Kitabı oku: «Jane Austen: Emma (Neu bearbeitete deutsche Ausgabe)», sayfa 2

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2. Kapitel

Mr. Weston stammte aus Highbury, er war in einer angesehenen Familie geboren, die während der letzten zwei oder drei Generationen zu Rang und Besitz gekommen war. Er hatte eine gute Erziehung genossen, aber da es ihm schon früh im Leben gelungen war, zu einer bescheidenen Unabhängigkeit zu kommen, lagen ihm die einfacheren Berufe nicht mehr, denen seine Brüder nachgingen und es war für seinen aktiven, lebhaften Geist genau das richtige gewesen, in die neugegründete Bürgerwehr der Grafschaft einzutreten.

Captain Weston war allgemein beliebt; und als die Wechselfälle seines Militärlebens ihn mit Miss Churchill, aus bedeutender Yorkshire‐Familie, zusammenführten und diese sich in ihn verliebte, wunderte sich niemand darüber, außer ihrem Bruder und dessen Frau, die ihn nie gesehen hatten und so von Stolz und Wichtigtuerei erfüllt waren, dass sie die Verbindung übel nahmen.

Miss Churchill indessen, volljährig und im uneingeschränkten Besitz ihres Vermögens – obwohl dieses zu dem Familienbesitz in keinem Verhältnis stand – ließ sich von dieser Eheschließung nicht abbringen und die Hochzeit fand zur unendlichen Kränkung von Mr. und Mrs. Churchill statt, die sie mit angemessenem Anstand verstießen. Es war eine unpassende Verbindung, die nicht viel Glück brachte. Mrs. Weston hätte eigentlich mehr darin finden können, denn sie hatte einen Ehemann, dessen warmes Herz und freundliche Veranlagung ihn denken ließ, dass ihr für die große Gefälligkeit, in ihn verliebt zu sein, alles zustehe, aber obwohl sie irgendwie Geist hatte, war es nicht gerade der richtige. Sie hatte genügend Entschlusskraft bewiesen, ihren eigenen Willen gegen den ihres Bruders durchzusetzen, aber wiederum nicht genug, ihr unvernünftiges Bedauern ob ihres Bruders ebenso unvernünftigen Zorn zu unterdrücken oder den Luxus ihres früheren Heims zu vermissen. Sie lebten über ihre Verhältnisse, trotzdem war alles mit Enscombe nicht zu vergleichen; sie liebte ihren Mann zwar noch immer, aber sie wollte gleichzeitig Captain Westons Frau und Miss Churchill auf Enscombe sein.

Es erwies sich für Captain Weston, von dem alle, besonders die Churchills, annahmen, er sei eine hervorragende Verbindung eingegangen, dass er bei diesem Handel am allerschlechtesten weggekommen war; denn als seine Frau nach dreijähriger Ehe starb, war er eher ärmer als vorher und hatte noch für ein Kind zu sorgen. Man nahm ihm indessen diese Ausgaben bald ab. Der Junge war, mit dem zusätzlich mildernden Anspruch der langen Krankheit seiner Mutter, das Mittel zu einer Art von Versöhnung geworden; und da Mr. und Mrs. Churchill keine eigenen Kinder noch irgendein anderes junges Wesen hatten, für das sie hätten sorgen müssen, machten sie kurz nach dem Tode von Mrs. Weston das Angebot, den kleinen Frank ganz in ihre Obhut zu nehmen. Der verwitwete Vater mag vielleicht einige Skrupel gehabt und einiges Widerstreben empfunden haben, aber andere Erwägungen ließen ihn diese überwinden und das Kind wurde der Obhut und dem Reichtum der Churchills übergeben; er selbst brauchte sich nur noch um sein eigenes Wohlergehen zu kümmern und darnach zu trachten, seine Lage zu verbessern, so gut es ging.

Eine völlige Lebensumstellung wurde wünschenswert. Er trat aus der Bürgerwehr aus und beschäftigte sich mit Handel, da er Brüder hatte, die darin in London schon gut etabliert waren, was ihm einen vorteilhaften Start ermöglichte. Es war ein Unternehmen, das ihm gerade genug Arbeit brachte. Er hatte noch immer ein kleines Haus in Highbury, wo er fast alle seine freien Tage verbrachte; und so gingen die nächsten achtzehn oder zwanzig Jahre seines Lebens zwischen nützlicher Beschäftigung und den Zerstreuungen der Gesellschaft angenehm dahin. Er hatte in der Zwischenzeit genügend Vermögen erworben – ausreichend, um sich den Kauf eines kleinen Besitzes nahe Highbury zu ermöglichen, den er sich immer gewünscht hatte. Ausreichend, um selbst eine Frau wie Miss Taylor zu heiraten, die keine Aussteuer besaß und ganz nach den Neigungen seiner freundlichen und geselligen Veranlagung zu leben.

Es war jetzt schon einige Zeit her, seit Miss Taylor begonnen hatte, seine Pläne zu beeinflussen, aber es war nicht der tyrannische Einfluss, den Jugend auf Jugend ausübt, sein Entschluss, sich nicht niederzulassen, ehe er Randalls kaufen könne, war nicht erschüttert worden, und er hatte dem Verkauf dieses Besitzes lange entgegengesehen, aber er hatte mit diesem Objekt in Aussicht ständig weitergemacht, bis alles verwirklicht war. Er hatte ein Vermögen erworben, sein Haus gekauft, eine Frau gefunden und einen neuen Lebensabschnitt begonnen, der alle Möglichkeiten größeren Glücks barg, als jener, der hinter ihm lag. Er war nie unglücklich gewesen, selbst in seiner ersten Ehe hatte sein eigenes Temperament ihn davor bewahrt, aber erst die zweite sollte ihm zeigen, wie wunderbar eine urteilsfähige und wahrhaft liebende Frau sein kann und ihm den erfreulichsten Beweis dafür liefern, dass es wesentlich besser sei zu wählen, anstatt gewählt zu werden, Dankbarkeit zu erwecken anstatt sie zu empfinden.

Er brauchte nur eine ihm genehme Wahl zu treffen, sein Vermögen gehörte ausschließlich ihm, denn was Frank betraf, war dieser stillschweigend als Erbe seines Onkels erzogen worden; es war eine offen anerkannte Adoption, und Frank sollte, wenn er mündig würde, den Namen Churchill annehmen. Es war infolgedessen höchst unwahrscheinlich, dass er je die Unterstützung seines Vaters benötigen würde. Dieser machte sich deswegen auch keine Sorgen. Die Tante war eine launische Frau und beherrschte ihren Mann völlig; aber es lag nicht in Mr. Westons Naturell, sich vorzustellen, dass eine Laune stark genug sein könnte, um jemand, der so geliebt wurde und der, wie er annahm, auch verdiente, geliebt zu werden, zu beeinflussen. Er sah seinen Sohn jedes Jahr in London und war stolz auf ihn; und diese liebevolle Beschreibung von ihm als einem ausgezeichneten jungen Mann ließ auch Highbury irgendwie stolz auf ihn sein. Er wurde als genügend zum Ort gehörig betrachtet, um seine Eigenschaften und Aussichten zu einer Sache von allgemeiner Anteilnahme zu machen.

Mr. Frank Churchill war der Stolz von Highbury, und alle waren außerordentlich neugierig darauf, ihn zu sehen, obwohl das Kompliment so wenig erwidert wurde, dass er in seinem ganzen Leben noch nie dort gewesen war. Man sprach zwar oft davon, dass er kommen und seinen Vater besuchen würde, aber es wurde nie Wirklichkeit.

Jetzt, nach der Heirat seines Vaters, nahm man allgemein an, der Besuch solle als gebührende Aufmerksamkeit stattfinden. Es gab in der ganzen Stadt darüber keine abweichende Meinung, weder als Mrs. Perry mit Mrs. und Miss Bates Tee trank, noch als diese den Besuch erwiderten. Nun war es für Frank Churchill an der Zeit, sich bei ihnen sehen zu lassen, und die Hoffnung nahm zu, als man hörte, er habe seiner neuen Mutter in der Angelegenheit geschrieben. Für ein paar Tage wurde der nette Brief, den Mrs. Weston erhalten hatte, in jeder Vormittagsvisite erwähnt. »Ich nehme an, Sie haben von dem netten Brief gehört, den Mr. Frank Churchill an Mrs. Weston geschrieben hat? Ich glaube, es war wirklich ein netter Brief. Mr. Woodhouse erzählte mir davon. Er hat den Brief gesehen und er sagt, er habe nie in seinem Leben einen netteren Brief gesehen.«

Es war wirklich ein höchst geschätzter Brief. Mrs. Weston hatte sich natürlich von dem jungen Mann sehr vorteilhafte Vorstellungen gemacht; und solch freundliche Aufmerksamkeit war ein unwiderleglicher Beweis für seinen ausgeprägten gesunden Menschenverstand und ein höchstwillkommener

Beitrag zu all den Glückwunschäußerungen, die ihre Heirat ihr schon beschert hatte. Sie hatte das Gefühl, eine sehr glückliche Frau zu sein, und sie lebte schon lange genug, um zu wissen, dass man sie mit Recht glücklich schätzen könne. Ihr einziger Kummer war die teilweise Trennung von Freunden, deren Freundschaft für sie sich nie abgekühlt hatte und für die es nicht leicht gewesen war, sich von ihr trennen zu müssen.

Sie wusste, dass man sie zuweilen vermisste, und konnte nicht ohne Schmerz daran denken, Emma könnte auch nur ein einziges Vergnügen versäumen oder sich auch nur eine Stunde langweilen, weil ihre Gesellschaft ihr abging; aber die gute Emma hatte keinen schwachen Charakter und war der Lage besser gewachsen, als die meisten Mädchen es gewesen wären. Sie hatte gesunden Menschenverstand, Energie und Auftrieb, weshalb man hoffen konnte, dass sie gut und glücklich über die kleinen Schwierigkeiten und Entbehrungen hinwegkommen würde. Und dann lag auch eine Beruhigung in der geringen Entfernung Randalls von Hartfield, bequem selbst für allein spazierengehende weibliche Wesen und in Mr. Westons Charakter und Verhältnissen, wo auch die herannahende Jahreszeit kein Hindernis sein würde, die Hälfte der Abende in der Woche gemeinsam zu verbringen.

Mrs. Weston betrachtete ihre ganze Lebenssituation mit Dankbarkeit, die nur für Augenblicke Bedauern aufkommen ließ. Ihre Zufriedenheit – eine Zufriedenheit, die das übliche Maß überstieg – die Freude über ihren Besitz war so offenbar, dass Emma, obwohl sie ihren Vater zu kennen glaubte, sich manchmal darüber wunderte, dass er die »arme Miss Taylor« noch immer bedauerte, wenn sie sie auf Randalls inmitten jeglichen häuslichen Komforts verließen, oder wenn sie sie am Abend weggehen sahen, von einem aufmerksamen Ehemann zur eigenen Kutsche geleitet. Aber sie ging niemals, ohne dass Mr. Woodhouse leise seufzte und sagte:

»Ach, die arme Miss Taylor! Sie wäre so froh, wenn sie bleiben könnte.«

Sie würden weder Miss Taylor zurückgewinnen, noch bestand Aussicht, dass das Bemitleiden aufhören würde; aber einige Wochen brachten Mr. Woodhouse doch eine gewisse Erleichterung. Die Glückwünsche der Nachbarn hatten aufgehört, er wurde nicht mehr länger mit Gratulationen zu diesem traurigen Ereignis belästigt; und der Hochzeitskuchen, der ihm so viele Qualen bereitet hatte, war gänzlich verzehrt worden. Sein eigener Magen konnte nichts Schweres vertragen, und er vermochte sich nie vorzustellen, dass andere Leute anders seien als er. Was ihm nicht bekam, das betrachtete er auch für andere als ungeeignet; und er hatte ihnen deshalb ernsthaft ausreden wollen, überhaupt von dem Hochzeitskuchen zu nehmen; und als sich dies als vergeblich erwies, ebenso ernsthaft versucht zu verhindern, dass jemand davon aß. Er hatte sich sogar die Mühe gemacht, Mr. Perry, den Apotheker, deshalb zu konsultieren. Mr. Perry war ein intelligenter Mann von guter Erziehung, und seine Besuche waren eine der Annehmlichkeiten in Mr. Woodhouses Leben; als er gefragt wurde, musste er (allerdings, so schien es, sehr gegen seine innere Neigung) bestätigen, dass Hochzeitskuchen sicherlich vielen nicht bekomme – vielleicht den allermeisten, wenn man ihn nicht mit Maß genieße. Mit dieser Meinung, die seine eigene bestätigte, hoffte Mr. Woodhouse jeden Besucher des jung verheirateten Paares beeinflussen zu können; aber der Kuchen wurde dennoch gegessen und es gab für seine wohlwollenden Nerven keine Ruhe, ehe er nicht verschwunden war.

Es ging ein Gerücht in Highbury um, man habe all die kleinen Perrys mit einem Stück von Mrs. Westons Hochzeitskuchen in der Hand gesehen; aber Mr. Woodhouse wollte es nicht glauben.

3. Kapitel

Mr. Woodhouse hatte auf seine Art gern Gesellschaft. Er liebte es, wenn seine Freunde ihn besuchen kamen; und er konnte aus verschiedenen Gründen, wegen seiner langen Anwesenheit in Hartfield, seiner Gutmütigkeit, seinem Vermögen und seiner Tochter, die Besuche seines kleinen Freundeskreises weitgehend so steuern, wie es ihm passte. Er hatte mit Familien außerhalb dieses Kreises wenig Verkehr; sein Grauen vor langem Aufbleiben und großen Dinner‐Einladungen ließen nur solche Bekanntschaften zu, die ihn entsprechend seinen eigenen Bedingungen besuchten. Glücklicherweise wohnten viele von ihnen in Highbury, das Randalls im gleichen Pfarrbezirk und Donwell Abbey, den Sitz Mr. Knightleys im angrenzenden Pfarrbezirk einschloss. Manchmal, wenn Emma ihn dazu überreden konnte, hatte er einige der Auserwählten und Besten zum Dinner bei sich; aber im allgemeinen zog er Abendeinladungen vor; und wenn er sich nicht gerade für Gesellschaft ungeeignet fühlte, gab es in der Woche kaum einen Abend, an dem Emma nicht den Kartentisch für ihn aufstellen konnte.

Echte Freundschaft von langer Dauer brachte die Westons und Mr. Knightley ins Haus und bei Mr. Elton, einem Junggesellen wider Willen, bestand kaum die Gefahr, dass er das Vorrecht verschmähte, einen trostlosen, einsam verbrachten Abend gegen die Eleganz und Gesellschaft des Woodhouse’schen Empfangszimmers und das Lächeln der hübschen Tochter einzutauschen.

Nach diesen Gästen kam eine zweite Garnitur; von denen Mrs. und Miss Bates sowie Mrs. Goddard am leichtesten erreichbar waren; drei Damen, die zu einem Besuch in Hartfield jederzeit bereit waren, die so oft abgeholt und wieder nach Hause gebracht wurden, wie Mr. Woodhouse glaubte, es den Pferden und James zumuten zu können. Es wäre indessen eine Kränkung gewesen, wenn dies nur einmal im Jahr stattgefunden hätte.

Mrs. Bates, die Witwe eines früheren Vikars von Highbury, war eine sehr alte Dame, die außer über Teetrinken und ein Spiel Quadrille über alles hinaus war. Sie lebte mit ihrer einzigen Tochter in äußerst bescheidenen Verhältnissen, sie wurde mit all der Rücksicht und dem Respekt behandelt, den eine harmlose alte Dame deren Lebensumstände ungünstig sind, erwarten konnte. Für eine Frau, die weder jung, noch hübsch, noch reich, noch verheiratet war, erfreute sich ihre Tochter einer außerordentlichen Beliebtheit. Dadurch, dass sie so hoch in der öffentlichen Gunst stand, befand sich Miss Bates in denkbar misslicher Lage; und sie besaß nicht die geistige Überlegenheit, mit sich selbst fertig zu werden, oder denen, die sie nicht mochten, wenigstens äußerlich Respekt abzunötigen. Sie hatte sich nie der Schönheit oder Klugheit rühmen können. Ihre Jugend war unauffällig verlaufen und ihre mittleren Lebensjahre waren der Pflege einer kränkelnden Mutter und dem Bestreben gewidmet, ihr kleines Einkommen so weit als möglich zu strecken. Dennoch war sie eine glückliche Frau, von der noch dazu niemand ohne Wohlwollen sprach. Dieses Wunder wurde durch ihre allumfassende Freundlichkeit und ihr zufriedenes Gemüt bewirkt. Jedermann hatte sie gern, sie war an jedermanns Glück interessiert, erkannte schnell die Vorzüge eines Menschen, hielt sich selbst für das glücklichste Geschöpf, das von den Wohltaten des Lebens, wie einer vortrefflichen Mutter und vielen guten Nachbarn und Freunden umgeben war, sie besaß ein Heim, in dem es an nichts fehlte. Die Einfachheit und Fröhlichkeit ihres Naturells ließen sie jedermann angenehm erscheinen und waren für sie eine Quelle des Glücks. Sie konnte auch über kleine Dinge viel erzählen, was für Mr. Woodhouse genau das Richtige war, und sie war stets voll trivialer Gedanken und harmlosen Klatsches.

Mrs. Goddard war Leiterin einer Schule – nicht eines Seminars oder einer Anstalt oder sonst etwas, das in langen Sätzen gehobenen Unsinns behauptete, fortschrittliche Errungenschaften mit eleganter Tugendhaftigkeit, mit neuen Grundsätzen und neuen Systemen zu verbinden – wo junge Damen für horrende Summen aus der Gesundheit in die Eitelkeit gedrängt werden –; sondern eines richtigen, ehrlichen, altmodischen Internats, wo vernünftige Leistungen zu einem ebensolchen Preis geboten werden und wohin man Mädchen schickt, damit sie aus dem Wege sind und sich ein bisschen Bildung zusammenkratzen, ohne Gefahr zu laufen, als Wunderkinder nach Hause zurückzukehren. Mrs. Goddards Schule hatte den besten Ruf und verdiente ihn auch; denn Highbury galt als besonders gesunder Ort; sie besaß ein weiträumiges Haus mit Garten, gab den Kindern reichlich und nahrhaft zu essen, ließ sie im Sommer viel herumlaufen und behandelte im Winter eigenhändig ihre Frostbeulen. Es war deshalb kein Wunder, dass jetzt ein Gefolge von zwanzig jungen Mädchenpaaren ihr zur Kirche folgte. Sie war eine schlichte, mütterliche Frau, die in ihrer Jugend hart gearbeitet hatte und die deshalb jetzt ein Recht darauf zu haben glaubte, sich bei einer gelegentlichen Teevisite zu erholen, und da sie von früher Mr. Woodhouses Freundlichkeit viel schuldete, fühlte sie sich dazu verpflichtet, ihr gepflegtes, ringsum mit feinen Handarbeiten garniertes Wohnzimmer verlassen zu müssen, um am Kamin einige Sixpence‐Stücke zu gewinnen oder zu verlieren.

Es waren diese Damen, die Emma am leichtesten zusammenbringen konnte, und sie freute sich für ihren Vater, dass dies in ihrer Macht stand, obwohl es für sie selbst kein Gegenmittel für die Abwesenheit Mrs. Westons war. Sie war entzückt, wenn ihr Vater zufrieden aussah, und freute sich, derartiges so gut arrangieren zu können, aber das langweilige Geschwätz dieser drei Frauen ließ sie empfinden, jeder so verbrachte Abend sei genau das, was sie voll Furcht vorausgeahnt hatte.

Als sie eines Morgens wieder einmal so da saß und voraussah, dass auch dieser Tag genauso enden würde, brachte man ihr eine Nachricht von Mrs. Goddard, die respektvoll anfragte, ob man ihr gestatten würde, Miss Smith mitzubringen; eine hochwillkommene Anfrage, denn Miss Smith war ein siebzehnjähriges Mädchen, das Emma vom Sehen gut kannte und für das sie schon lange seiner Schönheit wegen Interesse empfand. Eine freundliche Einladung ging zurück und die schöne Herrin des Hauses brauchte vor dem Abend keine Angst mehr zu haben.

Harriet Smith war die natürliche Tochter von irgend jemand. Irgend jemand hatte sie vor ein paar Jahren in Mrs. Goddards Schule untergebracht und hatte sie unlängst zum Rang einer bevorzugten Schülerin erhoben, die bei der Schulleiterin wohnt. Das war alles, was über ihre Vergangenheit allgemein bekannt war. Sie hatte offensichtlich außer denen, die sie in Highbury kennengelernt hatte, keine Freunde und war gerade von einem langen Besuch bei einigen jungen Damen auf dem Land zurückgekehrt, die dort mit ihr zur Schule gegangen waren.

Sie war ein sehr hübsches Mädchen und stellte zufällig den Schönheitstyp dar, den Emma besonders bewunderte. Sie war klein, wohlgerundet und hellhäutig, mit blühendem Teint, blauen Augen, hellem Haar, regelmäßigen Zügen und einem Ausdruck großer Sanftheit; und noch ehe der Abend zu Ende ging, war Emma von ihrer Person und ihrem Benehmen gleichermaßen entzückt und fest entschlossen, die Bekanntschaft fortzusetzen.

Ihr fiel zwar an Miss Smiths Unterhaltung nichts besonders Kluges auf, aber sie fand sie im ganzen sehr gewinnend, nicht unkonventionell schüchtern, nicht abgeneigt zu plaudern, und dennoch weit davon entfernt, aufdringlich zu sein, sie zeigte angemessene und schickliche Zurückhaltung, schien erfreut und dankbar zu sein, dass man sie nach Hartfield eingeladen hatte, und so natürlich davon beeindruckt, dass alles einen viel schöneren Stil aufwies, als sie gewöhnt war, sie schien gesunden Menschenverstand zu besitzen und Ermutigung zu verdienen. Diese sanften blauen Augen und all die natürliche Anmut sollten nicht an die zweitklassige Gesellschaft von Highbury und deren Bekanntenkreis verschwendet werden. Ihre bisherigen Bekanntschaften waren ihrer natürlich unwürdig. Die Freunde, die sie erst vor kurzem verlassen hatte, mussten ihr schaden, obwohl sie bestimmt sehr anständige Menschen waren. Es handelte sich um eine Familie namens Martin, die Emma vom Hörensagen kannte, sie hatte von Mr. Knightley einen großen Hof gepachtet und wohnte im Pfarrbezirk von Donwell – wahrscheinlich sehr achtbar, da Mr. Knightley viel von ihr hielt; aber sie war sicherlich grob und ungebildet und als intime Freunde eines Mädchens völlig ungeeignet, dem nur noch einige Kenntnisse und Eleganz fehlten, um vollkommen zu sein. Sie würde sie überwachen; sie veredeln, sie von ihren unpassenden Bekanntschaften absondern und sie in die gute Gesellschaft einführen, auch ihre Meinung und ihre Manieren bilden. Es wäre ein interessantes und bestimmt gut gemeintes Unterfangen, das ihrer eigenen Lebenssituation, ihrer Muße und ihren Kräften wohl anstehen würde.

Sie war so eingehend damit beschäftigt, diese sanften blauen Augen zu bewundern, zu plaudern und zuzuhören und nebenbei Pläne zu schmieden, dass der Abend ungewöhnlich schnell verging und das Supper, das stets solche Einladungen abschloss und vor dem sie meist nur herumsaß und die richtige Zeit abwartete, war fertig und in der Nähe des Feuers angerichtet, ehe sie es bemerkte. Mit einer größeren Bereitwilligkeit und größerem Eifer als sonst, dennoch dankbar für die Anerkennung, alles richtig zu machen, mit einem guten Willen und viel Freude über die eigenen Ideen tat sie alles, was dem Mahl zur Ehre gereichte, half bei der Bedienung und empfahl mit Nachdruck die überbackenen Austern, weil sie wusste, sie würde dem frühen Zubettgehen und den höflichen Skrupeln ihrer Gäste damit entgegenkommen.

Bei solchen Gelegenheiten kämpften in Mr. Woodhouse die widersprüchlichsten Gefühle miteinander. Er hatte es gern, wenn das Tischtuch aufgelegt wurde, da dies in seiner Jugend üblich gewesen war; aber er bedauerte aus der Überzeugung, Abendmahlzeiten seien ungesund, dass etwas darauf serviert wurde; und während er seinen Besuchern in seiner Gastfreundlichkeit eigentlich alles gönnte, war er um ihre Gesundheit in Sorge, da sie trotzdem essen würden.

Das einzige, was er mit eigener Zustimmung empfehlen konnte, war ein kleines Schälchen dünnen Haferschleims, wie er es aß; und obwohl er sich zusammennahm, während die Damen mit Behagen angenehmere Dinge verspeisten, konnte er es nicht unterlassen zu sagen:

»Mrs. Bates, ich möchte Ihnen vorschlagen, es mit einem dieser Eier zu versuchen. Ein sehr weich gekochtes Ei ist nicht ungesund. Serle versteht am besten, ein Ei zu kochen. Ich würde es Ihnen nicht empfehlen, wenn jemand anderer es gekocht hätte – aber sie brauchen nichts zu befürchten, wie sie sehen, sind sie sehr klein – eines unserer kleinen Eier wird Ihnen nicht schaden. Miss Bates, lassen Sie sich von Emma ein kleines Stück Torte vorlegen – nur ein sehr kleines. Es gibt bei uns ausschließlich Apfeltorte. Sie brauchen keine Angst vor ungesunden Konserven zu haben. Ich rate indessen nicht zu dem Rahmpudding. Mrs. Goddard, wie wäre es mit einem halben Glas Wein? Ein kleines halbes Glas, mit Wasser vermischt? Ich glaube nicht, dass es Ihnen schlecht bekommen würde.«

Emma ließ ihren Vater reden, während sie die Gäste zufriedenstellend versorgte; und es machte ihr besonderes Vergnügen, sie gerade an diesem Abend befriedigt nach Hause zu schicken. Miss Smiths Glückseligkeit entsprach ganz ihren Absichten, denn Miss Woodhouse war in Highbury solch eine bedeutende Persönlichkeit, dass die Aussicht, ihr vorgestellt zu werden, eben soviel Bestürzung wie Freude ausgelöst hatte; aber das bescheidene, dankbare kleine Mädchen verabschiedete sich im Gefühl größter Dankbarkeit, entzückt über die Freundlichkeit, mit der Miss Woodhouse es während des ganzen Abends behandelt und ihm beim Abschied auch noch tatsächlich die Hand geschüttelt hatte.

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