Kitabı oku: «Der Pfadfinder», sayfa 5

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„Es ist ganz gut so," sagte der Pfadfinder lachend, „obgleich die Augen eines Blaßgesichts von denen einer Rothhaut so verschieden sind, wie die Fernröhren unter einander. Ich wollte mit des Sergeanten Tochter ein Pulverhorn gegen einen Wampumgürtel wetten, daß ihres Vaters Regiment an unserer Einsiedelung vorbeimarschiren könnte, ohne je die List auszufinden. Aber wenn die Mingo's wirklich, wie Jasper, in dem Bette des Flusses herunter kämen, so würde ich für diese Anpflanzung zittern. Ueber den Fluß hinüber mag sie wohl ihre Augen täuschen, und in sofern nicht ohne Nutzen sein."

„Glaubt Ihr nicht, Meister Pfadfinder," sagte Cap, „daß es das Beste wäre, uns auf den Weg zu machen und so schnell als möglich stromabwärts zu segeln, so bald wir gewiß wissen, daß diese Schufte in unserm Stern sind? Wir Seeleute nennen eine Sternjagd eine lange Jagd."

„Ich möchte mich mit des Sergeanten Tochter nicht um alles Pulver, welches im Fort da unten liegt, von der Stelle rühren, bis wir etwas von Serpent gehört haben. Sichere Gefangenschaft oder gewisser Tod würden die Folge sein. Wenn so ein zartes Schmalthierchen wie das Mädchen, welches wir zur Fracht haben, sich durch die Wälder finden könnte, wie ein alter Hirsch, so möchte es allerdings angehen, die Kähne zu verlassen, denn auf einem Umweg könnten wir die Garnison noch vor Anbruch des Morgens erreichen."

„Dann thut es," sagte Mabel, rasch unter dem plötzlichen Einfluß erweckter Energie aufspringend. „Ich bin jung, behend, an Anstrengung gewöhnt, und möchte es leicht meinem lieben Onkel zuvorthun. Ich will durchaus kein Hinderniß sein, und könnte es nicht ertragen, daß euer Aller Leben um meinetwillen gefährdet sein sollte."

„Nein, nein, gutes Kind! wir halten Sie keineswegs für ein Hinderniß oder eine Belästigung, und würden gerne uns noch einmal dieser Gefahr unterziehen, um Ihnen und dem wackern Sergeanten einen Dienst zu leisten. Ist das nicht auch Eure Meinung, Eau-douce?"

„Ihr einen Dienst zu leisten?" rief Jasper mit Nachdruck. „Nichts soll mich bewegen, Mabel Dunham zu verlassen, bis ich sie sicher in ihres Vaters Armen weiß!"

„Wohl gesprochen, Junge; brav und ehrenhaft gesprochen, und ich stimme bei mit Herz und Hand. Nein, nein, Sie sind nicht die erste Ihres Geschlechts, welche ich durch die Wälder geleitet habe, und keine hat dabei je Schaden genommen mit Ausnahme einer Einzigen. Das war freilich ein trüber Tag; aber seines Gleichen wird wohl nicht wieder kommen."

Mabel blickte von einem ihrer Beschützer auf den andern, und ihre schönen Augen schwammen in Thränen. Sie reichte jedem ihre Hand und sprach, obgleich anfangs mit erstickter Stimme:

„Ich thue Unrecht, Euch um meinetwillen der Gefahr auszusetzen. Mein theurer Vater wird es Euch danken. Auch ich danke Euch — Gott vergelte es Euch; aber laßt uns hier nicht unnöthiger Weise die Gefahr erwarten. Ich kann wohl gehen, und bin oft in mädchenhafter Laune meilenweit gegangen. Warum sollte ich es jetzt nicht können, da es mein Leben — nein, da es Euer kostbares Leben gilt?"

„Sie ist eine treue Taube, Jasper," sagte der Pfadfinder, indem er ihre Hand so lange festhielt, bis das Mädchen selbst aus angeborner Bescheidenheit die Gelegenheit ersah, sie zurückzuziehen: „und wunderbar einnehmend! Wir sind in den Wäldern rauh und bisweilen auch hartherzig geworden, Mabel, aber ein Anblick, wie der Ihrige, erweckt unsere jugendlichen Gefühle wieder, und thut uns wohl für den Rest unserer Tage. Jasper wird dasselbe sagen; denn wie ich in den Wäldern, so sieht Jasper auf dem Ontario wenige von Ihres Gleichen, die sein Herz zu erweichen und ihn an die Liebe seines Geschlechtes zu erinnern vermöchten. Sprecht selbst, Jasper, und sagt, ob es nicht so ist."

„Ich zweifle, ob viele wie Mabel Dunham irgendwo gefunden werden können," entgegnete der junge Mann artig und mit einem Blicke voll ehrlicher Aufrichtigkeit, welcher mehr als seine Zunge ausdrückte. „Ihr braucht nicht die Seen und Wälder herauszufordern; ich möchte lieber die Städte und Ansiedlungen darum befragen."

„Wir würden besser thun, die Kähne zu verlassen," erwiederte Mabel hastig; „denn ich fühle, es ist nicht länger sicher hier."

„Ihr könnt nicht fort von hier, in keinem Fall. Wir hätten einen Marsch von mehr als zwanzig Meilen vor uns, durch Dickicht und Sümpfe, und noch obendrein in der Finsterniß. Auch gäbe unsere Gesellschaft eine breite Fährte, und wir dürften Allem nach unsern Weg in die Garnison erkämpfen müssen. Wir wollen auf den Mohikan warten."

Nach dieser Entscheidung des Mannes, von dem Alle in der gegenwärtigen gefährlichen Lage Rath erwarteten, wurde nichts mehr über diesen Gegenstand gesprochen. Die Gesellschaft bildete nun Gruppen. Arrowhead und sein Weib saßen abgesondert unter dem Gebüsche, und besprachen sich mit leiser Stimme, der Mann mit Ernst, das Weib mit der unterthänigen Sanftmuth, welche die herabgewürdigte Lage des Weibes eines Wilden bezeichnete. Pfadfinder und Cap hatten in einem der Kähne Platz genommen, und schwatzten von ihren verschiedenen Abenteuern zu Wasser und zu Land, während Jasper und Mabel in dem andern saßen, wobei ihre Vertraulichkeit in einer Stunde größere Fortschritte machte, als dieses unter andern Umständen vielleicht in einem Jahre der Fall gewesen wäre. Ungeachtet ihrer bedrängten Lage verging ihnen die Zeit schnell, und besonders die jungen Leute waren nicht wenig verwundert, als ihnen Cap mittheilte, wie lange sie sich in dieser Weise beschäftigt hätten.

„Wenn man rauchen könnte, Freund Pfadfinder, so möchte dieser Raum behaglich genug sein; denn um auch dem Teufel sein Recht wiederfahren zu lassen, Ihr habt die Kähne hübsch eingebuchtet und in eine Rhede gebracht, die dem Passatwinde trotzen würde. Das einzige unbequeme ist, daß man von seiner Pfeife soll keinen Gebrauch machen können."

„Der Tabaksgeruch würde uns verrathen, und welchen Vortheil hätten wir von allen gegen die Augen der Mingo's gerichteten Vorsichtsmaßregeln, wenn ihnen ihre Nase sagte, wo unser Versteck zu finden ist? Nein, nein, unterdrückt Eure Begierden, unterdrückt sie, und lernet eine Tugend von der Rothhaut, welche eine ganze Woche des Essens vergessen kann, um einen einzigen Skalp zu erbeuten. Hört Ihr nichts, Jasper?"

„Der Serpent kommt."

„Dann laßt uns sehen, ob die Augen des Mohikans besser sind, als die eines gewissen Burschen, den sein Gewerbe auf's Wasser führt."

Der Mohikan folgte derselben Richtung, welche Jasper eingeschlagen hatte, um sich mit seinen Freunden zu vereinigen: aber statt geradeaus zu gehen, drückte er sich in der Windung des Flusses, welche verhinderte, daß er von höher gelegenen Punkten gesehen wurde, dicht an das Ufer, und suchte mit der größten Sorgfalt eine Stellung in dem Gebüsch, welche ihm den Rückblick gestattete, ohne daß man ihn bemerken konnte.

„Der Serpent sieht die Schufte!" flüsterte der Pfadfinder. „So wahr ich ein Christ und ein Weißer bin, sie haben angebissen und den Rauch umzingelt."

Hier unterbrach ein herzliches aber stilles Lachen seine Worte, indem er zugleich mit dem Ellenbogen Cap anstieß, und Alle verfolgten mit gespannter Aufmerksamkeit die lautlosen Bewegungen Chingachgook's. Der Mohikan blieb volle zehn Minuten so unbeweglich als der Fels, an welchem er stand; dann war ihm augenscheinlich ein Gegenstand von Interesse zu Gesicht gekommen, denn er ließ einen ängstlichen und scharfen Blick längs des Stromrandes hingleiten, und bewegte sich schnell abwärts, wobei er Sorge trug, daß er seine Fährte dem seichten Wasser überließ. Er war sichtlich in großer Hast und Unruhe, und blickte bald hinter sich, bald untersuchte sein Auge jede Stelle des Ufers, wo er sich die Kähne verborgen denken mochte.

„Ruft ihn herein," flüsterte Jasper, kaum fähig, seine Ungeduld zurückzuhalten, „ruft ihn herein, ehe es zu spät ist. Seht, er kommt eben an uns vorbei."

„Nicht doch, nicht doch, Junge; es drängt nicht," entgegnete sein Gefährte, sonst würde der Serpent zu kriechen anfangen. Der Herr helfe uns und lehre uns Weisheit! Aber ich glaube gar, daß Chingachgook, dessen Augen so zuverlässig sind, wie der Geruch des Hundes, uns übersieht und nicht auffindet in der Umbüschung, die wir gemacht haben!"

Dieser Ausbruch war unzeitig, denn die Worte waren kaum ausgesprochen, als der Indianer, welcher bereits einige Fuß über den künstlichen Versteck hinausgeschritten war, plötzlich anhielt, einen festen und scharfen Blick auf die Anpflanzung warf, schnell einige Schritte rückwärts machte, sich beugte und, nachdem er das Gebüsch vorsichtig auseinander gebogen hatte, unter der Gesellschaft erschien.

„Die verfluchten Mingo's!" sagte Pfadfinder, sobald sein Freund nahe genug war, um ohne Gefahr angeredet werden zu können.

„Irokesen," erwiederte kurz der Indianer.

„Gleichviel, gleichviel; Irokesen, Teufel, Mingo's, Mengwe's oder Furien — Alles ist beinahe das Nämliche. Ich nenne alle Schurken Mingo's. Komm hierher, Häuptling, und laß uns vernünftig mit einander reden."

Beide begaben sich auf die Seite, und besprachen sich ernsthaft in der Sprache der Delawaren. Als ihr Gespräch zu Ende war, trat Pfadfinder wieder zu den Uebrigen, und theilte ihnen Alles, was er eben erfahren hatte, mit.

Der Mohikan hatte die Spur ihrer Feinde eine Strecke weit gegen das Fort hin verfolgt, bis Letztere den Rauch von Jaspers Feuer zu Gesicht bekamen, worauf sie alsbald ihre Schritte anhielten. Da Chingachgook hiedurch in die größte Gefahr, entdeckt zu werden, gerieth, so wurde es für ihn nöthig, einen Versteck aufzufinden, wo er sich verbergen konnte, bis der Haufen vorüber war. Es war vielleicht ein Glück für ihn, daß die Wilden zu sehr auf diese neue Entdeckung achteten, um auf die Spuren im Walde ihre gewöhnliche Aufmerksamkeit zu verwenden. Kurz, sie eilten, fünfzehn an der Zahl, rasch an ihm vorüber, indem Jeder in die Fußstapfen des andern trat, und so wurde es Serpent unmöglich gemacht, wieder in ihr Bereich zu gelangen. Als sie zu der Stelle gekommen waren, wo die Spuren des Pfadfinders und des Mohikans sich mit ihrer eigenen Fährte vermischten, zogen sich die Irokesen gegen den Fluß hin, und erreichten diesen, als Jasper gerade hinter der Biegung verschwunden war. Die Aussicht nach dem Rauch hin war nun frei, und die Wilden stürzten sich in die Wälder, um sich unbemerkt dem Feuer zu nähern. Chingachgook benützte diese Gelegenheit, um in's Wasser hinunter zu steigen und gleichfalls die Flußbiegung zu gewinnen, welche ihn gegen Entdeckung schützen sollte.

Ueber die Beweggründe der Irokesen konnte der Mohikan nur aus ihren Handlungen urtheilen. Er vermuthete, daß sie die List mit dem Feuer entdeckt und sich überzeugt hatten, es sei nur in der Absicht, sie irre zu leiten, angezündet worden; denn nach einer hastigen Untersuchung der Stelle hatten sie sich getrennt und Einige davon sich in die Wälder begeben, indeß sechs oder acht den Fußtritten Jaspers an dem Ufer hin folgten und stromabwärts zu der Stelle kamen, wo die Kähne gelandet hatten. Welchen Weg sie nun von dieser Stelle weiter gemacht, konnte nur vermuthet werden, denn die Gefahr war zu drängend, als daß Serpent länger hätte zögern sollen, sich nach seinen Freunden umzusehen. Aus einigen Anzeigen, die er aus ihren Geberden entnehmen konnte, hielt er es für wahrscheinlich, daß die Feinde am Rande des Flusses herunterkommen würden. Er konnte dieß jedoch nicht mit Sicherheit behaupten.

Als der Pfadfinder diese Umstände seinen Gefährten mitgetheilt hatte, gewannen bei den zwei andern weißen Männern die Gefühle ihres Berufes die Oberhand, und bei Beiden entsprach die Behandlung der Frage über die Mittel des Entrinnens natürlich ihren Beschäftigungen.

„Laßt schnell die Kühne frei;" sagte Jasper lebhaft, „die Strömung ist stark, und wenn wir tüchtig rudern, werden wir bald aus dem Bereich dieser Schurken sein."

„Und diese arme Blume, die kaum erst aufblühte in den Lichtungen, — soll sie in dem Walde verwelken?" entgegnete sein Freund, mit einer Poesie, welche er unwillkürlich aus seinem langen Umgang mit den Delawaren geschöpft hatte.

„Wir müssen Alle einmal sterben," antwortete der Jüngling, indem ein kühnes Roth seine Wangen färbte; „Mabel und Arrowheads Weib können sich in den Kähnen niederlegen, indeß wir aufrecht, wie es Männern ziemt, unsere Pflicht erfüllen."

"Ja, Ihr seid ein gewandter Ruderer, aber die Bosheit eines Mingo ist noch viel gewandter. Die Kähne sind schnell, aber eine Büchsenkugel ist schneller."

„Da wir einem vertrauenden Vater unser Wort gegeben haben, so ist es Männerpflicht, uns dieser Gefahr zu unterziehen." —

„Aber es ist nicht unsere Pflicht, die Klugheit außer Acht zu lassen."

„Klugheit? Man kann seine Klugheit auch so weit treiben, den Muth darüber zu vergessen!"

Die Gruppe stand an dem nahen Ufer, der Pfadfinder auf seine Büchse gelehnt, deren Schaft auf dem Kiesgrunde ruhte, indeß er den Lauf derselben, welcher bis zu seinen Schultern reichte, mit beiden Händen umfaßte. Als Jasper diesen schweren und unverdienten Vorwurf ausstieß, blieb das tiefe Roth auf dem Gesichte seines Kameraden unverändert, obgleich der junge Mann bemerkte, daß seine Hände das Eisen des Gewehres mit der Festigkeit eines Schraubstockes umfaßten. Weiter verrieth sich keine Bewegung.

, Ihr seid jung und heißköpfig," erwiederte der Pfadfinder mit einer Würde, welche die Zuhörer seine moralische Ueberlegenheit deutlich fühlen ließ, „aber mein Leben war eine Reihe von Gefahren wie diese, und meine Erfahrung und meine Gaben sind von der Art, daß sie nicht nöthig haben, sich durch die Ungeduld eines Knaben meistern zu lassen. Was den Muth anbelangt, Jasper, so will ich kein kränkendes, bedeutungsloses Wort einem ähnlichen entgegensetzen, denn ich weiß, daß Ihr treu auf Eurem Posten seid, so gut Ihr es eben verstehet; aber betrachtet den Rath eines Mannes, der den Mingo's schon in's Auge schaute, als Ihr noch ein Kind waret, und weiß, daß man ihre Schlauheit weit eher durch Klugheit umgeht, als durch Thorheit überlistet."

„Ich bitte Euch um Verzeihung, Pfadfinder," sagte der reuige Jasper, indem er mit Feuer nach der Hand des Andern griff, welche dieser ihm überließ, „ich bitte aufrichtig um Verzeihung. Es war thöricht und schlecht von mir, einen Mann zu beschuldigen, von dem man weiß, daß sein Herz in einer guten Sache so fest ist, als die Felsen am Seeufer."

Zum Erstenmal vertiefte sich die Röthe auf den Wangen des Pfadfinders, und die feierliche Würde, die er angenommen hatte, wich dem Ausdruck der ernsten Einfachheit, welche alle seine Gefühle durchdrang. Er erwiederte den Händedruck seines jungen Freundes so herzlich, als ob keine Saite einen Mißton zwischen ihnen hätte laut werden lassen, und ein leichter Ernst, der noch seine Augen umfangen hielt, gab dem Ausdruck natürlicher Güte Raum.

„'s ist gut, Jasper, 's ist gut," antwortete er lachend. „Ich trage nichts nach, und mir soll auch Niemand was nachtragen. Meine Natur ist die eines Weißen, und die besteht darin, keinen Groll im Herzen zu hegen. Es möchte übrigens ein kitzliches Werk gewesen sein, dem Serpent da nur halb soviel zu sagen, obschon er ein Delaware ist; denn jede Farbe hat ihre Weise." —

Eine Berührung seiner Schulter machte den Sprecher schweigen, Mabel stand aufrecht in dem Kahne, und ihre leichte, schwellende Gestalt beugte sich vorwärts in eine Stellung des anmuthigsten Ernstes, während sie den Finger an die Lippen legte, mit abgewandtem Haupte ihre ausdrucksvollen Augen auf eine Oeffnung im Gebüsche richtete, und dabei mit dem Ende einer Fischerruthe, welche sie in dem ausgestreckten Arme hielt, den Pfadfinder berührte. Letzterer beugte seinen Kopf gegen eine Oeffnung, welcher er absichtlich nahe geblieben war, und flüsterte dann Jaspern zu — „Die verfluchten Mingo's: Greift zu euern Waffen, Männer, aber verhaltet euch so ruhig, wie die Stämme todter Bäume!"

Jasper eilte mit lautlosen Tritten zum Kahne, und veranlaßte mit höflicher Gewalt Mabel, eine Stellung anzunehmen, durch die ihr ganzer Körper verborgen wurde, obschon es wahrscheinlich über seine Macht gegangen wäre, das Mädchen zu bewegen, ihren Kopf so niedrig zu halten, daß sie nicht noch einen Blick auf die Feinde hätte werfen können. Er stellte sich dann in ihre Nähe und brachte das gespannte Gewehr in Anschlag. Arrowhead und Chingachgook krochen zu dem Versteck und lauerten wie die Schlangen, mit bereitgehaltenen Waffen, während das Weib des Ersteren den Kopf zwischen die Knie beugte, ihn mit ihrem Kattunkleide bedeckte, und sich ganz ruhig und unbeweglich verhielt. Cap zog seine beiden Pistolen aus dem Gürtel, schien aber ganz verlegen zu sein, welchem Kurs er folgen solle. Der Pfadfinder stand bewegungslos. Er hatte gleich im Anfang eine Stellung eingenommen, welche ihm gestattete, mit gutem Erfolge durch die Blätter zu zielen und die Bewegungen der Feinde zu überwachen. Er war zu standhaft, um sich durch diesen kritischen Moment aus der Fassung bringen zu lassen.

Es war in der That ein beengender Augenblick. Gerade, als Mabel die Schulter ihres Führers berührt hatte, zeigten sich drei Irokesen im Wasser an der Biegung des Flusses, etwa hundert Ellen von dem Versteck, und hielten an, um den Strom nach unten zu untersuchen. Sie waren nackt bis zum Gürtel, für einen Feldzug gegen ihre Feinde bewaffnet und mit ihren Kriegsfarben bemalt. Sie schienen über den Weg, den sie zur Verfolgung der Flüchtigen einzuschlagen hätten, unentschieden zu sein: denn der Eine deutete stromabwärts, der Andere aufwärts und der Dritte auf das entgegengesetzte Ufer. Ihre Zweifel waren sichtlich.

Fünftes Kapitel.

Hier der Tod und dort der Tod

Ueberall geschäftig droht.

Shelley.

Es war ein athemloser Augenblick. Die Flüchtigen konnten die Absichten ihrer Verfolger nur aus ihren Geberden und den Zeichen errathen, welche ihnen in der Wuth der getäuschten Erwartung entschlüpften. Daß eine Partie bereits auf ihrer eigenen Fährte zu Land zurückgekehrt war, war fast gewiß, und also der ganze Vortheil, welchen man von dem Kunstgriff mit dem Feuer erwartet hatte, verloren. Diese Betrachtung war jedoch im gegenwärtigen Augenblick von geringem Belang, da die Gesellschaft von Seite derer, welche in dem Wasser herunterkamen, mit augenblicklicher Entdeckung bedroht war. Alle diese Umstände traten wie durch Anschauung vor die Seele des Pfadfinders, welcher die Notwendigkeit einer schnellen Entscheidung erkannte und die Vorbereitungen zum Kampfe traf. Er winkte den beiden Indianern und Jaspern, näher zu kommen, und theilte ihnen flüsternd seine Ansichten mit.

„Wir müssen schlagfertig sein, wir müssen bereit sein," sagte er. „Es sind nur drei von diesen skalplustigen Teufeln, und wir sind fünf, von denen vier als brave Krieger für solch' ein Scharmützel betrachtet werden können. Eau-douce, nehmt Ihr den Burschen, der wie der Tod bemalt ist, auf's Korn; dir, Chingachgook, gebe ich den Häuptling, und Ihr, Arrowhead, müßt Euer Auge auf den Jungen halten. Es darf kein Irrthum stattfinden; denn zwei Kugeln in den nämlichen Körper wären eine sündhafte Verschwendung, wenn man eine Person, wie des Sergeanten Tochter, in Gefahr weiß. Ich selbst will die Reserve bilden, wenn etwa so ein viertes Gewürm erschiene, oder eine eurer Hände sich als unsicher erprobte. Gebt aber nicht Feuer, bis ich es sage. Wir dürfen nur im äußersten Nothfall unsere Büchsen brauchen, da die übrigen Bösewichter den Knall hören würden. Jasper, Junge, wenn sich eine Bewegung hinter uns, vom Ufer her, hören läßt, so verlasse ich mich auf Euch, daß Ihr mit des Sergeanten Tochter den Kahn auslaufen laßt und in Gottes Namen, so schnell Ihr könnt, der Garnison zu treibet."

Der Pfadfinder hatte kaum diese Anweisungen gegeben, als die Annäherung der Feinde das tiefste Stillschweigen nöthig machte.

Die Irokesen kamen langsam den Strom herunter und hielten sich in die Nähe des Gebüsches, welches über das Wasser herhing, indeß das Rauschen der Blätter und das Rasseln der Zweige es bald zur Gewißheit machte, daß ein zweiter Trupp sich längs dem Ufer hinbewegte und mit denen im Wasser gleichen Schritt und gleiche Richtung hielt. Da das von den Flüchtigen künstlich angelegte Gebüsch in einiger Entfernung von dem wahren Ufer lag, so wurden sich die beiden Haufen gerade an den gegenüber liegenden Punkten ansichtig. Sie hielten nun an, und es erfolgte eine Besprechung, welche so zu sagen über den Häuptern der Verborgenen weg geführt wurde. In der That wurden auch unsere Reisenden durch nichts geschützt, als durch die Zweige und Blätter ihrer Pflanzung, welche so biegsam waren, daß sie jedem Luftstrome nachgaben und von jedem mehr als gewöhnlichen Windstoß weggeblasen worden wären. Glücklicherweise führte die Gesichtslinie die Augen der Wilden, sowohl derer, die im Wasser standen, als derer, welche sich am Lande befanden, über das Gebüsch weg, dessen Blätter dicht genug schienen, um jeden Verdacht zu beseitigen. Vielleicht verhinderte blos die Kühnheit dieses Auswegs eine augenblickliche Entdeckung. Die Besprechung, welche nun stattfand, wurde mit Ernst, jedoch in gedämpftem Tone geführt, als ob die Sprechenden die Aufmerksamkeit irgend eines Lauschers vereiteln wollten. Sie geschah in einem Dialekt, welchen sowohl die beiden indianischen Krieger, als auch der Pfadfinder verstand, obschon Jaspern nur ein Theil des Gespräches deutlich wurde.

„Die Fährte ist durch das Wasser weggewaschen," sagte Einer von unten, welcher dem künstlichen Versteck der Flüchtigen so nahe stand, daß man ihn mit dem Salmenspieß, welcher in Jaspers Kahne lag, hätte erreichen können. „Wasser hat sie so rein gewaschen, daß der Hund eines Yengeese ihr nicht zu folgen wüßte."

„Die Bleichgesichter haben das Ufer in ihren Kähnen verlassen," antwortete der Sprecher am Ufer.

„Es kann nicht sein. Die Büchsen unserer Krieger unten sind sicher."

Der Pfadfinder warf Jaspern einen bedeutungsvollen Blick zu und biß die Zähne zusammen, um den Ton seines Athems zu unterdrücken.

„Laß meine jungen Leute um sich blicken, als ob ihre Augen Adler seien," sagte der älteste Krieger unter denen, welche im Fluß wateten. — „Wir sind einen ganzen Mond auf dem Kriegspfad gewesen und haben nur einen Skalp gefunden. Es ist ein Mädchen unter ihnen, und einige unserer Tapfern brauchen Weiber."

Glücklicher Weise gingen diese Worte für Mabel verloren: aber Jaspers Stirne furchte sich tiefer und sein Gesicht glühete.

Die Wilden brachen nun ihre Unterhaltung ab, und unsere Versteckten hörten die langsamen und vorsichtigen Bewegungen ihrer Feinde am Ufer, und das Rasseln des Gebüsches, welches sie auf ihrem Wege behutsam auf die Seite bogen. Sie waren augenscheinlich schon über den Versteck hinaus; aber das Häuflein im Wasser hielt noch an, und prüfte das Ufer mit Augen, welche auf ihren Kriegsfarben wie die Gluth aus Kohlen heraus funkelten. Nach einer Pause von zwei oder drei Minuten fingen auch sie an, stromabwärts zu gehen, obgleich nur Schritt für Schritt, wie Menschen, welche einen verlornen Gegenstand suchen.

In dieser Weise kamen sie an dem künstlichen Schirme vorbei, und der Pfadfinder verzog seinen Mund zu dem herzlichen aber lautlosen Lachen, welches Natur und Gewohnheit zu einer Eigenthümlichkeit dieses Mannes gemacht hatte. Sein Triumph war jedoch voreilig, denn der Letzte des abziehenden Häufleins warf gerade in diesem Moment einen Blick zurück, und hielt plötzlich an. Diese Bewegung und ein vorsichtiges Umschauen verrieth ihnen aus einmal zu ihrem größten Schrecken, daß einige vernachläßigte Büsche den Verdacht erregt hätten.

Es war vielleicht ein Glück für die Verborgenen, daß der Krieger, welcher diese erschreckenden Zeichen eines auftauchenden Verdachtes kundgab, ein Jüngling war, der erst Achtung erwerben mußte. Er wußte, wie wichtig Besonnenheit und Bescheidenheit für einen Menschen von seinen Jahren sei, und fürchtete mehr als Alles das Lächerliche und die Verachtung, die die Folgen eines falschen Lärmens waren. Ohne daher einen der Gefährten zurückzurufen, kehrte er wieder zurück, und während die Andern in dem Flusse weiter schritten, näherte er sich vorsichtig den Büschen, auf die er seine Blicke wie durch einen Zauber gebannt hielt. Einige von den Blättern, welche der Sonne am meisten ausgesetzt geblieden, waren verwelkt, und diese leichte Abweichung von den gewöhnlichen Gesetzen der Natur hatte das rasche Auge eines Indianers auf sich gezogen; denn die Sinne der Wilden werden durch die Uebung so scharf, daß ihnen zumal auf ihrem Kriegspfade, oft die anscheinend unbedeutendsten Dinge den Faden zu Verfolgung ihres Zieles geben.

Die scheinbare Geringfügigkeit der Beobachtung, welche er gemacht hatte, war ein weiterer Grund für den Jüngling, sie seinen Gefährten nicht mitzutheilen. Hatte sie ihn wirklich zu einer Entdeckung geleitet, so war sein Ruhm um so größer, wenn er desselben ungetheilt genoß; und war dieß nicht der Fall, so durfte er hoffen, dem Gelächter zu entgehen, welches die jungen Indianer so sehr scheuen. Hier drohte jedoch die Gefahr eines Hinterhalts und eines Ueberfalls, welche jeden, auch den feurigsten Krieger der Wälder zu einer langsamen und vorsichtigen Annäherung veranlaßt; und in Folge der aus den eben genannten Umstünden fließenden Zögerung waren die zwei Partien bereits fünfzig bis sechzig Ellen weiter abwärts gekommen, ehe der junge Wilde der Anpflanzung Pfadfinders so nahe gerückt war, daß er sie mit den Händen erreichen konnte.

Ungeachtet ihrer kritischen Lage hatte die ganze Gesellschaft in dem Verstecke ihre Augen fest auf das bewegte Gesicht des jungen Irokesen gerichtet, auf welchem sich der Kampf seiner Gefühle deutlich zeichnete. Das erste war die lebhafte Hoffnung, einen Erfolg zu erringen, wo einige der Erfahrensten seines Stammes bereits irre gegangen waren, und einen Ruhm zu erwerben, wie er selten einem Manne von seinem Alter, oder einem Muthigen auf dem ersten Kriegspfade zu Theil wird: dann folgten Zweifel, da die welken Blätter sich wieder zu erheben, und in den Strömungen der Luft aufzuleben schienen; und endlich ließ der Argwohn einer vorhandenen Gefahr die erregten Gefühle in seinen Zügen ihr beredtes Spiel treiben.

Die durch die Hitze hervorgebrachte Veränderung des Gebüsches, dessen Stämme im Wasser standen, war nur so leicht gewesen, daß der Irokese, als er wirklich die Hand an die Blätter legte, zu der Vermuthung kam, er habe sich getäuscht. Da aber Niemand bei einem strengen Verdacht die naheliegenden Mittel, seine Zweifel zu berichtigen, verabsäumt, so bog der junge Krieger vorsichtig die Zweige auf die Seite, und war mit einem Tritte in dem Versteck, wo die Gestalten der darin Befindlichen wie eben so viele athemlose Statuen seinen Blicken entgegentraten. Der dumpfe Ausruf, das leichte Zurückfahren und das glänzende Auge des Feindes wurden kaum gesehen und gehört, als sich der Arm Chingachgooks erhob, und der Tomahawk des Delawaren auf den nackten Schädel seines Gegners niedersank. Der Irokese erhob wüthend die Hände, stürzte rückwärts, und fiel an einer Stelle in's Wasser, wo der Strom den Körper wegführte, dessen Glieder noch im Todeskampfe zuckten. Der Delaware machte einen kräftigen, aber erfolglosen Versuch, seinen Arm zu ergreifen, in der Hoffnung, sich des Skalps zu bemächtigen; aber das blutgestreifte Wasser wirbelte stromabwärts, und führte seine bebende Last mit sich fort.

Alles dieses geschah in weniger als einer Minute, und erschien dem Auge so plötzlich und unerwartet, daß Leute, welche weniger an die Kriegsfahrten der Wälder gewöhnt waren, als der Pfadfinder und seine Genossen, nicht sogleich gewußt hätten, was beginnen.

„Es ist kein Augenblick zu verlieren," sagte Jasper mit ernster, aber gedämpfter Stimme, indem er das Gebüsch auf die Seite drückte. „Thut, was ich thue, Meister Cap, wenn Ihr Eure Nichte gerettet wissen wollt; und Sie, Mabel, legen Sie sich der Länge nach in dem Kahne nieder."

Er hatte diese Worte kaum gesprochen, als er den Bug des leichten Bootes ergriff, es, im Wasser watend, längs dem Ufer hinschleppte, wobei Cap ihn am Stern unterstützte — sich so nahe als möglich an das Ufer hielt, um von den Wilden nicht bemerkt zu werden, und die obere Wendung des Flusses zu gewinnen suchte, welche die Gesellschaft mit Sicherheit vor dem Feind verbergen mochte. Des Pfadfinders Kahn lag zunächst am Lande, und mußte deßhalb zuletzt das Ufer verlassen. Der Delaware sprang an's Land, und verlor sich in den Wald, da er es für seine Aufgabe hielt, den Feind in dieser Gegend zu überwachen, indeß Arrowhead seinen weißen Gefährten beim Flottmachen des Kahnes unterstützte — um Jaspern folgen zu können. Alles dieses war das Werk eines Augenblicks; als aber Pfadfinder die Strömung an der Flußmündung erreicht hatte, fühlte er plötzlich ein Leichterwerden des Gewichtes, welches er führte, und bei einem Rückblick entdeckte er, daß der Tuscarora mit seinem Weib ihn verlassen hatte. Der Gedanke an Verrath blitzte in seiner Seele auf; aber es war keine Zeit, anzuhalten. Der Klageruf, der sich weiter unten im Fluß erhob, verkündete, daß der weggeschwemmte Körper des jungen Indianers bei seinen Freunden angelangt war. Der Knall einer Flinte folgte, und nun sah der Wegweiser, daß Jasper, nachdem er die Flußbeugung umrudert hatte, den Strom quer durchschnitt und Beide, Jasper aufrecht stehend im Stern des Kahnes, und Cup am Bug sitzend, das leichte Fahrzeug mit kräftigen Ruderschlägen vorwärts trieben. Ein Blick, ein Gedanke, ein Auskunftsmittel erfolgte rasch auf einander in der Seele eines Mannes, der so sehr an die Wechselfälle des Grenzkriegs gewöhnt war. Er sprang schnell in das Hintertheil seines Kahnes, drängte ihn mit einem kräftigen Stoß in die Strömung, und fing gleichfalls an, den Strom so weit unten zu kreuzen, daß seine Person eine Zielscheibe für den Feind abgeben mochte, indem er wohl wußte, daß ihr eifriges Verlangen, sich einer Kopfhaut zu versichern, alle anderen Gefühle überwältigen würde.

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