Kitabı oku: «Häuser des Jahres 2021», sayfa 3
Freundliche Festung
Anerkennungen
von Wespi de Meuron Romeo Architekten BSA
in Klingnau (CH)

Auf beinahe quadratischem Grundriss steht das kleine Haus robust und sicher am Hang. Der Blick fällt gerahmt ins Tal, innen zeichnet das durch die vorgelagerte Betonschicht fallende Licht malerische Sonnenflecken.
Klingnau liegt im unteren Aaretal im Schweizer Kanton Aargau, rund vier Kilometer südlich der Grenze zu Deutschland. Das historische Städtchen thront auf einem Schotterhügel und bietet Blick ins untere Aaretal, auf den Stausee, in den Schwarzwald und bei guten Sichtverhältnissen bis in die Berner Alpen. Die Klingnauer Weine dokumentieren auch kulinarisch die guten klimatischen Verhältnisse. Die architekturbegeisterte Bauherrschaft, die hier 729 Quadratmeter Grund bebauen wollte, hatte klare Vorstellungen, wie ihr Haus ausschauen sollte und entschied sich nach intensiver digitaler wie analoger Suche für das Büro wespi de meuron romeo architekten bsa aus dem mehr als 200 Kilometer entfernten Caviano im Tessin, an der schweizerisch-italienischen Grenze. Berühmt ist das Büro für „freundliche Festungen, die auf einzigartige Weise mit der Natur verschmelzen“, wie Kollegen beschreiben. Und auch im letzten Jahr überzeugten Markus Wespi, Jérôme de Meuron und Luca Romeo unsere Jury mit einem Haus in Ascona, für das sie eine Anerkennung erhielten. Die Bauherren überzeugte, „dass wir viel mit den Materialien Bruchstein, Glas und Beton arbeiten, die Liebe zum Detail in unseren Bauten und dass wir jeweils wenig in die Natur eingreifen“, erinnert sich Jérôme de Meuron. Ihren Prinzipien blieben die Architekten auch bei diesem Haus treu: Der Aushub beschränkt sich lediglich auf eine Geschosshöhe, die bestehende Topografie wurde kaum verändert, das Haus steht tatsächlich wie eine kleine, Geborgenheit stiftende Festung im Hang über der steil abfallenden Felswand.
Die 111 Quadratmeter Wohnfläche verteilen sich ökonomisch auf zwei Ebenen mit annähernd quadratischen Grundrissen. Auch die Außenhülle kommt ohne Einschnitte oder Vorsprünge aus. Leicht nach Südwesten verdreht öffnet sich das Haus auf beiden Geschossen vollverglast zur Aussicht auf den historischen Dorfkern. Gelenkt und gerahmt werden die Blicke durch kleine und große, quadratische und beinahe quadratische Öffnungen, teils als Fenster, teils als Einschnitt ausgebildet. Der grob gewaschene Betonfilter dient als Sonnenschutz und zeichnet im Inneren malerische Reflektionen auf die hellen, naturgrau verputzten Wände. Als zweite, auf Abstand gerückte Schicht entstehen zudem Großzügigkeit und Tiefe. Die nordseitigen Fassaden hingegen sind weitgehend geschlossen und garantieren die gute Energiebilanz.
Erschlossen wird das Haus im Obergeschoss, der Weg vom Parkplatz an der östlichen Grundstücksgrenze führt durch den Garten, vorbei an einer alten Eiche, an grünen und gepflasterten oder bekiesten Plätzen. Bereits von der breiten, verglasten Eingangszone fällt der Blick ins Tal. Ein Block, zentral platziert, nimmt die Garderobe sowie einen Sanitärraum auf, er gibt der Treppe Halt und der Sitzbank für den Esstisch. Die Küchenzeile steht mittig, drum herum wird komfortabel gewohnt. Das Erdgeschoss ist den Privaträumen vorbehalten.
Urteil der Jury
von Udo Wachtveitl
Meisterschaft zeigt sich an der sicheren Hand vor allem dort, wo man sich nicht mehr auf Überkommenes, auf Notwendigkeiten gar, berufen kann. Wer wacker allen Regeln folgt und allgemein Bewährtes zu seinen Leitplanken macht, der wird nie ganz fehlen; zur Meisterschaft aber bedarf es zusätzlich des unfehlbaren Instinkts auch dort, wo auf die Frage „Warum?“ nur noch geantwortet werden kann: „Weil’s gut so ist! Siehst du es nicht?“
Zur Anschauung mag hier die südwestlich vorgelagerte, nach Lage und Ausrichtung als Schokoladenseite zu betrachtende Filterfassade aus Waschbeton des Hauses in Klingnau dienen. Freilich lassen sich auch für deren Gestaltung einige übliche Verdächtige als gute Gründe anführen. Sie organisiert den Blick nach draußen, macht aus einer platten Draufsicht vielfältig inszenierte Dioramen, sorgt für maßvolle Beschattung und ein Gefühl von Schutz und Geborgenheit. Ihre Trutzburganmutung ist provokante Antithese zu den feinen Innenräumen und der sie begrenzenden leichten Vollverglasung, intendierter Pflanzenbewuchs erobert schon teilweise das Zwischenreich und erweitert die von innen nach außen gestaffelten Raumqualitäten abermals … all das ist richtig.
Wie aber nun die 15 Öffnungen angeordnet sind, wie sie sich einem schnell ablesbaren Schema verweigern und wie sie dennoch eine lockere, stimmige Ordnung erzeugen, das – zum Beispiel – ist meisterlich. Das Thema der lockeren Ordnung auch in so einem Detail wie der Gehwegpflasterung widergespiegelt zu finden, macht uns nur umso gewisser, dass hier Könner am Werk waren.

Die steile Hanglage mit instabilem Baugrund stellte eine besondere Herausforderung dar. Das kompakte Haus auf beinahe quadratischem Grundriss schiebt sich eingeschossig in die bestehende Topografie, sie wurde so wenig wie möglich verändert. Auch ein alter Baum beim Parkplatz konnte erhalten werden: wirtschaftlich und landschaftsarchitektonisch die ideale Lösung.

Das Budget der Bauherren war begrenzt. Auf eine anspruchsvolle Gestaltung wollten sie jedoch nicht verzichten: Klein und fein ist heute ihr Haus.

Die Innenräume des Sichtbetonbaus wurden naturgrau verputzt, die gesamte Außenhülle besteht aus grobem gewaschenen Beton, der teilweise bepflanzt wird.

Querschnitt

Grundriss Erdgeschoss

Längsschnitt

Grundriss Obergeschoss

Hersteller: Außenwand & Fassade: K. Vögele Hoch + Tiefbau AG, Leuggern (CH) | Fenster: Ernst Keller AG, Klingnau (CH) | Türen, Tore & Beschläge: Fischer Schreinerei & Innenausbau GmbH, Kleindöttingen (CH) | Bad, Sanitär & Armaturen: Emporio, Via tortona Gessi | Küche & Küchenarmaturen: Fischer Schreinerei & Innenausbau GmbH, Kleindöttingen (CH)
Beteiligte Unternehmen: Ausführungsplanung und Bauleitung: weberbuess Architekten FH/SIA, Basel (CH), www.weberbuess.ch
Maßstab
M 1:200
1Eingang
2Kochen
3Essen
4Wohnen
5Garderobe/WC
6Schlafen
7Arbeiten
8Bad
„Architektur – zeitlos selbstverständlich, verwoben mit Baukultur und Ort, mehr Entdeckung als Erfindung, aus altvertrauten Stimmungen Neues schaffen, Atmosphäre, Licht und Schatten – das mögen wir.“

Markus Wespi, Jérôme de Meuron,
Luca Romeo
Wespi de Meuron Romeo
Architekten BSA, Caviano (CH)
Anzahl der Bewohner:
3
Wohnfläche (m2):
111
Grundstücksgröße (m2):
729
Standort: Klingnau (CH)
Zusätzliche Nutzfläche (m2): 26
Bauweise: Sichtbeton
Fertigstellung: 03/2018
Architekturfotografie:
Monica Spezia (Living Inside srl),
Mailand (I)
Lageplan

Einraum für zwei
Anerkennungen
von Hohengasser Wirnsberger Architekten ZT GmbH
in Winkl – Spittal an der Drau (A)

Der Fußabdruck minimal, der Grundriss reduziert, die Technik so simpel wie möglich: „Less is more“ sorgt für maximale Wohnlichkeit und größtmögliche Lebensqualität.
„Auf die Architekten wurde ich aufmerksam, nachdem ich viele Holzbau- Seiten im Internet durchforstet hatte und auf ein von ihnen gebautes Haus am Wörther See gestoßen war. So fühlte ich mich mit meinen Ideen und Vorstellungen gleich sehr gut verstanden. Mein großes Anliegen war es, ein Haus zu bauen, das sich einfügt und zurückgenommen und schlicht erscheint. Das nicht repräsentativ ist, sondern erst auf den zweiten Blick wahrgenommen wird. Der Scheunencharakter ist mir sympathisch. So war es mir auch wichtig, so wenig wie möglich vom Ursprungsgelände zu verändern.“
Die Architekten, von denen die Bauherrin spricht, sind Sonja Hohengasser und Jürgen Wirnsberger. Die beiden arbeiteten seit 2009 in einer Bürogemeinschaft zusammen, ehe sie 2017 Hohengasser Wirnsberger Architekten ZT GmbH gründeten, in Spittal an der Drau, nicht weit von dem Grundstück am Rande einer Wohnsiedlung entfernt, das das Psychologenpaar mit ihnen bebauen wollte. Beziehungsweise: Das sie so wenig wie möglich verändern wollten. Unverbaubar ist der Blick von dem 750 Meter hohen Bergrücken zwischen Drautal und Millstädter See, im Süden und Westen liegen die Wiesen des angrenzenden Bauernhofs, im Norden die Zufahrt. Mit minimalem Fußabdruck, in und mit der Landschaft sollte hier der Rückzugsraum der Bauherren entstehen, ein „stationärer Wohnwagen“ für die weitgereisten Camper. Die Architekten entwickelten ein Einraum-Haus auf 65 Quadratmetern. Nach Osten, Süden und Westen öffnet es sich komplett zur Landschaft, im Norden finden in einer 140 Zentimeter breiten Raum-Schicht der Schlaf- Alkoven, Bad, WC und Garderobe ausreichend Platz. Auf den Längsseiten geht der Raum in die überdachten Terrassen über, die Ostterrasse dient zudem als geschützter Eingangsbereich. Unerwünschte Einblicke verhindern die Nebenraumzone ebenso wie die geschlossen gestalteten Eingangstüren.
Bis auf die Fundamente und einige statisch notwendige Verbindungsmittel besteht die gesamte tragende Struktur aus Fichten-Brettschichtholz. Die horizontale Stulpschalung, die Dachuntersicht und die Fenster sind in massivem Fichtenholz ausgeführt, auch im Innenbereich sind sämtliche Oberflächen wie Böden, Wandvertäfelung, Innenwände und Möbel aus massiven Fichte-Dreischichtplatten gefertigt. Alle Holzoberflächen sind unbehandelt, sie werden über die Jahre Verwitterungs- und Benutzungsspuren aufweisen und mit der Umgebung verwachsen. Die Technik ist auf das Notwendigste reduziert und in einer Wand zwischen Bad und WC mit Bodenkanal zur Küche gebündelt und „aufholz“ verlegt. Beheizt wird das Haus mit einem Holzscheitofen im Zentrum des offenen Hauptraumes und über die großzügige Verglasung. Dabei verhindert das ausladende Vordach eine sommerliche Überwärmung, Quer- und Längslüftung sorgen auch an extrem heißen Sommertagen für ein angenehmes Raumklima.
Urteil der Jury
von Katharina Matzig
Ein stationärer Wohnwagen, das ist – rein rhetorisch betrachtet – ein Oxymoron, vielleicht sogar ein Paradoxon, also ein Widerspruch in sich. Das Immobile steckt der Immobilie nun einmal schon im Namen. Den Auftrag eines passionierten Camper-Ehepaares, ihnen einen stationären Wohnwagen zu bauen, müssten seriöse Architekten daher eigentlich ablehnen. Dass Sonja Hohengasser und Josef Wirnsberger seriöse Architekten sind, steht jedoch außer Frage. Dass die beiden auch ausgezeichnete Architekten sind, die Unmögliches möglich machen und dem Widerspruch eine Form geben, haben sie nun mit dem Haus in der Wiese bewiesen: Schlicht und selbstverständlich stellten sie den schmalen, in rhythmisch aufgeglaste Joche gegliederten Holzbau längs zum Hang. Auf aufwendige Erdbewegungen konnte verzichtet werden, es wirkt, als könne man die leichte und dabei doch so robuste, unprätentiöse Struktur bei Bedarf noch ein wenig nach rechts oder links verschieben. Sparsam und effektiv wie in einem Wohnwagen wurde auch der Grundriss organisiert, ein Möbel sorgt für die gewünschte Zonierung. An allem wurde bei diesem kleinen Haus gespart, nur nicht an der Gestaltung: Mehr als 65 Quadratmeter hat es nicht, der ökologische Fußabdruck ist gering ebenso wie die Baukosten. Die Technik ist eher low denn high, Leitungen wurden gebündelt und sichtbar verlegt, die Sonne wärmt, das Dach verschattet, die Wiese ist der Garten. Wer so wohnt, braucht nicht mehr zu verreisen.

Die besonderen Herausforderungen bei diesem Projekt? Die gewohnten Raumgrößen und Ausstattungsstandards zu hinterfragen. Es gibt im ganzen Haus nur eine Wand, die sämtliche Installationen beherbergt, die restlichen Leitungen und Kabel wurden „aufholz“ verlegt. Der Garten? Eine Blumenwiese.


„Die Reaktionen der Menschen vor Ort auf das Haus sind sehr gemischt“, wissen die Bauherren. „Von manchen wird es belächelt, nicht solide genug, fast armselig, zu schlicht. Einheimische Großbauern sehen darin einen Schuppen. Auch müsste man es innen doch noch verkleiden. Rohe Holzwände und offen verlegte Leitungen gehen wohl nur im Stall! Und wo ist da Platz für den Fernseher?“

Ähnlich der traditionellen „Heu-Harpfen“ im südlichen Alpenraum steht die klare Holzstruktur mit minimalem Fußabdruck in der Landschaft. Auch die Grundrissgestaltung ist auf ein Minimum reduziert: Durch die Reduktion der Nebenraumzone ist ein vergleichsweise großer Einraum entstanden, der durch ein Raum-Möbel in Wohn-, Koch- und Essbereich gegliedert ist.
Querschnitt

Grundriss Erdgeschoss

Material/Hersteller: Außenwand & Fassade: Holzrahmenbau Konstruktionsholz Fichte, Fassade aus unbehandelten Fichtenbrettern | Dach: Villas-Contur Dachbahnen | Fenster: Fichte unbehandelt | Bodenbeläge & Designböden: Fichte Dreischichtplatten, geseift | Innenwandgestaltung: Wände und Möbel aus Fichte Dreischichtplatten, unbehandelt
Beteiligte Unternehmen: Holzbau Tschabitscher GmbH, Steinfeld (A), www.drautalhaus.at
Maßstab
M 1:200
1Eingang
2Terrasse
3Kochen, Essen, Wohnen
4Schlafen
5Bad
„Wir wollen Häuser bauen, die sich aus dem Dialog mit der Landschaft entwickeln.“

Sonja Hohengasser,
Jürgen Wirnsberger
Hohengasser Wirnsberger Architekten
ZT GmbH, Spittal an der Drau (A)
Anzahl der Bewohner:
2
Wohnfläche (m2):
65
Grundstücksgröße (m2):
994
Standort: Winkl – Spittal an der Drau (A)
Zusätzliche Nutzfläche (m2): 23
Bauweise: Holzbau, Skelett- und Rahmenbau
Fertigstellung: 12/2018
Architekturfotografie:
Christian Brandstätter, Klagenfurt (A)
www.christianbrandstaetter.com
Lageplan

Vorne hui. Und hinten? Besonders hui!
Anerkennungen
von ARSP ZT GmbH
in Dornbirn (A)

Mit einem leichten Stahlgerüst erweiterte die Architektenfamilie den Altbau von 1929. Zur Straße hat er sein Gesicht bewahrt, im Garten zeigt sich die zeitgemäße Adaption an heutige Wohnwünsche.
Dass Dornbirn im Vorarlberg seit Jahren als “Mekka der Baukultur” gilt, hat der 1960 verstorbene Wilhelm Fleisch nicht mehr erlebt. Dabei muss sich die Siedlung “Rüttenersch”, die der Architekt 1929 im Auftrag der Stadt zur Milderung der Wohnungsnot anlegte und in der 19 typengleiche Wohnhäuser im Stil der Zwischenkriegszeit entstanden, nicht verstecken. Städtebaulich sind die Gebäude versetzt angeordnet, es entstand ein rhythmisierter, durchgrünter Straßenraum, trotz relativer Dichte haben die Häuser geschützte Gärten. Die sogenannte „Villa Fleisch“ unterschied sich bereits vor dem Umbau 2018 von den Nachbarn, sie war 1935 zur Gartenseite um vier Meter erweitert worden. Für die Architektenfamilie auf der Suche nach Wohnraum war sie die perfekte Lösung: Ein eigener Neubau war nie interessant und kam auch nicht wirklich in Frage, die Nutzung alter Bausubstanz erscheint Rike Kress, Assoziierte im Dornbirner Büro ARSP – Architekten Rüf Stasi Partner, reizvoll und richtig. Zum Zeitpunkt des Umbaus präsentierte sich das Haus zur Straße hin in weitestgehend ursprünglichem Zustand. Die nordseitige Gartenseite des Anbaus von 1935 jedoch wirkte mit den beliebig platzierten Fenstern, so Rike Kress, eher unbelebt und abweisend.
Das architektonische Konzept für die Umgestaltung folgt dieser Janusköpfigkeit: Die Straßenfront blieb erhalten, zum nordseitigen Garten erweitert sich das Haus jedoch jetzt um zwei weitere Meter durch einen vorgesetzten Stahlanbau. Dabei folgt die in ihrem Material dem Gebäude eigentlich so fremde neue Raumschicht der Silhouette des Altbaus. Die Brüstungen der bestehenden Fenster wurden abgebrochen, sodass der Metallgitteranbau den Ausgang ins Freie auf allen Ebenen ermöglicht.
Innenräumlich wurde die bestehende Aufteilung – eine kleine Einliegerwohnung und ein Gästezimmer im Erdgeschoss sowie eine Familienwohnung in den oberen beiden Geschossen – beibehalten. Wände wurden entsprechend der Lebensvorstellung der Familie versetzt, abgebrochen, neu errichtet, heute lebt es sich hier mit präzisen Durchblicken und sinnhaften Raumfolgen. Lehmputz und Holztäfer sorgen für Wohnlichkeit. Entstanden ist das neue alte Haus mit viel Eigenleistung, „und das neben der sehr zeitintensiven Berufstätigkeit und einem laufenden Familienleben mit zwei Kindern“, eingschränktem Budget und dem selbst gesetzten Ziel, „dass wir uns nach dem Kauf des Grundstücks im Frühjahr vorgenommen hatten, noch im Herbst des gleichen Jahres in unser neues Zuhause einzuziehen.“
Urteil der Jury
von Sven Aretz und Jakob Dürr
Bestehende Gebäude nach Möglichkeit weiterhin zu nutzen, wo nötig zu ändern und zu ergänzen, kann unter Berücksichtigung der baulichen Angemessenheit ein guter Beitrag zum nachhaltigen Bauen sein. Dieser Vorgang hat gute Tradition und findet sich auch im Bestandsgebäude selbst wieder, das 1929 erbaut und 1935 baulich erweitert wurde.
Es ist eine Qualität, in einem Bestandsgebäude nicht das zu sehen, was es ist, sondern was es sein kann. Konzeptionell schlüssig legt das österreichische Architekturbüro aus Dornbirn das funktionale und räumliche Potenzial des Bestandsgebäudes in der Wohnung vom ersten Obergeschoss bis in den Dachraum frei und ergänzt die neu organisierte Wohnung durch eine Art begehbares „Gartenregal“. Dadurch gewinnen die jeweiligen Wohnräume einen witterungsgeschützten Außenraum mit direktem Gartenzugang.
Die Verwendung des zeitgenössischen Baumaterials Stahl macht den baulichen Eingriff ablesbar und trägt gleichwohl der gesellschaftlichen Entwicklung mit dem Bedürfnis nach erlebbarem Außenwohnraum Rechnung. Holzdielen als Außenbelag spannen den materiellen und zugleich zeitlichen Bogen zum Dielenboden des Bestandsgebäudes. Ein hauchdünnes Metallgewebe als Absturzschutz verleiht dem „Gartenregal“ ein Gefühl von Leichtigkeit ohne Barriere zum Naturraum. Es ist immer wieder erfrischend zu sehen, wie wenig Eingriff notwendig ist, um Gutes zu schaffen.


„Dass wir Planer und Bauherr in Personalunion waren“, so Rike Kress, „hatte den Vorteil, dass viele Entscheidungen sehr spontan getroffen werden konnten und wir auf Kostenentwicklung und vorgefundene Überraschungen im Bestand sehr schnell reagieren konnten.“

Die Architekten sehen den Wunsch nach dem Bau eines Einfamilienhauses kritisch: Es sorgt für Zersiedelung, hat einen hohen Flächenverbrauch und ist oftmals unflexibel. „Daher kann der ständige Neubau von Einfamilienhäusern unseres Erachtens nicht die Antwort auf die Wohnungsfrage sein. Zumal es gleichzeitig so viel Leerstand bei bestehenden (Wohn-) Gebäuden gibt. Bei unserer Suche nach einem geeigneten Wohnraum waren wir deshalb immer auf der Suche nach gemeinschaftlichen Wohnformen einerseits oder einem interessanten Bestandsgebäude. Mit der „Villa Fleisch“ hatten wir dann schließlich Glück. Die Bausubstanz ist sehr robust und in der Struktur äußerst flexibel nutzbar. Auch, dass mehrere Wohneinheiten prinzipiell schon angelegt waren (Familienwohnung oben, Einliegerwohnung unten, Jokerzimmer für Gäste und als Zwischenlösung für Freunde und Bekannte), hat uns sehr gereizt.“

Ansicht

Querschnitt

Grundriss Dachgeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Hersteller: Absturzsicherung beim Stahlanbau: Webnet, Firma Wüstner
Maßstab
M 1:400
1Eingang
2Wohnen
3Kochen, Essen
4Bad
5Schlafen
6Gast
7Terrassenanbau
8WC
9Arbeiten
10Wohnküche
„Ein wichtiges Anliegen bei diesem Projekt war es für uns, das Gebäude neu zu beleben, ohne ihm den Perfektionismus eines Neubaus überzustülpen. Keine Totsanierung, sondern eine Revitalisierung.“

Frank Stasi, Rike Kress
ARSP ZT GmbH, Dornbirn (A)
Anzahl der Bewohner:
3 + 1
Wohnfläche (m2):
165 + 58
Grundstücksgröße (m2):
615
Standort: Dornbirn (A)
Bauweise:
Bestand: Mauerwerkswände, Dachstuhl aus Holz, Anbau: Stahlbau
Fertigstellung: 10/2018
Architekturfotografie:
Zooey Braun, Stuttgart
Lageplan
