Kitabı oku: «An den Ufern des Nebraska», sayfa 7
„Werde mal draußen, den alten Kirby ablösen. Hat sicher auch noch einiges zu erzählen, der alte Waldläufer.“
Er ging durch die bereits erwähnte Lücke im Gebüsch und bald darauf kam Kirby, um sich zu uns zu setzen.
Er nahm sich auch ein Stück Hirschbraten und hatte kurz darauf tatsächlich einige Jagderlebnisse zu berichten. Firehand stand jetzt auch auf und sagte:
„Das Feuerholz geht zur Neige, werde also ein wenig Nachschub holen.“
Er entfernte sich vom Lager. Ich wollte noch einmal nach meinem Pferd sehen und stand daher auch auf, um mich in der entgegengesetzten Richtung vom Feuer zu entfernen. Wir hatten die Pferde nur angehobbelt, so dass sie sich doch in einigem Umkreis vom Lager bewegen konnten. Zwar sollte die Wache die Tiere im Auge behalten, aber ich fand meinen Morgan nicht sofort. Er hatte sich doch sehr weit in die Richtung des Gebüsches bewegt, bei dem Bulcher auf Wache saß.
Bei der Suche nach meinem Pferd kam ich dem Wachtposten daher sehr nahe, war aber zunächst noch durch das Gebüsch gedeckt. Da hörte ich, dass Bulcher nicht allein war. Er sprach mit jemandem. Ich wollte gerade die paar Schritte zu meinem Pferd weitergehen, wobei ich aus dem Sichtschatten des Gesträuchs getreten wäre, da hörte ich die Stimme Old Firehands, der gerade zu Bulcher sagte:
„Ich sagte dir doch, der Junge ist besonders. Habe noch keinen kennengelernt, der sich so leicht in die Dinge hineingefunden hat, wie er.
Erst reitet er, als hätte er nie etwas anderes getan, dann schießt er mit dem Gewehr, wie ein Alter. Beim Spurenlesen leistet er bereits, ohne größere Anleitung, erstaunliches und nun heute dieser Schuss auf ein Wildtier bei seiner ersten Jagd mit einem Schießeisen.“
„Stimmt schon. Der Junge ist fast fertig, ohne groß in die Lehre gegangen zu sein. Hat bereits jetzt mehr Verstand und Können gezeigt, als die meisten unserer Kameraden. Ist aber doch ein Greenhorn.“
„Egad, wieso dieses Wort? Habe es mir bereits abgewöhnt, ihn mit diesem Wort zu ärgern. Ist ja auch unpassend für einen wie ihn.“
„Sehe das anders, Firehand! Der ist noch so grün, dass ihm gar nicht klar ist, wieviel er bereits jetzt zu leisten im Stande ist. Sollten ihm aber auch nicht zu viele Lorbeeren winden, meine ich, könnte ihm zu Kopf steigen. Habe dies heute zwar selbst bereits getan, denke aber, dass das anders werden muss.“
„Hast zwar recht, was seine Unwissenheit betrifft, ich glaube aber nicht, dass er zur Überheblichkeit neigt.“
„Nun, das kann man nicht wissen. Wir kennen ihn im Grunde auch erst ein paar Tage. Aber ich denke auch, dass du ihn richtig einschätzt. Trotzdem muss er sich erst noch im Ernstfall beweisen. Hatten bisher keine Indianer zu fürchten, was aber jetzt bald anders werden kann. Wollen hoffen, dass sie uns nicht feindlich gesinnt sein werden, aber man kann ja nie wissen. Kommen wir in eine Lage, in der Kaltblütigkeit und Erfahrung den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen, wird sich zeigen, was wirklich in ihm steckt.“
„Auch hier pflichte ich dir bei. Dennoch denke ich, dass wir auch in diesem Punkt auf ihn bauen können. Vorhin, beim Anschleichen an den Hirsch, konnte ich ihm zunächst anmerken, dass er sehr aufgeregt war. Immerhin war es seine erste richtige Jagd. Als er aber anlegen sollte, hatte er sich wieder voll unter Kontrolle. Hielt sein Gewehr so ruhig, als gelte es nur, wieder eine Zielscheibe zu treffen.“
„Sollte mich freuen, wenn du recht behieltest. Ist mir ziemlich ans Herz gewachsen der Junge und daher wäre ich mächtig stolz, wenn er einmal ein tüchtiger Scout und Prairiemann würde, von dem wir sagen könnten, er habe seine ersten Schritte bei uns getan.“
Firehand stimmte wiederum zu und machte nun die Bemerkung, dass er noch Feuerholz sammeln wollte und ich schlich mich deshalb wieder ein paar Schritte rückwärts, um vorgeben zu können, soeben erst hier angekommen zu sein, um nach meinem Pferd zu sehen.
Ich ging dann wieder, absichtlich vernehmbareren Schrittes, um das Gesträuch herum, so dass Bulcher rief: „Halt, wer dort?“
Ich gab zurück:
„Ich bin´s, Mr. Bulcher. Wollte noch zu meinem Pferd, muss sich hier irgendwo herumtreiben.“
Ich sah so eben noch, wie Firehand wieder in der Lücke im Gebüsch verschwand und gab mir den Anschein, ihn nicht bemerkt zu haben.
„Dein Pferd? Muss gleich da vorn rechts stehen, schlich eben noch hier vorüber.“
„Ah, ja da ist er. Muss ihm doch noch eine gute Nacht wünschen.“
„Recht so, Junge. Das Tier hat es verdient, dass du dich kümmerst. Werde meinem Gaul gleich auch noch einen Abendbesuch abstatten.“
Unser Wortwechsel war beendet und so ging ich die paar Schritte hinüber zu meinem Pferd. Nachdem ich dem Tier noch ein paar Worte zugeflüstert hatte, legte es sich hin und ich ging zurück zum Feuer, um meine Decken zu holen. Ich wollte bei dem Morgan schlafen. Als ich zurückkam, legte ich meinen Kopf an seinen Hals, was sich das Tier gern gefallen ließ. In all den Jahren, in denen ich in far-west unterwegs war, hatte ich es danach immer so gehalten.
Vor dem Einschlafen dachte ich noch über das zufällig belauschte Gespräch zwischen Firehand und Bulcher nach. Wie man sich denken kann, hatte ich zwar ein schlechtes Gewissen, weil ich gelauscht hatte, war aber doch an diesem Abend ziemlich zufrieden mit mir. Ich nahm mir vor, die beiden nicht zu enttäuschen, sollte es auf unserem Ritt hart auf hart kommen und wir auf feindliche Indianer stoßen. Diesen Überlegungen nachhängend, schlief ich schließlich ein.
Am Morgen danach brachen wir doch nicht gleich wieder auf, sondern nahmen erst ein ausgiebiges Bad im Fluss. Jener machte ein paar Schritte weiter eine Krümmung, in deren Ausbuchtung die Strömung kaum spürbar war und wo deshalb ein angenehmes und ungefährliches Baden möglich wurde. Nach den Tagen im Sattel, empfand ich es als geradezu paradiesisch, mich einmal ausgiebig reinigen zu können. Den anderen schien es ebenso zu gehen und so brachten wir noch fast den halben Tag hier an der Mündung des Cedar Creeks zu.
Kapitel IV – Eine Falle
Erst am frühen Nachmittag brachen wir auf, um unseren Ritt in Richtung des Quicourt fortzusetzen. Wir ließen mehrere Handelsposten der American-Fur-Company rechts, also östlich von unserer Route, liegen. Diese Handelsposten, wie Bellevue, hatten sich in den letzten Jahrzehnten hier gebildet. Wer hier am oberen Missouri Pelze und Felle an den Mann bringen wollte, ging zur Fur-Company, die hier keine Konkurrenz hatte. Auch wir hatten vor, unsere Beute hier nach ein paar Monaten in Geld und andere Waren umzuschlagen, bevor es nach Jefferson City oder weiter in den Osten zurückgehen sollte.
Diese Posten führten nach und nach auch zu einer Besiedelung durch Auswanderer und Settlers35, die aus dem Osten herzogen. Erst vor kurzer Zeit war etwas weiter nördlich, direkt am Missouri, die Ortschaft Omaha-City gegründet worden.
Wir aber strebten weiter nach Nordwesten, in die Jagdgründe der Omaha, nach denen auch die soeben genannte Ortschaft benannt war, und der Pawnee. Während die Omaha inzwischen stark dezimiert worden waren und in der Nähe der Handelsposten der Fur-Company in Dörfern lebten, waren die Pawnee, wenn auch nicht mehr so zahlreich wie noch Ende des 18. Jahrhunderts, noch ein starker Stamm, der ein großes Gebiet zwischen dem Nebraska und dem Quicourt beanspruchte und der diesen Anspruch auch immer noch gegen feindliche Stämme und Eindringlinge weißer Hautfarbe verteidigte. Mit ihnen hatten wir also zu rechnen und mussten jetzt noch weit vorsichtiger sein, als dies bisher der Fall gewesen war.
Der Nebraska machte westlich von der Furt, an der wir ihn überquerten, einen Bogen nach Norden und so hielten wir uns in der Mitte der Ebene zwischen dem Missouri und dem Nebraska. Unser nächstes Etappenziel war Fontanelle am Elkhorn River, welches wir am nächsten Abend zu erreichen trachteten. Hier wollten wir unsere Munitionsvorräte aufstocken. Da es an unserem Ziel, den Jagdgebieten am Quicourt, keine Handelsposten, geschweige denn, Siedlungen gab, hatten wir vor, uns in Fontanelle mit allem zu versorgen, was wir für die nächsten Monate brauchten.
Wir hielten uns also an diesem Nachmittag in Richtung Nordwesten und hofften bis zum Abend noch ein gutes Stück Weges unter die Hufe nehmen zu können, um den Elkhorn River zu erreichen und dort zu lagern. Am nächsten Tag sollte es dann, entlang des Flusses, nach Fontanelle gehen.
Als wir am fortgeschrittenen Nachmittag in die Nähe des Elkhorn kamen, hielt Firehand, der uns heute weit voranritt, plötzlich seinen Rappen an und stieg ab, um etwas auf dem grasigen Boden zu untersuchen.
Wir waren noch gut eine halbe Meile zurück und so sprach ich Bulcher auf das Verhalten Firehands an. Dieser hatte es auch bereits gesehen und erwiderte:
„Scheint mir eine Fährte zu sein, die er da näher betrachtet. Und zwar eine nicht so eindeutige Fährte, sonst wäre er kaum deswegen abgestiegen. Will mir gar nicht gefallen. Hoffentlich bekommen wir es nicht schon jetzt mit den Rothäuten zu tun. Sieh, er hat sich schon wiederaufgerichtet und erwartet uns. Wollen also den Pferden einmal ein wenig Wind um die Ohren gönnen. Bin doch neugierig, was es dort zu sehen gibt.“
Wir gaben unseren Pferden die Fersen und schon galoppierten wir, den andern voran, zu Firehand hinüber. Dieser machte ein ernstes Gesicht, als wir bei ihm anlangten und hieß uns abzusteigen. Er wies auf eine ziemlich ausgetretene Spur im Gras hin und bedeutete uns, sie ebenfalls zu inspizieren.
Wir schritten ein wenig entlang der Fährte auf und ab und Bulcher sah mich nach einigen Minuten auffordernd an. Ich sollte also, einmal mehr, zuerst meine Meinung zu der Fährte äußern. Allerdings muss ich gestehen, dass mir zu dieser Spur nicht viel einfiel. Das Gras war hier vergleichsweise kurz und so war die Spur nicht schon von weitem sichtbar, wie es bei der gestern beobachteten Spur der Fall gewesen war. Ich sah Firehand fragend an und auch er gab mir zu verstehen, dass ich meine Meinung äußern sollte.
Ich sagte also:
„Die Spur führt hier von Südwesten kommend, nach Norden weiter. Außerdem glaube ich, erkennen zu können, dass sie von berittenen Pferden herrührt. Zwar ist die Fährte ziemlich ausgetreten, wird also von einer größeren Zahl Reitern stammen, dennoch sind an manchen Stellen, dort weiter links, einzelne Hufabdrücke sichtbar. Hier ist erkennbar, dass die Tiere unbeschlagen waren, also höchstwahrscheinlich Indianern gehören. Ich kann noch nicht genau beurteilen, wie alt die Fährte ist, weil ich die notwendigen Kenntnisse dazu noch nicht erlernt habe. Ich denke aber, dass sie noch nicht sehr alt ist, weil sich die Halme noch kein bisschen wiederaufgerichtet haben und weil die Halme an den Rändern der sichtbaren einzelnen Hufabdrücke, noch feuchte Knickstellen aufweisen.“
„Sehr gut beobachtet.“, meinte Firehand. „Alles soweit richtig. Nach meiner Schätzung ist die Fährte gut zwei Stunden alt. Wäre sie älter, wären die Knickstellen bereits wieder angetrocknet und angesichts der Witterung, hätte sich das Gras bereits wieder ein wenig aufgerichtet.“
„Wie hoch schätzt du die Zahl der Reiter ein?“, fragte Bulcher.
Firehand gab zurück:
„Ich denke, dass hier mindestens zwanzig, wenn nicht gar dreißig Redmen36 geritten sind. Da sie im Gänsemarsch, hübsch ein Pferd hinter dem anderen, geritten sind, denke ich, dass sie etwaige Feinde im Unklaren über ihre Zahl lassen wollten, sich also folglich vor Feinden in Acht nehmen müssen und sich möglicherweise auf dem Kriegspfad befinden.“
„Das scheint mir auch so und es gefällt mir gar nicht. Denke wir müssen erfahren, um welchen Stamm es sich handelt und wohin sie unterwegs sind. Wenn wir darüber Bescheid wissen, können wir drohenden Gefahren vielleicht ausweichen.“
„Völlig richtig, Bill. Ich werde daher mit Leo dieser Spur nachreiten und versuchen, diese Dinge in Erfahrung zu bringen. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich die Roten beschleichen. Leo kann dann auf unsere Pferde und meine Waffen achtgeben.“
Jetzt waren auch die Gefährten herangekommen und hatten die zuletzt gesprochenen Worte Firehands gehört. Dieser war bereits wieder auf sein Pferd gestiegen und ich tat es ihm gleich. Dann beugte er sich zu Bulcher hinunter, um ihm weitere Instruktionen zu geben. Firehand, der diese Gegend hier gut kannte, gab Anweisung, der Trupp solle sich immer am Ostufer des Elkhorn Rivers halten. Nach Verlauf einer guten Stunde werde man auf ein Wäldchen, direkt am Fluss gelegen, stoßen. Der nördliche Rand dieses Wäldchens eigne sich gut zum Lager für die Nacht. Da dieser Waldrand sehr dicht mit Unterholz und Gesträuch bestanden sei, sei eine feindliche Annäherung kaum möglich, müsse aber mindestens gehört werden. Der Rand des Wäldchens bilde dort eine Art Bucht, die von drei Seiten mit diesem Gesträuch eingeschlossen sei, sodass man nur die Seite nach Norden scharf im Auge behalten müsse. Ein Feuer solle nicht gebrannt werden, da man nicht wissen könne, ob Feinde in der Gegend seien. Daher müssten die Reste des Hirschs vom gestrigen Abend verspeist werden.
Bulcher gab diese Instruktionen weiter, während auch er wieder auf sein Pferd stieg, und setzte mit den Kameraden den Weg fort. Firehand und ich ritten der Fährte nach, um zu kundschaften. Dies war also mein erster Erkundungsritt oder –gang. Wie oft sollte ich später noch solche Ritte unternehmen?!
Jetzt war mir aber schon ein wenig seltsam zumute. Hatte ich in meinem Leben bisher noch nie mit Indianern zu tun gehabt, so sollte ich hier und jetzt vielleicht dabei sein, einen ganzen Trupp von ihnen zu beschleichen.
Ich nahm die Tatsache, dass Firehand mich auf diesen Ritt mitnahm, als Vertrauensbeweis und nahm mir vor, dieses Vertrauen zu rechtfertigen. Er saß vornübergebeugt auf seinem Pferd und ließ die Spur dabei nicht aus den Augen. Dann sah er zu mir herüber und sagte:
„Wollen die Pferde ausgreifen lassen. Haben nicht mehr lange Tageslicht und ich will so nah wie möglich an die Roten herankommen, bevor wir die Fährte nicht mehr sehen können.“
Er setzte seinen Rappen in Galopp und ich musste meinen Morgan anspornen, um mit ihm Schritt zu halten. Er hielt weiter die Fährte im Auge und wir fegten über die Prairie in Richtung Norden.
Nach dem Verlauf von ungefähr einer halben Stunde, konnten wir, nach einem wahren Parforceritt, am nördlichen Horizont einen dunklen Strich wahrnehmen. Firehand ließ seinen Rappen langsameren Schrittes gehen und so näherten wir uns diesem Strich weiter. Nach wenigen Minuten stieg Firehand ab und setzte sich auf den Boden. Seinen Rappen veranlasste er, sich ebenfalls auf den Boden zu legen. Ich konnte mir sein Verhalten nicht erklären, stieg aber auch ab und ließ den Morgan sich ebenfalls hinlegen.
Firehand sah mich an und fragte:
„Warum machst du so ein zweifelndes Gesicht? Weißt wohl nicht, warum wir hier halten?“
„Ehrlich gesagt, nein! Setzen uns hierhin, als gäbe es keine Gefahr für uns und als hätten wir nichts zu tun. Leuchtet mir nicht ein.“
„Wirklich nicht? Überlege mal, Leo! Kannst sicher selbst darauf kommen. Mache das hier nicht ohne Grund, wie du dir denken kannst.“
Jetzt machte ich wohl einen noch geistreicheren Eindruck als zuvor und Firehand sah mich erwartungsvoll, schmunzelnd an. Nach einigen Sekunden glaubte ich dann doch, sein Verhalten zu durchschauen. Er merkte wohl an meiner Miene, dass ich auf etwas gestoßen war und fragte daher:
„Nun? Eine Idee?“
„Yes! Denke, ich habe es jetzt begriffen. Der Strich dort am Horizont wird wohl ein Wald oder wenigstens größeres Buschwerk sein. Ich nehme an, dass die Indianer dort lagern werden, weil auch sie erst vor kurzem hier vorübergekommen sind und so ein Gehölz für sie ein gutes Versteck gäbe.
Es ist jetzt noch Tageslicht vorhanden, die Roten würden uns also kommen sehen, wenn wir weiterritten. Das gilt es zu vermeiden. Also warten wir hier bis es dunkel wird, um uns dann dem Wäldchen so weit zu nähern, wie dies gefahrlos möglich ist. Dann werdet Ihr wohl die Indianer beschleichen und wenn möglich belauschen.“
„Sehr richtig. Du siehst, man sollte das Gehirn nicht abschalten, wenn ein vermeintlich erfahrenerer Prairiemann zugegen ist. So kommt man, mit ein bisschen Überlegung, auch selber auf diese einfachen Dinge.“
Er hatte recht. So wie es wohl auch die anderen Kameraden taten, wenn Firehand anwesend war, hatte ich mich voll und ganz darauf verlassen, dass er für mich mitdachte, die erforderlichen Maßnahmen ergriff und Anweisungen gab.
„Nun, Ihr habt recht und ich werde zukünftig daran denken, mein bisschen Grips zusammenzunehmen, zumal wenn es eine Gefahr gibt.“
„Recht so, Junge. Genau das wollte ich mit meiner Rede erreichen.“
Wir warteten nun bis zum Einbruch der Dunkelheit und brachen dann auf, um uns dem Wäldchen weiter zu nähern. Zunächst konnten wir wieder reiten, weil jetzt kurz nach der Dämmerung noch kein Mondschein zu bemerken war und wir also nur wenige Schritt weit sehen konnten.
Firehand ritt wieder voran und nach einigen Minuten, ich war sicher, dass wir uns in der Richtung zu dem Gehölz nicht getäuscht hatten, hielt er an und sog die Luft durch die Nase ein. Auch ich hatte schon Rauch wahrgenommen und sagte daher:
„Scheint ein Feuer da drüben zu geben. Ich rieche Rauch.“
„Gute Nase, Junge. Habe es auch soeben erst gemerkt. Brennen ein Feuer die Roten. Wir sollten also hier absteigen. Weiterzureiten, wäre fahrlässig. Der Hufschlag ist zu weit vernehmbar, zudem werden die Indianer Posten ausgestellt haben, die jedenfalls auch zwischen hier und dem Gehölz streifen.“
„Alright, werde also die Pferde beaufsichtigen. Wollt Ihr gleich hinüberschleichen.“
„Ja, das scheint das Beste zu sein. Noch sind die Roten mit der Einrichtung Ihres Lagers beschäftigt. Vielleicht sind die Posten noch gar nicht an ihren Plätzen. Da ist es leichter, an sie heranzukommen.“
„Wie lange werdet Ihr brauchen?“
„Das kann man nicht wissen. Jedenfalls brauchst du dich nicht zu sorgen, solange es ruhig bleibt. Ich nehme einen der Colts mit. Gerate ich in Gefahr, wirst du die kurzen, scharfen Schüsse vernehmen. Dann springst du auf deinen Gaul, nimmst den meinen beim Zügel und reitest in die Richtung des Gehölzes.
Ich werde versuchen, mich durch Flucht in deine Richtung zu retten. Sollte ich es heil auf diese Prairie hier schaffen, werde ich mich durch lautes Rufen bemerkbar machen. Dann kommst du zu mir, und wir können die Flucht zusammen auf den Pferden fortsetzen. Bleiben meine Rufe aus, kehrst du um und suchst die Gefährten. Wo diese sind, hast du vorhin ja mitbekommen. Das Weitere wird sich dann finden.“
„Sollte ich hier an dieser Stelle bleiben, um auf Euch zu warten?“
„Ich denke, ja. Zwar wissen wir nicht, wie nahe wir schon an die Roten herangekommen sind. Doch glaube ich, dass wir gerade so nah sein werden, wie notwendig, falls du mir zu Hilfe kommen musst aber doch weit genug entfernt, um hier nicht von streifenden Posten entdeckt zu werden.
Für alle Fälle lasse ich dir meinen zweiten Colt hier. Hast ja nur das Gewehr. Wenn dich aber doch ein Posten hier bemerkt, wirst du ihn wohl erst sehen, wenn er schon bei dir ist. Dann brauchst du eine Waffe für den Nahkampf. Aber merke dir, nutze sie nur im absoluten Notfall. Wir müssen versuchen, unbemerkt an die Redmen heranzukommen und auch wieder zu verschwinden.“
„Selbstverständlich, Mr. Firehand. Good Luck!“
„Ach, noch etwas Junge. Falls wirklich ein Indianer hier vorbeischleichen sollte, sieh zu, dass dich dein Pferd nicht durch Schnauben verrät. Zu diesem Zweck bedeckst du ihm die Nüstern mit der Handfläche. Mein Rappe hat indianische Schule, habe ihm schon angezeigt, dass er sich ruhig verhalten muss, bis ich wieder zurück bin. Er wird aber nötigen Falls mit dir kommen, wenn du ihm die Worte „hiyupo Tatekohomni“ sagst. Das ist in der Sprache der Assiniboin so viel wie; komm‘ Wirbelwind. Jetzt weißt du auch, wie der Rappe heißt. Kannst du dir das merken?“
Ich bejahte diese Frage und er tippte grüßend mit Zeige- und Mittelfinger an seine Stirn und verschwand in der Dunkelheit.
Ich sagte mir die indianischen Worte noch ein paarmal leise vor, um sie nicht zu vergessen. Dann saß ich in der Dunkelheit und wartete. Es vergingen wohl über zwei Stunden und ich war nun doch in Sorge, dass etwas passiert sein könnte. Aber Firehand hatte ja gesagt, so lange ich nichts hören würde, sei sicher alles in Ordnung. Also übte ich mich weiter in Geduld. Nach einer weiteren Viertelstunde hob Wirbelwind seinen Kopf, kurz darauf tat es ihm mein Brauner nach. Ich hielt ihm schnell, wie von Firehand geheißen, die Nüstern zu. Kurz darauf raschelte, keine zwei Schritte von mir entfernt, das Gras. Schon hatte ich den Revolver Firehands in der Hand, um mich nötigen Falles zu verteidigen. Da sagte jemand:
„Runter mit der Waffe, Junge. Ich bin es, Firehand.“
Ich hatte die Stimme sofort erkannt und nahm die Waffe herunter.
„Gut gemacht, Junge. Hätte wohl jetzt ein Loch in meiner Gestalt, wenn ich ein Angreifer gewesen wäre. Auch auf die Pferde hast du geachtet. Sehr schön! Meist sind die Sinne der Tiere schärfer als die unseren. Können uns gut darauf verlassen. Mein Rappe hat meine Annährung gewittert. Dein Brauner hat aber auch was gemerkt. Kann mit der richtigen Schule noch etwas werden mit ihm, denke ich.“
„Erzählt doch schon. Kamt Ihr an die Indianer heran. Habt Ihr etwas in Erfahrung bringen können?“
„Ja, ja. Alles ist gegangen, wie es gar nicht bessergehen konnte. Doch später mehr dazu. Wir wollen jetzt erst einmal sehen, dass wir von hier fortkommen. Jetzt noch entdeckt zu werden, würde uns einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Wenn sie uns auch nicht mehr erwischen würden, wüssten sie doch, dass wir hier waren und wären gewarnt. Also, steigen wir auf.“
Er befestigte noch einen Gegenstand hinter sich an seinem Pferd und bat mich, langsamen Schrittes genau auf der Fährte, die wir beim Herweg verfolgt hatten, voraus zu reiten und möglichst wenig Geräusch zu verursachen. Als wir gut eine Meile zurückgelegt hatten, schloss er zu mir auf und holte den Gegenstand wieder zu sich heran. Jetzt sah ich, dass es ich um eine Decke handelte, die zuvor als Rolle hinter einem Sattel befestigt gewesen war.
„Ah, Ihr habt unsere Spuren vertilgt, indem Ihr die Decke hinter dem Pferd schleifen ließet?“
„Genau, das wird die Spur zwar nicht ganz auslöschen, aber im Morgengrauen wird niemand sehen können, dass die Fährte, die die Pawnee selbst auf dem Herweg gemacht haben, durch zwei weitere, beschlagene Pferde beritten wurde. Sie werden sie also ausschließlich für die eigene halten. Das Gras kann sich soweit über Nacht auch wiederaufgerichtet haben.“
„Also Pawnee sind es, die dort im Wäldchen stecken?“ fragte ich.
„Yes. Haben das Kriegsbeil ausgegraben. Wollen Fontanelle angreifen. Sie sind erzürnt darüber, dass die weißen Siedler sich ohne ihre Erlaubnis dort niedergelassen haben und auch noch Holz machen, ohne zu berücksichtigen, dass das Land ihnen gehört.
Viel schlimmer aber ist, dass ein weißer Rowdy ein junges Pawnee-Mädchen vergewaltigt, schwer verletzt und sie im Wald zurückgelassen haben soll. Er war wohl der Annahme, dass das junge Ding dort elendig zugrunde gehen und somit niemandem etwas erzählen könnte. Darin befand er sich aber in einem Irrtum. Das Mädchen hat überlebt und sich ins nächste Pawnee-Dorf gerettet. Jetzt wollen sie Rache und deshalb das ganze Örtchen dem Erdboden gleichmachen.“
„Also sollen die Bewohner Fontanelles für die Tat dieses Verbrechers büßen?“
„Die Pawnee kochen vor Wut. Es ist ja auch die Tatsache, dass die Siedler sich einfach an dem Eigentum der Indianer vergreifen, ohne lang zu fragen.“
„So seid Ihr mit den Pawnee einverstanden?“
„Wie beurteilst denn du diesen Sachverhalt?“
„Nun, ich verstehe, dass die Pawnee Genugtuung verlangen.“
„Aber?“, fragte Firehand.
„Man sollte das auf dem Verhandlungsweg regeln und den Verbrecher bestrafen, … oder nicht?“
„Das ist das Dilemma der Indianer. Wann immer sie mit dem Weißen Mann verhandeln, werden sie übervorteilt. Wer gibt den Siedlern das Recht, sich auf Indianerland niederzulassen, Zäune zu errichten und zu sagen; Dies Stück Land ist mein.? Die Indianer, denen das Land gehört, werden nicht gefragt. Sie können bei Verhandlungen nur verlieren. Wenn sie auf ihre angestammten Rechte bestehen, werden sie ausgelacht und fortgejagt.
Ergreifen sie den Tomahawk37 des Krieges, um Ihre Rechte zu verteidigen, heißt man sie blutrünstige Wilde. Den Kampf können sie letztendlich nicht gewinnen. Der Weiße Mann ist dem Indianer an Zahl überlegen und er hat den technischen Fortschritt, der ihm zusätzliche Vorteile einbringt. Dennoch werden viele Stämme aufbegehren und kämpfen bis zum Untergang.
Ob ich das verstehen kann, fragst du? Ja, das kann ich. Aber dennoch befinden sich auch immer Unschuldige unter allen Beteiligten und deshalb sollten wir alles tun, um Kampfhandlungen zu verhindern.“
„Muss Euch in allem, was Ihr sagtet beipflichten, Mr. Firehand. Was habt Ihr für einen Plan? Was können wir tun?“
„Geduld, Leo! Wir werden bald die Kameraden am Elkhorn-River erreichen. Dann werde ich genau berichten, was ich erfahren habe und meine Vorschläge machen. Ich denke, dass keiner der Männer die Siedler im Stich lassen wird.“
Ich musste also warten, bis wir am Lagerplatz ankommen würden. Wie ich Firehand gesagt hatte, stimmte ich ihm in allen seinen Ansichten zur Lage der indianischen Nationen zu. Er hatte die richtigen Fragen aufgeworfen. Hatten die Bleichgesichter irgendein Recht hier zu siedeln, sich an der Natur zu vergreifen und die Bodenschätze auszubeuten? Mussten die Roten sich nicht wehren? Hatten sie eine Wahl? Hier kam verschärfend noch die Untat des Verbrechers hinzu. Konnte irgendwer den Indianern ernsthaft vorwerfen, dass sie gegen das Settlement vorgingen? Nein!
Und doch gab es dort Frauen und Kinder, die gewarnt werden und, wenn nötig, beschützt werden mussten. Wir mussten also etwas für die Siedler tun und zwar schnell.
Nach einem Ritt von ungefähr drei Stunden erreichten wir den Elkhorn-River ein wenig unterhalb des Wäldchens, bei dem die Gefährten lagern sollten. Wir ritten also an dem Fluss entlang und stießen bald auf den südlichen Rand des Gehölzes. Firehand drang hier in den Wald ein und gab mir Weisung, ihm zu folgen. Ich wunderte mich über dieses Verhalten, wusste ich doch, dass die Gefährten am nördlichen Rande zu suchen waren. Kurze Zeit später sagte Firehand:
„Fragst dich sicher, warum wir hier in den Wald eindringen, nicht? Nun, ich möchte die Gelegenheit nutzen, deine Fertigkeiten beim Anschleichen weiter zu trainieren und dabei auch gleich zu prüfen, ob die Kameraden wachsam sind.“
Er zwinkerte mir zu. Dann hielt er an und band sein Pferd an den nächsten Baum, legte ihm die Hand auf die Nüstern und sprach ein paar indianische Worte, die ich damals noch nicht verstand. Das Pferd legte sich daraufhin nieder und Firehand konnte sicher sein, dass es sich völlig still erhalten würde, bis er zurückkommen würde. Ich legte meinem Brauen auch die Handfläche auf die Nüstern und bat ihn ruhig zu sein. Das gute Tier schien mich zu verstehen, tat es seinem Artgenossen gleich und legte sich ebenfalls auf den Waldboden.
Firehand sagte:
„Der Wald ist jetzt nur noch fünf Minuten breit. Werden uns also ab hier vorsichtig zu Fuß weiter heranmachen. Ich möchte, dass du vorangehst, damit ich sehe, wie du dich anstellst. Keine Angst; du kannst hier keine Fehler machen, schließlich beschleichen wir die Gefährten.“
Er lächelte verschmitzt und schien sich schon darauf zu freuen, die Kameraden zu überrumpeln. Ich ging also vorsichtigen Schrittes weiter Richtung Norden. Dabei versuchte ich, die Dunkelheit zu durchdringen und auf dem Boden so aufzutreten, dass jedes Geräusch vermieden wurde. Firehand hielt sich keine zwei Schritte hinter mir. Als es nicht mehr weit zu der Bucht am nördlichen Waldesrand war, vernahm ich einige Schritt voraus ein halblautes Sprechen. Einzelne Worte konnte ich noch nicht verstehen, dazu war die Entfernung noch zu groß. Ich ging in die Bauchlage und tastete mich auf Händen und Fußspitzen weiter vor. Dabei war ich wieder darauf bedacht, jedes Geräusch zu vermeiden. Hindernisse, die ich ertastete oder vor mir liegen sah, räumte ich beiseite. Ich hatte mein Bowie-Messer in die Rechte genommen und schnitt einzelne Zweige aus dem Unterholz heraus, um mich durch das selbe hindurch zu winden. So schob ich mich Zoll um Zoll weiter vor, bis ich die Sprecher, keine zehn Schritt vor mir, erkennen und verstehen konnte. Es waren Bulcher und „Badger“ Collins. Gerade sagte Collins:
„Wollen hoffen, dass es keinen Tanz gibt mit den Rothäuten. Wenn wir ausweichen können, sollten wir uns hier schleunigst fortbegeben. Droben am Quicourt haben wir Firehands Hide-Spot und die Ponca, die uns freundlich gesinnt sind, um uns herum.“
„Hast recht, Badger“, meinte Bulcher. „Ist aber auch ein Pech, dass sich ausgerechnet jetzt, wo wir hier durchwollen, Indianer auf dem Kriegspfad befinden.“
Weiter kam er nicht, denn Firehand stand jetzt auf und sagte:
„Good Evening, Mesch‘schurs! Stopp, die Revolver in die Gürtel, ich bin‘s, Firehand!“
Alle, die noch wach waren, sprangen bei diesen Worten auf, wie vom Donner gerührt. Firehand und ich waren direkt in ihren Kreis getreten und sie starrten uns an wie Gespenster.
„Mann, habt ihr uns erschreckt.“, meinte Bulcher nach einigen Sekunden.
„Haben wir gemerkt.“, sagte Firehand. „Habt nicht gehört, dass wir uns angeschlichen haben. Wollte unseren Neuzugang einmal testen. Hat seine Sache gut gemacht, meine ich.“
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.