Kitabı oku: «Der Pfadfinder», sayfa 4

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Eau-douce gab keine Antwort; denn der Kahn war in der Mitte des Flusses, mit dem Schnabel gegen den Fall gekehrt, und fing nun an, seine Bewegungen zu beschleunigen, da die Gewalt der Strömung sich mehrte. In diesem Augenblicke würde Cap mit Freuden aus alle ruhmvollen Ansprüche, die er bei dieser Unternehmung erwerben konnte, verzichtet haben, wenn er nur mit heiler Haut hätte das Ufer erringen können. Er hörte das Geräusch des Wassers wie ein entferntes Donnern, welches immer lauter und deutlicher wurde, und vor sich sah er eine Linie den Wald durchschneiden, in welcher das erzürnte grüne Element sich zu weiten und zu leuchten schien, als ob es eben im Begriff sei, die Elemente seines Zusammenhangs zu zerstören.

„Hinunter mit Eurem Steuer, hinunter mit Eurem Steuer, Mensch!" rief er aus, unfähig seine Beängstigung länger zu unterdrücken, als der Kahn auf den Rand des Falles losglitt.

„Ha ha, hinunter geht es, sicher genug,“ antwortete Pfadfinder, indem er einen Augenblick mit seinem stillen, muntern Lachen hinter sich blickte, „hinunter gehen wir, sicherlich! Lüpf' den Stern, Junge, besser auf mit dem Stern!"

Das Uebrige ging mit der Schnelligkeit des Windes. Eau-douce gab mit dem Ruder den erforderlichen Schwung, der Kahn schoß in das Fahrwasser, und auf einige Augenblicke war es Cap, als sei er in einen Kochkessel gestoßen. Er fühlte die Kahnspitze sich biegen, sah das wildbewegte, schaumige Wasser in tollem Wogen an seiner Seite tanzen und bemerkte, daß das leichte Fahrzeug, in welchem er schwamm, wie eine Nußschale umhergestoßen wurde. Dann entdeckte er zu seiner eben so großen Freude als Ueberraschung, daß es unter Jaspers sicherm Ruderschlage quer durch das ruhige Wasserbecken glitt, welches sich unter dem Falle befand.

Der Pfadfinder fuhr fort zu lachen, erhob sich von seinen Knieen, brachte eine zinnerne Kanne nebst einem Hornlöffel hervor und fing an, bedächtig das Wasser, welches während ihrer Ueberfahrt in den Kahn gedrungen war, zu messen.

„Vierzehn Löffel voll, Eau-douce; vierzehn wohlgemessene Löffel voll. Ihr müßt zugeben, daß ich Euch mit blos zehn habe übersetzen sehen."

„Meister Cap lehnte so hart gegen den Strom," entgegnete Jasper ernst, „daß ich Mühe hatte, dem Kahn die gehörige Richtung zu geben."

„Es mag sein, es mag sein; und ich zweifle nicht, daß es wirklich so ist, weil Ihr es sagt. Aber ich weiß, daß Ihr sonst blos mit zehnen überfahrt."

Cap machte sich durch ein erschütterndes Räuspern Luft, griff nach seinem Zopf, als ob er sich versichern wollte, daß sich derselbe noch wohlbehalten an seiner Stelle befinde, und blickte dann zurück, um die Gefahr zu ermessen, welche er eben erstanden hatte; denn daß sie vorüber war, wurde ihm schnell klar. Die größte Wassermasse des Stromes hatte einen senkrechten Fall von ungefähr zehn bis zwölf Fuß; aber mehr gegen die Mitte hin wurde die Gewalt der Strömung so mächtig, daß das Wasser unter einem Winkel von ungefähr fünfundvierzig Graden abstieß und daselbst eine schmale Passage über den Felsen eröffnete. Der Kahn war über diesen kitzlichen Weg mitten durch zerbrochene Felsenstücke, die Strudel und die Stöße des empörten Elementes, welche jeden Unkundigen die unvermeidliche Zerstörung eines so zerbrechlichen Fahrzeugs besorgen ließen, gegangen. Seine große Leichtigkeit hatte die Ueberfahrt begünstigt; denn getragen vom Kamme des Wassers, und geleitet von einem festen Auge und einem kräftigen Arm tanzte er mit der Leichtigkeit einer Feder von einer Schaumspitze zur andern, so daß kaum seine blanke Seite benetzt wurde. Es waren einige Felsblöcke zu vermeiden, welche eine äußerst genaue Führung forderten; das übrige geschah durch die Gewalt der Strömung. [Der Leser halte diese Schilderung nicht für bloße Fiktion, denn der Verfasser versichert, einen Zweiunddreißigpfünder gesehen zu haben, der glücklich über dieselben Fälle geführt worden ist.]

Wollte man sagen, daß Cap erstaunt gewesen sei, so würde man nicht halb seine Gefühle ausdrücken. Er war mit Ehrfurcht erfüllt, denn der gewaltige Respekt, den die meisten Seeleute vor Felsen haben, kam noch seiner Bewunderung für die Kühnheit zu Hilfe, mit welcher dieses Manöver ausgeführt worden war. Er war jedoch nicht geneigt, alle seine Empfindungen an den Tag zu legen, um nicht zu viel zu Gunsten der Frischwasser- und Binnenschifffahrt einzuräumen. Auch klärte er seine Kehle nicht eher durch das obengenannte Räuspern, als bis seine Zunge sich wieder in dem gewöhnlichen Zuge der Ueberlegenheit befand.

„Ich habe nichts gegen Eure Kenntniß der Stromfahrt einzuwenden, Meister Eau-douce (denn diese Benennung hielt er gläubig für Jaspers Zunamen), und Allem nach ist die Kenntniß des Fahrwassers an einem solchen Platze die Hauptsache. Ich habe es mit Schaluppenführern zu thun gehabt, die hier auch hätten herunterfahren können, wenn sie das Fahrwasser gekannt hätten."

„Es ist nicht genug, das Fahrwasser zu kennen, Freund Seemann," sagte Pfadfinder; „es braucht Kraft und Geschicklichkeit, den Kahn aufrecht zu halten, und ihn klar von den Felsen abzusteuern. Es ist außer Eau-douce in der ganzen Gegend kein Bootsmann, der den Oswegofall mit Sicherheit zu passiren im Stande wäre, obschon hin und wieder Einer durchgetappt ist. Ich kann's auch nicht, wenn nicht mit Gottes Hilfe: und man braucht Jaspers Hand und Jaspers Auge, wenn man die Fahrt trocken und sicher machen will. Vierzehn Löffel voll sind im Grunde auch nicht viel, obgleich ich gewünscht hätte, es wären nur zehn gewesen, weil des Sergeanten Tochter zugesehen hat."

„Und doch kanntet Ihr die Führung des Kahns, und sagtet ihm, wie er leiten und streichen solle."

„Menschliche Schwachheit, Meister Seemann; 's ist Etwas von der Weißhaut-Natur. Wäre der Serpent in diesem Boote gewesen, so würde er kein Wort gesprochen und keinem Gedanken Laut gegeben haben. Ein Indianer weiß, wie er seine Zunge zu meistern hat, aber wir weißes Volk bilden uns immer ein, wir seien klüger als unsere Kameraden. Ich bin zwar willens, mich von dieser Schwäche zu kuriren, aber es braucht Zeit, ein Unkraut auszurotten, das schon mehr als dreißig Jahre gewuchert hat."

„Ich halte wenig, oder, aufrichtig zu reden, gar nichts von der ganzen Geschichte. Es handelt sich bei einem Wegschießen unter der Londoner Brücke nur um eine kleine Schaumwäsche, und Hunderte von Menschen, ja selbst die empfindlichsten vornehmen Damen thun es täglich. Selbst des Königs Majestät hat in höchsteigener Person die Fahrt gemacht."

„Wohl, wir brauchen keine vornehmen Damen oder Königliche Majestäten (Gott segne sie) für unsern Kahn, wenn er über diese Fälle geht, denn eine Bootsbreite auf irgend eine Weise gefehlt, möchte leicht aus ihnen ersäufte Leichname machen. Eau-douce, wir werden des Sergeanten Schwager wohl noch über den Niagara führen müssen, um ihm zu zeigen, was wir Gränzleute zu leisten vermögen."

„Zum Teufel, Meister Pfadfinder, Ihr seid gegenwärtig sehr spaßhaft. Sicher ist es unmöglich, in einem Birkenkahn über jenen mächtigen Wassersturz zu setzen."

„Ihr seid in Eurem Leben nie in einem größern Irrthum gewesen, Meister Cap. Nichts ist leichter als dies, und ich habe manchen Kahn mit meinen eigenen Augen hinunter rutschen sehen. Wenn wir Beide leben, so hoffe ich, Euch von der Wahrheit zu überzeugen. Ich, für meinen Theil, denke, das größte Schiff, das je auf dem Ocean gesegelt hat, müßte da hinunter geführt werden, sobald es einmal in den Stromschnellen ist."

Cap bemerkte den Wink nicht, welchen der Pfadfinder mit Eau-douce wechselte, und blieb eine Weile still; denn in der That, er hatte nie an die Möglichkeit gedacht, den Niagara hinunterzukommen, so sehr sie auch jedem Andern in die Augen springen mußte, während doch, wenn man die Sache beim Licht betrachtet, die Schwierigkeit eigentlich nur in dem Hinaufkommen liegt.

Unterdessen hatte die Gesellschaft die Stelle erreicht, wo Jasper seinen eigenen Kahn gelassen und im Gebüsch versteckt hatte. Sie schifften sich hier auf's Neue ein; Cap, Jasper und die Nichte in dem einen, Pfadfinder, Arrowhead und das Weib des Letzteren in dem andern Boote. Der Mohikan war bereits zu Land an den Ufern des Flusses weiter gegangen, indem er vorsichtig und mit der Gewandtheit seines Volkes auf die Zeichen eines Feindes achtete.

Mabels Wangen fingen erst wieder an zu blühen, als der Kahn sich in der Strömung befand, auf welcher er sanft, nur gelegentlich von Jaspers Ruder angetrieben, abwärts glitt. Sie hatte den Uebergang über den Wasserfall mit einem Schrecken angesehen, der ihre Zunge gebunden hielt. Doch war ihre Furcht nicht so groß gewesen, daß sie der Bewunderung Eintrag gethan hätte, welche sie der Festigkeit des Jünglings, der die Bewegungen leitete, zollen mußte. In der That wären auch die Gefühle eines weit weniger empfänglichen Mädchens durch die besonnene und brave Haltung, mit welcher er das Wagestück ausführte, erweckt worden. Er war aufrecht geblieben, ohngeachtet des Sturzes, und diejenigen, welche sich am Ufer befanden, vermochten deutlich zu unterscheiden, daß nur durch die zeitige Anwendung seiner Kraft und Gewandtheit der Kahn den nöthigen Schwung bekam, um von einem Felsen klar abzufahren, über welchen das sprudelnde Wasser sich in Strahlen brach, und bald das braune Gestein sichtbar werden ließ, bald es mit einem durchsichtigen Wogenguß überschüttete, als ob ein künstliches Triebwerk dieses Spiel des Elements veranlaßte. Die Zunge vermag nicht immer auszudrücken, was das Auge schaut; aber Mabel sah, selbst in jenem Augenblicke des Schreckens genug, um ihrem Geiste für immer die Bilder des herabstürzenden Kahns und des unbewegten Steuermanns einzuprägen. Sie duldete diese verrätherischen Gefühle, welche das Weib so eng an den Mann ketten, und denen sich noch der Eindruck der Sicherheit, welche ihr sein Schutz versprach, beimischte. Sie fühlte sich in der zerbrechlichen Barke, in welcher sie sich befand, das erste Mal wieder, seit sie Fort Stanwix verlassen hatte, so recht leicht und behaglich. Der andere Kahn ruderte ganz nahe an dem ihrigen, und da der Pfadfinder gerade ihr gegenüber saß, so fand vorzugsweise zwischen ihnen Beiden die Unterredung statt. Jasper sprach selten, wenn er nicht angeredet wurde, und verwandte fortwährend eine Sorgfalt auf die Führung seines Bootes, welche wohl Jedem, der an seine sonstige zuversichtliche und sorglose Weise gewöhnt war, hätte auffallen müssen, wenn ein solcher Beobachter gegenwärtig gewesen wäre.

„Wir kennen zu gut die Gaben der Frauen, um daran zu denken, des Sergeanten Tochter über die Fälle zu führen," sagte der Pfadfinder mit einem Blick auf Mabel zu dem Onkel, „obgleich ich manche ihres Geschlechts in diesen Gegenden gekannt habe, welche sich wenig aus einer solchen Fahrt machen würde."

„Mabel ist zaghaft wie ihre Mutter," entgegnete Cap, „und Ihr thatet wohl, Freund, ihrer Schwäche zu schonen. Ihr werdet Euch erinnern, daß das Kind nie auf der See gewesen ist."

„Nein, nein, das war leicht zu entdecken; doch bei Eurer eigenen Furchtlosigkeit hätte wohl Jeder sehen können, wie wenig Ihr Euch aus der Sache machtet. Ich fuhr einmal mit einem ungeschickten Burschen hinunter, der aus dem Kahn sprang, gerade als er den Saum berührte, und Ihr mögt urtheilen, was für eine Zeit er dazu gewählt hatte."

„Was wurde aus dem armen Kerl?" fragte Cap, welcher nicht wußte, wie er des Andern Weise zu nehmen hatte, denn sie war so trocken und einfach, daß ein Mensch, der nur ein bischen weniger stumpf, als der alte Seemann war, ihre Aufrichtigkeit verdächtig gefunden hätte. „Wer diese Stelle passirt hat, weiß, wie es ihm zu Muthe sein mochte."

„Es war ein armer Kerl, wie Ihr sagt, und ein armer Gränzmann dazu, obgleich er es nur that, um uns unwissenden Leuten seine Geschicklichkeit zu zeigen. Was aus ihm wurde? Ei er ging köpflings die Fälle hinunter, wie es bei einem Landhaus oder Fort auch gegangen wäre" —

„Wenn sie aus einem Kahn springen würden," unterbrach ihn Jasper lächelnd, obgleich er sichtlich weit geneigter war, als sein Freund, die Fahrt über die Wasserfälle in Vergessenheit zu bringen.

„Der Junge hat Recht," erwiederte Pfadfinder mit einem Lachen gegen Mabel, weicher er sich so weit genähert hatte, daß die Kähne sich hart berührten; „er hat sicher Recht. Aber Sie haben uns noch nicht gesagt, was Sie von dem Satze halten, den wir da gemacht haben!"

„Er war gefährlich und kühn," sagte Mabel, „und als ich zusah, hätte ich wohl gewünscht, daß er nicht versucht worden wäre, obschon ich jetzt, da er vorüber ist, die Kühnheit und Festigkeit, mit der er gemacht wurde, bewundern muß."

„Glauben Sie übrigens ja nicht, daß wir es thaten, um uns in den Augen eines Frauenzimmers hervorzuheben. Es mag zwar jungen Leuten angenehm sein, durch Handlungen, welche kühn und lobenswerth erscheinen, sich bei Andern in eine gute Meinung zu setzen, aber weder Eau-douce noch ich selbst bin von dieser Sorte. Meine Natur, obgleich vielleicht Serpent ein besseres Zeugniß ablegen könnte, hat sich hierin nicht geändert; sie ist eine gerade Natur und würde nicht geeignet sein, mich zu einer derartigen, ungebührlichen Eitelkeit zu verleiten. Was den Jasper anbelangt, so würde er über die Oswego-Fälle lieber ohne einen Zuschauer gehen, als vor hundert Augenpaaren. Ich kenne den Jungen aus langer Kameradschaft, und bin sicher, daß er kein Prahler und eitler Großthuer ist."

Mabel blickte den Kundschafter mit einem Lächeln an, welches Veranlassung gab, die Kähne noch eine Weile länger beisammen zu halten; denn der Anblick von Jugend und Schönheit war so selten an dieser entfernten Gränze, daß die eben getadelten und unterdrückten Gefühle dieses Wanderers in den Wäldern durch die blühende Liebenswürdigkeit des Mädchens empfindlich berührt wurden.

„Wir hielten es für's Beste," fuhr Pfadfinder fort, „und es war auch das Beste. Hätten wir den Kahn zu Land weiter gebracht, so wäre viel Zeit verloren gegangen, und nichts ist so kostbar, als Zeit, wenn man sich vor den Mingo's in Acht zu nehmen hat."

„Aber wir können nur wenig mehr zu fürchten haben. Die Kähne fahren schnell, und zwei Stunden werden uns, wie Ihr gesagt habt, nach dem Fort bringen."

„Es muß ein schlauer Irokese sein, der Ihnen auch nur ein Haar Ihres Hauptes beschädigen will; denn hier haben sich Alle dem Sergeanten, und die Meisten, denke ich, gegen Sie selbst verpflichtet, jedes Ungemach von Ihnen ferne zu halten. Ha! Eau-douce, was ist das an dem Fluß? dort, an der untern Umbiegung, unterhalb des Gebüsches — was steht dort an dem Felsen?"

„'s ist Big Serpent, Pfadfinder; er macht uns Zeichen, die ich nicht verstehe."

„'s ist der Serpent, so wahr ich ein Weißer bin, und er wünscht, daß wir uns mehr seinem Ufer nähern. Es ist Unheil um den Weg, sonst würde ein Mann von seiner Bedächtigkeit und Festigkeit nie diese Störung veranlassen. Doch Muth! Wir sind Männer, und müssen uns bei einer Teufelei benehmen, wie es unserer Farbe und unserem Berufe ziemt. Ah! ich hab' nie etwas Gutes aus dem Großthun kommen sehen; und hier, gerade da ich mich unserer Sicherheit rühme, kommt die Gefahr, die mich Lügen straft."

Viertes Kapitel.

Hier bietet der Natur die Kunst die Wette

Und schafft in seiner grünen Pracht den Baum;

Um seinen Baum schlingt sich des Epheu's Kette,

Und wilde Rosen glüh'n in ihrem Saum.

Spenser.

Unter den Fällen des Oswego ist die Strömung reißender und ungleicher, als oberhalb derselben. Es gibt Stellen, wo der Fluß mit der stillen Ruhe des tiefen Wassers hinfließt, aber auch viele Sandbänke und Stromschnellen, und damals, als noch Alles in seinem Naturzustande sich befand, war die Durchfahrt stellenweise nicht ohne Gefahr. Zwar wurde im Allgemeinen nur wenig Anstrengung von Seite der Kahnführer erfordert; an Stellen aber, wo die Schnelligkeit der Strömung und die vorhandenen Felsen Vorsicht verlangten, bedurfte es in der That nicht blos der Wachsamkeit, sondern auch der größten Besonnenheit, Schnelligkeit und kräftiger Arme, um die Gefahr zu vermeiden. Aufs alles Dieses hatte der Mohikan geachtet, und mit Umsicht eine Stelle gewählt, wo der Fluß ruhig genug floß, um die Kähne anhalten und die Kommunikation für diejenigen, welche er zu sprechen wünschte, gefahrlos einleiten zu können.

Sobald der Pfadfinder die Gestalt seines rothen Freundes erkannt hatte, ruderte er mit kräftigen Schlägen dem Ufer zu, und veranlaßte Jaspern, ihm zu folgen. In einer Minute waren beide Kähne in dem Bereiche des überhängenden Gebüsches. Es herrschte tiefes Stillschweigen, welches die Einen aus Furcht, die Andern aus gewohnter Vorsicht beobachteten. Als die Reisenden sich dem Indianer näherten, veranlaßte er sie durch ein Zeichen, still zu halten, und hielt dann mit dem Pfadfinder eine kurze, aber ernste Besprechung in der Sprache der Delawaren.

„Der Häuptling ist nicht der Mann, der einen todten Stamm für einen Feind ansieht," bemerkte der weiße Mann gegen seinen rothen Verbündeten, „warum läßt er uns anhalten?" „Mingo's sind in den Wäldern."

„Das haben wir in diesen zwei Tagen vermuthet. Weiß der Häuptling davon?"

Der Mohikan hob ruhig einen steinernen Pfeifenkopf in die Höhe.

„Er lag aus einer frischen Fährte, welche gegen die Garnison hinführt" — so wurden nämlich von den Gränzleuten die militärischen Werke, mochten sie Mannschaft haben oder nicht, genannt.

„Das kann ein Pfeifenkopf sein, der einem Soldaten gehört. Viele bedienen sich der Pfeifen der Rothhäute."

„Sieh," sagte Big Serpent, und hielt auf's Neue den gefundenen Gegenstand seinem Freunde vor Augen.

Der Pfeifenkopf war mit großer Sorgfalt und Geschicklichkeit aus Seifenstein geschnitten. In der Mitte befand sich ein kleines lateinisches Kreuz, das mit einer Genauigkeit gefertigt war, welche keinen Zweifel über seine Bedeutung gestattete.

„Das prophezeit Unheil und Teufelei," sagte der Pfadfinder, welcher den damals in den englischen Provinzen gewöhnlichen Abscheu gegen dieses heilige Symbol theilte; und da man leicht Sachen mit Personen verwechselt, so hatte sich dieses Grauen so mit den Vorurtheilen der Leute verflochten und einen so mächtigen Eindruck auf das moralische Gefühl des Volkes geübt, daß man die Spuren desselben noch heutigen Tages erkennen kann.

„Kein Indianer, der nicht durch die schlauen Priester Canada's verkehrt ist, würde sich's einfallen lassen, ein Ding, wie dieses, auf seine Pfeife zu schneiden. Ich wette, der Spitzbube betet jedesmal zu diesem Bild, wenn er mit einem Unschuldigen zusammen treffen und seine Schuftigkeit an ihm ausüben will. Ist sie auch frisch, Chingachgook?"

„Der Tabak war noch brennend, als ich sie fand."

„Das wird tüchtige Arbeit geben, Häuptling. Wo ist die Spur?"

Der Mohikaner deutete auf eine Stelle, welche keine hundert Ellen von seinem Standpunkte entfernt war.

Die Sache begann nun ein ernsteres Aussehen zu gewinnen. Die zwei Hauptführer besprachen sich einige Minuten beiseite, stiegen dann an dem Ufer hinauf, näherten sich dem bezeichneten Orte und untersuchten die Fährte mit der größten Sorgfalt. Als ihre Nachforschungen ungefähr eine Viertelstunde gedauert hatten, kehrte der weiße Mann allein zurück, und sein rother Freund verschwand in dem Walde.

Sonst trug das Gesicht des Pfadfinders ein Gepräge der Einfachheit, Rechtschaffenheit und Aufrichtigkeit, gemischt mit der Miene des Selbstvertrauens, welches gewöhnlich Allen, die sich unter seiner Hut befanden, Zuversicht einflößte; aber nun warf der Ausdruck der Sorge einen Schatten über seine ehrlichen Züge, welcher die ganze Gesellschaft beunruhigte.

„Was gibt's, Meister Pfadfinder?" fragte Cap, indem seine gewohnte, tiefe, starke und zuversichtliche Stimme zu einem scheuen Flüstern sich ermäßigte, welche sich allerdings mehr für die Gefahren der Wildniß eignete. „Hat sich der Feind zwischen uns und unsern Hafen gelegt?"

„Wie?" .

„Haben einige von diesen bemalten Schalksnarren Anker geworfen vor dem Hafen, auf welchen wir lossteuern, in der Hoffnung, uns die Einfahrt abzuschneiden?"

„Es mag sein, wie Ihr sagt, Freund Cap, aber ich bin durch Eure Worte um kein Haar weiser geworden, und in kitzlichen Zeitumständen wird man um so leichter verstanden, je deutlicher man sein Englisch macht. Ich weiß nichts von Hafen und Anker, aber es liegt eine beängstigende Mingofährte in der Nähe von hundert Ellen, und so frisch wie Wildpret ohne Salz. Wenn Einer von diesen argen Teufeln vorübergekommen ist, so sind es auch ein Dutzend; und was das Schlimmste ist, sie sind abwärts gegen die Garnison zu gegangen, und keine Seele kann um die Lichtung herumkommen, ohne daß man einigen ihrer durchbohrenden Augen in den Weg käme. Dann wird's sicher Kugeln geben."

„Kann nicht das besagte Fort eine Lage geben, und Alles innerhalb des Bereichs seiner Klüsen wegfegen?"

„Nein, die Forts sind bei uns nicht wie die Forts in den Ansiedelungen, und zwei oder drei leichte Kanonen sind Alles, was sie da unten an der Mündung des Flusses haben. Ueberhaupt hieße auch ein Lagerfeuer auf ein Dutzend herumstreifender Mingo's geben, die sich hinter Baumstämmen und im Walde verbergen können, sein Pulver verschwenden. Wir haben nur einen, und zwar einen sehr kitzlichen Weg. Wir sind einmal hier; beide Kähne sind durch das hohe Ufer und das Gebüsch vor Aller Augen verborgen, wenn uns nicht einer von jenen Strauchdieben gerade gegenüber in den Weg kommt. Hier wollen wir also bleiben, ohne uns der Furcht zu überlassen. Aber wie bringen wir die blutdürstigen Teufel wieder über den Strom hinaus? — Ha, ich hab' es — ich hab' es. Wenn es auch nichts nützt, so kann es doch nichts schaden. Seht Ihr den breitwipfeligen Kastanienbaum dort, Jasper, an der letzten Stromwendung? Auf Eurer Seite, meine ich."

„Den bei der gestürzten Fichte?"

„Denselben. Nehmt Stein und Feuerzeug, kriecht am Ufer hin und macht ein Feuer auf diese Stelle. Kann sein, daß sie der Rauch da hinauflockt. Mittlerweile bringen wir vielleicht mit der gehörigen Vorsicht die Kähne weiter hinunter und finden einen andern Schutz. Buschwerk haben wir genug, und ein Versteck ist leicht in dieser Gegend zu finden, was uns die vielen Hinterhalte beweisen können."

„Ich will's thun, Pfadfinder," sagte Jasper und sprang an's Ufer. „In zehn Minuten soll das Feuer brennen."

„Und, Eau-douce, nehmt diesmal ordentlich feuchtes Holz dazu," flüsterte der Andere mit seinem eigenthümlichen herzlichen Lachen. „Wenn es an Rauch fehlt, so muß Wasser helfen, ihn zu verdicken."

Der junge Mann, welcher zu wohl den Werth seiner Aufgabe kannte, um sie unnöthig zu verzögern, eilte rasch dem bezeichneten Punkte zu. Mabel wagte einen leichten Einwurf wegen der Gefahr, welcher aber nicht beachtet wurde, und die Gesellschaft bereitete sich vor, ihre gegenwärtige Stellung unverzüglich zu verändern, da sie von dem Orte aus, wo Jasper das Feuer anzuzünden beabsichtigte, gesehen werden konnten. Die Bewegung forderte keine Eile und wurde mit Ruhe und Vorsicht ausgeführt. Die Kähne fuhren um die Gebüsche herum und glitten mit der Strömung fort, bis sie eine Stelle erreicht hatten, an welcher sie von dem Kastanienbaum aus nicht mehr erblickt werden konnten. Hier hielten sie an, und Aller Augen richteten sich nun auf den zurückgebliebenen Abenteurer.

„Da steigt der Rauch auf;" rief der Pfadfinder, als ein leichter Windstoß eine kleine Dunstsäule vom Land aus in die Höhe wirbelte, und sie in spiralförmigen Wendungen über das Bette des Flusses hintrieb. „Ein guter Stein, ein Stückchen Stahl und ein Haufen dürrer Blätter machen ein schnelles Feuer. Ich hoffe, Eau-douce wird so viel Einsicht haben, sich an das feuchte Holz zu erinnern, wenn uns die List zu Frommen kommen soll."

„Zu viel Rauch — zu viel Klugheit," sagte Arrowhead in seiner sententiösen Weise.

„Das wäre so wahr, als die Bibel, Tuscarora, wenn die Mingo's nicht wüßten, daß es Soldaten in der Nähe gibt. Die Soldaten denken aber an einem Rastorte gemeiniglich eifriger auf ihre Mahlzeit, als an das, was klug ist und sie gegen Gefahr schützen könnte. Nein, nein! Mag der Junge immerhin seine Holzklötze aufhäufen, daß es einen tüchtigen Rauch setzt, sie werden es der Dummheit einiger irischer und schottischer Tölpel zuschreiben, welche mehr an ihre Hafergrütze und an ihre Kartoffeln denken, als an ein Zusammentreffen mit Indianern und indianischen Büchsen."

„Man sollte aber doch, nach Allem, was ich hierüber in den Städten gehört habe, glauben, daß die Soldaten an dieser Gränze an die Kunstgriffe ihrer Feinde gewöhnt und fast so listig geworden seien, als die rothen Menschen selbst," erwiederte Mabel.

„Nicht diese, nicht diese. Erfahrung macht sie nur wenig klüger, und sie discutiren von ihren Wendungen, ihren Pelotons und Bataillons hier in den Wäldern so behaglich, als wären sie zu Hause in ihren Pferchen. Eine Rothhaut hat mehr Schlauheit in ihrer Natur, als ein ganzes Regiment von der andern Seite des Wassers. Ich nenne das Wälderschlauheit. — Aber auf mein Wort, nun ist's genug Rauch, und wir werden besser thun, uns einen andern Versteck auszusuchen. Der Junge hat den ganzen Fluß in sein Feuer geworfen, und es ist zu besorgen, daß die Mingo's glauben, es ist ein ganzes Regiment um den Weg."

Während er so sprach, trieb der Pfadfinder von dem Busche weg, an dem er bisher angelegt halte, und in einigen Minuten verbarg ihnen die Biegung des Flusses den Rauch und den Baum. Glücklicherweise zeigte sich auch an dem Ufer, wenige Ellen von dem Punkt, an dem sie eben vorbeifuhren, eine kleine Bucht, in welche die Kähne unter dem Einfluß der Ruder einlenkten.

Die Reisenden hätten wohl keinen geschickteren Platz für ihre Absicht ausfinden können. Das Gebüsch war dick und hing gegen das Wasser hin, so daß es einen vollständigen Blätterbaldachin bildete. Im Grunde der kleinen Bucht befand sich ein schmaler, kiesiger Strand, wo die Mehrzahl der Gesellschaft zu ihrer größeren Bequemlichkeit an's Land ging. Auch konnten sie blos von der gerade entgegengesetzten Seite des Flusses aus bemerkt werden. Von dieser Seite her war jedoch die Gefahr der Entdeckung gering, da das Gesträuch hier dichter als gewöhnlich und das Land jenseits desselben so naß und sumpfig war, daß man nicht ohne große Schwierigkeiten durchkommen konnte.

„Das ist ein guter Schlupfwinkel," sagte der Pfadfinder, als er seine Stellung mit dem Blicke eines Kenners untersucht hatte, „aber es ist nöthig, ihn noch sicherer zu machen. Meister Cap, ich verlange nichts von Euch, als Stillschweigen und ein Ruhelassen aller jener Gaben, die Ihr Euch aus dem Meere erworben habt, während der Tuscarora und ich unsere Vorkehrungen für die Stunde der Gefahr treffen."

Der Führer ging nun mit dem Indianer etwas weiter in das Gebüsch, wo sie die stärkeren Stämme mehrerer Erlen und anderer Sträucher abschnitten, dabei aber die größte Sorgfalt anwandten, um kein Geräusch zu verursachen. Die Enden dieser kleinen Bäume, denn das waren sie in der That, wurden, da das Wasser nur eine geringe Tiefe hatte, an der äußern Seite der Kähne in den Schlamm gesteckt, und im Verlaufe von zehn Minuten war ein sehr täuschender Schirm zwischen ihnen und dem Orte, woher die hauptsächlichste Gefahr zu befürchten war, errichtet. Die beiden Arbeiter hatten viel Scharfsinn und Geschicklichkeit bei dieser einfachen Anordnung entwickelt, wobei sie durch die Form des Ufers, seine Einbuchtung, die Seichtigkeit des Wassers und die Art, mit welcher diese Gebüschverzweigungen gegen das Wasser überhängen, wesentlich begünstigt wurden. Der Pfadfinder sah dabei vorzüglich auf gekrümmte Stämme, welche an einem Orte, wie dieser, leicht aufzufinden waren, und da er sie in einiger Entfernung unter der Biegung abschnitt und die letztere das Wasser berühren ließ, so hatte das künstliche Dickicht zwar nicht das Ansehen eines solchen, welches in dem Strome gewachsen war, was wohl hätte Verdacht erregen mögen, aber doch mochte es Jeder, der an ihm vorbei kam, für ein Gebüsch halten, das wagrecht vom Ufer ausging, ehe es sich aufwärts gegen das Licht richtete. Kurz, der Schirm war so scharfsinnig angeordnet und so kunstreich zusammengesetzt, daß nur ein ungewöhnlich mißtrauisches Auge hier ein Versteck hätte ahnen mögen.

„Das ist der beste Schlupfwinkel, in dem ich je gesteckt habe," sagte der Pfadfinder mit seinem ruhigen Lachen, nachdem er sich die Außenseite betrachtet hatte. „Die Blätter unserer neuen Bäume berühren auf's Genaueste die des Gebüsches zu unseren Häupten, und selbst der Maler, welcher sich kürzlich in der Garnison befand, könnte nicht sagen, was hier das Werk der Vorsehung und was das unsere ist. Hst! dort kommt Eau-douce gewatet. Was er doch für ein verständiger Junge ist, seine Fährte dem Wasser zu überlassen! Nun wir werden bald sehen, ob unser Versteck zu Etwas gut ist, oder nicht."

Jasper war wirklich von seiner Verrichtung zurückgekehrt, und da er die Kähne vermißte, so folgerte er, daß sie sich unter der nächsten Wendung des Flusses verborgen hätten, in der sie von dem Feuer aus nicht bemerkt werden konnten. Seine gewohnte Vorsicht hatte ihn veranlaßt, im Wasser fortzugehen, um nicht eine Verbindung der Spuren, welche von der Gesellschaft am Ufer zurückgeblieben waren, und des Platzes, wo er ihren neuen Zufluchtsort vermuthete, erkennen zu lassen. Würden dann die Canada-Indianer auf ihrer eigenen Fährte zurückkehren, und die Spuren, welche der Pfadfinder und Serpent bei Gelegenheit ihrer Besprechung und Untersuchung hinterlassen hatten, bemerken, so mußten sie den Schlüssel zu diesen Bewegungen verlieren, da keine Fußstapfen sich dem Wasser aufdrücken. Der junge Mann war deßhalb von diesem Punkt aus knietief im Wasser gewatet, und machte nun langsam seinen Weg am Rande des Stromes abwärts, um die Stelle zu suchen, wo die Kähne verborgen lagen.

Wenn diejenigen, welche sich hinter dem Gebüsche befanden, ihre Augen näher gegen die Blätter brachten, so konnten sie manche Stelle finden, welche ihnen einen Durchblick gestattete, indeß dieser Vortheil in einiger Entfernung wieder verloren ging. Mochte dann auch ein Auge auf einige solcher Oefnungen fallen, so wurde doch durch das Ufer und den Schatten des Gebüsches vermittelt, daß die Gestalten und Umrisse unserer Flüchtlinge keiner Entdeckung ausgesetzt waren. Unsere Gesellschaft, die sich nun in die Kähne begeben hatte und aus ihrem Versteck hervor Jaspers Bewegungen beobachtete, erkannte bald, daß ihm die Stelle, wo Pfadfinder sich verborgen, entging. Als er um die Krümmung des Ufers gekommen war und die Aussicht nach dem Feuer hin verlor, hielt der junge Mann an, und begann das Ufer mit Bedacht und Vorsicht zu untersuchen. Gelegentlich ging er wieder acht bis zehn Schritte weiter, und hielt dann einmal an, um sein Suchen zu erneuern. Das Wasser war viel seichter als gewöhnlich, und er ging an der Seite desselben hin, um sich seinen Spaziergang zu erleichtern, wobei er der künstlichen Plantage so nahe kam, daß er sie mit seinen Händen hätte erreichen können. Aber er entdeckte nichts, und war eben daran, seinen Weg weiter fortzusetzen, als der Pfadfinder eine Oeffnung in die Zweige machte, und ihn mit gedämpfter Stimme eintreten hieß.

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