Sadece LitRes`te okuyun

Kitap dosya olarak indirilemez ancak uygulamamız üzerinden veya online olarak web sitemizden okunabilir.

Kitabı oku: «Die Schlucht», sayfa 75

Yazı tipi:

So machten sie es auch. Raiski blieb in England nur zwei Wochen. Der gewaltige Mechanismus, den das gesellschaftliche Leben dieses Landes darstellt, setzte ihn zwar in Erstaunen, sagte ihm jedoch nicht besonders zu, und so beeilte er sich, nach dem heiteren Paris zu kommen. Er besuchte hier an den Vormittagen das Louvre, während er sich des Abends dem ewig wirbelnden Pariser Strudel mit seinem bunten Treiben, seinem Kreischen und seinen Orgien überließ. Nur ein dumpfer Rausch war es, was diese Orgien bei ihm hervorriefen – eine tiefere Wirkung brachten die Gedanken, Beobachtungen und Eindrücke, die er aus diesem Pfuhl davontrug, bei ihm nicht hervor. Kaum waren die ersten Strahlen der jungen Frühlingssonne über die Alpenwipfel gedrungen, als die beiden Künstler sich sogleich über die Schweiz nach Italien wandten. Mit empfänglicher Seele nahm Raiski die Bilder und Eindrücke auf, die Land und Leute ihm hier darboten. Von der Kunst wandte er sich zur Natur, von dieser zu den Menschen, den Einheimischen wie den Fremden, denen er begegnete. In all dem mannigfachen Durcheinander jedoch fühlte er lebhaft und deutlich, daß die drei tiefsten Eindrücke, die er je empfangen, die drei teuersten Erinnerungen, die das Leben ihm gewährt – die Großtante, Wjera und Marsinka – ihm überallhin folgten, in jeder neuen Umgebung ihm zur Seite blieben, in den Stunden der Muße treulich bei ihm weilten, daß er mit diesen drei Frauengestalten aufs innigste verbunden war, daß ihm wohl war in dieser unsichtbaren Gemeinschaft, und daß er es höchst schmerzlich empfunden hätte, wenn das Schicksal an dem seelischen Band gerührt hätte, das ihn mit ihnen verknüpfte.

Überall sah auch sein Künstlerauge diese drei Gestalten. Die aufschäumende graue Meereswoge, der ragende Schneegipfel der Alpen – sie riefen ihm das graue Haupt der Großtante ins Gedächtnis. Er sah sie in den ehrwürdigen Matronen, die ein Velasquez, ein Gerard Dow gemalt, wie er Wjera in den Gestalten Murillos und Marsinka in den zarten Köpfen eines Greuze, auch wohl in manchen Schöpfungen Raffaels wiederzuerkennen meinte . . .

Wenn er in den Schluchten der Schweizer Berge daherschritt, war ihm das Bild Wjeras vor die Seele, oben auf den Felsen träumte er von dem verzweifelten Kampfe, den er mit ihr bestanden, von dem Orangenblütenstrauß, den er vor ihre Füße geworfen, von ihren Leiden, ihrer Sühne . . . Er fuhr aus seinen Träumen auf und wurde wieder nüchtern, sah sie jedoch im nächsten Augenblick wieder, diese drei, die mit liebevollem Lächeln die Arme nach ihm ausstreckten.

Die drei Gestalten bildeten auch jenseits der Alpen, wo ein anderes hehres Dreigestirn – Natur, Kunst, Geschichte – in strahlendem Glanze über seinem Horizont emporstieg – seine ständige Begleitung.

Mit Leidenschaft aber gab er sich auch dem Zauber hin, den jene drei neuen hehren Mächte auf ihn ausübten – bis ins Tiefste, Innerste ergriffen sie seinen Organismus. In Rom hatte er sich mit Kirillow gemeinsam ein Atelier eingerichtet. Er teilte seine Zeit zwischen den Museen, Palästen und Ruinen, hatte anfangs kaum Sinn und Verständnis für die Schönheit der Natur, verschloß sich und arbeitete, tauchte dann wieder in der Menschenmenge unter, die für ihn so interessant war und ihm wie ein grellbuntes, bewegliches Riesengemälde erschien, das die tausendjährige, halb schon vermoderte und halb noch lebendige Geschichte der Menschheit mit all dem Glanz ihrer Größe und der erschreckenden Nacktheit ihrer Laster wiederspiegelte.

Überall aber inmitten dieses heiß pulsierenden Künstlerlebens wahrte er seiner Familie daheim, seiner »Gruppe«, die Treue: er wuchs sich nicht ein in das fremde Erdreich, fühlte sich stets nur als der Zugewanderte, der fremde Gast. Am liebsten hätte er etwas von dieser unvergänglichen Schönheit der Natur und Kunst erraffen und heimlich nach seinem Malinowka mitnehmen mögen. Nach diesem aber stand trotz allen Lockungen doch immer noch sein Sinn: mitten in dem ungewohnten, aufregend heißen Farbenrausch des Südens ergriff ihn oft die Sehnsucht nach dem heimatlichen Winkel. Dort standen und lockten sie, die drei geliebten Gestalten: seine Wjera, seine Marsinka und die teure Alte, die ihm eine zweite Mutter gewesen. Und hinter ihnen stand und rief ihn noch lauter eine vierte Gestalt, riesengroß emporragend, gewaltig und mächtig: das alte Mütterchen Rußland . . .

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
10 aralık 2019
Hacim:
1300 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain

Bu kitabı okuyanlar şunları da okudu