Kitabı oku: «50 Jahre Fußball-Bundesliga», sayfa 3
Kein Jubel auf Münchens Straßen
»Als die Mannschaft des FC Bayern nach dem letzten Punktspiel gegen den 1. FC Köln mit dem Omnibus vom Olympiastadion ins Stadtzentrum fuhr, stand niemand an den Straßen, um dem Meister von 1973 zuzujubeln. Und als die Spieler ausstiegen, klemmte sich Sepp Maier auf dem kurzen Weg zum Rathaus die Meistertrophäe unter den Arm. Es sah so aus, als ob der Nationaltorwart eben einen Haushaltsgegenstand für seine Frau gekauft hatte«, heißt es im »Jahrbuch des Fußballs« aus dem Copress Verlag.
Mehr als am Minimalistenfußball der Münchner begeisterten sich die Fußballfreunde in Deutschland an den Darbietungen der Gladbacher, der Kölner und der Frankfurter. Von der Spielkultur her waren die Rheinländer und die Hessen wesensverwandt. Beide spielten intelligenten Angriffsfußball und beide verfügten über brillante Mittelfeldspieler – Overath, Flohe und Herbert Neumann hier, Grabowski und Bernd Nickel da. Eigentlich hätten Köln und Eintracht Frankfurt jedes Jahr um den Titel mitspielen müssen, doch fehlten den Teams die Robustheit und das Stehvermögen der Münchner und der Gladbacher. Nicht zufällig erhielten sie die Namen »Die Diva vom Rhein« und »Die Diva vom Main«.
88075 Zuschauer sind Bundesligarekord
In der Saison 1969/70, in der Hertha BSC hinter Gladbach und dem FC Bayern den dritten Platz belegte, erzielten die Berliner einen Zuschauerrekord, der bis heute Bestand hat: 88075 Besucher wurden beim Spiel im Olympiastadion gegen den 1. FC Köln am 26. September 1969 gezählt, das Hertha durch ein Tor von Wolfgang Gayer (er kam vom Wiener SK) mit 1:0 gewann. Nach Umbauten für die WM 1974 fasste die Arena dann nur noch 76 000 Zuschauer.
»Kein anderer in der Bundesliga kann ihm das Wasser reichen«, schwärmte Udo Lattek in den 70er-Jahren von Jürgen Grabowski, der als Rechtsaußen begann und nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1974 als Spielmacher der Frankfurter Eintracht ins Rampenlicht trat.
Eigendorf auf Befehl von Mielke ermordet?
Noch heute ist sein Tod ein Thema in der Bundesliga: Lutz Eigendorf, in den 70er-Jahren als größtes Talent des DDR-Fußballs gepriesen, nutzte ein Spiel seines Geldgebers Dynamo Berlin beim 1. FC Kaiserslautern zur Flucht. Nach einem Jahr Sperre gab Eigendorf in der Pfalz sein Debüt in der Bundesliga. Zwei Jahre später wechselte er zu Eintracht Braunschweig. In Niedersachsen heiratete der Spieler, der seine erste Frau in der DDR zurückgelassen hatte, ein zweites Mal. Vier Wochen nach der Hochzeit war er tot.
Lutz Eigendorf starb 34 Stunden nach einem Verkehrsunfall: Auf der Heimfahrt von seinem Stammlokal »Zum Cocktail« fuhr er am 5. März 1983 gegen einen Baum. Die Ärzte stellten drei Schädelbasisbrüche, Brustquetschungen und schwere innere Verletzungen fest. Eine Blut untersuchung ergab 2,3 Promille, obwohl der Spieler laut Aussage des Wirtes nur zwei kleine Bier getrunken hatte.
Schon damals kam der Verdacht auf, Eigendorf, wie alle Spieler im Offiziersrang und damit auch Geheimnisträger, könne Opfer eines politischen Attentats geworden sein. Nach der Wende gab es dann konkretere Hinweise, dass es möglicherweise ein Auftragsmord von Stasi-Chef Erich Mielke gewesen sei.
Informationen des Bundesnachrichtendienstes zufolge sei der Autogriff am Wagen von Eigendorf wahrscheinlich mit Kontaktgift präpariert gewesen, dessen Wirkung so beschrieben wurde: Nach der Berührung führt es zu schleichender Vergiftung. Das Gift gelangt über die Haut ins Blut und führt zu Atemlähmung. Das Problem: Das Gift sei nicht nachweisbar.
Netzer sagte dem FC Bayern ab
Die Spiele des 1. FC Köln gegen den VfL Borussia Mönchengladbach um die Macht am Rhein waren in den 60er- und 70er-Jahren fußballerische Delikatessen, geprägt von der Rivalität der Mittelfeldstrategen Overath und Netzer. In dem Wettstreit, den anderen zu übertreffen, ging nicht selten Heinz Flohe als lachender Dritter hervor, den Beckenbauer-Manager Schwan einmal als technisch besten deutschen Spieler nach Beckenbauer bezeichnete.
Netzer trat im Pokalfinale 1973 gegen den 1. FC Köln in Düsseldorf zum letzten Mal im Borussia-Trikot auf. Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon bei Real unterschrieben, was Schwan nicht hinderte, um den Star zu werben. Schweren Herzens gab Bayern-Fan Netzer (»Ich sage schon seit Jahren, dass es Spaß machen muss, beim FC Bayern zu spielen«) dem Bayern-Manager einen Korb; er wollte nicht vertragsbrüchig werden.
Keine Freigabe für Gerd Müller
Netzer nicht bekommen zu haben und Gerd Müller zu verlieren, dieses Damoklesschwert schwebte im Sommer 1973 über den Häuptern von Bayern-Boss Neudecker und Manager Schwan. »Müller für drei Millionen nach Barcelona«, meldeten die Gazetten, doch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) schob den Absichten des Bayern-Torjägers einen Riegel vor. In einer offiziellen Erklärung hieß es: »Der Spieler Gerd Müller hat sich am 21. Juli 1973 an seinen Verein mit der Bitte um Freigabe aus dem noch zwei Jahre laufenden Vertrag gewandt. Der FC Bayern hat der vorzeitigen Auflösung dieses Vertrages nicht entsprechen können, nachdem das Präsidium des DFB auf Anfrage hin erklärte, dass der Nationalspieler Gerd Müller für die bereits am 1. Juli begonnene Weltmeisterschaftssaison keine Freigabe erhalten würde.«
»Es gibt eine Menge Müllers, aber einen wie Gerd Müller gibt es nur alle 50 Jahre.«
Helmut Schön, 1964 bis 1978 Bundestrainer
In der Nationalmannschaft Kollegen, in der Bundesliga gelegentlich Gegenspieler: Gerd Müller und Berti Vogts. Nur selten ließ sich der Bayern-Torjäger dabei von der Härte des Gladbacher Verteidigers beeindrucken, mit dem er 1974 Weltmeister wurde.
Bald waren Abwanderungspläne des Mittelstürmers und die Abstrafung des Publikums für den Meister 1973 in München kein Thema mehr. Der Mannschaft gelang es, Sympathien zurückzugewinnen und am Ende der Saison 1973/74 zum dritten Mal hintereinander Meister zu werden. Da die Münchner die Ernte schon am vorletzten Spieltage eingefahren hatten, war das 0:5 gegen den alten Widersacher VfL Borussia Mönchengladbach auf dem Bökelberg nur eine Randnotiz. Einige Bayern-Profis spielten mit Alkohol im Blut. Am Abend zuvor hatte das Beckenbauer-Team mit einem 4:0 gegen Atletico Madrid im Wiederholungsspiel den Europapokal der Landesmeister gewonnen und die ganze Nacht durchgefeiert.
In den 70er-Jahren in der Bundesliga von den Torhütern gefürchtet: Klaus Toppmöller erzielte von 1972 bis 1980 für den 1. FC Kaiserslautern in 204 Spielen 108 Tore – eine beachtliche Quote. In der Saison 1975/76 wurde »Toppi« zum Bayern-Schreck: Fünfmal bezwang er Sepp Maier, zweimal beim 2:1 auf dem Betzenberg, dreimal beim 4:3 der Pfälzer in München.
Schalke mit den meisten Zuschauern
Auch die Schatzmeister der Bundesligaklubs hatten Grund zu feiern. Nach zwei Jahren spektakulärer Gerichtsprozesse im Bundesligaskandal waren die Stadien wieder voll, konnten die Vereine ihre Schuldenberge abtragen. Am schnellsten kam der FC Schalke 04 auf die Beine. »Die Königsblauen«, 1973 ohne die gesperrten Skandalsünder Fischer, Fichtel, Rüßmann, Libuda und Sobieray beinahe abgestiegen, lagen in der Zuschauerbilanz gleich hinter dem FC Bayern. Genau 673 389 Fußballfans zahlten Eintritt für die Spiele im Parkstadion, wo Fichtel wieder die Abwehr zusammenhielt und Klaus Fischer, von Erwin Kremers mit Flanken bedient, zum Liebling des Publikums avancierte. Wie Klaus Toppmöller vom 1. FC Kaiserslautern war der Junge aus dem Bayrischen Wald 21-mal erfolgreich; besser trafen nur Gerd Müller und Jupp Heynckes, die es auf je 30 Tore brachten. Nach dem dritten Titelgewinn hintereinander sollte es mit Trainer Lattek rasend schnell bergab gehen. Sein Intimus Paul Breitner wechselte 1974 zu Real Madrid und schwächte damit die Position des ehemaligen Gymnasiallehrers erheblich. Schon längere Zeit hatte Beckenbauer den Trainer zusammen mit den Abiturienten Hoeneß und Breitner der Konspiration gegen ihn und Schwan verdächtigt und der Manager mit dem Hinweis »Franz, der will uns weghaben« die Stimmung angeheizt.
Lattek nicht mehr tragbar
Als die Bayern der Abstiegszone ziemlich nahe rückten, eskalierte die Situation: Am 2. Januar 1975 musste Lattek gehen. »Es kam zu einer Aussprache zwischen Wilhelm Neudecker, Schwan und Lattek. Es ging nicht nur um den deprimierenden Zustand der Mannschaft, sondern auch um den Ruf des Vereins, dem einige Auftritte von Lattek nicht gerade förderlich waren. Er neigte dazu, beim Trinken das Maß zu verlieren, was seine Privatsache war, solange er nicht bei Reisen mit der Mannschaft für peinliche Zwischenfälle sorgte. Aber vor einem Freundschaftsspiel in Liechtenstein warf er die Hotelbesitzerin in den Swimmingpool, im Hotel Krummweg bei Düsseldorf, wo wir immer während der Reisen in den Westen wohnten, diente ihm ein Relief in der Halle als Zielscheibe. Er bewarf es mit Äpfeln, Birnen, Orangen, Bananen. Es sah am nächsten Morgen aus wie ein an die Wand geklebter Obstsalat. Dies und mehr warf ihm Neudecker vor. Das Gespräch endete mit der Entlassung Latteks, der bei Bayern München so erfolgreich war und das so schlecht verkraftet hatte«, notierte Beckenbauer penibel in seinem Buch »Ich – wie es wirklich war«.
Bayern-Manager und Beckenbauer-Intimus Robert Schwan (links) immer auf Tuchfühlung zu den jeweiligen Trainern der Münchner: Dettmar Cramer schaut, was die Uhr geschlagen hat. Zweimal wurde der »Fußballprofessor« mit dem FC Bayern Europapokalsieger der Landesmeister.
Mit Cramer auf Platz zehn
Der Nachfolger war bald gefunden. Beckenbauers Trauzeuge Dettmar Cramer, der den Ruf eines Fußballweisen hatte, sollte den Klub auf Erfolgskurs halten, was dem kleinen Mann, den Sepp Maier einmal scherzhaft »laufender Meter« nannte, nur international glückte. Mit Cramer wurden die Münchner auch 1975 und 1976 Europapokalsieger der Landesmeister. In der Bundesliga fielen sie in der Saison 1974/75 aber in ein tiefes Loch. Cramer übernahm ein Team, das sich zeitweise unter Lattek als Schießbude präsentiert hatte (0:6 in Offenbach, 2:5 zu Hause gegen Kaiserslautern, 1:4 bei Hertha BSC). Am Ende landeten die Münchner auf Platz zehn mit einem negativen Torverhältnis von 57:63.
Gladbach, nach wie vor der große Gegenspieler des FC Bayern, musste sich anderer Konkurrenten erwehren. Eintracht Frankfurt mit Trainer Dietrich Weise, Hertha BSC mit Georg Keßler und der Hamburger SV mit Kuno Klötzer meldeten Ansprüche an. »Die Diva vom Main« schien endlich vor ihrem ersten Titelgewinn zu stehen. Unter der Regie von Jürgen Grabowski erzielte die Eintracht die meisten Tore (Grabowski steuerte selbst 13 zu den 89 Treffern bei) und musste sich am Ende doch mit Platz drei begnügen. 17 Spiele ohne Niederlage waren eine Serie, die dem VfL Borussia die dritte Meisterschaft bringen sollte. Mit einem überragenden Jupp Heynckes gewannen die Westdeutschen zudem den UEFA-Pokal.
Weisweiler zum FC Barcelona
Die Schlagzeilen gehörten 1975 aber vorwiegend Hennes Weisweiler, nicht weil er dem FC Bayern den Titel abgenommen hatte, sondern weil er den Klub Knall auf Fall verließ. Beim FC Barcelona suchte er eine neue Herausforderung. Zum Leidwesen der Münchner konnten sie aus dem Weggang des Borussia-Trainers keinen Nutzen ziehen; Weisweiler hatte ein gut bestelltes Feld hinterlassen. So war es nicht überraschend, dass die Gladbacher auch 1976 auf die Meisterschaft anstoßen konnten. Besonders schmerzte den FC Bayern, dass es Udo Lattek war, der die Erfolgsgeschichte des VfL Borussia fortschrieb.
Nach stürmischen Jahren unter Hennes Weisweiler verordnete Udo Lattek den Gladbachern Sicherheitsfußball. Die Torausbeute blieb gering, der Titel dennoch 1976 auf dem Bökelberg – Grund für den Trainer und Torjäger Heynckes, sich in die Arme zu nehmen.
»Was würden Sie denn machen, wenn Sie die Wahl zwischen einem Fahrrad und einem Mercedes hätten?«
Udo Lattek, der bei Rot-Weiß Essen 1975 schon unterschrieben hatte, dann aber die Chance wahrnahm, beim VfL Borussia Mönchengladbach Nachfolger von Hennes Weisweiler zu werden
Unter dem Pragmatiker ging freilich die Torquote von 86 auf 66 zurück. Noch weniger waren es in der Saison 1976/77 (58). Frankfurt (86 Tore), 1. FC Köln (83), Schalke 04 (77) und Borussia Dortmund (73) eroberten mit ihrem Offensivfußball die Herzen ihrer Fans. Den Meistersekt aber tranken 1977 wiederum die Gladbacher mit Lattek, obwohl Heynckes wochenlang ausgefallen war und nach einer Meniskusoperation nicht mehr auf den Rasen zurückkehrte.
Zu Spielerverkäufen gezwungen
Weiterer Niveauverlust bei den Gladbachern, in der Saison 1976/77 noch einigermaßen kaschiert, ließ sich nicht vermeiden.
Manager Helmut Grashoff sah sich gezwungen, auch nach Netzer Leistungsträger zu verkaufen, um mit der Ablöse, den Klubetat zu finanzieren. 1976 verabschiedete sich der Däne Henning Jensen, 1977 Uli Stielike. Beide wechselten wie vorher Netzer zu Real Madrid. 1978 füllte dann Rainer Bonhof (zum FC Valencia) und ein Jahr später der Däne Alan Simonsen (zum FC Barcelona) die Kasse des prominenten Provinzvereins auf.
In München erhitzten sich die Gemüter an der Frage, wie wird die Mannschaft wohl den Abgang von Beckenbauer verkraften (siehe auch: »Flucht nach Amerika«). Die Antwort: Extrem schlecht. Der Kölner Wolfgang Rausch war als Abwehrchef überfordert, der Jugoslawe Branko Oblak, in Schalke eingekauft, nicht der gewünschte Spielmacher. Und so trudelte der Klub ungebremst in die größte sportliche Krise seiner Geschichte. Nach zwei 0:4-Niederlagen gegen die Frankfurter Eintracht innerhalb von vier Tagen, in der Bundesliga und im UEFA-Pokal, zog Wilhelm Neudecker im Dezember 1977 die Reißleine. Der Bayern-Boss sicherte sich per Handschlag die Dienste des Ungarn Gyula Lorant, der die Frankfurter Eintracht trainierte, und ermunterte seinen Frankfurter Kollegen Achatz von Thümen, einen ehemaligen Universitätskanzler, der ein Faible für Cramer hatte, den Bayern-Coach zu kaufen. Cramer selbst, so wurde kolportiert, habe das Geschäft vorgeschlagen. »In großer Eile beging Neudecker den Fehler, Cramer fristlos zu kündigen, was den kleinen Mann bewog, eine Kündigungsschutzklage beim Arbeitsgericht anzustrengen. Erfolg: Neudecker musste noch 125 000 Mark zahlen«, stand dazu im »Kicker«-Jahrbuch 1977/78.
Turbulente Jahre verlebte der Ungar Gyula Lorant in der Bundesliga. In Frankfurt setzte er mit großem Erfolg die Raumdeckung durch – ein Experiment, das beim 1. FC Köln schief ging. Im Mai 1981 erschütterte die Nachricht die Fußballwelt, dass Lorant mit 58 während eines Spiels des von ihm betreuten PAOK Saloniki den Herztod fand.
Sepp Maier kassierte 64 Tore
Der Trainertausch brachte nichts. Sepp Maier, kurz nach Erhalt des Bundesverdienstkreuzes von einem Düsseldorfer Amtsrichter zu 15 000 Mark Geldstrafe und Entzug der Fahrerlaubnis auf Zeit verurteilt – er hatte mit etlichen Promille im Blut eine Ampel überfahren –, kassierte in der ersten Saison ohne Beckenbauer 64 Tore, so viel wie nie in seiner Karriere. Die Münchner beendeten die Saison mit einem 0:5 in Kaiserslautern (3 Tore Toppmöller), 32:36 Punkten, 62:64 Toren und Platz 12. Das war die schlechteste Bilanz, seitdem die Bayern in die Bundesliga aufgestiegen waren.
Frankfurt wurde immerhin Siebter, Cramer aber am Main nicht glücklich. »Der kommt in Frankfurt nicht an«, betrieb Vizepräsident Peter Kunter, einst ein formidabler Torhüter, Mobbing. Der Fußballprofessor verstand das als Signal und kündigte im Sommer 1978 von sich aus. Nachfolger wurde der damals arbeitslose Otto Knefler.
Als Titelaspiranten galten vor der Saison 1977/78 neben Gladbach der HSV, Schalke 04 und auch der 1. FC Köln. Kölns Präsident Peter Weiand hatte 1976 Hennes Weisweiler verpflichtet und mit dem Belgier Roger van Gool den ersten Millionenkauf der Bundesliga getätigt. Den bis dato teuersten Spielerimport leistete sich 1977 der HSV. Generalmanager Peter Krohn löste beim FC Liverpool Englands Stürmerstar Kevin Keegan für 2,2 Millionen Mark aus und holte sich als Trainer für den nach seiner Ansicht zu hausbackenen Kuno Klötzer »Paradiesvogel« Rudi Gutendorf an die Alster. Gleich zum Start besiegte der MSV Duisburg den HSV mit 5:2 und Bernard Dietz machte die »Mighty Mouse« (mächtige Maus) Keegan zum Mäuschen. Und nach dem 0:2 im Lokalderby gegen den FC St. Pauli zogen Krohn und Gutendorf die Konsequenzen: Der Manager bat in einer Krisensitzung um Vertragsauflösung zum 31. Oktober, der Trainer um Beurlaubung zum Jahresende.
15 Jahre bemühte sich der HSV in der Bundesliga, Meister zu werden. 1979 war es soweit. Mit dem Disziplinfanatiker Branko Zebec als Trainer und einer Vielzahl erstklassiger Spieler sicherten sich die Hanseaten vorzeitig den Titel. Auf dem Bild tragen Kaltz und Hartwig den Trainer über den Platz. Die Meisterfeier im Stadion wurde überschattet durch Ausschreitungen gewalttätiger Fans nach dem 1:2 im letzten Spiel gegen den FC Bayern: Es gab 71 zum Teil Schwerverletzte.
HSV-Spieler wählten Gutendorf ab
Krohn hatten Schuldgefühle (»Die Verpflichtung von Gutendorf war ein Irrtum«), Gutendorf ein Misstrauensantrag der Spieler, die mit 15:3 Stimmen gegen eine Weiterbeschäftigung des Trainers votiert hatten, zum Aufhören veranlasst. Neuer Mann am Schalthebel der Macht wurde Günter Netzer, der zusammen mit Interimstrainer Arkoc Özcan nicht mehr viel bewegte und erst Punkte für sich sammelte, als er den Jugoslawen Branko Zebec für die Saison 1978/79 als neuen Trainer ankündigte.
Das Ziel, endlich Meister zu werden, verspielte wieder einmal Schalke 04. Friedel Rausch kostete die zeitweise Unterschlagung von Vereinsgeldern 15 000 Mark Strafe durch das DFBBundesgericht und anschließend, im Dezember 1977, den Job. Wie der HSV belegte Schalke nur einen Platz im Mittelfeld. Meister aber wurde der 1. FC Köln, 14 Jahre nach seinem Auftakttriumph. Trainer Weisweiler hatte 1977 Wolfgang Overath vergrault und Heinz Flohe zum Kapitän und »Kopf« des Teams bestimmt – eine Maßnahme, die sich auszahlte. Köln gewann den Meistertitel in einem aufregenden Finale, das heftige Reaktionen auslöste (siehe auch: »Entscheidungen auf der Ziellinie«).
Dieter Müller: Sechs Tore in einem Spiel
Den 17. August 1977 wird Horst-Dieter Höttges so wenig vergessen wie den Endspieltag der WM 1966, an dem sein Gegenspieler Geoff Hurst drei Treffer zum 4:2-Sieg der Briten in Wembley beisteuerte. Werder-Trainer Hans Tilkowski hatte den kompromisslosen Verteidiger im Bundesligaspiel beim 1. FC Köln auf Dieter Müller angesetzt, den Torschützenkönig der Saison 1976/77 (34 Treffer).
Müller, der eigentlich Kaster hieß, nach der Scheidung seiner Mutter aber den Namen seines Stiefvaters annahm, gab den 34-Jährigen in diesem Spiel 90 Minuten der Lächerlichkeit preis. Als der gebürtige Offenbacher, dessen drei Halbfinaltore gegen Gastgeber Jugoslawien bei der EM 1976 Deutschland ins Endspiel ge bracht hatten, sein drittes Tor erzielt hatte, schimpfte Tilkowski: »Wo saust denn nur der Höttges rum.« Am Ende hatte Dieter Müller sechs Tore und damit sicherlich einen Rekord für die Ewigkeit erzielt. Das Spiel gewannen die Kölner übrigens mit 7:2. Es war eine Station auf dem Wege zur Meisterschaft 1978. Müller teilte in diesem Jahr den Titel des Torschützen königs mit Gerd Müller; beide trafen 24-mal.
Von HSV-Manager Peter Krohn an die Alster geholt, war Kevin Keegan in seinem zweiten Jahr in Hamburg sein Geld wert (2,2 Millionen Mark Ablöse an den FC Liverpool). Im Meis terjahr erzielte die »mighty mouse« 17 Tore, vier mehr als »Kopfball-Un ge heuer« Horst Hrubesch.