Kitabı oku: «Ohle und der Brunnen der sieben Schlüssel: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 8)», sayfa 2

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Die Magie des Lichtes

Als sich einen Tag später eine kleine fliegende Gruppe der alten Schmiede näherte, hatten sich dort bereits zahlreiche Freunde eingefunden. Nicht nur die Minitrolle waren da, auch Urgos und der Drachenjunge hatten sich auf den Weg gemacht.

Theodora staunte, als sie Tabor erblickte, der geschickt und wendig nach Urgos Landung vom Drachenkönig kletterte. Sie hatte nicht erwartet, dass der Junge schon so groß war. Doch für eine ausführliche Begrüßung war keine Zeit, denn Flavia und Aella setzten fast gleichzeitig zur Landung an. Flavia flog auf einem goldenen Kriegsschild, das sofort verschwand, als es den Schnee berührte. Aella benutzte ebenfalls einen Schild. Sie ließ ihn über dem Schnee schweben und sprang einfach herunter. Dann verschwand auch ihr Schild.

Danach kamen die drei Nekromanten Bärhand, Wolfshand und Luchshand. Sie landeten gleichzeitig und sie lösten sofort bei den bereits ungeduldig wartenden vier Zirkelmagiern einen wahren Jubel aus. Alle sieben Magier waren endlich wieder vereint und sie hatten sogar ihren alten Diener in ihrer Mitte.

Snobby wurde von seinen Brüdern freudig begrüßt, nachdem er etwas unsanft im Schnee landete.

Telos war der letzte Gast, der von den Freunden erwartet wurde. Er ließ sich mit seiner Landung ein wenig Zeit. Erst nachdem er noch eine große Runde gedreht hatte, setzte er mit seinem Schild neben seiner Schwester auf.

Die Begrüßungen und Umarmungen fielen etwas kurz aus. Das ärgerte besonders den kleinen König aller Minitrolle. Doch selbst er konnte nicht verhindern, dass eine weitere Erschütterung der alten Schmiede jeden seiner Freunde zur Eile mahnte.

Jabo, der Sohn von Albanarius, war mit Tabor und Urgos eine Wette eingegangen. Er hatte behauptet, schneller bei der Schmiede anzukommen. Und diese Wette hatte er gewonnen. Die Zeit, die er dadurch gewann, hatte er genutzt, um sich die Bergwerksstollen unter der Schmiede anzusehen. Barbaron und sein Hauptmann hatten ihm dabei geholfen. Was sie zu berichten hatten, war überaus beunruhigend.

»Nach dem wir den Eingang zum Bergwerk gefunden hatten, mussten wir uns den Weg freiräumen«, erklärte Jabo. »Ohne Barbarons Kristall wäre das nicht so leicht gewesen. Das Bergwerk teilt sich in viele Gänge und kleinere Stollen auf. Bei einigen dieser Stollen wurden die Sicherungsstützen nicht aufgestellt. Aus irgendeinem Grund wurde die Arbeit nicht beendet. Bestimmt war der Streit zwischen dem König Widugar und dem Fürsten Trond der Anlass für das Ende der Stollensicherung. Das Wasser, das überall durch das Bergwerk fließt, hat einige Stützen umgerissen.«

»Es gibt auch eine gute Nachricht«, erklärte Barbaron weiter. »Im Bergwerk gibt es keinen versteinerten Erz-Elfen und die Stützen, die direkt unter der Schmiede sind, halten noch eine Weile. Sie bestehen aus soliden Eichenstämmen und sie sind noch nicht morsch. Doch wir müssen uns trotzdem beeilen. Irgendwann wird der Boden unter den Stützen wegen des Wassers nachgeben. Unsere Lichtmagierin sollte sich für die Erlösung der Erz-Elfen bereit machen.«

»Und wie soll ich das anstellen?«, fragte Flavia etwas zaghaft. Sie sah zu den Säulen, die sich bewegten. Bei einigen von ihnen waren die Gesichter der Erz-Elfen gut zu erkennen.

»Du hast ein Juwel bei dir«, sprach Trond mit leiser Stimme. Doch er war trotzdem so laut, dass jeder ihn deutlich hören konnte. »Halte es vor dich hin und bete für uns. Nur wenn der Schöpfer es will, werden wir erlöst. Du wirst seine Antwort erkennen, denn dein Kristall ist die Verbindung zwischen dir und ihm. Sei ohne Furcht und flehe ihn an.«

Flavia sah zu Trond und dann zu Theodora. Die Königin nickte ihr aufmunternd zu und die junge Elfenprinzessin begriff, dass sie als Lichtmagierin eine schwere Aufgabe erhalten hatte.

Die Kobolde verteilten ihre Wolfsfelle so im Schnee, dass jeder eines vor sich liegen hatte. Selbst die Minitrolle gingen nicht leer aus.

Urgos flüsterte Flavia das Gebet zu, dass sie aufsagen sollte. »Oh du mein Schöpfer. Ich bin deine getreue Dienerin. Du bist der Herr dieser Welt und ich rufe dich. Vergib den Schmieden der Erz-Elfen, die ihrem König die Gefolgschaft verweigerten. Löse den Bannfluch, auf dass sie dir wieder dienen können. Nimm von ihnen die Schmach und die Schande, sodass sie ihre Schmiede wieder errichten und ihr Tagwerk vollbringen können.«

Flavia kniete auf dem Wolfsfell nieder, das vor ihr lag. Sie sprach drei Mal das Gebet und selbst der kleinste Minitroll kniete nieder und betete mit ihr zum Schöpfer.

Ein Raunen durchdrang die Luft und ein Wirbel aus Schneeflocken und Licht erhob sich. Er hüllte die alte Schmiede so dicht ein, dass niemand mehr die Hand vor den Augen sehen konnte. Dann erstrahlte der gesamte Ort im hellen Schein von Flavias Lichtkristall. Obwohl die Lichtmagierin ihre Augen geschlossen hielt, blendete sie das Licht. Erst als es langsam erlosch, wagte sie, ihre Augen wieder zu öffnen.

Die alte Schmiede stand wieder in voller Größe an ihrem Platz, so als wäre sie niemals durch die Zeit, und durch Wind und Wetter zerstört worden. Mehr als ein Dutzend Schmiede standen in ihrer Werkstatt und ringsherum standen ihre Familien vor ihren Häusern. Der Ort hatte sich völlig verändert und die Freunde stauten. Sie erkannten die Macht des Schöpfers und sie wussten, dass sie richtig gehandelt hatten.

Trond und Norger gingen auf Flavia zu. Sie erhob sich von dem Wolfsfell, doch sie konnte nichts sagen.

»Du hast uns mit deinem Gebet erlöst«, sprach Trond sie an. »Wir stehen tief in deiner Schuld, so wie wir tief in der Schuld des Schöpfers stehen.«

Norger beugte sich zu der viel kleineren Flavia herunter. Lächelnd sprach er weiter. »Sag uns, was wir für dich und deine Freunde tun können. Was immer in unserer Macht steht, dass wollen wir vollbringen.«

Verunsichert schaute die Lichtmagierin in Norgers Gesicht und dann zu Trond.

»Ich weiß es nicht genau«, erwiderte sie zögernd. »Auf der Insel Selan haben die Obinarer und die Dragolianer das Joch des Dämonicon abgeschüttelt. Doch ich bin mir sicher, dass der schwarze Zauberer sich damit nicht abfinden wird. Bestimmt will er die Herrschaft über die Insel zurückgewinnen. Die Krieger der Insel könnten bessere Waffen und Rüstungen gut gebrauchen.«

»Das ist eine hervorragende Idee«, mischte sich Barbaron ein. Er schwebte plötzlich zwischen den beiden Schmieden und der Elfenprinzessin. »Die Kobolde und die Nekromanten vervielfachen mit ihren Zauberkräften eure Vorräte an Erz und Kohle und an all den anderen Dingen, die ihr sonnst noch braucht. Wir Minitrolle bringen Stück für Stück alles auf die Insel. Und wenn der blöde Dämonicon erscheint, sind seine ehemaligen Untertanen bis an die Zähne bewaffnet und kampfbereit.«

Mit erstaunen sahen die Freunde, wie Trond den Worten des kleinen Königs zustimmte. »So wie du es gesagt hast, so soll es getan werden, mein kleiner fliegender Freund.«

Der Fürst wollte sich sofort an die Arbeit machen, doch Urgos mischte sich jetzt ein. »Wir können noch mehr tun«, sprach er so leise er konnte. Trotzdem erklang seine Stimme wie ein entfernter Donnerhall. »Ich werde mein Volk zur Drachenwiege rufen und dann sehen wir uns diese Insel Selan an.«

Als Trond dem Drachen zustimmte, kletterte Tabor auf Urgos Rücken und der Drachenkönig erhob sich sofort in die Luft.

Barbaron saß wieder auf Theodoras linker Schulter. »Ist er nicht zum Knutschen, unser Freund Urgos?«, flüsterte er mit einem honigsüßen Lächeln der Feenkönigin ins Ohr.

Die Königin hatte plötzlich sichtlich Mühe, sich zu beherrschen. Am liebsten hätte sie laut losgelacht, doch das wollte sie nicht. Sie drehte sich um und sah zu den Erz-Elfen. Norger hatte einen Hammer und ein großes Stück Eisen in seinen Händen. Trond arbeitete mit zwei seiner Gesellen am Schmelzofen. Jeder Mann und jede Frau in der Schmiede hatte etwas zu tun.

»Du hörst jetzt auf mit deinen vorlauten Sprüchen«, zischte Theodora Barbaron zu. »Befrage lieber deinen Kompass. Ich will wissen, was Dämonicon vorhat. Der gibt sich bestimmt noch nicht geschlagen.«

Barbaron sprang auf eines der Wolfsfelle, die noch immer auf dem Schnee lagen. Dann zog er seinen Kompass aus seinem Zauberbeutel. Sofort umringte ihn sein Volk. Selbst der kleinste Minitroll wollte jetzt wissen, was sein König dem Kompass für ein Geheimnis entlocken würde.

Barbaron beschwor den Trollkompass und er befragte ihn nach Dämonicon. »Ach du meine Güte«, fluchte der kleine König aller Minitrolle los. »Was zum Kuckuck noch mal ist denn ein Seelenfinder? Der Kerl will wohl ein Heer aus Geistern aufstellen. Er lässt allerhand Dinge im Bluthort der Schattenalps zusammentragen.«

»Was sind das für Dinge?«, fragte Bärhand, als er sich neben dem kleinen König auf das Wolfsfell setzte. Ihn beschlich ein finsterer Verdacht. »Befrage den Kompass weiter. Wir müssen es wissen, denn es ist bestimmt sehr wichtig für uns.«

»Es sind sogenannte magische Ingredienzien«, erklärte Barbaron. »Feinste Pulver aus verschiedenen Steinen, Erzen und Holzkohle sind dabei. Dazu kommen Goldpulver, Wasser und ein schwarzer Altar.«

»Das kann man alles für die Herstellung von Nekromantenkörpern verwenden«, sprach Bärhand und seine Stimme wurde bei seinen Worten immer leiser.

»Wie groß sind die Mengen der Ingredienzien, die Dämonicon zusammentragen lässt?«, wollte Albanarius wissen.

Barbaron drehte sich zu ihm um und sah ihn erschrocken an. »Es sind viele Fässer und Säcke. Der schwarze Prinz bereitet alles für die Erschaffung eines Nekromantenheeres vor.«

»Nein, das werden keine Nekromanten«, erklärte Artur laut und alle Freunde sahen ihn an. »Ein einfacher Nekromant ist zu leicht zu besiegen. Dämonicon will etwas anderes erschaffen. Was er braucht, das sind wirklich starke Krieger, die für ihn siegen können. Vaghos Schattenalp werden ihm nicht stark genug sein. Er wird die Krieger eines Volkes ins Leben zurückrufen, das schon längst vergessen ist.«

»Welches Volk meist du?«, fragte Theodora. »Doch nicht etwa diese Bärenmenschen, die Urtaren? Das wäre eine Katastrophe.«

Artur sah, wie die Feenkönigin noch weißer wurde, als sie sonnst schon war. »Genau dieses alte Volk meine ich«, erklärte er.

»Zumindest hat er die Seele eines großen Kriegsherrn gerufen«, verkündete der kleine König. »Hat jemand schon mal was von einem Moragh gehört? Der soll einst ein großer König gewesen sein.«

»Oh ja, das haben wir«, sprach Albanarius. »Er war einst ein Verbündeter des letzten Königs der Erz-Elfen. Albaron war sein Name und er führte vor langer Zeit einen erbitterten Krieg gegen seinen Bruder Leanderich. Als es zur Entscheidungsschlacht kam, sollte Moragh Albaron helfen. Doch der König der Urtaren verriet ihn. Nachdem sich die Heere der Erz-Elfen gegenseitig fast völlig vernichtet hatten, ließ Moragh alles abschlachten, was er an Erz-Elfen finden konnte. Dann plünderte er die Schatzkammern von Silvergard. Doch dabei muss etwas schief gegangen sein. Außerdem hatte Moragh sich die schwarze Fürstin Monga zum Feind gemacht, als er sich mit Albaron gegen sie verbündete. Die Helusen aus Ategared waren auch dabei. So nannte man in alter Zeit die Halbriesen. Es war ein merkwürdiger Bund, dem auch Brando, der letzte König der Halbriesen beitrat. Sie sorgten dafür, dass Monga für lange Zeit verschwand. Doch sie kehrte ab und zu als schwarzer Geist zurück. Das muss Moragh im Augenblick seines größten Sieges zum Verhängnis geworden sein. Das Gold der Erz-Elfen von Silvergard soll ihn in den Wahnsinn getrieben haben.«

»Ich war ebenfalls ein Teil dieses Bundes«, fügte Aurelia hinzu. »Ich habe sie damals im Kampf besiegt. Sie dachte, dass sie mit der Hilfe des schwarzen Brunnens von Dragon-Gorum über uns siegen würde. Doch die Macht der weißen Magie war stärker. Den Körper, den sie jetzt besitzt, den hat sie bestimmt von ihrem Sohn Dämonicon bekommen.«

»Und damit wären wir auch schon bei der nächsten Frage«, erklärte Ohle. Das Licht seiner Laterne leuchtete bei seinen Worten auf und er streichelte sie, als wäre sie ein geliebter Freund. »Zu was braucht der schwarze Prinz einen Altar? Dafür gibt es doch nur zwei Erklärungen. Er will bestimmt, dass seine Mutter ihm das Gift herstellt, dass die Urtaren in Wehralps verwandeln kann. Und er wird diese Wehralps mit der Hilfe eines schwarzen Portals nach Selan schicken. Nur ein ebenso schwarzer Altar kann so ein Portal lange genug offen halten. Die Obinarer und die Dragolianer auf der Insel würden gegen einen übermächtigen Feind kämpfen müssen. Die Waffen der Erz-Elfen würden ihnen nicht lange helfen. Was sie brauchen, das ist ein wirksamer Schutz gegen Mongas Gift.«

»Wir sollten versuchen, den Bluthort so schnell wie möglich zu vernichten!«, rief Telos aufgebracht und seine Schwester stimmte ihm sofort zu.

»Das ist nicht so schnell möglich«, erklärte Barbaron. »Der Bluthort liegt gut geschützt unter einem starken Schutzbann. Dämonicon hat ihn vor wenigen Augenblicken errichtet. Der Kerl ist nicht dumm. Er hat den Schutzbann so beschworen, dass wir den Bluthort nur dann finden können, wenn wir direkt vor ihm stehen.«

»Von solchen Dingen versteht der schwarze Prinz etwas«, meinte Ohle. »Nicht umsonst konnte sich der Bann von Selan so lange halten. Wir konnten die Insel nicht finden und somit war die Quelle der schwarzen Magie immer geschützt. Deshalb konnte er warten, denn er hatte ja viel Zeit. Doch jetzt muss er handeln und ich kann wittern, dass er uns schon bald eine Kostprobe seiner Macht geben wird.«

Selbst die Erz-Elfen in der Schmiede hörten aufmerksam den Worten von Ohle zu. Als sie verklungen waren, schwangen sie ihre Hämmer und das glühende Eisen formte sich zu Schwertern und Rüstungen für die Krieger von Selan. Trond sah Norger an und sie wussten beide, dass sie keine Worte brauchten. Jetzt konnten sie ihren neuen Freunden helfen und ihre Seelen flogen nicht mehr durch die Lüfte. Niemals mehr mussten sie hilflos zusehen. Und wenn eines Tages die Zeit gekommen war, so würden auch sie mit dem Schwert in der Hand kämpfen. Da waren sie sich absolut sicher.

Die Rückkehr der Halbriesen

Monga war geradezu entzückt, als sie sah, dass der Bluthort sogar aus der Nähe nicht zu sehen war. Selbst der Schneefall verriet nicht, wo sich die alte Festung befand. Von den neuesten Plänen ihres Sohnes war sie dagegen weniger entzückt. Dass ausgerechnet die Urtaren wieder auferstehen sollten, das passte ihr nicht wirklich.

Im Bluthort war überall ein geschäftiges Treiben zu sehen. Vaghos Krieger schleppten Kisten, Säcke und Fässer in den großen Festungshof. Dort wurden die Steine aus dem Boden gestemmt, die vorher als Hofpflaster dienten. Dann gruben die Krieger drei Dutzend Gruben in den gefrorenen Boden. Sie legten diese Gruben mit Tüchern aus und schütteten, nach genauen Anweisungen von Dämonicons neuem Magier Laygon, die Ingredienzen hinein.

Überall zog ein übler Geruch durch die alte Festung. Monga und Vagho sahen sich das Spektakel von einem der oberen Wehrgänge an. Dort roch es nicht so stark nach den Zutaten.

Als die Gruben gefüllt waren, erklärte Dämonicon dem Magier den Gebrauch des Seelenfinders. Laygon erwies sich dabei als überaus gelehrig. Schnell verstand er, wie er mit dem Seelenfinder die richtigen Seelen herbeirufen konnte.

»Hol dir zuerst die Seele des Königs Moragh. Sein Sohn Arran wird ihm folgen und mit ihm alle Kriegerseelen«, sprach der schwarze Prinz zu dem Magier.

»Oh ja, so werde ich es machen«, antwortete Laygon. »Wenn wir erstmal den König der Urtaren haben, so haben wir das gesamte Volk. Sie werden ihm folgen, wie die Bienen dem Honig.«

Laygon rief mit der Hilfe des Seelenfinders die Seele von König Moragh herbei. Das war noch recht leicht, doch der Magier musste Moragh zum Bleiben überreden. Wie ein blasser Nebelschleier schwebte die Seele des Königs vor dem Magier und dem schwarzen Prinzen.

»Was wollt ihr von mir?«, fragte die Seele. »Ich will nicht von euch gestört werden. Also lasst mich gehen.«

»Das können wir nicht«, entgegnete Laygon. »Wir brauchen deine Hilfe. Und deshalb machen wir dir ein Angebot, das du nicht ausschlagen solltest.«

»Was für ein Angebot soll das sein?«, fragte die Seele.

Dämonicon trat einen Schritt auf Moraghs Seele zu. »Wir bieten dir und deinem Volk die Rückkehr in unsere Welt an«, sprach er mit leiser Stimme. Trotzdem erzitterten die Mauern des Bluthortes. »Du kannst an unserer Seite kämpfen und du wirst erneut als König der Urtaren den Kriegsschrecken in die Welt tragen, für den dein Volk einst gefürchtet war.«

Soweit es zu erkennen war, schüttelte Moragh den Kopf. »Nein, das ist längst vorbei«, gab er zur Antwort. »Mein Volk hat in dieser Welt nichts mehr verloren. Wir haben den Preis für unsere Taten bezahlt und unsere Seelen bleiben, wo immer sie sind.«

Die Seele verschwand und Dämonicon sah den Magier wütend an. »Das ist nicht das Ergebnis, das ich wollte«, knurrte der schwarze Prinz.

»Da gibt es noch eine zweite Möglichkeit«, erklärte Laygon schnell. »Die Halbriesen sind ebenfalls gute Kämpfer. Sie sind größer und stärker als die Urtaren. Und wir haben bei ihnen einen Vorteil.«

»Ach was?«, fragte Dämonicon sofort. »Einen Vorteil haben wir bei ihnen? Und welcher Vorteil soll das sein?«

Laygon räusperte sich etwas verlegen. »Nun ja«, begann er zu antworten. »Sie sind erheblich dümmer, als die Urtaren.«

»Das ist ja nicht zu fassen!«, ereiferte sich Dämonicon. »Was soll ich den mit Kriegern anfangen, die beinah so blöd wie die roten Kriegstrolle sind!?«

Die Mauern des Bluthortes erzitterten erneut und Laygon ging vorsichtshalber einen Schritt zurück. »Ich weiß, dass die Halbriesen nicht sehr schlau sind. Doch vielleicht kann man sie deshalb besser lenken und leiten. Außerdem werden aus ihnen sowieso Wehralps entstehen, sobald sie auf der Insel sind. Dann kann uns ihre Dummheit doch egal sein. Für das Gift, das nur die Fürstin Monga brauen kann, habe ich alle Zutaten bereits zusammentragen lassen. Sieben Wagenladungen sind es insgesamt.«

Dämonicon sah den Magier in die Augen. »Hm, na ja, da ist was dran«, meinte er nachdenklich. »Doch für diese Halbriesen brauchen wir größere Gruben.«

Laygon kümmerte sich um die Gruben und die Zutaten und Monga sah zusammen mit Vagho vom Wehrgang dem munteren Treiben zu. Dämonicon ließ sich einen großen Stuhl bringen, der sein Gewicht aushalten konnte. Von einer Ecke des Festungshofes sah er ebenfalls den Kriegern zu.

Als alle Arbeiten erledigt waren, kam Laygon mit dem Seelenfinder auf den schwarzen Prinzen zu. »Jetzt werden wir gleich wissen, was unsere Mühen wert sind«, sprach er zu Dämonicon. »Ich bin mir sicher, dass Brando, der König der Halbriesen, leichter zu überzeugen ist.«

Der schwarze Prinz war erstaunt, wie leicht sein Magier die Seele von Brando rufen konnte. Sie war deutlicher zu sehen, als die Seele von Moragh. Und sie war dunkelgrau. Dämonicon stand von seinem Stuhl auf und betrachtete sie.

Laygon lächelte, als er erkannte, das Brando sich ihm zuwendete. »Du hast mich gerufen?«, fragte die Seele.

»Ja, das habe ich«, antwortete Laygon und er spürte sofort, dass Brandos Seele anders war, als die von Moragh. »Ich habe dich gerufen, weil wir dir ein Angebot machen wollen, dass du nicht ausschlagen solltest.«

»Ein Angebot?«, fragte die Seele weiter. »Was könnt ihr mir anbieten?«

»Es ist das Wertvollste, was wir dir geben können«, erklärte Laygon. »Du erhältst von uns die Gelegenheit, in unsere Welt zurückzukehren.«

»Ich kann zurückkehren?«, fragte Brando erstaunt. »Und was ist mit meinem Volk? Das kann ich doch nicht allein lassen?«

Dämonicon mischte sich jetzt ein. »Du würdest gern zurück in unsere Welt kommen?«, fragte er die Seele.

»Oh ja, das würde ich zu gern. Ich kann aber mein Volk nicht im Stich lassen.«, Brando wirkte irgendwie traurig bei seinen Worten. Er sah abwechselnd zu Dämonicon und zu Laygon.

»Ich glaube, wir können dir und deinem Volk helfen«, sprach der Magier. »Doch wir brauchen auch etwas von dir.«

»Ich verstehe euch«, erwiderte die Seele. »Ihr wollt mit mir einen Handel machen.« Brando sah den schwarzen Prinzen und seinen Magier unschlüssig an. »Was soll das für ein Handel sein?«, wollte er schließlich wissen.

Laygon schaute grinsend zu Dämonicon. Der schwarze Prinz bemerkte es und er erklärte deshalb Brando sofort, was er von ihm wollte. »Wir holen dich und dein Volk zurück in unsere Welt. Doch unsere Feinde werden sich gegen uns erheben wollen, wenn sie von unserem Handel erfahren. Jeden Halbriesen geben wir einen Nekromantenkörper. Er wird dann so groß und so stark sein, wie er es einst vor langer Zeit war. Doch dafür benötigen wir euren Schutz und eure Hilfe. Wenn ihr uns Waffenbrüderschaft schwört, so sind wir uns einig und wir können eure Körper herstellen. Zunächst holen wir dich und alle deine Krieger. Später, also nach dem Krieg, holen wir eure Weiber und eure Kinder, wenn ihr welche in eurem Seelenreich habt.«

Brando schwebte vor dem schwarzen Prinzen und seinem Magier. Er beugte sich ein wenig zu ihnen herunter. »Ich kann selbst als Seele wittern, dass in eurer Welt noch immer einige meiner alten Feinde leben«, sprach er mit brummiger Stimme. »Einer dieser Feinde ist eine Frau. Sie ist sehr schön und sie ist auch überaus klug und stark. Ihr Name ist Aurelia. Sie hat mich und viele meiner Krieger getötet, nach dem der Bund mit den Erz-Elfen brach und wir erneut gegen sie in die Schlacht zogen. Wenn ihr es schafft, alle fünftausend Seelen meiner Krieger in eure Welt zurückzubringen, schwöre ich euch Waffenbrüderschaft bis in den Tod.«

Dämonicon grinste Brando an und er breitete dabei die Arme aus. »Na siehst du!«, rief er so laut, dass der Bluthort wieder erzitterte. »Da haben wir ja schon unseren ersten gemeinsamen Feind. Ich kenne diesen Namen und ich weiß, dass sie eine verfluchte Bergnymphe ist. Und was die fünftausend Seelen deiner Krieger betrifft, die sind in zehn Tagen auferstanden. Wir geben euch Waffen und Proviant und wir schicken euch auf die Insel Selan. Dort wird das Schlachtfeld sein, denn dort lauern unsere Feinde. Wir werden bald alle auf der Insel ankommen und Seite an Seite in die Schlacht ziehen. Also, was sagst du, mein Freund Brando? Ist das ein guter Handel für dich?«

»Ja, das ist ein guter Handel«, sprach der König der Halbriesen. »Schafft meine Krieger und mich zurück in eure Welt und wir werden gemeinsam kämpfen.«

Laygon deutete auf eine Grube, in der alles für Brandos Rückkehr vorbereitet war. Ein Schattenalp schüttete Wasser in diese Grube und sofort stieg ein stinkender Rauch auf. Als sich dieser Rauch verzogen hatte, lag in der Grube ein großer Nekromantenkörper. Laygon erklärte Brando, dass er durch Mund des Körpers in seinen Kopf gelangen konnte. Erst dann würde er seine endgültige Gestalt annehmen.

Dämonicon erhob sich von seinem Stuhl. Er sah sich Brandos Auferstehung an. Der unansehnliche graue Nekromantenkörper wurde größer und seine Haut glänzte im hellen Braun. Der Kopf nahm die Gesichtszüge von Brando an und überall am Körper traten die Haare hervor. Sie wuchsen auf dem Kopf besonders dicht und struppig.

Brando reckte und streckte sich ausgiebig. Dann stieg er aus der Grube. »Endlich bin ich wieder am Leben!«, rief er, als er Dämonicon und Laygon erblickte. »In diesem trostlosen Seelenreich, in dem ich bis eben war, gab es nur wenig Freude und die Erinnerungen an frühere Zeiten haben mich nie zur Ruhe kommen lassen.«

Dämonicon streckte Brando seine rechte Hand entgegen. Der Halbriese ergriff sie und er grinste dabei den schwarzen Prinzen an. »Mein Volk und ich, wir werden dich nicht enttäuschen«, sprach Brando. »Wir stehen in deiner Schuld und wir werden für dich kämpfen.«

Dämonicon lächelte ebenfalls und er nickte dem fast gleichgroßen König der Halbriesen zu. Einige Krieger brachten Kleidung und Essen für Brando und Laygon rief die nächsten Seelen herbei.

Zwei Stunden später begannen die ersten Halbriesen, neben dem unsichtbaren Bluthort ihr eigenes Lager aufzubauen. Sie errichteten Zelte und entzündeten große Lagerfeuer. Dann gingen sie auf die Jagd, denn es kamen immer mehr Krieger von ihrem Volk dazu.

Da die Anzahl der Halbriesen in den nächsten Tagen schnell zunahm, blieben ihre Jagdzüge nicht unbeobachtet. Verborgen hinter Bäumen und Sträuchern, wurde ihr Lager von zwei Gestalten beobachtet, die kaum glauben konnten, was sie da sahen. Diese Gestalten waren selbst auf der Jagd und sie hatten nur durch Zufall das Lager gefunden.

»Schau nur Falk, es werden immer mehr von diesen großen Kerlen«, flüsterte Sybilla ihrem Liebsten zu.

Der Elfenkrieger drückte mit seinen Händen vorsichtig die Zweige eines großen Gebüsches zur Seite. Dann sah er sich die Halbriesen in aller Ruhe an. »Es sieht so aus, als würden sie aus dem Nichts kommen«, flüsterte er zurück. »Soweit ich mich erinnern kann, stand hier irgendwo in dieser Gegend eine alte Festung. Die kann doch nicht verschwunden sein?«

Die weiße Elfe machte Falk auf einen der Halbriesen aufmerksam, der durch den hohen Schnee in ihre Richtung stapfte. Er hatte einen großen Speer bei sich und seinen braunen Ledersachen sah man schon von weitem an, das sie neu waren. Sicherlich ging er gerade auf die Jagd.

Falk ergriff Sybillas linke Hand. Er zog sie weg von dem Gebüsch. Sie stellten sich hinter eine dicke Eiche. Dann ließen sie den ahnungslosen Jäger vorbeigehen. Als er hinter den Bäumen und Büschen des Waldes verschwunden war, sahen die beiden Elfen noch einmal zum Lager. Die Rauchsäulen mehrerer Feuerstellen stiegen zum Himmel und der Geruch von gebratenem Fleisch wehte herüber.

So ahnungslos, wie Falk und Sybilla dachten, war der Jäger wohl doch nicht. Plötzlich tauchte er hinter ihnen wieder auf. Er rannte brüllend auf sie zu und sein Speer verfehlte Falk nur knapp. Krachend schlug die Waffe in der Rinde der Eiche ein. Sofort stiegen die Elfen auf ihre Flugschilde und sie flogen in eine sichere Höhe. Erst dann schossen sie mit ihren Bögen auf den Halbriesen. Doch der Jäger nutzte die Bäume als Deckung und die Elfen flogen davon, ohne ihren Angreifer getroffen zu haben.

Zielstrebig flogen Sybilla und Falk nach Ando-Hall, der Stadt der Nachtaugenriesen. Dort wurden sie von Fürst Artem und zahlreichen weiteren Riesen bereits erwartet.

Als die beiden Elfen berichteten, was sie gesehen hatten, schüttelte der Fürst seinen massigen Kopf und er zwinkerte aufgeregt mit seinem Nachtauge, das sich auf seiner Stirn befand.

»Bei unserem Schöpfer! Es ist kaum zu glauben!«, fluchte Kalon, der Tempelherr von Ando-Hall, sofort los. Er stand neben dem Fürsten. »Da lässt man euch zwei Elfen auf die Jagd nach einem leckeren Rehbock gehen und ihr kommt ohne Beute und dafür mit einer so schlechten Nachricht zurück!«

»Seid ihr euch sicher, dass ihr wirklich Halbriesen gesehen habt?«, fragte Artem und er zwinkerte wieder mit dem Nachtauge.

Sybilla wurde jetzt leicht ungehalten. »Natürlich waren es Halbriesen!«, fuhr sie den Fürsten an. »Wir wissen doch, was wir gesehen haben! Oder haltet ihr uns für verrückt?!«

Artem hob beschwörend die Hände. »Oh nein!«, rief er so laut, dass sich Falk die Ohren zuhielt. »Das würde ich nie wagen! Ihr seid unsere Gäste und es tut mir leid, dass ihr in Gefahr gekommen seid. Ich kenne die Halbriesen nur aus den Erzählungen meines Großvaters und wir dachten immer, dass sie alle längst erschlagen und gestorben sind.«

Cromber, der Onkel des Fürsten, kam aufgeregt angelaufen. Nach Luft ringend, stellte er sich neben den Fürsten und sogleich sprudelten seine Fragen aus ihm heraus. »Habe ich richtig gehört? Die Halbriesen sind wieder da? Habt ihr sie wirklich gesehen?«

Falk verdrehte bei diesen Fragen seine Augen und Sybilla stellte sich herausfordernd vor den viel größeren Cromber auf. »Nein, das haben wir nicht! Uns ist der Mond auf den Kopf gefallen und jetzt erzählen wir nur noch Unsinn! Verstehst du mich, mein kleiner dicker Cromber?!«

»Ist ja gut«, versuchte Cromber zu beschwichtigen. »Ich hab ja nur mal gefragt. Außerdem ist das eine sehr wichtige Nachricht. Wir müssen uns mit unseren Freunden beraten. Jemand muss sie benachrichtigen.«

»Das übernehmen wir«, rief Falk. »Sybilla kann beim Fliegen ihr erhitztes Gemüt etwas abkühlen und vielleicht erwischen wir doch noch einen Rehbock. Dann können wir auf eure ewigen Wildschweine verzichten.«

»Fliegt immer in Richtung Bochea«, meinte Artem. »Mit etwas Glück werdet ihr auf sie stoßen.«

Die Riesen sahen den beiden Elfen nach, als sie davon flogen. »Warum war das Mädchen nur so aufgebracht?«, fragte Cromber den Fürsten und Kalon.

Artem fing an zu lachen und der Priester antwortete mit einem Lächeln. »Sie ist eben eine temperamentvolle junge Elfenfrau. Sie braucht keinen besonderen Grund. Sie folgt einfach ihren Launen.«

»Na toll«, maulte Cromber los. »Und ich muss diese Launen dann ertragen. Ein Grund mehr, sich keine eigene Frau anzuschaffen.«

Artem klopfte seinem Onkel lachend auf die Schulter. Doch das Gelächter hörte schnell auf, als ein verwundeter Krieger einen gefangenen Schattenalp anschleppte. Sofort versammelten sich die Riesen wieder auf dem großen Platz vor dem Eingang des Tempels.

Der Schattenalp war mit beiden Händen an einen Speer gebunden worden. Es sah aus, als wäre er gekreuzigt worden. Zitternd vor Kälte sank er vor dem Fürsten auf die Knie. Seinen Kopf hielt er gesenkt. Er wusste bestimmt, was ihn erwartete, denn er sagte kein einziges Wort.

Artem fragte ihn nach seinem Namen, doch er bekam keine Antwort. Der Fürst packte ihn und zog ihn an den Haaren hoch, so das der Schattenalp in der Luft zappelte. Dann fragte Artem erneut nach seinem Namen. Doch der Schattenalp spuckte ihm ins Gesicht.