Kitabı oku: «Und du bist nicht da», sayfa 4

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„Mama…“, murmle ich mit erstickter Stimme. „Bitte nicht weinen…“

Kapitel 7

Anna

Ich liege im Bett und sehe zu wie der Minutenzeiger sich unaufhörlich im Kreis bewegt. Es ist kurz nach zwölf. Mein Gesicht fühlt sich heiß an, in meiner Nase pocht es. Mein Kissen ist ein wenig blutig. Mama hat mir vorhin eine Suppe auf den Tisch gestellt, aber ich mag nichts. Irgendwie würde ich gerne duschen, aber ich habe Angst mich im Spiegel anzusehen. Darum bleibe ich liegen. Kurz denke ich an Julian. War es nur der Alkohol, oder macht er sich wirklich nichts aus mir? Bin ich wirklich das Flittchen für das mich mein Vater hält? Ich drehe mich auf die Seite, meine Schulter tut weh. Dann schließe ich meine Augen.

Schritte in meinem Zimmer wecken mich. Ich öffne ganz vorsichtig meine Augen, als ich sehe, dass es mein Vater ist, schließe ich sie schnell wieder und stelle mich weiterschlafend. Er legt etwas auf meinen Schreibtisch. Dann kommt er zum Bett und bleibt neben mir stehen. Ich halte die Luft an. Geh weg. Geh einfach weg. Er atmet hörbar durch und streicht über meine Schulter. Es kostet mich viel Überwindung sie nicht wegzuziehen und weiter ruhig zu bleiben. Dann geht er aus dem Zimmer. Ich atme durch und richte mich auf. Mein Handy liegt am Schreibtisch. Schlechtes Gewissen. Toll. Wie kann man nur so ein Mensch sein? Mit seinem Verhalten hat er schon meine Brüder aus dem Haus vertrieben, wie kann es sein, dass man so ignorant ist? Mama sagt, er war nicht immer so. Es hat mit dem Trinken angefangen. Dann fing er an zu spielen. Wir haben darum fast den Hof verloren. Früher hatten wir einen großen Weinbetrieb mit viel Grundbesitz. Es ist alles drauf gegangen. Zum Glück konnten wir das Haus behalten. Ich habe von all dem nicht viel mitbekommen, weil ich noch zu klein war, aber ich kann mich immer nur an den autoritären Vater erinnern, wobei das noch freundlich ausgedrückt ist. Er hat mich noch nie liebevoll angesehen, oder in den Arm genommen. Da war kein nettes Wort oder gar ein Lob aus seinem Mund. Es ist schrecklich, aber ich hasse ihn. Wie kann ich Hilfe von Gott erwarten, wenn ich meinen eigenen Vater hasse?

Mühsam krabble ich aus dem Bett und stecke mein Handy an das Ladekabel. Es ist schon fast fünf Uhr geworden. Ich brauche dringend eine Dusche. Wehmütig schaue ich aus dem Fester. Wofür das alles? Ich sehe meinen Vater wegfahren. Es ist wie ein schwerer Stein der von mir abfällt. Er muss auf eine Baustelle in der Nähe von Wien. Das bedeutet, dass er erst Ende der Woche wieder zurückkommt. Ein paar Tage Ruhe. Ich gehe ins Badezimmer und putze ohne in den Spiegel zu sehen meine Zähne. Dann steige ich unter die Dusche. Mir tut alles weh, mein Gesicht brennt. Das warme Wasser tut trotzdem gut. Ich wickle mich in ein großes Badetuch und mache einen Handtuchturban auf meinem Kopf. Dann nehme ich allen Mut zusammen und schaue in den etwas beschlagengen Spiegel. Ich halte die Luft an. Meine Nase ist aufgeschlagen und unter dem rechten Auge bin ich ein bisschen blau, sonst nur rot. Meine Schulter verfärbt sich auch bläulich. Ich senke meinen Blick. Diese Woche werde ich also nicht aus dem Haus gehen. So nicht. Es ist nicht der Schmerz der mich demütigt, es ist mein Anblick.

„Du weinst jetzt nicht mehr“, sage ich meinem Spiegelbild und versuche alles wie immer zu machen. Ich creme mich ein und trockne meine Haare. Dann ziehe ich mich an. Mama sitzt in der Küche. Sie sieht mich kurz an, ihre Augen füllen sich sofort mit Tränen.

„Anna…Ich…“, stammelt sie, ich unterbreche sie sofort.

„Nein Mama…Hör auf…Du kannst nichts dafür. Es ist ja nicht so schlimm.“

„Nicht so schlimm?“ Mama schüttelt den Kopf. „Es ist schrecklich, fürchterlich. Nicht im Worte zu fassen und ich kann dir nicht helfen. Mir bricht es das Herz Anna. Ich kann dich gar nicht ansehen.“

Ich setze mich neben sie und lege meinen Kopf auf ihre Schulter. Sagen tue ich nichts mehr.

„Es geht so nicht weiter. Ich will, dass du einen Internatsplatz in Graz bekommst, damit du zumindest unter der Woche ein normales Leben führen kannst. Ich kann nicht für dich sorgen, so wie ich das tun sollte.“

Ich sehe auf und schüttle den Kopf. „Natürlich kannst du das, das darfst du nicht sagen. Du kannst nichts dafür! Ich will nicht ohne dich sein. Außerdem würde er es gar nicht erlauben, das weißt du doch.“

Sie seufzt und drückt mich wieder an sich. „Du hast nichts gegessen. Ich mach dir schnell etwas warm.“ Sie streicht sanft über meine schmerzende Wange.

Ich löffle ein bisschen Suppe und Mama erzählt mir, dass Sebastian angerufen hat. Lilly, seine Tochter hat angefangen zu laufen. Ganz stolz erzählt sie mir alles.

„Ich werde sehen, dass du nach der Matura zu ihm fliegen kannst“, meint sie wehmütig.

Ich nicke nur. Ja das wäre toll. Amerika. New York. Vielleicht. Träumen kann man ja. Aber heute habe ich einfach keine Kraft darüber nachzudenken. Ich habe ewig nicht mehr ferngesehen und nachdem Mama und ich allein sind, lege ich mich aufs Sofa und zappe ein bisschen herum. Es tut fast nicht mehr weh, nur noch mein Herz schmerzt. Seufzend wickle ich mich in die Kuscheldecke. Mama hat mich vorhin gefragt was war, aber ich will nicht darüber sprechen. Bald ist er sowieso weg.

Kapitel 8

Julian

Shit. Mein Kopf tut weh und mir ist schlecht. Langsam drehe ich mich zur Seite. Das Licht ist erbarmungslos grell. Oh Fuck... Ich schließe meine Augen schnell, mache sie dann langsam wieder auf und hoffe das Bild, das sich mir offenbart ändert sich, aber sie ist immer noch da. Vorsichtig sehe ich unter die Decke und halte kurz die Luft an. Ich bin nackt. Nein… Habe ich das wirklich getan? Janine rekelt sich und grinst mich triumphierend an. Ich weiß nicht ob es Absicht ist, dass sie mir ihren nackten Busen schonungslos präsentiert. Mir ist unglaublich schlecht und alles beginnt sich zu drehen. Ich springe aus dem Bett und übergebe mich im angrenzenden Badezimmer. Krampfend würge ich alles Mögliche herauf. Was zur Hölle ist passiert? Ich hänge noch über dem Klo, als Janine ihren Kopf zur Tür hereinsteckt.

„Alles ok? Klingt nicht gut?“, meint sie und verzieht dabei ihr Gesicht.

„Raus…“, blaffe ich sie an. Sie verdreht die Augen und schließt die Tür wieder. Ich stehe auf und lasse kaltes Wasser über meine Pulsadern laufen. Mühevoll versuche ich mich zu erinnern. In meinen Schläfen pocht es. Ich wasche mein Gesicht und schaue in den Spiegel. Anna. Ich erinnere mich an Anna. Lächelnd schließe ich meine Augen. Sie war so schön und sie roch so gut. Wie immer.

„Kommst du jetzt mal raus?“, beschwert sich Janine und klopft dabei für meinen Schädel zu laut an die Tür. Ich ignoriere es.

Anna…Warum ist sie gegangen? Ich denke angestrengt nach. Shit. Weil ich Mist gebaut habe. Und jetzt steht Janine vor der Tür. Fuck. Fuck. Fuck. Anna hätte neben mir im Bett liegen sollen, nicht sie. Ich wickle mir ein Handtuch um. Zögerlich öffne ich die Tür. Janine sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Haben wir…“, frage ich vorsichtig, weil ich mich absolut an nichts erinnere.

„Was?“, fragt sie mit einem spitzen Ton, der mir im Kopf wehtut. „Sicher haben wir. Was ist denn los mit dir?“

Ich lasse mich aufs Bett sinken. „Scheiße…“, murmle ich.

„Was SCHEISSE?“, schreit sie mich an.

Ich sehe auf und atme durch. „Keine Ahnung warum und wie das passierte, aber das wollte ich nicht. Ich war betrunken und erinnere mich an nichts.“

„Du wollteste es nicht? Das fühlte sich aber ganz anders an. Und jetzt?“

Ich zucke mit den Schultern. „Du hast doch mitbekommen, dass ich und Anna…“

Sie unterbricht mich und gibt mir einen ordentlichen Stoß an die Schulter. „Anna?! Ernsthaft?! Vor ein paar Stunden, da hast du nicht an deine Anna gedacht. Im Gegenteil! Ich kann dir gern erzählen was du alles mit mir gemacht hast! Sag mal tickst du noch richtig?“

Ich schüttle den Kopf. „Bitte hör auf. Es tut mir leid…“

Wieder unterbricht sie mich. „Leid? Mir tut es leid! Du bist echt ein Arschloch!“

Dann packt sie wutentbrannt ihre Sachen und verlässt das Zimmer. Ich amte durch und lasse mich aufs Bett zurückfallen. Scheiße. Was mache ich denn jetzt? In meinem Kopf sticht es dermaßen, dass ich kaum klar denken kann. Doch eines ist ganz klar, wenn ich an Anna denke, zieht es in meinem Bauch und das halte ich fast nicht aus. Was soll ich ihr denn jetzt sagen? Ich schließe meine Augen. Wie sie lächelt…Ihre Lippen…Wie sie küsst…Wie sich ihre Haut anfühlt. Was genau ist heute Nacht passiert? Ich habe sie geküsst, aber sie wollte es nicht. Angestrengt denke ich nach. Warum habe ich nur so viel getrunken, ich mache das doch sonst nie? Ich drehe meinen Kopf ins Kissen, dabei wird mir wieder schlecht. Es riecht nach Janines Parfum. Schwer und bestimmerisch. So wie sie ist. Wie konnte ich mich nur auf sie einlassen? Ich springe auf, kurz dreht sich alles, doch ich nehme mich zusammen und ziehe das Bettzeug vom Polster und der Decke, außerdem reiße ich das Laken fast panisch von der Matratze. Danach bin ich so fertig, dass sich Schweißperlen auf meiner Stirn gebildet haben. Ich werfe die Schmutzwäsche vor meine Tür und stelle mich unter die Dusche. Zuerst drehe ich warm auf, dann eiskalt. Mein Herz pumpt. Meine Hände zittern. Plötzlich fällt es mir ein. Sie hat nein gesagt und ich habe sie blöd angemacht. Ich wollte sie gar nicht so anfassen. Warum habe ich es trotzdem getan? Ich kann nicht verstehen, was mit mir los war. Und dann Janine. Ich senke meinen Kopf und sehe an mir hinab. Daran kann ich mich absolut nicht erinnern, selbst wenn ich mich noch so sehr anstrenge. Ich kann doch nicht einfach mit ihr vögeln…Es würgt mich. Keine Ahnung was Anna jetzt von mir denkt. Dabei bedeutet sie mir so viel. Ich bin nicht hierhergekommen um mich zu verlieben. Es sollte einfach ein unbeschwerter Sommer werden. Doch dann habe ich sie gesehen. Wie sie ihre Augen aufgeschlagen hat nach dem Fahrradunfall. Wieder zieht es in meinem Bauch. Sie ist anders. Ganz anders. Sie ist so klug und besonnen. Und hübsch, auf eine ganz besondere natürliche Art und ohne den üblichen Kleister im Gesicht. Sie hat eine tolle Figur, nicht so skinny wie es jetzt scheinbar in ist, genau das gefällt mir. Sie strahlt eine mädchenhafte Leichtigkeit aus, die ich so nicht kenne. Ja…Sie ist anders…Ich muss lächeln. Papa hat sich auch in Mama verliebt und sie waren weit auseinander. Heute sind sie glücklich. Es ist also nicht ausgeschlossen. Nichts ist unmöglich. Ich muss mit ihr reden, mich entschuldigen. Während ich mich abtrockne, überlege ich wie ich das anstellen könnte. Ihr Vater ist streng. Er wird mich davonjagen, aber das muss ich riskieren. Ich werde ihm sagen, dass ich ehrliche Absichten habe. Ich bin kein Typ der seine Tochter nur flachlegen will, ich bin anders. Ich seufze für mich selbst. Nein…Bin ich nicht. Janine durchquert meine Gedanken wieder. Das kann ich ihr auf keinen Fall erzählen, sie würde es mir nicht verzeihen und ich kann das sogar verstehen. Nachdem ich mich angezogen habe, gehe ich hinüber zum Bauernhaus. Auf dem Weg dorthin offenbart sich mir ein ziemliches Chaos. Die nächsten Stunden ist wohl aufräumen angesagt. Frau Herzog lächelt mich an.

„Na? Ausgeschlafen? Da sieht aber wer noch nicht ganz frisch aus?“, meint sie schmunzelnd.

„Nein…Nicht so richtig. Darf ich das Bettzeug bitte tauschen?“, frage ich kleinlaut.

„Sicher. Magst du einen Teller Suppe? Es ist noch etwas übrig vom Mittagessen“, meint sie.

Ich nicke und setze mich an den großen schweren Holztisch. Heute komme ich mir so klein vor, es ist schrecklich. Selten wünsche ich mir meine Mum wäre jetzt hier, aber heute tue ich es. Sie weiß immer Rat.

„Wo sind denn deine Freunde?“, fragt mich Frau Herzog und stellt mir einen dampfenden Teller Leberknödelsuppe hin. Mir ist immer noch schlecht, aber ich denke die Suppe wird helfen. Darum löffle ich langsam die heiße Brühe.

„Ich glaube die schlafen noch.“ Ich werfe einen Blick auf die Küchenuhr. Es ist schon fast drei Uhr nachmittags. Keine Ahnung wie lange die Party überhaupt gedauert hat. „Kennen Sie Anna?“, frage ich leise.

„Anna? Welche Anna denn?“, meint sie neugierig.

„Sie wohnt in der Nähe von der Kreuzung oben am Ende der Straße.“

Sie überlegt kurz, lächelt dann aber. „Du meinst die Anna Adler.“

Ich nicke. Ja ich glaub sie sagte mir, dass ihr Nachname Adler wäre.

„Das ist ein sehr nettes Mädchen“, nickt sie.

Ich nicke auch. „Und der Vater, kennen Sie den auch?“

Sie zieht die Augenbrauen hoch und atmet durch. „Durchaus. Ja.“

„Der ist wohl nicht so nett…“, murmle ich.

„Ich würde sagen, geh ihm aus dem Weg. Er ist nicht der angenehmste Zeitgenosse hier im Dorf. Warum fragst du?“

Mir wird wieder schlecht. „Nur so…Ich mag Anna.“

Jetzt schmunzelt sie ziemlich breit. „Kann ich verstehen.“

Ich nicke wieder, senke meinen Blick danach aber und denke nach. Kein angenehmer Mensch. Shit. Aber ich muss dahin, ich will Anna sehen und mich bei ihr entschuldigen.

Nach der Suppe geht es mir etwas besser. Ich gehe zurück zum Ferienhaus und beginne unmotiviert aufzuräumen. Die anderen sind inzwischen auch munter. Daniel verdreht grinsend die Augen und Sam kann es auch nicht lassen blöde Andeutungen wegen Janine zu machen.

„Haltet einfach die Klappe“, murre ich. „Das ist alles ein riesen Shit.“

Es dauert gefühlt ewig bis alles halbwegs aufgeräumt ist. Ich bin wieder komplett durchgeschwitzt und mein Kopf tut immer noch weh. Kurz nach sechs Uhr stehe ich frisch geduscht vor dem Spiegel und sehe mich an.

„Ich fahre jetzt dahin. Ich muss sie sehen. Ich muss mit ihr reden. Sonst drehe ich durch. Ich darf kein Schisser sein. Ich bin ein Mann.“ Ich senke meinen Blick. „Ich bin ein Idiot.“

Allen Mut zusammennehmend gehe ich hinaus und an meinen Kumpels die gerade eine Bretteljause essen vorbei. Mir dreht es schon wieder fast den Magen um.

„Willst du nichts essen?“, meint Sam.

„Nein. Ich fahre zu Anna“, sage ich bestimmt.

„Zu Anna?“

Ich bleibe stehen und nicke. „Ja. Ich habe Scheiße gemacht. Keine Ahnung wie ich das gutmachen soll.“

Sam verdreht die Augen, natürlich kann er nicht verstehen wie ich mich fühle, ich verstehe es ja selbst nicht. Ich fahre langsam vom Hof, an der Weggabelung an der es zu Annas Haus geht bleibe ich kurz stehen. Da unten wohnt sie. Wieder das Gefühl in meinem Bauch, das es mir schwer macht klar zu denken. Ich fahre weiter. Ich werde das wiedergutmachen.

Kapitel 9

Anna

Ich schaue unmotiviert irgendeinen Film, Mama stickt an ihrer Tischdecke, als es an der Türe klingelt. Mama sieht verwundert auf.

„Kann das Ella sein?“, meint sie und legt das Stickzeug weg.

„Glaub ich nicht, sie ist heute zu ihrer Oma nach Graz ins Heim gefahren.“

„Vielleicht die Nachbarin, sie hat gemeint sie braucht ein paar Eier.“ Sie steht auf und geht zur Tür, ich wickle mich noch ein bisschen fester in meine Decke. Meine Schulter tut weh, darum weiß ich nicht recht wie ich mich hinlegen soll.

Mama schaut ins Wohnzimmer. „Anna…Da ist ein Julian Knox für dich“, sagt sie ruhig. „Kommst du bitte.“

Mir verschlägt es kurz den Atem. Julian? Hat sie das wirklich gerade gesagt? Ich setze mich auf und sehe sie erschrocken an.

„Wer?“

Sie lächelt und nickt dabei. „Du hast schon richtig gehört. Kommst du raus, oder soll ich ihn hereinbitten?“

Ich schüttle fast ein wenig hysterisch den Kopf. Wie kann er sich nur erlauben hierher zu kommen, wo ich ihm doch oft genug gesagt habe, wie mein Vater ist?! Zum Glück ist er nicht hier, sonst würde das ganze Theater von vorne losgehen. Ich habe genug von den Schlägen für die nächste Zeit.

„Nein Mama! Schick ihn weg! Er soll mich so nicht sehen und ich habe auch gar nichts mehr mit ihm zu bereden!“, sage ich bestimmt.

Sicher?“, meint Mama mild und legt ihren Kopf zur Seite.

„Ja sicher, er soll verschwinden!“

Sie seufzt und dreht sich um. Ich springe auf und gehe bis zur Küchentür und lausche.

„Ich gehe aber nicht weg bevor ich mit ihr gesprochen habe. Tut mir leid, wenn ich Sie belästige, aber das muss sein. Es ist wirklich wichtig“, sagt Julian sehr bestimmt zu meiner Mutter.

Mama seufzt. „Sie wird nicht rauskommen.“

„Dann warte ich. Irgendwann muss sie rauskommen. Ich habe ja Zeit.“ Er lässt nicht locker.

Ich atme genervt durch und gehe zur Tür. „Ich mach das schon Mama“, sage ich und atme dabei durch. Mama streicht über meine Schulter und geht zurück ins Haus.

„Was willst du denn?“, frage ich ihn vielleicht ein wenig zu laut.

Kurz erscheint mir sein Blick erfreut darüber mich zu sehen, doch dieser Ausdruck schwenkt schnell um. Er schaut mich entsetzt, vielleicht sogar erschrocken an.

„Anna…Was ist dir passiert?“, fragt er vorsichtig.

„Nichts ist passiert. Julian, bitte geh wieder. Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht hierherkommen sollst.“ Ich versuche seinem Blick auszuweichen.

„Ja…Schon, aber…Oh dear…“ Er atmet durch. „Bist du gestürzt? Mit dem Fahrrad? Ist dir das am Heimweg zugestoßen?“

Ich senke meinen Blick. „Nein.“

Er kommt einen Schritt näher, ich sehe wieder auf und schüttle den Kopf. „Geh bitte.“

Plötzlich öffnet sich sein Mund als müsse er nach Luft schnappen, er schüttelt ungläubig den Kopf. „Das war er, oder? Dein Vater…Fuck…“, flüstert er.

„Geh jetzt bitte“, sage ich erneut und schließe kurz meine Augen. Nicht weinen. Nicht weinen. Jetzt nicht.

„Bin ich daran schuld?“ Seine Stimme versagt fast bei diesen Worten.

Ich schüttle den Kopf. „Ich bin selbst schuld. Was willst du denn noch?“, frage ich und merke wie sich immer weiter ein Druck in meiner Brust aufbaut, den ich bald nicht mehr unter Kontrolle haben werde.

„Keine Ahnung…“, murmelt er. „Ich wollte mich entschuldigen…Ich habe dich nicht gut behandelt heute Nacht…Es tut mir leid…“

Er stammelt nach Worten suchend und kann mich dabei nicht mehr ansehen. Ich kann auch nicht mehr, weil mich sein Anblick fertig macht. Mein Bauch tut wieder weh und ich fühle mich nicht klar genug um rationell zu denken.

„Ist schon gut. Du musst jetzt gehen…“, sage ich daher und sehe ihn noch einmal an.

Er nickt nur, seine Augen sehen anders als sonst aus. Überhaupt sieht er heute anders als sonst aus. Unrasiert. Mitgenommen. Erschöpft. Keine Ahnung, ich kann jetzt einfach nicht mehr darüber nachdenken, es ist zu viel.

„Anna…I´m so sorry…“, flüstert er noch während ich mich schon umdrehe.

„Mach´s gut“, ist alles was ich noch herausbringe, dann gehe ins Haus und schließe die Tür hinter mir.

Alles was ich gerade noch hinuntergedrückt habe, kriecht langsam meinen Hals hoch. Tränen laufen über meine Wangen und ich kann vor Schmerz nur schluchzen. Mama kommt aus der Küche und schüttelt den Kopf.

„Geh Anna…Was ist denn los? Das ist doch so ein netter junger Mann.“ Sie nimmt mich in den Arm. „Und gut schaut er aus.“ Sie streicht über meine Wange und lächelt dabei.

Ich zucke mit den Schultern. „Ja…Schon…Es geht halt nicht…“ Meine Stimme ist ganz erstickt von den vielen Tränen.

„Hat er dich so gekränkt?“, meint sie und schiebt mich in die Küche. „Ich mach dir eine warme Milch mit Honig, das hilft immer.“

„Das ist es nicht, ich bin nicht gekränkt, also nicht so schlimm. Es ist, weil es sowieso nichts bringt. Er ist bald weg und ich weiß nicht wie ernst er es meint. Außerdem…Papa wird mich erschlagen…“, murmle ich in mich hinein.

„Jetzt ist er einmal nicht da. Ich kann das nicht mehr mitansehen. Du hast auch ein Recht auf Liebe und du bist doch verliebt, oder?“

Ich nicke zögerlich.

„Dann denk nicht so viel nach, rede noch einmal mit ihm. Schlaf eine Nacht darüber und dann schaust du weiter.“

Wieder nicke ich.

„Julian…“, lächelt Mama. „Schöne Augen hat er…sehr schöne Augen…“

„Ja ich weiß“, seufze ich.

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