Читайте только на Литрес

Kitap dosya olarak indirilemez ancak uygulamamız üzerinden veya online olarak web sitemizden okunabilir.

Kitabı oku: «Gedichte in Prosa (Aus dem Nachlass)», sayfa 6

Yazı tipi:

XX
Der Weg zur Liebe

Alle Gefühle können zur Liebe führen, zur Leidenschaft, alle: Haß, Mitleid, Gleichgültigkeit, Verehrung, Freundschaft, Angst, – sogar Verachtung. Ja, alle Gefühle . . .  ausgenommen das eine: Dankbarkeit.

Dankbarkeit – ist Schuld; alle Menschen zahlen ihre Schulden . . . , aber Liebe – ist nicht Geld.

Juni 1881.

XXI

Die Phrase

Ich fürchte die Phrase, ich weiche ihr aus; aber die Angst vor der Phrase ist auch bereits – Pose.

So rollt und schwankt zwischen diesen beiden Fremdworten, zwischen Pose und Phrase unser Leben in seiner Kompliziertheit dahin.

Juni 1881.

XXII
Einfalt

Einfalt! Einfalt! Man nennt dich heilig. Heiligkeit jedoch ist keine menschliche Angelegenheit.

Demut – ja, das ist etwas anderes. Sie bewältigt, sie besiegt den Hochmut. Aber vergesset nicht: Gefühl des Sieges an sich ist bereits Hochmut.

Juni 1881.

XXIII
Der Brahmane

Der Brahmane wiederholt immer das Wort, ›Om‹, indem er auf seinen Nabel blickt. Damit nähert er sich der Gottheit.

Gibt es aber am ganzen menschlichen Leibe nicht irgend etwas, das Gott ferner wäre, etwas, das weniger die menschliche Vergänglichkeit bezeugte als gerade dieser Nabel?

Juni 1881.

XXIV
Du weintest …

Du weintest mitfühlend über meinen Gram; und ich weinte, weil ich merkte, wie leid ich dir tat.

Aber auch du weintest ja über deinen eigenen Gram: nur daß du ihn erst durch den meinen gewahr wurdest.

Juni 1881.

XXV
Liebe

Alle sagen: die Liebe ist das allererhabenste, das sublimste Gefühl. Das andere. Ich hat sich mit dem deinen verwurzelt. Deine Seele hat sich geweitet und ist aus ihrer Bahn geschleudert. Erst jetzt bist du weit fort, dein Ich ist gestorben . . .

Juni 1881.

XXVI
Wahrheit und Gerechtigkeit

»Warum schätzen Sie die unsterbliche Seele so hoch ein?« fragte ich.

»Warum? Weil ich dann in dem Besitz der ewigen unbestreitbaren Wahrheit sein werde . . .  Und darin liegt nach meiner Ansicht die allerhöchste Glückseligkeit!«

»Im Besitz der Wahrheit?«

»Natürlich!«

»Erlauben Sie: Können Sie sich die folgende Szene vorstellen? Da finden sich etliche junge Leute zusammen, die unterhalten sich über dies und das . . .  Plötzlich kommt einer ihrer Kameraden hereingestürzt, seine Augen leuchten von ungewöhnlichem Glanz, kaum kann er zu Atem kommen, kaum vermag er zu reden. ›Was gibt es? Was gibt es?‹ ›Freunde, hört, was ich in Erfahrung gebracht habe: was für eine Wahrheit! Der Einfallswinkel ist gleich dem Refraktionswinkel! Und noch das andere: Zwischen zwei Punkten ist die gerade Linie der kürzeste Weg.‹ ›Nicht möglich, welche Seligkeit!‹ rufen alle jungen Leute, und vor Rührung fallen sie einander um den Hals!«

»Ich bin außerstande, mir eine ähnliche Szene vorzustellen!«

»Sie lachen . . .  Aber so ist die Sache! Wahrheit kann nicht zur Seligkeit verhelfen  . . .  Gerechtigkeit, ja, das ist unsere menschliche Angelegenheit hier auf Erden . . .  Für die Gerechtigkeit würde ich sogar sterben! Das ganze Leben ist auf ihr aufgebaut. Aber wie kann man in ihren Besitz gelangen? Ist denn darin die Glückseligkeit zu finden?«

Juni 1882.

XXVII
Die Rebhühner

In meinem Bette liegend, ausgemergelt von den unaufhörlichen trostlosen Schmerzen, dachte ich: womit habe ich das verdient? wofür werde ich gestraft? warum muß ich es sein? Das ist nicht gerecht, kann nicht gerecht sein!

Eine ganze Familie junge Rebhühner – an die zwanzig Stück – drängte sich auf dem Felde in den dichten Stoppeln. Sie puffen eins das andere, sie hacken glücklich mit den Schnäbeln in der lockeren Erde herum. Plötzlich werden sie von einem Hund erschreckt: er kommt mit einemmal erregt angesetzt; eine Flinte geht los, und eines der Rebhühner stürzt mit verletztem Flügel verwundet bei einem Strauch an eisfreier Stelle nieder, mit Mühe die hängenden Füßchen einziehend.

Während der Hund nach ihm auf der Suche ist, denkt sich vielleicht das unglückliche Rebhuhn: Zwanzig waren wir von derselben Sorte, wie ich eins bin . . .  Warum kam denn gerade ich . . .  ich vor den Schuß und muß nun sterben? Womit habe ich das verdient zum Unterschied von meinen lebenbleibenden Schwestern?

Das kann doch nicht gerecht sein!

Liege da, du kranke Kreatur, bis der Tod dich erhascht.

Juni 1882.

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
04 aralık 2019
Hacim:
20 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin PDF
Ortalama puan 5, 4 oylamaya göre
Ses
Ortalama puan 5, 1 oylamaya göre
Ses
Ortalama puan 5, 1 oylamaya göre
Ses
Ortalama puan 5, 1 oylamaya göre
Ses
Ortalama puan 5, 1 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 5, 3 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 3,8, 4 oylamaya göre