Kitabı oku: «Der Pfadfinder», sayfa 2

Yazı tipi:

„Gut," erwiederte Arrowhead, welcher seinen Beifall über Mabels Muth nicht verhehlte.

.Die Sache sieht so gar nicht seemännisch aus," antwortete Cap, „aber da wir hier in den Wäldern sind, so weiß ja Niemand darum. Wenn du glaubst, Mabel —"

„Onkel, ich verstehe. Es ist kein Grund vorhanden, für mich Besorgnisse zu hegen. Und wäre es auch, Ihr seid ja nahe genug, mich zu beschützen."

„Gut, aber nimm eine von den Pistolen mit, denn —"

„Nun, ich verlasse mich besser auf meine Jugend und meine Schwäche," sagte das Mädchen lächelnd, indeß eine augenblickliche Aufregung die Farbe ihrer Wangen erhöhte. „Unter christlichen Männern ist ihr Anspruch auf Schutz des Weibes bester Schirm. Ich verstehe mich nicht auf Waffen, und wünsche ihren Gebrauch nicht kennen zu lernen."

Der Onkel ließ sie gewähren, und nachdem ihr der Tuscarora einige Vorsichtsmaßregeln empfohlen hatte, faßte Mabel all ihren Muth zusammen und ging allein auf die in der Nähe des Feuers sitzende Gruppe zu. Obgleich das Herz des Mädchens schneller schlug, so war doch ihr Schritt fest, und ihre Bewegungen ließen kein inneres Widerstreben erkennen. Eine Grabesstille herrschte in dem Wald, denn Diejenigen, welchen sie sich näherte, waren zu sehr mit der Befriedigung jenes mächtigen Naturtriebes, den man Hunger nennt, beschäftigt, als daß sie nur einen Moment ihren Blick dem wichtigen Werke, in welchem Alle mit einander begriffen waren, hätten entziehen mögen. Als jedoch Mabel dem Feuer auf ungefähr hundert Fuß nahe gekommen war, trat sie auf einen trockenen Ast, und so schwach auch das Geräusch war, das durch ihren leichten Tritt veranlaßt wurde, so war es doch hinreichend, den Indianer, welchen Arrowhead als einen Mohikan bezeichnet hatte, und seinen Gefährten, über dessen Charakter man nicht hatte einig werden können, mit Gedankenschnelle auf die Beine zu bringen. Ihr Blick fiel zuerst auf ihre an einen Baum gelehnten Gewehre; aber Beide standen still, ohne den Arm auszustrecken, als ihnen die Gestalt des Mädchens vor die Augen trat. Der Indianer murmelte seinen Gefährten einige Worte zu und nahm dann, so ruhig als ob gar keine Unterbrechung vorgefallen wäre, den Sitz beim Mahle wieder ein. Der weiße Mann dagegen verließ das Feuer und ging Mabel entgegen.

Letztere sah, als der Fremde sich näherte, daß sie sich hier wirklich an einen Mann von ihrer Farbe zu wenden hatte, obgleich sein Anzug aus einer so sonderbaren Mischung der Trachten beider Rassen bestand, daß es wohl eines näheren Blickes bedurfte, um sich Gewißheit zu verschaffen. Er war von mittlerem Alter, und sein zwar nicht schönes Gesicht trug den Ausdruck einer biedern Offenheit, fern von jedem Zuge der Arglist, so daß sich Mabel schnell überzeugen konnte, es drohe ihr hier keine Gefahr. Demungeachtet blieb sie stehen, indem sie vielleicht der Macht der Gewohnheit, vielleicht auch einem inneren Gefühle gehorchte, welches sie verhinderte, unter Verhältnissen, wie die ihrigen waren, so ohne alle Umstände auf eine Person des andern Geschlechtes zuzugehen.

„Fürchten Sie nichts, junge Frau," sagte der Jäger; denn als solchen mochte ihn sein Anzug bezeichnen; „Sie sind in der Wildniß mit Christen und Männern zusammengetroffen, die Alle, welche zum Frieden und zur Gerechtigkeit geneigt sind, auf eine liebevolle Weise zu behandeln wissen. Ich bin ein Mann, der wohlbekannt in diesen Gegenden ist, und vielleicht hat einer meiner Namen Ihr Ohr erreicht. Bei den Franzosen und den Rothhäuten auf der andern Seite des großen See's heiße ich Ia longue Carabine, bei den Mohikanern, deren Stamm, so viel von ihm noch übrig ist, ein gutgesinnter und aufrichtiger ist, bin ich Hawk-eye, indeß die Truppen und Jäger auf dieser Seite des Wassers mich Pfadfinder nennen, weil es bekannt ist, daß ich nie das eine Ende einer Fährte, mochte es die eines Mingo's oder die eines meiner Hülfe bedürftigen Freundes sein, verlor, wenn ich das andere gefunden hatte."

Er brachte dieß Alles nicht in prahlerischem Tone, wohl aber mit der treuherzigen Zuversicht eines Mannes vor, welcher wohl wußte, daß er, mochte er unter was immer für einem Namen bekannt sein, keine Ursache hatte, sich desselben zu schämen. Der Eindruck auf Mabel war ein augenblicklicher. Sobald sie den letzten Beinamen gehört halte, schlug sie die Hände lebhaft zusammen und wiederholte das Wort —

„Pfadfinder!"

„So nennt man mich, junges Frauenzimmer, und mancher große Herr ist zu einem Titel gekommen, den er nicht halb so gut verdiente; obgleich, wenn ich die Wahrheit sagen soll, ich mir mehr darauf einbilden möchte, meinen Weg zu finden, wo kein Pfad ist, als einen zu finden, der vor mir liegt. Aber die regulären Truppen nehmen es nicht so genau und wissen meist keinen Unterschied zu machen zwischen einem Pfad und einer Fährte, obgleich sie den einen vor Augen haben, und von der andern wenig mehr als der Geruch vorhanden ist."

„So seid Ihr der Freund, den mein Vater uns entgegen zu senden versprochen hat?"

„Wenn Sie Sergeant Dunhams Tochter sind, so hat der große Prophet der Delawaren nie ein wahreres Wort gesprochen."

„Ich bin Mabel, und dort, hinter den Bäumen verborgen, ist mein Onkel Cap und ein Tuscarora, Namens Arrowhead. Wir hofften Euch erst in größerer Nähe des See's zu treffen."

„Ich wünschte, ein besser gesinnter Indianer wäre Euer Führer gewesen," sagte der Pfadfinder; „denn ich bin kein Freund der Tuscarora's, die immer zu weit weg gewandert sind von den Gräbern ihrer Väter, um sich des großen Geistes noch zu erinnern, und Arrowhead ist ein ehrgeiziger Häuptling. Ist Dew of June bei ihm?"

„Sein Weib begleitet uns. Sie ist ein demüthiges und sanftes Geschöpf."

„Und ein treues Herz obendrein, was mehr ist, als man von Arrowhead rühmen kann, wenn man ihn kennt. Nun gut! wir müssen den Gefährten nehmen, wie ihn die Vorsehung uns gibt, indeß wir der Fährte des Lebens folgen. Ich glaube, daß man einen schlechteren Wegweiser hätte finden können, als den Tuscarora, obgleich er zu viel Mingoblut hat für einen Mann, der stets in der Gesellschaft der Delawaren lebt."

„Es ist vielleicht ein glücklicher Zufall, daß wir zusammengetroffen sind."

„In jedem Fall kein unglücklicher; denn ich habe dem Sergeanten versprochen, sein Kind wohlbehalten in seine Garnison zu bringen, und wenn ich darüber zu Grunde gehen müßte. Wir hofften euch zu treffen, ehe ihr die Wasserfälle erreicht, wo wir unser eigenes Canoe gelassen haben; doch wir dachten, ihr würdet euch nicht darob grämen, wenn wir einige Meilen weiter heraufkämen, um im Nothfalle zu euern Diensten zu sein. Es ist übrigens gut, daß wir es thaten, denn ich zweifle, ob Arrowhead der Mann ist, durch die Strömung zu fahren."

„Hier kommt mein Onkel und der Tuscarora; unsere Parthieen können sich daher jetzt vereinigen."

Als Mabel geendet hatte, kamen Cap und Arrowhead näher, denn sie sahen, daß die Verhandlung freundschaftlich war. Einige Worte genügten, sie von dem, was das Mädchen von den Fremden erfahren hatte, in Kenntnis zu setzen. Sobald dies geschehen war, begab sich die Gesellschaft zu den Zweien, welche ruhig bei ihrem Feuer geblieben waren.

Zweites Kapitel.

So lange nicht dein Heiligthum entweiht

Und harmlos dir sein Opfer streut,

Natur! Dein ärmster Sohn,

Ist er ein Fürst, der Erde Segen

Ist ausgestreut auf seinen Wegen,

Sein Sitz ein Wolkenthron.

Wilson.

Der Mohikan fuhr fort zu essen; der zweite weiße Mann jedoch erhob sich, und nahm vor Mabel Dunham höflich die Mütze ab. Es war ein junger, gesunder, kräftiger Mann und trug einen Anzug, der, obgleich weniger starr gewerbsmäßig als bei dem Onkel, in ihm den Schiffsmann nicht verkennen ließ. In der That sind auch die Seeleute eine von den übrigen Menschen ganz verschiedene Klasse. Ihre Ideen, ihre gewöhnliche Sprache, ihr Anzug, Alles ist so streng bezeichnend für ihren Beruf, als Meinungen, Sprache und Tracht bezeichnend sind für den Muselmann. Obgleich der Pfadfinder kaum mehr in der Blüthezeit des Lebens stand, so schloß sich Mabel doch mit einer Festigkeit an ihn, welche wohl darin ihren Grund haben mochte, daß ihre Nerven auf diese Zusammenkunft vorbereitet waren; aber wenn ihre Augen denen des jungen Mannes am Feuer begegneten, so senkten sie sich vor dem Blicke der Bewunderung, mit welchem er, wie sie sah oder zu sehen glaubte, sie beobachtete. In der That fühlten auch Beide ein gegenseitiges Interesse für einander, welches die Aehnlichkeit des Alters, der Stellung und der Neuheit ihrer Lage bei jungen offenen Gemüthern wohl zu erwecken geeignet war.

„Hier," sagte der Pfadfinder mit einem ehrlichen Lächeln zu Mabel, „sind die Freunde, welche Ihr würdiger Vater Ihnen entgegensendet. Dies ist ein großer Delaware, der zu seiner Zeit ein hochgestellter Mann war, und viele Gefahren und Mühen gesehen hat. Er hat einen, für einen Häuptling ganz geeignete indianischen Namen, den aber eine unerfahrene Zunge nur schwer auszusprechen vermag, weßhalb wir ihn auch in's Englische übertragen haben und ihn big Serpent [Große Schlange] nennen. Glauben Sie aber ja nicht, man wolle damit sagen, daß er verrätherisch sei, wie dieß bei den Rothhäuten jenseits des See's der gewöhnliche Fall ist, sondern, daß er weise und schlau ist, wie es einem Krieger ziemt. Arrowhead weiß, was ich meine."

Während der Pfadfinder diese Worte sprach, betrachteten sich die beiden Indianer eine Weile mit festen Blicken. Dann trat der Tuscarora näher und redete den Andern anscheinend mit freundlichen Worten an.

„Ich sehe," fuhr der Pfadfinder fort, "die Begrüßung zweier Rothhäute in den Wäldern so gerne, Meister Cap, als Ihr den Gruß freundlicher Schiffe auf dem Ocean. Aber weil wir gerade vom Wasser sprechen — es erinnert mich dies an meinen jungen Freund da, den Jasper Western, der einiges von solchen Dingen verstehen muß, da er seine Tage auf dem Ontario zugebracht hat."

„Freut mich, Euch zu sehen, Freund," sagte Cap, indem er dem jungen Süßwassersegler herzlich die Hand drückte, „aber Ihr mögt wohl noch Manches zu lernen haben in der Schule, in die man Euch schickte. Dieß ist meine Nichte, Mabel. Ich nenne sie Magnet, aus einem Grunde, von dem sie sich nichts träumen läßt, obgleich Ihr vielleicht Erziehung genug habt, es zu errathen; denn ich vermuthe, daß Ihr doch einigen Anspruch darauf macht, einen Compaß zu verstehen."

„Der Grund ist leicht aufzufinden," sagte der junge Mann, indem er dabei unwillkürlich sein scharfes, dunkles Auge auf das erröthende Antlitz des Mädchens richtete, „und ich fühle sicher, daß der Schiffer, der mit Eurem Magnet steuert, nie ein falsches Land anthun wird."

„Ah, Ihr bedient Euch einiger unserer Kunstausdrücke, und mit Verstand und Anstand, wie ich merke, obschon ich fürchte, daß Ihr mehr grünes als blaues Wasser gesehen habt."

„Es darf nicht überraschen, daß wir einige Phrasen, die auf das Land Bezug haben, kennen, da wir es selten länger als auf vier und zwanzig Stunden aus dem Gesicht verlieren."

„Das ist Schade, Junge, recht Schade. Ein ganz kleines Stück Land muß weit reichen für einen Seefahrer, und wahrlich, ich glaube, Meister Western, es ist mehr oder weniger Land rund um Euern See herum."

„Und ist nicht mehr oder weniger Land um den Ocean herum, Onkel?" erwiederte Magnet schnell, denn sie fürchtete eine unzeitige Entwicklung des dem alten Seemann eigenthümlichen Dogmatismus, wenn man es nicht lieber Pedanterie nennen will.

„Nein, Kind, es ist mehr oder weniger Meer um das Land herum; das ist's, was ich dem Ufervolk sagen will, junger Bursche. Man lebt, so gut es gehen will, mitten im Meere, ohne es zu wissen, eigentlich nur geduldet, möchte ich sagen, denn das Wasser ist mächtiger und in viel größerer Masse vorhanden. Allein 's ist des Dünkels kein Ende auf dieser Welt. Ein Kerl, der nie Salzwasser sah, bildet sich oft ein, er wisse mehr als Einer, der das Cap Horn umsegelt hat. Nein, nein, die Erde ist weiter nichts als eine ziemlich große Insel, und alles Uebrige, kann man mit Wahrheit sagen, ist Wasser."

Der junge Western hatte einen großen Respekt vor den Seeleuten des Oceans, nach welchem er sich oft gesehnt; aber er hegte auch eine natürliche Verehrung gegen die breite Fläche, auf der er sein Leben zugebracht hatte, und die in seinen Augen ihre eigenen Reize besaß.

„Was Ihr sagt," antwortete er bescheiden, „mag, was das atlantische Meer anbelangt, wahr sein; aber wir, hier oben, um den Ontario, verehren das Land."

„Das macht, weil Ihr überall vom Land eingeschlossen seid," erwiederte Cap mit herzlichem Lachen; „aber dort ist der Pfadfinder, wie man ihn nennt, mit einigen dampfenden Schüsseln, der uns einlädt, am Mahle Theil zu nehmen, und ich will nur gestehen, daß einem auf dem Meere ein Wildbraten nicht zu Gesicht kommt. Meister Western, Höflichkeit gegen Mädchen kommt in Euren Jahren so leicht als das Schlaffwerden der Flaggenfall-Taue, und wenn Ihr ein Auge haben wollt auf ihre Bequemlichkeit, während ich mich mit dem Pfadfinder und Euren indianischen Freunden zum Mahle vereinige, so zweifle ich nicht, daß sie es Euch gedenken wird."

Meister Cap hatte mehr gesprochen, als zu dieser Zeit klug war. Jasper Western achtete sorgsam auf Mabels Bedürfnisse, und lange gedachte sie dem jungen Seemann die zarte und männliche Aufmerksamkeit, die er ihr bei Gelegenheit dieses ersten Zusammentreffens bewiesen hatte. Er bereitete ihr auf einem Baumstrunk einen Sitz, besorgte ihr ein köstliches Wildpretstückchen, holte Wasser von der Quelle, und da er ihr ganz nahe gegenüber saß, so gewann er durch die höfliche aber freie Manier, mit der er seine Sorgfalt an den Tag legte, einen festen Weg zu ihrer Achtung. Frauen wünschen immer Huldigung zu empfangen, aber nie ist sie ihnen so angenehm und schmeichelhaft, als wenn sie den Ausdruck einer männlichen Höflichkeit trägt, und von einem jugendlichen Altersgenossen dargebracht wird. Der junge Western war, wie die Meisten , welche ihre Zeit fern von der Gesellschaft des sanfteren Geschlechts zugebracht haben, ernst, einfach und zart in seinen Aufmerksamkeiten, die einen reichen Ersatz für alle die conventionellen Verfeinerungen gewährten, welche Mabel vielleicht nicht einmal vermißte. Doch wir wollen die beiden unerfahrenen, arglosen jungen Leute ihren Gefühlen überlassen, durch die sie sich gegenwärtig wohl eher als durch Worte, den Ausdruck der Gedanken, befreunden konnten, und kehren zu der Gruppe zurück, in welcher der Onkel, mit der anmaßenden Vertraulichkeit, welche ihn nie verließ, bereits eine Hauptperson geworden war.

Die Gesellschaft hatte sich um eine zum gemeinschaftlichen Gebrauche aufgestellte Schüssel mit Wildpretstücken niedergelassen, und natürlich trug die Unterhaltung das charakteristische Gepräge der dabei betheiligten Individuen. Die Indianer waren still und emsig: der Wildpret-Appetit der ureingebornen Amerikaner schien unstillbar. Die zwei weißen Männer waren mittheilend und gesprächig, geschwätzig sogar, und Beide starrsinnig in ihrer Weise. Da jedoch die Unterhaltung, welche sie führten, den Lesern mit manchen Thatsachen bekannt machen kann, welche zum besseren Verständniß der nachfolgenden Erzählung beitragen, so wird es geeignet sein, dieselbe nicht zu übergehen.

„Ich zweifle nicht, Meister Pfadfinder," begann Cap, als der Hunger des Reisenden so weit beschwichtigt war, daß er nun anfing, sich unter den übrigen nur die saftigeren Stückchen auszulesen, „daß ein Leben wie das Eurige viel Befriedigung gewähren muß. Es hat einiges von den Wechseln und Zufällen, welche der Seemann liebt, und wenn bei uns Alles Wasser ist, so ist bei Euch Alles Land."

„Ha, wir haben auch Wasser auf unsern Reisen und Märschen," erwiederte sein weißer Gesellschafter. „Wir Gränzleute handhaben das Ruder und die Fischgabel fast eben so oft als die Büchse und das Waidmesser."

„Ah, aber handhabt ihr auch die Brasse und die Bugleine, das Steuerrad und die Leitleine, die Reffseising und das Windreep? Das Ruder ist ein gutes Ding, ohne Zweifel, für ein Canoe; aber wozu kann man es in einem Schiff brauchen?"

„Ich respektire jeden in seinem Beruf, und ich kann wohl glauben, daß alle die Dinge, die Ihr da erwähnt habt, zu etwas nütze sind. Ein Mann, der, wie ich, mit so vielen Stämmen gelebt hat, weiß wohl einen Unterschied zu machen unter den Gebräuchen.

Der Mingo malt seine Haut anders als der Delaware, und wer einen Krieger in dem Anzug einer Squaw zu sehen hofft, wird sich wohl täuschen. Ich bin zwar noch nicht besonders alt, aber ich habe in den Wäldern gelebt und mir einige Vertrautheit mit der Menschennatur erworben. Auf das Wissen derer, die in den Städten wohnen, habe ich nie viel gehalten, denn ich habe von dorther noch keinen gesehen, der ein Auge für eine Büchse oder eine Fährte gehabt hätte."

„Das ist bis auf's Garn meine Art zu räsonniren, Meister Pfadfinder. Durch die Straßen laufen, Sonntags in die Kirche gehen und eine Predigt anhören, das hat nie aus einem menschlichen Wesen einen Mann gemacht. Aber sendet den Knaben hinaus auf den weiten Ocean, wenn Ihr seine Augen öffnen wollt; laßt ihn fremde Völker, oder, wie ich es nenne, das Angesicht der Natur sehen, wenn Ihr wollt, daß er seinen Charakter kennen lernen soll. Da ist nun mein Schwager, der Sergeant: er ist in seiner Weise ein so guter Bursche, als nur je einer Zwieback gebrochen hat; aber was ist er im Ganzen? — nichts, als ein Soldat, — ein Sergeant zwar: aber das ist doch nur so eine Soldatenart, wie Ihr wohl wißt. Als er die arme Bridget, meine Schwester, heirathen wollte, sagte ich dem Mädchen, was er sei, wie er von seinen Pflichten in Anspruch genommen werde, und was sie von einem solchen Ehemann zu hoffen habe; aber Ihr wißt ja, wie es ist mit den Mädchen, wenn eine Liebschaft ihren Verstand in die Klemme bringt. Es ist wahr, der Sergeant ist in seinem Beruf gestiegen, und man sagt, daß er ein bedeutender Mann im Fort sei; aber sein armes Weib hat's nicht erlebt, all das zu sehen, denn es ist nun schon an vierzehn Jahre, daß sie todt ist."

„Des Soldaten Beruf ist ein ehrenwerther Beruf, vorausgesetzt, daß er nur auf der Seite des Rechts kämpft," entgegnete der Pfadfinder, „und da die Franzosen immer schlecht sind und Seine geheiligte Majestät und diese Kolonien immer recht handeln, so behaupte ich, daß der Sergeant ein eben so gutes Gewissen hat, als er einen wackeren Charakter besitzt. Ich schlief nie süßer, als wenn ich einen Kampf mit den Mingo's ausgefochten hatte, obgleich ich es mir zum Grundsatz gemacht habe, stets wie ein weißer Mann, und nie wie ein Indianer zu kämpfen. Der Serpent da hat seine Gewohnheiten, und ich die meinigen; und doch haben wir so manche Jahre mit einander Seite an Seite gefochten, ohne daß Einer dem Andern seine Weise verdachte. Ich erzähle ihm, daß es, trotz seiner Traditionen, doch nur einen Himmel und eine Hölle gibt, obschon die Wege zu beiden vielfältig sind."

„Das ist vernünftig, und er muß Euch glauben, obschon ich denke, daß die Wege zur letzteren meist auf dem trockenen Lande liegen. Das Meer ist, wie meine arme Schwester zu sagen pflegte, ein Reinigungsort, und man ist außer den Wegen der Versuchung, wenn man außer der Sicht des Landes ist. Ich zweifle, ob man eben so viel zu Gunsten Eurer Seen da oben sagen kann."

„Ich will einräumen, daß Städte und Ansiedelungen zur Sünde verleiten können, aber unsere Seen sind von den Urwäldern begränzt, und man findet jeden Tag eine Aufforderung zur Verehrung Gottes in einem solchen Tempel. Freilich muß ich zugeben, daß die Menschen, auch in der Wildniß, nicht immer dieselben sind, denn der Unterschied eines Mingo und eines Delawaren liegt so auf flacher Hand, wie der des Mondes und der Sonne. Doch, ich bin froh, Freund Cap, daß wir uns getroffen haben, wäre es auch nur deßhalb, damit Ihr dem Big Serpent erzählen könnt, daß es auch Seen gibt, in welchen salziges Wasser ist. Wir sind, seit wir uns kennen, stets ziemlich eines Sinnes gewesen, und wenn der Mohikan nur halb so viel Vertrauen zu mir hätte, als ich zu ihm, so müßte er mir Alles glauben, was ich ihm von den Gewohnheiten und Naturgesehen der Weißen erzählt habe. Aber es hat mir immer geschienen, als ob keine der Rothhäute den Erzählungen von den großen Salzseen und den aufwärts gehenden Strömungen der Flüsse einen so offenen Glauben schenkt, wie es ein ehrlicher Mann wohl haben möchte."

„Das kommt daher," antwortete Cap mit einem herablassenden Nicken, „daß Ihr in diesen Dingen verkehrter Weise das Pferd beim Schwanz aufgezäumt habt. Ihr habt Euch Eure Seen und Stromschnellen als das Schiff, und das Meer mit seiner Ebbe und Flut als ein Boot gedacht. Weder Arrowhead noch der Serpent hat Ursache, das, was Ihr bezüglich der beiden genannten Punkte gesagt habt, zu bezweifeln. Ich muß übrigens gestehen, daß es mir Schwierigkeit macht, die Erzählung von den Binnenmeeren so geradezu hinunter zu schlucken, und noch mehr, daß es hier eine See mit frischem Wasser geben soll. Ich habe deßhalb meine Reise eben so gut in der Absicht unternommen, meine eigenen Augen und meinen Gaumen von der Wahrheit dieser Dinge zu überzeugen, als um dem Sergeanten und Magnet gefällig zu sein, obgleich der Erste meiner Schwester Mann war, und die Letztere mir wie ein eigenes Kind am Herzen liegt."

„Ihr habt Unrecht, sehr Unrecht, Freund Cap, daß Ihr in irgend einer Sache der Macht Gottes mißtraut," entgegnete der Pfadfinder ernst. „Die, welche in den Ansiedelungen und Städten wohnen, mögen wohl zu beschränkten und irrigen Meinungen über die Macht seiner Hand kommen; wir aber, die wir unsere Zeit so zu sagen, in Seiner wahren Gegenwart zubringen, sehen die Sachen anders — ich meine nämlich die Weißen. Eine Rothhaut hat wieder ihre eigenen Begriffe, und es ist recht, daß es so ist; wenn sie auch nicht ganz so sind, wie die eines Weißen, so darf uns das nicht bekümmern. Es sind Dinge, welche in die weise Ordnung der göttlichen Vorsehung gehören, und zu diesen sind auch jene Süß- und Salzwasserseen zu rechnen. Ich maße mir nicht an, sie erklären zu wollen, aber ich denke, es ist Schuldigkeit eines Jeden, daran zu glauben. Was mich anbelangt, so bin ich Einer von denen, welche denken, daß dieselbe Hand, welche das Süßwasser gemacht hat, auch Salzwasser schaffen kann."

„Halt da, Meister Pfadfinder," unterbrach ihn Cap, nicht ohne einige Hitze, „auf dem Wege eines gebührlichen und männlichen Glaubens werde ich keinem den Rücken kehren, so lange ich flott bin. Obgleich ich mehr daran gewöhnt bin, auf dem Verdecke alles rein zu halten, und ein schönes Segel zu zeigen, als zu beten, wenn der Orkan kommt, so weiß ich wohl, daß wir zur Zeit nur hilflose Sterbliche sind, und ich hoffe, ich zolle Verehrung, wo ich Verehrung schuldig bin. Was ich sagen zu müssen meinte — und das läßt sich besser andeuten als sagen, — war nichts weiteres, als der einfache Wink, daß ich, der ich gewöhnt bin, in großen Behältern salziges Wasser zu sehen, es vorziehe, dasselbe vorher zu kosten, ehe ich glauben kann, daß es frisch ist."

„Gott hat dem Hirsch die Salzlicke gegeben, und dem Menschen, sei er eine Rothhaut oder ein Weißer, die köstliche Quelle, um an ihr seinen Durst zu stillen. Es ist daher unvernünftig, zu denken, daß er dem Westen nicht habe Seen von frischem, und dem Osten Seen von unreinem Wasser geben können."

Cap war, trotz seiner anmaßenden Starrköpfigkeit, durch den einfachen Ernst des Pfadfinders eingeschüchtert, obgleich ihm der Gedanke, eine Sache zu glauben, deren Unmöglichkeit er Jahre lang behauptet hatte, nicht behagte. Da er jedoch nicht geneigt war, seine Meinung aufzugeben, und zugleich gegen eine so ungewohnte Argumentation, welche obendrein die Macht der Wahrheit, des Glaubens und der Wahrscheinlichkeit für sich hatte, nichts auszurichten vermochte, so war er froh, sich aus dieser Sache durch eine Ausflucht retten zu können.

„Nun, nun, Freund Pfadfinder," sagte er, „wir wollen die Sache bewenden lassen, und da der Sergeant Euch uns als Lootsen für den fraglichen See geschickt hat, so können wir ja das Wasser untersuchen, wenn wir hinkommen. Merkt Euch übrigens meine Worte — ich sage nicht, daß es nicht auch frisches Wasser auf der Oberfläche geben könne; sogar der atlantische Ocean hat bisweilen solches in der Nähe der Mündungen großer Flüsse; aber verlaßt Euch darauf, ich will Euch eine Methode zeigen, das Wasser, und wenn es manche Faden tief ist, zu kosten, von der Ihr Euch nichts träumen werdet; und dann werden wir mehr davon erfahren."

Der Führer schien zufrieden, die Sache beruhen zu lassen, und der Gegenstand der Unterhaltung wechselte.

„Wir bilden uns nicht zu viel auf unsere Gaben ein," bemerkte der Pfadfinder nach einer kurzen Pause, „und wissen wohl, daß diejenigen, welche in den Städten leben oder in der Nähe des Meeres" —

„Auf dem Meere," unterbrach ihn Cap.

„Auf dem Meere also, wenn Ihr so wollt — manche Gelegenheiten haben, welche uns hier in unserer Wildniß nicht aufstoßen. Genug, wir kennen unsern Beruf, betrachten ihn als unsere natürliche Bestimmung und sind nicht durch Eitelkeit und Ueppigkeit verkehrt. Meine Gaben beschränken sich auf den Gebrauch der Büchse und das Erkennen der Fährte zum Zwecke der Jagd und des Kundschaftens, und obgleich ich auch ein Ruder führen und die Gabel handhaben kann, so darf ich mir wenigstens nichts darauf einbilden. In dieser Beziehung ist der junge Jasper da, der sich mit des Sergeanten Tochter unterhält, ein ganz anderer Bursche, so daß man von ihm sagen kann, er athme Wasser, wie ein Fisch. Die Indianer und die Franzosen des nördlichen Seeufers nennen ihn wegen seinen Gaben Eau-douce. [Süßwasser.] Er versteht es aber besser, das Ruder und das Tau handzuhaben, als Feuer auf einer Fährte anzumachen."

„Im Grunde muß doch etwas an den Gaben sein, von denen Ihr sprecht," sagte Cap. „Ich gestehe, dieses Feuer hier hat mein ganzes Seemannswesen zu Schanden gemacht, Arrowhead sagte, der Rauch komme von einem Blaßgesichtsfeuer, und das nenne ich mir ein Stückchen Philosophie, welches dem Steuern an dem Rand einer Sandbank vorbei bei finstrer Nacht nichts nachgibt."

„Ist kein großes Geheimniß, ist kein großes Geheimniß," erwiederte der Pfadfinder mit lustigem Lachen, obgleich er aus gewohnter Vorsicht den allzulauten Ausbruch desselben unterdrückte. ,Nichts ist für uns, die wir unsere Zeit in der großen Schule der Vorsehung zubringen, leichter, als ihre Aufgaben zu lernen. Wir wären für die Fährte wie für das Geschäft eines Kundschafters so nutzlos, wie die Murmelthierlein, wenn wir uns nicht früh die Kenntniß solcher Kleinigkeiten zu verschaffen wüßten. Eau-douce, wie wir ihn nennen, ist ein so großer Freund des Wassers, daß er ein oder zwei feuchte Holzstücke für unser Feuer auslas, obschon vollkommen trockene neben den feuchten im Ueberfluß umherlagen, und Feuchtigkeit macht schwarzen Rauch, was meiner Meinung nach ihr Herren von der See auch wissen müßt, 's ist kein großes Geheimniß, 's ist kein großes Geheimniß, obschon für solche, welche nicht auf den Herrn und Seine mächtigen Wege mit Demuth und Dankbarkeit achten, alles geheimnißvoll ist."

„Arrowhead muß ein scharfes Auge haben, um einen so unbedeutenden Unterschied erkennen zu können!"

„Er wär' ein armer Indianer, wenn er das nicht könnte. Nein, nein; es ist Kriegszeit, und keine Rothhaut wagt sich hinaus, wenn sie nicht im vollen Besitz ihrer Sinne ist. Jede Haut hat ihre eigene Natur, und jede Natur hat ihre eigenen Gesetze, so gut als ihre eigene Haut. Es dauerte manches Jahr, bis ich mir alle diese höheren Zweige der Wäldererziehung angeeignet hatte; denn die Kenntnisse der Rothhäute gehen der Natur einer weißen Haut nicht so leicht ein, als man sich, wie ich vermuthe, von den Kenntnissen der Weißen einbildet, obschon ich von letzteren wenig besitze, da ich meine Zeit meistens in den Wäldern zugebracht habe."

„Ihr seid ein braver Schüler gewesen, Meister Pfadfinder, wie man aus Eurer genauen Kenntniß aller dieser Dinge merkt. Ich denke aber, es müßte für einen ordentlichen Zögling des Meeres nicht schwer sein, diese Kleinigkeiten zu lernen, wenn er nur seinen Kopf so weit zusammennehmen will, um darauf Acht zu geben."

„Ich weiß das nicht. Der Weiße findet seine Schwierigkeiten, wenn er sich die Fertigkeiten der Rothhäute aneignen will, wie der Indianer, wenn er die Wege einer weißen Haut geht. Es liegt, wie ich meine, in der Natur, daß keiner von Beiden in die Weise des andern vollkommen eingehen kann."

„Und doch sagen wir Seeleute, die wir ganz um die Welt herumkommen, es gebe allenthalben nur eine Natur, beim Chinesen dieselbe, wie bei dem Holländer. Was mich anbelangt, so fühle ich mich geneigt, dasselbe anzunehmen; denn ich habe im Allgemeinen gefunden, daß alle Nationen Gold und Silber lieben, und die meisten Männer Geschmack an dem Tabak finden."

„Dann kennt Ihr Seefahrer die Rothhäute wenig. Habt Ihr je einen von Euern Chinesen gesehen, der sein Sterbelied singen konnte, während sein Fleisch mit Splittern zerrissen und mit Messern zerschnitten wurde? während das Feuer rund um seinen nackten Körper wüthete, und der Tod ihm in's Auge starrte? Könnt Ihr mir einen Chinesen oder irgend einen Christenmenschen finden, der dieses kann? Ihr werdet keinen finden mit einer Rothhautnatur, mag er noch so tapfer aussehen, oder alle Bücher, die je gedruckt worden sind, zu lesen verstehen."

„Nur die Wilden können einander solche höllische Streiche spielen," sagte Cap, indem er seinen Blick unbehaglich unter den endlosscheinenden Wölbungen des Forstes umherstreifen ließ. „Kein weißer Mann ist je verurtheilt worden, solche Proben zu bestehen."

„Nein, da habt Ihr mich wieder irrig verstanden," entgegnete der Pfadfinder, indem er sich ruhig noch ein leckeres Stückchen Wildpret als bonne bouche auslas; „denn obgleich diese Quälereien nur zu der Natur einer Rothhaut gehören, so mag doch eine weiße Haut sie eben so gut zu ertragen vermögen, und wir haben oft Beispiele davon gehabt!"

₺75,35

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
720 s.
ISBN:
9783754179895
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre