Kitabı oku: «Schauderwelsch», sayfa 4
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Spinne
Hoch auf der Zinne
Und tief in der Rinne
Lebt die liebe Spinne
Und wird einmal ihr Netz zerfetzt
Dann wird es wieder neu vernetzt
Dann muss sie fleißig Fäden kleben
Und eben weben weben weben
Die Schwalben zwitschern im Geschwätz
Hoch in der Luft und in der Schwebe
Das Spinnennetz das Spinnennetz
Heißt deshalb auch Gewebe
*
Kommt, wir spielen Tiere
Kommt, wir spielen Tiere, kommt auf alle viere
hebt sie hoch die Tatzen, wir sind alle Katzen
wir schnurren, schauen schlau: miau miau miau
und schau da unterm Himmelsblau,
sitzt Herr Hund und macht: wau wau
wir machen eine Biege, und spielen Schaf und Ziege
es kommt aus nächster Näh’: mäh mäh mäh mäh.
Nicht so brav wie das Schaf, doch in der Nähe
spaziert sehr stolz die schwarze Krähe: kräh kräh kräh
auf der Wiese steht, nanu,
schwarzweißbunt die junge Kuh: muh muh muh
Wenn es dunkelt kommt dazu Mutter, Vater, Kind Uhu:
huhu huhu huhu
Im Aquarium auf dem Tisch schwimmt malerisch der alte Fisch:
blubb blubb blu
Ohne Plan geht der Hahn in die Knie: kikeriki, kikeriki
Mit Federn nur und ohne Fell im Apfelbaum sitzt die Amsel:
triller trilleri trilleri
Darunter mit Genäsel steht der alte Esel, er äße lieber Pizza: ia ia ia
Auch im Moos ist viel los, Frau Frosch, die feiert Freudentag:
quak quak quak
Auf der Erde in der Herde traben Pferde,
kommt ein Pferd, aufgesessen, nicht verkehrt:
hopp hopp brrr hopp hopp brrr
Hinterm Zaun rauscht ein Baum, schnell merken wir,
ist kein Tier, ausgetauscht:
blasenpusten blasenpusten
*
Fliehen und Flüchten
Oder: Wie ängstlich sind die Tiere?
„Jetzt kommt schon raus“, ruft Jannick. Er steht auf dem großen Platz zwischen Stall und Bauernhof. Die Ferien haben angefangen. Für eine Woche ist Jannick mit seinen Schwestern und mit Mama und Papa auf dem Bauernhof am See. Jannick ist schon in der zweiten Klasse, er spielt gerne Fußball und kann freihändig Fahrrad fahren. Seinen Namen schreibt er vorne mit J. Das ist ihm wichtig, weil die Lehrer das oft falsch machen.
Nele ist das egal, denn sie kann noch nicht schreiben. Auch noch nicht schwimmen. Das will sie aber in diesen Ferien lernen. Sie geht in die Kita und kann sehr schön singen. Eigentlich heißt sie nach ihrer Großmutter Cornelia, aber das ist zu lang und kompliziert. Jedenfalls kommt sie jetzt aus der Tür gestürmt „Was wollen wir denn machen?“, fragt sie ihren Bruder.
„Ich habe ein neues Spiel erfunden“, sagt Jannick, „wie mutig sind die Tiere. Wir gehen einfach auf sie zu und finden heraus, wann sie weglaufen oder wegfliegen. Manche Tiere sind mutig – wie hier die kleine Katze auf der Bank, sie bleibt schön sitzen und schnurrt sogar, wenn ich sie streichele.“ Auch Nele streicht der Katze über das Fell, schön weich. Als sie ihren Schwanz anfasst, dreht sich die Katze auf den Rücken und schlägt mit der Pfote nach Nele. Ganz schnell zieht Nele ihre Hand weg. Ja, die ist wirklich mutig!
„Sieh mal hier.“ Jannick macht ein paar schnelle Schritte auf zwei Hühner zu und bremst kurz vor ihnen ab. Sie flattern mit den Flügeln und rennen gackernd davon. Ja, die Hühner haben weniger Mut als die Katze.
Inzwischen ist auch Anna herausgekommen. Sie ist schon in der Vorschule und liebt Pferde und Fußball. „Was macht ihr denn mit den armen Hühnern?“, fragt sie. Sie erklären Anna das neue Spiel, sie sagt: „Klar, die Hühner haben mehr Angst als die Katze. Wir essen ja auch ihre Eier und manchmal sogar Hühnchenfleisch. Aber niemals Katzenfleisch.“
Nele verzieht den Mund: „Igitt. Sollten wir das Spiel vielleicht das Angst-Spiel nennen?“
„Mir doch egal“, murrt Jannick, „wir können es auch das Flüchten-Spiel nennen, oder einfach Flieh-Spiel. Ich möchte doch nur wissen, wie nah wir an die Tiere kommen können.“
Anna ist nicht zufrieden: „Ich würde es lieber das Spiel vom Weggehen oder Weglaufen nennen.“
Jannick beendet das Gespräch: „Ok, dann heißt es Weglauf-Spiel!“ Weil der Bauer von den Rehen auf den Wiesen hinter dem Stall erzählt hat, gehen die Kinder um die Ecke – und siehe da – in einiger Entfernung stehen tatsächlich drei Rehe. „Die grasen“, meint Nele.
Anna macht ein kluges Gesicht. „Die Kühe grasen, aber die Rehe äsen.“
„Hört auf damit, ist doch ganz egal.“ Jannick runzelt die Stirn und die Rehe heben die Köpfe in Richtung der Kinder und laufen langsam in den Wald.
Die Kinder gehen den Hang hinunter zum See. Im Gras sitzt eine Amsel und fliegt weg, als sich die Kinder nähern. „Die Tauben bei uns in der Einkaufsstraße fliegen nie weg, sogar dann nicht, wenn ich in die Hände klatsche“, erzählt Nele.
Anna lacht: „Dann müssen die Tauben ja sehr mutig sein.“
„Irgendwann fliegen sie immer weg“, bemerkt Jannick und Anna fügt hinzu: „Man kann auch ohne Angst wegfliegen, wenn es langweilig wird zum Beispiel.“ Auf der Wiese glänzt zwischen zwei Brennnesseln Spinngewebe. Jannick wedelt mit den Händen darüber, eine große Kreuzspinne krabbelt an den Rand des Netzes und duckt sich auf ein Blatt. Ist sie jetzt mutig, weil sie hier sitzen bleibt?
„Vielleicht läuft sie aus Angst nicht weg“, meint Anna.
„Aber dann ist Angst ja das Gleiche wie Mut“, denkt Nele und fragt: „Ist Angst eigentlich schlecht und Mut gut?“
Jannick richtet sich auf: „Wenn ich ein Angsthase bin, ist das doch nicht gut!“
„Aber“, Anna hebt den Finger, „wenn die Hasen vor dem Fuchs nicht weghoppeln, werden sie gefressen. Also ist Angst nicht so schlecht.“
Als sie ans Ufer kommen, macht es Platsch und Platsch und Platsch. Drei Frösche hüpfen ins Wasser und schwimmen mit kräftigen Stößen auf den Grund unter der Wasseroberfläche. Dort bleiben sie unbeweglich sitzen. Eine blau schillernde Libelle steigt vom Steg auf, bleibt einen Augenblick mit einem knisternden Geräusch in der Luft stehen und fliegt ins Schilf. Die Kinder betreten den Steg und bemerken auf dem Wasser davor eine Bewegung. Eine Schwanenfamilie gleitet langsam vorüber, zwei große weiße Schwäne und zwischen ihnen drei kleine braune Schwanenkinder. Plötzlich dreht sich der eine große Schwan zur Seite und schwimmt genau auf den Steg zu. Gleichzeitig beginnt er sehr laut zu zischen. Anna und Lena laufen ganz schnell zurück zum Ufer, nur Jannick macht ein paar Schritte zurück, bleibt aber am Anfang des Steges stehen. Hier kann ihn der Schwan mit seinem langen Hals und dem zischenden Schnabel nicht erreichen.
Auf dem festen Land sagt Lena: „Ich habe noch nie so viel Angst gehabt, mir gefällt das Weglauf-Spiel nicht mehr. Warum ist der Schwan so böse, ich will ihm doch nichts tun, ich finde ihn sehr schön.“
Inzwischen ist auch Jannick zurückgekommen: „Ich hatte auch Angst, aber bin trotzdem nicht weggelaufen. Das ist Mut.“
Anna blinzelt mit einem Auge: „Das ist Angeberei. Du kannst doch ruhig weglaufen!“
*
Falschrum-Welt
Draußen Regen, Regen, Regen
graue Wolken ohne Ende
Anna ist nass ebendeswegen
dreht sie eine scharfe Wende
zurück nach Haus und in ihr Zimmer
da ist sie gerne, da spielt sie immer
und ihren Schritt gediegen lenkt
obwohl sie nicht ans Liegen denkt
direkt zum Bett, zum Hüpfen Schütteln
der Kissen und Wörter, zum Reimen und Rütteln
abwärts, aufwärts, seitwärts springt sie
vorwärts rückwärts singt und reimt sie
ihr Herz hüpft mit den Wörterketten
NETTE KETTEN, NETTE KETTEN
von hinten gehen auch NETTE BETTEN
und mit sich selbst, was tut sie da
sie spricht sich rückwärts, die Anna
ANNA TUT NUN, NUN TUT ANNA
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Wolken-Tanka
Nur eine Wolke
Steht vor der Sonne. Der Wind
bläst sie nach links, dann
nach rechts. Oh, wie ich friere:
überall nur Gänsehaut.
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Regenbogenrutsche
Es war nicht in der alten Zeit, als die Menschen arm und sehr oft hungrig waren. Als viele Kinder obdachlos und verwaist ihres Weges zogen. Dennoch war das kleine Mädchen traurig und unglücklich. Mutter hatte ihre Koffer gepackt und war ausgezogen. Vater würde ihr im Haus alles alleine überlassen und nie staubsaugen, sagte die Mutter. Vom Wäschewaschen und Rasenmähen war auch die Rede. Mutter, mit der sie so viele Bilderbücher gelesen hatte und von der sie so viele Märchen kannte, hatte die Koffer gepackt. Mutter, die so oft mit ihr gekuschelt hatte, war weg. Ohne ihr einen Kuss zu geben oder einen Ton zu sagen. Und Papa sagte gar nichts. Er tat auch nichts. Bis auf etwas Unsinniges: Er goss sich ein rotbraunes Getränk ins Glas und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Dabei hatte er schon vor zwei Jahren aufgehört zu rauchen.
Das kleine Mädchen hatte keine Lust auf eine böse Stiefmutter, die jetzt bestimmt bald einziehen würde. Es schnappte sein Bündel wie eine Müllersburschin und ging in den nächsten Park, der den Namen Stadtpark hatte. Ein leichter Wind kam auf, und aus dem wolkenverhangenen Himmel begann es zu regnen. Das Mädchen stellte sich in den Schutz einer mächtigen Eiche und fühlte sich elternlos und ausgesetzt, obwohl es ja von alleine in den Stadtpark gekommen war. Weil es sich aber so unglücklich fühlte, weinte es bitterlich auf seiner alten Parkbank, obwohl es in Wirklichkeit noch Eltern besaß und auch nicht obdachlos war.
Der anhaltende Wind wurde noch stärker und schob an einigen Stellen die Wolken beiseite, sodass die Sonnenstrahlen einen Teil der großen Parkwiese hell beleuchtete. Obwohl es über ihr noch regnete, kam die Sonne immer mehr hervor und es entstand ein Regenbogen, der von der einen Seite des Parks bis zu der anderen reichte. Das Mädchen betrachtete die stärker werdenden Farben und staunte: „So ein schöner Rogenbegen!“ Es merkte aber sogleich, dass das irgendwie falsch war, und dann fiel ihm ein, dass der Rogenbegen eigentlich Regenbogen heißt. Um seinen Fehler möglichst schnell wiedergutzumachen, rief es ganz laut noch einmal: „So ein schöner Regenbogen!“ Es wollte auch verhindern, dass der Regenbogen gleich wieder verschwand, man wusste ja nie. Und dann sah es sich in Ruhe die leuchtenden Farben an, das Rot und das Gelb! Und das Grün und das Blau! So schön! Das Mädchen überlegte, ob die Farbe unter dem Blau Violett oder Lila hieß. Es war da sehr unsicher. Hätte ihre Mutter ein Kleid in dieser Farbe gehabt, hätte sie es bestimmt gewusst.
An der höchsten Stelle des Regenbogens nahm sie irgendetwas Zappelndes wahr, so als ob eine Fliege im Spinnennetz gefangen wäre. Es wischte sich kurz die Augen, vielleicht waren da noch Tränen. Der kleine dunkle Punkt bewegte sich langsam auf dem Regenbogen nach unten. Dann sah es so aus, als würde der Regenbogen genau da, wo er gerade war, ein bisschen kräftiger, er hatte eine Verdickung, die wie ein Knoten aussah, der sich bewegte, vielleicht, weil er noch zugezogen wurde. Der Knoten wurde jedoch nicht kleiner, sondern immer größer und immer schneller. Die Knotenverdickung war ein Männlein, das wie auf einer Rutsche nach unten glitt und im letzten Augenblick schwungvoll aus dem Rutschstrahl absprang. Mit grünen Augen und noch bebendem roten Bart stand es vor dem kleinen Mädchen, machte ein besorgtes Gesicht und runzelte die Stirn.
„Wo drückt dich der Schuh, du schönes Kind?“, fragte das Männchen in den blaugelbgrünen Kleidern. Und das Mädchen erzählte ihm, dass seine Mutter es gerade zur Waise machen würde, zumindest zur Halbwaise. Da nahm das Männchen, das ein bisschen wie ein bunter Prinz aussah, das Mädchen an der Hand und ging mit ihm bis zum Ende der Stadtparkwiese, wo der Regenbogen den Boden berührte. Mit seinem Zeigefinger machte das Männlein einen raffiniert angedrehten Doppelschlag in den Regenbogen, dass die Funken sprühten. Und dann sprach es: „Gehe an den Rand des Stadtparks zur großen Bushaltestelle. Dort steht der blaue Koffer, auf dem deine Mutter sitzt. Du kannst beide abholen und nach Hause gehen. Wahrscheinlich will deine Mutter den Koffer nicht schon wieder alleine tragen.“
Das Mädchen tat genau das, und alles klappte wunderbar. Es war nicht zur Waise geworden, sondern lebte glücklich und zufrieden in seiner Familie. Der Vater hatte übrigens wieder mit dem Rauchen aufgehört.
Das Glücklich- und Zufrieden-Sein dauerte so lange, bis es von der Grundschule in eine weiterführende Schule kam. Denn es war nicht die alte Zeit, in der die Kinder noch nicht schulpflichtig waren und frisch in die Welt hinausziehen konnten, um dort Prinzen kennenzulernen oder anderweitig ihr Glück zu machen. Als sie die neue Klasse betrat, sah sie, dass sich dort niemand von ihren netten Mitschülerinnen aus der Grundschule befand. Stattdessen stand da eine Gruppe kichernder Mädchen, die sagten zu ihr, sie sei pummelig. Die Mädchen selbst waren so dünn, dass sie einzeln vielleicht gar nicht zu erkennen gewesen wären. Doch weil die Magermädchen nicht aufhörten zu kichern, taten sie ihm doch nicht mehr so leid, wie das kleine Mädchen sich selbst leidtat. Und als einige Jungen ihr „Guten Morgen“ wünschten, war es sich auch nicht sicher, wie diese das meinten.
Das kleine Mädchen hatte also Grund, unglücklich zu sein. Als ihr Unglück am größten war, fiel ihm das bunte Regenbogen-Männchen wieder ein, und es lief aus der Schule zum nächsten Park. Dort flogen nur ein paar Tauben im Himmel, der noch blau und leer war. Drei Tage musste es warten, bis endlich Wolken aufzogen und es zu regnen begann. Und weil es Sommer und die Sonne stark war, gab es wieder einen Regenbogen. Es drückte die Daumen ganz fest und sagte: „So ein schöner Regenbogen!“ Dabei dachte es ganz stark an das Regenbogenmännchen von früher. Und während es so dachte und wünschte und hoffte, nahm es eine Bewegung auf dem Regenbogen wahr, die größer und immer schneller wurde. Und schon sprang das Männlein mit dem roten Bart von seiner Regenbogenrutsche ab. Als es in seinem bunten Wams vor ihm stand, erzählte es ihm von der neuen Klasse mit den Stabheuschrecken und seinem großen Unglück. Das blaugelbgrüne Männlein mit dem violetten Hut furchte die Stirn, ließ den Daumen so schnell kreisen, dass er kaum mehr zu sehen war, hielt ihn in den Regenbogen und versprach im Funkenflug, ihm zu helfen.
In der zweiten Stunde am nächsten Morgen klopfte es an der Klassentür und der Schulleiter bat das Mädchen heraus. Er sah ein bisschen wie ein Köhler aus und sprach sehr freundlich. Er entschuldigte sich und erklärte, dass es durch einen Fehler im Sekretariat in die falsche Klassenliste gerutscht sei. Es hätte eigentlich von Anfang an mit seinen alten Grundschulfreundinnen in die Parallelklasse gehen sollen. Der Fehler war im Computer schon verbessert, und nun wollte der Direktor es noch in seine neue Klasse bringen. Als sie dort angeklopft hatten, sah das Mädchen, dass in der Klasse noch ein einziger Platz frei war – genau neben seiner besten Freundin aus der Grundschule.
Ohne sich sonderlich anzustrengen, wuchs das kleine Mädchen zu einem jungen Mädchen heran. Das klingt, als wäre sie jünger geworden, aber das Gegenteil war natürlich der Fall. Wie so manche Dinge um es herum, waren manchmal auch die Wörter wie verzaubert. Da es nicht nur zum jungen, sondern zum hübschen jungen Mädchen herangewachsen war, mit lustigen braunen Augen, langen blonden Rapunzel-Haaren und vielen Sommersprossen um die Nase, hatte es auch nur wenige Probleme, sondern war meist glücklich und zufrieden. Und wenn es doch einmal in Schwierigkeiten war, sah es einfach auf seine Fingernägel und schöpfte sofort wieder neuen Mut. Die Fingernägel nämlich hatte das junge hübsche Mädchen aus Dankbarkeit in den Regenbogenfarben lackiert. Und anders als viele andere Menschen war es immer guter Laune, wenn Regenwolken aufzogen.
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regenbogen
regensonne bewegt sonnenregen
dunkwolkige wand beiseite
aufbaut und zitternd steht
ein rot ein gelb ein grün ein blau
am geschleiften himmel kalibriert
widersteht wind anders als wolken
boden buntbogen berührt fährt in die erde
ferne rückt näher im farbigen halbkreis
länger als sternschnuppen dennoch
halbwertzeit offen wir müssen uns widmen
lässt sich nicht speichern mit dem
handy fangen nun ja mit dem handy
an seinem anfang an seinem ende
wusste schon mickey mouse
da liegt ein schatz
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Falsch gebeichtet
Die zugezogene Mitschülerin
schlechtes Gewissen, Grübchenkinn
auf dem Schulhof kleinlaut und wunderlich
mit schönen Haaren schämt sie sich
sie hat gebeichtet, gesteht sie inmitten
der anderen Mädchen, sie hätte gestritten
mit ihrer Schwester, das stimmt aber nicht
verliert sie endgültig ihr Gesicht?
Hinzu kommen Jungen, es wird gelacht
Ist doch nicht schlimm, war ausgedacht
ist es dir wirklich eine Qual
Fastnacht beginnt, das ist normal.
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Lob der Beichte
Und einmal im Monat, das reichte
ging es im Beichtstuhl zur Beichte
qua Katechismus einstudiert
wurden die Sünden nummeriert
der Katalog war hinlänglich
erinnerlich und sachdienlich.
Punkt Sechs, der war in früheren Zeiten
– der Sex, die Unschamhaftigkeiten –
am schwierigsten zu präsentieren
und wohl dosiert zu balancieren
von Mal zu Mal zu variieren
niemand sprach gern vom Masturbieren.
Tuch vor dem Mund hinter dem Gitter
und sein Rasierwasser roch bitter
in unbeweglicher und starrer
Haltung im Beichtstuhl saß der Pfarrer
wenn wir vor ihm im Beichtstuhl knieten
erzählten, auch ins Stottern gerieten
oder ins Schwitzen bei den Witzen
zuerst kam irgendein Klein-Klein
der Schwerpunkt dann im nachhinein
war das Geständnis, gequält, gestählt:
„Ich habe schmutzige Witze erzählt!“
Im Beichtstuhl Schweigen, schauderhaft
der Frevel drückte uns nieder
als er Fassung und Worte wieder
gefunden hatte, der Pfarrer
das ist zu pauschal, so sprach er
welche denn, wollte er wissen
und die Witze, die wir gerissen
ob scharf, ob mittel, beschissen
die wurden nun wiedergegeben
anfänglich mit Widerstreben
doch zunehmend besser. Eben!
Beim Beichten die schmutzigen Witze
waren der Hit, an der Spitze
all unserer lässlichen Sünden
das waren Sünden, die zünden.
Wir sprachen uns ab und berieten
versuchten uns zu überbieten
in der Schule, im Fußballverein
kann auch im Schwimmbad gewesen sein
wir sammelten und erfanden
und wo wir uns gerade befanden
Witze wurden ausgebreitet
und die Beichte vorbereitet.
Die Beichte hat uns angesteckt
und die Erzählfreude geweckt.
Der Pfarrer hat fast nie gelacht
im Beichtstuhl dann den Job gemacht:
„Ego te absolvo a pecatis
tuis in nomine Patris
et Filii et Spiritus Sancti. Amen.“
Danach die Bußauflagen kamen
zehn „Vater unser“ hinterher
zu beten war denn nicht so schwer
auch „Gegrüßet seist Du, Maria“
trainierte gratia plena
hervorragend die Fertigkeit
verbaler Hochgeschwindigkeit.
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Der Elefant ist interessant
Suchst du zum Elefant den Schlüssel
dann rat ich dir, such nach dem Rüssel
sehn im Gesicht wir eine Nase
steht da vielleicht ein Hund, ein Hase
doch ganz bestimmt kein Elefant
der wird am Rüssel nur erkannt.
Die Elefanten leben wo?
Meist in den Steppen, oft im Zoo
wo sie zwischen andern Dingen
gerne Schwanz und Rüssel schwingen.
Der Elefant hat keine Pranken
für die Bananen wird er danken
gibst du ihm aber Tannenzapfen
so wird er mit den Füßen stapfen.
Bekommt er Wasser aus der Schüssel
bläst er Fontänen mit dem Rüssel
wenn Wärter ihm die Ohren kneten
hören wir leise ihn trompeten