Kitabı oku: «Das Geheimnis des Stiftes 2», sayfa 2

Yazı tipi:

Ehrlich.

Das Schlimmste an dieser ganzen Sache ist, dass wirklich alles durcheinandergeraten ist, unter anderem auch meine Menstruation. Nebenbei spielen die Hormone allgemein noch Achterbahn und irgendwie frage ich mich, wie Penelope das alles aushält. Aber gut, sie wird ihr Geheimnis haben. Welches das ist, möchte ich dann doch nicht so genau wissen.

»Melanie?«

›Mel?‹

Ich lerne es nicht. Alles, was ich denke, erfahren auch die Jungs. Langsam atme ich tief ein und aus.

»Konzentration. Hört auf, mich abzulenken. Also, wir sitzen hier fest und müssen irgendwie raus finden.« Ich hole Stift und Block hervor und schreibe etwas auf. »Dachte ich mir. So blöd sind die ja nicht. Der Stift funktioniert in diesem Raum nicht.«

»Aber Julian hat uns doch reingebracht.«

»Wahrscheinlich ist er nur von innen geschützt. Vielleicht ein Material in der Wand?« Ich lege meine Hand daran und spüre eine Glätte auf den Steinen, die wie eine Lackierung wirkt. »Ich muss mit Julian reden. Wir müssen mehr erfahren. Wir sitzen hier fest, die Königin ist irgendwo da draußen und in Gefahr. Während Penelope ihr Unwesen treibt. Oliver 1, wie ist es bei dir?«

›Kalt, einsam und dunkel.‹

›Warum ist Melanie 2 nicht bei dir?‹

›Gute Frage, aber ist vermutlich besser so.‹

›Mmh, gemeinsam könnten wir mehr bewirken. Sie kennt sich besser mit dieser Umgebung aus und sie ist klug genug, um eine Lösung zu finden.‹

›Melanie ...‹

›Ja, ja, ich weiß. Ich bin sie und sie ist ich. Schon klar. Oliver 2, hat Melanie eigentlich auch so ein Ohrdings?‹

›Ja, klar. Warum?‹

›Können wir nicht mit ihr in Verbindung treten?‹

›Das geht leider nicht‹, sagt er und weicht meinem Blick aus. Verdammt, hier ist doch irgendwas los.

Es ist anstrengend die gesamte Zeit über gedanklich miteinander zu reden. Ich weiß nicht, ob sie uns belauschen können.

Penelope traue ich alles zu. Sie hat ihren eigenen Sohn verraten, warum sollte sie nicht versuchen, Informationen aus uns herauszubekommen in dem sie uns an solch einem Ort alleine lässt. Ein Raum, der so total geeignet ist, um sich ungestört zu unterhalten ...

Sie wird wissen, dass es so ein Gerät gibt. Immerhin ist sie in der Zukunft gewesen.

Vermutlich weiß sie genau, wie all das hier ablaufen wird und was passiert.

Immer einen Schritt voraus. Aber irgendwann hole ich sie ein.

Julians Geständnis

2127, Keller

Zu gerne würde ich mehr erfahren, aber die Tür geht endlich wieder auf und Julian kommt rein. Er sieht kurz zu mir, ehe er zu Oliver tritt und seine Hände fesselt.

»Hey, Moment, hör auf«, sage ich und gehe näher.

»Kleine Fee«, spricht er und in seiner Stimme schwingt etwas mit, das ich nicht einordnen kann. Vor wenigen Wochen wirkte er noch knallhart und tough.

»Melanie, für dich ist nicht viel Zeit vergangen, aber vielleicht für Julian?« Erinnert er mich und ja, er hat ja Recht. Ich weiß nicht, wie viel Zeit verstrichen ist. Doch, warum sagt er es laut? Weiß Oliver doch mehr, als er zugibt?

Seine Hände sind nun gefesselt und er soll sich hinsetzen. Warum macht er das?

»Wir müssen reden, kleine Fee.«

»Wieso hast du ihn gefesselt?«, möchte ich zuerst wissen und verschränke meine Arme vor der Brust. Mein komplettes Outfit hab ich noch immer an, denn es ist echt kalt hier drin.

»Ich muss mit dir reden!«

Ich seufze und blicke zu Oliver 2. Er nickt. Trotzdem ist es unnötig, ihn zu fesseln, die Tür wird doch eh abgeschlossen. Was hat er nur vor?

»Einverstanden.«

»Ohne dieses Ding im Ohr. Nur wir zwei«, flüstert er so leise, dass nur ich es verstehen kann. Dabei spüre ich seinen Atem so deutlich auf meiner Haut, dass ich eine Gänsehaut bekomme.

›Melanie, mach das nicht.‹

»Einverstanden. Sorry, Oliver.«

Julian schließt die Tür wieder ab, nachdem wir den Raum verlassen haben. Oliver kann nichts geschehen. Bevor ich gegangen bin, habe ich ihm meine Wasserflasche dagelassen und ein paar Schokoriegel, die ich ebenfalls eingepackt hatte. Könnte natürlich schwierig werden, wenn die Hände verbunden sind ... ›Wirklich sehr schlau von dir, Mel‹, rüge ich mich selbst und könnte mir glatt mit der Hand gegen die Stirn schlagen.

Julian und ich gehen eine Weile stumm nebeneinander her und ich warte, was er sagen will. Niemand scheint hier zu sein, aber ich traue dem nicht. Wir gehen weiter und weiter und ich hoffe, er weiß, was er macht.

Er hält an, überprüft die Klinke einer Tür und als sie sich öffnet, treten wir in einen ziemlich engen Raum ein. Er verschließt die Tür hinter uns. Plötzlich bin ich Julian so nah wie nie zu vor.

»Hier sind wir ungestört«, flüstert er. Sein Atem erzeugt abermals eine Gänsehaut auf meiner Haut.

»Okay. Was hast du vor?«

»Ich muss mit dir reden, alleine. Nur wir zwei. Draußen sind überall Kameras und manche zeichnen wirklich alles auf.«

»Verstehe. Julian ... Was ist los?«, möchte ich wissen. Er sieht verzweifelt zu mir runter und ich weiß nicht, ob ich ihm trauen kann oder darf. Aber ich würde es so gerne. Irgendwas geht in ihm vor. Ich spüre richtig, wie sein Atem immer schneller geht. Fast so wie meiner. Mein Herz rast wie verrückt.

»Kleine Fee«, beginnt er und verstummt wieder. Er fährt sich mit seiner Hand durch sein strubbeliges Haar und sieht mich so unfassbar traurig an. »Das wollte ich alles nicht, glaube mir.«

»Julian, was ist los mit dir? Wir waren doch mal so etwas wie Freunde, oder?«

»Ich habe dich doch nur ausgenutzt, das war nicht echt.«

Nein, das glaube ich ihm nicht.

»Bitte, rede mit mir! Ich höre dir zu und werde es verstehen.«

»Was willst du verstehen? Was glaubst du, ist denn los?«

Ich atme ein. Ich atme aus. Der Raum ist so eng, dass wir uns kaum drehen können. Noch immer sieht er mich nur an, sagt aber nichts weiter.

»Gut, gib mir ein paar Sekunden, um dir meine Gedanken mitzuteilen, okay?« Er nickt und ich fahre fort. »Penelope hat herausgefunden, dass du schwul bist und mit wem du eine Beziehung führst. Sie hat dich nun mit irgendwas in der Hand. Vermutlich droht sie dir.«

Er lächelt und nimmt meine Hände in seine. Wir halten uns ganz fest und endlich spricht er:

»Das, was ich dir erzähle, wird sich total verrückt anhören. Aber ich kann es beweisen, okay?« Nun bin ich es, die nickt. Ich möchte nichts verpassen. »Penelope ist seit vielen Jahren immer und überall unterwegs. Sie kennt unseren gesamten Werdegang. Sie wusste, dass du @marinettesbookland bist, bevor du selbst auf die Idee mit Instagram gekommen bist. Dann hat sie herausgefunden, dass ich schwul bin und einen Freund habe. Wenn es nur das gewesen wäre und sie mich rausgeschmissen hätte, wäre es mir egal gewesen, wirklich. Aber sie hat erfahren, dass ich gegen sie ermittel. Gegen meine eigene Mutter. Wegen all der Straftaten, die sie begangen hat. Irgendwie weiß sie, dass ich seit 10 Jahren für deinen Vater arbeite und somit auch für einen Oliver aus einer anderen Zeit.«

»Was?« Ich starre ihn an und glaube nicht, dass er das gesagt hat. »Du arbeitest für die Organisation. Schon vergessen?«

»Ich sollte auf dich aufpassen.« Er runzelt die Stirn. »Ja, offiziell arbeite ich für die Organisation.«

»Wie bitte?«, sage ich nun etwas schroffer.

»Kleine Fee, du weißt das. Du weißt, dass ich dich immer mal getroffen habe.«

»Ja, aber ...«

»Penelope hat all das herausgefunden und ...« Er verstummt und wird ganz blass. Sofort nehme ich ihn in die Arme.

»Sie hat deinen Freund umgebracht, in der Zukunft, richtig? Und damit es verhindert wird, erpresst sie dich.«

Er nickt. Soll ich ihm glauben? Mein Gefühl sagt mir ja, aber er hat mich schon mal hintergangen. Er holt sein Handy hervor. Ich wusste gar nicht, dass es auch hier funktioniert.

»Sie hat mir dieses Bild geschickt.«

Er zeigt mir ein Foto, auf dem ein junger Mann abgebildet ist, der ... Tränen steigen in mir hoch und ich kann mich nicht zurückhalten.

»Sie hat ihn umgebracht, um ihren Standpunkt zu verdeutlichen, damit du dich mit mir anfreundest?« Auch wenn es sehr schmerzt, muss ich realistisch bleiben. »Julian ... Woher weiß ich, dass du wirklich die Wahrheit sagst und ich dir vertrauen kann?«

Er seufzt und beginnt an seiner Hose herum zu fummeln.

»Äh, was wird das?«

»Vertraue mir, kleine Fee.«

»Das hast du früher schon mal gesagt und mich dann fertig gemacht«, murmle ich, beobachte aber weiter, was er macht. Nervös beiße ich mir auf die Unterlippe. ›Vertrauen‹, sage ich mir stumm. Er dreht sich von mir weg und zeigt mir seinen Po, ja wirklich. Nach dem ersten Schock registriere ich, dass da etwas tätowiert ist.

»PO 323«, sage ich erschrocken und hätte die Stelle fast berührt, so überrascht bin ich. Er richtet sich wieder auf, zieht seine Unterhose hoch, aber schließt nicht die Hose.

»Genau, Olivers Code.«

»Das ist unmöglich! Durch diesen Code hatte Oliver damals meinem Dad geglaubt, dass er ihm vertrauen kann.«

»Nichts ist unmöglich, kleine Fee«, sagt er und lächelt mich an. »Ich brauche deine Hilfe. Ich darf Edward nicht verlieren!«

»Edward«, sage ich und muss schmunzeln.

»Er ist auf unserer Seite und wollte mit mir die Organisation stürzen. Deshalb hatte ich mich zu Oliver in die Zukunft geschrieben, damit er uns hilft.«

»Natürlich helfe ich dir«, sage ich und wundere mich über diese eigenartige Wendung. In einem Buch würde man jetzt von einem Plot twist sprechen. Bücher. Unsere gemeinsame Leidenschaft. »Ich habe dich vermisst«, gestehe ich und umarme ihn noch einmal.

»Ich dich auch. Es darf niemand von dem hier erfahren, okay?«

»Was ist mit den Olivern?«

»Nutze das Gedankenübertragungsgerät für dein Ohr. Nur so könnt ihr ungestört reden! In dem Raum sind Mikrophone! Du musst dir also was einfallen lassen.«

»Okay. In Ordnung. Keine Kameras?«

»Nein, versprochen. Ihr habt eure Privatsphäre. Darauf habe ich bestanden.«

»Gut, danke. Wo ist die Königin?«

»Ich weiß es nicht, wirklich. Meine Aufgabe war es, dich abzulenken, damit Penelope Oliver ... ähm, wie hast du sie kategorisiert? Oliver 1 entführen konnte.«

»Das ist alles so verrückt. Es sind doch gerade einmal ein paar Wochen vergangen. Vor weniger als einem Monat habe ich dich zum ersten Mal ohne Maske gesehen. Es passiert alles so schnell.«

»Ich weiß. Dein erster Kuss, mein Outing, die Sache mit der Zeitreise. Oliver und dann dein Vater, der Königin Victoria geheiratet hatte. Was empfindest du für Oliver?«

»Keine Ahnung«, gebe ich zu und wundere mich, wie gut er alles aufzählen kann. Woher weiß er all das? »Es ist unmöglich. Er ist mein Stiefbruder«, sage ich und wische mir eine Träne weg.

»Aber du hast ihn gerne?«

»Ja, irgendwie schon. Oliver 2 hat mich versehentlich Schatz genannt, was ja irgendwie bedeutet, dass da etwas in dieser Zeit mit uns ist. Aber ...«

»Kleine süße unschuldige Fee, du bist komplett verunsichert. Zuerst küsst du Justin, der später deine Mutter heiratet. Dann stellst du fest, dass ich dich angelogen habe und schließlich das mit Oliver. Während du früher unsichtbar warst, bist du es mittlerweile ganz sicher nicht mehr.«

»Worauf willst du hinaus?«

»Du bist im Grunde auch meine Stiefschwester. Oder wie nennt man das, wenn der Bruder mit der Mutter der Freundin verheiratet ist?«

»Du bist mein ich-bekomme-Kopfschmerzen-wenn-ich-weiter-darüber-nachdenke«, meine ich stirnrunzelnd und Julian muss schmunzeln.

Zu gerne würde ich wissen, wieso er sich so viel Zeit für all das hier nimmt. Droht keine Gefahr von außen?

»Rede mit Oliver über deine Gefühle. Offen und ehrlich«, sagt er nun sanft.

»Nein, zuerst die Mission. Wir können nicht zusammenkommen. Verdammt, er ist der zukünftige König. Wenn ich die Einzige bin, die in der Zeit reisen kann, weil der Stift nur auf meine und Dads DNA reagiert, wäre ich eine tickende Zeitbombe und könnte in der Zeit steckenbleiben.«

»Das muss nicht so sein«, sagt er sanft und greift wieder nach meiner Hand. Ich glaube, wir genießen beide den Augenblick. Wir sehen uns nur an und brauchen diese kleine Auszeit.

Doch dann ist es vorbei. Er kramt in seiner Hosentasche und holt etwas hervor.

»Du hast auch so ein Knopfdings?«

Er lächelt. »Ja, aber es funktioniert nicht mit deinen Gedanken. Wenn du meinen Namen denkst, wird es nicht gleich aktiviert. Du drückst diesen kleinen Knopf hier und schon sind wir verbunden«, erklärt er mir und zeigt mir seinen Knopf im Ohr.

»Und niemand sonst bekommt es mit? Dann geht es trotzdem per Gedankenübertragen?«

»Eigentlich ist es eher wie ein Bluetooth Headset, es ist eine ältere Generation und kaum jemand sollte dies in dieser Zeit mehr kennen oder gar nutzen.«

»Damit kann ich ausnahmsweise was anfangen. Also hörst du nicht einfach so meine Gedanken?«

»Nein. Macht das Oliver?«

»Ständig. Vorhin ... Oh Mann! Das war so peinlich. Ich hab ihn beobachtet und mir sind da ein paar Sachen durch den Kopf gegangen ...«

»Oh, Mist. Das ist nicht fair.« Julian blickt mich mitleidig an, als würde er verstehen, was ich meine und fühle.

»Genau, ich wäre am liebsten im Boden versunken, als ich es mitbekommen habe. Zurück zum Headset. Reicht die Reichweite auch aus und die Batterie?«

»Unendlich.« Er betrachtet mich von oben bis unten und seufzt kurz. »Okay, und nun ziehe dich aus.«

»Sorry?«

Er schmunzelt. »Wir sind seit einer Ewigkeit hier drin. Was glaubst du, wird passieren, wenn wir nicht so aussehen, als hätten wir gerade hemmungslosen Sex gehabt? Die Leute hier wissen nichts von Edward. Das war eine andere Zeit. Alles, was sie glauben zu wissen, ist, dass wir einst etwas am laufen hatten. Die sind so eingeschränkt, dass sie denken, wir hätten nichts anderes im Kopf, als direkt übereinander herzufallen, obwohl du mich hasst, weil ich dich gefangen genommen habe ... «

Ich schlucke und spüre, wie ich rot werde.

»Süß. Komm schon, hilf mir.« Langsam nicke ich und lasse mir von ihm die Hose öffnen, ziehe die Jacke aus und er zerzaust mir die Haare.

»Und? Sehen wir so aus, als hätten wir gerade hemmungslosen Sex gehabt? In der Besenkammer?«, sage ich und wir fangen beide an zu lachen.

»Ich glaube nicht.«

Wir hören von draußen Schritte und jemand fummelt an der Tür. Ich atme tief durch, gehe noch näher zu ihm.

»Was wird das?«, fragt er überrascht.

»Jetzt musst du mir vertrauen«, flüstere ich, lege meine Hand in seinen Nacken und ziehe ihn zu mir. »Entschuldige«, hauche ich und küsse ihn. Zunächst nur vorsichtig, doch dann heftiger. Ich presse mich so eng, es geht, an ihn und alles wird irgendwie eigenartig. Seine Hand führe ich dabei unter mein Shirt.

»Hey, Julian, mache die Tür auf. Wir wissen, dass du da mit der Gefangenen drin bist«, sagt jemand und hämmert gegen die Tür.

Er dreht am Knauf der Tür, als sie nicht aufgeht, hören wir einen Schlüssel und schon steht sie offen.

»Was geht hier vor?«

»Wonach sieht es denn für dich aus, Grin.«

»Deine Mutter wird außer sich sein! Du und die hier ... Pass ja auf, dass niemand glaubt, du würdest mit dem Feind gemeinsame Sache machen.«

»Ich wollte sie nur verhören, ohne dass der Schnösel zuhört und dann ist eins zum anderen gekommen. Was solls.«

Der Typ sieht uns so eindringlich an, dass ich Angst bekomme. Doch Julian schlägt die Tür wieder zu und ruft ihm noch hinterher, dass er sich um seinen eigenen Mist kümmern soll.

»Glückwunsch, wir hatten gerade offiziell Sex.«

»War’s wenigstens gut?«, möchte ich wissen und richte mich etwas her.

»Der Beste überhaupt.« Er streichelt mir über den Rücken und hält mich noch einmal kurz fest.

»Das darf alles echt nicht sein«, meine ich und fahre mir mit der Hand durchs Haar. »Mein erstes Mal ist nicht einmal echt gewesen.«

»Mach dir nichts draus, das kommt noch.«

»Wenn ich den Jungs alles erzählen darf, warum sollte ich das Knopfding nicht drin behalten?«

»Weil es eine Szene geben muss, ganz einfach. Meine Mutter soll wissen, was los war und was wir gemacht haben.«

»Das ist so seltsam. Ich check es nicht. Aber ist okay, ich spiele mit.«

»Lass uns rausgehen.«

Der Kerl ist noch in Hörweite. Mir wird bewusst, dass er es auch hätte ausnutzen können.

Vor der Zelle bleiben wir stehen.

»Wir müssen jetzt so tun, als hätten wir nicht gerade ...«, sagt er so laut, dass auch alle es hören. Na super!

»Du Mistkerl, du wirst nie damit durchkommen. Wir werden einen Weg finden, hörst du?« Ich fummle etwas an mir herum und richte meine Kleidung wieder zurecht. Julian tut es mir gleich.

»Oh nein! Wirst du nicht. Früher oder später brechen sie alle ein«, sagt er, während er die Tür öffnet.

Oliver 2 starrt uns an.

»Endlich, Mensch Melanie, du warst echt lange weg. Ist alles in Ordnung?«

Gedankenaustausch

2127

Julian bindet Oliver wieder los, während sich dieser die Handgelenke reibt, sieht mich Oli eindringlich an.

Bevor Julian geht, sagt er, dass uns gleich jemand etwas zu essen bringen wird.

›Hört mir kurz zu, Oliver 2 und ich müssen uns gleich ganz heftig streiten, damit ich mich genervt in eine Ecke verdrücken kann. Verstanden? Und dann dürfen wir uns nur gedanklich unterhalten. Klar soweit?‹, sage ich, nachdem ich mir das Knopfding wieder ins Ohr gesteckt habe.

Oliver 2 nickt, während Oliver 1 verwirrt zu stimmt.

Die Tür geht wieder auf und einer der Typen von vorhin bringt ein Tablet mit Essen.

»Hallo Süße, und, wie war unser Julian vorhin? Ihr saht ja ganz schön erhitzt aus«, sagt er und schaut mich von oben bis unten an. »Das nächste Mal, stelle ich mich auch gerne zur Verfügung.«

»Ugh, raus hier!«, rufe ich und er verschwindet lachend, die Tür wird zugeschlossen. Oliver 2 springt auf und ist direkt bei mir. Die Hände zu Fäusten geballt baut er sich vor mir auf. Man könnte meinen, er würde schauspielern, aber ich glaube, dass das nicht einmal gespielt ist ...

»WAS hat er gerade gesagt? Du hast mit Julian geschlafen?«

»Geschlafen? Wir haben kein Nickerchen gemacht, wenn du verstehst«, erwidere ich trocken und verschränke die Arme genervt vor der Brust.

»Das ist nicht witzig. Melanie, das hätte ich echt nicht von dir erwartet.«

»Verflucht, Oliver! Was hast du denn von mir erwartet? Dass ich die ewige Jungfrau bleibe? Das ich nie einen anderen Kerl haben kann? Wir sind nicht zusammen, hörst du? Julian kenne ich schon länger.«

»Echt, jetzt, Melanie?«

Ich schließe die Augen und balle meine Hände zu Fäusten.

»Verflucht, Oliver. Lass mich in Ruhe, okay?«, brülle ich.

»Ach, mach doch was du willst«, kontert er. Ich greife mir ein Stückchen Brot und eine Wasserflasche und verziehe mich in meine Ecke.

›Puh‹, sage ich, während ich mich setze und den Kopf zwischen meine Beine mache, da sich alles um mich dreht.

›Hast du wirklich mit Julian geschlafen?‹, möchte Oliver 1 wissen und durchbricht die Stille.

›Klar, weil ich nur deshalb mit ihm weg bin.‹

›Mel ...‹, höre ich Oliver 2 verzweifelt.

›Er ist schwul, habt ihr das vergessen? Wir haben NICHT, okay? Wir haben aber rumgeknutscht‹, gebe ich zu. ›Wir waren zu lange in dieser Kammer und seine Leute sind zu uns gekommen. Was glaubt ihr, was passiert wäre? Sie hätten ihn als Verräter enttarnt. Das geht nicht. Dafür steht zu viel auf dem Spiel. Wir hatten also gerade hemmungslosen Fake Sex.‹

›Aber ihr habt euch geküsst!‹

›Echt jetzt, Oliver 1?‹, sage ich und raufe mir die Haare. Verflucht noch eins, hier stehen Leben auf dem Spiel und die denken echt nur darüber nach? Was stimmt nicht mit ihnen?

›Er ist auf unserer Seite. Auf seinem Hintern hat er ein Tattoo mit dem Code PO 323.‹

›Du hast seinen Hintern gesehen? Melanie ...‹

›HEY, nicht in solch einem Ton, okay?‹ Ich sitze nun im Schneidersitz, esse und trinke etwas. ›Die Sache sieht folgendermaßen aus: Julian wird erpresst. Sein Freund, Edward, wird von Penelope irgendwo/ irgendwann gefangen gehalten und solange er nicht das macht, was sie verlangt, wird sich daran nichts ändern. Julian arbeitet wohl schon länger für Dad.‹

›Er hat nie etwas gesagt!‹

›Oliver 1, ich glaube, Dad wollte nicht alles zerstören, indem er uns einweiht. Woher hätte Julian den Code haben sollen, wenn nicht von Oliver? Er hat mir ein Foto gezeigt ... Penelope wird Edward in der Zukunft umgebringen ...‹

›Wie schrecklich! Er hätte doch zu uns kommen können. Wir hätten beide beschützt!‹

›Tut mir leid, dass ich vorhin so ausgerastet bin‹, sagt Oli 2.

›Du hast ja genauso reagiert, wie ich wollte. Aber ihr müsst mir trotzdem vertrauen, ihr beide. Verdammt, als ob ich nicht gerade andere Sorgen hätte. Boah, mein Kopf zerspringt bald ...‹, sage ich und fass mir an die Stirn. Ich kneife die Augen zusammen und hoffe, dass der Schmerz bald nachlässt. Doch meine Schmerztabletten sind in der Jackentasche, die ich in der Kammer vergessen habe. Warum habe ich sie nur ausgezogen?

»Ach verdammt«, sage ich nun wieder laut, »ich hab meine Jacke in dieser Kammer vergessen.«

»Selbst schuld«, höre ich Oliver murmeln, natürlich so, dass es eigentlich jeder hören kann. Doch dann sieht er zu mir und fängt an zu lachen.

»Nicht witzig«, meine ich und steige mit ein. Er steht auf und setzt sich zu mir.

»Tut mir leid, dass ich vorhin so ein Arsch war. Du bist ungebunden. Also diese Version von dir.«

»Es war einfach eine verrückte Situation. Ich meine, wir haben uns gestritten und dann plötzlich, ohne Vorwarnung ...«

»Ja, manchmal überkommt es einen einfach«, sagt er und legt seinen Arm um meine Schultern.

»Warum wollte er mit dir unter vier Augen reden?«

»Die sind auf der Suche nach irgendwas oder irgendjemanden. Ich bin mir nicht sicher. Aber ich glaube, er wollte sich einfach bei mir einschmeicheln.«

»Tja, scheinbar hat seine Masche ja gewirkt.«

Ich zucke mit den Schultern und bin immer noch genauso verwirrt, wie vorher. Hoffentlich kommen wir bald hieraus.

Verdammt, ausgerechnet jetzt macht sich meine Blase bemerkbar. Was mache ich nur? Und waschen wäre auch nicht verkehrt, zumindest etwas. Die Klamotten sind so schwer und durch das Teleportieren hierher, bin ich so verschwitzt. Nicht daran denken.

›Melanie, also wenn ...‹

›Mmh? Oh, nein. Schon gut. Wir sollten langsam schlafen‹, sage ich und gähne dabei.

›Okay. Melanie, ich werde meinen Knopf ausmachen. Dann kannst du dich noch etwas mit Oliver 1 unterhalten‹, schlägt Oliver 2 vor.

›Lieb von dir, danke.‹

Während Oliver zum Waschbecken geht und sich Gesicht und Hände wäscht, hole ich eine Zahnbürste und die Zahnpasta hervor.

»Sorry, Oli, aber eigentlich wollte ich alleine in die Zukunft ...«

»Das macht nichts. Ich nehme die Zahnpasta auch so.«

Dazu gebe ich ihm mein Duschgel.

»Was versteckst du denn noch alles in deinen Taschen?«

›Tut mir leid, Oliver 1, ich würde dir gerne telepathisch etwas schicken.‹

›Schon okay.‹

»Nicht mehr viel. Warte, ich drehe mich um.«

Ich überlege, wie wir am besten schlafen könnten. Doch dann wird die Tür einen Spaltbreit geöffnet und meine Jacke fliegt in den Raum. »Danke«, rufe ich, bevor die Tür gänzlich geschlossen wird.

»Eigenartig«, sagt Oliver 2 und ich nicke. Nehme die Jacke an mich und hole mir die Schmerztabletten aus einer der Taschen. Es ist so unfair, dass Oliver 1 die ganze Zeit alleine ist.

Nach dem Oli fertig ist, gehe ich ans Waschbecken. ›Du kannst auch auf die Toilette gehen‹, meint er, während er sich bereits hingelegt hat und mit dem Gesicht zur Wand liegt.

»Oliver?«, sage ich nun laut.

»Ja?«

»Ich ... also würdest du vielleicht ... Könntest du irgendwas laut singen, damit ich na ja, du weißt schon«, sage ich so schnell, ich kann.

›Und du auch, Oliver 1. Singt gemeinsam irgendwas. Laut, das lenkt mich ab.‹

Sofort stimmen sie eines ihrer Lieder an und ich bin kurz hin und weg, ehe ich mich so beeile wie noch nie.

Nachdem ich fertig bin und mich gewaschen habe, ziehe ich mir den Pullover aus und benutzte das Deo.

Irgendwie komme ich mir vor, wie in einem Game oder in einer schrägen TV Show.

»Magst du dich zu mir legen?«, fragt mich Oliver 2 und ich würde gerne wissen, was zwischen ihm und Melanie 2 los war, aber ich darf es nicht erfahren.

So wie er zu mir ist, wird es was Größeres sein. Etwas, das ich vielleicht nicht richtig deuten kann oder möchte. Aber wo ist die Zukunftsversion von mir? Irgendwas stimmt nicht, aber ich muss es selbst herausfinden, denn ansonsten könnte es noch komplizierter werden, oder?

›Du denkst zu viel nach‹, sagen beide beinahe synchron und dann folgt ein ›Gute Nacht, ich bin jetzt offline‹ von Oliver 2.

»Schlaf schön, Mel. Versuch es wenigstens, okay?«

»Danke, du auch«, meine ich und drehe mich auf den Rücken. Es dunkel in diesem Raum, aber wie spät es ist, weiß ich trotzdem nicht, nur dass wir wahnsinnig müde sind und unser Gefühl uns zeigt, dass es schon Nacht sein muss.

›Melanie‹, höre ich die sanfte Stimme von Oliver 1. Er ist vollkommen alleine, was mir echt das Herz zerreißt. So war es nicht geplant. Wobei, es war ja gar nicht geplant, dass er mitkommt ... ›Es ist okay. Du kannst nichts dafür. Wenn wir miteinander reden, bin ich nicht allein.‹

Wie könnte ich die Jungs nur nennen? Am besten Charaktereigenschaften nehmen. Allerdings sind sie sich so ähnlich. Bis auf das Alter ... und Moment, Oliver 2 hat doch eine Narbe am Handgelenk und im Gesicht, die Oli aus dem Jahr 2117 nicht hat.

Narben-Oli? Darf ich das überhaupt so sagen? Billy the Kid hatte ja auch extra einen Spitznamen oder diese ganzen Ganovennamen.

›Narben-Oli? Und was wäre dann ich?‹, höre ich Oliver meine Gedanken unterbrechen.

›Ich habe doch keine Ahnung. Oli the bolly?‹, frage ich und muss etwas kichern.

›Witzig. Wie wäre es einfach mit Oli?‹

Darüber muss ich wirklich nachdenken. Einfach nur Oli. Würde mir gefallen, könnte aber auch verwirrend sein. Wer ist denn nun wer? Ich weiß es nicht. Am liebsten würde ich ohne dieses Labeln auskommen, aber es geht leider nicht. Wir müssen – auch untereinander – wissen, wer gemeint ist. 2117-Oliver hat nicht das erlebt, was die 2127er Version mitgemacht hat.

›2117er Oli und 2127er Oliver? Geht nicht das?‹

›Zu kompliziert. Wie geht es dir?‹, möchte ich wissen und lasse diese Namensfindung erst einmal beiseite. Es nervt total. Solch ein Szenario hätte es gar nicht geben dürfen. Wenn Oli nicht mit mir gesprungen wäre, säßen wir jetzt nicht in dieser Bredouille.

›Ich weiß, ich habe Mist gebaut. Es tut mir leid. Aber ich konnte nicht anders. Das weißt du! Du hättest genauso reagiert und gehandelt, sei doch ehrlich! Wenn du die Chance bekommen hätte ...‹

›Das weiß ich und es ist, nun einmal wie es ist. Aber ihr schwebt jetzt beide in Gefahr. Wenn Penelope von mir verlangt, dass ich mich zwischen einen von euch entscheiden müsste, dann wäre ich ganz schön am Arsch. Ich könnte es nicht und das ist Penelope bewusst. Nur ...‹

Er atmet tief ein und aus. Er scheint mit sich selbst zu ringen. Beinahe beiläufig wechselt er das Thema und sagt, dass es ziemlich riskant mit Julian war. Natürlich war es das. Aber mein Gefühl sagt mir einfach, dass ich ihn vertrauen kann.

Seufzend winkle ich meine Beine an und lege meinen Arm unter den Kopf. Wir haben ein paar Decken hier, aber der Boden fühlt sich trotzdem sehr hart an.

›Du glaubst ihm? Er hat dich schon einmal hintergangen.‹

›Ja. Ich weiß, was er alles schon gemacht und gesagt hatte, aber das hier ist die Wahrheit. Sein Freund wurde entführt. Er wird erpresst. In der Zukunft wurde oder besser wird er getötet. Das kann ich nicht zulassen. Liebe wird immer siegen.‹

Ich höre ihn seufzen und muss die Augen schließen. Obwohl ich Narben-Oliver bei mir habe, ist es doch etwas anderes. 2117er-Oli hat sich diese Situation selbstzuschreiben. Vielleicht aber hatte ich gehofft, wenn wir Zeit außerhalb der Pflichten und Regeln, Bewachung und Rechtfertigung verbringen können, wird sich etwas ändern. Meine Gefühle für ihn waren von Anfang an vorhanden. Ich wollte meine Bedenken und Ängste über Bord werfen und die Zeit für uns arbeiten lassen ...

›MELANIE‹, höre ich Oli nun gedanklich schreien.

›Sorry. Julian ist auch nur ein Spielball für Penelope.‹

Plötzlich höre ich eine Art surren und knacken, dann entsteht eine weitere Verbindung.

›Kleine Fee? Julian hier. Redest du zufällig mit Oliver?‹

›Ähm, ja.‹ Ich wecke auch Narben-Oli.

›Oli, Julian ist am anderen Ende der Leitung, kann ich das so sagen? Könnt ihr euch verstehen?‹

Sie fangen gleichzeitig an, etwas zu sagen und lachen, weil sie sich hören können. Also reden wir. Zu viert. Julian erzählt noch einmal alles, auch wie es zu diesem Tattoo gekommen ist. Die Stelle haben sie extra gewählt, weil nie jemand dort schauen würde. Gesundheitschecks wurden schon lange keine mehr gemacht, da die Zeit dafür gefehlt habe.

›Zu meiner Zeit haben sie mich überwiegend gemieden. Weil na ja ...‹

›Kotz, echt jetzt? Sind die Leute immer noch solche Arschlöcher?‹, sage ich wütend.

›Nicht aufregen, kleine Fee, es ist alles nicht so wichtig.‹

»Melanie, ist alles in Ordnung?«, fragt Narben-Oli laut. Er spielt es gut. Niemand soll wissen, dass wir gedanklich alle miteinander verbunden sind.

Er dreht sich zu mir und legt seinen Arm um mich.

»Alles gut«, seufze ich.

»Schlaf jetzt, wer weiß, was morgen anstehen wird.«

Er hat Recht, das sollten wir alle langsam. Aber ich möchte Oli nicht alleine zurücklassen. Das ist echt nicht fair. Auf der anderen Seite frage ich mich, welche Auswirkungen es wirklich geben wird, wenn beide Oliver im selben Raum für eine längere Zeit zusammen wären. Führte es zu einer Explosion im Zeitkontinuum? Wie war das bei Doc Brown? Immerhin waren sie für kurze Zeit auch an ein und demselben Ort. Warum hat Dad nie etwas darüber erzählt? Er müsste doch die Zukunft kennen, oder nicht?

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
270 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783754173855
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip