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Kitabı oku: «Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band», sayfa 12

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Zweites Kapitel.
Isabellens Entwürfe

Am andern Morgen sprach Flore: Ich gebe nun alle Regentengeschäfte in ihre Hand, theure Isabelle, und rüste mich zur Reise. Eine gute Bedeckung nehme ich mit, das letzte worüber ich noch gebieten will.

Jene komplimentirte viel, Flore mögte doch noch da bleiben, sie mit Rath unterstützen, ihre ersten Einrichtungen prüfen, es war ihr sogar Ernst damit, denn Flore hatte sie gewonnen; diese blieb aber fest.

Es bedarf meines Raths nicht, schöne Hispanierin, sie haben den Gemahl und Vater. Auch ist das Volk eine Tafel von Wachs, die alle Eindrücke leicht empfängt. Spätestens nach drei Tagen umarme ich sie zum Letztenmale.

Isabelle weinte ein wenig, dann trocknete sie aber die Augen, und hub mit allem Feuer einer poetischen Projektantin an: Hören sie wenigstens an, was ich mit der Religion vorhabe. Ich denke eine neue zu stiften.

Flore versetzte: Das Volk ist noch offen dafür. Es geschah sogar Einiges die Bahnen zu ebnen.

Hören sie, fuhr Isabelle fort: die Darkullaner sollen den Unerforschlichen anbeten, dem alle Nationen, wenn schon nach verschiedenem Cultus, Altäre bauen, doch ohne Simbol, ohne Kirche, nur unter dem Dom des Sternenhimmels. Selten die hohe, öffentliche, rein geistige Verehrung, etwa beim neuen Jahr, nach der Erndte, am Stiftungstag der neuen Weihe. Damit aber die edlere Sinnlichkeit, einen Spielraum vor sich eröffnet sieht, damit die Künste in einen schönen Bund mit dieser Religion treten können, nimmt sie geheiligte Heroen auf, denen Tempel zu bauen, und Gebilde aufzustellen sind. Diese knüpfen das Erdenleben an das Göttliche, deuten, bestimmen, ordnen die Menschenpflicht. Christus ist einer der Hochverehrten; die Kindheit, die Freundschaft, der Brudersinn, die Aufopferung sind sein Gebiet. Heiter werden seine Tempel erhöht, die rührenden Szenen seiner Legende mag die Kunst darin abbilden. Das Kind empfängt dort Unterricht, und wird mit dem Jugendkranz entlassen; Feinde werden dahin geführt, sich zu versöhnen. Trost und Stärkung schöpfen hier Unglückliche, denn auch die Unsterblichkeit verbürgt der Heilige. Maria, die schöne, sanfte, milde, ist die Harmonie der Liebe. Ideale sind ihre Gemälde, die Dichtkunst legt ihre erhabensten Erfindungen, von Bildners Hand verwirklicht, an ihren Altären nieder. Jünglinge und Mädchen, deren Herz spricht, mögen hier flehen. Das Eheband wird hier geknüpft. Moses ist der Heros des Rechtes. In seinen großen ersten Tempeln werden die Gesetze ausgehängt, die Richter, seine Priester, halten Gericht. Daß das Recht ein Theil der Religion werde, scheint mir passend und heilsam. Auch Mahomed ist ein Heros dieser Religion, denn ich muß ja meinen Darkullanern begegnen. Ihm gehöre der Krieg. Gilt es das gute Recht, das Vaterland zu vertheidigen, dann werde sein sonst geschlossener Tempel geöffnet, der Kämpfer heiligt seine Waffen vor den Bildsäulen des Furchtbaren, und der begeisternde Streitgesang ertöne.

Was meinen sie, wenn einst Maler, Bildhauer und Dichter in Darkulla erstehen, wird nicht diese Religion hohe Schönheit gewinnen, kann sie nicht gute edle Menschen erziehn? Das bürgerliche Gesetz sei innig damit verwebt, nur Greise die Priester, daß allem Mißbrauch vorgebeugt wird.

Flore war gerührt, umarmte die Freundin, wünschte das herrlichste Gedeihen, und zog sich dann auf ihr Zimmer zurück.

Hier fing sie heftig an zu weinen. Wie, sprach sie zu sich, mein Geschick ist so verwickelt, so sonderbar, aber oft komme ich doch mit so guten Menschen, mit so wichtigen erhabenen Dingen in Beziehung. Was bin ich gleichwohl? Eine Verworfene!

Aechte Magdalenenthränen, die sie aber ehrten, strömten reichlich von ihren, aus Rührung bleichen Wangen nieder.

Ja Flore, du warst einst eine Verworfene, aber eine überaus unglückliche Erziehung, die deine guten Anlagen untergrub, widrige Umstände, böses Beispiel rissen dich in den Abgrund. Eine andere an deiner Stelle, die jetzt vielleicht eine freundlichere Fügung, zum achtbaren gerühmten Weibe machte, hätte auch sinken müssen. Richte dich auf, du hast in dieser Büßung viel Schmach von der Tafel deiner Erinnerung weggetilgt! Richte dich auf, du hast auch viel Gutes gewirkt, und der Wille, der jetzt in deinem Busen lebt, ist fromm und tadellos! Die Reue verdient Lob, aber sie vergifte nicht die heitre Laune, die in so manchem Sturm des Lebens dich über den Wogen erhielt.

Nun, zu sehr ist das Letztre auch nicht zu fürchten. Flore ist eine Pariserin. Schon trocknet sie ihre Thränen.

Drittes Kapitel.
Abreise von Darkulla

Vierundzwanzig Elephanten ließ Isabelle mit Goldstaub beladen. Wozu so viel? rief Flore? Ist des Plunders nicht genug in Darkulla? gab die Sultanin zur Antwort.

Werde ich auch mit den Elephanten durch die Wüste kommen? fragte wieder die Exsultanin. Alonzo rief: Nehmen sie noch vierundzwanzig. Zwölfe mögen Fütterung, zwölfe Wasser tragen. Nun wurden dreihundert Darkullaner, und dreihundert Beduinen, lauter stattliche treubewährte Männer, zur Bedeckung ausgesucht, ohne die Elephantenknechte. Den wackern Imar bestimmte Coutances zum Befehlshaber über die Krieger. „Ich stehe dafür, der Araber wird den Durchzug erzwingen, wo man ihn verweigern will.“

So wurde nun die Reise angetreten, und der Hof geleitete Floren bis an den Ausgang der Felsenkette. Hier schied man ohne Sentimentalität, aber nicht ohne Thränen.

Floren ward sonderbar, wie der Weg sie nun immer weiter führte. Der Himmel ihrer Hoffnungen war geröthet, und auch nicht, sie verließ Darkulla gern, und auch ungern, Wehmuth und Zufriedenheit wechselten, ein fortwährender Streit der Empfindungen. Doch wie sie nach einigen Tagen beim Zurückblicken keine Felskuppe des verlassenen Landes mehr sah, da zog es sie entschiedner vorwärts, und sie war beruhigt, daß sie die schönste Natur des Erdbodens, und die Freunde nicht wieder sehn würde. —

So war Flore denn vom innern Darkulla entfernt. Der Leser suche aber das reizende Land auf keiner Karte, er wird es nicht durch Guidotti, Houghton, Mungo Park, Borheck oder Forster beschrieben finden; es liegt zu versteckt, und ist den Geographen entgangen. Das große Darkulla findet er wohl; so gut wie Louisiana, aber nicht die Gegenden, wo Chateaubriants Atala wandelte.

Es währte jedoch nicht lange, so erwarteten unsere Reisende herbe Unfälle. Die Häupter des Landes außer den Felsen, erhielten Kundschaft von ihr, und den Reichthümern, mit denen sie von dannen zog. Sie meinten: es sei Unrecht, das Köstliche so in die Fremde zu schleppen, kamen mit gewaffneter Hand, und fielen sie am Wege an. Es gab einen hartnäckigen Kampf. Imar führte tapfer und kräftig an, hatte aber das Unglück, tödtlich mit einem Pfeile verwundet zu werden. Flore gerieth außer sich vor Bestürzung, und theilte nun selbst die Rollen des Trauerspiels aus. Brav fochten ihre Streiter, aber nach großem Verlust an Mannschaft, hinderten sie der Feinde Beute doch nur zur Hälfte. Zwölf goldbeladne Elephanten gingen verloren.

Flore beweinte Imar, waffnete sich des eingebüßten Reichthums wegen aber mit Philosophie, und zog weiter.

Sie kam ohne neuen Unfall mit den zwölf übrigen Thieren bis Darfur. Auf der Gränze forderte man Eins als Abgabetribut für den Sultan Abdelrachman. Die Begleitung war geschwächt, die Forderung nicht zu verweigern. In der Residenz lud sie aber der Herrscher zum Mahl, und redete wie ein welker Salomo über die Nichtigkeit der Erdengüter.

Am Ausgang des Reiches Darfur, baten sich die Mauthner abermals einen Elephanten aus. Fahre hin, dachte Flore, kaufe ich doch mit dem Rest noch eine ganze Gasse von Paris.

Doch es sollte noch viel schlimmer gehn. In der großen Wüste konnten die Thiere, bei aller Aufmerksamkeit für sie, und allen reichlichen Vorräthen, nicht ausdauern. Es sank Eines nach dem Andern zu Boden, die Ladung war nicht fortzubringen, mußte da im Sande liegen, und was das ärgste war, so ließ sich auch nicht daran denken, sie ein Andermal mit Kameelen abzuholen. Denn wenn die Elephanten, die entkräftet, nicht eben behende sind, hinsanken, gingen meistens die Kisten, worin der Goldstaub gepackt war, entzwei, der Wirbelwind der Wüste ergriff ihn – dahin flog der Welt Herrlichkeit.

Eine starke Seele erschüttern die tückischen Angriffe des Schicksals wenig, auch der Leichtsinn giebt einen erprobten Balsam gegen seine Wunden. Flore jubelte, daß sie nur zwei lebendige Elephanten mit ihren Schätzen ins fruchtbare Land von Oberegypten brachte. Immer trugen sie noch genug, um in Paris unter den Reichsten zu glänzen.

Die Männer der Bedeckung lagen ihr hier an, entlassen zu werden. Der Rückweg ist lang und gefahrvoll, sprachen sie, wir werden im äußern Darkulla ohnehin uns zum Gebürge durchschlagen müssen. Kaufe dir hier Sklaven, die die Thiere führen, das Land ist bebaut, die Straßen sicher.

Schon seit mehreren Tagen hatte Unzufriedenheit unter ihnen geherrscht, und das wohl, weil bei dem großen Verlust, den Flore erlitten hatte, sie geringe Belohnung ihrer Mühseligkeit erwarteten.

Diese war sehr betroffen, doch indem sie am Ende gar Meuterei zu befürchten hatte, beschloß sie, den Männern zu willfahren, sobald sich nur etwas mehr Sicherheit auf dem Wege entdecken ließe.

Dieser Fall trat bald ein, denn Flore stieß auf einen Trupp französischer Soldaten, bei deren Anblick sie in lauten Ausruf des Entzückens ausbrach. Sie erfuhr, daß man vermuthlich Egypten räumen werde, da ließ sich denn also noch hoffen, unangefochten bis ans mittelländische Meer zu gelangen. Hätte Flore aber länger in Darkulla gezaudert, und wäre nach dem Abmarsch ihrer Landsleute in Egypten angekommen, würde schwerlich auch die Bedeckung von Negern und Beduinen sie gegen die wilden Ausbrüche des Hasses gesichert haben.

Sie kaufte, oder miethete sich vielmehr einige Sklaven, denen sie die beiden Elephanten übergab. Einen französischen Troßknecht nahm sie in Dienst, ihres Reitpferdes zu warten. Nun wurden einige Edelsteine an Moggrebinische Kaufleute veräußert, und ein Paar Kameele mit Lebensmitteln für die Afrikaner beladen, jeder von ihnen empfing ein reichlich Geschenk, und so wurden sie entlassen.

In dem Briefe an Isabellen, den sie auch mitnehmen mußten, sprach Flore nichts von ihren Unfällen, die Freundin nicht zu betrüben, wiewohl die Boten davon keinesweges werden geschwiegen haben, wenn sie glücklich zu dem Orte ihrer Bestimmung gekommen sind. Der letztere Umstand ist aber mit Recht zu bezweifeln, denn man hörte kurz darauf von einem neuausgebrochenen wilden Kriege zwischen vielen Völkerschaften gegen die Mitte dieses Welttheils. Darfur, Habesch, Bergu, und andre Reiche sollten Theil daran haben; da werden diese, ohnehin durch jenes Treffen, und Krankheiten in der Wüste, beträchtlich an der Zahl verminderten Krieger, wohl unter irgend einen wüthenden Schwarm gerathen, und umgekommen sein.

Viertes Kapitel.
Flore trifft den guten wohlthätigen Bei

Die Soldaten, an welche Flore sich nun geschlossen hatte, nahmen den Weg gegen die Ruinen von Theben. Nach einigen Tagen erreichte man die bewundernswürdigsten Denkmäler, welche das ganze Alterthum der Gegenwart nachließ.

Wie staunten die Reisenden! Flore setzte sich zu einem Zeichner, auf ein Säulenstück. Dieser hatte Sonninis Reisen bei sich, und las der Gesellschaft folgendes Fragment daraus vor, welches die schon lebendig erregte Begeisterung noch mehr entflammte:

„Wir langten bald darauf in dem elenden Dorfe Karnack an, dessen Hütten den Glanz der prächtigen Ruinen, die um sie her liegen, nur desto mehr erhöhen würden, wenn etwas mit den Ueberresten von Theben, einer berühmten Stadt aus dem Alterthume, die Homerus besang5, verglichen werden könnte. Eine Meile weiter hinauf liegt Luxor, das auch ein Dorf und auf dem äußersten Südende der Stelle erbaut ist, die diese berühmte Stadt auf dieser Seite des Flusses einnahm. Man hätte mehr Zeit, als ich hatte, und mehr Sicherheit haben müssen, als auf diesem Boden herrschte, der mit Ruinen und Räubern bedeckt war, wenn man die Trümmern, die die Unsterblichkeit den Anfällen der Zeit, und der Wuth der Barbarei entrissen hatte, genau und vollständig hätte untersuchen wollen. Nicht weniger schwer würde es sein, wenn ich die Eindrücke beschreiben wollte, die der Anblick so großer, so majestätischer Gegenstände in mir hervorbrachte. Es ergriff mich nicht eine bloße Bewunderung, sondern es überfiel mich eine Entzückung, die den Gebrauch aller meiner Kräfte aufhob. Lange blieb ich bewegungslos vor unnennbarer Wonne stehen, und fühlte mich mehr als einmal bereit, mich zum Zeichen der Ehrfurcht vor Denkmälern niederzuwerfen, die alle menschliche Erfindung, und alle menschliche Kräfte zu überschreiten scheinen.“

„Obelisken, kolossalische und andere ungeheure Statüen, Zugänge, die durch Sphinxe gebildet werden, und durch die man noch hineingehn kann, obgleich der größte Theil von den Statuen zerbrochen, oder unter dem Sande vergraben ist; gewölbte Gänge von einer ungeheuern Höhe, wovon noch einer von 170 Fuß Höhe und 200 Fuß Breite vorhanden ist: unermeßliche Säulenstellungen, deren Säulen über zwanzig, und einige sogar ein und dreißig Fuß im Umfange haben; Farben, die noch durch ihre Schönheit in Erstaunen setzen; Granit und Marmor, die bei dem Baue in Menge verschwendet sind; ungeheuer große Steine, die von Knäufen getragen werden, und die diesen prächtigen Gebäuden zur Decke dienen; endlich Tausende von umgestürzten Säulen, alles dieses nimmt eine Strecke von einem sehr großen Umfange ein.“

„Wie sehr sinken die so gerühmten Gebäude Griechenlands und Roms vor den Tempeln und Pallästen des egyptischen Thebens herab. Seine stolzen Ruinen sind noch imposanter als ihre prächtigen Zierrathen, und seine ungeheuer großen Trümmern sind noch ehrwürdiger, als ihre vollkommene Erhaltung. Der Ruf der berühmtesten Gebäude verschwindet vor den Wundern der egyptischen Baukunst, und wenn man sie würdig beschreiben wollte, müßte man das Genie der Männer besitzen, die den Plan dazu entworfen und denselben ausgeführt haben, oder man müßte so beredt als Bossuet schildern6.“

„Der Araber, der zu Luxor-Ismain, Abu-Alis Befehlshaber war, und dem ich einen Brief von diesem Fürsten übergab, nahm mich sehr wohl auf, dann setzten wir uns zu Pferde, und ritten unter seiner Bedeckung, bei den Ruinen der alten Residenzstadt der egyptischen Könige herum. Ihre Pracht und ihre Größe übertrifft alles, was man sich vorstellen kann, allein neue Ereignisse jagten mich von den Ruinen weg, deren merkwürdigsten Theil ich untersuchen und zeichnen lassen wollte. Ich habe blos eine Zeichnung aufnehmen lassen können, die eine sonderbare Säulenstellung des Theiles von den Ruinen vorstellt, wovon das Dorf Luxor umgeben ist.“

Der Europäer, und nur der Alterthumskundige vermag den tiefen Eindruck dieser edlen Erhabenheit in sich aufzunehmen, doch ging das sonst nicht ohne listige oder gefährliche Störung an. Nun aber in Gesellschaft bewaffneter Soldaten wurde jede Nachforschung leicht, kein hoher Genuß vernichtet. Und hätte die Expedition der Franzosen, ganz gewiß noch einst folgenschwer, auch nichts bewirkt, als der gebildeten Welt all die herrlichen authentischen Werke über Egypten zu geben, so würde die Nachwelt sie schon mit Preis und Dank nennen.

Zwei bis drei Tage hielt man sich hier auf, bewunderte, maaß, zeichnete, beschrieb. Flore half die Meßkette tragen.

Am letzten Tage irrte sie allein ein wenig umher, bog um eine dicke Mauer, und wurde einige Menschen von dürftigem Ansehn gewahr, die ihr etwas Bekanntes zu haben schienen. Jene erschracken, und wollten sich verbergen, Flore ermuthigte sie, und fragte gutmüthig: ob sie ihnen worunter nützlich werden könne?

Auf den vernommenen Ton ihrer Stimme wandte sich der Eine von den Männern etwas rasch um, und blickte mit starrem Auge auf Floren. Diese ihrerseits prüfte, forschte näher mit ihren Blicken – siehe da! sie hatte den Bei vor sich, den gutmüthigen, der sie einst von Schmach und Tod gerettet, sie mit Geschenken und Freundschaft überhäuft hatte.

Sie freute sich hoch, aber mit Beben erkundigte sie sich; warum er doch, mit seiner wackeren Gattin (denn auch sie saß da, in einen einfachen Schleier gehüllt) und wenigen Knechten, sich an dem abgelegenen Orte befände?

Der Bei, nachdem er sich von seinem Staunen erholt hatte, erzählte ihr in Kurzen, wie er nicht nur durch die Zeitumstände von allem Einfluß, und allen Einkünften ausgeschlossen worden sei, sondern auch noch das herbe Unglück erlebt habe, auf jenem Landhause, seiner Schätze beraubt, ja bis auf die ersten Bedürfnisse an Kleidung, geplündert worden zu sein. Seine eignen Knechte hatten mit diebischen Arabern einen Bund geknüpft, sich nach der That entfernt, und vorher alle Gebäude in Brand gesteckt.

Waren die nicht dabei, welche mich geleiteten? rief Flore.

Ich vermuthe, diese waren die ruchlosen Anstifter, entgegnete der Bei.

„O das ist mir glaubwürdig genug. Auch an mir frevelten die Verräther.“

Sie fuhr nicht weiter fort, sondern dem ersten Gedanken, der ihr Herz füllte, wärmte, fortzog, folgend, sprang sie zu ihren Elephanten. Sie waren schon beladen, denn man wollte aufbrechen. Hierher, Knecht, mit dem Einen! rief sie. Der verwunderte Bei sah sich plötzlich reich, seine Gattin empfing einen Kuß, und Flore war in dem Säulenlabyrinth verschwunden.

Da sie floh, und mit den Truppen fortwanderte, warf eine Stimme in ihrem Innern ihr vor: „Aber so viel! die ganze Hälfte!“ und eine andre fragte: „Konnte ich weniger thun?“

Die erste mußte bald verstummen.

Fünftes Kapitel.
Neues Unglück und Ankunft in Cairo

Sie zogen ohne Abentheuer, und ohne Merkwürdigkeiten zu sehn, mehrere Tage fort; dann mußten sie sich über den Nil setzen lassen. Hier war es, wo die arme Flore eine neue schwere Tücke des Schicksals erfahren sollte. Es ging ihr genau nach der uralten Bemerkung, daß das Unglück nicht Einzeln zu kommen pflegt.

Die Fähre, welche am Ufer vorgefunden wurde, war nicht geräumig, das Commando mußte in zwei Abtheilungen eingeschifft werden. Der Elephant blieb zuletzt, und es machte große Mühe, bis er zu bewegen war, in das Fahrzeug zu steigen. Flore wollte nicht von ihrem Besitzthume entfernt sein, aber sie fürchtete die plumpen Bewegungen des Thieres, deshalb fuhr sie in einem kleinen Boote neben der Fähre her. In der Mitte des Stromes muß unseligerweise ein Nilungeheuer, Hippodamus genannt, an der Fähre in die Höhe springen, wie man wohl, die Ostsee beschiffend, plötzlich erscheinende Seehunde wahrnimmt. Der Elephant entsetzt sich, wird scheu, fängt an hin und her zu springen, dadurch verliert das Fahrzeug das Gleichgewicht, die Ruderer schreien auf, springen in die Fluth, sich durch Schwimmen zu retten, und das Fahrzeug schlägt um. Der Elephant geht sogleich, von seiner Last in die Tiefe gedrückt, unter.

Flore fing laut an zu lachen. So komme ich also wieder nach Cairo, wie ich auszog, rief sie. Aller Reichthum von Darkulla ist dahin, ich kann die ganze Hoheit von Darkulla einen Traum nennen, und anders soll sie auch in meinem Gedächtnisse nicht aufbewahrt werden.

Man kann nicht gefaßter seyn, wie sie es war. Andere hätten daran gedacht, durch Taucher, die Ladung des Elephanten suchen zu lassen, sie dachte aber: wer weiß, wohin der Strom das Thier wirft, wo find ich solche Leute, allein wäre ich mit ihnen nicht sicher, und die Soldaten müssen fort. Fahre hin Reichthum! Finde ich nur in Cairo, was ich noch zu fordern habe, läßt mich das Geschick Paris wieder erreichen, Ring einst wieder sehn, so will ich gern sagen: mir träumte einmal, ich wäre Sultanin von Darkulla.

Wenn das Verhängniß nur Reichthum nimmt, ist es noch milde genug, aber wenn auch die Freiheit verlohren geht, (wie Bajazeth, nachdem ihm Tamerlan alles genommen hatte, noch in den Käficht kriechen mußte,) dann wirds arg, und viel ärger, wenn man ein persischer Prinz ist, eine Hauptschlacht wider den Gegner verloren hat, gefangen wird, und dann die Augen hergeben muß.

Entstände die Frage: welchen Sterblichen nennt die Geschichte, der am bittersten verlor; so wäre man geneigt zu antworten: der liebende Abälard, da er durch die Greuelthat – — – — allein die ächt feinen Gemüther, die das Menschliche ins Göttliche zu versenken wissen, können antworten: Abälards Liebe verlor nicht, sie gewann. —

Die Ungewitter des Schicksals toben aber bisweilen aus. Ist ein ungeheures Weh, nach früheren großen, erlitten, darf der Mensch auf einen entwölkten Horizont hoffen. Flore kam nach Cairo, eilte nach ihrer vorigen Wohnung, und so lange sie auch entfernt war, so lange man nichts von dem gefangenen Ring gehört hatte, so fand sie alle ihre Habseligkeiten richtig wieder. Die bravgesinnten Kameraden ihres Mannes hatten sich der Aufbewahrung und Verwaltung unterzogen. Ja alle Rechnungsbücher, die die an die Truppen geleisteten Lieferungen aufzählten, alle Quitungen lagen an ihrem Ort. Es mangelte nicht an baarer Kasse, und Flore übersah bald, daß Ring über das aus Frankreich mitgenommne Kapital, mehr als Hunderttausend Franken, in gültigen Forderungen, ausstehen habe. Das war die Frucht vortheilhafter Einkäufe, emsigen Fleisses, und des Glückes bei dieser oder jener Unternehmung.

Jetzt waren die Forderungen nicht einzuziehn, doch Anweisungen auf Paris wurden dargeboten. Flore war damit vollkommen zufrieden, um so mehr, als sie hinlänglich mit Reisegeld versehn war.

Wie man die Papiere ausgefertigt hatte, beschenkte sie die redlichen Freunde, und eilte nach Alexandrien. Hier besuchte sie Coraims Eltern, und erzählte dem jungen Türken von Isabellen, Alonzo, Coutances, Perotti, der nicht wenig befremdet wurde, und nun um einen Roman reicher war, wenn er eine Gesellschaft durch Erzählungen vergnügen wollte.

Dann sahe sie sich nach einem Schiffe um, das nach Frankreich segeln wollte. Sie fand deren jetzt nicht, da die Engländer zu mächtig in den egyptischen Gewässern umherschwammen, doch lag ein italienischer Kauffahrer mit Ladung nach Triest im Hafen. Sie beschloß mit diesem ihr Glück zu wagen, und wurde bald einig wegen der Fracht. Es versteht sich, daß sie sich jetzt immer wieder der Mannskleider bediente. Doch wechselte sie den uniformmäßigen Rock, mit bürgerlichem Frack und Ueberrock.

5
  Der deutsche Uebersetzer des Sonnini führt an: „Achilles sagt beim Homerus: Nie werde ich mich vom Agamemnon überreden lassen, ins Lager der Griechen zurückzukehren:
Böt er sogar die Güter Orchomenos oder was ThebenHegt, Aegyptos Stadt, wo reich sind die Häuser an Schätzen.Hundert hat sie der Thor’ und es ziehen zweihundert aus jedemRüstige Männer zum Streit mit Rossen daher und Geschirren.Ilias B. IX. 383. (nach Voß Uebers.)

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6.Eines Abends zog ich mich, den Geist mit den Wunderwerken, die ich gesehen hatte, angefüllt, in eine von den Hütten zu Luxor zurück, und las nochmals mit Enthusiasmus Bossuets Stelle durch, wo er nach Thevenots Erzählung, eine kurze Uebersicht von den Ruinen von Theben giebt. Man kann von Werken, die Ehrfurcht und Bewunderung einflößen, nicht in einer erhabneren Sprache sprechen. Ich glaube meinen Lesern einen Gefallen zu erzeigen, wenn ich diese Stelle hier einrücke, die ihnen ohne Zweifel noch eine vollkommenere Vorstellung von Orten geben wird, die des Pinsels des französischen Redners würdig sind.
  „Die Werke der Egypter waren für die Ewigkeit gemacht. Ihre Bildsäulen waren Colosse, ihre Säulen unermeßlich groß. Egypten hatte seine Absicht auf das Große gerichtet, und wollte die Augen auf sich ziehn, indem es dieselben stets durch die Richtigkeit der Verhältnisse befriedigte. Man hat in dem Saib (man weiß, daß dies der Name der Thebais ist) Tempel und Palläste entdeckt, die beinahe noch vollkommen erhalten wurden, wo diese Säulen, und diese Statüen unzählbar sind. Man bewundert daselbst vorzüglich einen Pallast, dessen Ueberreste blos darum scheinen stehen geblieben zu sein, um den Ruf aller der größesten Werke zu vernichten. Vier Gänge die so weit reichen, als man sehen kann, und an deren beiden Enden Sphinxe stehen, die aus einem eben so seltnen Stoffe gehauen sind, als ihre Größe merkwürdig ist, dienen einer Halle, deren Höhe die Augen in Erstaunen setzt, zu Eingängen. Welche Pracht und welche Größe! Noch haben diejenigen, die uns dieses ungeheure Gebäude beschrieben haben, nicht Zeit gehabt, darin herumzugehn, und sie wissen nicht einmal, ob sie die Hälfte davon gesehen haben, alles aber erregte ihr Erstaunen.“
  „Ein Saal, der ohngefähr in der Mitte dieses prächtigen Gebäudes war, wurde von sechsundzwanzig Säulen getragen, die sechs Klaftern dick, verhältnißmäßig groß, und mit Obelisken untermengt waren, die so viele Jahrhunderte nicht haben niederstürzen können. Selbst die Farben, d. h. dasjenige, was der Macht der Zeit am meisten unterworfen ist, sind noch gut unter den Ruinen dieses bewundernswürdigen Gebäudes erhalten, und haben noch ihre ehemalige Lebhaftigkeit. So gut verstand Egypten allen seinen Werken den Charakter der Unsterblichkeit aufzudrücken.“
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30 haziran 2018
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