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Kitabı oku: «Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band», sayfa 16

Yazı tipi:

Sechste Szene

Gräfin. Dupré

Gräfin. (allein.) Ja, sie ist hinaus. … Ich bin ganz allein. (vor sich) Was will doch Dupré? (gegen die Wand.) Es ist Dupré, der mir was zu sagen hat.

Dupré. (heimlich zur Gräfin, die sich von der Wand entfernt) Da hatt’ ich einen artigen Schrecken. Die Frau Nichte dachte sie zu überfallen.

Gräfin. Wie?

Dupré. Unter dem Vorwand, hier einen Mantel zu holen. … Hören sie! Er ruft sich den Katarrh. Antworten sie!

Gräfin. (laut gegen die Wand) Einen Augenblick Geduld! Ich höre nur Dupré an. Gleich! (zu Dupré) Nun?

Dupré. Jähling kam sie, bleich, verstört, ich hielt sie an, sie wollte hinein, wußte nicht was sie that, die Frau Marquise erschien, nahm sie unter den Arm, und verschwand mit ihr.

Gräfin. Die Marquise bringt freudige Ruhe über sie. Still, was fällt mir ein, der Chevalier mag eine Erzählung hören. (zur Wand) Helfen sie mir!

Dupré. Mit Vergnügen!

Gräfin. Chevalier … ich bebe …

Dupré. Gewiß, Herr Chevalier, wie ein Rohrhalm im Orkan!

Gräfin. Erschrecken sie aber nicht!

Dupré. O, er ist schon außer sich.

Gräfin. Die Tante wollte uns überfallen. Ohne Dupré —

Dupré. Ja, ich erwies ihnen einen großen Dienst. … O sie sind sehr gütig!

Gräfin. Wie würde sie mich apostrophirt haben! … Dupré hat sie überzeugt, ich schlief lange.

Dupré. Und sie glaubte mit einer edlen Einfalt! … O, man hintergeht sie leicht, glauben sie mir … (zur Gräfin) Wie er lacht!

Gräfin. (an der Wand) Ha ha ha ha!

Dupré. (lacht laut auf an der Wand) Ha ha ha ha! Wenn sie ahnte, welch ein Streich ihr gespielt ward.

Gräfin. Ha ha ha ha! … Gewiß! … Sie haben Recht … Einen Alltagskopf foppen, lohnt nicht; … aber eine so listige verschmitzte superfeine Frau … Ha ha ha ha! (zu Dupré) Hörst du sein Gelächter?

Dupré. Ha ha ha ha! Darüber weicht aller Schlummer vor mir. (gegen die Wand) Ja ja, die Thüren sind alle zu. Es ist nichts weiter von ihr zu fürchten.

Gräfin. (gegen die Wand) Nein ich versichre es, sorgen sie nicht. – Fort Dupré, die Rolle wurde gut gegeben.

Dupré. O Madame, lange nicht so vollkommen wie die ihrige. (geht ab)

Siebente Szene

Gräfin allein

Ja! … Er ist fort. … Ein unglücklicher Abend. Immer Störung! … He? Ich verstand nicht. … Ein wenig lauter! … Ihr Billet von heute? … Ich fand es – artig, recht artig. … Unglücklich? … ob ich errathe, warum sie unglücklich sind? (vor sich) Das ist so leicht eben nicht. (gegen die Wand) O Chevalier! … (vor sich) Weil ich ihm abschlug, abschlug? Was denn? (gegen die Wand) Ob ich Grausame heute Erbarmen zeigen will? … (vor sich) Er würde keinen Gott beneiden? Ich muß wohl fortfahren, zu versagen. (gegen die Wand) Aber wie dürfen sie hoffen … Berühren sie diese Saite nicht mehr, Blancé! Ich bitte! … (vor sich) Ah ein Crochet von meinen, nein, von ihren Haaren. Und ich fiel nicht gleich darauf? Es lag ja am Tage. Ha ha ha! (gegen die Wand) Was? … Ich lache, daß sie einen so großen Werth daran binden. … Nun, wir werden sehn. … Nein, ich sage nichts zu. … Ueberrasche lieber. … Wie? … (vor sich) Jetzt will er meinen Anzug wissen. (gegen die Wand) Ein Musselinkleid von weisser Farbe. … Ein weisser Hut. … Der Gürtel hellblau. (vor sich) Drollige Neugier! (gegen die Wand) Die Schuh? … Nun blau und schwarz. (vor sich) Er will doch alles erfahren. (gegen die Wand) Und dies ihr Kleid? … Auch blau? (vor sich) Da haben wir die Sympathie! (gegen die Wand) O ja, ich bin frohgelaunt. … (vor sich) O das ist drollig, ich komme ihm heute pikanter vor wie gewöhnlich. Kann sein! (gegen die Wand) Vorwürfe? … Sie sind reitzbar … Ich versichere, daß sie mich nicht ganz kennen. … So bin ich nicht vollkommen von Coquetterie frei. … Nein! … Nein! … Sie ist aber weniger Zug des Gemüthes, wie Eigensinn. … Bei ihnen, mein Herr, im Gegentheil, ist sie lauter Gemüth! … Sie streiten? … Der Roman mit der Tante? … Ihre Empfindung für sie? … (vor sich) Welch ein platter Wahn! … (gegen die Wand) Ich glaube nicht daran. Nein! Eher mögt ich annehmen, daß sie den Vicomte liebt. … Sie nur, Sie? (vor sich) Ist da nicht eine Eigensucht! (gegen die Wand) Aber sie lieben meine Tante, liebten sie wenigstens? … Nicht? (vor sich) Schmeichelhaft! (gegen die Wand) Aber denken sie nur an den Sommer in Bercy. Wo sie die Nächte hindurch vor ihrer Terrasse weilten, die tönende Guitarre in der Hand. Jenen Abend, wo sie eine so poetische Erklärung begannen, die sie mit lauten Epigrammen unterbrach? … Wer mir das sagte? sie allein. … O das ist nicht wahr. Ich glaube der Tante mehr. … Warum? Weil sie mir theuer ist. … (vor sich) Ah, Sophie gedachte meiner immer vortheilhaft. Braves Mädchen! (gegen die Wand) Aber sie lieben doch unstreitig den Ton ihrer Stimme? … Warum? der Aehnlichkeit halber? … Sie meinen, das wolle nicht viel sagen, könne sie nimmer täuschen? (vor sich) Wir haben die Probe. (gegen die Wand) Sie finden also ganz und gar die bezaubernde Liebenswürdigkeit nicht, die der Vicomte ihr andichtet? (vor sich) Schmeichelhaft! (horcht gegen die Wand) Nun zeichnet er mein Porträt! … Himmel! nach allem was er mir sagte, beschwur! … O Männer, Männer! So sind sie aber alle. Das ist bestrafter Vorwitz. (gegen die Wand zornig) Was? Unbeständig, voll Leichtsinn, ohne Tiefe der Empfindung? Und dennoch wähnen sie von ihr zum Sterben geliebt zu sein? So flach zeichnen sie ihr Gemüth, und behaupten eine Kraft der Leidenschaft – ei, so widersprechen sie sich doch nicht! … Wie? Wer ist bei ihnen? Dupré? Was will er? Immerhin Heimlichkeiten, ich erfahre sie dennoch. … Reden sie zu mir Dupré! … Nicht beide auf Einmal! Er will sie erinnern, daß die Stunde zu Ende ging? Gut, die Unterredung soll gleich abgebrochen sein. Nur weg! … O wie sie den Armen anließen? Gleich Aufwallung. … Ich verlasse sie nun, habe noch Briefe zu schreiben. … Nein nein, sie sind heute unerträglich. … Wie, ich wäre gestern weit liebenswürdiger gewesen? Ich wette nein! … Sanftmüthiger? Wäre möglich! … Den Maskenball am Sonntage hätte ich ihnen aufgeopfert? Sie flehten, und dennoch waren sie gegen ihr heiliges Versprechen dort. … Nur einen Augenblick? Das heißt, zwei oder drei Stunden. … Sie gaben einer grauen Nonne den Arm. Und küßten ihre Hand oft, ohne Handschuh, ohne Tapeten. (vor sich) Ah das verwirrt ihn. (gegen die Wand) Mit eignen Augen sah ich es ja, denn ich hielt mein Versprechen nach ihrem Muster. Ich folgte tief verlarvt, sie zu enthüllen. Sie sind durchschaut. … (vor sich) Doch ein Triumph! Ich quäle ihn unerhört. (gegen die Wand) Nicht wahr, sie kannten mich noch nicht? … Sie meinen, in sechs Monaten erforsche sich das weibliche Herz? O wie unerfahren! … Nun nun, lachen wir darüber, klüger wie Harm. … Gegenseitige Duldung! … Sie finden das nicht romantisch? … Aber doch weise! … Nachsicht von beiden Theilen! … (vor sich) Ah, nun fällt er in den tragischen Ton! (gegen die Wand) Wenn dies System ihnen nicht gefällt, so – so – Hören sie: die Leidenschaft meiner Tante ist doch ein unübersteiglich Hinderniß. Sie ist meine Wohlthäterin. Darf ich ihre Ruhe untergraben? … (vor sich) Welche Bewegung! (gegen die Wand) Das Glück will einmal unsrer Liebe nicht winken. Also standhafte Philosophie. Sprache der Lebensklugheit. Ich besitze kein Vermögen, sie eben nicht viel. … Hören sie mich doch ruhig an! Sie erklärte mir diesen Abend, ich müsse dem Baron meine Hand geben, oder lebenslang auf ihr Wohlwollen verzichten. Ich sagte aber nichts zu – aber – aber. … (vor sich) Nein diese Wuth! (gegen die Wand) Ob ich den Baron liebe? Nein, doch Achtung, viele Achtung – … Sie drohen? O deshalb wanke ich nicht. … Eine runde nette Erklärung? Wohlan: Ich fühle mich zu ihnen hingezogen, aber Chevalier, ihr Ungestüm, ihr herrischer eifersüchtiger Sinn – ich legte alles auf die Waage – ein Tag wandelt vieles um – Mein Herr, ich kann ihnen meine Pflichten nicht opfern, ihre Drohungen, ihr wilder Eifer, mahnen mich nur lauter an Trennung. Sie wissen Alles! … (vor sich) Nun ist er starr und stumm! – Bei alledem ein liebenswürdiger zorniger Unmuth! Eine edle Verzweiflung! (gegen die Wand) Leben sie wohl! … auf ewig – ewig! (entfernt sich von der Wand, springt aber wieder zurück) Wie, das Klirren eines Degens? Chevalier! (lauter) Chevalier! Chevalier! Sie werden doch nicht! Gott ich mögte zu Boden sinken!

Achte Szene

Dupré. Gräfin

Dupré. Welch Geschrei! Giebts hier Unheil?

Gräfin. Ah – kaum athme ich noch! (gegen die Wand) Es ist Dupré. … Welch Entsetzen! … Ruhe, Ruhe, ich beschwöre sie darum! (zu Dupré) Das drang tief ein —

Dupré. Wie – durch die Wand? Hören sie. …

Gräfin. Was sagt er da?

Dupré. Er fürchtet, sie werden in Ohnmacht sinken.

Gräfin. Ah! Das weckt mir einen ähnlichen Gedanken. Er entsetzte mich, ich entsetze ihn wieder. Mache ihm bange, recht bange. Sprich!

Dupré. (gegen die Wand) Mein Herr, mein Herr – Madame taumelt – das geht übel – übel – (zur Gräfin) Ach! – hören sie die Angst!

Gräfin. (entfernt ihren Stuhl von der Wand) Sage ihm, ich sei ohne Besinnung.

Dupré. Ach mein Herr! Madame ist bleich, wie eine Lilie. – Die Augen sind starr – der Anblick durchbohrte ihr Herz.

Gräfin. Trefflich! Nur weiter! Ich glaube er weint.

Dupré. Er weint, schluchzt, rauft das Haar. Hören sie es denn nicht? (gegen die Wand) Das nenne ich Krämpfe, Convulsionen! Ich brachte sie auf den Divan, und empfing furchtbare Stöße ihrer Hand. – Die Wangen sind hellgrün und dunkelgelb, die Lippen Indigoblau. … Ja ja, ich habe Eau de cologne hier —

Gräfin. Sag ihm, daß die Krämpfe zunehmen.

Dupré. O – o – o! (schlägt an die Wand) Hören sie es wohl, Herr Chevalier, sie macht den Lärmen – mit Hand, Fuß, und Stirn, ich halte sie nicht allein. – Mein Gott welcher Zustand. … Ja den Kopf halt ich zwischen den Händen, sie stieß sich nur einmal wider die Stirn, es bedeutet wenig. (zur Gräfin) Aber nun Madame, enden sie!

Gräfin. So laß mich zu mir kommen, aber nach und nach. (sie rückt den Stuhl wieder zur Wand hin.)

Dupré. Ah dem Himmel sei Dank, da fand ich doch ein wirksam Mittel. Ich wollte ihr ein wenig Wasser ins Gesicht sprengen, sie schlug mit dem Arm an die Carafine, und so strömte die ganze Flut über sie. – Aber es thut Effekt. – Sie träuft wie eine Nymphe im Bade. – Wäre nur das Wasser nicht so eiskalt. Doch mit einem Schnupfen kömmt sie davon. – Ja es hilft wunderbar. – Sie öffnet die Augen … (die Gräfin und Dupré klopfen wider die Wand) das ist sie immer noch. … Die Krisis des Uebels. Sie stampft – windet sich – die Nerven sind fürchterlich angegriffen. … Ah – nun kömmt Ruhe über sie – Erholung – die Mißfarbe schwindet – das Kolorit ist wieder da. … Die Lippen noch ein klein wenig blau, sonst alles wieder in voller Ordnung.

Gräfin. Sage, ich nenne seinen Namen.

Dupré. Mein Herr, sie stammelt etwas, kaum hörbar zwischen den Lippen. Ah – Blan – Blan – ihren Namen, mein Herr! … O glauben sie, daß ich wie ein Kind weine – (weint) Ihre Augen sind noch immer so stier – da quellen, glänzen, brechen Thränen hervor. … Antworten sie ihm doch.

Gräfin. (gegen die Wand mit weinendem Ausdruck.) Ich wollte sie bergen – meine Fühlbarkeit – vielmehr meine Schwäche —

Dupré. Wie zärtlich er nun ist.

Gräfin. Geh, ich mögte nur lachen!

Dupré. (ab.)

Neunte Szene

Gräfin

(allein) Oder weinen! (gegen die Wand) Hören sie mich? … Die Verstellung gelingt mir nicht. … Ich wollte sie strafen. Erinnern sie sich, was sie mir sagten. … Ja ja, wenn die Tante will. … Sie muß zugezogen werden. … Vereinen wir unser Flehn, wir werden sie rühren. … Gewiß. … Sie verkennen die Großmuth der Tante. … Nun, hören sie einen Vorschlag an, der sie ein wenig befremden wird. Ich berge ihnen noch eine wichtige Entdeckung, muß ihnen ein Papier vorzeigen – genug, niemanden anders kann ich mich vertrauen, bin also bereit, sie hier zu empfangen. … Ja, ohne Tapetenwand, in dieser Stunde. … (vor sich) Bei allem Sturm der Liebe, zaudert er hier doch. Viel Zartsinn. Viel innige Achtung für Sophiens Ruf. Ja, er verdient Gegenliebe! … (gegen die Wand) Gehörte ihnen Sophiens Herz noch nicht, diese Gesinnungen würden es ihnen unterwerfen. Kommen sie ohne Furcht, ich muß sie sehn. … (vor sich) Er sinkt aufs Knie. – wie er zu bewegen versteht. (gegen die Wand) Vielleicht wird ihnen hier Verzeihung – oder sie fühlen sich desto schuldiger. Stehn sie doch auf! Ich rufe Dupré, daß er sie abholet. – Dupré!

Zehnte Szene

Gräfin. Dupré

Gräfin. Bald löst sich der Knoten. Holen sie den Chevalier!

Dupré. Hieher?

Gräfin. Ja. Geschwind!

Dupré. In dieser Stunde? – Madame, Madame! Zu viel Frohsinn!

Gräfin. Er glaube immer noch, Sophie erwarte ihn. Was ist die Uhr?

Dupré. Zwanzig Minuten auf Zwei!

Gräfin. In einer guten Stunde wird die Marquise mit Sophien gerufen.

Dupré. Das heißt, wenn Madame eine Stunde mit dem Chevalier schwatzten.

Gräfin. Ja!

Dupré. Eine gute Stunde! – Aber wenn er sie sieht, wirds mit dem Schmälen zu Ende sein.

Gräfin. Fort, fort!

Dupré. Eine gute Stunde ist zu viel —

Gräfin. Aber Dupré —

Dupré. Madame – ich kenne das – Sie sind in Wallung – haben wieder zu viel Frohsinn – Madame! auf ihrer Hut! (ab.)

Elfte Szene

Gräfin (allein)

Auf ihrer Hut! So übel nicht! Daß mich der Chevalier empfindlich traf, darf ich es mir verhehlen? – Hm – was könnte interessanter sein, als wenn er, bei all der endlosen Leidenschaft für Sophien, in der Stunde, wo ich ihre Hand in die seinige legen werde – wenn er noch da – da – da gestraft, ich gerächt würde. – Sie wäre möglich diese Rache, bei ihm – o bei allen Männern. Darf man auf Einen bauen? – Ich Glückliche, daß ich die wiedererlangte Freiheit bewahrte! Ich Glückliche, daß er nicht so mich liebte, wie Sophien! – Ah – Da wird er sein. – Thörigt genug, aber ich bin voll peinlicher Unruhe. (setzt sich) Wie wird er staunen! —

Zwölfte Szene

Gräfin. Der Chevalier

Chevalier. (im Hintergrunde) Wie bin ich erschöpft! – Da ist sie – O Sophie!

Gräfin. (erhebt sich und wendet sich) Mein Herr?

Chevalier. (bei Seite) Himmel! Die Gräfin!

Gräfin. So angewurzelt – versteinert? Doch was fürchten sie; sagt ich ihnen nicht Verzeihung zu? Verzeihung in diesem Saal?

Chevalier. Was hör’ ich! Wie, Madame —

Gräfin. Suchen sie Sophien etwa? Sie mied, seit der Abendtafel, nicht mein Zimmer.

Chevalier. Träum ich aber? – Madame – sie – sie hätten durch die Tapetenwand —

Gräfin. Mich mit ihnen unterhalten. Ich meine, die Stimme könnte Sie nicht hintergehn. Sophiens Sprachorgan ist viel melodischer und harmonischer. Nannten sie es nicht so?

Chevalier. Madame – sie – sie! Wenn ich also Sophien anklagte, umgab mich Täuschung, warfen Irrthümer mich hin; Sophie ist unschuldig, nichts konnte sie umwandeln.

Gräfin. In der That, diese Aufwallung gewann mich. Nur aus der tiefsten, wahrhaft gerührten Seele kann sie hervorgehn. Ein anderer zeigte Bestürzung, Schaam, Verlegenheit, sie phantasiren nur mit Sophiens Herz. So, so liebt man wahr!

Chevalier. Erwach ich denn gar nicht von diesem Traume? – Rufe ich mir aber zurück, was sie sagten, begreif ich nicht, daß ich einen Augenblick hintergangen werden konnte. Welche Andere konnte mich mit einer so zauberischen Gewalt der Worte, so treffendem, geistvollem Ausdruck, so viel Grazie der Urtheile hinreissen.

Gräfin. Denken sie daran, was sie vorhin von mir sagten, und fühlen sie, wie jetzt ihr Lob in mein Ohr tönt.

Chevalier. Wer eine Rivalin wie sie bekämpfen will, muß sich in die Arme der Unwahrheit werfen.

Gräfin. Und diese Leidenschaft, die sie mir andichten —

Chevalier. Glaubt ich an den frohen Wahn, ließ ich mir eine Gerechtigkeit widerfahren, die mich mit Selbstvertrauen waffnen sollte. Theilt ich ihn Sophien mit, sollt er mir in ihren Augen mehr Werth geben. O der Mann, den sie lieben, entflammt jedes Frauenherz.

Gräfin. Sie peinigt also keine Reue, keine Verlegenheit.

Chevalier. Ich würde betroffen sein, wären sie nicht über die Gewöhnlichkeit erhaben, fühlt ich mehr Eigenliebe als Bewunderung für sie – denn die Schmach, die sie auf mich zu häufen strebten, war hart – Doch welche Fülle der Beruhigung in ihren Triumphen!

Gräfin. Artige Triumphe, sie zwei Minuten gefoppt zu haben.

Chevalier. Sie fühlten ihren Stolz nicht! Nein, die Bescheidenheit wäre zu groß.

Gräfin. Ei – Doch Apropos – Ein wenig umgewandt. Im Frack? Ohne Degen? Vortrefflich! – Schon glaubt ich an Selbstmord, wähnte in grauenvoller Ahnung die Klinge zücken zu hören.

Chevalier. Die Ohnmacht, die schauderhaften Zuckungen, die mir das Haar emporsträubten.

Gräfin. Repressalien.

Chevalier. Nein Madame, in dem Talent zu hintergehn, wie in der Gewalt, in Ketten der Liebe zu werfen, erkenn ich ihre Obermacht. – O diese Thränen, die gleich den meinigen geboten – Gräfin, wenn ich sie würdigte, nahm ich einen kühnen Flug, doch um einen ganzen Himmel höher liegt der Gipfel, auf den sie heute meine Bewunderung tragen.

Gräfin. Ein Lob ohne Poesie, eine Erkenntlichkeit ohne Ausschweifung will ich um sie verdienen. Was ich beschloß für Sophien zu thun, wenn sie den Baron heirathete, geschehe auch jetzt. Sie verdienen sie, so nehmen sie denn Sophiens Hand!

Chevalier. (gerührt) Ah Madame! Blickten sie in mein Herz – Neben so holder Schönheit, ein so reiner wahrer Edelsinn, so emporhebende Reize, so niederwerfende beschämende Großmuth – ich trag es nicht —

Gräfin. Das Glück meines Lebens bedingt ihre Freundschaft!

Chevalier. Nur meine Freundschaft? Arme Forderung! Nicht mein Leben? Nicht —

Gräfin. Ich verlange, was sie gewähren können —

Chevalier. Hätten sie – o ich Unglücklicher!

Gräfin. Nehmen wir Platz. (setzen sich) Ich fahre fort, ihnen mein Herz vollkommen zu offenbaren.

Chevalier. (vor sich) Wüßt ich nur recht, was in dem meinigen vorginge.

Gräfin. Jetzt – da wir gegen einander alle Gefallsucht verbannen, können wir uns zutraulich nahen.

Chevalier. Gefallsucht! – Ja ja, das ist das rechte Wort. Verzeihen sie, Gräfin, nur diese eitel prunkende Hülle stellten sie mir dar, es gelang mir nie, sie herzlich zu sehn.

Gräfin. Aber nein! In mir wohnte die Gefallsucht nicht, sonst würde die Szene der Tapetenwand mich ja entrüstet haben, sie sehen meinen Gleichmuth.

Chevalier. Entrüstet? Warum, warum? Sie dürfen überall den Rang fordern; Schönheit, Geist —

Gräfin. Weg nun mit aller Galanterie! Bei der Geliebten ist sie ein Simbol, nichts bedeutet sie der Freundin, der Tante —

Chevalier. (ergreift ihre Hand, um sie zu küssen.) O gefährliche, gefährliche Freundin! – — (leicht) doch warum ziehn sie die Hand zurück, das Simbol ist aufgehoben. – (wieder in Feuer) Nein nie sah ich sie! Zum Erstenmale erblicke ich diese neue, neue Anmuth —

Gräfin. Keine Unterbrechung! Ich habe ihnen zu eröffnen —

Chevalier. Zu eröffnen?

Gräfin. Daß ich endlich mich überzeugte: nur eine gewisse Sentimentalität banne Lebensfreuden; daß ich dem Scherz mit der Liebe ja meiner Freiheit entsage.

Chevalier. Wie? Gewiß? Versteh ich sie —

Gräfin. Sie sehn mich zu einer andern Heirath entschlossen —

Chevalier. Gräfin!

Gräfin. Sie kennen die Leidenschaft des Vicomte —

Chevalier. Des Vicomte – Gräfin! Wo denken sie hin! Nein sie wollen mich nur quälen —

Gräfin. Da ich noch an ihre Liebe glaubte, konnten sie an den Plan einer solchen Qual glauben, nun —

Chevalier. Wie, sie liebten den Vicomte?

Gräfin. Eine Andre sagte unter den Umständen wohl – Ja, ich aber Nein! Ihm mangelt die Bildung, welche mich gewinnen könnte, doch würdige ich sein Herz, und hoffe von der Zeit Neigung.

Chevalier. Hat er ihr Wort?

Gräfin. Nicht eben entscheidend.

Chevalier. Hoffnung?

Gräfin. Ja – wer so liebt, schöpft sie leicht.

Chevalier. Seit wenn?

Gräfin. Seit ich entdeckte, von ihnen betrogen zu werden – Aber mein Gott! Was sagt ich!

Chevalier. Gräfin! – In welche – ich betrog sie nicht! Nein! Hätt ich geahnt, daß sie sogar meinen Geschmack für Sentimentalität theilen —

Gräfin. Chevalier —

Chevalier. Sie hätten mich geliebt? Kein Wahn – und so, so geliebt —

Gräfin. Weg mit der Vergangenheit!

Chevalier. Sie werden den Vicomte nie lieben, können es nicht.

Gräfin. Er hat freilich wenig Grazie des Umgangs, ihm mangelt der heitre gesellige Ton, der das Leben so mit Blumen bestreut, ihm fehlt das leicht ansprechende scharfe Gefühl, dem die gleichgestimmte Saite mit so viel Wonne entgegen tönt, und – und – doch wenn ihnen auch an dem Allen ein Reichthum wurde, lieben sie nicht eine Frau, die ihn entbehrt? – Sophie zieht durch Anmuth, einfachen Sinn, freundlichen Willen an, doch – was man piquant nennt, das ist sie nicht. – Sie sehn, daß man auch die ungleiche Natur zu lieben vermag.

Chevalier. Vermag man das wirklich? Oder ist es eine gefährliche Täuschung, die aus dunklem Hintergrunde mit Reue droht! – Gleiche Natur – o gleiche Natur, köstliche ewige Fessel des Gottes der – — sie sagten Vertrauen zu, eine Frage, eine, aber lösen sie sie wahr —

Gräfin. O – Unwahrheit gelingt mir ohne Tapetenwand nicht, (auf ihre Augen deutend) diese Verrätherinnen plaudern mich aus —

Chevalier. O dann muß ich diese redlichen Schönheiten um Antwort anflehn —

Gräfin. Nun – (beide sehn sich stillschweigend an)

Chevalier. Ach —

Gräfin. Fragen sie mit Worten!

Chevalier. Wissen sie aber, daß die Entscheidung mir ein neues Loos werfen, unwiderruflich werfen kann? —

Gräfin. O, o —!

Chevalier. Galt ich ihnen einst mehr? Betrog mein Wahn mich nicht völlig? Sie senken den Blick – schweigen – Gräfin —

Gräfin. Weg mit der Vergangenheit! (ergreift ein Portefeuille und nimmt einige Briefe heraus) Weg jede Erinnrung aus ihr. Nothwendigkeit bedingt das harte Opfer. Nehmen sie diese Briefe zurück, die mich – ach zu grausam betrogen —

Chevalier. Ich heilige jeden Eid, den sie schwuren. (wirft sich vor ihr hin) Hier ist mein Altar. Hier nur darf ich anbeten!

Gräfin. So sind die Männer, so so

Chevalier. O Gräfin —

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30 haziran 2018
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