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Kitabı oku: «Die Sonette auf Irene», sayfa 6

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XXI

 
Das Auge sucht nach Brüdern und nach Schwestern.
Die hohe Stirn glänzt wie die ewige Leuchte.
Der Mund ist halb geöffnet. Und mich deuchte,
Er spräche: Liebster, heute so wie gestern!
 
 
Das dichte Blondhaar ringelt sich in Nestern
Von Kolibris, die dein Gespräch nicht scheuchte.
Die Hände sind mit Tau besprengte feuchte
Lotos, die ewig der Vergängnis lästern.
 
 
An diesem goldnen Halsband hielt ich mich,
Wenn ich in Liebe zu ertrinken drohte.
In dieses Ohr sprach mein Gelübde ich.
 
 
An dieser Aprikosenwange lohte
Ich fiebernd. Diesen Nacken küsste ich
Und wusst es nicht: ich küsste eine Tote . . .
 

XXII

 
Ich danke Gott mit Macht aus tiefstem Herzen,
Dass er dich mir geschenkt ein göttlich Jahr.
Der Mutter dank ich, welche dich gebar.
Den Schwestern im Spital, die mit den Kerzen
 
 
Am Sarge schritten. Und die mir dein Haar
Mit kleiner Schere abgetrennt. Den Schmerzen
Des Hundes Ri. Dem Priestergreis, der erzen
An deinem offnen Grab errichtet war.
 
 
Und sollt ich hundert Jahre Qual erleiden,
In denen stündlich ich dich neu verlöre:
Einmal war doch das Paradies uns beiden!
 
 
Einmal erbrausten Harf- und Zymbelchöre!
Und muss ich einst von dieser Erde scheiden,
Spring lachend ich in Charons Fährenföhre.
 

XXIII

 
Dich kannte niemand ausser Gott und mir.
Dein wahres Wesen war der Welt verborgen.
Sie gehn ja nur nach Guldenglück und sorgen
Sich nicht um Wolke, Nelke, Mond und Tier.
 
 
Du warst Geschwisterwesen diesen vier:
Wind, Sonne, Schmetterling und Frühlingsmorgen.
Du sahst ins finstre Antlitz aller Gorgen,
Dass sie zu Stein verendeten vor dir.
 
 
Weit schweifend wie der Wind, und wie das Licht
Der Erde Fruchtbarkeit und Wärme lebend.
So wie der Falter Strahl an Strahlen flicht.
 
 
Ein Frühlingsmorgen, Pfirsichblüten schneend,
Und hell getönt wie Dantesches Gedicht.
So warst du: gehend, stehend, wehend, sehend.
 

XXIV

 
Wie Schmetterlinge zahllos sind die Küsse,
Die wir versunken ineinander tauschten.
So wie des Ozeanes Wogen rauschten
Die Wogen unsres Blutes. Unsre Küsse
 
 
Waren wie Grillen, die einander lauschten
Und wechselseitig zirpten. Unsre Küsse
Lagen wie Wölk an Wolke. Unsre Küsse
Sich wie die Pfauen bunt im Dunkel bauschten.
 
 
Und keiner von den Küssen ist vergangen.
Sie sind lebendig, wo ein Knabe lächelt.
Und wo sich Lerchen in die Lüfte schwangen.
 
 
Und wo ein Mädchen Sehnsucht strickt und hechelt.
Und wo zwei Welten feurig sich umschlangen.
Und wo der Wind auf deinem Grabe fächelt.