Kitabı oku: «Jane Austen: Emma (Neu bearbeitete deutsche Ausgabe)», sayfa 4

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5. Kapitel

»Ich weiß nicht, Mrs. Weston, was Sie von der großen Intimität zwischen Emma und Harriet Smith halten«, sagte Mr. Knightley, »aber ich betrachte sie als ein Übel.«

»Ein Übel! Sie betrachten sie wirklich als ein Übel? – Warum eigentlich?«

»Weil ich glaube, dass keine der anderen gut tut.«

»Das wundert mich! Emma muss Harriet gut tun; und da diese für sie ein neues Interessenobjekt darstellt, möchte ich behaupten, dass Harriet Emma gut tut. Ich habe ihre Intimität mit dem größten Vergnügen beobachtet. Wie verschieden wir darin denken! Nicht anzunehmen, dass sie einander gut tun! Das ist bestimmt der Beginn einer unserer Auseinandersetzungen wegen Emma, Mr. Knightley.«

»Sie denken vielleicht, ich sei absichtlich gekommen, um mit Ihnen zu streiten, weil ich weiß, dass Mr. Weston nicht da ist und Sie sich deshalb allein verteidigen müssen.«

»Mr. Weston würde mich zweifellos unterstützen, wenn er da wäre, denn er denkt über die Sache genauso wie ich. Wir sprachen erst gestern darüber und waren uns einig, was für ein Glück es für Emma sei, dass sich in Highbury ein geeignetes Mädchen findet, mit dem sie sich anfreunden kann. Mr. Knightley, ich halte sie in dieser Sache nicht für einen gerechten Richter. Sie sind so sehr daran gewöhnt, allein zu leben, dass Sie den Wert eines Gefährten nicht erkennen; und vielleicht kann ein Mann überhaupt nicht beurteilen, wie wohl sich eine Frau in der Gesellschaft einer anderen Frau fühlt, nachdem sie ihr ganzes Leben lang daran gewöhnt war. Ich kann mir Ihre Einwände gegen Harriet Smith vorstellen. Sie ist nicht die überlegene junge Frau, die eine Freundin von Emma sein sollte. Aber da Emma sie andererseits besser erziehen möchte, könnte es für sie ein Anreiz sein, selbst mehr zu lesen. Sie werden zusammen lesen. Es ist ihr ernst damit, das weiß ich.«

»Emma hatte schon seit ihrem zwölften Lebensjahr immer die Absicht, mehr zu lesen. Ich habe schon viele Listen von Büchern gesehen, die sie von Zeit zu Zeit zusammengestellt hatte und die sie gründlich lesen wollte – diese Listen waren gut ausgewählt und ordentlich aufgestellt, manchmal alphabetisch und manchmal nach anderen Gesichtspunkten. Die Liste, welche sie aufstellte, als sie erst vierzehn war – ich erinnere mich, dass sie ihrer Urteilsfähigkeit Ehre machte, weshalb ich sie einige Zeit aufhob. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie auch jetzt wieder eine sehr gute Liste zusammengestellt hat. Aber ich habe die Erwartung aufgegeben, dass Emma jetzt regelmäßig lesen wird. Sie wird sich nie etwas unterziehen, das Fleiß und Geduld erfordert, nie die Phantasie dem Verstand unterordnen. Wo Miss Taylor keine Anregung geben konnte, kann Harriet Smith mit Sicherheit gar nichts ausrichten. Sie konnten sie nie dazu bringen, auch nur halb soviel zu lesen, wie sie es wünschten. Sie wissen, dass es Ihnen nicht gelang.«

»Ich glaube wohl«, erwiderte Mrs. Weston lächelnd, »dass ich damals so dachte; aber ich kann mich nicht erinnern, dass Emma, seit wir uns getrennt haben, etwas nicht getan hätte, das ich wünschte.«

»Ich habe keineswegs den Wunsch, derartige Erinnerungen aufzufrischen«, sagte Mr. Knightley verständnisvoll und er wusste momentan nicht weiter. »Aber ich«, fügte er bald darauf hinzu, »dem kein derartiger Zauber die Sinne vernebelt, muss immer noch sehen, hören und mich erinnern. Emma wurde immer verwöhnt, weil sie die Anstelligste der Familie ist. Sie hatte das Pech, mit zehn Jahren Fragen beantworten zu können, die ihre Schwester mit siebzehn vor ein Rätsel stellten. Emma war immer flink und selbstsicher, Isabella langsam und schüchtern. Seit ihrem zwölften Lebensjahr war Emma Herrin über das Haus und über die Menschen darin. In ihrer Mutter verlor sie die einzige Person, die mit ihr fertig geworden wäre. Sie hat die Talente ihrer Mutter geerbt, und sie muss sehr von ihr abhängig gewesen sein.«

»Ich hätte mir selbst leid tun müssen, Mr. Knightley, wenn ich von Ihrer Empfehlung abhängig gewesen wäre, hätte ich Mr. Woodhouses Familie verlassen und mir eine andere Stellung suchen wollen; ich glaube nicht, dass sie bei irgend jemand ein gutes Wort für mich eingelegt hätten. Ich bin sicher, dass Sie mich immer als ungeeignet für den Posten hielten, den ich bekleidete.«

»Ja«, sagte er lächelnd, »Sie sind hier viel besser am Platze; Sie eignen sich gut als Frau, aber nicht als Erzieherin. Aber Sie konnten sich, solange Sie auf Hartfield waren, die ganze Zeit darauf vorbereiten, eine ausgezeichnete Ehefrau zu werden. Sie haben Emma vielleicht nicht ganz die vollkommene Erziehung gegeben, wie ihre Fähigkeiten es zu verheißen schienen, aber Sie erhielten von ihr eine solche in der sehr wichtigen Voraussetzung für das Eheleben, nämlich der, Ihren eigenen Willen unterzuordnen und zu tun, was man von Ihnen verlangt; und hätte Weston mich gebeten, ihm eine Frau zu empfehlen, dann hätte ich bestimmt Miss Taylor genannt.«

»Danke. Aber es liegt wenig Verdienst darin, einem Mann wie Mr. Weston eine gute Frau zu sein.«

»Um die Wahrheit zu sagen, ich befürchte wirklich, Ihre Begabungen werden hier ziemlich verschwendet und es gibt, obwohl Sie durchaus Neigung zum Ertragen haben, nichts, was ertragen werden müsste. Wir wollen indessen nicht verzweifeln. Weston könnte durch einen Überfluss an häuslicher Behaglichkeit bösartig werden, oder sein Sohn könnte ihm lästig fallen.«

»Nicht das, hoffe ich. Das ist nicht wahrscheinlich. Nein, Mr. Knightley, prophezeien Sie bitte keinen Ärger von dieser Seite.«

»Nein, wirklich nicht. Ich erwähne bloß Möglichkeiten. Ich gebe nicht vor, Emmas Talent für Voraussagen und Vermutungen zu haben. Ich wünsche von ganzem Herzen, der junge Mann möge ein Weston an Vorzügen und ein Churchill an Vermögen sein. Aber Harriet Smith – mit ihr bin ich noch lange nicht fertig. Ich halte sie für die ungeeignetste Kameradin, die Emma haben könnte. Sie weiß selbst nichts, weshalb sie zu Emma in einer Weise aufschaut, als ob diese allwissend sei. Sie ist in jeder Beziehung eine Schmeichlerin, was um so schlimmer ist, da dahinter keine Absicht steht. Schon ihre Unwissenheit an sich ist eine fortwährende Schmeichelei. Wie sollte Emma auf den Gedanken kommen, dass sie selbst noch lernen müsste, wenn Harriet ihr solch eine bezaubernde Unterlegenheit darbietet? Und auch im Hinblick auf Harriet wage ich zu sagen, dass sie von der Bekanntschaft nichts profitieren kann. Hartfield wird ihr nur all die anderen Orte verleiden, wo sie hingehört. Sie wird gerade so vornehm werden, um sich bei denen, wo Geburt und Lebensumstände ihr ein Heim bereitet haben, unbehaglich zu fühlen. Ich müsste mich schon sehr irren, wenn Emmas Grundsätze ihr überhaupt Charakterstärke zu geben vermögen oder dazu beitragen, dem Mädchen zu helfen, sich vernunftgemäß an die Wechselfälle ihrer Lebenssituation anzupassen. Sie werden ihr bloß ein bisschen Schliff geben.«

»Entweder verlasse ich mich mehr als Sie auf Emmas gesunden Menschenverstand, oder ich bin mehr um ihr augenblickliches Wohlergehen besorgt; denn ich kann diese Bekanntschaft nicht bedauern. Wie gut sie gestern Abend wieder aussah.«

»Oh, Sie wollen lieber von ihrem Äußeren als von ihrem Geist sprechen! Nun gut, ich versuche gar nicht zu leugnen, dass Emma sehr hübsch ist.«

»Hübsch! Sagen Sie lieber: schön. Können Sie sich überhaupt etwas vorstellen, was vollkommener Schönheit näherkommt als Emma? – Gesicht und Figur?«

»Ich weiß zwar nicht, was ich mir noch vorstellen könnte, aber ich muss gestehen, dass ich selten ein so angenehmes Gesicht und eine Figur, wie die ihre, gesehen habe. Aber ich bin auch ein parteiischer alter Freund.«

»Diese Augen! – Wirklich haselnussbraune, strahlende Augen! Regelmäßige Züge, offener Gesichtsausdruck und ein Teint – oh, welcher Schmelz blühender Gesundheit, und dann diese angenehme Körpergröße und diese straffe und gerade Gestalt. Sie wirkt nicht nur durch ihr blühendes Aussehen, sondern auch durch ihre Kopfhaltung und ihren Blick gesund. Man hört manchmal von einem Kind sagen, es sei ein Bild der Gesundheit; bei Emma muss ich immer daran denken, dass sie genau der Vorstellung von einem gesunden Erwachsenen entspricht. Sie ist doch die verkörperte Lieblichkeit, nicht wahr, Mr. Knightley?«

»Ich finde an ihrem Äußeren nichts auszusetzen«, erwiderte er.

»Ich glaube, sie ist wirklich so, wie Sie sie beschreiben. Ich schaue sie gern an; und ich möchte diesem Lob noch hinzufügen, dass ich sie nicht für persönlich eitel halte. Wenn man bedenkt, wie hübsch sie ist, scheint sie sich wenig mit ihrem Aussehen zu beschäftigen; ihre Eitelkeit liegt anderswo. Mrs. Weston, ich lasse mir weder mein Missfallen wegen ihrer Intimität mit Harriet noch meine Furcht ausreden, dass dies ihnen beiden schaden könnte.«

»Und ich, Mr. Knightley, bin ebenso unerschütterlich in meinem Vertrauen, dass dies ihnen nicht schaden wird. Trotz all ihrer kleinen Fehler ist unsere gute Emma ein wunderbares Geschöpf. Wo findet man eine bessere Tochter, eine freundlichere Schwester oder eine aufrichtigere Freundin? Nein, nein; sie hat Eigenschaften, auf die man sich verlassen kann, sie wird nie jemand zu wirklichem Unrecht verleiten; sie wird keinen folgenschweren Irrtum begehen; wenn Emma sich einmal irrt, ist sie dafür in hundert anderen Fällen im Recht.«

»Nun gut; ich will Sie nicht mehr weiter belästigen. Meinetwegen soll Emma als Engel dastehen und ich werde meinen Groll so lange für mich behalten, bis John und Isabella an Weihnachten herkommen. John liebt Emma mit einer vernünftigen und deshalb keineswegs blinden Zuneigung, und Isabella denkt stets genauso wie er, ausgenommen dann, wenn er der Kinder wegen nicht genügend Angst hat. Ich bin sicher, dass beide meiner Meinung sein werden.«

»Ich weiß, ihr habt sie im Grunde alle zu gern, um ungerecht oder unfreundlich zu sein; aber Sie werden mich entschuldigen, Mr. Knightley, wenn ich mir die Freiheit nehme (sie wissen, ich halte mich für berechtigt, so zu sprechen, wie Emmas Mutter es getan hätte) anzudeuten, dass ich nicht glaube, es würde etwas nützen, wenn Sie die Angelegenheit der Intimität mit Harriet Smith groß unter sich besprechen würden. Verzeihen Sie bitte; aber nehmen wir an, aus dieser Intimität würden sich kleine Unzuträglichkeiten ergeben, dann könnte man nicht erwarten, dass Emma diese Freundschaft abbricht, solange sie eine Quelle der Freude für sie ist. Sie ist niemandem als ihrem Vater verantwortlich, und der ist mit der Bekanntschaft völlig einverstanden. Es war so viele Jahre meine Aufgabe, Rat zu erteilen, dass Sie sich nicht über diesen kleinen Rest meiner Berufsverantwortung wundern dürfen, Mr. Knightley.«

»Natürlich nicht«, rief er aus. »Ich bin Ihnen dafür sehr verpflichtet. Es ist ein sehr guter Rat; und er soll ein besseres Los haben als Ihre Ratschläge von früher, denn er soll wirklich befolgt werden.«

»Mrs. John Knightley ist so leicht zu beunruhigen und könnte wegen ihrer Schwester unglücklich sein.«

»Trösten Sie sich«, sagte er, »ich werde kein Geschrei erheben und meinen Unmut für mich behalten. Ich habe ernsthaftes Interesse an Emma. Isabella könnte mir nicht mehr Schwester sein; hat niemals größeres Interesse in mir erregt – wahrscheinlich kein so großes. In dem, was man für Emma empfindet, liegt Besorgnis und Neugierde. Ich frage mich, was einmal aus ihr werden wird.«

»Ich auch«, sagte Mrs. Weston sanft, »sogar sehr.«

»Sie erklärt zwar immer, sie wolle nie heiraten, was natürlich gar nichts zu bedeuten hat. Aber ich habe keine Ahnung, ob sie je einen Mann kennengelernt hat, aus dem sie sich etwas machte. Es wäre für sie gar nicht schlecht, in einen geeigneten Mann sehr verliebt zu sein. Ich würde Emma gern verliebt und voller Zweifel sehen, ob die Liebe auch erwidert wird, es würde ihr guttun. Aber hier in der Gegend ist niemand, der sie fesseln könnte, und außerdem geht sie so selten aus.«

»Es scheint tatsächlich wenig vorhanden zu sein, was sie momentan dazu verleiten könnte, ihrem Entschluss untreu zu werden«, sagte Mrs. Weston, »und solange sie auf Hartfield so glücklich ist, möchte ich ihr nicht wünschen, eine Verbindung einzugehen, die im Hinblick auf Mr. Woodhouse zu Schwierigkeiten führen müsste. Ich könnte Emma im Moment nicht zu einer Ehe raten, obwohl ich bestimmt den Ehestand nicht herabsetzen will.«

Ihre Absicht bestand zum Teil darin, einige ihrer und Mr. Westons Lieblingsgedanken so gut wie möglich geheim zu halten. Es gab bezüglich Emmas Geschick in Randalls Wünsche, aber man wollte nicht, dass jemand sie vorzeitig errate; und als Mr. Knightley kurz darnach ruhig dazu überging, »Was hält Mr. Weston vom Wetter? – wird es regnen?« – war sie überzeugt, dass er bezüglich Hartfield nichts mehr zu sagen oder zu argwöhnen habe.

6. Kapitel

Emma hegte keinen Zweifel, Harriets Phantasie richtig gelenkt und ihre selbstgefällige junge Eitelkeit zu einem guten Zweck wachgerufen zu haben; denn sie fand sie jetzt bedeutend empfänglicher dafür, wie gut Mr. Elton aussehe und was für tadellose Manieren er habe, und da sie der Versicherung, wie sehr er sie bewundere, sofort entsprechende Andeutungen folgen ließ, war sie bald ziemlich überzeugt, auf Harriets Seite soviel Zuneigung erweckt zu haben, wie sie der Augenblick erforderte. Sie glaubte auch, sicher annehmen zu dürfen, dass Mr. Elton auf dem besten Wege sei, sich zu verlieben, wenn er es nicht schon war. Sie hatte also, was ihn betraf, kaum Zweifel. Er plauderte über Harriet und pries sie dabei so warm, dass ihrer Ansicht nach nicht mehr viel fehlte, was mit der Zeit nicht von selbst hinzukommen würde. Seine Feststellung, wie sehr Harriets Manieren sich gebessert hätten, seit sie in Hartfield verkehrte, war ein erfreulicher Beweis für seine wachsende Zuneigung.

»Sie haben Miss Smith all das gegeben, was ihr noch fehlte«, sagte er, »Sie haben sie graziös und unbefangen gemacht. Sie war schon ein schönes Geschöpf, als sie zu Ihnen kam; aber meiner Ansicht nach sind die Reize, die Sie hinzugefügt haben, denen unendlich überlegen, die die Natur ihr mitgab.«

»Ich freue mich, wenn Sie denken, dass ich ihr nützlich war, aber Harriet brauchte nur noch etwas Ermutigung und ein paar Hinweise. Sie hatte schon von sich aus die ungekünstelte Anmut eines liebenswürdigen Temperaments und Natürlichkeit. Es gab nicht mehr viel für mich zu tun.«

»Wenn es erlaubt wäre, einer Dame zu widersprechen –«, sagte der galante Mr. Elton.

»Vielleicht habe ich ihr etwas mehr Charakterfestigkeit gegeben – habe sie gelehrt, über Dinge nachzudenken, die ihr bisher nicht untergekommen waren.«

»Stimmt genau, das ist es auch, was mir am meisten auffällt. Soviel Charakterfestigkeit ist hinzugekommen. Geschickt war die Hand.«

»Aber die Freude war bestimmt genauso groß. Ich habe noch nie einen Menschen mit derart liebenswerter Veranlagung kennengelernt.«

»Das bezweifle ich nicht.«

Er sprach es mit einer Art seufzender Beseeltheit aus, die viel von einem Liebhaber an sich hatte. Sie war nicht weniger von der Art und Weise entzückt, mit der er eines Tages ihren plötzlichen Entschluss unterstützte – Harriet zu porträtieren.

»Bist du schon einmal porträtiert worden, Harriet?« sagte sie.

»Hast du je für ein Bild von dir Modell gesessen?«

Harriet, die gerade das Zimmer verlassen wollte, blieb kurz stehen und sagte mit reizender naiveté:

»Oh du liebe Zeit, nein – noch niemals.«

Sie hatte kaum das Zimmer verlassen, als Emma ausrief:

»Was wäre ein Bild von ihr doch für ein köstlicher Besitz. Ich würde alles darum geben. Ich sehne mich beinah darnach, mich an ihrem Porträt selbst zu versuchen. Es ist Ihnen wahrscheinlich nicht bekannt, dass ich vor ungefähr zwei oder drei Jahren eine Leidenschaft für Porträtmalerei hatte, man sagte mir auch, ich hätte einen ganz guten Blick dafür; aber ich gab es aus dem einen oder anderen Grunde verärgert auf. Ich könnte es indessen doch noch einmal versuchen, wenn Harriet mir Modell sitzen würde. Es wäre solch eine Freude, ihr Bild zu besitzen!«

»Ich flehe Sie an«, rief Mr. Elton aus – »es wäre wirklich eine Freude, ich flehe Sie noch einmal an, Miss Woodhouse, Ihr bezauberndes Talent zugunsten Ihrer Freundin in Anwendung zu bringen. Ich kenne Ihre Zeichnungen. Wie konnten Sie annehmen, dass sie mir unbekannt sind? Ist nicht dieses Zimmer reich an Musterbeispielen Ihrer Landschaften und Blumenstücke? Und hat Mrs. Weston nicht in ihrem Empfangszimmer in Randalls einige unnachahmliche figürliche Darstellungen?«

Ja, mein Guter! – dachte Emma – aber was hat das alles mit Porträtmalerei zu tun? Sie verstehen von Zeichnungen überhaupt nichts. Tun Sie nur nicht so, als ob Sie über die meinigen in Verzückung gerieten. Bewahren Sie sich Ihr Entzücken für Harriets Gesicht auf. »Nun, wenn Sie mich derart freundlich ermutigen, werde ich doch versuchen, was ich tun kann. Harriets Züge sind sehr zart, weshalb die Ähnlichkeit schwer herauszubringen sein wird; und noch dazu liegt in der Augenform und den Linien um den Mund etwas Eigentümliches, das nicht leicht zu erfassen ist.«

»Stimmt genau – die Augenform und die Linien um den Mund – ich habe keinen Zweifel, es wird Ihnen gelingen. Bitte, bitte, versuchen Sie es. Da Sie es selbst ausführen, wird es tatsächlich, wie Sie sagten, ein köstlicher Besitz sein.«

»Aber ich fürchte, Mr. Elton, Harriet wird nicht gern Modell sitzen – sie hält so wenig von ihrer eigenen Schönheit. Haben Sie denn nicht beobachtet, wie sie mir antwortete? Wie unumwunden sie damit sagen wollte – ›Warum sollte man mich malen?‹«

»Oh ja, sicherlich habe ich das bemerkt. Es hat mich tief beeindruckt. Aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass man sie dazu nicht wird überreden können.«

Harriet kam bald darauf wieder zurück, man unterbreitete ihr den Vorschlag sofort und ihre Bedenken waren nicht so groß, als dass sie dem vereinten Drängen der beiden anderen lange hätte standhalten können. Emma wollte gleich mit der Arbeit beginnen und holte die Mappe herbei, die ihre verschiedenen Porträtversuche enthielt, denn nicht ein einziger davon war je vollendet worden, damit sie sich gemeinsam auf das geeignete Format für Harriets Bild einigen könnten. Ihre vielen angefangenen Arbeiten wurden gezeigt, Miniaturen, Kniebilder, Ganzdarstellungen, Bleistift, Kreide und Wasserfarben, alles war nacheinander ausprobiert worden. Sie hatte immer alles beherrschen wollen und sowohl in der Malerei als auch in der Musik Fortschritte gemacht, wie sie wenigen mit solch geringem Arbeitsaufwand gelungen wären. Sie konnte Klavier spielen, singen und in fast jeder Stilart zeichnen, aber es hatte ihr immer an Ausdauer gefehlt; weshalb sie sich auf keinem Gebiet so vervollkommnet hatte, wie es ihr lieb gewesen wäre, dabei hätte sie eigentlich nicht zu versagen brauchen. Sie machte sich in Bezug auf ihre Fertigkeiten, weder als Malerin noch als Musikerin, etwas vor, war aber nicht abgeneigt, anderen Sand in die Augen zu streuen, und sie bedauerte auch nicht, dass ihr Ruf, vollkommen zu sein, unverdient groß war.

Jede Zeichnung hatte ihre Vorzüge – am besten waren meist die am wenigsten vollendeten. Ihr Stil war lebendig, aber wäre er es nicht oder zehnmal besser gewesen, das Entzücken und die Bewunderung ihrer beiden Besucher wären sich gleich geblieben. Sie waren voll überschäumender Begeisterung. Ein Porträt gefällt jedem, und Miss Woodhouses Leistung musste doch einfach großartig sein.

»Keine große Auswahl an Gesichtern für euch«, sagte Emma.

»Ich hatte für meine Studien nur meine eigene Familie zur Verfügung. Da ist mein Vater – noch eines von meinem Vater –, aber der Gedanke, Modell zu sitzen, machte ihn so nervös, dass ich ihn nur heimlich erwischen konnte, infolgedessen ist keines der Bilder sehr ähnlich. Hier wieder Mrs. Weston, und wieder, und wieder, wie Sie sehen. Die liebe Mrs. Weston – sie erwies sich bei jeder Gelegenheit als meine beste Freundin. Sie saß, wann immer ich sie darum bat. Hier meine Schwester, wirklich ganz ihr elegantes Figürchen – und das Gesicht ist nicht unähnlich. Ich hätte die Ähnlichkeit noch besser herausgebracht, wenn sie Lust gehabt hätte, länger zu sitzen; aber sie hatte es so eilig damit, dass ich ihre vier Kinder zeichnen sollte, weshalb sie nicht ruhig sitzen konnte. Hier sind nun all die Versuche mit dreien der vier Kinder; hier sind sie der Reihe nach, Henry, John und Bella, von einem Ende des Blattes zum andern, und jedes von ihnen mag für die übrigen gelten. Sie war so scharf darauf, Zeichnungen von ihnen zu haben, dass ich nicht ablehnen konnte, aber man kann Kinder von drei oder vier Jahren nicht dazu bringen, stillzuhalten, wissen Sie; zudem ist es nicht leicht, außer dem Ausdruck und Teint die Ähnlichkeit zu treffen, wenn sie nicht gröbere Züge aufweisen als die Kinder dieser Mama. Hier ist meine Skizze vom vierten, das damals noch ein Baby war. Ich zeichnete es, als es auf dem Sofa schlief, und sein Schöpfchen ist so ähnlich, wie man nur wünschen kann. Es hatte sein Köpfchen äußerst zweckdienlich hingekuschelt – es ist sehr gut getroffen. Ich bin auf den kleinen George ziemlich stolz. Die Sofaecke ist gut wiedergegeben. Dann ist hier meine letzte«, indem sie die sehr hübsche Skizze eines Herrn in Kleinformat in ganzer Figur vorzeigte – »meine letzte und beste, mein Schwager, Mr. John Knightley. Ihr fehlte nicht mehr viel bis zur Vollendung, als ich sie verärgert weglegte und mir gelobte, nie mehr jemanden zu porträtieren. Ich war darüber sehr aufgebracht, denn nach all meinen Mühen und nachdem ich die Ähnlichkeit wirklich gut getroffen hatte (Mrs. Weston und ich waren uns völlig einig, dass die Skizze sehr ähnlich sei) – nur etwas zu hübsch – zu sehr geschmeichelt – was aber ein sozusagen positiver Fehler war; nach all dem kam der bedauernswerten Isabella kühle Zustimmung – ›Ja, sie ist ganz ähnlich, aber sie wird ihm bestimmt nicht gerecht.‹ Dabei hatten wir die größte Mühe, ihn überhaupt zu einer Sitzung zu überreden. Er machte eine große Gnade daraus, was alles zusammengenommen mehr war, als ich ertragen konnte, deshalb vollendete ich sie nie, damit man sich nicht bei jedem Vormittagsbesucher in Brunswick Square für die unzulängliche Ähnlichkeit entschuldigen müsse, und, wie gesagt, ich gelobte mir damals, nie wieder jemanden zu zeichnen. Aber um Harriets oder eher um meinetwillen, und da in diesem Fall keine Ehemänner oder -frauen anwesend sind, will ich meinem Entschluss untreu werden.«

Mr. Elton schien von dem Gedanken außerordentlich beeindruckt und entzückt zu sein und wiederholte: »Es gibt in diesem Fall tatsächlich gegenwärtig keine Ehemänner und -frauen, wie Sie ganz richtig bemerken. Stimmt genau. Keine Ehemänner und -frauen«, mit derartiger Gefühlsbetonung, dass Emma bereits erwog, ob sie die beiden nicht schon jetzt lieber allein lassen sollte. Aber da sie zeichnen wollte, musste die Erklärung eben noch ein bisschen warten.

Sie hatte bald Größe und Art des Porträts festgesetzt. Es sollte in ganzer Figur und in Wasserfarben ausgeführt werden, wie das von Mr. John Knightley, und sollte ihrem Wunsch entsprechend einen Ehrenplatz über dem Kaminsims einnehmen.

Die Sitzung begann und Harriet, lächelnd und errötend, ängstlich darauf bedacht, ihre Haltung und ihren Gesichtsausdruck nicht zu verändern, bot dem sicheren Blick der Malerin eine ganz entzückende Mischung jugendlicher Ausdrucksformen. Aber man konnte nichts Richtiges anfangen, solange Mr. Elton hinter ihr auf seinem Stuhl hin- und her rutschte und jeden Handgriff beobachtete. Sie rechnete es ihm hoch an, dass er sich an einer Stelle platziert hatte, wo er von Zeit zu Zeit zuschauen konnte, ohne zu stören; aber sie musste ihn schließlich doch bitten, sich anderswo hinzusetzen. Dabei fiel ihr ein, sie könne ihn mit Vorlesen beschäftigen.

»Wenn er so nett wäre, Ihnen vorzulesen, dann wäre das sehr freundlich. Es würde ihre schwierige Aufgabe angenehm erleichtern und Miss Smiths Nervosität verringern.«

Mr. Elton war gern dazu bereit. Harriet hörte zu und Emma konnte endlich in Ruhe zeichnen. Sie musste ihm aber trotzdem gestatten, des öfteren aufzustehen und zuzusehen; weniger hätte man einem Verliebten nicht zumuten können; und er war bei der kleinsten Ruhepause des Stifts stets auf dem Sprung, um den Fortschritt zu begutachten und entzückt zu sein. Man durfte gegen einen solchen Ermutiger kein Missfallen äußern, denn seine Bewunderung ließ ihn sogar schon eine noch gar nicht vorhandene Ähnlichkeit erkennen. Sie war zwar nicht mit seinem Urteil, aber mit seiner Liebe und Höflichkeit einverstanden.

Die Sitzung verlief äußerst zufriedenstellend; die Skizze dieses ersten Tages gefiel ihr wenigstens soweit, dass sie den Wunsch hatte, sie zu vollenden. Man konnte bereits die Ähnlichkeit erkennen; und da die Wahl der Körperhaltung glücklich gewesen war und da sie beabsichtigte, die Figur etwas zu verbessern, sie etwas zu strecken und ihr mehr Eleganz zu verleihen, hatte sie großes Vertrauen, dass es schließlich ein sehr hübsches Bild werden und ihnen beiden auf dem ihm zugedachten Platz zur Ehre gereichen würde – ein ständiges Andenken an Harriets Schönheit und ihre Kunstfertigkeit sowie an beider Freundschaft; mit den zusätzlichen angenehmen Erinnerungen, die Mr. Eltons vielversprechende Neigung noch hinzufügen würde.

Harriet sollte am nächsten Tag wieder sitzen und Mr. Elton bat, wie sie erwartet hatte, eindringlich um die Erlaubnis, wieder anwesend sein zu dürfen, um ihnen vorzulesen.

»Selbstverständlich, wir würden uns über Ihre Gesellschaft sehr freuen.«

Die gleichen Höflichkeiten und Artigkeiten, der gleiche Erfolg und die gleiche Befriedigung stellten sich auch am andern Tag wieder ein und begleiteten den ganzen Fortschritt des Bildes, der rasch und glücklich vonstatten ging. Jedermann, der es sah, war begeistert, aber Mr. Elton war in beständiger Verzückung und verteidigte es gegen jede Kritik.

»Miss Woodhouse hat ihrer Freundin noch die zusätzliche Schönheit verliehen, die ihr fehlte«, bemerkte Mrs. Weston zu ihm, ohne die geringste Ahnung zu haben, dass sie mit einem Verliebten sprach. »Der Ausdruck der Augen ist zwar völlig richtig, aber Miss Smith hat nicht solche Brauen und Wimpern, eigentlich schade, dass sie sie nicht hat!«

»Meinen Sie?« erwiderte er. »Ich kann es nicht finden. Mir scheint die Ähnlichkeit in jeder Hinsicht vollkommen zu sein. Ich habe noch nie im Leben eine derartige Ähnlichkeit gesehen. Wir müssen auch die Schattenwirkung in Betracht ziehen, wissen Sie.«

»Sie haben sie zu groß dargestellt, Emma«, sagte Mr. Knightley. Emma wusste genau, dass sie dies getan hatte, gab es aber nicht zu; und Mr. Elton sagte ergänzend:

»Oh nein, keineswegs zu groß, nicht im geringsten. Bedenken Sie doch, dass sie sitzt, was natürlich einen unterschiedlichen Eindruck hervorruft – kurz gesagt, genau den richtigen Eindruck; und die Proportionen müssen doch gewahrt werden, Proportionen, Verkürzung: – oh nein; es gibt genau den Eindruck der Größe wieder, wie Miss Smith sie hat, in der Tat, ganz genau.«

»Es ist sehr hübsch«, sagte Mr. Woodhouse. »So hübsch ausgeführt! Ganz so, wie es deine Zeichnungen immer sind, meine Liebe. Ich kenne sonst niemand, der so gut zeichnet wie du. Das einzige, was mir nicht ganz gefällt ist, dass sie mit nur einem kleinen Schal über den Schultern im Freien zu sitzen scheint, und das lässt einen befürchten, sie könnte sich erkälten.«

»Aber mein lieber Papa, es soll doch Sommer sein; ein warmer Sommertag. Sehen Sie sich doch den Baum an.«

»Trotzdem ist es nie ungefährlich, im Freien zu sitzen, meine Liebe.«

»Sie können sagen, was Sie wollen, Sir«, rief Mr. Elton aus, »aber ich halte es für einen sehr glücklichen Einfall, Miss Smith ins Freie zu setzen, und der Baum ist außerordentlich stimmungsvoll ausgeführt! Eine andere Platzierung wäre viel weniger passend gewesen. Diese naiveté in Miss Smiths Benehmen und überhaupt – oh, es ist höchst bewundernswert. Ich kann mein Auge nicht davon abwenden. Ich sah noch nie eine solche Ähnlichkeit.«

Als nächstes musste das Bild gerahmt werden, und hier ergaben sich einige Schwierigkeiten, denn es müsste sofort geschehen, die Arbeit sollte in London ausgeführt und der Auftrag einem intelligenten Menschen mit sicherem Geschmack anvertraut werden; aber an Isabella, die sonst derartige Aufträge erledigte, konnte man nicht herantreten, weil Dezember war und Mr. Woodhouse den Gedanken nicht ertragen hätte, dass sie im Dezembernebel das Haus verlässt. Aber kaum war Mr. Elton diese Notlage bekannt, da war ihr auch schon abgeholfen. Seine Höflichkeit war stets wachsam. »Sie könne ihm den Auftrag übergeben; was für eine unendliche Freude es ihm bereiten würde, ihn ausführen zu dürfen! Er könne jederzeit nach London reiten. Er könne unmöglich sagen, wie dankbar er sein würde, zu solch einem Dienst herangezogen zu werden.«

»Wie reizend von ihm! – Ihr sei der Gedanke peinlich! – Sie wolle ihm um nichts in der Welt solch ein unangenehmes Amt übertragen«, hatte die gewünschte Wiederholung der inständigen Bitten und Zusicherungen zur Folge. – Und in kurzer Zeit war die Sache abgemacht.

Mr. Elton sollte die Zeichnung nach London bringen, den Rahmen wählen und die nötigen Anweisungen geben, und Emma glaubte, sie so verpacken zu können, dass ihr nichts passierte, ohne ihm zu viele Unbequemlichkeiten zu verursachen, während er beinah das Gegenteil befürchtete.

»Was für ein kostbares Unterpfand!« sagte er mit einem leisen Seufzer, als er es entgegennahm.

»Der Mann ist fast zu ritterlich, um verliebt zu sein«, dachte Emma. »Ich möchte es beinah behaupten, aber es gibt vermutlich hundert verschiedene Arten der Verliebtheit. Er ist ein vortrefflicher junger Mann und passt zu Harriet ausgezeichnet; es wird ›ganz richtig‹ werden, wie er selber sagt, aber er seufzt und schmachtet und sucht in einer Weise nach Komplimenten, die ich nicht ertragen könnte. Ich komme als zweite mit einem ganz anständigen Anteil weg. Aber es ist seine Dankbarkeit im Hinblick auf Harriet.«

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