Kitabı oku: «Und du bist nicht da», sayfa 5

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Kapitel 10

Julian

Ich bin nicht gleich zurück zum Herzoghof gefahren. An der Weggabelung musste ich anhalten. Immer noch versuche ich mich zu fangen. Wenn ich meine Augen schließe, sehe ich Annas Gesicht. Die Wangen gerötet, unter dem Auge ein blauer Fleck, die Nase aufgeschlagen. Ich kann es einfach nicht glauben. Was ich gerade gesehen habe, übersteigt alles was ich bisher erlebt habe. Ich habe sie gefragt, ob ihr Vater ihr das angetan hat. Sie hat nicht darauf geantwortet, doch ich bin mir sicher. Wie kann man so etwas tun? Ich atme tief durch. Niemals hat mein Vater gegen mich oder meine Schwester die Hand erhoben, selbst wenn es dazu hin und wieder Anlass gegeben hätte. Niemals…Je mehr ich darüber nachdenke umso weniger verstehe ich es. Anna ist so ein besonders Mädchen. Überlegt und keinesfalls rebellisch oder sonst etwas, kein Grund der solch ein Handeln nur Ansatzweise rechtfertigen könnte. Ich möchte nicht, dass ihr jemand wehtut. Ich muss zurück. Sie muss weg von dort, ich kann und darf das nicht hinnehmen. Ich setze den Helm wieder auf und starte die Vespa, doch dann halte ich inne. Er wird ihr wieder wehtun, besonders wenn ich dort auftauche. Es war wohl ein Glück, dass er gerade vorhin nicht zu Hause war. Darum wollte sie nicht, dass ich sie nach Hause bringe oder abhole. Jetzt verstehe ich alles. Ich hätte es spüren müssen und wenn ich jetzt darüber nachdenke macht es auch Sinn. Sie hat wirklich Angst vor ihrem Vater. Ich erinnere mich an ihrem Blick, als sie an mir vorbeifuhren. Da war so viel Verzweiflung, dass es mir augenblicklich fast den Magen umdreht. Aber ihre Mutter ist nett, doch wie kann sie das alles mitansehen, oder gar dulden? Ich verstehe es nicht. Wenn ich sie zumindest anrufen könnte…Sie fehlt mir. Es zieht wieder in meinem Bauch. Ich muss nachdenken. Überlegen. Langsam rolle ich zurück zum Herzoghof. Meine Kumpels sitzen bei einer Flasche Wein vor dem Haus. Es ist ein lauer Abend, nicht so schwül wie die letzten Tage, aber das ist durchaus angenehm. Ich bin an diese schwülheißen Nächte nicht gewöhnt.

„Trinkst du auch ein Glas? Frau Herzog hat ihn vorhin herübergebracht“, fragt mich Sam und zeigt auf den leeren Platz neben ihm.

Mir ist absolut nicht nach Wein und das nicht nur, weil mir der Alkohol der vergangenen Nacht immer noch in den Knochen sitzt. Ich fühle mich mies und von Stunde zu Stunde kommt etwas dazu, dass mich noch mehr fertig macht. Der Kater, Janine, dass ich Anna blöd angemacht habe und sie jetzt auch noch so verletzlich, nein verletzt zu sehen, das halte ich nicht aus.

„Nein…Ich geh schlafen“, murmle ich und gehe an den Jungs vorbei.

„Hat wohl nichts gebracht bei Anna, was?“, ruft mir Daniel nach.

Ich kommentiere seine Frage nicht und gehe direkt auf mein Zimmer. Die letzten Wochen waren toll. Ich habe soviel gesehen und erlebt. Es war lustig und wir haben echt nichts ausgelassen. Dann kamen wir hierher. Es sollte eigentlich nur ein kurzer Abstecher auf dem Nachhauseweg werden, doch jetzt gefällt es uns allen so gut, dass wir noch ein bisschen bleiben wollen. Ein Grund bei mir war Anna. Sie weiß was sie will. Keine Ahnung ob sie mich auch gleich so wollte wie ich sie. Sie war schon ziemlich verschlossen, aber seit heute glaube ich den wahren Grund dafür zu kennen. Ich lasse mich samt Klamotten ins Bett fallen. Es wäre besser sie in Ruhe zu lassen. Ich mache ihr Schwierigkeiten. Ihr Gesicht und die Schmerzen hat sie bestimmt mir zu verdanken. Das will ich nicht…Nein…Ich atme aufgeregt durch und lege dabei meine Hände vors Gesicht. Wenn ich sie nicht gehen gelassen hätte heute Nacht, dann wäre das nicht passiert. Ich seufze tief. Ich kann sie nicht in Ruhe lassen. Es geht einfach nicht. Es ist noch gar nichts passiert zwischen uns außer vielen Küssen und ein paar wundervollen Berührungen, aber das ist auch gar nicht wichtig. Ich weiß, dass ich sie liebe. Gott…kann das sein? So ein Gedanke ist mir noch nie eingekommen. Noch nie. Ich schließe meine Augen und atme ruhig. Mama sagt immer, am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende. „Alles wird gut Anna“, murmle ich und drehe mich zur Seite.

Kapitel 11

Anna

Der Tag verging schleppend. Mein Gesicht schaut heute noch ein bisschen schlimmer als gestern aus, aber damit habe ich gerechnet. Der zweite Tag ist immer der Schlimmste, danach wird es besser. Ja, es ist traurig, aber ich kann inzwischen aus Erfahrung sprechen. Zumindest habe ich heute den ganzen Tag Mathe gepaukt und meine gefakten Bespiele gelöst. Langsam verstehe ich diese öden Gleichungen. Ich schließe mein Heft und starre ein Loch in die Luft. Allmählich wird es dämmrig. Heute war ein schöner Tag, aber mit dem Baden am See wird es auch die nächste Zeit nichts werden. Ich lehne mich zurück und amte durch. Er fehlt mir. Sofort krampft sich mein Herz gefolgt von meinem Magen zusammen. Ich stehe auf und gehe hinunter, Mama sperrt gerade den Hühnerstall ab.

„Kannst du mich hinfahren?“, frage ich vorsichtig.

„Wohin Anna?“, meint Mama und putzt sich die Hände ab.

„Zu Julian, auf den Herzoghof.“

Sie lächelt, dann nickt sie. „Sicher. Willst du dich noch umziehen?“

Ja, ich bin nicht im Datelook, aber das ist auch nicht nötig. Ich bin wie ich bin, darum schüttle ich den Kopf. „Ich hole nur noch mein Handy.“

Meine Haare bürste ich doch noch schnell durch. Mama wartet schon im Wagen und lächelt immer noch. Mein Herz klopft. Ich möchte ihm sagen, dass ich seine Entschuldigung von gestern Abend annehme. Es ist nicht fair unhöflich zu sein. Er war nie so wie an dem Abend, darum will ich mal nicht so sein. Mein Puls wird immer schneller, je näher wir zum Hof der Herzogs kommen.

„Soll ich dich dann später wieder abholen kommen?“, fragt Mama und hält in der Hofauffahrt an.

„Ich ruf dich an, aber ich weiß nicht ob das ziemlich schnell sein wird, oder doch länger dauert.“

Sie streicht sanft über meine Wange. „Das macht nichts. Ruf einfach an. Bis später.“

„Ja…Bis später.“ Ich steige aus und winke ihr noch kurz hinterher. Meine Knie sind wackelig. Sehr wackelig. Langsam gehe ich Richtung Ferienhaus. Es ist leise, aber ich höre Stimmen je näher ich komme. Julians Freunde sitzen vor dem Haus und unterhalten sich, er ist allerdings nicht dabei. Schüchtern gehe ich näher.

„Hi Anna!“, begrüßt mich einer von ihnen. Weil es schon dämmrig ist, bleiben meine Verletzungen im Gesicht unentdeckt, worüber ich froh bin. Ich hasse diese Blicke, vor allem wenn sie mitleidig sind.

„Hi…“, grüße ich freundlich zurück.

Bevor ich fragen kann, meint er sofort, Julian wäre im Haus. Zweites Zimmer links. Ich soll gleich durchgehen. Ich nicke nur und hoffe alles richtig verstanden zu haben, schließlich spricht er nicht deutsch so wie Julian. Zögerlich gehe ich ins Haus. Vor der zweiten Tür links bleibe ich stehen. Mein Herz pumpt und meine Hände schwitzen ein bisschen. Ich klopfe leise an.

„Get off“, höre ich ihn motzen. Toll. Ich klopfe noch einmal und öffne die Tür vorsichtig ein Stück. Bevor ich sie ganz öffnen kann, reißt er sie von innen auf und beginnt wütend auf Englisch etwas zu stänkern. Als er aufsieht, hält er sofort inne. Er lächelt sogar ein bisschen.

„Anna…Sorry…Ich dachte es ist schon wieder Sam…“, entschuldigt er sich.

Ich lächle auch ein bisschen, aber verlegen.

„Läuft nicht so zwischen uns beiden im Moment, was?“, fügt er noch hinzu und senkt seinen Blick.

„Nicht?“, frage ich leise nach.

Er zuckt seufzend mit den Schultern. „Komm doch rein…Ich finde in deiner Gegenwart irgendwie nicht die richtigen Worte“, meint er, und befreit einen Stuhl auf den ich mich offensichtlich setzten soll von Klamotten. Keine Ahnung ob ich mich hinsetzen will, darum bleibe ich stehen, gleich wie er. Ich möchte etwas sagen, doch bevor ich das tun kann greift er nach meiner Hand.

„Nein…Warte…Zuerst ich. Ich habe dich blöd angefasst, das wollte ich nicht, also ich will dich schon anfassen, aber nicht so und ich glaub ich habe Dinge gesagt, die sind anders aus meinem Mund gekommen als ich es wollte…“

Ich habe Schwierigkeiten seinen Worten zu folgen. Deutsch und Englisch mischen sich, alles geht Durcheinander. Er ist ganz verwirrt. Ich muss lächeln und drücke seine Hand etwas fester. Er hält inne und sieht mich an.

„Ich weiß…Ich bin dir nicht mehr böse…Ist schon gut…“, sage ich leise.

Er atmet erleichtert aus. „Ich trinke normalerweise nie so viel…Es ist mir peinlich…“

„Nein…Vergiss es“, schüttle ich den Kopf.

„Aber was ist passiert? Dein Vater? Er war das doch? Warum?“, fragt er vorsichtig.

Ich senke meinen Blick. „Er hat mich erwischt, als ich mitten in der Nacht nach Hause kam. Können wir bitte nicht mehr darüber reden.“

Kurz ist es ganz still. „Oh Anna…“, amtet er dann hörbar aus und zieht mich zeitgleich in seine Arme. Er drückt mich ganz fest an sich und auch wenn meine Schulter dabei ein bisschen wehtut, ist es das beste und schönste Gefühl der vergangenen Tage. Er schmiegt seine Wange an meine und reibt zärtlich meinen Rücken. Er ist immer noch unrasiert, was ungewohnt ist. Dann löst er sich und streicht über meine blaue Stelle im Gesicht. Immer noch sagt er nichts und ich bin froh darüber, aber er lächelt ein wenig, auch wenn ich in seinen Augen erkenne, dass er Mitleid hat. Auch wenn ich das nicht will, ich fühle mich plötzlich so geborgen. Ich lächle auch. Dann küssen wir uns. Lange. Zuerst ganz sanft, dann intensiver. Irgendwann sieht er nervös auf.

„Ich möchte nicht, dass du wegen mir Schwierigkeiten bekommst, du solltest vermutlich nicht hier sein.“

„Er ist die ganze Woche nicht da. Alles ist gut.“

Er sieht mich nachdenklich an. „Alles ist gut? Ich weiß nicht?“

„Doch Julian. Alles ist gut. Bringst du mich jetzt trotzdem nach Hause, oder soll ich meine Mutter anrufen, damit sie mich abholt?“

„Sicher bring ich dich, aber morgen sehen wir uns doch wieder?“

„Ich hoffe schon. An den See will ich aber so nicht.“

„Das macht nichts. Ich muss auch nicht hin.“ Er streicht wieder über meine Wange und hält dabei meine Hand. „Überleg dir einfach etwas anderes.“

Auf dem Weg nach Hause umschlinge ich ihn ganz fest. Ich möchte ihn eigentlich nie wieder loslassen, auch wenn ich weiß, dass es unausweichlich ist. Ich will ihn gar nicht danach fragen wie lange er noch hier ist. In seiner Nähe ist alles besser. Wenn ich so darüber nachdenke, glaube ich mich noch nie so gefühlt zu haben. Es ist ein gutes Gefühl. Ein atemberaubendes Gefühl. Ich drücke meine Nase in seinen Rücken und schließe kurz meine Augen, als wir auch schon da sind. Ich steige ab, er auch. Mama schaut kurz aus dem Fenster und lächelt wieder.

„Wenn dein Vater nicht hier ist, darf ich dich morgen abholen kommen?“

„Ja, das wäre toll. So um zehn? Oder komm doch schon um neun. Dann können wir zuvor noch gemeinsam frühstücken. Ich mach uns Spiegeleier“, schlage ich vor.

Er zieht seine Augenbrauen ungläubig hoch, nickt dann aber. „Das klingt ganz toll. Ich freue mich jetzt schon darauf.“

„Ich mich auch“, etwas verlegen über seinen Blick kratze ich mich an der Stirn.

Er nimmt mir den Helm ab und umarmt mich. Ich will ihn nicht gehen lassen. Ich erwidere seine Umarmung und lasse ihn danach zögerlich los. Schnell gibt er mir noch einen Kuss.

„Dann bis morgen“, hauche ich noch, als er schon wieder aufsteigen will, doch er kommt noch einmal näher.

„Anna…Ich…“, stammelt er.

„Ja? Was denn?“

Er greift nach meiner Hand und schließt kurz die Augen, dann öffnet er sie wieder.

„I love you Anna…“

Mir steht bestimmt der Mund offen und ich bekomme kurz keine Luft. Darum atme ich ganz vorsichtig durch.

„Was?“, frage ich mit piepsiger Stimme.

„Ich liebe dich Anna“, wiederholt er und lächelt dabei zufrieden.

Meine Wangen fühlen sich heiß an, heute im positiven Sinne und in meiner Stirn pocht es seltsam, so als würde das Blut wie wahnsinnig durch meinen Körper rauschen. Ich kann nur nicken und ich glaube ich lächle auch. Es ist, als hätte die Erde sich für einen Moment nicht gedreht. Dann lässt er meine Hand los und fährt weg. Einmal dreht er sich noch um, ich hebe immer noch perplex meine Hand. Dann gehe ich hinein und lehne mich an die Haustür. Ich bekomme fast keine Luft. Er liebt mich. Er liebt mich!?

„Anna?“ Mama schaut aus der Küche. „Alles ok?“

Ich nicke in Zeitlupe. „Ja…Alles ok.“

„Habt ihr euch ausgesprochen?“

Wieder nicke ich. Sie kommt näher und verdreht die Augen.

„Anna Schatz“, säuselt sie und sucht meinen Blick.

Ich versuche wieder zu mir zu kommen und gehe an ihr vorbei an die Küche.

„Ja, ja, alles perfekt. Ich habe ihn zum Frühstück eingeladen, ist das ok?“

„Natürlich. Hast du noch Hunger?“, meint sie und mustert mich immer noch.

„Nein…Kein Hunger. Ich geh schlafen.“

Ich bin total in Trance und dieses Gefühl verändert sich auch den Rest des Abends nicht. Er liebt mich. Ich schlafe mit einem Lächeln ein.

Kapitel 12

Julian

Anna sieht mich ein wenig schüchtern an. Ich könnte sterben für diesen Blick. Wie sie ihre dunklen Wimpern aufschlägt und mich so zaghaft anlächelt, während sie ihr Spiegelei isst. Ich glaube es ist, weil ich ihr gestern gesagt habe, dass ich sie liebe. Ich liebe sie wirklich und was ich in ihrer Nähe fühle bestätigt meine Worte.

„Schmeckt sehr gut Anna“, lächle ich ebenfalls.

Sie nickt, immer noch ein bisschen schüchtern. „Die Eier sind von unseren Hühnern.“

„Toll“, nicke ich und schiebe mir die letzte Gabel voll in den Mund.

„Magst du noch etwas?“

Ich lege meine Hand auf ihr Knie unterm Tisch. Ja…Ich möchte vieles…Essen ist gerade nicht dabei auch wenn das Frühstück lecker war.

„Danke ich bin satt“, himmle ich sie an. Ihre Wangen werden ein bisschen rot.

Da ihre Mutter in Nebenzimmer ist, nehme ich meine Hand wieder von ihrem Bein. Ihre Mum ist nett. Anna sieht ihr ähnlich. Ich kann gar nicht verstehen, wie sie dabei zusehen kann, was ihr Mann seiner Tochter antut. Vermutlich hat sie keine Wahl. In der Grundschule war ein Mädchen in meiner Klasse die auch geschlagen wurde. Auch ihre Mutter wurde regelmäßig verprügelt. Ich erinnere mich dumpf an die blauen Flecken auf den Schienbeinen des Mädchens. Schon damals konnte ich es nicht verstehen. Wenn ich in Annas Gesicht blicke, fühle ich so viel Wut auf diesen mir unbekannten Mann. Wie kann man so etwas tun? Im Grunde ist er schwach, auch wenn er seine Stärke an ihr auslässt. Nur schwache Männer schlagen Frauen. Er ist ein Arschloch.

„Wollen wir fahren?“, reißt sie mich auch meinen Gedanken.

„Ja sicher. Was machen wir denn?“, antworte ich schnell und versuche meinen Groll hinunterzuschlucken, was beim Blick auf die blaue Stelle unter ihrem Auge nur schwer gelingt.

„In der Nähe gibt es so einen tollen Aussichtsfelsen. Ich dachte wir könnten da hin wandern. Hast du ordentliche Schuhe an?“

„Turnschuhe“, entgegne ich neugierig.

„Ja das geht. Also wollen wir?“

Ja ich will. Egal was. Ich würde einfach alles mit ihr und für sie tun. Gestern Abend habe ich noch mit Mama telefoniert. Ich habe ihr von Anna erzählt. Keine Ahnung ob sie mir glaubt wie ernst es mir ist. Trotzdem war sie neugierig. Ja es ist mir ernst, nur weiß ich noch nicht, wie sie von ihren Qualen in diesem Haus befreien kann.

Kapitel 13

Anna

Ich werfe mich fast weg vor Lachen, Julian verdreht ebenfalls amüsiert die Augen.

„Ich verstehe das Spiel nicht…Sorry…“, murmelt er und schaut in seine Karten.

Ich versuche ihm schon den ganzen Nachmittag „Schnapsen“ beizubringen. Ein Naturtalent ist er nicht gerade, aber genau das finde ich so lustig. Es ist nicht schwer gegen ihn zu gewinnen. Grinsend schaue ich über seine Hand in die Karten.

„Aber schau, das wäre doch gegangen“, erkläre ich ihm immer noch ein bisschen grinsend.

Etwas unmotiviert legt er die Karten auf den Tisch und seufzt gespielt. „Dazu muss man wohl Steirer sein um das zu kapieren. Magst du etwas trinken? Ein Glas Wein?“

Ich schüttle den Kopf. Wir sitzen schon seit dem frühen Nachmittag beim Tisch vor dem Ferienhaus. Wir haben viel geredet und eben Karten gespielt. Je mehr wir reden, desto besser wird sein Deutsch, das finde ich ganz toll. Er bemüht sich wirklich. Die anderen Jungs sind am See, obwohl ich glaube, dass es bald zu regnen beginnt. Es grummelt immer wieder und der Himmel ist mystisch grauschwarz verfärbt. Der laue Wind ist auf jeden Fall angenehm, denn es ist wieder einmal ziemlich schwül. Irgendwer hat gemäht. Der satte Duft vom grünen Gras gepaart mit der pappschweren Luft zieht vorbei.

„Nein, kein Wein. Ich habe mein Wasser“, meine ich und mische die Karten noch einmal. „Ich zeig es dir noch einmal. Wenn ich es verstehe, kannst du es allemal.“

„Du setzt hohe Erwartungen in mich.“ Er legt seine Hand auf meinen Oberschenkel. Das hat er heute schon öfter gemacht. Gestern auch. Es gefällt mir. Ich lächle ohne aufzusehen. Auf jeden Fall dürfte er bemerken, dass es mir gefällt.

„Der Wein vom Herzoghof ist aber ganz passabel. Zumindest der Weißwein. Den Schilcher mag ich nicht. Ich glaub der hat meine Sicherungen am Abend bei der Geburtstagsparty durchgebrannt“, meint er und schüttelt dabei den Kopf.

„Das war der Schnaps und die Kombination aus vielen giftigen Drinks“, meine ich.

„Ja. Vermutlich.“

„Aber du hast Recht, der Wein von den Herzogs ist gut. Muss er ja auch sein, die haben unsere Weingärten abkauft, also eigentlich ist das ein bisschen Adler Wein“, erzähle ich nebenbei. „Früher hatten wir einen Weinbaubetrieb.“

„Echt? Abgekauft? Warum denn?“ Julian sieht mich interessiert an.

„Na ja…sagen wir so. Es war die Rettung, damit wir zumindest unser Haus nicht verloren haben. Mein Vater hat alles verspielt und das Trinken hat es nicht gerade besser gemacht. Du verstehst jetzt vielleicht, warum ich nicht so auf den Alkohol stehe. Es kommt nie etwas Gutes raus, das Trinken verändert die Menschen.“ Ich senke meinen Blick und teile die Karten aus. Julian stoppt mich und hält seine Hand auf meine.

„Ich kann einfach nicht glauben was du schon alles miterleben musstest. Es nimmt mir die Luft zum Atmen Anna.“

Ich sehe auf und lächle. „Das muss es nicht. So ist mein Leben. Weißt du, Mama sagt immer man muss zuerst durch den Regen gehen damit man den Regenbogen sieht.“

Julian will noch etwas sagen, als der Wind ziemlich unsanft in die Karten fährt und es gleichzeitig blitzt und donnert. Ich zucke zusammen. Schnell greift er nach den Karten.

„Ich glaub wir sollten rein gehen“, meint er und sieht in den bedrohlich verfärbten Himmel. Die Äste des Baumes unter dem der Tisch steht biegen sich im Wind. Ich nehme schnell die Gläser und spüre schon die ersten Tropfen. Drinnen schließe ich noch schnell das Fenster und sehe nach draußen.

„Ich ruf meine Mama an, dass ich hier bin damit sie sich keine Sorgen macht.“

Julian nickt und wirft sich ins Bett. Mama meint, es wäre kein Problem, ich soll inzwischen bei Julian bleiben, oder sie holt mich später ab.

„Komm zu mir.“ Er streckt seine Hand nach mir aus und ich kuschle mich nur zu gerne an ihn. Ich drücke meinen Kopf fest auf seine Brust und lausche. Blitz. Donner. Wieder Blitz. Ich zähle die Sekunden dazwischen. Julian streicht sanft durch meine Haare.

„Wie oft hast du schon ich liebe dich gesagt?“, frage ich in einer Donnerpause.

„Was?“, meint er ein wenig amüsiert.

„Wie oft?“, wiederhole ich.

„Ich habe es zu meiner Mum gesagt und zu meiner Schwester.“ Er streicht sanft über meine Wange. „Und zu dir habe ich es auch gesagt.“

Ich sehe auf und lächle.

„Und falls du das hören willst, sonst habe ich es noch nie gesagt, denn ich kann das nur sagen, wenn ich es auch so meine.“

Mir wird warm. Keine Ahnung ob es an der schwülen Luft und am geschlossenen Fenster liegt, oder an seinen Worten. Er zieht mich fester an sich und küsst mich.

„Ach, ich muss noch etwas fragen“, murmle ich in seinen Mund. Er verdreht ein bisschen belustigt seine Augen.

„Du hast gesagt du würdest mich schon gerne anfassen. Wo genau?“ Mir wird immer wärmer. Julian zieht die Augenbrauen hoch.

„Du stellst heute viele ungewöhnliche Fragen.“

Ohne zu überlegen ziehe ich mein Kleid über den Kopf. Dann küsse ich ihn.

„Also wo?“, hauche ich nahe an seinem Ohr.

„Überall Anna“, flüstert er zurück.

Ich sehe ihm tief in die Augen. „Dann tu es bitte…“

Er scheint mir plötzlich etwas angespannt über meine Worte. „Was soll ich tun?“

Ich schiebe sein Shirt hoch und streiche ganz zart über seine Brust bis zu seinem Bauchnabel, was ihn tief einatmen lässt, kurz schließt er sogar seine Augen.

„Alles…“, murmle ich und beginne seinen Hals abwärts zu küssen. „Ich hoffe du bist vorbereitet.“

„Nein…Ich bin gar nicht vorbereitet…Not at all…“, atmet er aus und zieht mich auf sich.

Ich greife nach seinen Händen und lege sie auf meine Hüften. Sagen tue ich nichts mehr. Alles was ich will ist ihn fühlen, spüren und lieben. Ich habe viel darüber nachgedacht in den letzten Tagen. Er ist es mit dem ich es tun will und jetzt ist genau der Moment. Mein Herz klopft unregelmäßig und ich bin nervös, weil ich nicht weiß was ich machen soll, aber das versuche ich zu verdrängen. Ich lasse ihn spüren, dass ich ihn jetzt nicht mehr loslassen werde. Ich lasse ihn spüren, was ich will, doch er zögert. Darum sehe ich noch einmal auf.

„Weißt du…Ich wollte genau das mit jemanden zum ersten Mal machen den ich wirklich liebe. Darauf habe ich gewartet und jetzt bist du hier.“ Ich streiche durch seine Locken und über seine Wange. „Ich liebe dich Julian.“

Er sieht mich wortlos an, dann fasst er meine Hände und dreht mich auf den Rücken und drückt sich auf mich. „Du willst es wirklich tun? Mit mir? Jetzt?“

Ich nicke und schließe meine Augen, dann spüre ich seine Lippen an meinen. Seine Hände streichen sanft über meine Arme während sein Mund meinen Hals hinunter wandert. Zuerst bin ich sehr nervös, ich würde sogar sagen unentspannt, doch dann taue ich langsam auf und will immer mehr. Als er meinen BH öffnet bekomme ich kurz keine Luft. Seine Fingerkuppen gleiten sanft über meinen Busen und meine Brustwarzen, eine Reaktion darauf lässt sich nicht vermeiden. Ich atme geräuschlos aus, eine Gänsehaut überzieht mich. Langsam kann ich nicht mehr richtig denken, ich bin nicht sicher ob das gut ist oder nicht. Er streicht über den Saum meines Höschens. Ok. Es ist gut. Sogar unbeschreiblich gut. Besser ich denke also nicht. Doch - kurz muss ich noch denken.

„Julian…Hast du denn ein Kondom?“, frage ich leise, irgendwie klingt das peinlich, und unpassend, aber es nun einmal wichtig.

„Yes…Ja…Ich mach das…verlass dich auf mich…“, murmelt er fast gehaucht und schiebt seine Hand in mein Höschen. Ich halte die Luft an und schließe meine Augen.

Jede seiner Berührungen ist voller Zärtlichkeit. Sanft und liebevoll, ich fühle mich so besonders und das obwohl ich nackt bin, aber auch darüber denke ich nicht mehr nach. Ich lasse meine Augen zu. Wie sich seine warme nackte Haut an meiner reibt, wie er mich küsst und berührt, es ist perfekt. Dann hält er kurz inne und streicht über meine Wange. Ich öffne zögerlich meine Augen. Er lächelt. Ich auch.

„Immer noch sicher?“, haucht er nahe an meinen Lippen. „Wir können auch noch warten.“

„Ja ich bin sicher…Warten kann ich jetzt wirklich nicht mehr“, entgegne ich leise und ein bisschen verlegen.

„Ok…Ich bin vorsichtig…“

Jetzt klopft mein Herz wieder. Ein unbekanntes Gefühl durchfährt mich. Ich habe zwar keine Ahnung davon, aber irgendwie weiß ich doch was zu tun ist. Wir sehen uns in die Augen, er fixiert meinen Blick und ich finde es wunderschön ihm genau in diesem Moment anzusehen. Diese Augen…Dann tut es weh. Zuerst ein bisschen, dann kurz mehr, dann fast gar nicht. Es ist weniger schlimm als erwartet und besser als gedacht. Ich mache meine Augen wieder zu. Er ist sanft und hört nicht auf mich zu küssen. Vorsichtig schiebe ich mich ihm etwas entgegen. Das verstärkt sein Atmen, meines auch. Es ist unglaublich schön und sinnlich. Ich ziehe meine Beine ein wenig an.

„Ok für dich?“, fragt er mich leise in mein Ohr.

„Ja…“, hauche ich und verstärke den Druck meiner Hände an seinem Rücken und das Tempo seiner Bewegungen in mir. Es ist sogar ganz und gar ok. Er atmet leise, aber tief mit leicht geöffnetem Mund nahe an meinem Ohr. Sein Atem ist heiß, das ist so erotisch, dass ich gar nicht weiß wie ich mich noch beherrschen soll. Es lässt ich nicht zurückhalten, dass ich vielleicht ein wenig zu laut nach Luft schnappe. Auch wenn es ein ungewohntes Gefühl ist, diese Kombination aus Lust, Leidenschaft und Liebe schraubt meinen Körper irgendwo hin, wo ich keine Kontrolle mehr über ihn habe. Ich sauge noch einmal den Duft seiner Haut ein und mit dem Ausatmen kann ich nicht mehr. Julian greift nach meinen Händen und presst sie fest in die Matratze, ich glaub er kann auch nicht mehr. Ein herrlich warmes und gleichzeitig prickelndes Gefühl, als würden tausend Ameisen durch meinen Körper schießen durchfährt mich. Ich öffne meine Augen und suche seinen Blick. Sein Mund ist leicht geöffnet, dann lächelt er. Ich auch. Danach fallen meine Lider schwer zu. Julian ist dicht neben mir. Dass es beim ersten Mal so gut ist, damit hätte ich nie gerechnet. Meine Atmung wird langsam wieder regelmäßig. Ich bin müde. So müde.

Ein Geräusch gefolgt von einem kühlen Lufthauch der über meinen Rücken weht weckt mich. Ich sehe auf, es ist schon dämmrig geworden, regnen tut es immer noch. Julian hat das Fenster geöffnet und ist wie es aussieht aus dem Zimmer gegangen. Keine Ahnung wie lange ich geschlafen habe. Ich richte mich auf und strecke mich durch, als er wieder hereinkommt.

„Wolltest du dich aus dem Staub machen?“, witzle ich als er sich wieder zu mir legt und sich dicht an mich schmiegt. Er schiebt meine Haare zur Seite und küsst mich hinterm Ohr.

„Nein…Ich werde dich nicht allein lassen. Niemals“, haucht er in mein Ohr.

Ich seufze. „Doch wirst du. Sehr bald sogar.“

„Nein…“, wiederholt er und dreht mein Gesicht zu sich. „Und? Wie fühlst du dich?“ Er schmunzelt ein wenig und reibt dabei seine Nase an meiner.

„Echt gut…Ich fühle mich echt gut“, schmunzle ich zurück. „Und du?“

„Auch echt gut.“

„Ich dachte es wird wehtun und so…aber es war ganz toll und alles hat gekribbelt“, sage ich etwas schüchtern.

Sein Blick wechselt auf zufrieden glaub ich. „Okay…Ich bin sicher es geht noch mehr als Kribbeln.“

Er schlingt seine Arme fest um mich und küsst mich, was ich nur zu gerne erwidere. Das Klingeln meines Handys holt mich in die Realität zurück. Ich blicke auf das Display, es ist meine Mama. Sie meint es hört nicht auf zu regnen, darum kommt sie mich abholen, auch wenn ich noch lieber bei Julian bleiben will, wird das wohl das Beste sein. Ich kann mich echt schwer von ihm lösen, denn ich weiß, dass ich mich bald ganz von ihm trennen muss. Er wird zurück nach Hause gehen und ich werde hier zurückbleiben. Dieser Gedanke fühlt sich ganz schrecklich an, darum schiebe ich ihn für heute weit nach hinten und kuschle mich noch einmal an seinen nackten Oberkörper bevor mich Mama gleich abholen wird.

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