritt zurück.

»Das Dinner wartet bereits.«

Nach wie vor vom Schlaf betäubt richtete ich mich auf. »Tut mir leid. Ich wollte echt nicht zu spät kommen.«

»Nun.« Er schaute sich um. »Dafür habe ich dich wecken dürfen. Das entschädigt vieles.«

Schwerfällig stieg ich aus dem Bett und begab mich auf wackeligen Beinen ins Bad.

»Soll ich dir bei irgendetwas behilflich sein?«, hörte ich ihn fragen.

»Nein, nein.«

Ich stützte mich am Waschbeckenrand ab.

Scheiße … war ich fertig!

Die fünf Stunden hatten nicht einmal im Ansatz gereicht.

»Evina?«

Gähnend fuhr ich mir übers Gesicht. »Ja?«

»Darf ich einmal in deinen Wäscheschrank schauen?«

Mein Spiegelbild runzelte die Stirn. Es sah total bescheuert aus …

»Wieso?«

»Ich würde dir gerne ein Kleid heraussuchen.«

Schlaftrunken fasste ich nach der Zahncreme. »Weshalb das?«

»Weil ich es toll fände, wenn du ein Kleid tragen würdest, das ich dir ausgesucht habe.«

Hatte das ebenfalls mit Romantik zu tun?

Ich schniefte. »Wenn du es gerne möchtest, tu dir keinen Zwang an.«

Irgendwie hatte ich das Gefühl, nach wie vor zu träumen …

Ich drückte die Zahncreme auf die Bürste und putzte die Zähne. Dann wusch ich mir das Gesicht, cremte es ein, trat hinaus … und bemerkte erst jetzt, dass ich splitterfasernackt vor Theo stand. Grundsätzlich liebte ich es, nackt zu schlafen – vorzugsweise im Sommer. Nun allerdings wäre mir ein T-Shirt oder meinetwegen sogar ein abturnendes altmodisches Omanachthemd in greifbarer Nähe sehr lieb gewesen …

»Du siehst umwerfend aus.« Ein ehrliches wie wertschätzendes Lächeln seinerseits erhöhte mir den Puls. »Eine einzige Augenweide.«

Weshalb war mir meine Blöße nicht eher aufgefallen?

Träumte ich womöglich tatsächlich? Oder lag es schlichtweg an dieser fürchterlichen, bleischweren Müdigkeit?

Unversehens wurde ich mir eines weiteren winzigen Details bewusst: dem eleganten, schwarzen und perfekt sitzenden Anzug, welchen Theo trug.

»Hier.« Er reichte mir mein dunkelblaues Minikleid mit dem tiefen Rückenausschnitt. »Würdest du dieses anziehen?«

»Ja, sicher.« Ich nahm es ihm ab, drückte es an meinen Oberkörper und trat zur kleinen weiß lackierten Kommode, in welcher ich meine mitgenommene Unterwäsche untergebracht hatte. »Hast du auch einen besonderen Wunsch, was meine Dessous betrifft?«

Freudestrahlend gesellte er sich zu mir. »Ich darf ernsthaft in deiner Reizwäsche herumwühlen?«

Reizwäsche?

Unter Reizwäsche verstand ich Pornofilmchen-Outfits, jedoch sicherlich keine elegant geschnittenen BHs und Höschen …

Nun, wen scherte es?

Ich gab ihm mein Einverständnis.

»Das wird von Minute zu Minute besser!« Er zog die Lade auf und linste neugierig hinein. »Scheiße … das ist ein einziger feuchter Männertraum.« Keine Sekunde dauerte es, bis er nach einem roten String fasste und diesen in die Höhe hob. »Wow, der ist purer Sex! Zieh den an!«

»Der passt farblich doch gar nicht zum Kleid.«

»Aber das Rot! Rot bedeutet Sex und Leidenschaft! Du musst das anziehen!«

Alter Schwede …

»Na denn. Dazu der BH.« Ich gähnte ein weiteres Mal, nahm die Unterwäsche in die Hand und setzte an, ins Bad zurückzugehen.

Theo hielt mich zurück, indem er meinen Oberarm sanft umfasste. »Du kannst dich gerne vor mir anziehen.«

Ja klar … das konnte er aber so was von vergessen!

»Nein, nein … für den Moment hast du genug gesehen.«

Sichtlich beleidigt ließ er mich los. »Dafür werde ich dich später ausziehen.« In seiner Erwiderung schwang etwas Endgültiges mit. »Alleine auf meine Art – da dulde ich keine Widerrede.«

Das wiederum schlug mir sofort in den Unterleib ein – erweckte einen heißen, prickligen Schauer, der mir die Schamesröte ins Gesicht trieb … und manch Feuchteres zwischen die Beine …

Das Fingern am Strand.

Mein gigantisches Verlangen, von Theo genommen zu werden.

Der irrsinnigste Orgasmus meines Lebens …

»Damit bin ich einverstanden.« Flott marschierte ich zurück ins Bad und schloss die Tür.

Himmel, Arsch!

Was würde der heutige Abend bringen? Worüber würden wir uns unterhalten? Wie viele neue Dinge würde ich über ihn in Erfahrung bringen? Aber vor allem: Was hatte Theo mit mir vor? Was wollte er in sexueller Hinsicht anstellen?

Mit einem zusehends intensiver werdenden Wimmeln in der Magengegend trat ich ins Wohnzimmer.

Theo ließ seinen anerkennenden Blick langsam über meinen Körper gleiten.

Anscheinend wollte er einen jeden einzelnen Quadratzentimeter genauestens begutachten.

Gefiel ich ihm wahrhaftig so sehr?

Nun, ich musste gestehen, das dunkelblaue eng anliegende Kleid setzte mich wahrhaftig gut in Szene. Darüber hinaus besaß es diesen eleganten asymmetrischen Ausschnitt, der eine weibliche Oberweite weder zu viel noch zu wenig betonte. Kurz gesagt: Es akzentuierte die weibliche Schönheit, ohne billig zu wirken.

Theo trat vor mich hin, nahm mein Gesicht in seine Hände und gab mir einen unendlichen Kuss.

Damit war meine mental gestellte Frage beantwortet.

Sein zartes Aftershave vermischt mit seinem leicht würzigen Körpergeruch stieg mir in die Nase, raubte mir meinen eben erst reaktivierten Verstand.

»Gehen wir, Kleine.« Liebevoll nahm er meine Hand in seine und führte mich hinaus. »Wir hatten heute von Romantik gesprochen, nicht wahr?«

Ja, auf eine mir orgasmusbringende Weise.

Räuspernd drehte ich mich zu ihm. »Ja, weshalb meinst du?«

»Ich bin neugierig, wie dir das Dinner gefallen wird. Meiner Ansicht nach haben sich die Leute damit echte Mühe gegeben.«

»Nun … zahlen muss ohnehin ich.«

Ein in meine Seele dringender Blick evozierte einen sanften Schweißausbruch. »Dafür zahle ich es dir heute Nacht bis auf den letzten Cent zurück. Bereits aufgrund des umwerfenden Kleids und der Unterwäsche.« Er zwinkerte mir zu. »Während deines Nickerchens habe ich mir einige schöne Ideen einfallen lassen.«

Ob seiner Aussage sprachlos, konzentrierte ich mich auf das beruhigende Geräusch der klatschenden Wellen gegen die Holzpfeiler des lang gezogenen Stegs, auf welchem wir Richtung Strand flanierten.

»Freust du dich darauf?«

»Auf die heutige Nacht?«, fragte ich nach wie vor leicht durcheinander.

»Nein.« Er kicherte. »Ich meinte das Dinner, du unanständiges Ding!«

Mir ging es heiß den Rücken runter.

»Sag mir Theo … träume ich noch?«

Ich musste das Thema wechseln.

Ich musste Gewissheit erlangen.

Denn allmählich wurde dieser Tag zu schön, um wahr zu sein …

Er lächelte. »Weshalb?«

»Es mutet alles ein wenig eigenartig an, seitdem du mich geweckt hast.«

»Eigenartig schlecht oder eigenartig schön?«

»Definitiv Letzteres.«

Seine linke Hand legte sich auf meinen Kinnbogen – und seine Lippen auf meine. »Ich vermute, dann hat es bestimmt mit dem Orgasmus zu tun. Ein Solcher kann sehr entspannend wirken. Speziell dann, wenn man – wie du – eine lange Zeit ohne Sex auskommen musste und ein Mann – wie ich – es dir besorgen durfte … am Strand … unter Palmen … während eines intensiven Trainings …«

Glucksend schüttelte ich den Kopf. »Du bist echt irre.«

Ein Draufgänger mit unerwartetem Tiefgang …

»Und es gefällt dir.«

»Stimmt … aber sag mal, hast du dich absichtlich so in Schale geworfen?«

»Na, was glaubst du denn!« Theo warf mir sein berühmt-berüchtigtes verschmitztes Grinsen zu. »Zu einem Candle-Light-Dinner kann ich schlecht in Bermudas auftauchen!«

Unsere nackten Füße wurden vom abkühlenden Sand empfangen, trugen uns über den mit erhellenden Fackeln dekorierten Strand.

»Du siehst fabelhaft aus. Ich muss gestehen: Nie hätte ich vermutet, dass ein Anzug dir dermaßen gut passen würde. Du schienst auf mich eher der lässige Typ zu sein.«

Nun, jetzt nicht mehr.

Elegant gefiel Theo mir noch tausendmal besser …

Für einen Augenblick schaute er an sich herab. »Nun, bisher hatte ich mit diesem Outfit die besten Chancen beim weiblichen Geschlecht. Lediglich die Krawatte habe ich heute weggelassen. Die engt mich zu sehr ein.«

»Das halb offene Hemd lässt dich sowieso sexier aussehen, als ein Kulturstrick das jemals zusammenbringen kann.«

Sein herzliches Lachen erfüllte die Luft, und brachte mein Herz für einen Sekundenbruchteil aus dem Rhythmus.

War das alles wahrhaftig real?

Ich dumme Kuh!

Jetzt begann ich erneut zu zweifeln!

Ich schob die bescheuerten Gedanken zur Seite und blickte zum Himmel.

Obwohl die Nacht längst vollständig hereingebrochen war, wurde die Gegend von einem leichten Hintergrundleuchten in Szene gesetzt. Ich erkannte Sterne, dennoch sah ich Theos Gesicht und den grauen Strand. Ja, beinahe jedes einzelne Sandkorn hätte ich zählen können.

Ich blieb stehen und drehte mich zurück, um die ganze Schönheit dieses kleinen Paradieses zu bewundern.

Das Meer, dessen zärtliche Wellen den glitzernden Sand liebkosten, erstrahlte im selben Türkis wie am Tage und reflektierte das fahle Licht der Sterne. Der Himmel selbst zeigte ein tiefes Blau, welches sich nach Westen hin ein wenig aufhellte. Feine geflockte Wölkchen verliehen ihm den nötigen Kontrast, um normalerweise sofort die Kamera auszupacken und los zu fotografieren.

»Sieh dir das an«, hauchte ich ehrfürchtig. »Diese Kulisse ist nahezu unwirklich.«

Wie eines von Kagayas CG-Bildern …

»Das nennt man Romantik«, flüsterte Theo mir ins Ohr. »Und obwohl ich ein Macho bin – das allerdings hat mich seit jeher fasziniert: die Sterne, der Himmel, das Meer.«

»Falls das Romantik bedeutet, dann bin ich ab jetzt ebenfalls Romantiker.«

Er gluckste. »Und ich bin ein Macho-Romantiker.«

»Was soll das denn bitte schön sein?« Lachend drehte ich mich zu ihm um und blickte ihm in seine mich liebevoll musternden Augen.

Theo war wie ausgewechselt.

Nichts mehr erinnerte an diesen maulenden Proleten, welchen er erst gestern noch dargestellt hatte.

»Du hast dich komplett verändert.«

Er runzelte die Stirn. »Ja, dieser Eindruck kommt auf, wenn man mich mit Gemaule und blöden sexistischen Sprüchen erlebt … aber ich kann auch anders.«

Seine Worte entfachten frische Bedenken.

»Du machst das aber nicht, um mir zu gefallen, oder?«

»Auch«, gab er grinsend zurück. »Aber nicht ausschließlich.«

Es hatte den Anschein, dass Theo viel mehr sagen wollte, es aus irgendeinem Grund aber nicht zusammenbrachte. Stattdessen intensivierte sich sein Blick fortwährend, drang mir ein weiteres Mal bis in die Seele ein, schenkte mir vollkommene Geborgenheit.

Die vom Meerrauschen, gelegentlichen Vogelrufen, das Knistern der Fackeln und von weit her dringendem Gelächter der Urlauber gefüllte Stille nahm schier greifbare Ausmaße an. Sie schien sich um mich zu wickeln, mich hinfortzuziehen …

Irgendwann wandte sich Theo zur Seite und der Zauber verschwand.

Eine sanfte Brise, die mir meine offenen Haare ins Gesicht wehte, lenkte Theos Aufmerksamkeit zurück zu mir.

Behutsam strich er mir ein paar Strähnen hinter die Ohren, glitt mit den Fingern über meinen Hals, um diese letztendlich in meinen Haaren zu vergraben.

»Ich muss dir etwas sagen«, begann er nach weiteren endlos langen Sekunden des Schweigens und Anstarrens. »Ich mag dich. Wahrhaftig … Das ist einmal das eine.« Er verdrehte die Augen. »Ist irgendwie verständlich … sonst hätte ich mich nicht weiter um dich bemüht.« Ein hörbares Ausatmen folgte. »… Nun … das andere ist … ja, äh … ich bin mir nicht sicher, wie ich es sagen soll …« Er räusperte sich, überlegte. »Du hast etwas an dir … irgendetwas … ja, nun … es zwingt mich in die Knie. Ich meine –« Er ließ von mir ab, kratzte sich am Hinterkopf. »Grundsätzlich bin ich ein Draufgänger – komplett. Verstehst du? … Ich liebe es, von Frauen angehimmelt und bewundert zu werden … bei dir hingegen, da will ich von dir gemocht werden. Ich will es dir recht machen … du sollst dich bei mir wohlfühlen … es soll dir gut gehen.« Mit beiden Händen fuhr er sich übers Gesicht und durch die lockigen, leicht zurück gegelten Haare. »Und da ist noch etwas … Ich … ich … verdammt –« Ein weiteres nervöses Räuspern erklang. »Wie ich mich die letzten Stunden dir gegenüber verhalten habe … bin ich seit Ewigkeiten nicht mehr gewesen.« Er wölbte eine Augenbraue. »Sex und Spaß? Ja! Langes Herumgetue, ein Bemühen um eine Frau? Nein! … Die letzten Jahre habe ich mich ausschließlich ausgetobt, genossen – ohne Rücksicht auf Verluste.«

Das war der letzte Beweis!

Theo lag wahrhaftig etwas an mir! Ich war kein einfacher Urlaubsflirt mehr!

Was war ich eine blöde Fotze!

Theos sich verändernder Gesichtsausdruck schob meine Überlegungen zur Seite. »Aber so unglaublich toll, wie ich es andauernd hinstelle, war es nicht.« Tiefe aufrichtige Trauer erschien. »Ich meine … natürlich war der Sex gut. Sofern man die Augen schließt und sich vorstellt, es sei ein richtig heißer Feger, der da auf dir oder unter dir liegt, geht’s natürlich doppelt schnell … aber meistens … tja, da war es nicht eben berauschend.« Er hielt ein, fasste sich an die Stirn. »Warum, verflucht noch einmal, erzähle ich dir das überhaupt?«

Ich blinzelte – musste erst einmal selbst die Sprache wiederfinden.

»Deine Ehrlichkeit macht mich wahnsinnig glücklich.« Ich lächelte ihn an. »Das hätte ich nie von dir erwartet …«

»Genau das ist die andere Sache!« Eine sanfte Handgeste unterstrich seine Nervosität. »Du bringst mich andauernd dazu, dir alles geradewegs heraus zu sagen. Einfach alles! Das ist irre!«

Mir ging es nicht anders.

Lediglich durch außerordentliche Kraftaufbringung gelang es mir, mich manchmal davon abzuhalten, meine Gedanken und Gefühle laut auszusprechen.

Geistesabwesend schaute Theo gen Himmel. »Und da ist noch etwas.«

Mit prickelig-sturmdurchbrauster Glückseligkeit in meiner Seele schlang ich die Arme um ihn. »Was denn?«

Er erwiderte die Umarmung. »Bei dir fühle ich mich, wie ich mich vor vielen Jahren einmal gefühlt habe – frei, geliebt, verstanden. Das ist, gelinde gesagt, krass. Ich kann dir nicht erklären, wie schön sich das anfühlt … Früher, als Kind, da war ich sehr ruhig, introvertiert, sogar etwas schüchtern … später legte sich das ziemlich schnell und ich fing an, das Leben in vollen Zügen zu genießen – aufgrund der Annahme, etwas zu verpassen, und vieles verpasst zu haben.«

Wie bitte?

Theo, der Macho, war schüchtern gewesen?

Mein Gott!

Damit erklärte sich die nicht zu seiner Körpersprache passende Ausstrahlung!

»So geht es mir zurzeit«, gestand ich.

Ich war zweiunddreißig, hatte erst eine Beziehung hinter mir, nichts erlebt … ausschließlich geackert, gelernt sowie es anderen recht zu machen versucht.

»Ja?« Theo lehnte sich zurück. »Dann verstehst du, weshalb ich mein Leben auf diese Weise lebte?«

Ich bejahte. »Und mit einer jeden Stunde, die wir miteinander verbringen, verstehe ich dich besser. Niemals hätte ich hinter deiner Fassade einen solchen einfühlsamen Charakter vermutet. Niemals. Weit mehr allerdings hat mich die kurze Zeit überrascht, in der du dich mir geöffnet hast. Ich dachte, jemand wie du würde sehr lange brauchen, um sein wahres Gesicht zu zeigen.«

»Du ebenso!«, konterte er lächelnd. »Du warst, als ich dich traf, ein einziges mauerverbeißendes Miststück.«

»Alter! Geht’s noch?!«

Er kicherte. »Aber jetzt bist du das exakte Gegenteil. Lag das alleine am Sexfrust?«

»Jetzt reicht’s langsam!« Lächelnd machte ich einen Schritt zurück. »Du bist wohl doch nicht komplett anders geworden.«

Und ich musste mir eingestehen, diese freche Seite machte ihn erst richtig interessant.

Theo fasste nach meiner Hand und wir setzten uns wieder in Bewegung.

»Natürlich nicht. Schließlich bin ich immer noch ich: ein softer Macho mit Hang zur Romantik. Wie erwähnt.«

Ich wollte etwas erwidern, da rückte der mit einem weißen Tischtuch geschmückte und gedeckte Tisch in mein Blickfeld. Zwei Stühle waren mit weißen Stoffhutzen überzogen worden, und vier Fackeln beleuchteten die Szenerie.

»Das driftet allmählich ins Kitschige ab, findest du nicht?«

Theo grinste. »Das habe ich mir ebenfalls gedacht … andererseits geht es ums Essen. Blenden wir den Rest einfach aus.«

Lachend ließen wir uns auf die Stühle nieder, und ein Kellner nahm unseren Getränkewunsch entgegen.

»Das wird mir nicht schwerfallen«, entgegnete ich, alsbald wir wieder alleine waren. »Bei solch einem interessanten Mann wie du benötige ich keine Malediven, damit sich irgendeine romantische Stimmung aufbaut.«

»Ja?« Sein Grinsen wuchs an. »Das klingt verdammt gut! Sollten wir uns nämlich einmal im hektischen Berlin oder in deiner verschlafenen Klitsche treffen, brauchen wir uns zumindest keine Sorgen bezüglich eines Alltagsschocks zu machen.«

»Ha! Meine Rede!«

Darauf brachen wir in lautes Gelächter aus.

Es war ein köstlicher wie witziger Augenblick.

Wenn ich darüber nachdachte, waren mit Theo bislang alle Momente schön oder witzig oder schlichtweg grandios gewesen.

Wie ich mich in den letzten Stunden gefühlt hatte, hatte ich mich nie zuvor in meinem Leben gefühlt. Die Emotionen, die Geborgenheit, das Adrenalin … seine Küsse und die zärtlichen Berührungen.

Irgendwie mutete es nach wie vor unfassbar an.

War es das, was Menschen unter Verliebtheit verstanden? Fühlte Liebe sich auf eine solche Weise an?

Oder bildete ich mir sämtliche Empfindungen ein? Womöglich erwachte ich morgen und müsste feststellen, dass Theo gar nichts mit mir zu tun haben wollte …

Womöglich ging es ihm doch einzig und allein darum, mich ins Bett zu bringen …

Nein!

Seine Tränen und die Angst, eine Frau abermals zu verletzen, konnten kein Schauspiel gewesen sein. Besonders nicht das stammelnde Geständnis vorhin.

Bestimmt hinterfragte ich zu viel.

Fakt war: Ich hatte Theo längst in mein Herz gelassen. Ginge es ihm um ein Spiel, hätte es mir sowieso das Genick gebrochen … bevorstehender Sex hin oder her!

Somit blieb ausnahmslos zu hoffen und zu beten, dass sich Theo mit mir wahrhaftig auf mehr einlassen wollte.



Das Abendessen verlief durchwegs heiter und entspannt. Dennoch kletterte eine leichte Nervosität in mir hoch, hervorgerufen durch das Wissen, die Nacht mit ihm zu verbringen. Wie würde der Sex werden? Das Fingern und seine Küsse hatten sich unglaublich angefühlt. Das wiederum brachte mir frische Unsicherheit. Er hatte mit weiß Gott wie vielen Frauen geschlafen, durfte auf einen unglaublichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Ein Erfahrungsschatz, der mir verwehrt blieb.

Konnte ich Theo genug bieten?

Was, wenn ich versagte … was, wenn er sich nicht wohlfühlte … was, wenn ich etwas machte, das ihm missfiel … was, wenn ich ihn nicht befriedigte?

»Machen wir noch einen Spaziergang?«, holte Theo mich in die Gegenwart. »Ich denke, das viele Essen liegt mir sonst die ganze Nacht im Magen.«

»Ja, gerne.« Mit einem erzwungenen Lächeln erhob ich mich. »Mir geht’s nicht anders.«

Er gesellte sich zu mir.

Dieses Mal fasste ich nach seiner Hand und ging los.

»Nenne mich kindisch, blöd und bescheuert – aber ich muss dir ehrlich gestehen, ich grüble nach wie vor die gesamte Zeit, ob ich mich noch immer in einem Traum befinde … Ich fühle mich unglaublich wohl mit dir. Es scheint vertraut und richtig. Auf der anderen Seite kann ich es nicht glauben.« Ich machte eine Stopp-Geste mit meiner Hand. »Versteh mich bitte nicht falsch. Ich bin kein melodramatischer Irrer. Diese Wellenlänge zwischen uns … die mutet schlichtweg zu schön an. Speziell, nach alldem, was ich in der Vergangenheit durch Egoismus und Ignoranz der männlichen Spezies erlebt habe.«

Theo atmete hörbar durch. »Weißt du –« Für eine längere Zeit hielt er inne. »Mir geht’s irgendwie … ähnlich.«

Ich blieb stehen, besah ihn eingehend.

Er wirkte skeptisch, verunsichert und verloren.

Hegte er ähnliche Zweifel wie ich? Vermutete er, ich würde es mit ihm nicht ernst meinen?

»Diese Situation, unser Treffen … es ist verrückt.« Er gestikulierte mit seiner linken Hand. »Ich meine … erst freute ich mich auf ein wenig Entspannung und viel Sex und Sauferei – und dann tauchst du auf.«

»Und alles steht kopf?«, vermutete ich leise.

»Und alles steht kopf«, wiederholte er nickend, lehnte sich zu mir und beschenkte mich mit einem Kuss. Ein Kuss, der sagte: »Ich will nicht mehr nachdenken. Einzig spüren will ich dich und diese Nacht mit dir auskosten und sehen, was der Morgen bringt.«

»Komm«, hauchte er und zog mich Richtung Bungalows. »Ich will nicht mehr länger warten … Bist du einverstanden?«

Mir wurde es eiskalt und glühend heiß.

Ja, ich wollte es! Und wie ich es wollte!

Mein Körper schrie längst nach ihm.

Ich wollte ihn die ganze Nacht.

Darauf geschissen, was morgen sein würde! Darauf geschissen, ob ich es richtig oder falsch machen würde. Darauf geschissen auf mein eingebläutes Mantra: »Lediglich alleine kannst du glücklich sein.«

Lange genug hatte ich gewartet. Lange genug hatte ich mich verstellt. Lange genug hatte ich gelitten.

Jetzt sollte es endlich anders werden!

»Solange du mich nicht total fertigmachst oder mir wehtust«, erwiderte ich nervös. »Kannst du mit mir anstellen, was immer du willst.«

Er beschleunigte seinen Gang … und irgendwann sprinteten wir über den Strand, als würde dort in einem der Bungalows der größte Gewinn unseres Lebens warten.

Nun stellte sich die Frage: Wurde die bevorstehende Nacht wahrhaftig zum Jackpot unseres Lebens? Oder ging es hier um reine Geilheit?

»Gehen wir zu mir«, schlug er vor. »Ich habe Kondome.«

Ein Schwall Adrenalin beschleunigte meinen Puls. »In Ordnung.«

An seinem Bungalow angekommen fischte er die Schlüssel aus der Hosentasche. »Nimmst du eigentlich die Pille?«

»Nein. War ja nicht nötig gewesen.«

Wir traten ein und er verschloss die Tür. »Hast du wirklich nichts mit einem anderen Mann angefangen, außer mit diesem Drecksack von Ex?«

Bejahend und mit leicht zitternden Händen schaltete ich die Beleuchtung ein. »Wie gesagt, ich stehe nicht auf One-Night-Stands. Außerdem fürchte ich mich vor Krankheiten.«

»Aber ein Kondom schützt dich.« Er trat nah an mich heran. »Dafür ist es da.«

»Das stimmt zwar. Nichtsdestoweniger kann etwas schiefgehen.«

Behutsam nahm er mein Gesicht in seine Hände. »Da hast du natürlich genauso recht.«

»Hattest du nie Angst davor, irgendetwas aufzuschnappen oder von einer plötzlichen Vaterschaft zu erfahren?«

Beinahe unmerklich zog er eine angewiderte Schnute. »Als meine Ex-Frau damals sagte, sie sei schwanger, bekam ich einen halben Herzinfarkt.« Erschrocken wie wütend ließ er von mir ab, ging einen Schritt zurück. »Verflucht! Jetzt geht das wieder los!«

Ich war verwirrt. »Was meinst du?«

»Ich erzähle dir Dinge über irgendwelche abturnenden Erlebnisse!« Kopfschüttelnd griff er sich an die Stirn. »Ich will Sex mit dir! Und nicht über meine Vergangenheit sinnieren.«

»Ist doch egal.« Ich nahm ihn in meine Arme. »Sprich weiter. Sex können wir immer haben. Die Nacht ist jung – und wir haben es dringend nötig. Somit brauchen wir nicht lange, um uns in Stimmung zu bringen, oder?«

Ein leises Kichern erklang. »Da muss ich dir wohl abermals recht geben.« Liebevoll – und ausgesprochen eindringlich – begann er, meinen Hintern zu kneten. Es stellte mir die Haare auf und erhöhte meinen Blutdruck signifikant. »Und wenn wir ohnehin dabei sind, kann ich dir gleich eine weitere abturnende Frage stellen?«

Wellen der Erregung breiteten sich in mir aus.

»Sicherlich.« Ich blickte ihm tief in die Augen – verlor mich in ihnen. »Was immer du willst.«

Wenn er meinen Hintern auf eine derartigen Weise weiter bearbeitete, würde nicht einmal die bescheuertste Frage der Welt mir meine Hitze nehmen …

»Willst du ernsthaft keine Kinder?«

Seufzend verneinte ich. »Absolut nicht. Ich will keine Mutter werden. Niemals.«

Skepsis legte sich auf seine Züge. »Ernsthaft?«

»Ernsthaft.«

»Ich will dich damit nicht langweilen«, gab er entschuldigend zurück. »Aber du weißt, wie Frauen sein können, oder?«

O ja …

Ich selbst kannte keine Frau, die nicht verrückt nach Kindern war.

»Ich verstehe genau, was du meinst. Aber ich bin definitiv kein typisches Mütterchen. Bitte glaub mir das.«

Neckisch wanderten seine Hände etwas tiefer, jedoch nicht tief genug, um meine Unterwäsche zu erspüren.

»Dann flippst du nicht aus, wenn ich dir jetzt sage, dass ich keine Kinder mehr zeugen kann?«

Mein Mund klappte auf. »Du hast aber nicht …«

»Jepp. Vorsicht ist besser als Nachsicht.«

»Wie lange liegt der Eingriff zurück?«

Ein sanftes Lächeln huschte über seine Lippen. »Drei Jahre.«

»Somit ist es unumkehrbar.«

Theo nickte. »Ich bin siebenunddreißig. Glaubst du ernsthaft, ich will noch einmal Vater werden? Windeln wechseln?« Angewidert schüttelte er sich. »Sicherlich nicht! Außerdem können Frauen mir dadurch nicht mehr klammheimlich Kinder andrehen.«

»Wie deine Ex …« Ich stockte. »Nun … wahrscheinlich.«

»Ja … das war mir eine Lehre.«

»Glaube ich dir gerne. Aber warum hast du mich dann wegen der Pille gefragt?«

»Damit wollte ich herausfinden, ob du eventuell Kinderwünsche hegst.«

Aber wie …

Ach! Natürlich … Er dachte, wenn ich die Pille nahm, würde dies meine Aussage bezüglicher meines nicht existenten Kinderwunsches nochmals bekräftigen.

»Dir ist aber klar: Ich könnte die Pille jederzeit absetzen.«

»Ja sicher, das weiß ich!« Er nahm die Hände von meinem Po und kratzte sich am Hinterkopf. »Wie soll ich das sagen … äh … Ich hatte kurzzeitig die Vermutung, du könntest ausschließlich ein Kind wollen – nichts anderes.«

Ach du heiliger Bimbam!

Ich lachte. »Das hast du ernsthaft in Erwägung gezogen?«

»Ja.« Peinlich berührt drehte er sich zur Seite. »Hätte ja sein können. Ein kostengünstiger Samenspender – was will man mehr?«

»Meine Fresse, Theo!« Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und drehte es bedächtig zu mir. »Ich bin zu Hundertprozent auf keine Familie aus. Ich will eine erfüllende Beziehung. Kinder würden da bestenfalls stören.« Meine Wangen erwärmten sich – allerdings nicht, weil Theo mich erneut leidenschaftlich berührte, sondern aufgrund meines dummen Wunschtraumes, welchen ich ihm anvertrauen wollte. »Bitte lach mich jetzt nicht aus, aber … na ja …« Kurzzeitig blickte ich zu Boden, dann zurück in sein wunderschönes Angesicht. »Seit jeher dachte ich, man würde mit seinem Partner die gemeinsame Freizeit verbringen, auf Urlaub fahren, vielleicht sogar gemeinsame Hobbys ausüben … oder einfach mal den ganzen Tag im Bett liegen und es miteinander machen. Und letztlich: Sich ein gemeinsames Leben aufbauen. Ich dachte, in einer Beziehung gehe es darum, füreinander da zu sein, das Leben gemeinsam zu bewältigen.« Ich zuckte die Achseln. »Das war mein, zugegeben dummer, geheimer Wunschtraum.«

Theo strahlte mich an. »… Das … das ist nicht dumm. Das ist … Exakt das wünschte auch ich mir insgeheim und seit Jahren.« Flink schlang er die Arme um mich, presste mich an sich, legte seine Lippen auf meine und drang mit seiner Zunge in meinen Mund – langsam, bedächtig … verstandabdrehend.

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