Kitabı oku: «Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre ….. Band 3», sayfa 2

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Vorfreude

„Das wird eine absolut geile Sache“ erklärte Frieder Bergmann seiner Frau Petra und seinen Kindern Claudia und Rüdiger am Abendbrottisch „stellt euch mal vor wie so ein Urlaubstag verläuft. Wir legen mit dem Hausboot ab und tuckern ganz gemütlich über den Fluss, dann stoppen wir irgendwann und werfen die Angeln aus, die Beute kommt erst mal in den Kescher. Wenn wir genug Fische gefangen haben wird Petra sie erledigen und dann braten.“

„Was meinst du mit erledigen“ fragte Rüdiger.

„Na was schon, einen Schlag mit einem Knüttel auf den Kopf, Finito.“

„Niemals werde ich so etwas tun“ sagte Bergmanns Frau erregt „ich bringe doch kein Lebewesen um, und schon gar nicht auf so eine barbarische Art. Wenn du Fisch essen willst musst du es selbst tun Frieder.“

„Hab‘ dich doch nicht so“ versuchte Bergmann sie zu beruhigen und strich sich erhebliche Mengen von grober Leberwurst auf seine Schnitte „du isst doch auch Fleisch oder Geflügel, was denkst du denn, wie man mit den Hühnern oder Rindern umspringt. Da geht es vielleicht zur Sache, ich habe mal eine Reportage gesehen wie die geschlachtet werden, die Leute im Schlachthof mussten im Blut waten und dann haben die die Körper erst mit riesigen Sägen zerteilt und später mit rasiermesserscharfen Schneidwerkzeugen weiter zerlegt. Da geht es bei uns noch human zu, in Indien zum Beispiel hacken die den Hühnern ohne eine Betäubung die Köpfe ab und scheißen die einfach auf den verkeimten Boden, da kann keine Rede von Hygiene sein. Oder wenn ein Schwein mit dem Bolzenschussgerät ..“

„Hör‘ doch endlich auf“ würgte seine Frau heraus „du musst diese grauenhaften Dinge nicht noch weiter ausschmücken, dir scheint das ja richtig Freude zu machen. Trägst du vielleicht eine sadistische Ader mit dir herum?“

„Wieso“ erwiderte Frieder Bergmann lässig „ich habe lediglich geschildert, wie unsere Nahrung hergestellt wird. Ich könnte dir noch Sachen erzählen wie es in manchen Gasstätten zugeht, also ich meine was da verarbeitet wird und den Leuten dann als Qualitätsware untergeschoben wird, ich sage nur Gammelfleisch, das ist ja immer wieder mal Thema. Oder was in den Lebensmitteln alles an Chemie drin ist, bloß damit die Produkte gut aussehen und einen stärkeren Geschmack bekommen“ meinte er noch und biss kräftig in seine Schnitte.

„Jetzt reicht es aber“ befand Petra und sah ihren Mann an „du solltest mal ein bisschen weniger von der Leberwurst essen, das ist ungesund.“

„Wieso“ fragte Bergmann verblüfft.

„Weil da Sachen drin sind die eben ungesund sind.“

„Zum Beispiel?“

„Na Leber.“

„Und?“

„Was und, Leber ist ungesund, also iss mal zukünftig besser einen Salat.“

„Ich denke nicht daran“ begehrte Frieder Bergmann auf „ich habe enorme geistige Herausforderungen auf Arbeit zu bewältigen, da brauche ich schon Fleisch und Wurst.“

„Man kann sich auch umwelt- und gesundheitsbewusst ernähren ohne auf alles verzichten zu müssen“ belehrte ihn seine Frau.

„Also gut, ich kaufe ab sofort nur noch im Biomarkt ein, aber wo ist denn der Unterschied zu dem Fraß aus dem Kaufland oder Aldi außer beim Preis?“

„Diese Produkte werden viel sorgfältiger hergestellt, die Erzeuger gehen mehr auf die Tiere ein und verwenden zum Beispiel keine Antibiotika oder ekliges Tierfutter“ erklärte Petra.

„Von mir aus“ erwiderte Bergmann „aber um die Ecke gebracht werden die genauso wie die Viecher aus der Massentierhaltung, oder läuft das etwa anders ab?“

„Das weiß ich nicht so genau“ gab Petra zu „ich stelle mir jedenfalls vor, dass man die Tiere sanfter einschlafen lässt.“

„So mit Trauermusik und Narkosemitteln“ höhnte Frieder Bergmann „denen wird genau so der Hals umgedreht wie den anderen auch.“

„Du bist gemein“ sagte seine Frau „geht dir das Leid der armen Tiere denn wirklich kein bisschen nahe?“

„Nö“ antwortete Bergmann kauend „Hauptsache ich habe ordentlich was auf der Schnitte oder auf dem Teller.“

„Tritts du deinen Mitarbeitern übrigens auch so herzlos gegenüber auf“ bohrte Petra nach.

„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“ fuhr Bergmann auf „meine Mitarbeiter behandle ich ausgesprochen respektvoll, schließlich habe ich es ja mit qualifizierten Behördenmitarbeitern und nicht mit Rindviechern zu tun.“

„Und du tolerierst alles, auch wenn mal einer Mist gebaut hat?“

„Das natürlich nicht, wer seine Leistung nicht bringt der kann sich schon mal frisch machen, das lasse ich nicht durchgehen.“

„Also ich wundere mich immer mehr über dich, ich dachte, ich kenne dich nach so vielen Jahre Ehe genau aber seitdem du Amtsleiter bist hast du dich verändert, und zwar eindeutig zum Negativen!“

„Wieso, bloß weil ich Engagement von meinen Mitarbeitern fordere und weiterhin Fleisch essen will, das ist ja lächerlich“ beschwerte sich Bergmann bei seiner Frau.

„Könnt ihr nicht mal das Thema wechseln“ versuchte Rüdiger zu schlichten „was wollen wir nun im Urlaub unternehmen?“

„Deine Mutter hat mich ganz aus dem Konzept gebracht“ sagte Frieder Bergmann verärgert zu seinem Sohn „also wir fahren gemütlich rum und wenn wir wollen legen wir irgendwo an und gehen an Land. Wir nehmen die Fahrräder mit und können so auch kleine Radtouren unternehmen. Wenn wir in einem Hafen vor Anker gehen ist ein Ausflug in die Städtchen auch zu Fuß kein Problem.“

„Und was machen wir die ganze Zeit auf dem Boot wenn wir fahren“ erkundigte sich Petra.

„Na Rüdiger oder Nils und ich steuern das Boot und haben damit genug zu tun, ihr könnt euch die schöne Gegend ansehen oder euch in der Küche oder beim Putzen nützlich machen“ erklärte Bergmann unvorsichtigerweise.

„Das kommt gar nicht in Frage“ rief Petra aus „ich bin schließlich nicht deine Haushalthilfe, ich will mich auch erholen.“

„Das war nicht so gemeint“ beschwichtigte Frieder Bergmann „natürlich gehen die Aufgaben an Bord reihum, jeder ist mal dran. Wer frei hat kann lesen, Kaffee, Bier oder Wein trinken, also sich total entspannen. Und wenn einer baden will stoppen wir einfach, denn man kann über eine kleine Plattform am Heck bequem ins Wasser gehen. Ein Fernseher ist ebenfalls an Bord und im Heckbereich gibt es noch eine große Sitzgruppe, da kann man sich schön unterhalten.“

„Weitere Ausstattung“ fragte Claudia.

„Es gibt im Bug zwei Doppelkabinen, im Heck eine weitere, dort auch noch eine Kabine mit Etagenbett, vorn und hinten gibt es Nasszellen mit Duschen und jeweils einem Marine-WC sowie Stauräumen, mittschiffs befindet sich der Salon mit einer Sitzgruppe, diese Pènichette – das Schiff ist kleinen französischen Frachtbooten nachempfunden - ist für bis zu 9 Personen geeignet. “

„Wie groß“ fragte Claudia weiter.

„14 Meter lang, knapp 4 Meter breit und fast 3 Meter hoch.“

„Was ist ein Marine WC“ erkundigte sich Rüdiger.

„Ein Klo, bei dem man die Fäkalien selbst wegpumpen muss und so in das Gewässer spült“ sagte Frieder Bergmann lässig.

„Das ist ja eklig, ich muss das selbst wegpumpen und dazu in das Becken sehen ob alles weg ist“ fragte Petra „und der Unrat wird einfach so in das Wasser gespült?“

„Na klar, das macht man seit Jahrhunderten so“ erwiderte Frieder Bergmann „und das bisschen Scheiße geht doch locker in dem anderen Dreck im Wasser unter.“

„Gerade hast du noch erklärt, dass man ganz wunderbar vom Boot aus Baden gehen kann“ regte sich Petra auf „ich stelle mir jetzt vor, wie ich beim Schwimmen auf ein Stück …, nein das will ich mir lieber nicht vorstellen!“

„Sei doch nicht so empfindlich, ich denke, dass sich die Kacke irgendwann im Wasser auflöst und gar nicht mehr zu spüren ist. Also ich werde täglich baden gehen. Außerdem haben wir ja Duschen an Bord, da kann man sich zur Not abspülen.“

„Und Oma und Peter kommen wieder mit“ erkundigte sich Rüdiger.

„Na klar, auch Paula und Nils gehören zur Crew“ antwortete Frieder Bergmann „wir werden einen Heidenspaß haben und sicher wieder eine Menge erleben. Also ich freue mich riesig auf unseren Urlaub.“

„Was müssen wir denn alles mitnehmen“ fragte Petra.

„Ich habe mir auf Arbeit ein wenig von meiner begrenzten Zeit abgeknapst und schon eine Ausrüstungsliste erstellt. Schau sie dir ruhig mal an“ sagte Bergmann und reichte das Blatt an seine Frau weiter.

Diese las und schaute ihren Mann verblüfft an.

„Was soll das denn zum Beispiel bedeuten: 5 K. B., 2 K. W., 8 F. JT, Klopi, Wu, Bu,?“

„Na das ist doch klar“ antwortete Bergmann „5 Kisten Bier, 2 Kisten Wein, 8 Flaschen Jagertee, Klopapier, Wurst, Butter.“

„Frieder, wir wollen ein Hausboot mieten, keinen Großraumfrachter. Wo soll das überhaupt alles untergebracht werden? Etwa in den Kabinen?“

„Natürlich nicht, es gibt einen Vorratsraum, dort können wir die Sachen verstauen.“

„Meinst du nicht, dass 5 Kästen Bier ein wenig üppig sind?“

„Nein, stell‘ dir mal vor, wir schippern unter der sengenden Sonne über die Flüsse, da werden wir schon mächtigen Durst bekommen.“

„Aber den kann man doch besser mit Mineralwasser löschen, außerdem willst du ja das Boot steuern.“

„Bitte Petra, im Urlaub möchte ich es mir schon gemütlich machen und gegen ein Bierchen wird auch die Wasserschutzpolizei nichts haben.“

„Na, ich weiß nicht so recht …“

„Das lass‘ mal meine Sorge sein, dann laden wir die Typen eben auf einen Drink ein. Einen Jagertee werden die bestimmt nicht ausschlagen.“

„Und Abends“ fragte Claudia.

„Liegen wir vor Anker, schwatzen, spielen Karten, legen eine Planke ans Ufer und machen an Land ein Feuerchen, grillen Würstchen, trinken einen und entspannen uns total.“

„Hm, so langsam gefällt mir die Sache“ meinte Petra „aber wird es nicht ein bisschen eng auf dem Boot für uns alle?“

„Ach i wo, in den Kabinen kommen wir alle unter, ein paar können im Salon sitzen, die anderen draußen im Heck, alles kein Problem.“

„Dann buchen wir jetzt das Boot für 10 Tage, einverstanden?“

„Ja.“

Frieder Bergmann setzte sich an den Laptop, gab ihre Daten ein und schickte die Buchungsanfrage ab, nach 20 Minuten hatte er die Bestätigung, sie würden am 15 Juli in Jabel an Bord gehen.

Behördenalltag

Frieder Bergmanns Arbeitstag hatte mittlerweile eine gewisse Routine angenommen und er pflegte jetzt schon einige Rituale. Dazu gehörte unter anderem, dass er gegen 9 Uhr mit seinem Jaguar vorfuhr und diesen in der Tiefgarage abstellte. Dann betrat er den Kellergang welcher zum Fahrstuhl führte, ging aber nicht direkt dorthin sondern bog erst einmal in das dritte Zimmer links ab, dessen Tür aus Metall bestand und recht schmucklos aussah. Ohne anzuklopfen öffnete Bergmann diese und wurde im gleichen Augenblick von Rauch eingehüllt. Drei Männer und eine Frau starrten ihm entgegen und auf sein „Moin“ antworteten sie mit einem fröhlichen „Ebenfalls“. Bergmann ließ sich auf einem wackligen Stuhl nieder, nestelte eine Zigarette aus der Packung und zündete diese an. Dann rauchte er bedächtig und lauschte dem Gespräch der anderen, wenn es ihm passend erschien gab er eine Bemerkung ab. Dabei wählte er stets eine Mischung aus intellektuellem Anspruch und bodenständiger Direktheit, das schien nach seinem Empfinden bei seinen Mitarbeitern gut anzukommen und er wusste, dass die Leute natürlich ihren Kollegen berichten würden, dass der „Alte“ mit ihnen geschwatzt hatte. Der Raucherraum selbst ging auf Bergmanns Initiative zurück, entgegen der Bedenken des Arbeitsschutzverantwortlichen hatte er diesen Aufenthaltsort kurzerhand mit der Bemerkung „Die Mitarbeiter arbeiten hart, sie sollen dafür auch ein paar Momente der Entspannung haben“ durchgedrückt. Nach diesem Einstieg in den Arbeitstag begab er sich zum Fahrstuhl und fuhr in den ersten Stock hinauf. Dann passierte er den Gang und grüßte freundlich in die Zimmer, alle Türen standen offen. Manchmal betrat er kurz einen Arbeitsraum und sagte einige Worte wie „ordentliche Vorlage Herr Werner“ oder „Ihre Idee finde ich gut, ich bleibe da dran Frau Bachmann“.

„Wir müssen eine Atmosphäre der Offenheit schaffen, das ist bei geschlossenen Türen nicht möglich“ war sein Credo gewesen, aber in Wahrheit hatte er mit diesem Schachzug jegliche Quatschrunden abgewürgt, weil die Leute nun für die anderen gut sichtbar vor ihren Monitoren hockten und sich nicht trauten, irgendwelche Gespräche zu führen oder private Telefonate abzuwickeln. Allein mit dieser Maßnahme war die Durchlauffrist der Vorgänge auf sagenhafte 2 Tage geschrumpft, früher waren es 6 gewesen. Bergmann stand noch immer fest zu seinem Ziel die bürgerfreundlichste Behörde des Landes zu formen und er gedachte, nach und nach weitere Neuerungen einzuführen, aber er wollte die Mitarbeiter nicht überfordern. Im zweiten Stock wiederholte sich das Geschehen und dann betrat er den Vorraum seines Büros. Frau Ludwig, seine Büroleiterin, hatte bereits Kaffee gekocht und servierte diesen an der eleganten Sitzecke, sie nahm mit Bergmann zusammen Platz. Beide führten einen kurzen Smalltalk, dann verließ die Frau Bergmanns Büro und schloss die Tür. Sie würde sie erst wieder öffnen, wenn Bergmann sie am Telefon darum bat. In der ersten Zeit als Amtsleiter hatte Frieder Bergmann erwartungsvoll auf seinen Schreibtisch geschaut und sich eigentlich auf die Beschäftigung mit den Akten gefreut, aber relativ schnell war der Stapel abgeflaut und nunmehr im Höchstfall auf erbärmliche zwei Mäppchen zusammen geschmolzen. Diese hatte er in knapp 30 Minuten durchgesehen und er bediente sich gelber Klebezettel, um manchmal einige Bemerkungen beizufügen, wenn er der Auffassung war, dass eine Formulierung noch geschliffener ausfallen könnte. Insgesamt jedoch waren die ihm vorgelegten Schriftstücke von durchaus hoher Qualität und Bergmann hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, immer wieder eine lobende Bemerkung anzubringen. Die wenigen Dinge die er selbst bearbeiten musste hatte er in kürzester Zeit erledigt, um aber seine hohe Arbeitsbelastung zu demonstrieren warf er diese Papiere auf dem Schreibtisch wild durcheinander. Da ihn fast täglich Fachzeitschriften erreichten bildete er aus diesen einen Stapel und reihte ihn an der Kante des Schreibtisches auf, sein Wall gegenüber Besuchern. Diese waren denkbar knapp, denn Frau Ludwig war ausgesprochen versiert darin, sie zu den zuständigen Referaten zu lenken. Frieder Bergmann war eigentlich täglich gegen 10 Uhr mit seinen Aufgaben fertig und so lagen noch 7 Stunden Arbeitszeit vor ihm, die er irgendwie über die Bühne bringen musste. Erst sah er sich diverse Internetseiten an, dann wechselte er in die Sitzgruppe und schaute ein wenig fern. Gegen 11 Uhr machte er sich auf einen Rundgang und schnappte sich dazu einen Vorgang aus der Unterschriftsmappe, den er dem entsprechenden Bearbeiter persönlich zurück brachte. Dabei richtete er es immer so ein, dass er entweder nur ein paar anerkennende Worte von sich gab oder einige Änderungswünsche formulierte, aber stets in einem Ton hoher Wertschätzung für den Mitarbeiter. Die Kollegen spitzten die Ohren und wenn sich Bergmann wieder entfernte war er sicher, dass diese nun auch darauf aus waren, ein Lob von ihm zu ergattern. So fachte er einen internen Wettbewerb an und nach wenigen Wochen war das Amt nicht wieder zu erkennen. Jetzt musste es nur noch gelingen die Außenwirkung zu verbessern und Bergmann konzipierte dazu eine ausführliche Pressekampagne, die er ständig verfeinerte. Gerade saß er darüber als sein Blick auf die Uhr fiel: 11 Uhr 56. Er ließ den Stift fallen, zog seine Anzugjacke über und ging zur Kantine.

Als Bergmann noch Referatsleiter gewesen war hatte er sich nicht getraut dem Küchenchef seine Meinung über die ständig wiederkehrenden und fad schmeckenden Gerichte zu sagen. Dabei legte er großen Wert auf ein ordentliches Mittagessen und war überzeugt davon, dass man mit wenigem finanziellem Mehreinsatz durchaus ein besseres Ergebnis erzielen könnte. Also meldete er sich 2 Wochen nach seinem Amtsantritt zu einem Rundgang in der Küche und einem anschließendem Gespräch mit dem Küchenleiter an. Die technische Ausstattung war hervorragend, so wie es Bergmann überblickte standen dem Personal alle möglichen und modernen Apparaturen zur Verfügung, um ein ordentliches Produkt herstellen zu können.

„Ach wissen Sie“ sagte Hoffmann, der Küchenchef, zu ihm „dieser Irrsinn mit den verschiedenen Finanzierungstöpfen führt dazu, dass wir hier allerfeinste Essen mit der Küchentechnik herstellen könnten, aber für den Lebensmitteleinsatz habe ich für das Mittag im Jahr nur 50.000 Euro zur Verfügung. Wir haben im Schnitt 80 Mitarbeiter die essen gehen und das an durchschnittlich 250 Arbeitstagen, macht 2 Euro 50 pro Portion, da kochen Sie mal was Vernünftiges.“

„Ich gleich gar nicht“ lachte Frieder Bergmann „das ist Ihr Job, lieber Herr Hoffmann. Aber jetzt kenne ich das Problem und werde mich darum kümmern, das verspreche ich Ihnen.“

„Schon mit 50 Cent pro Mahlzeit mehr zaubere ich Ihnen Sachen auf den Tisch, da werden Sie sich die Hände lecken“ spornte ihn Hoffmann an.

Mit Feuereifer durchforstete Bergmann in seinem Büro die Budgetrichtlinie der Verwaltungsdirektion und verbiss sich in die allerkleinsten Details, dann hatte er einen Dreh gefunden, Mittel umzuwidmen, und zwar aus dem Budget der Öffentlichkeitsarbeit. Da er sich ja tatsächlich selbst mit einer Pressekampagne beschäftigte und seine Strategie darin bestand, die Zeitungen als kostenlosen Werbeträger zu nutzen – er wollte mehrere Interviews geben - konnte er guten Gewissens 10.000 Euro dort abzweigen, denn 50 Cent mal 80 Mitarbeiter mal 250 Arbeitstage ergaben nun mal diesen Betrag.

„Ich lehne mich jetzt zwar sehr, sehr weit aus dem Fenster“ sagte er am nächsten Tag verschwörerisch zu Hoffmann „aber das sind mir meine Mitarbeiter wert, selbst auf die Gefahr hin, dass ich disziplinarisch belangt werde. Und Sie können jetzt endlich zeigen, was Sie auf dem Kasten haben.“

Hoffmann strahlte.

„Ich werde heute noch eine Mitarbeitermail verfassen“ sagte er im Abgang zum Küchenleiter „morgen wird Ihr großer Tag!“

„Liebe Kolleginnen und Kollegen,“

schrieb Bergmann

„Sie setzten täglich ihre Arbeitskraft ein, um Dienstleistungen für unsere Bürger zu erbringen. Nun ist Ihre Tätigkeit keine, die bloßes Abarbeiten erfordert, nein, Sie sind intellektuell hoch gefordert und müssen kreativ sein. Diese Anspannung setzt ein intaktes Arbeitsumfeld voraus und dazu gehört auch die Speisenversorgung. Ich habe veranlasst, dass der Küche ab sofort mehr Mittel zur Verfügung stehen. Die Essenspreise bleiben unverändert. Testen Sie ab morgen das Ergebnis. Ich freue mich auf Ihre Meinung.

Ihr Frieder Bergmann.

Amtsleiter“

Es war jetzt 14 Uhr 30, ermattet sank Frieder Bergmann in die Sitzecke und trank einen Schluck Kaffee, dann raffte er sich auf und ging in den Raucherraum. Dort war er allein und paffte genüsslich, dann fuhr er wieder nach oben, passierte Frau Ludwig und ließ sich erneut in die Sitzecke fallen. Ich hab‘ heute ne ganze Menge durchgezogen sagte er sich und schaltete den Fernseher an, bei irgendeiner Sendung des Trash-TV blieb er hängen und verfolgte die ruppige Diskussion zweier unappetitlicher Typen, die sich gerade über die Segnungen von Hartz IV in die Haare gerieten. Nicht zu fassen dachte Bergmann verbittert, ich trage hier Verantwortung für 80 Leute und eine Vielzahl von Aufgaben und diese arbeitsscheuen Elemente ernähren sich von meinen Steuergeldern. Diesen Stress hier nehme ich für schlappe 18.000 Euro im Monat auf mich und wer weiß, wie der meiner Gesundheit schaden wird waren seine weiteren Gedanken. Es ist doch schon einiges ungerecht verteilt in unserer Gesellschaft dachte er noch, dann kam er wieder hoch und öffnete die Internetseite „Hausboot“. Er wollte sich in der bis zum Feierabend verbleibenden Zeit noch mehr mit dem Boot vertraut machen und um 16 Uhr 48 war er damit fertig. Dann zog er sich an, fuhr in die Tiefgarage und anschließend mit dem Jaguar nach Hause.

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