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Kitabı oku: «Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band», sayfa 13

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Sechstes Kapitel.
Reiseabentheuer auf der Fahrt nach Europa

Welche Gefühle, da Flore das Boot bestieg, welches sie nach dem auf der Rheede liegenden Schiffe tragen sollte! Welche Gefühle, da die Matrosen dort die Strickstufen hinabließen, und sie daran zum Verdeck hinaufstieg! Welche Gefühle, da bald darauf der Schiffskapitain zufrieden nach dem Wimpel empor schauete, und die Anker lichtende Winde rüstig gedreht ward!

Sanft theilte der Kiel die blauen Fluthen. Das Schiff ging vor einem Südostwinde von mäßiger Kraft, kein peinliches Schwanken, das die Seekrankheit ruft, behagliches Gefühl, nur die sich verkleinernde Küste, das Zeichen der eilenden Fahrt.

Noch am Abend sahe man wenig mehr vom Gestade des alten romantischen Egyptens, am Morgen, da Flore ihr Wandbett fröhlich verließ, und zur Cajüte hinaufstieg, erblickte sie nur Himmel und Wasser, Seemöven, und in der Entfernung einige englische Stationärs.

Der Schiffskapitain hatte Floren versprochen, im Fall die Engländer das Schiff visitirten, sie für seinen Sohn auszugeben, denn freilich konnte sie auf keine Freundlichkeit bei den Britten zählen. Jene Zusage beruhigte sie aber, denn der Mann hatte eine gewisse Biederkeit an sich, die ihr Zutrauen warb. Ihre Menschenkunde betrog sich aber.

Sie hatte ihm ein Märchen aufgebunden, nach welchem sie der Sohn eines alten französischen Offiziers sei, der in Egypten seinen Tod gefunden hatte. Der Seemann glaubte, bedauerte, und verhieß Wohlwollen aller Art.

Allein in einigen Tagen kam ein englisches Kriegsfahrzeug nahe heran, und gab das Zeichen die Seegel niederzulassen. Man mußte gehorchen, und eine Chaluppe brachte mehrere brittische Beamte, welche die Papiere des Kauffahrers untersuchen sollten.

Sie stiegen an Bord, fanden Frachtbriefe und Ladung richtig, und hatten nichts einzuwenden, da das Schiff nach einem neutralen Hafen segelte. Nun kam die Reihe der Passagiere. Die drei, welche außer Floren noch da waren, fanden keine Schwierigkeit, nun fragte der englische Offizier: wer ist der junge Mensch? Pässe vorgezeigt!

Es ist ein Franzos! rief der Schiffskapitän. Florens Knie zitterten. Die Britten ließen ihr God damm und French dog vernehmen, und kündigten ihr an, sie müsse gefangen mit auf das englische Schiff.

Die Arme war bis in den Tod erschrocken, und empört über die Treulosigkeit des Schiffers, da war aber wenig Zeit zu Ausrufungen, Verwünschungen und Klagen, sie mußte hinunter in die englische Chaluppe.

Meinen Koffer, rief sie, laßt mich doch mitnehmen, der Italiener läugnete, daß einer da sei, die Britten wollten sich nicht lange aufhalten, und ruderten davon.

Ein guter Genius der Vorsicht hatte Floren gerathen, ihre Papiere in einem Taschenbuche von Wachstaffent, ins Futter der Weste zu nähen, so hatte sie nun doch alle ihre Anweisungen auf Paris bei sich, und der treulose Wälsche fand in ihrem Koffer, außer einigen egyptischen Seltenheiten, und Kleidungen von geringem Werthe, nur wenig baares Geld.

Die Engländer wiesen ihr im unteren Schiffraum ihren Aufenthalt an, der freilich sehr naß, kalt, und unbehaglich war. Sie konnte nicht einmal fragen, was man mit ihr vorhabe, da sie nicht englisch verstand. Sie war übrigens nicht geplündert worden, auch ihr Geschlecht blieb unentdeckt. Eine Portion Schiffszwieback wurde ihr täglich gereicht, auch wohl Mittags ein wenig Stockfisch oder Sauerkraut.

Vierzehn Tage lang mußte sie dies traurige, ängstliche, ungewisse Leben aushalten, und selten wurde ihr vergönnt, ein wenig frische Luft auf dem Verdecke zu schöpfen.

Dann segelte das Schiff nach Morea, um Wasser einzunehmen. Dort befanden sich damals russische Truppen, und der junge französische Gefangene, den man nicht mehr mit sich herumschleppen wollte, wurde ihnen ausgeliefert.

Waren die Engländer rauh, waren es die Söhne Moscoviens noch weitmehr. Kaum hatte sie den Fuß ans Land gesetzt, als die Kosaken, welche sie ins russische Hauptquartier bringen sollten, ihr Stiefeln, Ueberrock und Hut nahmen. Sie gab noch die geringe Baarschaft von selbst hin, und bat kniend nicht weiter zu gehn, denn sie hatte nun alles zu fürchten.

Knieen, Flehen, Händeringen, das sind inzwischen Dinge, von denen man gar nicht billigerweise erwarten darf, daß sie auf Kosaken Eindruck machen sollten. Sie kommen ihnen im Kriege täglich vor, und es ist nothwendige Regel, daß Gewohnheit für die Eindrücke abstumpfe.

Doch gute Naturen plündern dennoch mit Güte. Sie mißhandeln nicht, und ziehen die Kleidung behutsam herunter, indem die Versicherung gegeben wird, es solle weiter nichts geschehen.

Im Anfang des letzten Krieges, den Oestereich mit der Pforte führte, empfingen die türkischen Soldaten, für den feindlichen Kopf, einen Dukaten, und suchten dann haushälterisch ein Sümmchen einzusammeln. Nahmen sie nun Kaiserliche gefangen, und diese wanden sich um Pardon, sagten die Leutseligen unter den Muselmännern: Fürchte dich nicht! Nur den Kopf!

Doch zu Floren. In dem gültigen Augenblicke, trat eben ein russischer Offizier daher, einen schönen jungen Mann in bürgerlicher Kleidung am Arme. Männer erkennen verkleidete Weibern nicht immer, wenn die weibliche Abweichungen der Gestalt nicht sehr scharf ausgesprochen sind. Aber ein verkleidet Frauenzimmer erkennt das andre auf den ersten Blick.

Darum wandte sich Flore auch nicht an den Offizier, sondern seinen schönen Begleiter, vermuthete aus der feinen Haltung, die französische Sprache würde verstanden werden, und rief: schöne Dame, retten sie mich, ich bin wie sie eine Verkleidete!

Der Offizier wurde roth, die andre Person blaß, doch stellte jener Befehle aus, die Kosaken mußten im Raub Einhalt thun, ja Ueberrock, Hut und Stiefeln zurückgeben, wofür er ihnen einige Rubel hinwarf.

Er erkundigte sich weiter. Flore fertigte einen kurzen wahren Abriß ihres Lebens, wo aber manches ausblieb, z. B. das Palais Royal, und das Königreich Darkulla; wie sie aber von ihren Begebenheiten bei der polnischen Legion sprach, erwiederte der Offizier: O davon sollst du mir noch mehr erzählen, ich bin auch ein Pole.

Flore wurde aus den Händen der Kosaken befreit. Ich verantworte alles, sprach der Offizier und nahm sie mit nach seiner Wohnung, in einem nicht weit von dem Ankerplatz, wo die Engländer lagen, entfernten Flecken.

Dort mußte nun Flore noch viel über den Krieg in Italien nachholen, und ihre Reise mit dem Herrn von Jalonski, ein Hauptmoment aus jener Zeit, kam auch zur Sprache.

Bei dem Namen Jalonski fuhren jene auf. Das ist mein Jugendfreund, rief der Offizier, mit etwas blassem Gesichte. Die andere Person erröthete, wie der Vollmond, wenn er dem Meere entsteigt.

Alles was Flore von dem Herrn von Jalonski wußte, mußte sie jetzt berichten; man nahm nicht nur den lebendigsten Antheil daran, sondern begegnete ihr nun mit lebhafter Auszeichnung, woran auch der bei ihrer Erzählung offenbarte Verstand Ursache war.

Sie bekam ein kleines besonderes Zimmer, und die Versprechung, man werde gewiß Sorge tragen, daß sie ungehindert und sicher nach Venedig oder Triest gelangte.

Schon da alles schlief, kam die andere Person noch auf Florens Zimmer, gestand, sie sei eine Verkleidete, und – Jalonski’s erste Geliebte.

Wer denkt man, daß es war? Maria Gurowska! Joseph, der russische Offizier! Nach jenem Aufstand in Warschau hatte er russische Dienste genommen, und Marie geheirathet. Jetzt stand er schon eine gute Zeit in Morea, empfand Langeweile, und schrieb nach Taurien, wo sich seine Gattin befand, sie mögte zu ihm kommen. Sie wählte Mannskleider.

Joseph und Maria Gurowska sind denjenigen bekannt, welche die Begebenheiten des Herrn von Jalonski lasen; wer die Lesereise durch gegenwärtiges Büchlein macht, und dem jene Begebenheiten fremd sind, wird auch mit den beiden Personen vertraut werden, wenn er sich jenes Buch aus irgend einer Leihbibliothek holen läßt.

Hier wird demnach auch ein Kritiker ausgesöhnt, welcher dem Verfasser einst den Vorwurf machte: er habe nicht berichtet, was aus Joseph und Maria Gurowska weiter geworden sei.

Siebentes Kapitel.
Fortsetzung

Maria konnte immer nicht genug von dem guten Ignaz hören, und manche Thräne der Rührung perlte auf ihre holden Wangen nieder, wenn seine Unfälle berührt wurden.

Die Erzählung mußte nothwendig Sympathie unter den beiden Weibern erzeugen. Denn man kann verheirathet sein, und den andern Theil achten und lieben; eine Erzählung, die die Saiten der ersten Liebe berührt, ruft doch Melodien der Erinnerung, die den orpheischen Mund segnen lassen. So kettete sich Maria an Floren, und diese gehörte ihr, durch die Freude an ein solch Gefühl, und den Dank.

Sie wurden Freundinnen von neuer Zeitrechnung, aber innig.

Flore mußte acht Tage hier bleiben, und diese Zeit, ihr ohnehin angenehm gemacht, diente ihr dazu, sich von den Mühseeligkeiten auf dem englischen Schiffe zu erholen.

Dann fuhr eine Postjacht nach Corfu. Flore bekam gute russische Pässe und Empfehlungen, auch Josephs Diener mit, der unterwegs für ihre Bequemlichkeit sorgen, und ihr eine Gelegenheit nach Venedig oder Triest verschaffen sollte, die man in Corfu bald zu finden hoffte.

Man schied gerührt. Sehen sie einst Jalonski, rief Joseph, so sagen sie ihm: wenn schon unsere politischen Grundsätze sich trennten, mein Herz gehört immer noch dem Jugendfreunde! Maria wandte den Blick weg, sie konnte nichts sagen.

Das kleine Schiff, von Ragusanern geführt, ging immer längs der Küste, und lag nach einigen Tagen im Hafen von Corfu. Man fand noch an demselben Tage eine Brigg, die nach Triest steuern wollte. Flore miethete ihren Platz darauf, beschenkte den Diener Josephs und ließ Tausend Dank nach Morea entbieten.

Es gelang ihr, ein französisches Papier, mit einigem Verluste, bei dem Wechsler, dem sie durch Joseph empfohlen war, umzusetzen, folglich drückte sie keine Verlegenheit mehr.

Von jetzt an schien das Glück versöhnt, der Schiffskapitän, mit dem sie reiste, war ein redlicher Mann, die Passagiere gute freundliche Menschen; bis auf einen kleinen unerheblichen Sturm erzeigten sich Wind und Wetter vollkommen günstig, und bald lag die Brigg im Hafen von Triest vor Anker.

Flore begegnete jenem treulosen Schiffskapitän, der große Augen machte, sie in Triest zu sehn. Sie reichte eine Klage wider ihn ein, er stritt aber, und sie hätte vielleicht manche Woche harren müssen, um einem vortheilhaften Richterspruch entgegenzusehn, das schien ihr der Mühe nicht werth, und sie eilte weiter zu kommen.

Josephs Empfehlungen an den russischen Consul, waren auch in Triest sehr wirksam, man hatte die Güte ihr einen Paß zu geben, der sie einen Schweitzer nannte; so hinderte sie der Krieg zwischen Frankreich und Oesterreich nicht an ihrer weiteren Reise.

Sie ging erst nach Venedig, dann mit einem Vetturin nach Mailand. Eine Postkutsche brachte sie nach Turin, und hierauf wurden Maulthiere gemiethet, um über den großen St. Bernard zu gehn. Sie kehrte bei den gastlichen Vätern auf der Höhe ein, und ließ sich dann auf einem geflochtenen Palankin niederwärts tragen, denn das Ramassiren, oder auf kleinen Schlitten über den Schnee, bei den jähesten Abgründen vorbei, gleiten, (was manchen Engländern so viel Vergnügen macht, daß sie die Fahrt öfter wiederholen,) wagte sie nicht.

Die kalte Alpenluft war freilich sehr unbehaglich für Jemand, der aus der Mitte von Afrika anlangt, doch trug sie nur einen kleinen Schnupfen davon, der nichts zu bedeuten hatte, weil er bald verging. Denn freilich, vergeht ein Schnupfen nicht bald, kann er viel zu bedeuten haben. Tissot begegnete einem Edelmann, und fragte: wie befinden sie sich? Jener antwortete: Wohl, bis auf einen Schnupfen. O, rief Tissot, am Schnupfen sterben mehr, wie an der Pest. Er hatte Recht, da der Schnupfen, vernachlässigt, leicht die Wurzel gefährlicher Brustkrankheiten legt.

In Genf ruhete unsere Reisende nicht nur von den neuen Ungemächlichkeiten auf dem Meere und den Gebürgen aus, sondern sie legte hier auch feierlich das männliche Kleid ab, um es nie wieder anzuziehn.

Man wunderte sich nicht wenig im Gasthofe, bei der Verwandlung, und als Flore eine Kammerjungfer miethete, mit der es ans Nähen, und Cöffürenaufstecken ging.

Achtes Kapitel.
Endliche Ankunft zu Paris

Da alles mit dem Costüme in Ordnung war, miethete Flore zwei Plätze auf der Diligence, und stieg mit ihrer Kammerjungfer, einer munteren Savoyarde, ein. In Lyon versah sie sich noch mit allerlei Putzwerk, um stattlich in die Vaterstadt einzuziehn, alles aber an ihr mußte den Stempel einer graziösen Ehrbarkeit tragen.

Außer daß die Gastwirthe unterwegs ziemlich dreist auf ihre Börse spekulirten, begegnete ihr nichts Erzählungswerthes auf dem Wege. Die Landstraßen sind gut, die Postillone fahren trefflich, der Ton ist in Frankreich voll Anstand gegen das andere Geschlecht, da können also die Frauen mit Bequemlichkeit und Dezenz reisen, wenn auch keine männliche Begleitung um sie ist, ein Schritt, bei dem es in Deutschland dagegen, Bedenklichkeiten genug giebt.

So rasch aber der Wagen fortgezogen wurde, je näher an Paris, je größer Florens Ungeduld. Feierlicher, heiliger wird die Heimath, wenn man aus einer weiten Entfernung zurückkehrt. „Werde ich von Ring hören? Ihn vielleicht gar finden? Werden meine Verwandten noch leben?“ Alle diese Fragen richtete sie ängstlich an das Geschick. —

Endlich erreichte man die letzte Post, auf der die Pferde unleidlich zu zögern schienen, ob sie der Postillon schon sehr eilig vorlegte. Endlich rollte die schwere Kutsche, mit Passagieren überfüllt, auch von dort weg. Flore setzte sich hinaus, auf das sogenannte Cabriolet, welches der Platz vor der Kutsche ist, um die freiere Aussicht nach der Stadt hin zu genießen, und sie eher wie von Innen zu sehn.

Oft täuschten sie Pappelbäume im Hintergrunde, die sie für die Thürme von Notredame, und wieder dicke Linden, die sie für die Dome von dem Pantheon, den Invaliden, oder Val de grace ansah. Endlich aber machte die Täuschung der Wahrheit Platz, die Zinnen lagen wirklich vor ihr, und von einem Hügel herab, war der ganze Prospekt, auf die breite, mit zahllosen, von Rauch und Dampf umhüllten, Häusermassen bedeckte Fläche. „Träumst du, Sultanin von Darkulla? Nein, da breitet Paris sich vor dir aus!“

Da sie nun in der Stadt angekommen war, und die Diligence vor ihrer Ausspannung anhielt, nahm Flore einen Miethswagen, und ließ sich in ein Hotel bringen. Bei Dame Beatrice, ihrer Tante, im Palais Royal vorfahren, das ging nicht mehr an. Auch über die Träume von Hoheit weggesehn, gehörte Flore zu der Zahl ehrsamer guter Frauen, und das Gesicht ward ihr immer heiß, wenn sie an die tiefe Vergangenheit dachte.

Sie hätte allenfalls den Abend erwarten, dann ins Palais Royal gehen, und zur Tante unbemerkt hinaufschleichen können. Aber auch das wollte sie nicht, aus Furcht, alte, nicht rühmliche Bekanntschaften, dort zu finden. Ihr Kammermädchen sollte übrigens auch ganz und gar nichts von einer gewissen Vorzeit erfahren.

Es wurde ein Lohnlakai zu Dame Beatrice geschickt mit der Ladung, sogleich ins Hotel N. N. auf das und das Zimmer zu kommen. Wer den Lohnlakaien schickte, das wußte er selbst nicht, die Bestellung war ihm unten im Hause gemacht worden, und die Tante sollte auch überrascht sein.

Das gab aber Anlaß zu einer sehr komischen Verwechslung. Dame Beatrice, nach einem Hotel berufen, was konnte sie meinen, das man von ihr wollte? Nicht doppelte Gänge zu haben, nahm sie gleich einige – Stickerinnen mit, die auch wohlgemuthet ins Zimmer traten. Darüber gerieth Flore in peinliche Verlegenheit, und es minderte die Freude des Wiedersehens. Zum Glücke aber kannten jene Novizen sie nicht, und wurden auf Florens Wink bald von der Alten beurlaubt.

Diese war außer sich vor Freude, verschwenderisch an Fragen, die keine Antwort erwarteten, und an Erzählungen, die nicht zu Ende kamen. Flore konnte keine Ruhe in ihr Gemüth bringen, und ehe man sichs versah, war Jene zur Thür hinausgesprungen und verschwunden.

Flore saß eine Weile allein auf dem Zimmer, und weinte, daß die Alte ihr nichts von Ring hatte sagen können.

Nach einer halben Stunde war Dame Beatrice wieder da, den Maître décrotteur, und den Virtuosen Martin an der Hand, welche das Vergnügen des Tages theilen, und die Heimgekehrte bewillkommen sollten.

Der Leser kennt diese beiden Ehrenmänner auch nur, wenn er die Geschichte des Herrn von Jalonski seiner Durchsicht würdig gehalten hat. Der eine, Florens Oheim, hatte eine Boutique am Pont neuf, wo für die Reinlichkeit der Schuh und Stiefeln Vorübergehender Sorge getragen wurde, der andere, sein Herzensfreund, ging Abends in den Gassen der Vorstädte umher, einen Ohrenschmaus auf einem Instrumente anzutragen, das auch das erklärteste musikalische Nichttalent in einer Stunde meisterhaft spielen lernen kann weil es nur eine drehende Bewegung fordert.

Ohne Umstände, nach Weise guter kleiner Bürger, fielen sie Floren um den Hals, und die vormalige Sultanin in Afrika, konnte sich nicht einmal der freudigen Ausbrüche erwehren.

Beklommen freundlich fragte sie: Was befehlen die Herren zu trinken? Blanc côte d’or? Hermitage? Vin vieux du Rhin? de Tokai?

Eh, eh! erwiederte der Decrotteur, zu theuer, viel zu theuer! Ein Glas Chablis oder Beaune. Oder eine Flasche Bierre de mars, sagte der Freund.

Flore schämte sich, und ließ Blanc côte d’or bringen, wobei sich die Gäste bedeutend ansahen, und den Wein kennerisch zum Munde führten.

Der Decrotteur begehrte etwas Brot, und eine rohe Zwiebel, sein Freund ein wenig Käse, Dame Beatrice äußerte Appetit auf ein Stück boeuf à la mode. Flore ließ ein Poulet normand au cresson, eine Capitolade aux truffes, einige Bécasses, compots de touts espèces, eine Menge von Cremen und Confituren auftragen. Jene kauten sehr hoch, und der vertrauliche Ton verminderte sich mit jeder neuen Delikatesse, womit Flore auch gar nicht unzufrieden war.

Bald gingen die beiden Männer, auch mit einem etwas steifen Komplimente, davon, denn ihre Geschäfte riefen.

Nun sprach Flore zur Tante: Ich kann es nicht mehr ansehen, Dame Beatrice, daß sie ihr Handwerk fortsetzen.

Jene erwiederte: Himmel! Es nährte mich doch so lange redlich, nichts anders habe ich gelernt.

Flore fuhr fort: Ich bin im Stande, für ihren Unterhalt zu sorgen. Es gelang mir, in Egypten etwas zu erwerben, und ich bringe Anweisungen mit, an deren Gültigkeit gar kein Zweifel besteht, da, wie ich schon unterwegs erfuhr, durch die Solidität der jetzigen Regierung der Staatskredit immer mehr befestigt wird. Ich kann auch meine Papiere bei jedem Wechsler loswerden. Und mit dem Landgütchen, was Ring und ich einst mit Papiergelde kauften, muß es gegenwärtig auch wohl stehn.

O ja, rief Dame Beatrice, es liegt Pacht für dich in Bereitschaft. Wolltest du es verkaufen, es würde ansehnlicher Vortheil davon —

Nein, nein, unterbrach sie Flore, wir ziehen zusammen nach Toury. Paris ist kein Ort für sie. Aufs geschwindeste geben sie alles auf, versteigern ihre Mobilien, und folgen mir.

Ei nun wenns so gemeint ist, sagte die Tante mit weinerlichem Ton, wenn du mich todt füttern willst, so geb ich die Geschäfte mit Vergnügen auf, die Zeiten werden so immer schlechter, es giebt Unserer zu viel, und die Welt ist bös, man wird auf allen Enden betrogen.

Flore trieb die Sache eilig und mit Nachdruck. Denn Paris, so heiß sie sich danach gesehnt hatte, war ihr jetzt zuwider. Da sie seine Freuden durchaus nicht ungestört genießen konnte. Sie besuchte die Oper, das Boulevard, den Garten des Palais Luxemburg, in Gesellschaft der Wirthin, doch überall fand sich bald ein ältlicher Elegant, der, sie lorgnettirend, entweder ein bedeutendes Aha! ausrief, es gingen ein Paar Militairs hinter ihr, und riefen ohne Umstände: Voilà Flore! oder sie mußte wohl gar derbe Scherze vernehmen. Das machte, daß sie gar nicht mehr ausging.

Sie verwandelte ihre Papiere in Geld, und that dies auf sichren Zins. Dame Beatrice mußte aufpacken, Herr Jolin, der die Tante späterhin heirathete, setzte sich mit in den Wagen, und so gings auf Toury bei Orleans zu, dessen Pächter, wie ein ehrlicher Mann gewaltet hatte.

Sie fand baare Summen vor, die Grundstücke waren verbessert, es mangelte nicht an Vieh, nicht an Geräth, und Toury verhieß seiner Besitzerin ein anständiges Auskommen.

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30 haziran 2018
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