Kitabı oku: «Schauderwelsch», sayfa 3

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Kleiner Maulwurf auf Entdeckungsreise

Sanft fällt das Land ab zum See. Im Winter kann man mit dem Schlitten nach unten rodeln, allerdings nicht allzu schnell. Ein kleiner Teil des Landes wird durch Zäune abgetrennt. Das sind die Gärten der Menschen. Wenn man ein Seeadler oder ein Storch oder eine Gans wäre – oder ein kleiner Spatz – und hoch oben über das Land und den See fliegen würde, dann sähen die Gärten wie lange Handtücher aus, denn sie sind viel länger, als sie breit sind.

Es gibt vier solcher Streifen. Untereinander sind die Gärten noch einmal durch Hecken unterteilt. Auf der Erde merkt man, dass sie gar nicht schmal sind, sondern breit wie Fußballfelder. Oben auf dem höchsten Punkt stehen in einer Reihe drei Häuser aus rotem Backstein an einem Feldweg. In einem wohnt der etwas mürrische alte Mann mit der Pfeife, der in der Dämmerung immer auf dem Steg sitzt und angelt. Daneben wohnt die alte Katrin mit ihrer gelben Katze. Die gelbe Katze sieht man oft im Garten, die alte Katrin fast nie.

Der kleine neugierige Maulwurf hat die getigerte Katze natürlich noch nie gesehen, jedoch schon so schreckliche und unheimliche und gruselige Geschichten von ihr gehört, dass er am liebsten an sie gar nicht denken mag.

In dem letzten Haus wohnen Lisa und Max mit ihren Eltern. Auf der anderen Seite des Grundstücks hinter Hecke und Zaun steht kein weiteres Haus, sondern eine große alte Eiche, in der tagsüber regelmäßig die Schleiereule schläft. Und unter der Eiche in der Erde wohnt der kleine neugierige Maulwurf mit seinen drei Geschwistern und seinen Eltern, die ähnlich wie die Eltern von Lisa und Max ständig beschäftigt sind. Sie haben die Gänge so geschickt zwischen die Wurzeln der Eiche gegraben und dort ein gemütliches weiches Nest angelegt, dass sie alle gut geschützt sind und der alte rotbraune Fuchs schon zweimal verärgert seine Versuche aufgegeben hat, die Maulwürfe auszugraben. Die Maulwurfseltern haben die Kinder immer wieder gewarnt, nicht auf der Weide gegenüber zu spielen, ganz gleich, ob unter oder über der Erde. In jungen Jahren ist nämlich einer Maulwurfstante von einem großen Pferd aufs Auge getreten worden, obwohl sie eine schlaue und vorsichtige Maulwürfin ist und damals, in jungen Jahren, die Pferdeweide in einem stabilen Gang unterqueren wollte. Doch das Pferd war so schwer, dass es mit dem Huf eingebrochen ist. Seitdem ist das rechte Auge der Tante nicht mehr so schön wie das linke, sagt die Mutter.

Der kleine neugierige Maulwurf kann da eigentlich keinen Unterschied sehen, aber vielleicht hat er auch nicht so genau hingesehen. Und aus den Pferdeweiden und Menschengärten sollten kleine Maulwürfe auch ihre Nasen heraushalten! Man wisse nie, sagen die alten Maulwürfe.

Der kleine Maulwurf sagt überhaupt nichts und findet den Nachbargarten viel interessanter als die eigene Wiese. Von dort hört er die Stimmen der Kinder, wenn sie rufen und lachen und singen und schimpfen. Und von dort ziehen gelegentlich eigenartige und geheimnisvolle Gerüche über die Maulwurfswiese. Deren Ursprung würde der kleine Maulwurf gerne erkunden! Also gräbt er sich unter der Hecke durch und folgt den angenehmen Düften.

Als er den Kopf vorsichtig aus der Erde schiebt, sieht er sich von roten und blauen und gelben Blumen umgeben. Die duften gut, so gut: Der Schmetterlingsbaum riecht nach Honig, die roten und gelben Rosen nach Äpfeln und Orangen, die Iris nach reifen Pflaumen. Dabei hat der kleine Maulwurf noch nie in seinem Leben Pflaumen gegessen, denn die haben gerade erst die Blüte hinter sich und sehen noch klein und grün und langweilig aus. Kurzum: Er ist zu jung. Aber das weiß er nicht, also schließt er seine Augen und saugt die Luft genießerisch durch die Nase ein. Er grunzt glücklich und zufrieden.

Hier könnte er in dieser Stellung immer so bleiben, wenn ihn nicht das plötzliche und zornige Brummen einer großen dicken Hummel aufgeschreckt hätte, die ganz knapp an seinem Näschen vorbeibraust, als wollte sie es rammen. Der kleine erschreckte Maulwurf duckt sich und zieht sich, so schnell er kann, unter die Erde zurück. Na so was! Diese dumme Hummel, murmelt er: „Denkt sie, ich würde ihr den Honig wegsammeln?“

Und er machte sich auf, um eine andere Gegend zu erkunden. Seinen Weg findet der kleine Maulwurf mithilfe seiner Nase, in der er zuerst einen schwachen verführerischen Geruch spürt, der allmählich stärker wird und ihn anspornt, schneller zu graben und zu schaufeln. Inmitten der herrlich riechenden Himbeerhecke durchbricht unser kleiner Abenteurer die Erdkruste, direkt neben einer abgefallenen Himbeere, die schon ein bisschen reif ist. Er schnuppert vorsichtig, nimmt sie in sein Mäulchen, kostet sie auf der Zunge und schluckt sie sehr schnell. So etwas Leckeres hat er noch nie gegessen! Und schon liegt ihm ein neuer Duft in der Nase, er gräbt sich langsam zum Beet für Spargel und Schwarzwurzeln, das der Vater von Lisa und Max angelegt hat.

Doch vorsichtig, kleiner Maulwurf! Sperr deine Ohren auf, dann könntest du hören, dass Vater gerade in der einen Ecke des Gartens mit dem Spaten arbeitet. Und so ein Spaten kann zu einer ähnlich großen Gefahr wie ein Pferdehuf werden. Im Augenblick ist der kleine Maulwurf jedoch viel zu gierig. Mit aller Kraft drängt er vorwärts und durchpflügt die sandige Erde. Er stößt durch die angehäufelte Erde hindurch – und sieht sich Auge in Auge dem Vater gegenüber.

„O du Maulwurf“, sagt der Vater, und es klingt überhaupt nicht freundlich. Gott sei Dank ist der kleine Maulwurf nicht dumm. Er erkennt die Tonlage und zieht sofort den Kopf ein, um in seinem Gang zu verschwinden. „Wenn ich dich erwische ...“, hört er den Vater schimpfen.

Und als er schon tief unter den Wurzeln der Tomaten ist, hört er Lisas helle Stimme: „Papa, jetzt sei mal nicht so unfreundlich!“

Obwohl der kleine Maulwurf weiß, dass die Kinder auf seiner Seite stehen, beschließt er trotz aller Verlockungen, diese Gegend des Gartens zu verlassen und bergab in Richtung See zu wandern. Den wohlriechenden Komposthaufen lässt er links liegen, frisst allerdings zum Trost einige fette Maden, die ihm in die Quere kommen. Seine unterirdische Reise zum See unterbricht er nur einmal, als er dem Duft der Veilchen nicht widerstehen kann, die irgendwo über seinem Gang wachsen.

Als die Erde feuchter und manchmal ein bisschen schlammig wird, als es modrig nach Moosen und Hölzern riecht, steckt er behutsam seinen Kopf heraus. Er hört leise das Wasser plätschern und das Schilf rauschen, er sieht Blumen, die mächtigen Stämme alter Kopfweiden und einen braunen Frosch, der ihn freundlich begrüßt. Der kleine Maulwurf freut sich zuerst, dann wundert er sich und fragt: „Weshalb hast du so lange Beine?“

Der Frosch weiß es nicht recht und denkt nach. Und während er noch überlegt, huscht ein dunkler Schatten über Frosch und Maulwurf. „Das ist der Bussard“, quakt der Frosch und springt mit einem großen Sprung in den See. Es spritzt ein bisschen – und er ist verschwunden. Jetzt weiß der neugierige Maulwurf, warum der Frosch so lange Beine hat. Als er sich in seinen Gang zurückziehen will, sieht er die Bescherung: Das geht gar nicht mehr, denn der Gang ist inzwischen mit Wasser vollgelaufen. Als der Schatten zum zweiten Mal, und nun schon viel größer, über ihn hinwegsaust, fängt der kleine Maulwurf gar nicht erst an, sich Gedanken zu machen, ob er nun schwimmen kann oder nicht. Er hoppelt und läuft zum Wasser, lässt sich hineinfallen – und ist begeistert. So gut kann er schwimmen. Das hätte er nicht gedacht. Und es ist ihm ein Leichtes, die Luft anzuhalten, so wie manchmal in eingestürzten Gängen.

Gemächlich taucht er zum Grund und macht mit seiner Schnauze eine kleine Schlammwolke, die vom Ufer in die Tiefe des Sees wegzieht. Er will gerade eine Muschel ausbaggern, als ihm das Herz fast stehen bleibt. Er klammert sich mit einer Schaufel an der weißen Süßwassermuschel fest und rührt sich nicht mehr. Ganz langsam schiebt sich ein riesiges Maul auf ihn zu. Es ist voller Zähne. Sie sind spitz und nach hinten gebogen.

„Das war’s“, denkt der neugierige kleine Maulwurf. „Gleich werde ich gefressen, hoffentlich schmerzt es nicht zu sehr.“

Und während er das noch denkt, gleitet der gelblich braune Hecht langsam, sehr langsam an ihm vorbei. Der Maulwurf sieht in das schwarze unbewegliche Hechtauge, das vorbeiwandert. Er hat nicht den Eindruck, dass er sich mit dem Hecht so freundlich unterhalten kann, wie vorhin mit dem Frosch. Der kleine Maulwurf fühlt sich unendlich erleichtert, als der Hecht vorbeigezogen ist.

Als er wieder Luft zum Atmen und Überlegen hat, beschließt der neugierige kleine Maulwurf, kein Wassertier zu sein. An Land macht er sich sogleich auf den Heimweg zu der Maulwurfswiese, denn im Garten der Menschen hat er nun genug erlebt, zumindest für heute.

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Lyrisches Aquarium

Und Kindern sollte man Aquarien schenken

die sanft beleuchtet sind mit fahlem Licht

sie werden langsam sich versenken

und tauchen ein in neues Gleichgewicht

in einen anderen Ort, in eine neue Welt

mit großen Augen werden sie dann schweben

und es verlieren sich Konturen beigesellt

den schönen Fischen träumerisch sie leben

wenn ihre Lippen leicht das Glas berühren

sind ganz bei sich sie und in eins

stirbt ohne Laut einmal ein Fisch werden sie spüren

dass dennoch Grenzen sind die Endlichkeit des Seins

*

Katzen Haiku

Zugelaufen im

Juni, die kleine Katze

sie redet und redet

Grüngelbe Blicke

Mondsicheln im Sommer und

sie hat gewonnen

Nach fast einem Jahr

Wiederkehr im Dezember

Könnte er reden!

Viel Lärm im Frühjahr

gefiederte Treppe, ganz

oben der Kater

Du alter Kater

schläfst in der Frühlingssonne

vor dem Mauseloch

*

Die Katze am See

Das Blatt schimmert in der Sonne. Es ist ganz gelb und bewegt sich ein wenig, obwohl es windstill ist. Aus größerer Nähe sind zwei sich bewegende Stäbchen an einem Vorsprung zu sehen, unter dem ein aufgerollter Faden liegt. Das Blatt lässt sich nicht berühren. Kurz vorher hebt es ab und flattert hoch in die Luft, unerreichbar hoch. Also doch kein Blatt, ein Tier. Es fliegt und trudelt über der Wiese in Richtung Wasser und Sonne, verdeckt und vergittert durch Blüten und Blätter. In dem hohen Gras ist es schwierig, es im Auge zu behalten. Hindurch zwischen Halmen, Grasbüschel durchteilend, Stängelgeschiebe. Gezähnte und gefiederte Blattränder kratzen, niederliegende Winden verhaken sich, es klettet und klebt. Peitschende Bewegung trifft zwischen die Augen, einhalten und ducken, Tier oder Pflanze? Schlagende Kolben, elastische Stiele, hochschießend mitten in Kräutern und Klee. Bloß weiter, hier beißen rote Ameisen. Aus bräunlichen Blüten duftet es schwer. Es wimmelt von Fliegen und Schildläusen. Ein kleiner Luftsprung, erfolgreicher Zugriff, es knirscht und es schmeckt. Auffliegen im Umfeld Hummeln und Bienen, es brummt und sirrt: Vorsicht! Schon bekannt wehrhafte Wespen.

Jetzt neben der silbern glänzenden Schleimspur, gelegt von braunroten Pflanztieren, die wie zwei abgetrennt menschliche Finger ihre Bahn ziehen, nur ohne jede knöcherne Härte, feuchtweich und übel riechend, häufig gesehen beim Saugen von Blättern und toten Mäusen, vorne auch Stäbe wie das fliegende Gelbblatt, aber zum Ausfahren. Ihr nicht schluckbarer Schleim klebt auf der Zunge, schmeckt scheußlich. Und sie können nicht fliegen und besser schmecken Kleinvögel trotz ihrer Federn.

Für einen Augenblick Lebensgefahr, unbemerkt. Hoch im Himmel, sehr weit oben und schattenlos, schüttelt kurz der Seeadler. Vor ein paar Wochen noch hätte er dich bei klirrender Kälte mitgenommen, jetzt ist er wählerisch. Vorsicht kleine Katze! Sie verharrt auf schwankendem Grund, unter ihr lebt es, langsam fällt die Schafgarbe zur Seite, ein Duftstoß von knickenden weißroten Blüten. Ein kurzes Innehalten und das Beben geht weiter, aufbricht die Erde und türmt sich in Schüben nach oben, aus bröckelndem Erdhaufen stößt zwischen Schaufeln schnüffelnd die große Nase. Erschrocken duckt sie sich zurück und beginnt zu fauchen. Der Maulwurf wendet langsam seinen flachen Kopf und taucht wieder ab. Der aufgeworfene Hügel fällt in sich ein bisschen zusammen.

Vorsichtig riecht die kleine Katze an ihm und stochert zögernd mit einer Pfote in den Erdkrumen. Sie ist über sich selbst überrascht: Dass sie so fauchen kann! Sie fühlt die Sonnenstrahlen warm auf ihrem Fell, legt sich ins Gras und streckt alle viere von sich. Sie wäre wohl liegengeblieben, doch schreckt sie das zornige Brummen einer großen dicken Hummel auf, die ganz knapp an ihrem Näschen vorbeibraust, als wolle sie es rammen.

Sofort ist sie wieder auf den Pfoten. Sie kraust die Nase und atmet durch. Ständig muss sie auf der Hut vor unbekannten Gefahren sein. Sie sieht über die abfallende Wiese, die an der einen Seite von einer Hecke begrenzt wird, bis zu den Sträuchern und hohen Bäumen, zwischen denen das Wasser des Sees in der Sonne blitzt. Über der hohen Wiese fliegt und flattert es – sie erkennt ihren Gelbling wieder, der zwischen blauen und weißen Schmetterlingen zum Ufer segelt.

In schleichender Haltung setzt sie ihren Weg fort, die Kräuter und Blumen als Deckung nutzend. Sie verharrt riechend bei den angenehm duftenden weißen Pilzen, weich wie die schleimspurigen Pflanztiere, aber fest verwurzelt in der Wiese und angenehm duftend. Gleich daneben ein anderer eigentümlicher Geruch von weißem Klee, sie schnuppert und hat schon ein Blatt im Mäulchen, da fällt ihr der harte Pfotenschlag der Mutter ein, quer über den Kopf. Sie lässt es also und zieht weiter. Glück gehabt, kleine Katze: Hättest du den Steinklee gefressen, hättest du zuerst Blähungen und dann schlimmere Schmerzen bekommen. Vielleicht wärest du gestorben. Du musst lernen, was für dich giftig ist und welche Pflanzen du fressen kannst. Für eine so große Wanderung bist du noch sehr jung.

Zur gleichen Zeit läuft die schwarzweiße Katzenmutter unruhig durch die Stallgebäude, in denen sie wohnen. Im alten Schafstall sucht sie zwischen den dort gelagerten Strohballen nach ihrer Tochter. Auf ihr Miauen erhält sie keine Antwort. Im Hauptgebäude klettert sie die Leiter hinauf auf den großen Dachboden voller Heurollen. Hier soll das kleine Kätzchen nicht spielen, weil es viel zu gefährlich ist. Oben im Gebälk unterm Dach sitzt schlafend die große alte Schleiereule, die hier auch wohnt. Wahrscheinlich hat sie etwas damit zu tun, dass zwei Geschwisterchen des kleinen Kätzchens verschwunden sind. Die schwarze Katze läuft schnell den gesamten Boden ab und sieht vor allem in die dunklen Winkel am Rande.

Umsonst! Sie springt – oder besser – sie lässt sich von einem großen Trägerbalken tief nach unten auf die hinter dem Traktor gestapelten Strohballen fallen. Durch die Katzenklappe schlüpft sie in den angebauten Schweinekoben, wo sie ein paar Fledermäuse aufscheucht, die dort an der Decke hängen. Doch vergebens, von ihrem Kätzchen keine Spur!

Sie eilt durch die Sattelkammer, aber auch da ist keine kleine Katze. Ihre Unruhe steigt so, dass sie die kleine Maus, die ihren Weg quert, gar nicht beachtet. Im Pferdestall ist es ruhig, nur die Hengste stehen dort und dösen, die übrige Herde ist draußen auf den Weiden am Bach oder See. Allein unter der Decke herrscht reger Betrieb. Dort bauen die Schwalben neue Nester, einige haben die alten bezogen und sind schon beim Brüten.

Als es modrig nach Hölzern und Moosen riecht, ist die kleine Katze am Komposthaufen angekommen. Hier wimmelt es von Ohrenkneifern und Kellerasseln, von schwarz und grün glänzenden Käfern, im Schatten klumpen Schleimspurler. Sie knackt einen wohlschmeckenden Schwarzkäfer und lässt eine große weiche Raupe folgen, die fast keine Haare hat. Eine Ecke des Komposthaufens ist so warm, als würde darunter ein Feuer brennen. Das Kätzchen legt sich auf die abgeschnittenen Zweige und ist sofort eingeschlafen.

Durch die weit geöffneten Türen läuft die Schwarzweiße auf die Koppel, vorbei an dem leeren Reitplatz, über die kleine Dorfstraße hinüber zu den zum Wasser abfallenden Wiesen. Kurz hat sie den schwachen Duft ihrer Tochter in der Nase – und verliert ihn gleich wieder. Ungerührt steht der Storch im Graben, hoch über ihr hallt das Geschrei ziehender Kraniche.

Das kleine gelbe Kätzchen erwacht durch ein Kratzen und Schaben. Eine große braune Wasserratte macht sich im Komposthaufen zu schaffen. Die kleine Katze fährt hoch, die Haare stehen ihr zu Berge – und aus ihrem kleinen Körper ertönt auf einmal ein tiefes gefährliches Knurren, über das sie selbst überrascht und sogar ein bisschen erschreckt ist. Die Ratte hebt den Kopf und zeigt riesige Zähne. Für einen Moment kreuzen sich die Blicke, grün gegen rot. Gemächlich dreht sich die Wasserratte um und verschwindet im Heckengesträuch. So einfach ist das also!

Langsam, kleine Katze, werde nicht übermütig. Hätte auch anders ausgehen können. Von da, wo die Ratte im Unterholz der Hecke verschwunden ist, ertönt ein schwaches Schnorcheln, das sie sich nicht erklären kann. Weil sie weiß, dass sie über das gefährliche Knurren verfügt, das riesige Wasserratten vertreibt, macht sich die kleine Katze kühn auf den Weg, um die Ursache des Geräusches zu entdecken. Entlang der Hecke wird es lauter. Inmitten von Brennnesseln, die unter einem Holunderbusch stehen, liegt eine grauweiße Stachelkugel, die sich aufpumpt und wieder zusammenfällt. Behutsam steckt sie ihre Tatze durch die Brennnesseln, fährt ein wenig die Krallen aus und zupft an den Stacheln. Mit einem Gurgeln entrollt sich das Stacheltier und richtet sich mit blinzelnden Augen auf. Der Igel ist größer als das Kätzchen, das so ein Dornentier noch nie gesehen hat. Schnell dreht es sich um und springt und läuft schleunigst zum Ufer. Wenig später hat sich der gestörte Igel wieder zur Kugel gerollt.

Sein Schnarchen hört das Kätzchen schon nicht mehr, denn in einer leichten Windböe rauscht leise das Schilf und das Wasser plätschert hinter den alten Kopfweiden. Auf einem Stein, der zur Hälfte von Wasser überspült ist, sitzt ein brauner Frosch, der so groß ist, wie es das Kätzchen noch nie gesehen hat. Die dunklen Frösche im Graben am Stall und die grünen auf den Bäumen der Koppel sind viel kleiner.

„Weshalb hast du so lange Beine?“, fragt die kleine Katze und ist sich nicht sicher, ob der Frosch sie versteht. Er scheint es nicht recht zu wissen und über die Antwort nachzudenken. Und während er noch überlegt, huscht ein großer dunkler Schatten über Frosch und Katze.

„Das ist der Reiher“, quakt der Frosch und springt mit einem weiten Sprung in den See. Es spritzt ein bisschen – und er ist verschwunden. Jetzt weiß das neugierige Kätzchen, weshalb der Frosch so lange Beine hat.

Über den Rand eines an Land liegenden Kanus balanciert die kleine Katze und hüpft dann auf den alten Holzsteg, der knapp über dem Wasser und ein ganzes Stück durch das Schilf in den See hinausführt. Jetzt ist es fast windstill und die Wasseroberfläche ganz glatt. Das mit Bäumen bestandene gegenüberliegende Ufer ist gut zu sehen, bei den beiden anderen Richtungen ist das jeweilige Ende des Sees nicht abzusehen, er verliert sich hinter Windungen oder im Röhrricht. Viele Fliegen und Schmetterlinge fliegen über dem Schilf und dem Wasser. Auch ihr schöner gelber fliegt weit hinaus auf das Wasser, bis die kleine Katze ihn nicht mehr sieht. In der Ferne schwimmen Gänse und zwei große weiße Schwäne auf dem Wasser – sie ist erstaunt, dass sie schwimmen können. Sie kennt sie bisher nur im Winter, wenn sie in großen Schwärmen und mit schweren Flügelschlägen über das Stallgebäude ziehen, das ihr Zuhause ist. Die Schwalben jagen dicht über die Wasseroberfläche und stoßen immer wieder mit ihren Schnäbeln ins Wasser, um kleine Tiere aufzusammeln. Sie ritzen die glatte Wasserfläche auf, hinterlassen Furchen auf der Oberfläche, die sich nach kurzer Zeit wieder glättet. Über und im Schilf sirren wie blaue und grüne Blitze die Libellen, einige mit verknüpften Körpern. Die kleine Katze beugt sich vom Steg über das Wasser und beobachtet die flinken Wasserläufer, die direkt unter ihr hin und her jagen. Und auf einmal sieht sie im Wasser eine Katze. Die kleine Katze legt ihren gelb-weißen Kopf zur Seite – und die Katze im See tut das auch, nur zur anderen Seite neigt sie den Kopf. Die Katze im Wasser stellt die Ohren auf und blickt intensiv aus dem Wasser nach oben zu der kleinen Katze. Verschreckt faucht die kleine Katze und zeigt ihre Zähne, aber die Wasserkatze ist so ungeheuer schnell, dass sie im selben Augenblick auch faucht. Der kleinen Katze wird ganz unheimlich und sie weicht ein bisschen zurück. Doch dann sammelt sie ihren ganzen Mut, fährt die Krallen ihrer rechten Pfote aus und schlägt damit nach der Wasserkatze. Noch während des Schlages hat sie gesehen, dass die Wasserkatze auch nach ihr ausholt. Doch sie schlägt nur in Wasser, dass es spritzt. Da ist keine andere Tatze und keinerlei Widerstand. Die Katze im See muss sehr schnell und sehr geschmeidig sein, wenn sie solchen Schlägen ausweichen kann.

Es frischt auf, die Schilfhalme biegen sich, die Wasseroberfläche wird gesichelt und plötzlich verzerrt sich das Katzengesicht, es dehnt sich in die Länge, zerreißt – und es gibt zwei Katzengesichter nebeneinander im See. Das hält die kleine Katze nicht aus, sie weicht zurück und dreht sich zur anderen Seite des Stegs. Warum sind die beiden Katzen in den See gegangen und was wollen sie dort? Auf der anderen Seite sieht sie im Wasser eine schnelle Bewegung. Sie kann überall auf den Grund sehen, nur zwischen zwei Stegbohlen gibt es eine kleine Schlammwolke, die langsam vom Steg weg in das dichte Schilf nebenan zieht.

Plötzlich löst sich aus der Wolke ein Schatten, ein sehr großer Fisch dreht langsam zurück zum Steg und lässt sich zur Oberfläche treiben. Die kleine Katze bleibt regungslos sitzen, als sich das riesige Maul voller Zähne langsam auf sie zuschiebt. Sie sieht sie gestochen scharf, sehr spitz sind sie und nach hinten gebogen. „Gleich werde ich gefressen“, denkt die kleine Katze, und sehr langsam gleitet der gelblich braune Hecht auf sie zu, sie sieht genau in die schwarzen unbeweglichen Augen, – die unter den Brettern des Stegs hinweg zur anderen Seite wandern, dorthin, wo die beiden Katzen hausen. Die kleine gelbe Katze ist nun sehr froh, dass sie eine Landkatze ist und nicht im Wasser wohnt. Als jetzt die Gefahr vorbei ist, merkt die kleine Katze, wie anstrengend ihr abenteuerliches Leben ist. Sie rollt sich zur Seite in die Mitte des Steges und bleibt dort liegen, um erst einmal ein bisschen auszuruhen.

Auf dem gepflasterten Stück des Weges begegnet die schwarzweiße Katzenmutter dem Dorfdackel. Er bleibt mit gefletschten Zähnen knurrend stehen. Sie macht einen riesigen Buckel und schreitet langsam an ihm vorbei, als wäre er nicht vorhanden. Als sie auf seiner Höhe ist, verstummt das Knurren und der Dackel dreht sich um, als wollte er Reißaus nehmen. Doch da wendet sich die Schwarzweiße schon zu der hohen bunten Wiese, die in diesem Sommer noch nicht gemäht worden ist. Sie schlängelt sich durch das hohe Gras und sieht von einer lichteren Stelle aus, dass auf dem Steg irgendetwas liegt, auf dem abends immer der alte Mann mit seiner Pfeife sitzt und angelt.

Geschickt und schnell durchquert sie die Wiese von oben nach unten. Auf dem Steg angekommen erkennt sie ihre schlafende Tochter und stupst sie unsanft mit der Nase an. Noch während das Töchterchen sich gähnend reckt, ist vom See her ein plätscherndes Geräusch zu hören. Mit großer Geschwindigkeit kommt der Fischotter an den Steg geschwommen; Mutter und Tochter fahren zugleich einen Schritt zurück, als der Fischotter den Mund öffnet und sagt: @&&§§***++*“““####////////. Fischotter sind schwer zu deuten – und beide Katzen sind froh, auf dem Steg und nicht im Wasser zu sein. Die Katzenmutter fasst ihr Kleines nicht sonderlich sanft am Genick, wedelt dem Otter freundlich mit ihrem Schwanz zu, dessen Umfang sie allerdings verdreifacht hat, und verlässt ruhig den Steg landeinwärts.

Kurze Zeit später legt sie ihre Ausreißer-Tochter im heimatlichen Stall in ihre Heuhöhle. Das kleine gelbe Kätzchen schläft sofort tief und fest. Das gleichmäßige schnurrende Atmen wird immer wieder durch ruckende Bewegungen unterbrochen, als erlebte es im Traum große Abenteuer.

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9783960743576
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