Kitabı oku: «Das Phänomen», sayfa 4
Das Licht der Kerze flackerte leicht und ließ Taylors Gesicht ein wenig diabolisch erscheinen. Noch ehe er ihr auf die Fragen antworten konnte, winkte sie ab. „Lassen wir es für heute gut sein. Es war für mich schon zu viel. Reden wir morgen oder übermorgen darüber, ok? Jetzt möchte ich eigentlich nur noch blöd in den Fernseher glotzen, bis mich das Sandmännchen in die Knie zwingt.“
Keine halbe Stunde später schliefen die beiden von der Aufregung ermattet vor dem Fernseher ein. Auf der großen Wiese hingegen drehten sich die Karusselle weiter, die Wagen fuhren durch die Geisterbahn und über hohe Holzkonstruktionen, es wurde gegessen, getrunken, gelacht und geküsst. Und die bleichen Schausteller sorgten dafür, dass jeder bekam, was sie ihm zugedacht hatten.
8
Am nächsten Morgen fühlte sich Rosalie noch immer wie ausgekotzt, weshalb sie einen Spaziergang über den Strand unternahm. Doch je weiter sie sich vom Haus entfernte, desto größer wurde ihr Verlangen, weiter zu gehen. Erst als sie bereits am weit entfernten Hügel angekommen war, dachte sie zum ersten Mal wieder an Cornelius, an die nun wieder lebendige Mrs. Elms und an den Suizidversuch von Benny. Da gehen merkwürdige Dinge vor sich, flüsterte sie und kletterte auf den Hügel hinauf um den an sich herrlichen Rundumblick genießen zu können.
Sie atmete tief die salzige Meeresluft ein, ließ ihren Blick über den weitläufigen Strand schweifen, über das anheimelnde Dorf und über die große Festwiese. Plötzlich hielt sie inne. „Nein! Das gibt es nicht! Das gibt es einfach nicht!“, murmelte sie und spürte Panik in sich aufsteigen. Ihr Mund fühlte sich schlagartig an, als hätte sie einen ganzen Sandkuchen verputzt und ihre Haarwurzeln kribbelten als hätte eine Ameisenkolonie auf ihrem Kopf ihr Lager aufgeschlagen. Die Knie wurden schlagartig weich und sie musste sich rasch in den Sand fallen lassen. Dennoch konnte sie nicht ihren Blick von der großen Festwiese, die einsam und verlassen am Rande des Dorfes lag, reißen. Ungläubig schüttelte sie den Kopf, rappelte sich mühsam auf und lief im Sprint zu ihrem Haus.
„Taylor!“, rief sie aufgeregt und stolperte beinahe über ihre eigenen Füße. „Taylor! Sie sind weg!“ Keuchend und nach Atem ringend stürzte sie in die Küche.
„Wer ist weg?“, fragte Taylor, der vom Schneidbrett, auf dem zwei leuchtend orange Karotten lagen, irritiert aufsah.
„Na die Schausteller, der Jahrmarkt, die Buden, die Karusselle, einfach alles. Weg! Als wären sie niemals hier gewesen.“
Noch immer keuchend stützte sie sich am Küchentresen ab und sah ihrem Mann in die Augen, der das Messer im Zeitlupentempo auf das Brett legte seine Finger an einem Küchentuch säuberte. Dann nahm er wortlos seinen Autoschlüssel vom Haken neben der Eingangstür, setzte sich in den Wagen und startete den Motor. Rosalie versperrte noch rasch die Tür, rüttelte vorsichtshalber und zum ersten Mal daran und nahm auf dem Beifahrersitz platz. Sie musste nicht fragen, wohin die Fahrt ging, sie wusste es bereits.
Auf der großen Festwiese angekommen sprangen sie gleichzeitig aus dem Wagen und sahen sich um. Es gab tatsächlich keine Buden, keine Attraktionen, keine Wohnwägen für die Schausteller. Nichts.
Die beiden liefen quer über den Platz, wo noch vor wenigen Stunden schwere Wagen gestanden hatten. „Sieh dir mal das Gras an. Es ist frisch und nirgends plattgedrückt, wie es eigentlich nach der Last von den Buden sein müsste. Es sieht so aus, als ob hier schon seit sehr langer Zeit niemand gewesen wäre. Selbst den Rundgang an den Buden vorbei müsste man sehen, denn darauf ist fast das ganze Dorf herum getrampelt. Da müsste ein kahler Ring zu sehen sein“, sinnierte Taylor laut vor sich hin.
„Es fehlt auch die sonst übliche Hinterlassenschaft nach Festen: der Müll! Plastikbecher, verschmutzte Pappteller, zerknüllte Papierservietten, zertretene Zigarettenstummel und vergessene Bierflaschen. Die ganze Wiese ist peinlich sauber, beinahe klinisch rein. Dafür wäre ein zehn Mann starker Putztrupp nötig und selbst dann wären noch die einen oder anderen Spuren sichtbar. Es gibt nicht mal weggeworfene Zigarettenstummel“, ergänzte Rosalie.
Taylor sah auf die Uhr. „Im Moment müsste der Bürgermeister im Gasthaus Karten spielen. Wir fahren hin und fragen ihn, wer den Jahrmarkt angemeldet hat. Vielleicht hat er ein paar Daten von den Leuten oder kennt sie vielleicht sogar persönlich.“
Der Weg zum Gasthaus war völlig vereinsamt, obwohl sie ein Stück die Hauptstraße entlangfahren mussten. Die Häuser erweckten den Eindruck, als wären sie vor vielen Jahren verlassen, aufgegeben, zurückgelassen. Und doch waren dort und da hell erleuchtete Zimmer zu sehen, in denen auch die Umrisse von Menschen erkennbar waren. Sie waren von Leuten bewohnt, die sie kannten und doch machte sich das Gefühl breit, als wären sie innen ausgehöhlt.
„Irgendwie wirkt dieses Dorf auf mich tot“, murmelte Taylor vor sich hin und erwartete keine Antwort. Rosalie nickte zustimmend, sagte aber nichts. Sie konzentrierte sich darauf, irgendwo Leben zu spüren. Doch da war nichts und auch die Natur zeigte sich in einer anderen Weise als gewohnt. Sie entwickelte ganz eigenartige Farben, die mit jeder Sekunde nicht nur unnatürlicher sonder sogar wie neu erfunden auf die beiden wirkten. Sie hatten den Eindruck, als wären über Nacht neue Farbkompositionen entstanden, wie kein Maler imstande wäre, sie zu melieren Das Grün der Wiesen zeigte sich als eine Mischung aus grünbraunblaurosa und die Sonne, die sich abmühte, über den Horizont zu blicken, leuchtete in vagem violettgelbsilber. Zwar verschwammen die Farben nicht, aber es sah so aus, als würden sie sich bewegen. Beim nächsten Blick allerdings musste man feststellen, dass sie noch am selben Ort wie zuvor waren.
Rosalies Magen wurde von einer eiskalten Hand gepackt, die sich in ihrem Inneren zur imaginären Faust schloss und sie krümmte sich nach vor. Taylor trat abrupt auf die Bremse. „Was ist mit dir? Was ist los? Hast du Schmerzen? Geht es dir nicht gut?“
Rosalie sah ihn aus schmerzverzerrtem Gesicht an. „Mein Magen fühlt sich an, als hätte sich ein breiter Eisgürtel um ihn gelegt, der sich mit jeder Sekunde enger zusammenzieht. Ich glaube, mir sind diese Vorfälle im Moment zu viel, ich halte ihnen psychisch nicht stand. Vor allem der Anblick von Cornelius in seinem speziellen Käfig hat mich ziemlich durcheinandergebracht. Lass uns umkehren und nach Hause fahren, ich brauche jetzt Ruhe.“
Taylor legte seine Hand an ihre Wange und streichelte sie mit dem Daumen.
„Ganz, wie du willst. Ich verstehe dich gut, aber du musst mir die Möglichkeit geben, mich um diese Sache zu kümmern. In mir brennt ein Feuer, das sich nicht mehr löschen lässt. Ich muss diesem Rätsel auf den Grund gehen. Ist das für dich in Ordnung? Ich erzähle dir auch nichts von meinen Nachforschungen und von den Ergebnissen, wenn du es nicht willst, versprochen!“ Er sah sie flehend wie ein Ertrinkender einen Rettungsring an, doch sie krümmte sich nur auf dem Beifahrersitz. Deshalb trat er das Gaspedal bis zum Anschlag durch und brauste durch die sich zusehends verändernde Landschaft in Richtung Meer.
Nachdem Rosalie sich selbst mit Medikamenten gegen die Schmerzen versorgt hatte, brachte er sie noch ins Bett, küsste sie auf die Stirn und zog leise die Tür hinter sich zu. Mit seinen Gedanken war er allerdings noch immer bei den unerklärlichen Vorfällen der letzten beiden Tage. Er musste herausfinden, was da draußen und auch in den Menschen vor sich ging, denn offensichtlich beschränkte sich dieses Phänomen nicht nur auf die Landschaft, wie man am Beispiel von Bennys Suizidversuch gut ablesen konnte. Das waren kein Hirngespinst und auch kein Zufall; hierbei handelte es sich um etwas sehr Mächtiges, das konnte er fühlen.
Nachdem er sich einen Espresso aus der Küche geholt hatte, legte er eine Mappe für seine Studien, wie er sie großspurig nannte, an. In der Überzeugung, dass sich sehr viel Material ansammeln würde, nahm er gleich einen ziemlich dicken Ordner mit zehn Zwischenblättern, um den Überblick zu behalten. Er ging in solchen Belangen stets sehr geordnet und strukturiert vor, wie er es während deiner Studienzeit gelernt hatte.
Zuerst notierte er jedes einzelne Vorkommnis auf ein separates Blatt. Das verfaulte Kohlfeld Don Henlins, der unfreiwillige Suizidversuch Bennys, den Vogel Cornelius in seinem speziellen Käfig und die sich farblich verändernde Landschaft. Daraus versuchte er, Schlüsse auf eine Gemeinsamkeit zu ziehen, doch er fand selbst nach zwei Stunden der Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven keine Parallelen. Er kam sogar auf die Idee, im Internet zu recherchieren, ob Lebensmittel oder Getränke die Fähigkeit hatten, bei zwei Personen veränderte Wahrnehmungen auszulösen. Nach einer weiteren Stunde war er zu glauben gewillt, dass die Shrimps in der Paella nicht mehr ganz frisch waren und sie deshalb beide die veränderten Farben der Natur gesehen hatten. Rosalies Magenbeschwerden würden ebenfalls dafür sprechen, aber er hatte keinen einzigen brauchbaren Anhaltspunkt dafür gefunden; es war lediglich der Griff nach dem berühmten Strohhalm.
Als Rosalie den Arm über seine Schultern legte, stieß er einen spitzen Schrei aus und schoss wie eine Rakete von seinem Stuhl auf. „Herrgott, musst du mich so erschrecken? Ich werde sofort mein Testament ändern und dich enterben, weil du ständig versuchst, mich auf diese Weise umzubringen. Du willst doch nur frühzeitig an meine sauer verdienten Millionen ran!“
Er packte ihr Gesicht, zog es ganz nahe an das seine und sah ihr drohend in die Augen.
„Gestehe, Lumpenpack!“
Sie aber küsste ihn nur sanft auf den Mund. „Ich gestehe, dass ich dich liebe“, flüsterte sie und küsste ihn erneut.
Sie holte sich einen Cappuccino aus der Küche und setzte sich neben ihn auf einen Stuhl. „Hast du schon etwas Brauchbares herausgefunden?“, fragte sie mit echtem Interesse und spitzte die Lippen um an ihrem Heißgetränk zu nippen.
„Nada, nichts. Ich kann zwischen den einzelnen Phänomenen einfach keinen Zusammenhang finden.“
Rosalie betrachtete die einzelnen Seiten, auf denen die Vorkommnisse verzeichnet waren. „Vielleicht findest du sie auch nicht auf ein paar Blättern Papier, sondern nur durch Nachforschungen heraus. Du solltest mit dem Bürgermeister anfangen, aber es muss nicht sofort sein. Morgen hat er Sprechstunde, belästige den Mann nicht an einem Sonntag, ok? Bist du so lieb? Ich könnte dir inzwischen die Zeit ein bisschen vertreiben.“ Sie lächelte ihn an, stand auf und öffnete langsam ihre Bluse, unter der sie keinen BH trug.
Kurz bevor sie zu kochen begann lief sie zu Marisha ins Nebenhaus um zu fragen, ob sie mit ihnen essen wollte. Die alte Dame war seit vielen Jahren alleinstehend und hatte nicht allzu oft die Gelegenheit, in Gesellschaft zu essen. Sie freute sich stets über eine Einladung.
Taylor sah ihr vom Fenster aus nach und versank sofort wieder in seine Überlegungen. Als Rosalie wieder das Haus betrat, fragte er eher beiläufig, ob Marisha Lust auf mexikanischen Gemüseeintopf habe. „Leider nicht, denn sie ist tot.“
Taylor sah sie ungläubig an und bemerkte zwei kleine Seen in den Augen seiner Frau. Sofort sprang er auf und nahm sie in den Arm. Nun ließ Rosalie ihren Gefühlen freien Lauf und weinte bitterlich.
„Schatz, sie war eine alte Frau, die an Demenz gelitten hat. Du wusstest, dass es bald so weit kommen würde. Sie hatte ein gutes Leben und du warst für sie wie eine Tochter; das wusste sie immer zu schätzen. Sie hat dich ebenso geliebt wie du sie, aber jetzt heißt es Abschied nehmen.“
Rosalie nickte und löste sich von ihrem Mann. „Ich weiß. Dennoch bin ich traurig. Sie ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Aber ich bin froh, dass ich sie nicht in ein Pflegeheim einweisen musste. Das hätte sie vermutlich nicht ertragen. Sie liebte den Strand und ihre Freiheit. Und ich bin auch glücklich, dass sie friedlich entschlafen ist. Es gibt keine Anzeichen von Schmerzen oder einem langen, qualvollen Tod. Vermutlich hat ihr Herz beschlossen, seinen Dienst zu quittieren. Sie möge in Frieden ruhen.“
„Informierst du gleich ihre Tochter und den Leichenbestatter?“, fragte Taylor und setzte sich wieder.
„Das klingt jetzt vielleicht merkwürdig, aber damit möchte ich noch vierundzwanzig Stunden warten. Ich möchte nicht das gleiche wie bei Mrs. Elms erleben. Außerdem hatte ich vor zwei Tagen eine merkwürdige Unterredung mit ihr, die ganz gut zu diesen Phänomenen, wie du sie nennst, passt. Ich hatte mir nur nichts dabei gedacht, eben weil sie an Demenz gelitten hat. Ihre Worte ergeben zwar noch immer keinen Sinn, aber vielleicht hat es trotzdem mit der aktuellen Situation zu tun.“ Dann erzählte sie ihm ihre Unterredung vor dem schäumenden Meer. „Sie kommen! Lasst sie nicht herein, schickt sie weg! Das waren die exakten Worte, ich erinnere mich genau.“
Taylor legte ein weiteres Blatt an und schrieb die Worte auf. „Wen sollen wir wegschicken, beziehungsweise nicht hereinlassen?“
Rosalie zuckte mit den Achseln. „Ich habe nicht die geringste Ahnung.“
9
Auf diesen Montagvormittag freute sich Gerry schon seit drei Wochen. So lange war er schon nicht mehr bei Sandy gewesen. Sandy…. Die tollste Frau, die er je kennen und schätzen gelernt hatte. Eine Frau, die er gerne an seiner Seite hätte, doch sie war verheiratet und konnte aus finanziellen Gründen nicht aus ihrer Ehe aussteigen. Ob es wirklich die Wahrheit war, hinterfragte er nicht, denn er wollte Sandy genießen und sie nicht analysieren und seine Hingabe vielleicht durch ewiges Hinterfragen und Mutmaßungen zerstören. Er liebte sie und er hatte das Gefühl, auch von ihr geliebt zu werden. So einfach war das und genau so einfach sollte es bleiben.
Er sah sich kritisch in den Spiegel, ob er vielleicht eine winzige Stelle in seinem Gesicht übersehen hatte, auf der noch ein paar verwaiste Bartstoppeln standen. Er wollte perfekt für seine Geliebte sein denn sie war es auch. Während er sich die kritisch ausgewählte Kleidung überstreifte dachte er an ihre letzten Worte; ich freue mich schon sehr auf dich!
Mit federnden Schritten sprang er förmlich die wenigen Stufen von seinem Haus hinunter in den Garten und war auch schon in seinem Wagen. Er war damit noch am Vormittag durch die Waschstraße gefahren, um einen rundum guten Eindruck bei ihr zu hinterlassen. Offiziell war er als Vertreter bei ihr, falls Sandys Nachbarn Mutmaßungen anstellten. Zwar war es ein ungeschriebenes Gesetz, dass man als Nachbar niemals den jeweiligen Partner direkt mit den Affären und Seitensprüngen konfrontierte, aber Vorsicht war immer besser als Nachsicht. Immerhin hatte er seine jetzige Geliebte beim Verkauf einer Versicherung kennen gelernt. Im Übrigen war sie nicht die erste Affäre, die er innerhalb der Ausübung seines Jobs lieben gelernt hatte. Und er hoffte, dass sie auch nicht die letzte sein würde. Er liebte es einfach, verheiratete Frauen zu erobern, sexuell zu erkunden und ihnen jeden Trick, der die Lust steigerte, zu entlocken. Waren sie nach einiger Zeit ausgesaugt, verlor er rasch das Interesse und er wandte sich anderen Ladies zu. Genau aus diesem Grund lud er die Damen auch niemals zu sich nach Hause ein. Obwohl er seit ewigen Zeiten Single war, gab er stets vor, dass seine Frau mit den Zwillingen Rod und Todd zu Hause und er somit nicht besuchbar wäre. Die Kleinen wären gerade ein Jahr alt geworden und somit beinahe rund um die Uhr im Haus. Dann präsentierte er ihnen einen eigens für seine Affären gekauften Ehering, um die Sache noch glaubwürdiger zu machen. Er nahm ihn niemals ab, um während des Sommers einen Farbunterschied zwischen dem Finger und der Stelle, an dem sich der Ring befand, zu erzielen. Im Winter wurde er ein wenig enger und hinterließ einen Abdruck, wenn er ihn abnahm. So bestand für die Damen kein Zweifel an seiner Ehe und sie ließen ihn stets willig in ihr Haus, sobald sie sicher sein konnten, dass ihr Ehemann nicht unvermutet nach Hause kam. Mit dieser Lüge hielt er sich die lästigen Damen vom Hals, wenn er zur nächsten wechselte. Man konnte nie wissen, welche von ihnen zu stalken begann. Auch seine drei Handys wechselte er mit den Verflossenen, denn selbst wenn sie Terror machen würden, wäre es ihm gleichgültig. Er hatte zumeist ein halbes bis dreiviertel Jahr Zeit, bis er wieder zum gleichen Handy kam und zu diesem Zeitpunkt hatte es jede noch so erboste Lady aufgegeben, ihn beschimpfen zu wollen.
Während er auf der Landstraße zügig dahinfuhr, klopfte er mit der linken Hand den Takt des Sommerhits aus dem Radio auf das Lenkrad und mit der rechten fasste er sich an den Schritt. Er spürte schon, dass sein Glied leicht steif war, denn er musste unablässig an die schweren, weichen, zarten Brüste Sandys denken. Er konnte schon ihre harten, dunklen Nippel zwischen seinen Lippen und an seiner Zunge spüren und ihre prallen Pobacken an seiner Wange fühlen. Der Druck in seiner Hose nahm kräftig zu und er presste seine Finger gegen die immer größer werdende Beule. In diesen Momenten fühlte er sich wie ein unbesiegbarer Held, wie ein Liebesgott, der auf dem Weg war um ein einsames Herz wieder zum Pulsieren zu bringen.
In New Fairbanks angekommen parkte er seinen nicht ganz unauffälligen Chevrolet in der Nähe des Gemeindezentrums und machte sich zu Fuß auf den Weg zu seiner Sandy. Den Wagen vor ihrer Haustüre zu parken wäre einem affäretechnischen Selbstmord gleichzusetzen gewesen. Er wollte so unauffällig als möglich bleiben und das blieb er dank seiner jahrelangen Erfahrungen auch. Nicht ein einziger Ehemann hatte ihn jemals attackiert; weder verbal noch körperlich. Er verstand es durchaus, gehörnten Männern aus dem Weg zu gehen.
Sandy öffnete ihm die Türe, versteckte sich jedoch dahinter. Erst als er im Vorhaus stand sah er, dass sie für ihn eine rote Spitzencorsage angelegt hatte, die ihre schmale Taille und ihren doch recht üppigen Busen besonders zur Geltung brachte. Ihre strammen Beine glänzten in roten halterlosen Strümpfen und ihre sündigen High Heels einfach waren zum Verlieben. Am liebsten wäre er vor ihr auf die Knie gegangen, um ihre Schuhe zu küssen. Doch ihr blank rasiertes Dreieck zwischen den Beinen, das hinter keinem noch so heißen Stückchen Stoff verborgen war, zog ihn in den Bann. Während er sie stürmisch küsste schälte er sich aus seiner ohnehin recht spärlichen Kleidung und nahm sie gleich auf der ersten halbwegs bequemen Gelegenheit; dem Wohnzimmersofa. Er achtete nicht darauf, ob die Vorhänge zugezogen oder das Wohnzimmer für jeden einsehbar war. Er wollte nur noch diese Venus beglücken, in sie eindringen und mit ihr gemeinsam auf den Wolken der Lust dahingleiten.
Doch Sandy wollte nicht so rasch zu einem Ende kommen, weshalb sie sich abrupt von ihm löste und vor ihm davonlief. Er kapierte ihre Pläne sofort und nahm die Verfolgung auf. Er jagte sie durch das Wohnzimmer ins Schlafzimmer, von dort aus ins Badzimmer, wieder zurück ins Wohnzimmer und erwischte sie in der Küche. Dort drückte sie ihn leidenschaftlich küssend sanft auf den Küchentisch, beugte sich über seine harte Männlichkeit und ließ ihre Zunge genussvoll daran gleiten. Sie nahm sein Zepter in ihren sinnlichen Mund mit den rot geschminkten Lippen, leckte weiterhin zärtlich über seinen prallen Schaft, ließ ihn in ihrer heißen, feuchten Mundhöhle ein- und ausgleiten und biss plötzlich kraftvoll zu. Dann noch einmal und ein drittes Mal. Sie schlug ihre Zähne in ihn, durchbohrte die zarte Haut und grub sie tief in die Schwellkörper. Dunkelrotes Blut spritzte aus den tiefen Wunden wie aus einem frisch angezapften Erdölfeld. Sandy stieß einen spitzen Schrei aus, als dicke Blutstropfen mit einem deutlich hörbaren Klatschen auf ihrer makellosen Gesichtshaut auftrafen wie schwere Regentropfen auf heißem Asphalt zu Beginn eines heftigen Gewitters.
Angewidert, überrascht und gleichzeitig erstaunt taumelte sie ein paar Schritte rückwärts und blieb fassungslos an der Küchenwand kleben. Gerry hielt schützend beide Hände vor sein zerfleischtes Genital und brüllte wie ein verwundeter Löwe.
Sandy riss den Telefonhörer von der Wand und drückte die Kurzwahltaste ihrer Freundin. „Du musst sofort kommen, da ist so viel Blut! Nimm deinen Koffer mit und beeil dich um Gottes Willen! Da ist so viel Blut!“, schrie sie hysterisch in den Hörer und ließ ihn fallen noch ehe sie die Antwort ihrer Freundin abgewartet hatte.
Sie schnappte sich das Handtuch und wollte es zwischen Gerrys Beine pressen, doch er hielt seine Hände schützend vor sein blutendes Glied. „Hau ab, du dreckige Schlampe!“, schrie er sie an und versuchte, vom Tisch zu gleiten. Doch bei jeder noch so kleinen Bewegung stieß er einen gellenden Schmerzensschrei aus. Tränen liefen aus seinen Augen und glasklarer Schleim bahnte sich seinen Weg aus beiden Nasenlöchern über die Lippen. Schmerzerfüllt wiegte er seinen Oberkörper nach vor und zurück, als wollte er die Wiege simulieren, in der er sich einst als Baby sicher, behütet und geborgen gefühlt hatte. Sandy stand ratlos neben ihm und heulte hysterisch. Als die Glocke an ihrer Haustür läutete, stürmte sie ins Vorhaus und zerrte Rosalie ins Innere. „Du musst ihm helfen, schnell!“, rief sie und lief voraus in die Küche.
„Ich bin Ärztin und eine Freundin von Sandy. Was ist passiert? Kann ich die Wunde sehen? Ich muss die Blutung stoppen, sonst kippen sie mir noch vom Tisch“, sagte sie in ruhigem Ton, während sie in ihrer Tasche kramte. Während sie den Stauschlauch an seinem Oberarm festzurrte, warf sie einen Blick auf Sandy, die kreidebleich in einer roten Spitzencorsage an der Wand lehnte. Mit geübten Fingern suchte sie rasch eine Vene und injizierte ihm Morphium, damit die Schmerzen nicht mehr auf seinen geschundenen Penis einprügelten und sie sich den Schaden ansehen konnte.
„Wie ist das passiert?“, fragte sie Sandy, die noch immer mit weit aufgerissenen Augen an die Wand gedrückt dastand und ihre Hände vor den Mund presste.
„Ich… ich habe ihn…. ge.. bissen… Aber frag mich bitte nicht, wieso, ich kann es dir nicht sagen. Wir hatten Spaß miteinander und ich wollte seinen Penis mit meinem Mund verwöhnen, weil er ja so darauf steht und plötzlich habe ich zugebissen. Ich kann es mir nicht erklären!“
Nach diesen Worten rutschte sie kraftlos die Wand entlang und blieb am Fußboden sitzen. Die Knie zog sie bis an ihr Kinn und ihr Gesicht versteckte sie dazwischen. Sie schämte sich und konnte Gerry nicht mehr in die Augen sehen. Und auch ihrer Freundin nicht, denn sie schämte sich fast zu Tode. Nun wusste Rosalie, dass sie es mit fremden Männern trieb. Das Gute daran war, dass sie ihrem Ehemann nichts davon erzählen würde. Sie war loyal, was sie aber im Moment auch nicht wirklich beruhigen konnte.
Rosalie wandte sich wieder ihrem Patienten zu, der es nun zuließ, dass sie ihm die Hände, die noch immer schützend über seinen Genitalien lagen, zur Seite legen konnte. Mit einer Stirnlampe begutachtete sie die Bisswunden und holte eine Knopfsonde aus ihrer Tasche. Die dünne, metallene Sonde mit der Verdickung in Form eines Tropfens am Ende führte sie in die eine und andere tiefe Wunde ein um zu überprüfen, ob die Harnröhre Schaden erlitten hatte. Zu Gerrys Glück waren es nur Fleischwunden, die recht rasch genäht werden konnten. Dennoch würden hässliche Narben sein Prunkstück bis ans Lebensende zieren.
Nachdem sie den Verband angelegt hatte, sah sie ihrem Patienten in die Augen. „Ich muss Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie Anzeige erstatten können, aber nicht müssen. Von meiner Seite her gibt es in diesem Fall keine Anzeigepflicht und ich nehme an, dass Sie die ganze Sache auch nicht gerade groß aufwirbeln möchten. Aussagen bei der Polizei und vor Gericht über den Tathergang und die Vorgeschichte mit den heimlichen Treffen mit einer verheirateten Frau sind nun wirklich nicht angenehm. Noch dazu werden Fotos von Ihrem Penis durch Dutzende Hände gehen und wer weiß, ob nicht die eine oder andere Kopie in den Social Medias landet. Man kann heutzutage nicht wissen, wer alles postet, was ihm in die Finger kommt. Überlegen Sie es sich gut und überstürzen Sie nichts.“
Dann kniete sie sich neben Sandy. „Es ist halb so wild. Es sieht schlimmer aus als es ist. Dennoch werden Narben bleiben. Wie du dich mit ihm einigst, ist deine Sache. Wenn du willst, bleibe ich noch so lange bei dir, bis ihr darüber gesprochen und euch geeinigt habt.“
Sandy schniefte und nickte dankbar.
„Willst du mich anzeigen?“, fragte sie murmelnd ohne Gerry, der sich gerade vorsichtig und sehr langsam die Hose anzog, anzusehen.
„Ich glaube nicht“, schnaubte er. „Die ganze Kacke wildfremden Leuten zu erzählen ist doch ziemlich peinlich. Aber ich verlange eine Entschädigung von dir. Mit vier Tausendern bin ich schon zufrieden, weil wir ja doch einige Monate ein gutes Verhältnis hatten. Und du wirst mich nie wieder anrufen oder anschreiben. Für mich ist das alles dann vergessen, auch wenn ich bis an mein Lebensende an dich denken werde, wenn ich meinen Schwanz ansehe. Vielen Dank auch.“
Sandy nickte zustimmend und bat Rosalie, ihr das Scheckbuch aus ihrer Handtasche aus dem Vorzimmer zu bringen.
Als sie ihrem ehemaligen Geliebten den Scheck überreichte, konnte sie ihm noch immer nicht in die Augen sehen. Mit grimmigem Gesicht schnappte er sich den Scheck und ging sehr breitbeinig und langsam in Richtung Haustür. Erst als sie ins Schloss gefallen war, atmete Sandy aus, stand auf und goss sich einen dreifachen Whisky ein.
„Jetzt erklär mir doch bitte, wieso du das getan hast. Und wie um Himmels Willen du so kräftig zubeißen konntest. Das waren direkt Raubtierverletzungen. Du kannst wirklich von Glück reden, dass er keine Anzeige erstattet hat. Jeder Richter hätte dich eine enorme Summe an Schmerzensgeld bezahlen lassen. Was ist dir da bloß eingefallen? Mit Liebesbissen hat das jedenfalls nichts zu tun.“
Sandy schüttelte langsam den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, wirklich nicht! Ich weiß nicht, was los war, jedenfalls erinnere ich mich nicht daran, dass ich ihm wehtun wollte. Wir hatten Spaß, alles lief wunderbar und plötzlich beiße ich ihn.“
Sie ließ ihr leeres Whiskyglas sinken. „Glaubst du, dass ich verrückt bin? Dass ich in eine Anstalt gehöre, weil ich nicht mehr weiß, was ich mache und weil ich für andere gefährlich bin?“
Das Gesicht der Ärztin wurde nachdenklich. „Ich weiß nicht, ob du wirklich gefährlich bist und wie es zu dieser Attacke kommen konnte. Aber ich würde dir raten, dich einem Psychiater anzuvertrauen, ehe vielleicht noch Schlimmeres passiert. Es kann auch durchaus sein, dass du dich selbst verletzt. Lass dich untersuchen und gib mir Bescheid, wenn du den Termin hast. Wenn ich es irgendwie einrichten kann, komme ich mit. Aber jetzt muss ich los! Meine Praxis ist sicher schon mit ungeduldigen Patienten überfüllt. Ich hab dich lieb und lass dich vom schlechten Gewissen nicht unterkriegen.“ Rosalie küsste Sandy auf die Stirn und zog die Haustür hinter sich ins Schloss