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Kitabı oku: «Die Sonette auf Irene», sayfa 5

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XVII

 
Nachts steige ich mit Lampe, Hammer, Schippe
In Sturm und Regen übern Friedhofszaun.
Ich taste glücklich mich und ohne Graun
Durch alle Gräber zu der heiligen Krippe.
 
 
Ich schaufle und zerbrech den Sarg. Die Lippe
Seh ich im Scheine der Laterne blaun.
Und deine halbgeschlossnen Augen schaun
Nach innen auf den Tanz der Engelsippe.
 
 
Und meine Lippen küssen dein Skelett.
Sie neiden dem Gewürm die schönsten Brüste.
Der faule Sarg dünkt mich ein Himmelsbett.
 
 
Umarmung deines Todes: frömmste Lüste!
Ich schliesse schluchzend das gekreuzte Brett,
Und regnend spült's mich an die irdsche Küste.
 

XVIII

 
Nie wieder wird ein Sommer sein wie dieser,
Den wir gemeinsam Hand in Hand durchschritten.
Kein leises Leid und keinen Streit erlitten
Wir im Genuss des Glückes. Immer süsser
 
 
Erweckte uns der Tag noch ganz inmitten
Der Lust der Nacht. Als heitre Liebesbüsser
Bestiegen wir den Berg, des Frührots Grüsser,
Und sind wie Vögel durch die Luft geglitten.
 
 
Nie schien so jung der graue Greis von siebzig,
Nie haben junge Herzen so gebebt,
Nie hat die Sonne so in Glanz zerstiebt sich,
 
 
Nie sind so Kinder durch den Tag geschwebt,
Nie haben je die Menschen so geliebt sich,
Nie ward das liebe Leben so gelebt.
 

XIX

 
Wenn ich den Domenkranz der Stunden binde,
Ist's nur, weil ich im Jenseits dir vereinigt.
Ich bin gestäupt, gefoltert und gepeinigt,
Damit ich der Verstrickung mich entwinde.
 
 
Ich geissle blutig mich. Ich stech und schinde.
Ich geh mit blossem Fuss durchs spitze Steinigt,
Bis ich beseelt, geläutert und gereinigt
In deinem Himmel meine Heimat finde.
 
 
Die Dornenkrone thront mir auf der Stirn.
Die magren Knochen klappern dumpf und klirrn.
Das Blut tropft rot aus Achsel, Aug und Munde.
 
 
Du rufst zum Dienst das heilige Gesind.
Du bettest mich und wäschst mich wie ein Kind
Und beugst die Lippe sanft auf jede Wunde.
 

XX

 
Ich breite nachts im Halbschlaf meine Hände,
Dass sie von deinem Geist ergriffen werden.
Ich atme schwer. Und taumle nach Gebärden.
Es schwebt ein rosa Hauch durch das Gelände.
 
 
Und plötzlich seh ich Stern- und Fackelbrände.
Apostel auch mit kleinen Engelherden.
Es steigen Heilige von Flügelpferden,
Und Weihrauch schlägt sich dämmrig an die Wände.
 
 
Die Orgel dröhnt. In Sänfte naht getragen
Verschleiert eine edle Dulderin.
Und alle knien und singen oder sagen:
 
 
Maria, hohe Himmelskönigin!
Und Mönche schleppen einen leeren Schrägen.
Es ist dein Sarg. Und selig knie ich hin.