Kitabı oku: «Zusammenarbeit im Betrieb», sayfa 3
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A 1.1.5 Die Leistungskurven des Menschen
Ganz vollständig ist die obige Abbildung allerdings doch nicht. Denn das Verhalten eines Menschen – und seine Leistungs-fähigkeit ist ein Teil seines Verhaltens – wird noch von einer anderen Tatsache beeinflusst: von der Tatsache, dass jeder Mensch Leistungsschwankungen unter-worfen ist. Im Gegensatz zu Maschinen, die ihre Leistung relativ konstant bringen (allerdings muss sich auch ein Motor manchmal erst warm laufen!), zeigt der Mensch im Laufe eines Tages, einer Wo-che, eines Jahres und im Laufe seines Le-bens Leistungsschwankungen. Es wäre ein großer Fehler, dauerhaft diese Tatsa-che zu ignorieren. Auf der anderen Sei-te dürfen diese Erkenntnisse auch nicht schematisch angewendet werden. Das ist das Thema dieses Abschnitts.
Arbeitsmedizinische Untersuchungen ha-ben ergeben, dass sich Menschen nur etwa höchstens acht Minuten voll auf etwas konzentrieren können, danach braucht der Geist etwas Erholung und wird leicht ablenkbar. Trotzdem wird z.B. oft von Schülern und Auszubildenden ver-langt, sich 45 Minuten auf einen Stoff zu konzentrieren. Der Lehrer/Ausbilder sollte dem Rechnung tragen, indem er hin und wieder die Unterrichtsmethode wechselt. Ein weiteres Beispiel: Unterhaltungssen-
dungen im Fernsehen versuchen durch „Highlights“ (was auch immer das im spe-ziellen Fall sein mag) im Acht-Minuten-Takt den Zuschauer bei der Stange zu halten. Auch die gedruckten Medien fallen oft dadurch auf, dass in den einzelnen Ar-tikeln nicht mehr steht, als man in kurzer Zeit lesen kann, noch durch Bilder und evtl. große Überschriften aufgelockert.
Was bedeutet das nun für uns? Soll die Ausbildung nur noch in Fünf-Minuten-Por-tionen stattfinden? Sicherlich nicht. Jeder sollte aber einsehen, wie wichtig Pausen (auch für andere!) sind. So kann es z.B. kaum sinnvoll sein, kurz vor einer Prüfung zwei Nächte durchzuarbeiten und dann zu glauben, man sei in der Prüfung selbst fit. Der Meister als Ausbilder sollte also seine Auszubildenden rechtzeitig darauf hinwei-sen.
Das folgende Schaubild zeigt den Erho-lungseffekt von Pausen in Abhängigkeit von ihrer Dauer:
Das Verhältnis von Pausenlänge und Erholung
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Ist eine zwanzigminütige Pause besser als zwei zehnminütige? Das Schaubild spricht eine deutliche Sprache. Da der Er-holungswert ab etwa zehn Minuten kaum noch ansteigt, sind zwei kurze Pausen ef-fektiver als eine längere! Der Erholungs-effekt nimmt nicht gradlinig zu, sondern flacht nach ungefähr zehn Minuten deut-lich ab. Deshalb sind mehrere kurze Pau-sen erholsamer als eine lange. Allerdings darf man auch nicht übertreiben, denn dann wird der Arbeitsrhythmus gestört.
Bedenken Sie, dass es hier nicht nur um einen ruhigen Job geht, sondern auch um die Vermeidung von Übermüdung, Überforderung, Erkrankung und Arbeits-unfällen. Gerade im Schwimmbadbereich können im Extremfall von der Verfassung des Aufsichtführenden Menschenleben abhängen.
Betrachten wir nun den durchschnittlichen Verlauf der Leistungsschwankungen im Laufe eines Tages.
Leistungsschwankungen im Verlauf eines Tages
Ein erster Höhepunkt wird am Vormit-tag (9-10 Uhr) erreicht, ein zweiter – et-was kleinerer - am Abend. Im Laufe der Nacht kommt es dann zu sehr niedrigen Werten, was nur logisch ist, weil man um diese Zeit normalerweise schläft, um den Körper und dessen Energieverbrauch zu regenerieren. Was macht nun ein Nacht-schichtarbeiter? Kann der nur unterdurch-schnittliche Leistungen bringen? Hier ist es natürlich anders, der Nachtarbeiter hat – sofern er regelmäßig nachts arbeitet - eventuell einen ganz anderen Leistungs-rhythmus. Auch Menschen, die zu „nor-malen“ Zeiten arbeiten, müssen nicht dem oben gezeichneten Leistungsverlauf ent-sprechen, denn es handelt sich hier um Durchschnittswerte, von denen es auch Ausnahmen gibt. Außerdem kommt dazu, dass in so einer Darstellung alle aktuel-len äußeren Einflüsse nicht berücksichtigt werden. Das fängt beim Klima an (Hitze-welle, vergl. Aufgabe weiter unten), geht über körperliche Befindlichkeiten (Krank-heit), bis hin zur vielleicht fehlenden Mo-tivation. Schichtarbeiter, Frühaufsteher, Morgenmuf-fel, letztendlich gilt für jeden Menschen ein individuelles Muster, das er herausfinden sollte, um seinen Tag optimal planen zu können.
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Für die tägliche Arbeit gilt bei allen Ein-schränkungen im Prinzip die Regel, wich-tige Aufgaben auf den Vormittag in den Bereich der ersten Hochphase (siehe Schaubild) zu legen.
Zuletzt sei noch kurz daran erinnert, dass neben der Leistungsfähigkeit (also das, was man zu leisten imstande ist) auch noch die Leistungsbereitschaft (das, was man leisten möchte) bei der tatsächli-chen Leistung eine große Rolle spielt.
Erarbeitungsaufgaben
Aufgabe 20: Ein Auszubildender antwortet am Montagmorgen, noch müde vom Wochen-ende, auf die Aufforderung, eine Arbeit zu erle-digen: „Ein Mensch ist keine Maschine.“ Hat er Recht?
Erklären Sie die durchschnittlichen Leistungs-schwankungen der Menschen.
Worauf sollten Sie als Betriebsleiter achten?
Aufgabe 21: Oft hört man jemanden sagen, er habe ein Montagsauto. Was ist der Hinter-grund einer solchen Aussage?
Aufgabe 22: Beobachten Sie sich eine Wo-che lang und notieren Sie möglichst oft Ihre Leistungsfähigkeit. Der Wert, den Sie notieren, sollte im Verhältnis zum Tagesdurchschnitt ste-hen. Auf diese Weise erhalten Sie Ihr eigenes Leistungsprofil. Vergleichen Sie es mit dem Schaubild oben und mit dem Profil Ihrer Kolle-gen. Welche Rückschlüsse können Sie ziehen? Sollten Sie etwas verändern?
Aufgabe 23: Stellen Sie sich vor, es ist Som-mer und es herrscht eine Hitzewelle. Welche Tipps geben Sie Ihren Mitarbeitern für die Arbeit (Pausen, wichtige Aufgaben, usw.)?
Aufgabe 24: Wilhelm Fließ (ein früher Freund von Sigmund Freud) entwickelte den sog. Biorhythmus. Dieser besagt, dass sich das menschliche Leben in der Form von Sinus-kurven (siehe Schaubild) abspielt. Auf Phasen hoher Aktivität und Leistungsfähigkeit folgen solche mit verminderten Möglichkeiten. Er un-terschied drei verschiedene Rhythmen: den körperlichen mit einer Dauer von 23 Tagen, den geistigen mit einer Dauer von 28 Tagen und den seelischen mit einer Dauer von 33 Tagen. Vom Tag der Geburt an, beginnen diese Perio-den das Leben eines Menschen mitzuprägen. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Tief-punkte (vor allem, wenn es mehrere Tiefpunkte gleichzeitig gibt) und auch die Wendepunkte, wenn die Kurven durch die Null-Linie gehen. Es ist ganz spaßig auszurechnen, wie die Form an einem bestimmten Tag (auch in der Zukunft, z.B. bei der Meisterprüfung) sein wird, aller-dings ist das Ganze natürlich wissenschaftlich
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nicht untermauert. Was ist an diesem Modell grundsätzlich auszusetzen? Siehe Bild „Körper-licher Zyklus (23 Tage) nach Wilhelm Fließ“
Aufgabe 25: Recherchieren Sie im Internet nach dem puberalen Wachstumsschub. Skiz-zieren Sie eine Grafik (möglichst großes For-mat, evtl. Wandzeitung), das den Wachstums-schub für Jungen (blaue Linie) und für Mädchen (rote Linie) gegenüberstellt und tragen Sie Ihre Ergebnisse vor der Klasse vor.
Aufgabe 26: Sie sehen hier ein Bild des jun-gen Mozart und eine Grafik, die die Entwicklung der Körperpro¬portio¬nen bei Männern zeigt. Auffällig ist das verschiedene Wachstum von Kopf und Körper. Versuchen Sie Mozarts Alter auf dem Bild zu bestim¬men, in dem Sie das Verhältnis von Kopfgröße und Armlänge (Schul-ter bis Hand¬gelenk) messen und mit den Wer-ten der Grafik vergleichen.
Zu Aufgabe 24
Zu Aufgabe 26
Körperlicher Zyklus (23 Tage) nach Wilhelm Fließ
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A 1.2 Gruppenverhalten
Unsere Gesellschaft, vor allem das Be-rufs- und Arbeitsleben, ist arbeitsteilig auf-gebaut. Mehr als je zuvor ist der Einzelne auf die Zusammenarbeit mit anderen Teil-nehmern am Wirtschaftsleben angewie-sen.
„Nicht Eigenbrötler, auch nicht einsame Tüftler sind in der Regel gefragt, sondern auf Koopera-tion, auf den Austausch von Informationen, Er-fahrungen, Verbesserungsvorschlägen ausge-richtete Mitarbeiter. Zusammenarbeit im Betrieb ist zwingend. Vor allem die neuen betrieblichen Organisationsformen sind wesentlich auf Ko-operation ausgelegt.“
Dies schreibt die Industrie- und Handels-kammer Rhein-Neckar in dem Aufsatz „Was erwartet die Wirtschaft von den Schulabgängern?“. Wer regelmäßig Stel-lenangebote liest, stößt immer wieder auf den Ausdruck „Teamfähigkeit“. Genau das meint auch die IHK. Auch wenn man oft den Eindruck hat, die Menschen würden immer individualistischer und würden nur an sich selbst denken, im Arbeitsleben ist das ganz und gar nicht der Fall. Im Gegen-teil. Auch in der Freizeit lebt der Mensch in Gruppen. Allein würde es oft auch keinen Spaß machen.
Schauen wir uns einmal einen (typi-schen?) Tagesablauf an: Michael B. lebt
mit Frau und Kind, nach dem gemeinsa-men Frühstück trifft er zwei Arbeitskolle-gen, mit denen er gemeinsam zur Arbeit fährt, dort ist er mit anderen Kollegen Schichtführer. Am Nachmittag ist Be-triebsversammlung, von da aus geht er gleich zum Sport, er ist nämlich Torwart in einer Fußballmannschaft. Abends trifft er sich mit Freunden.
Grafische Darstellung der Gruppen von Michael B:
Alle diese Gruppen (und es gibt im Leben von Michael sicher noch viele weitere) zeichnen sich durch gewisse Kennzei-chen aus. Alle haben ein Gruppenziel.
So hat die Familie das Ziel, die biolo-gischen Bedürfnisse der Mitglieder zu befriedigen. Gleichzeitig hat sie – damit zusammenhängend – auch wirtschaftli-che und soziale Ziele. Schutz vor Hunger,
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Kälte, Erziehung und Sozialisation der Kinder, Zusammengehörigkeit und vieles andere.
Die Familie wird auch als Primärgruppe bezeichnet (Primus = der Erste; Sekun-dus = der Zweite). d.h. die erste Gruppe, in die ein Mensch im Regelfall kommt, also Mitglied ist. Primärgruppen sind normaler Weise nicht so groß wie andere Gruppen, unterscheiden sich auch dadurch, dass sie ihre Mitglieder in besonderer Weise prägen. Ihr Ziel ist in erster Linie die Be-friedigung biologischer Bedürfnisse. Im Gegensatz dazu finden sich die Gruppen-mitglieder in Sekundärgruppen zu einem bestimmten Zweck und zum zielorientier-ten handeln zusammen.
Exkurs: biologische Bedürfnisse
Biologische Bedürfnisse werden oft mit den physiologischen (körperlichen) Bedürfnissen gleichgesetzt und beinhalten dann mehr als die reine Arterhaltung. Man versteht darunter die Bedürfnisse nach Essen, Trinken, Sauerstoff, Sexualität, Ruhe, Entspannung und Schmerz-vermeidung.
Vergl. Thema Motivation, dort die Maslov’sche Bedürfnispyramide. Dort ste-hen die biologischen Bedürfnisse ganz unten als die grundlegenden Bedürfnisse, deren Befriedigung der Mensch als erstes in Angriff nimmt.
Die Fahrgemeinschaft hat auch ein Ziel, nämlich Geld, Benzin und Nerven zu spa-ren. Die Arbeitsgruppe, in der Michael arbeitet, hat sicher auch ein bestimmtes, festgelegtes Ziel. Der Betrieb hat eben-falls ein Betriebsziel, z.B. die Erwirtschaf-tung von Gewinn durch Anbieten von Waren oder Dienstleistungen. Michaels Sportverein hat natürlich auch ein Ziel, er möchte vielleicht die Meisterschaft ge-winnen oder auch nur die Freizeit seiner Mitglieder sinnvoll gestalten. Das Ziel der Clique, mit der sich Michael abends trifft, ist, zusammen Spaß zu haben, die Frei-zeit zusammen zu verbringen, Erfahrun-gen und Gedanken auszutauschen und vieles mehr.
Rolle, Position und Status
Setzen wir das Beispiel von Michaels Ta-gesablauf fort. Michael war mit seiner Cli-que noch etwas trinken und kommt nun gut gelaunt nach Hause. Sabine, seine Frau, ist vielleicht nicht so gut gelaunt wie er, denn auch sie möchte Zeit mit ihm ver-bringen. Außerdem haben die beiden eine kleine Tochter, die vielleicht von ihrem Vater eine Gutenacht-Geschichte vorge-lesen bekommen will. Natürlich haben die Beiden Recht, wenn sie Erwartungen an ihren Mann bzw. Vater haben. Aber auch andere haben Erwartungen an Michael. Die Bekannten, mit denen er eine Fahr-
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gemeinschaft bildet, erwarten, dass er morgens pünktlich erscheint, jedes dritte Mal fährt und – falls er mal krank sein soll-te – rechtzeitig vorher absagt. Sein Chef im Betrieb erwartet, dass er pünktlich und ausgeschlafen bei der Arbeit erscheint und noch vieles mehr. Seine Kollegen von der Arbeitgruppe erwarten Fachkom-petenz und Leistungsbereitschaft. Außer-dem soll er sich hilfsbereit und kollegial verhalten. Im Sportverein – Michael ist Torwart – wird u.a. von ihm erwartet, dass er möglichst jeden Ball der gegnerischen Mannschaft hält und dass er regelmäßig ins Training kommt. Seine Clique erwar-tet vielleicht von ihm, dass er ab und zu einen ausgibt, Spaß versteht, dass man ihn um Rat fragen kann und vieles mehr. Armer Michael! Aber so geht es mehr oder weniger allen Menschen. Wir alle spielen in verschiedenen sozialen Zusammen-hängen, d.h. in verschiedenen Gruppen, unterschiedliche Rollen.
Die Summe aller Erwartungen an eine Person in einem sozialen System nennt man eine Rolle.
Michael ist Ehemann, Vater, (wahrschein-lich auch noch Sohn, Bruder, Enkel), Mitfahrer, Kollege, Betriebsangehöriger, Schichtführer, Torwart, Freund und noch
einiges andere. Er ist Mitglied in einer (nach oben nahezu offenen) Anzahl von Gruppen, und er spielt somit eine Anzahl von Rollen, muss die verschiedensten Er-wartungen erfüllen.
Rolle: Summe der Erwartungen an eine Person in einem sozialen System.
Position ist der Standort in einem sozialen Sys-tem
Status = die Wertschätzung an eine Position
Der Status z.B. einer Berufsgruppe ist natürlich nicht unbedingt einheitlich. Er ist von verschiedenen Faktoren abhän-gig. So ist z.B. das Bild von Politikern in der Öffentlichkeit nicht immer das Beste, wenn sie aber irgendwo erscheinen, wird der Verkehr umgeleitet, Ampeln ausge-schaltet und auch sonst kräftig gebuckelt.
Aufgabe 27: Diskutieren Sie den Status der folgenden Berufe. Vergleichen Sie die Bedeu-tung des Berufes für die Gesellschaft mit der sozialen Anerkennung, die die Berufe jeweils erhalten:
Straßenreiniger, Politiker, Krankenschwester, Showstar, Versicherungsvertreter, Lehrer, Arzt, Malermeister, Bischof, Großunternehmer, Gele-genheitsarbeiter, Meister für Bäderbetriebe.
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Der Betrieb als System
Vereinfachtes Betriebsmodell
Hier sehen wir ein stark vereinfachtes Modell eines Betriebs. Die einzelnen Po-sitionen des Modells stehen untereinan-der in (Arbeits-) Beziehungen, z.B. Aus-bilder und Auszubildende. Vom Inhaber einer Position werden jeweils bestimmte Leistungen und Verhaltensweisen erwar-tet. Z.B. sollen Auszubildende pünktlich, höflich, lernbereit, u.v.m. sein. Ausbilder sollten Vorbild sein, usw. Die Summe dieser Erwartungen an eine Position ist eine Rolle (der Begriff kommt übrigens aus der Theatersprache). Der Status ei-ner Position ist der Ort auf einer sozialen Rangskala, der der jeweiligen Position zu-geschrieben wird. Es handelt sich dabei um die Wertschätzung, die der Position entgegengebracht wird.
Aufgabe 28: Welche Rollenerwartungen werden an Sie bei Ihrer Arbeit gestellt? Sind Sie mit allen einverstanden?
Was ist eigentlich ein System?
Ein System ist ein Gebilde, das aus ein-zelnen Elementen besteht, die zueinan-der in Beziehung stehen, d.h. sie beein-flussen sich wechselseitig. Das System grenzt sich nach außen von der Umwelt ab, kommuniziert aber u.U. auch mit ihr. Das Ganze ist mehr als die Summe der Teile.
Ein Sandhaufen ist kein System, da die einzelnen Elemente nicht untereinander in Beziehung stehen, ein Ameisenhaufen aber sehr wohl. Jede Ameise für sich ist wieder ein System, jedes Organ der Amei-se (haben die so was?) auch wieder. Je-der Mensch ist ein System, eine Gruppe ist ein soziales System.
Interessante Versuche
Sicher haben Sie schon einmal eine Fuß-ballübertragung gesehen, die auch einen Blick auf die Fanblöcke warf. Selbst bei gutartigem Verlauf eines Spieles sind hier Verhaltensweisen zu beobachten, die ein einzelner Fußballanhänger allein vor dem Bildschirm nie zeigen würde. Offenbar gelten hier in der großen Gruppe der Fan-kurve andere Regeln. An diesem Beispiel erkennt man aber auch, dass Gruppen nicht nur ihre eigenen Regeln haben, sie scheinen auch einen gewissen Schutz zu bieten (z.B. vor den Fans des gegne-
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rischen Vereins). Gleichzeitig üben Grup-pen auch einen gewissen Zwang aus. Es empfiehlt sich kaum, mitten in der Fan-kurve einen Torerfolg der anderen Mann-schaft zu bejubeln.
Zum Thema Gruppenzwang wurden schon zahlreiche Experimente durchge-führt. (Der gesellschaftspolitische Hin-tergrund zu diesen Untersuchungen war u.a. der Versuch, die Geschehnisse in Deutschland zur Zeit des Nationalsozi-alismus verstehen zu können, man den-ke z.B. an die Goebbels-Rede 1943 im Berliner Sportpalast.) So wurden z.B. Testgruppen zusammengestellt, die die Aufgabe hatten, die unten dargestellten Längen zu vergleichen:
Es handelt sich hierbei um eine bekann-te optische Täuschung. Normaler Weise sind die beiden Innenlinien exakt gleich lang, durch die Pfeile, die das eine Mal nach außen gehen und das andere Mal nach innen, wirkt die obere Figur kürzer als die untere. In diesem Fall wurde aber die obere Figur tatsächlich noch ein biss-chen gekürzt, so dass sie nicht nur kürzer erscheint, sondern auch wirklich kürzer ist. Es wurden Gruppen mit jeweils acht
Testpersonen zusammengestellt, die die-se Aufgabe gestellt bekamen. In der Re-gel wurden die Schätzungen richtig abge-geben.
Nun wurden andere Testgruppen zusam-mengestellt, die allerdings aus nur einer wirklichen Testperson und sieben Stroh-männern bzw. –frauen bestanden. Diese Strohleute behaupteten nun, die untere Linie sei kürzer als die obere. Und siehe da: Die wirklichen Testpersonen schlos-sen sich zwar keineswegs immer, aber doch wesentlich häufiger als im ersten Fall (als die Strohleute richtig schätzten) der offensichtlich falschen Meinung an. Ein typischer Fall von Gruppenzwang.
Was ist eine Gruppe?
Nicht jede beliebige Ansammlung von Menschen ist eine Gruppe. Eine Gruppe ist der Zusammenschluss mehrerer Men-schen, die sich gegenseitig beeinflussen und steuern und damit besondere zwi-schenmenschliche Beziehungen sowie einen inneren Zusammenhalt aufweisen.
Was macht eine Gruppe aus?
a) Sie hat ein Gruppenziel. Das kann z.B. gemeinsame Freizeitgestaltung, die Erreichung eines Schulabschlus-ses oder fünf Kilo in fünf Wochen ab-nehmen sein.
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b) Es gibt ein Gruppenbewusstsein, ein „Wir-Gefühl“, das die Gruppenzusam-mengehörigkeit darstellt, z.B. bei Fan-gruppen von Fußballmannschaften, Klassenverbänden, Mannschaften. Die Mitglieder identifizieren sich mit der Gruppe.
c) Es gibt Gruppennormen. Normen sind gemeinsame Standards für das eigene Handeln, was ist gut bzw. er-laubt, was ist schlecht oder verboten. Normen können z.B. sein: Fairness, den Ball nicht in die Hand zu nehmen (beim Fußball), den Ball nicht mit dem Fuß zu spielen (beim Handball), keine Drogen zu nehmen, Gewalt abzuleh-nen, u.v.m.
d) Es gibt eine Gruppenstruktur. Nicht jedes Mitglied einer Gruppe hat die gleichen Aufgaben und somit werden auch verschiedene Anforderungen an die Einzelnen gestellt. Nehmen wir als Beispiel eine Fußballmannschaft: Tor-wart und Verteidigung sollen den „Kas-ten“ sauber halten, die Stürmer sollen die Tore schießen. Der Torwart darf in-nerhalb des Strafraumes den Ball in die Hand nehmen, er sollte aber nur selten am gegnerischen Strafraum auftau-chen. Es gibt „Manndecker“, die einen bestimmten Spieler der gegnerischen Mannschaft hautnah abschirmen und
es gibt einen Mannschaftsführer, der bei Streitfragen mit dem Schiedsrichter verhandelt und der stets Vorbild sein sollte. Ähnlich verhält es sich auch mit anderen Gruppen. Überall herrscht eine bestimmte Aufgabenverteilung. Nicht jeder muss bzw. soll alles ma-chen. Es gibt verschiedene Rollen. Meistens gibt es einen Gruppenfüh-rer, der zu den meisten Mitgliedern der Gruppe einen guten Draht hat und dessen Autorität anerkannt wird. Zu Konflikten kann es kommen, wenn die Führungsposition umstritten ist oder wenn die formelle (z.B. von der Ge-schäftsleitung vorgesehene) Führung nicht mit der informellen (tatsächlich gegebenen) Führung übereinstimmt. Außer der Führungsrolle gibt es noch eine Menge anderer möglicher Rollen und Konstellationen, so z.B. Mitläufer, Außenseiter, Fachmann/-frau für ei-nen bestimmten Bereich, graue Maus, Clown, Oppositionsführer, Tüchtigster, Streber, Sündenbock, Pärchen, Unter-gruppen, u.v.a.
e) Innerhalb der Mitglieder von Gruppen gibt es Beziehungen. Diese Beziehun-gen können verschiedenster Art sein. Am einfachsten ist die Unterscheidung in positive oder negative Beziehungen, also wer mag wen, wer mag wen nicht. Auf die betriebliche Praxis bezogen, kann hier auch ausgedrückt werden,
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