Kitabı oku: «Johann Wolfgang von Goethe: Gesammelte Dramen», sayfa 13

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SORA. O gebt's! das muß ja wohl traurig sein.

ANDRASON. Ihr Kinder, da sei Gott vor, daß ihr in das Zeug nur einen Blick tun solltet! Gebt her!

Er packt die Bücher wieder in den Sack zusammen, tut den Häckerling dazu und bindet's ein.

MANA. Es ist nicht artig von Euch, daß Ihr uns den Spaß verderben wollt! Wir hätten da manche schöne Nacht lesen können, wo wir ohnedem nicht schlafen.

ANDRASON. Es ist zu euerm Besten, ihr Kinder! Ihr glaubt's nicht, aber es ist wahrlich zu euerm Besten. Nur ins Feuer damit!

MANA. Laßt sie nur erst die Prinzessin sehn!

ANDRASON. Ohne Barmherzigkeit! Nach einer Pause. Aber was erscheinen mir für neue Lichter auf dem dunkeln Pfade der Hoffnung! Ich seh! ich seh, die Götter nehmen sich meiner an.

SORA. Was habt Ihr für Erscheinungen?

ANDRASON. Hört mich! Diese Bücher sollen nicht ins Feuer!

MANA. Das ist mir sehr lieb.

ANDRASON. Und ihr sollt sie auch nicht haben!

SORA. Warum?

ANDRASON. Hört, was das Orakel ferner gesagt hat:

»Wird die geflickte Braut mit dem Verliebten vereinet:

Dann kommt Ruhe und Glück, Fragender, über dein Haus.«

Daß von dieser lieblichen Braut die Rede sei, das ist wohl keine Frage mehr. Wie wir sie aber mit dem lieben Prinzen vereinen sollen, das seh ich noch nicht ein. Ich will auch nicht darüber nachdenken; das ist der Götter Sache! Aber geflickt muß sie zuerst werden, das ist klar, und das ist unsere Sache!

Er tut den Sack wieder an den vorigen Ort, die Mädchen helfen dazu, und man bittet, daß alles mit der größten Dezenz geschehe. Darauf wird die

Maske wieder vorgebunden und die Puppe in gehörige Positur gesetzt.

SORA. Ich verstehe noch von allem dem kein Wort; und das, was mir an dem Orakel nicht gefällt, ist, daß es von so gemeinen Sachen und in so niedrigen Ausdrücken spricht.

ANDRASON. Liebes Kind, die gemeinen Sachen haben auch ihr hohes Interesse, und ich verzeihe dir, daß du den tiefen Sinn des Orakels nicht einsiehst.

MANA. Nun, so seid nicht so geheimnisvoll, erklärt einem was.

ANDRASON. Ist es nicht deutlich, meine schönen Kinder, daß in diesen Papieren eine Art von Talisman steckt, daß in ihnen diese magische Gewalt liegt, die den Prinzen an eine abgeschmackte, ausgestopfte Puppe fesselt, wozu er die Gestalt von eines ehrlichen Mannes Frau geborgt hat? Seht ihr nicht, daß, wenn wir diese Papiere verbrennten, der Zauber aufhören und er seine Geliebte als ein hohles Bild der Phantasie gleich erkennen würde? Die Götter haben mir diesen Wink gegeben, und ich danke ihnen, daß ich sie nicht mißverstanden habe. O du liebliche, holde, geflickte Braut, möge die Kraft aller lügenhaften Träume auf dich herabsteigen! möge dein papiernes Herz, deine leinenen Gedärme so viel Kraft haben, den hoch und fein empfindenden Prinzen an sich zu ziehen, wie sonst magische Zeichen, geweihte Kerzen, Alraune und Totenköpfe Geister und Schätze an sich zu ziehen pflegen! – Die Laube war wohl der Aufenthalt dieser himmlischen Nymphe? Kommt! wir wollen sie verwahren, alles in Ordnung bringen, niemand etwas davon entdecken und der Mitwirkung der Götter fürs Folgende gewiß sein.

MANA. Andrason, nun kommt mir's erst wunderbar vor, daß Ihr da seid.

ANDRASON. Ein Seltsames verdrängt die Empfindung des andern.

SORA. Wie kommt Ihr so schnell wieder und in tiefer Nacht bei uns an?

ANDRASON. Laßt's euch sagen und klagen, meine lieben Kinder! Als ich von euch wegging, eilte ich gerade nach Hause. Ich machte den Weg in ziemlich kurzer Zeit; das Verlangen, mein Haus, meine liebe Frau wiederzusehen, wurde immer größer bei mir. Ich fühlte mich schon in ihren Armen und letzte mich für die lange Abwesenheit recht herzlich. Wie ich in meinen Schloßhof hineintrete, ihr Kinder, höre ich oben ein Gebrause, ein Getöne, Rufen, hohles Anschlagen und eine Wirtschaft durcheinander, daß ich nicht anders dachte, als der wilde Jäger sei bei mir eingezogen. Ich gehe hinauf; es wird immer ärger; die Stimmen werden unvernehmlicher und hohler, je näher ich komme; nur meine Frau höre ich schreien und rufen, als wenn sie unsinnig geworden wäre. Ganz verwundert tret ich in den Saal. Ich finde ihn finster wie eine Höhle, ganz zur Hölle dekoriert, und mein Weib fährt mir in ungeheurer Leidenschaft und mit entsetzlichem Fluchen auf den Hals, traktiert mich als Pluto, als Scheusal und flieht endlich vor mir, daß ich eben wie versteint dastehe und kein Wort hervorzubringen weiß.

MANA. Aber um Gottes willen, was war ihr denn?

ANDRASON. Wie ich's beim Licht besah, war's ein Monodrama!

MELA. Das muß doch ganz kurios sein.

ANDRASON. Nun muß ich euch noch eine Neuigkeit sagen: sie ist mit hier.

MANA. Mit hier?

SORA. O laßt uns gleich zu ihr gehen! Wir haben sie doch alle recht lieb.

MANA. Wie kommt's denn aber, daß Ihr sie mit hierherbringt, da Ihr wißt, der Prinz wird wieder durchkommen?

ANDRASON. Ihr kennt ja, lieben Kinder, meine alte Gutmütigkeit. Wie sie sich aus ihrer poetisch-theatralischen Wut ein bißchen erholt hatte, war sie wieder gefällig und gut gegen mich. Ich erzählte ihr allerlei, um sie zu zerstreuen, erzählte ihr allerhand von euch und meiner Schwester; sie sagte, sie hätte längst gewünscht, euch wieder einmal zu sehn; ich sagte ihr, daß eine Reise ihr sehr gut sein würde, und weil die schnellsten Entschlüsse die besten seien, sollte sie sich gleich in den Wagen setzen. Sie nahm's an, und erst hinterdrein fiel mir ein, daß ich einen dummen Streich gemacht hatte, sie, ehe es nötig war, mit dem Prinzen wieder zusammenzubringen. Doch war's gleich mein Trost, wie gewöhnlich, daß ich dachte, es entsteht vielleicht etwas Gutes daraus. Und wie ihr seht, gelegner hätten wir nicht kommen können.

Mandandane, Feria kommen.

MANA. Sei uns willkommen, Mandandane!

MANDANDANE. Willkommen, meine Freundinnen!

FERIA. Das war eine recht unvermutete Freude! – Was macht ihr in des Prinzen Zimmer?

MANDANDANE. Ist das sein Zimmer?

FERIA. Was gibt's denn da? Was ist das?

MANDANDANE. Wie? Meine Gestalt? Meine Kleider?

ANDRASON für sich. Wie wird das ausgehn?

MANA. Wir haben diese ausgestopfte Puppe in der Laube gefunden, die der Prinz mit sich herumschleppt.

SORA. Dies ist die Göttin, die seine vollkommene Anbetung hat.

MANDANDANE. Es ist Verleumdung! Der Mann, dessen Liebe ganz in geistigen Empfindungen schwebt, sollte sich mit so einem schalen Puppenwerk abgeben? Ich weiß, daß er mich liebt; aber es ist meine Gesellschaft, die Unterhaltung, die er für seinen Geist bei mir findet. – Ihn mit so einem kindischen Spiel im Verdacht haben, heißt ihn und mich beleidigen!

SORA. Man könnte sagen, daß er Euer Andenken so werthält und Euer Bild überall mit sich herumträgt, um sich mit ihm wie mit Euch selbst zu unterhalten.

ANDRASON leise zu ihr. Halte dein verwünschtes Maul!

FERIA. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.

MANDANDANE. Nein! Sollte sein Andenken so eine erlogene, abgeschmackte Nahrung brauchen, so müßte seine Liebe selbst von dieser kindischen Art sein; er würde nicht mich, sondern eine Wolke lieben, die er nur nach meiner Gestalt zu modeln Belieben trüge.

ANDRASON. Wenn du wüßtest, womit sie ausgestopft ist.

MANDANDANE. Es ist nicht wahr!

MANA. Wir beteuern's. Wo sollten wir denn die Puppe hernehmen? Sieh hier noch den Platz, wo sie gesteckt hat.

ANDRASON. Wenn du es nicht glauben willst, so ist das beste Mittel: wenn wir merken, daß der Prinz wiederkommt, nimm die Maske vor, setze dich selbst in die Laube, tue, als seist du mit Häckerling ausgestopft, und sieh alsdann zu, ob wir wahr reden.

Die Mädchen setzen indes die Puppe wieder in die Laube.

MANDANDANE. Das ist ein seltsamer Vorschlag.

FERIA. Laßt uns gehen, eh der Tag und jemand von seinen Leuten uns überrascht.

Alle ab bis auf Andrason, der Sora zurückhält.

ANDRASON. Sora!

SORA. Herr!

ANDRASON. Ich bin in der größten Verlegenheit.

SORA. Wie?

ANDRASON. Der fünfte Akt geht zu Ende, und wir sind erst recht verwickelt!

SORA. So laßt den sechsten spielen!

ANDRASON. Das ist außer aller Art.

SORA. Ihr seid ein Deutscher, und auf dem deutschen Theater geht alles an.

ANDRASON. Das Publikum dauert mich nur; es weiß noch kein Mensch, woran er ist.

SORA. Das geschieht ihnen oft.

ANDRASON. Sie könnten denken, wir wollten sie zum besten haben.

SORA. Würden sie sich sehr irren?

ANDRASON. Freilich! denn eigentlich spielen wir uns selber.

SORA. Ich habe so etwas gemerkt.

ANDRASON. Mut gefaßt! – O ihr Götter! Seht, wie ihr euerm Orakel Erfüllung, dem Zuschauer Geduld und diesem Stück eine Entwicklung gebt! denn ohne ein Wunder weiß ich nicht, wie wir auf gute Art auseinanderkommen sollen.

Sechster Akt

Wald und Laube.

Prinz und Merkulo.

Prinz auf dem Rasen liegend.

MERKULO für sich. Der Besuch beim Orakel ist meinem Prinzen nicht wohl bekommen. War er vorher betrübt, so ist er jetzt außer sich. Könnt ich seinen Schmerz nur zu Worten bringen! Zum Prinzen. Teuerster Herr! Hat die kurze Abwesenheit Ihr Herz so gegen mich zugeschlossen, daß Sie mich nicht würdigen, der Vertraute Ihres Schmerzes zu sein, da ich so oft der Vertraute Ihres Entzückens gewesen bin?

PRINZ. Ich verstehe nicht, was sie sagen – und doch ist mir's, als wenn die Götter etwas Großes über mich verhängten. Mein Gemüt ist von unbekannten Empfindungen durchdrungen.

MERKULO. Wie lautet der Ausspruch des Orakels?

PRINZ. Seine Worte sind zweideutig, und was mich am meisten verdrießt, ihnen fehlt der Stempel der Ehrfurcht, den meine Fragen und mein Zustand selbst den Göttern einflößen sollten. Ich bat sie mit gerührtem Herzen, mir zu entwickeln: wann denn diese stürmische Bewegung meines Herzens endlich aufhören, wann dieses tantalische Streben nach ewig fliehendem Genuß endlich ersättiget werden würde? wann ich, für meine Mühseligkeiten und Leiden endlich belohnt, die Entzückungen mit der Ruhe und diese holde Traurigkeit mit einem bestätigten Herzen würde verbinden können? Und was gaben sie mir für eine Antwort! Ich mag sie meinem Gedächtnis nicht wieder zurückrufen! Nimm und lies! Er gibt ihm eine Rolle.

MERKULO liest.

»Wird nicht ein kindisches Spiel vom ernsten Spiele vertrieben,

Wird dir lieb nicht und wert, was du besitzend nicht hast,

Gibst entschlossen dafür, was du nicht habend besitzest:

Schwebt in ewigem Traum, Armer, dein Leben dahin.«

Ein witziges Orakel! ein antithetisches Orakel! Er liest weiter.

»Was du töricht geraubt, gib du dem Eigener wieder;

Eigen werde dir dann, was du so ängstlich erborgst.

Oder fürchte den Zorn der überschwebenden Götter!

Hier und über dem Fluß fürchte des Tantalus Los.«

Merkulo kann nach Belieben den Orakelspruch wiederholen, Anmerkungen machen usw., bis er glaubt, das Publikum habe die Worte genugsam gehört.

PRINZ. Warum mußt ich Törichter fragen, da ich nunmehr wider meinen Willen folgen oder der Götter Zorn auf mich laden muß!

MERKULO. Bei dieser Gelegenheit, dächt ich, könnten Sie sich immer mit der Unwissenheit entschuldigen; denn ich sehe wenigstens nicht, wie das Orakel prätendieren kann, daß man's verstehen soll.

PRINZ. Ich versteh es nur zu wohl! Nicht die Worte, aber den Sinn. Gegen die Laube gekehrt. Dich soll ich weggeben! Dich soll ich aufopfern! Als wenn ich Ruhe der Seele und Glück erwerben könnte, wenn ich mich ganz zugrunde richte!

MERKULO. Freilich lassen sich allenfalls die Worte des Orakels dahin deuten.

PRINZ.

Es ist allzu grausam!

Wegzugeben, was ich habe,

Götter, ach! ist allzuviel.

MERKULO.

Nennen doch die hohe Gabe

Götter selbst ein Kinderspiel!

PRINZ.

Ich verliere diese Freuden!

Mir verschwindet dieses Licht!

MERKULO für sich.

O wahrhaftig! zu beneiden

Sind die Seligkeiten nicht.

PRINZ.

Götter neiden dies Entzücken,

Und sie nennen es ein Spiel.

MERKULO.

Uns weit besser zu erquicken,

Gibt's doch andrer Sachen viel.

PRINZ. Es ist ein entsetzlicher Entschluß, der in meiner Seele sich hin und her bewegt, und was für Empfindungen auf- und absteigen, die mir diesen Entschluß bald zu erleichtern, bald zu erschweren scheinen! – Laß mich allein, und sei bereit, auf meinen Wink alle meine Leute, alle Bewohner dieses Hauses zusammenzurufen: denn was ich tun will, ist eine große und männliche Tat und leidet den Anblick vieler Zeugen.

MERKULO. Bester Herr, Sie machen mir bange.

PRINZ. Erfülle deine Pflicht!

MERKULO im Weggehen umkehrend. Noch eins! Andrason ist wieder hier; wollen Sie den auch zum Zeugen haben?

PRINZ. Himmel! Andrason!

MERKULO. Er selbst. Ich hab ihn, wie ich aufstand, mit seiner Schwester am Fenster gesehen.

PRINZ. Laß mich allein! – Meine Sinnen verwirren sich; ich muß Luft haben, um die tausend Gedanken, die in mir durcheinandergehn, zurechtzulegen.

Merkulo ab.

PRINZ allein, nach einer Pause. Fasse dich! Entschließe dich: denn du mußt! – Weggeben sollst du das, was dein ganzes Glück macht; aufgeben, was die Götter wohl Spiel nennen dürfen, weil ihnen die ganze Menschheit ein Spiel zu sein scheint. Dich weggeben!

Er macht die Laube auf. Mandandane mit einer Maske vor dem Gesicht sitzt drin.

Es ist ganz unmöglich! Es ist, als griff' ich nach meinem eignen Herzen, um es herauszureißen! Und doch! – Er fährt zusammen und von der Laube weg. Was ist das in mir? Wie unbegreiflich! Wollen mir die Götter meinen Entschluß erleichtern? Soll ich mir's leugnen oder gestehn? Zum erstenmal fühl ich den Zug, der mich nach dieser himmlischen Gestalt zieht, sich verringern! Diese Gegenwart umfängt mich nicht mehr mit dem unendlichen Zauber, der mich sonst vor ihr mit himmlischen Nebeln bedeckte! Ist's möglich? In meinem Herzen entwickelt, bestimmt sich das Gefühl: du kannst, du willst sie weggeben! – Es ist mir unbegreiflich! Er geht auf sie los. Geliebteste! Er wendet kurz wieder um. Nein, ich belüge mich! Mein Herz ist nicht hier! In fremden Gegenden schwärmt's herum und sucht nach voriger Seligkeit – Mir ist's, als wenn du es nicht mehr wärest, als wenn eine Fremde mir untergeschoben wäre. O ihr Götter! die ihr so grausam seid, welche seltsame Gnade erzeigt ihr mir wieder, daß ihr mir das so erleichtert, was ich auf euern Befehl tue! – Ja, lebe wohl! Von ungefähr ist Andrason nicht hier. Ich hatte ihm die beste Hälfte seines Eigentums geraubt; hier nehme er sie wieder! Und ihr, himmlische Geister, gebt euerm folgsamen Sohn aus den Weiten der Welt neues unbekanntes Glück! Er ruft. Merkulo!

Merkulo kommt.

PRINZ. Bringe sie zusammen, die Meinigen, das Haus: könnt ich die Welt zusammenrufen, sie sollte Zeuge der wundervollen Tat sein!

Merkulo ab.

Der Prinz verschließt die Laube. Unter einer feierlichen Musik kommen der Oberste, die Wache, das ganze Gefolge, nach ihnen die Fräulein; alles stellt sich zu beiden Seiten, wie sie stehen müssen, um das Schlußballett anzufangen. Zuletzt kommen Feria und Andrason mit Merkulo. Die Musik hört

auf.

PRINZ. Tritt näher, Andrason, und höre mich einen Augenblick geruhig an. Bisher sind wir nicht die besten Freunde gewesen; nunmehr haben die Götter mir die Augen geöffnet. Das Unrecht, seh ich, war auf meiner Seite; ich raubte dir die beste Hälfte des Weibes, das du liebst. Auf Befehl der Unsterblichen geb ich dir sie zurück. Nimm als ein Heiligtum wieder, was ich als ein Heiligtum bewahrt habe; und verzeih das Vergangne meiner Not, meinem Irrtum, meiner Jugend und meiner Liebe!

ANDRASON laut. Was soll das heißen? Für sich. Was wird das geben?

PRINZ eröffnet die Laube, man sieht Mandandane sitzen. Hier, erkenne das Geheimnis und empfange sie zurück!

ANDRASON. Meine Frau! Du entführst mir meine Frau? schleppst sie mit dir herum? beschimpfest mich öffentlich, da du sie mir vor den Augen aller Welt zurückgibst?

PRINZ. Dies sei dir ein Beweis der Heiligkeit meiner Gesinnungen, daß ich jetzt das Licht nicht scheue!

ANDRASON. Himmel und Hölle! Ich will es rächen. Er greift nach dem Schwert, Feria hält ihn, er spricht leise zu ihr. Laß sein! Ich muß ja so tun.

PRINZ. Entrüste dich nicht! Mein Schwert hat auch eine Schärfe. Sei stille, gib der Vernunft Gehör! Du kannst nicht sagen: es ist mein Weib; und es ist doch dein Weib.

ANDRASON. Ich hasse die Rätsel! Nach einem Augenblick, stille für sich. Ich erstaune! Wieder entbindet sich in meiner Seele ein neuer Verstand, eine Erklärung der letzten Worte des Orakels! Wär es möglich? O helft mir, gütige Götter! Laut: Verzeih! ich fühle, daß ich dir unrecht tue. Hierin ist Zauberei oder eine andere geheime Kraft, die der Menschen Sinne zwiespaltig mit sich selbsten macht. Was soll ich mit zwei Weibern tun? Ich verehre den Wink des Himmels und deinen Schwur. Diese nehm ich wieder an; aber gern geb ich dir jene dagegen, die ich gegenwärtig besitze.

PRINZ. Wie?

ANDRASON. Bringt sie her!

Die Sklaven ab.

PRINZ. Sollte ich nach so viel Leiden noch glücklich werden können?

ANDRASON. Vielleicht tun hier die Himmlischen ein Wunder, um uns beide zur Ruhe zu bringen. Laß uns diese beiden als Schwestern betrachten, jeder darf eine besitzen, und jeder die Seinige ganz.

PRINZ. Ich vergeh in Hoffnung!

ANDRASON. Komm du auf mein Teil, immer gleich Geliebte!

Die Mohren heben den Sessel aus der Laube und setzen ihn an die linke Seite des Grundes.

MANDANDANE im Begriff, die Maske abzuwerfen, an Andrasons Hals. O Andrason!

ANDRASON der sie nicht aufstehn noch die Maske abnehmen läßt. Still, Püppchen! Stille, Liebchen! Es naht der entscheidende Augenblick!

Die Sklaven bringen die Puppe, der Prinz auf sie los und fällt vor ihr nieder.

PRINZ. Himmel, sie ist's! Himmel, sie ist's! Seligkeit tauet herab!

Die Puppe wird an die andere Seite des Theaters Mandandanen gegenübergesetzt. Hier muß die Ähnlichkeit beider dem Zuschauer noch Illusion machen, wie es überhaupt durchs ganze Stück darauf angesehen ist.

ANDRASON. Komm und gib mir deine Hand! Aller Groll höre unter uns auf, und feierlich entsag ich hier dieser zweiten Mandandane und vereine sie mit dir auf ewig! Er legt ihre Hände zusammen. Sei glücklich! Für sich. mit deiner geflickten Braut!

PRINZ. Ich weiß nicht, wo mich die Trunkenheit der Wonne hinführt. Diese ist's, ich fühl ihre Nähe, die mich so lang an sich zog, die so lang das Glück meines Lebens machte! Ich fühl's, ich bin wieder in dem Zauberstrudel fortgerissen, der unaufhörlich von ihr ausfließt. Zu Mandandanen. Verzeih und leb wohl! Auf die Puppe deutend. Hier, hier ist meine Gottheit, die ganz mein Herz nach ihrem Herzen zieht!

MANDANDANE die die Maske abwirft, zu Andrason.

Laß uns den Bund erneuen,

Gib wieder deine Hand!

Verzeih, daß ich den Treuen,

So töricht dich verkannt.

PRINZ zur Puppe.

Was, Menschen zu erfreuen,

Die Götter je gesandt,

Das Leben zu erneuen,

Fühl ich an deiner Hand!

MERKULO.

Wie mir's ist, sag ich nicht!

Als zögen uns die Wände ein Fratzengesicht!

Himmel und Erde scheint uns Esel zu bohren,

Wir sind unwiederbringlich verloren.

MANDANDANE zu Andrason.

Laß uns den Bund erneuen,

Gib wieder deine Hand!

Verzeih, daß ich den Treuen,

So töricht dich verkannt.

PRINZ zur Puppe.

Was, Menschen zu erfreuen,

Die Götter je gesandt,

Das Leben zu erneuen,

Fühl ich an deiner Hand!

ANDRASON. Wenn je ein seltsam Orakel buchstäblich erfüllt worden, so ist's dieses, und alle meine Wünsche sind befriedigt, da ich dich so wieder in meinen Armen halte. Auf, Schwester, Kinder, Freunde! Laßt's nun an Lustbarkeiten nicht fehlen! Wir wollen unsers Glücks genießen, über die wunderbare Geschichte unsere stillen Betrachtungen anstellen – Mehr hervortretend, gegen die Zuschauer. – und von hundert Lehren, die wir daraus ziehen könnten, uns besonders diese merken: daß ein Tor erst dann recht angeführt ist, wenn er sich einbildet, er folge gutem Rat oder gehorche den Göttern.

Ein großes Ballett zum Schlusse.

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