Kitabı oku: «Der Henker», sayfa 6

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Helfer, Kumpane, Killer

Jetzt, wo es darum geht, eine verlässliche Mannnschaft um sich zu haben, skrupellose Männer, die sich widerspruchslos seinen Anordnungen beugen und vor nichts zurückschrecken, erinnert sich Göth wieder an den etwas schwerfälligen Athleten Franz Grün, der ihn einst in Kattowitz so unsanft zu Fall gebracht hat. Er fordert ihn Berlin seine Versetzung nach Płaszów an, und Grün hält, was sich Göth von ihm verspricht: Der „Franz“ aus Wien schafft sich rasch einen Ruf als „Persönlichkeit“. „Er war der Typ, bei dem man das Gefühl hat, dass er keine Gnade kennt“, wird Bluma Ben Jakob, die Tochter der von Grün ermordeten Jüdin Rachel Altscher, über ihn vor den Wiener Geschworenen sagen. Ein treuer Diener seines Herrn, immer bewaffnet und beinahe ebenso schießwütig wie sein Chef, macht Grün das Lager unsicher. Er trägt mit Vorliebe eine Schiffchenmütze und lässt beim Gehen die Hände nach vorne baumeln, was ihm bei den Häftlingen auch den Spitznamen Małpa, „Affe“, einbringt. Szlomo Ziegler, geboren 1921 in Krakau, im Lager als Stallbursche und Fuhrmann tätig, berichtet von einem zweiten Spitznamen Grüns – demnach habe dieser die Gewohnheit gehabt, männlichen Häftlingen Fußtritte in die Genitalien zu versetzen und sei deshalb auch Abele Szuwer genannt worden. Und so wie sein Herr und Meister hat auch Grün eine Vorliebe für seltsame Scherze: So taucht er eines Tages in einer Baracke auf und lässt einen Häftling namens Gross Kasatschok tanzen. Nachdem dieser tatsächlich für ihn getanzt hat, erschießt er ihn.

Franz Grün kann zwar nicht reiten, dennoch muss er Göth manchmal zu Pferd auf dessen Kontrollritten begleiten und so verbindet die beiden eine gewisse Vertraulichkeit, die nicht zuletzt auch dadurch verstärkt wird, dass Göth bei seinem „Schießer“ Boxunterricht nimmt. Und er vertraut dem „Franz“ so manch wertvolle Sendung an, die dieser der Familie Göth in Wien überbringt …

Zuverlässig wie Grün und ebenso ein Vomi-Veteran ist der glatzköpfige SS-Untersturmführer Leonhard John, geboren 1900 in Mühlhausen, der durch seine ungewöhnlich hohe, feminine Stimmlage auffällt und wegen seiner geringen Körpergröße, der dünnen Beine und des gewaltigen Bauchs darüber von den Häftlingen nur „Alibaba“ genannt wird. Alibaba begann seine Karriere beim „Führerschutzkommando“ und kam dann zur Volksdeutschen Mittelstelle in Kattowitz, ehe er sich zum „Osteinsatz“ meldete und zum gefürchteten Killer wurde. Vor dem Krieg hatte er im Kattowitzer Vorort Brynów ein Restaurant mit Gastgarten, ein beliebtes Ausflugsziel der Kattowitzer, geführt. So wie sein Herr hat auch John das Ziel reich zu werden; wie Jakub Stendig später bezeugt, ist er einer der eifrigsten, wenn es darum geht, Möbel, Teppiche und Wertgegenstände aus den verlassenen jüdischen Wohnungen im Ghetto „einzusammeln“. Vor allem des Nachts streift er gerne durch das Lager, seine Spezialität: Frauen aufzulauern, die ihre Notdurft nicht bei der Latrine verrichten, und sie dafür drakonisch zu bestrafen. Natan Bernard, ein 1917 in Breslau geborener Häftling, der am 15. Mai 1943 zusammen mit 112 weiteren Juden aus dem kleinen Arbeitslager in Kłaj nach Płaszów kommt und der John noch von seinem Restaurant in Brynów her kennt, wird Zeuge, wie dieser sechs Juden tötet, die vor Regen und Schnee in einer Garage Zuflucht gesucht haben, an der gerade noch Bauarbeiten ausgeführt werden: Als Alibaba merkt, dass die sechs Häftlinge nicht zu dem auf der Baustelle tätigen Trupp gehören, treibt er sie ins Freie und erschießt sie bei einem Holzstoß gegenüber.

Aus Thorn (Toruń) im Pommerland kommt SS-Hauptscharführer Edmund Zdrojewski, ein 1915 geborener junger Mann, der, so erzählt Jakub Stendig, insgeheim Angst vor Göth hat, sich jedoch absolut loyal verhält und vor allem eines nicht besitzt: Hemmungen zu töten. So ist Zdrojewski eine der Hauptstützen von Göths Terrorherrschaft, ein erbarmungsloser Killer, der auf Zuruf mordet. Auf Befehl Göths tötet er selbst seine jüdische Geliebte, ein überaus hübsches Mädchen namens Wolf.


In den ersten Monaten der Stützpunkt Göths und seiner SS-Kumpane: das „Rote Haus“, am Fenster im ersten Stock Ruth Irene Kalder

Ebenso skrupellos und schießwütig ist auch SS-Oberscharführer Albert Hujar, ein Sudetendeutscher aus der Nähe von Komotau, dessen große Leidenschaft, wie später die Häftlinge feststellen können, das Fotografieren ist. Als Adjutant Göths ist er bei allen offiziellen Auftritten des Kommandeurs an dessen Seite. So auch bei der „Liquidierung“ des Ghettos, als er im Spital nicht nur die Kranken in ihren Betten, sondern auch die Ärztin Dr. Blau erschießt. Hujar tötet gerne aus eigener Initiative: So beobachtet ihn eines Tages der Häftling Aba Szajniak, ein aus dem schlesischen Turek stammender Jude, aus dem Barackenfenster bei einem Mord in der Nähe des Badehauses: Hujar stößt eine nur mit Unterwäsche bekleidete Frau vor sich her, reißt sie dann zu Boden. Auf allen Vieren vor ihm kriechend, bittet sie in Polnisch und gebrochenem Deutsch verzweifelt um ihr Leben: „O Jesus, ich bin keine Jüdin! Hilfe!“ – Hujar kümmert ihr Flehen nicht im Geringsten, eiskalt beugt er sich ein wenig nach vor, setzt den Revolver an und tötet sie mit einem Genickschuss …

Einen besonderen Ruf als Gewalttäter genießt SS-Hauptscharführer Willy Eckert, ein Sadist, wie Jakub Stendig und Tadeusz Śliwiński in ihren Erinnerungen über ihn schreiben; ebenso gefürchtet bei den Häftlingen ist SS-Mann Willi Stäubl.

Im so genannten „Balb-Kommando“, einer kleinen Außenstelle des Lagers, auch „Säuberungskolonie“ genannt, treibt der Wiener SS-Mann Alois Zugsberger sein Unwesen. Er hat nur eine Hand, die linke, mit der er die Reitpeitsche schwingt. Die rechte ist eine Gummihand, die er zum Schlagen der Häftlinge benutzt. Ihm zur Seite steht mit dem jungen Karl-Heinz Ritschek ein gewalttätiger Psychopath, der es vor allem auf Geld und Schmuck seiner Opfer abgesehen hat. Und er mag die Schlagermusik von Marika Rökk: Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück, ich brauche nur deine Liebe und Musik, Musik, Musik!, singt er unablässig vor sich hin, während er die Häftlinge durchsucht und je nach Lust und Laune mit der Hand ins Gesicht schlägt. Göths Chauffeur heißt Iwan, ein kleiner, etwa 30-jähriger Ukrainer von bäuerlichem Aussehen, der stets die schwarze Uniform und natürlich auch eine Waffe bei sich trägt. Iwan fährt ja nicht immer nur Auto: Er zögert nicht zu töten, wenn Göth es ihm befiehlt. Häufig wird Göth auch von dem lettischen SS-Mann Arvid Janetz begleitet, ein schlanker, großgewachsener, blonder Mann mit „sympathischem Gesicht“, wie „Lena“ Helene Horowitz später bezeugen wird. Auch er ist häufig dabei, wenn der Chef eine „Aktion“ angesetzt hat. Mietek Pemper, der bis Ende 1943 Zugang zu den Personalakten der SS-Leute hat, kann anhand des hohen Munitionsverbrauches von Janetz diesen als besonders „einsatzfreudigen“ Killer identifizieren.

Zum „Haftstättenpersonal“ zählen schließlich auch Männer wie Karl-Heinz Bigell, der Leiter der Verkauf- und Einkaufstelle in Płaszów, ein „kaltblütiger und uneinsichtiger Mörder“, wie Mietek Pemper bezeugt hat. Bigell, der immer nur Zivil trägt, ist eigentlich der Generalgouvernement-Referent von General Hanns Oberlindober, des NS-Reichskriegsopferführers, und so nur „nebenamtlich“ in Płaszów. Wie Pemper von SS-Leuten erfährt, habe Bigell in einer Art „Mutprobe“ und nur um Göth zu imponieren – auch er traue sich einen Juden „umzulegen“ – eines Nachts die Familie von David Gutter rufen lassen und auf der Lagerstraße erschossen, darunter auch die zwei Kinder der Gutters.

Göth zeigt seine Launenhaftigkeit auch den SS-Männern gegenüber; beim Exerzieren wird die Wachmannschaft nicht geschont; für kleinste Vergehen und Missgeschicke gibt es Disziplinarstrafen. Er ist deshalb nicht beliebt, ja, einige SS-Offiziere beginnen den Emporkömmling aus Wien bald zu hassen. Und er fördert eine Tendenz, die für ihn selbst noch verhängnisvolle Folgen nach sich ziehen wird. Es bilden sich zwei Lager: Göths Killer-Clique um Hujar, Grün, John, Zdrojewski und Scheidt auf der einen Seite, auf der anderen Seite die SS-Mannschaften und auch einige SS-Führer, die ihre Verbündeten schließlich außerhalb des Lagers suchen sollten. Göth unterschätzt sie und das ist sein Fehler.

OD-Männer und Kapos

An der Spitze des jüdischen Ordnungsdienstes im Lager steht das legendäre Ehepaar Wilek und Maria Chilowicz, das sich mit Haut und Haaren an die Nazis verkauft hat. Wilek ist die Kreatur Göths, ein ebenso eitler wie schlauer Jude, der weiß, mit welchem Einsatz er dieses gefährliche Spiel treibt, von dem er glaubt, dass er auf der Seite der Gewinner sein wird. Er tut das, was der Kommandeur von ihm will, allerdings: Vielfach bezeugt ist auch, dass er Häftlingen Hilfe zukommen lässt, wenn Göth nicht in der Nähe ist, oder einen Befehl einfach missachtet.

Wileks Frau Maria, im Lagerjargon wegen ihres eigenartigen Ganges nur Kaczka, die „Ente“, genannt, ist auffallend klein, kompensiert dies aber nicht nur mit den hohen Absätzen ihrer Stiefel und einem schreienden Make-up, sondern auch mit energisch-derber Fröhlichkeit – sie selbst spricht die Häftlingsfrauen häufig mit „Ihr Płaszów-Huren“ an. Zimra Harsanyi, ein 1929 geborenes jüdisches Mädchen aus dem siebenbürgischen Dej, das seine Erinnerungen an das Lager Göths unter dem Namen „Ana Novac“ veröffentlichen wird, gibt eine einprägsame Beschreibung: „Man stelle sich ein Huhn vor, das aus irgendeinem Grund nicht zu Ende gerupft wurde und dessen spärlicher Flaum platinblond gefärbt ist. Und wenn sich der solcherart aufgeputzte Kopf herumdreht, stellt man schaudernd fest, dass er ein Affengesicht trägt – das Gesicht eines traurigen, alten dickgeschminkten Affen, das oft und schnarrend lacht, wie um sich selbst zu ermuntern.“ Maria Chilowicz unterhält beste Beziehungen zu einigen SS-Offizieren; in den zahlreichen Geschichten, die über sie im Lager kursieren, sind diese Kontakte nicht nur dienstlicher Natur; angeblich, so will man wissen, sei sie nur Halb- oder Vierteljüdin, deshalb auch ihre verhängnisvollen Neigungen.

Wie es sich für einen „König“ geziemt, sammelt Mony um sich einen kleine „Palasttruppe“, rechtlose, jüdische Sklaven, deren Leben jeden Augenblick verwirkt sein kann.

Es ist der dritte Tag Helen Sternlichts im Lager. Zusammen mit ihren Mitbewohnerinnen ist sie gerade beim Saubermachen der Baracke, als Göth den Raum betritt. Der Reihe nach mustert er jedes Mädchen, schließlich bleibt er vor Helen stehen und sagt zur Blockältesten: „Wenn ein jüdisches Mädchen klug genug ist, ein Fenster auch bei Sonnenschein putzen zu können, könnte ich es brauchen.“ Für Helen hat sich in diesen Sekunden ihr Schicksal entschieden: Bereits am nächsten Tag wird sie in das Haus des Kommandeurs gebracht und sofort mit Arbeiten betraut. Eine der ersten Aufgaben ist das Bügeln von Göths zahlreichen Hemden. Kaum hat sie begonnen, mit dem ihr völlig ungewohnten Bügeleisen zu hantieren, erscheint Göth. Das unsichere Verhalten des Mädchens erregt seinen Unwillen. Er tritt von hinten an Helen heran, zieht sie an den Zöpfen, gibt ihr zwei Ohrfeigen, wirft sie zu Boden und schreit sie an: „In Wien kann ein Mädchen deines Alters ein Hemd ordentlich bügeln, kochen und andere Hausarbeiten erledigen. Aber dazu bist du zu blöde, Jüdin!“ Als Helen zu weinen beginnt, schlägt er sie wieder. „In meinem Haus will ich keine traurigen Gesichter sehen“, sagt er. Helen versteht in diesem Augenblick, dass es, will sie überleben, darauf ankommen wird, ihre Gefühle zu beherrschen.

Göth nennt sie „Susanna“, um sie von Helena Hirsch zu unterscheiden, die für ihn „Lena“ ist. Immer wieder hat er nur Schimpfworte für sie parat: „Schlampe“, „Hure“ oder „dreckige Jüdin“ prasseln dann auf sie ein. Und er schlägt sofort zu, wenn ihm etwas nicht passt, manchmal auch völlig grundlos. Dabei trifft er nicht nur die Wange, sondern den ganzen Kopf Helens, die deshalb ständig an Ohrensausen und geschwollenen Wangen leidet. Nicht verborgen bleibt Helen der „sehr zufriedene“ Gesichtsausdruck Göths, wenn er sie misshandelt, die seltsame Genugtuung sie quälen zu können. Lob für ihre Arbeit kann sie als Jüdin keines erwarten, das widerstrebt Göth, dem Judenhasser aus Pflicht. Als sie später von Ruth Kalder, der Geliebten Göths, gelobt wird, meint dieser: „Na und? Selbst wenn sie mal etwas richtig macht, selbst wenn sie ganz nett ist, bleibt sie doch eine Jüdin, und ich habe sie zu verabscheuen!“ Göth verbietet seinen Dienstmädchen die Häftlingsbaracken zu besuchen, weil sie von dort nur „Bakterien und Läuse“ mitbringen würden. Helen Sternlicht hält sich jedoch nicht daran, hat sie doch ihre Mutter Lola und die Schwestern Bronia und Sydonia, kurz „Sydel“ genannt, im Lager. Vor allem ihrer Mutter, die sich große Sorgen um sie macht, bringt sie immer wieder etwas zum Essen aus der Küche mit. Zusammen mit Helena Hirsch bewohnt Helen im „Roten Haus“ ein Zimmer neben der Küche; zwei Betten und „vielleicht eine Kommode oder ein Schrank“ bilden die ganze Einrichtung. Die beiden Mädchen müssen schwarze Kleider und weiße Schürzen tragen; zu „Susannas“ Aufgaben gehört auch die Betreuung der beiden Doggen Ralf und Alf, die Göth zur Hetze auf Juden abgerichtet hat.

In der Küche arbeitet auch Regina Tempelhof, 38 Jahre alt, von Beruf Schneiderin. Der Arbeitstag dauert für sie von 6 Uhr morgens bis 1 Uhr früh; einige Wochen hindurch ist sie noch mit ihrer 10-jährigen Tochter zusammen, von der sie sich am 14. Mai trennen muss – zusammen mit vielen anderen Kindern und Jugendlichen aus Płaszów wird sie in Auschwitz ermordet. Regina Tempelhof verliert neben ihrer Tochter noch zwei Brüder und einen Neffen.

Der Alltag ist für Regina Tempelhof erfüllt von Angst. Für die kleinste Unachtsamkeit in der Küche drohen Strafen: 25 oder gar 50 Peitschenhiebe auf das nackte Gesäß, wenn die Suppe zu viel oder zu wenig gesalzen ist, auf schwerere „Vergehen“ steht die Todesstrafe. Regina Tempelhof wird so Zeugin, wie Göth eine Kollegin, die 18-jährige Gemeiner, erschießt – ein unschuldiges Mädchen, das dafür büßen muss, dass jemand aus der Küchengruppe so unvorsichtig gewesen ist und aus dem Fenster geblickt hat. Das wurde bemerkt und Göth gemeldet. Als dieser in die Küche kam und fragte, wer das gewesen sei, meldete sich niemand – das Todesurteil für das Mädchen.

Für Göth arbeiten weiters: Ala Gut (Guth), ein 18-jähriges „schönes Mädchen mit hellblondem lockigem Haar, hochgewachsen und schlank“ als Zimmermädchen. Alas Schönheit bezaubert jeden – auch den Lagerältesten Wilek Chilowicz, der sie schließlich zu seiner Geliebten macht. Das zweite überaus hübsche Mädchen in Göths Diensten ist die 19-jährige brünette Niusia Reich, die für ihn putzt und aufräumt. Niusias Eltern sind im Ghetto erschossen worden, sie muss sich daher auch um ihren jüngeren Bruder Dolek kümmern, der ebenfalls im Lager lebt. Samek Kempler, ein ehemaliger Ulan, ist Stallmeister und Reitlehrer Göths, der auf seinem Schimmel nicht unbedingt die beste Figur macht und immer ein bisschen wirkt, als „schaukle er auf einer Kuh hin und her“. Pferdeknecht und Stallbursche ist der beleibte Izaak Grunwald, der mit Göth, so scheint es, besonders gut auskommt. Der Kommandeur hält sich manchmal stundenlang bei ihm im Stall auf und hört zu, wenn Grunwald über Pferde redet, angeblich schenkt Göth ihm hin und wieder sogar Zigaretten und einmal hat Grunwald, so will es die Legende, sogar dem Chef ungestraft auf die Schulter klopfen dürfen.

„Mädchen für alles“ ist der 18-jährige Naftali Derschowitz aus Stary Sącz, der über das Zwangsarbeitslager Bad Rabka und das Krakauer Ghetto bereits im Jänner 1943 nach Płaszów gekommen ist. Vom Barackenbau-Kommando holt ihn Göth in seinen Haushalt – er hat beobachtet, wie Naftali für „Lena“ Kohlen in die Küche bringt. Von nun an muss der Junge für die Dienstmädchen die schweren Arbeiten übernehmen; bald muss er aber für Seine Exzellenz und die anderen SS-Offiziere auch Schuhe putzen und die Wäsche holen. Als Naftali zu sehr von den anderen SS-Leuten beansprucht wird, stellt Göth eines Tages beim Essen unmissverständlich klar: Der Junge ist ausschließlich sein „Putzer“!


Eine Luftaufnahme des Lagers Płaszów (im Bild unten, Mitte), fotografiert 1944 von einem deutschen Aufklärer

Der „hübsche, grünäugige“ Adaś Sztab ist für die Hunde verantwortlich und der kräftige Fredek Umholz massiert den Kommandanten. Wie er seinen Mithäftlingen erzählt, sind Ohrfeigen sein ständiges Los: Einmal massiere er zu leicht, dann wieder zu fest: „Es gefällt ihm manchmal gar nicht, wenn ich seinen fetten Arsch durchwalke. Er dreht sich um und fragt, ob ich auch ein wirklicher Masseur bin. Ich erzähle ihm dann, wo und in welchen Ländern ich welche Persönlichkeiten massiert habe. Natürlich kenne ich diese Länder bloß von der Landkarte. Wenn das kein böses Ende nimmt!“

Fredek Umholz wird auf Grund seiner Nähe zu Göth zu einem der Privilegierten im Lager, der nicht nur mit den Adjutanten Göths, sondern auch mit anderen SS-Offizieren gut bekannt ist. Für die sechzehnjährige Sonia Schreiber und ihre um acht Jahre ältere Schwester Blanca, die Töchter eines Lederhändlers aus Krakau, sollte diese Stellung Fredeks zum lebensrettenden Moment werden: Beide befinden sich bereits in einem Viehwaggon, der zum Abtransport in ein Vernichtungslager bereit steht, als Fredek auftaucht und die ihm bekannten Mädchen unter den „Selektierten“ erblickt. Er beschließt sofort zu handeln: Dem vor dem Waggon postierten SS-Mann erzählt er, dass die beiden Schwestern Schreiber unabkömmlich für den Betrieb des Badehauses seien, das er neben seiner Massagetätigkeit für Göth überwache. Der SS-Mann zögert nicht, deutet auf Sonia und Blanca und schreit „Raus!“ – das Herausklettern aus dem Waggon ist für beide ein Schritt zurück ins Leben. Zurück bleibt ihre Tante Syda, eine Schwester ihres Vaters. Noch einmal sieht Sonia zurück auf die Todgeweihten in der Waggontür, ein Blick, den sie nie vergessen wird. Für die beiden Schwestern müssen zwei andere Frauen den Todeszug besteigen – die Zahlen müssen bei den Nazis stimmen …

Adaś Sztab, der bei den jungen Frauen im Lager rundum beliebt ist und sich bald mit der siebzehnjährigen Helen Sternlicht anfreundet, verbirgt ein großes Geheimnis: Er gehört der Leitung der Untergrundbewegung an, die wiederum mit dem jüdischen Widerstand in Krakau in Kontakt steht. Adaś versucht Helen zur Mitarbeit im Untergrund zu bewegen, was Helen jedoch trotz seiner monatelangen Bemühungen entschieden ablehnt. Sie hat Angst um ihre Mutter und ihre Schwestern – wenn Göth sie als Mitglied des Untergrunds erwischen würde, wäre nach seinen erbarmungslosen Regeln auch ihre Familie dem Tode geweiht – es gilt „Sippenhaftung“. Immer wieder kommt es so zu erregten Diskussionen mit Adaś.

Nützlich machen will sie sich schließlich dennoch: Als Adaś sie bittet, aus einem der Schränke im „Herrenzimmer“ von Göths Villa einen Plan des unterirdischen Rohrsystems von Płaszów zu entwenden, gibt sie nach und „besorgt“ den Plan, dazu auch einige kleine Pässe, von denen die Widerstandskämpfer Kopien anfertigen. Auf dem Plan, so erinnert sich Helen später, soll eine Art von Tunnel eingezeichnet gewesen sein, der vom Lager in die Stadt führte. Sie weiß auch, dass die Gruppe um Adaś Waffen beschafft hat, die irgendwo versteckt sind – diese Männer sind fest entschlossen sich nicht kampflos töten zu lassen.

Der Autonarr

In der Garage des Lagers stehen drei Fahrzeuge für den Autonarren Göth bereit: ein BMW-Sportwagen-Cabriolet, ein 8-Zylinder-Ford und eine 6-Zylinder-BMW-Limousine. Die drei Automobile werden von den Arbeitern der Garage betreut und müssen immer perfekt gepflegt und gewartet sein, jedes kleinste Versäumnis der Mechaniker wird schwer bestraft. Der 44-jährige Jan Podgórski, der aufgrund seiner Kenntnisse als Automechaniker aus Auschwitz nach Płaszów abgestellt worden und in der Garage tätig ist, erinnert sich: Einmal befahl Göth den SS-Leuten, sich einen kleinen „Scherz“ mit den Garagenarbeitern zu machen. Sie müssen eine Strecke laufen, dann umdrehen, wieder laufen – ein SS-Mann hält sie mit der Peitsche auf Trab, während Göth von seiner Villa aus dieses „Training“ durch den Feldstecher beobachtet.

In der immer „blitzsauberen“ Garage des Kommandeurs arbeitet auch der 35-jährige Lackierer Adolf Berliński. Als Arbeiter in der Gruppe „Feldzeugdienststelle“ ist er seit dem 23. Jänner 1943 im Lager; am 11. Juni 1943 erfolgt seine Versetzung in die Garage. Berliński, dessen Frau ebenfalls im Lager ist, hat im Ghetto seine 4-jährige Tochter verloren. Sie war von einem Bekannten in einem Korb, versteckt unter einem Mantel, ins Ghetto geschmuggelt worden. Als das Mädchen erkrankte, hatten die Eltern es ins Spital am Zgody-Platz gebracht, seitdem aber nicht mehr gesehen.

Adolf Berliński ist Zeuge des Mordes an Frau Wassermann, der Schwägerin des Kapos Warenhaupt. Als Göth eines Tages vor der Garage hält und nach dem Kapo, ihrem Schwager, ruft, kommt sie mit einem Putzlappen herbei und beginnt die Windschutzscheibe zu reinigen. Göth hat dafür kein Verständnis und meint zu seinem Chauffeur: „Was will diese Hure bei meinem Auto? Iwan, leg sie um!“ – Iwan fasst die Frau an der Hand und tötet sie mit einem Schuss in die Schläfe.

Adolf Berliński hat eine Schwester, die in der Kommandantur arbeitet, zusammen mit einem gewissen Dr. Streimer, ebenfalls einem Häftling. Als Göth eines Tages weißes Brot, Wurst und ein Stück Butter bei Dr. Streimer findet, erteilt er dem Zugwachtmeister Glaser, einem der fanatischen Nationalsozialisten unter seinen Killern, den Befehl 5 Leute zu erschießen: die Schwester Berlińskis, Dr. Streimer, einen gewissen Bachner, eine Frau Balsam und einen Jungen. Da Göth wie immer in solchen Fällen keine Angehörigen am Leben lassen will, wird auch Berliński von einem OD-Mann in die Todeszelle geführt, der Vorwand: Er müsse einige Sachen seiner Schwester übernehmen. In der Zelle befinden sich schon die Frau Dr. Streimers, der Vater von Frau Balsam und die Kusine des Jungen. Berliński hat Glück: Am nächsten Morgen kommt Leo John in die Zelle und fragt, warum er, Berliński, im Gefängnis sitze, sein Auto müsse doch lackiert werden. Als ihm dieser von der Brotaffäre und den Hinrichtungen erzählt, verspricht ihm John zu Göth zu gehen und ihn zu befreien. John, der sich um sein Auto sorgt, hält Wort: Berliński kommt schließlich am vierten Tag um zwei Uhr nachmittags frei, um vier Uhr werden die anderen Zelleninsassen erschossen, mit ihnen auch ein Dr. Stenzel, der einen Brief aus dem Lager schmuggeln wollte.

Vor Gericht wird Göth behaupten, dass bei den Hingerichteten eine Feuerwaffe gefunden worden sei, was Mietek Pemper aber nicht bestätigen kann. Er gibt jedoch an, dass er eine Frau durch seine Intervention vor dem Tode bewahren konnte.

Wenn Göth mit seiner BMW-Limousine durchs Lager fährt, rast er nicht selten wie verrückt. Die Lagerinsassen wissen dann, dass etwas bevorsteht, etwas Gefährliches, Schreckliches. Wer kann, geht in Deckung, versteckt sich. So auch eines Tages Samuel Stöger; er verbirgt sich gegenüber der Werkstatt der Garage. Dort steht noch Frau Wassermann, die gerade eines der hier parkenden Autos wäscht. Sie ist die Schwägerin von Warenhaupt, dem Leiter der Garage. Sie hat gerade eine kleine Ruhepause eingelegt und merkt nicht, dass Göth sich in seiner Limousine nähert. Der Wagen halt neben ihr an, Göth befiehlt seinem Chauffeur Iwan: „Umlegen!“ – Iwan zögert nicht und erschießt die Frau.

Vor Gericht wird sich Göth später damit verantworten, dass in dem Auto, das Frau Wassermann gewaschen hat, nach einer Fahrt außerhalb des Lagers vier Maschinenpistolen und zwei Handgranaten gefunden worden wären. Der Fahrer hätte Anweisung gehabt, die Waffen aus dem Auto zu nehmen und abzugeben. Dabei hätte er aber die beiden Handgranaten vergessen, die dann plötzlich nicht mehr im Auto gewesen wären. Bei einer Revision aller Verdächtigen habe dann angeblich Chilowicz im Bett der Frau eine Granate gefunden; er, Göth, sei also bereits mit dem festen Vorsatz zur Garage gefahren die Wassermann erschießen zu lassen.

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
420 s. 85 illüstrasyon
ISBN:
9783990401729
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