Kitabı oku: «Ohle und der Brunnen der sieben Schlüssel: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 8)», sayfa 4

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»Oh das ist ein Karfunkel«, flüsterte der Priester ehrfurchtsvoll.

»Das stimmt«, bestätigte Cylor. »Doch er ist noch viel mehr. Manche bezeichnen ihn auch als Drachenstein. Da ihn Telos erweckt hat, ohne ihn beherrschen zu können, wird er sich seinen neuen Herrn selbst aussuchen. Mal sehen, zu wem er schweben will.«

Cylor senkte seinen Zauberstab. Er gab somit den Karfunkel frei. Der Stein schwebte sofort auf den Priester zu. Zögernd nahm der ihn mit seinen Händen auf. Dann umströmte ein purpurnes Licht den Priester. Er trug eine eiserne Kette um den Hals mit einem hölzernen Schmuckstück. Es stellte die Hand des Schöpfers dar. Die Kette veränderte sich und aus dem Eisen wurde pures Gold. Die hölzerne Hand an der Kette verwandelte sich in Elfenbein. Sie hielt den Karfunkel fest. Der Stein erstrahlte, als der Priester ihn vorsichtig berührte.

Platos trat auf den Mann zu, der vollständig in das rote Licht eingehüllt war. »Jetzt weiß ich, warum du Draco heißt. Dir war schon immer vorherbestimmt, die Macht dieses Steins zu nutzen. Doch nutzte sie weise, mein Freund, sonnst verdirbt sie dich und der Segen des Schöpfers wird für dich zum Fluch.«

Vorsichtig sah Draco an sich herunter und sofort wurde die Magie erschüttert. Ein Beben durchströmte jedes lebende magische Wesen.

»Diese Erschütterung kann sogar Dämonicon spüren«, flüsterte Gordal. »Er wird erkennen, woher es kommt und das ihm ein neuer weißer Magier zum Feind geworden ist.«

Noch am selben Tag ernannte Platos der neuen weißen Magier Draco zum höchsten Priester von Selan. Seine Magie stellte sich am Abend als überaus nützlich heraus. Während des Abendmahls saß Draco an der königlichen Tafel, zusammen mit den Gästen und dem König. Mitten im Gespräch fing der Priester an, rot zu leuchten. Er stand auf und ging in die Mitte der Tempelhalle. Dann streckte er beide Hände in die Höhe. Vor ihm entstand ein roter Nebel. In diesem Nebel wurde ein großer schwarzer Torbogen sichtbar. Aus ihm marschierten die Schattenalp und die Halbriesen. Draco brach ohnmächtig zusammen und Cylor fing ihn im letzten Augenblick auf.

Vorsichtig wurde der Priester auf die königliche Tafel gelegt. Langsam kam er wieder zu Bewusstsein. »Sie kommen …«, flüsterte er. »Drei Meilen vor den Tempeln der sieben Alten …«, sprach er mit Mühe zu seinem König.

Platos hatte seinen Mantel zusammengerollt und unter den Kopf von Draco geschoben. Nun sah er ihn sorgenvoll an. »Deine neuen magischen Kräfte haben ihren Dienst nicht versagt«, sprach er leise zu dem Priester. »Wir konnten das feindliche Heer in deiner Nebelwolke sehen. Es marschierte durch ein schwarzes Portal. Du mein Freund, du bist wahrhaftig der Wächter von Selan.«

»Ruh dich aus und komme schnell wieder zu Kräften«, meinte Cylor. »Jetzt sind wir an der Reihe. Trajan hat seine eigenen Kräfte und die wird er bald nutzen müssen.«

Mit Herzklopfen und einem flauen Gefühl in der Magengegend hörte der junge Elfenkrieger die Worte des Nekromanten. Er sah zu seinem Schwert, das an seinem Gürtel hing und er hoffte inständig, dass die Gaben des Tores von Dragon-Gorum ihm beistehen würden. Eine halbe Stunde später machte er sich auf den Weg in das Lager des Feindes.

Ohles Plan

Barbaron sah sich die Waffen an, die die Erz-Elfen geschmiedet hatten. Schwerter, Streitäxte und Lanzenspitzen lagen in drei großen Haufen vor der Schmiede. Jetzt mussten sie auf die Insel Selan geschafft werden. Die Nachricht, dass Dämonicon bereits mit seinem Heer durch das schwarze Portal marschierte, zwang jeden Freund des kleinen Königs zu Eile. Die Kobolde waren zusammen mit der Feenkönigin Theodora aufgebrochen. Die Nekromanten folgten ihnen. Auch Aella und Aurelia flogen zur Insel.

»Jetzt sind auch Urgos und der Drachenjunge losgeflogen«, berichtete Nummer Sieben dem kleinen König.

Barbaron stand auf einem Stein, der vor den drei Waffenhaufen aus der Erde ragte. Er nickte Nummer Sieben zu. Gleichzeitig zog er seinen Kompass aus seinem Zauberbeutel. Dann beschwor er ihn. Sogleich zeigte der Kompass dem kleinen König die gewünschten Koordinaten an.

Barbaron rief seinen Hauptmann herbei. »Noch heute Nacht werden wir die ersten Waffen zum Tempel der Stadt von Selan bringen«, erklärte er mit einem Ton, der keine Widerrede duldete. »Wir zwei springen zuerst. Die anderen folgen uns. Jeder nimmt nur eine Waffe mit, denn zwei oder gar drei dieser schweren Dinger wären zu viel.«

Der Hauptmann wusste, was er zu tun hatte. Sofort ließ er das gesamte Volk antreten. Dieses Schauspiel ließen sich die fleißigen Erz-Elfen nicht entgehen. Sie stellten sich vor ihrer Schmiede auf und sahen den Minitrollen grinsend zu. Barbaron befahl dem Hauptmann, sein Volk durchzählen zu lassen. »Eins … zwei … drei …«, waren die Stimmen der kleinen Trolle deutlich zu hören. Als der Hauptmann die Vollständigkeit der Minitrolle verkündete, sah der kleine König sein Volk mit ernster Miene an.

»Volk der Minitrolle!«, rief Barbaron schließlich so laut er konnte. Er war sich auch der Zuschauer bewusst. »Wir haben heute Nacht eine schwere Aufgabe zu erfüllen. Jeder von euch schnappt sich eine Waffe und springt zu den Koordinaten, die ich euch gleich aufsagen werde. Nach meinen Berechnungen landen wir im großen Saal des Tempels der Stadt von Selan. Und nur der Himmel weiß, warum diese alberne Stadt noch immer keinen eigenen Namen hat. Aber das ist jetzt egal. Der Hauptmann und ich, wir springen zuerst. Nummer sieben und Nummer Neun bilden die Nachhut.«

Barbaron betrachtete die Gesichter seiner Minitrolle. Er sah ihre Anspannung und ein feines Lächeln umspielte seine Lippen. Dann räusperte er sich und er gab mit klarer Stimme die Koordinaten für den Sprung bekannt. Danach ging er zu den Haufen mit den Schwertern. Mit einem kleinen Trollsprung landete er auf den Schwertern, die glücklicherweise alle eine Schwertscheide hatten. Er hob mit viel Mühe eines der Schwerter hoch und sagte die Koordinaten auf. Im nächsten Moment war er verschwunden und mindestens zwei der Erz-Elfen fielen vor Staunen die Schmiedehämmer aus den Händen.

Es dauerte nur einen kleinen Moment und im Tempel war ein leises Zischen und Summen zu hören. Cylor wusste sehr gut, was das zu bedeuten hatte.

»Die Minitrolle kommen«, flüsterte der Nekromant. Er nahm sofort seinen Weinbecher vom Tisch, doch für die große Weinkanne, die ebenfalls auf dem Tisch stand, kam jede Hilfe zu spät. Barbaron landete mitten auf dem Tisch und er kam erst zum Stehen, als er ihn zur Hälfte abgeräumt hatte. Die Weinkanne landete dabei auf dem Boden der Halle.

Mit dem großen Schwert in beiden Händen, meckerte Barbaron sofort los. »Bei meinem Schöpfer! Das darf doch wohl nicht wahr sein! Wer hat in meiner Landezone diesen verdammten Tisch aufgestellt?!«

»Äh, na ja …«, versuchte Cylor den aufgebrachten Barbaron zu beschwichtigen. »Das waren wir … äh ich meine …«

»Drucks hier nicht so herum, du alter Narr!«, brüllte der kleine König weiter. Im nächsten Moment wurde er jedoch von seinem Hauptmann umgeworfen, denn der landete ebenfalls auf dem Tisch. Noch ehe der Hauptmann einen üblen Fluch loswerden konnte, ließ Cylor den Tisch in eine abgelegene Ecke schweben. Dann holte er sich die zwei Minitrolle. Er stellte sie vor Platos auf ihre kleinen Füße und grinste verlegen.

»Das sind die Minitrolle«, meinte Gordal. »Doch meistens treten sie in einem großen Rudel auf.«

Barbaron wollte wieder losmeckern, denn sein Volk war für ihn kein Rudel. Doch nun kamen immer mehr Minitrolle an. Sie ließen die Waffen mitten im Tempel fallen und verschwanden sofort wieder. Einige von Dracos Dienern kamen sofort herbeigeeilt. Sie hoben die Waffen auf und brachten sie zu den Kriegern, die vor dem Tempel wachten.

Drei Mal sprang jeder Minitroll, dann waren sie erschöpft. Sie versammelten sich alle im Saal und der Hauptmann hielt wieder eine Zählung ab.

»Sehr schön«, meinte der kleine König, als der Hauptmann ihm zum zweiten Mal die Vollständigkeit seines Volkes meldete.

Platos hatte sich das Spektakel, ohne ein Wort zu sagen, mit einem Lächeln angesehen. Jetzt ging er auf Barbaron zu und betrachtete ihn. Der kleine König schwebte plötzlich vor seinem Gesicht und er scheute sich nicht, den viel größeren Platos in die Augen zu schauen.

»Ich begrüße dich und dein Volk in meinem Tempel, König Barbaron«, sprach Platos mit feierlicher Stimme. »Und ich danke euch für die Waffen.«

»Und ich grüße dich, auch im Namen meines Volkes, du edler Inselkönig Platos«, antwortete der kleine König. »Hoffentlich gibst du deiner Stadt bald einen Namen. In hundert Jahren wollen die Völker schließlich wissen, vor welcher Stadt Dämonicon die Prügel seines Lebens bezogen hat.«

»Nun, wenn das deine größte Sorge ist, so sei beruhigt. Wenn dieser Krieg vorüber ist, werden wir auch darüber entscheiden.« Platos tippte mit der rechten Hand auf seine linke Schulter und Barbaron nahm diese Einladung sofort an. Jemand musste diesem imposanten Inselkönig von seinen Vorlieben berichtet haben.

Der Tisch wurde wieder in die Mitte des Saales gerückt und für die zahlreichen Minitrolle wurden Essen und Trinken herbeigeschafft. Einige neugierige Wachen schauten vorsichtig vom großen Eingangstor zu und ein Raunen und Flüstern zog durch die Stadt. Geheimnisvolle kleine Krieger waren angekommen. Sie hatten die besten Waffen mitgebracht, die man je gesehen hatte und ihr Anführer war selbst ein König, der zu alledem fliegen konnte. Der Mut der Krieger wurde mit jedem Gerücht größer und selbst die Wächter der Stadtmauern traten in dieser Nacht fester auf.

Das Raunen und Flüstern in der Stadt wollte kein Ende nehmen. Noch bevor die Nacht vorbei war, kamen immer mehr fremde Kämpfer an. Manche waren eher klein, manche recht groß. Und sie flogen auf Schalen und Kriegsschilden.

Einer dieser Fremden hatte sogar eine Laterne bei sich, die ihm in der Nacht ein geheimnisvolles Licht spendete. Es war Ohle, der kleinste aller Kobolde. Er landete direkt vor dem Tempel. Die Wachen sahen ihm und seinen Brüdern staunend nach und sie nickten sich vielsagend zu.

Langsam füllte sich der Tempel mit den Nekromanten, Kobolden und Elfen. Aurelia und Aella flogen durch die großen Fenster der Tempelkuppel herein. Elegant landeten sie neben dem Inselkönig und Aella gab ihrem Bruder zur Begrüßung einen Kuss auf die rechte Wange. Auf die linke Wange küsste ihn Flavia, die schöne Lichtmagierin.

Barbaron sah sich die Küsserei der Fee und der Magierin mit einigem Neid an. Doch Theodora zwinkerte ihm zu und so saß er plötzlich auf ihrer linken Schulter. Sie küsste den kleinen König auf die Stirn und ein breites Grinsen tauchte sofort in seinem Gesicht auf.

Draco, der Priester, stellte sich in die Mitte der Freunde seines Königs. Er hob beide Hände hoch und sprach zu ihnen. »Gleich werde ich euch zeigen, was jetzt in der Nähe des Tempels geschieht. Mit der Magie meines Karfunkels kann ich euch einen Blick in das Lager des Dämonicon gewähren. Doch das gelingt mir nur für wenige Augenblicke. Also schaut euch schnell an, was ich euch jetzt zeige.«

Der Priester rief einen feinen Nebel herbei, der aus den Feuerbecken der Tempelhalle zukommen schien. Einzelne Dinge wurden sichtbar. Offenbar bauten sich die Halbriesen und die Schattenalp ein Heerlager auf. In der Mitte des Lagers stand Dämonicon. Er erklärte wohl gerade einem Halbriesen und einem Schattenalp etwas. Ein wenig abseits stand ein weiterer Schattenalp. Er hielt eine Schatulle in seinen Händen. Der Nebel löste sich auf und alles verschwand so schnell, wie es gekommen war. Dieses Mal fiel Draco nicht in Ohnmacht. Er atmete erleichtert auf.

»Das hast du sehr gut gemacht«, sprach Ohle zu ihm, noch ehe jemand etwas sagen konnte. Dann zog der Kobold seine Flugschale aus seinem Zauberbeutel und setzte sich auf das schwebende Ding. »Hört Ohle mit Laterne zu, ihr Freunde des Schöpfers und der weißen Magie«, sprach er weiter und selbst der kleinste Minitroll rückte neugierig ein Stück näher heran. »Die Schatulle, die ihr bei dem Schattenalp gesehen habt, kann uns sehr gefährlich werden. Sie verrät seinem Meister, wo sich seine Feinde befinden. Außerdem kann es die Seele jedes Wesens herbeirufen. Nur so konnte Brando in unsere Welt zurückkommen und so viele seiner Krieger mitbringen.«

»Kann er uns in diesem Augenblick etwa belauschen?«, fragte Albanarius besorgt und er ging einen Schritt auf den schwebenden Kobold zu.

»Ja, das könnte er«, antwortete Ohle und das Licht seiner Laterne tanzte im Wind der Nacht. »Sein Hochmut ist jedoch so groß, dass er es noch nicht für nötig hält, uns zu jeder Zeit zu belauschen. Er wird den Seelenfinder nur dann zurate ziehen, wenn er es muss. Das Ding verlangt viel Kraft von ihm und er ist noch längst nicht so stark, wie er es einst an jenem Tag war, da der gute König Alfagil ihm seinen geweihten Speer in die Brust stieß. Außerdem hat er bestimmt einen Magier, der ihm die Drecksarbeit abnimmt. Das wird der Kerl gewesen sein, der die Schatulle hielt. Dieser Mann wird bald schwach werden und sterben. Der Seelenfinder ist ein Diener der schwarzen Magie. Wir müssen ihn uns holen und vernichten. Erst dann können wir einen vernünftigen Plan schmieden.«

»Trajan ist schon auf dem Weg zum Heerlager des schwarzen Prinzen«, sprach Cylor zu Ohle und er sah sofort das Entsetzen im Gesicht des Koboldes. »Er will versuchen, den König der Halbriesen heimlich zu sprechen und ihm erklären, was Dämonicon und Monga wirklich vorhaben.«

»Bis jetzt beobachtet er aus sicherer Entfernung, was unsere Feinde so alles in ihrem Lager aufbauen«, erklärte Barbaron. Er hielt triumphierend seinen Kompass in die Höhe, der ihm zeigte, wo sich Trajan gerade befand.

Ohle schwebte zu Theodora. Als er sich vor ihrer linken Schulter befand, lächelte er sie und Barbaron an. »Ohle mit Laterne hat einen Plan und für diesen Plan brauche ich dich. Wir holen uns die Schatulle. Die Nekromanten finden bestimmt einen Weg um sie zu vernichten.«

»Oh ja«, rief der kleine König sofort. »Das machen wir noch heute Nacht. Das wird bestimmt ein toller Spaß. Und wenn wir können, helfen wir auch noch Trajan.«

Kaum hatte Barbaron Ohle zugestimmt, kam auch schon ein leichter Tumult auf. Jeder Minitroll wollte natürlich seinen König begleiten. Doch Ohle wollte das nicht. Er meinte, dass nur er und der kleine König die Schatulle mit dem Seelenfinder holen sollten.

Albanarius wollte sich einmischen doch er kam nicht zu Wort. Die Gemüter der Minitrolle erhitzten sich und Ohle gab schließlich nach. »Na gut!«, rief er, so laut er konnte. »Ohle mit Laterne ändert den Plan noch ein wenig ab. Wer von euch will einen Halbriesen oder einen Schattenalp lebend fangen? Ich habe in meinem Zauberbeutel ein Mittel, das bringt jeden Feind zum Reden. Ohle mit Laterne will unbedingt wissen, was Dämonicon mit dem Brunnen im Tempel der sieben Alten vorhat.«

Sofort kam bei den Minitrollen wieder Tumult auf. Der Hauptmann sah fragend zu seinem König. Doch der war gerade abgelenkt. Der kleine König schrie Theodora beinah ins Ohr, was er in Dämonicons Lager vorhatte. Bei dem Trubel hätte sie ihn sonnst nicht verstanden.

»Es werden alle Minitrolle an der Jagd teilnehmen. Und es wird ein besonderer Gast sein, den wir mitbringen wollen. Wir machen Jagd auf Dämonicons Magier. Und das bedeutet, mit etwas Glück schnappen wir ihn mit seiner albernen Schatulle. So ein einfacher feindlicher Krieger wird bestimmt nicht wissen, was der schwarze Prinz mit dem Brunnen im Tempel vorhat. Deshalb brauchen wir den schwarzen Magier lebend.«

Da stimmte Platos sofort zu. »Mein lieber Barbaron. Bring uns den schwarzen Magier. Ich weiß, dass es nicht leicht werden wird. Doch ich bin mir sicher, dass ihr es schaffen werdet.«

Ohle schüttelte den Kopf und er sah dabei dem kleinen König tief in die Augen. »Es muss schnell und leise gehen. Die Nacht neigt sich dem Ende zu. Da sind selbst die bösesten Kreaturen müde. Ich hoffe, dass die Wachen nicht mehr so aufmerksam sind. Mit kurzen Trollsprüngen solltet ihr schnell zum Heerlager der Feinde gelangen. Geht ohne mich kein Risiko ein und wartet, bis ich bei euch bin.«

Barbaron gab Theodora einen Kuss auf ihre Wange. »Ich verlasse dich nur ungern«, säuselte er ihr ins Ohr. »Aber ich muss wieder einmal die Welt retten. Doch ich kehre zu dir zurück.«

Die Königin kicherte amüsiert und im nächsten Augenblick schwebte Barbaron über seinem Volk. »Auf geht's, mein geliebtes Volk, holen wir uns den Magier und schauen wir nach Trajan, dem tapferen Krieger.«

Seine Worte brachten die Minitrolle sofort zum Jubeln. Ohle lächelte und das Licht in seiner Laterne tanzte noch immer im Nachtwind.

Das Erbe der Nachtaugenriesen

»Ich kann es kaum glauben«, sprach Sibylla, als sie Falk mit seiner Jagdbeute auf seinen Schultern sah. »Du hast tatsächlich den Rehbock so schnell getroffen, dass ich noch nicht mal den Bogen spannen konnte. Du wirst immer besser, mein geliebter Gefährte.«

Sibylla lächelte Falk so verführerisch an, dass dieser leicht errötete. Doch ein feiner Geruch wurde vom Wind in die Nasen der zwei Elfen geweht.

»Es riecht nach Rauch und nach Kohle«, meinte Falk. Erlegte den Rehbock auf seinen Kriegsschild und ließ ihn ein Stück in die Höhe schweben. Dann sprang er auf den Schild und Sibylla tat es ihm nach.

»Ich glaube, ich weiß, aus welcher Richtung der Geruch kommt«, sprach sie leise zu Falk. »Folge mir und halte deinen Bogen bereit. Wenn es Feinde sind, müssen wir schnell handeln.«

Sie flogen langsam durch den Wald. Dabei hielten sie sich dicht über dem Schnee, um nicht so schnell aufzufallen. Der Wind kam ihnen entgegen und der Geruch von verbrennendem Holz und glühender Kohle wurde immer stärker. Als sie an eine Lichtung kamen, trauten sie ihren Augen nicht. Mitten auf dieser Lichtung stand eine Schmiede und ein Haufen merkwürdiger Elfen arbeitete dort so fleißig, dass sie die beiden Ankömmlinge nicht zu bemerken schienen.

»Was sind das für Elfen?« Falks Frage war durchaus berechtigt.

»Woher soll ich das wissen«, antwortete Sibylla. »Die sind ja beinah so groß wie die Riesen in Ando-Hall.«

Hinter ihnen knackte ein Ast und eine leise Stimme war zu hören. »Nicht umdrehen und die Hände weg von den Waffen.«

»Wer seid ihr und was wollt ihr hier?«, war eine zweite Stimme zu hören.

Falk spürte einen spitzen Gegenstand in seinem Genick. Ein Blick zu Sibylla genügte und er wusste, was zu tun war. Mit einem Sprung nach vorn und einer Drehung standen sie plötzlich so weit von ihren Angreifern weg, dass sie auf ihre Kriegsschilde springen konnten. Dabei verlor Falk seinen Rehbock. Er fluchte leise vor sich hin und die zwei verdutzten Erz-Elfen, die sich an sie herangeschlichen hatten, wichen sofort erschrocken zurück.

Sibylla zielte mit ihrem Bogen auf den größeren der zwei fremden Gestalten. Dabei umrundete sie die vermeintlichen Angreifer geschickt. Falk streckte seine linke Hand nach dem Rehbock aus und ließ ihn schweben. Langsam legte er so seine Jagdbeute zurück auf seinen Schild. Dann sah er zu den Erz-Elfen. Die waren nur mit langen Speeren bewaffnet und sie schienen noch reichlich jung zu sein.

»Wir sind Erz-Elfen«, sprach der Größere. »Unsere Väter betreiben hier eine Schmiede. Wenn ihr Verbündete der Feenkönigin Theodora und der Kobolde seid, so seid ihr uns willkommen.«

»Ihr habt eine komische Art, die Freunde der Feenkönigin zu begrüßen«, sprach Sibylla. »Doch wie, um alles in der Welt, kommt ihr hier her?«

»Das erklärt euch besser mein Vater«, sprach der Kleinere. »Er ist der Fürst von Erz-Hall. Mein Vetter und ich, wir waren auf der Jagd, als wir euch entdeckten. Ich hoffe ihr nehmt uns unseren schlechten Scherz nicht übel.«

Sibylla ließ den Bogen sinken und Falk steckte sein Schwert weg.

»Lasst uns zu euren Vätern gehen. Sicherlich können die Frauen in eurer Schmiede die Beute meines Gefährten zubereiten,« meinte Sibylla etwas versöhnlicher.

Als die beiden weißen Elfen bei den Erz-Elfen in der Schmiede saßen und ein wenig später beim Essen Trond zuhörten, wollten sie kaum glauben, was sich alles ereignet hatte.

»Wir müssen zurück zu den Nachtaugenriesen«, erklärte Falk. »Sie müssen erfahren, was geschehen ist. Außerdem wurde die Magie erschüttert und ich bin mir sicher, dass es die weiße Seite war.«

Norger setzte sich gegenüber von Falk und Sibylla auf eine grobe Holzbank. »Ein neuer Magier muss geweiht worden sein«, sprach er bedächtig aus, was er von der Erschütterung hielt. »Es muss weit im Westen geschehen sein. Für einen Moment sah ich einen edlen Stein vor meinem inneren Auge. Er war so rot wie das Blut in meinen Adern. Das bedeutet, dass er ein Hüter ist. Er kann bestimmt vieles sehen und er wird immer stärker.«

»Mein Bruder hat recht«, erklärte Trond. »Ich bin derselben Meinung. Seid also unseren Söhnen nicht böse, wegen des dummen Streiches. Ihr solltet schnell zu den Riesen zurückkehren und ihnen berichten, was ihr wisst. Für den Fürst der Riesen habe ich eine besondere Waffe. Es ist eine edle Streitaxt. Ich habe sie aus dem besten Eisen geschmiedet, das jemals in unserer Schmiede zum glühen gebracht wurde. Sie wird ihm gute Dienste leisten.«

Die Streitaxt erwies sich als reichlich schwer. Die Söhne von Trond und Norger kicherten leise, als Falk sie mit aller Kraft auf seinem schwebenden Kriegsschild legte. Er bemerkte das Kichern und er konnte sich einen kleinen Streich nicht verkneifen. Plötzlich schwebten die jungen Burschen über dem Schnee. Sie fielen ihren Vätern genau vor die Füße. Lachend halfen der Fürst und sein Bruder ihren Söhnen wieder auf die Beine. Dann winkten sie den weißen Elfen hinterher.

Trotz des eisigen Wetters und des leichten Schneefalls, flogen die beiden Elfen direkt nach Ando-Hall. Artem war erstaunt, als er das Geschenk des Fürsten Trond in seinen Händen hielt. Mit so einer Streitaxt konnte er getrost in jede Schlacht ziehen. Er stand vor dem Tempel, umringt von zahlreichen Freunden, die bewundernd die neue Waffe ihres Fürsten bestaunten. Doch am meisten staunten sie über das, was die beiden Elfen zu berichten hatten. Dass es wieder Erzelfen in ihrer Welt gab, konnten sie kaum glauben.

Der Waffenmeister Tritor lud den Fürsten und die zwei Elfen zu sich in sein Haus ein. Kalon, der Priester, erwartete sie schon. Mit zwei anderen Priestern versuchte er seit einigen Stunden vergebens, ein großes Fass zu öffnen. Der Deckel ließ sich beim besten Willen nicht anheben.

»Oh, mein Freund Tritor«, jammerte Kalon, als der Waffenmeister mit dem Fürsten und den Elfen im großen Gästesaal seines Hauses eintraf. »Die lange Zeit, die das Geheimnis unserer Ahnen im Boden deines Gartens ruhte, ist dem Fass nicht gut bekommen. Es ist so verrottet, dass es sich nicht öffnen lässt.«

Kalons Blick fiel auf die neue Streitaxt. »Nicht mit dem Ding!«, rief er sofort. »Mit dieser Waffe würdest du das Geheimnis zerstören und das Wissen unserer Ahnen wäre für immer verloren.«

»Wenn ich es mal probieren dürfte?«, fragte Sibylla. »Ich habe meinem Gefährten Falk einen wunderbaren Zauber beigebracht. Mit diesem Zauber möchte ich euch jetzt helfen.«

Kalon nickte zögerlich und die Riesen staunten, als Sibylla das Fass zum Schweben brachte. Mit Leichtigkeit hob sie mit der Hilfe ihrer Magie den verrotteten Deckel vom Fass. Dann stellte sie es vorsichtig ab.

Sofort versuchte jeder, in das Fass zu schauen. Doch außer einer länglichen Holzkiste war nicht viel zu sehen. Artem holte sie mit einer Hand heraus. Er legte sie auf Tritors große Festtafel. Dann öffnete er sie, indem er rechts und links je einen Hebel betätigte. Die Kiste sprang auf und zum Vorschein kam ein prächtiger Mantel aus rotem Samt. Blumenornamente aus feinstem Gold schmückten ihn und er schien so leicht wie eine Feder zu sein.

»In den alten Schriften unserer Ahnen wird dieses magische Stück erwähnt«, flüsterte Kalon ehrfurchtsvoll. »Es steht geschrieben, dass der Träger dieses Mantels sich selbst und zwei seiner Freunde dahin bringen kann, wo immer ein Tempel steht. Das gute Stück soll vom Schöpfer selbst geweiht worden sein.«

»Bei meiner Kriegskeule«, staunte Tritor mit leuchtenden Augen. »Mein Großvater hat diesen magischen Mantel in die Kiste gelegt und dann in das Fass getan. Doch es war ihm nicht sicher genug. Deshalb hat er das Fass eines Nachts im Garten vergraben. Doch vorher hat er mir den Mantel gezeigt. Ich hätte nie gedacht, dass wir seine Magie noch einmal benötigen.«

Kalon stimmte dem Waffenmeister zu. »Noch im Sommer hätte das niemand für möglich gehalten. Doch nun brauchen wir ihn. Und zu unserem Glück weiß ich genau, wie man die Magie des Mantels anwendet.«

»Dann lasst uns nicht länger zögern«, sprach Artem mit brummiger Stimme. »Wir müssen unseren Freunden helfen. Es ist der Wille des Schöpfers, dass wir Nachtaugenriesen für das Gute in dieser Welt kämpfen.«

Kalon ergriff den Mantel und ging damit zum Tempel. »Man kann mit diesem Mantel nur von Tempel zu Tempel reisen«, erklärte er seinem Fürsten. »Ich lege mir das heilige Stück um die Schultern und spreche ein besonderes Gebet. Du, mein Fürst Artem, bestimmst den anderen Krieger, der mit uns reisen wird.«

Artem sah zu Falk und Sybilla. »Wir verstehen schon«, meinte der junge Elfenkrieger. »Such dir den besten deiner Krieger aus. Wir fliegen auf unseren Kriegsschilden.«

»Es tut mir leid«, sprach der Fürst zu den weißen Elfen. »Doch zwei Elfen ist ein Elf zu viel. Mein Adler Aquila wird euch begleiten. Er kann uns auf der Insel noch nützlich sein. Ich schicke ihn sofort los. Ihr solltet auch nicht länger zögern. Fliegt so schnell ihr könnt und hüllt euch gut in eure Wolfspelze ein. Nicht das ihr unterwegs zu Eis erstarrt und von euren Schilden fallt. Nehmt euch auch reichlich Proviant mit. Und vergesst nicht, im Weinkeller von Kalon einen guten Tropfen einzustecken. Möge der Schöpfer über euch wachen.«

Die beiden Elfen taten, was ihnen Artem geraten hatte und sie lächelten bei seinen wohlmeinenden Worten. Kaum waren sie hoch über dem Land der Riesen, hörten sie Aquilas Jagdschrei. Sie flogen nach Südwesten und der Adler eilte ihnen voraus.

Der Fürst sah ihnen nach und als sie nicht mehr zu sehen waren, ging er mit Tritor und Kalon in den Tempel. Cromber und ein großer Haufen Freunde kamen hinterher. Artem beauftragte seinen Onkel mit der Befehlsgewalt über Ando-Hall. Der Waffenmeister hatte seine beste Kriegskeule bei sich und Artem musste lächeln, als er sich mit seiner neuen Streitaxt neben ihn stellte.

Kalon legte sich den Mantel über seine Schultern. Er gesellte sich zu dem Fürsten und dem Waffenmeister und breitete seine Arme aus. Dann sprach er das besondere Gebet, von dem er erzählt hatte. Der Mantel legte sich um die drei Riesen, so als hätte ihn ein Windstoß hochgehoben. Kaum war das letzte Wort des Gebetes ausgesprochen, verschwanden die drei Riesen mit einem leichten Knall.

Cromber und die anderen Riesen staunten. »Ich wünsche euch eine sichere Reise und einen glorreichen Sieg«, flüsterte er. Dann sah er zu den anderen Kriegern. »Solange wir nichts von unserem Fürsten hören, werden wir die Gegend um Ando-Hall absuchen«, befahl Cromber. »Kein Schattenalp, der sich in unserem Land befindet, darf uns entkommen. Und außerdem Suchen wir diesen Bluthort. Es ist an der Zeit, diese Zuflucht des Bösen zu vernichten.«

Cromber wollte noch etwas sagen, doch der Jubel der Krieger verhinderte das.

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