Kitabı oku: «Wer macht was im Gottesdienst?», sayfa 2

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Ernsthaftigkeit, Authentizität und Geschlechter

Beobachtet man die Eingeweihten dabei, wie sie ein solches Zeremoniell vorbereiten oder wie sich nach dessen Abschluss lautstark darüber unterhalten, stellt man fest, dass es sich bei diesem merkwürdigen Spiel offenbar um eine todernste Sache handelt, an der sich Richtungsstreitigkeiten in der katholischen Kirche ebenso festmachen lassen wie die moralische Zuverlässigkeit der handelnden Personen.

Dieses Buch will versuchen, in einen zentralen Aspekt der katholischen Liturgie einzuführen, nämlich in die handelnden Personen und die Rollen, die sie im Zeremoniell einnehmen. Unterschiedliche Personen haben im Ritual unterschiedliche Aufgaben. Einige dieser Aufgaben scheinen dabei nahezu beliebig und spontan einzelnen Frauen, Männern, Kindern, sogar nichtkatholischen Gästen zugewiesen werden zu können, andere aber gehören exklusiv bestimmten Personen ein Leben lang, und diese letzteren sind offenkundig ausschließlich Männer.

Manche scheuen im Zusammenhang der Liturgie den Begriff Rollen, weil er ihnen zu sehr danach klingt, dass man hier nur etwas „spielt“. Im Theater kann ich einen Richter, einen Gärtner oder einen Mörder darstellen, ohne selber einer zu sein, aber geht es im Christentum nicht vielmehr darum, authentisch zu sein, kein „falsches Spiel zu spielen“ und niemandem etwas vorzumachen?

Rollen im menschlichen Leben

Entgegen diesem Eindruck möchte ich am Begriff der Rolle festhalten. Menschliches Leben ist gar nicht anders vorstellbar als durch das Einnehmen verschiedener Rollen. Eine Rolle ist nichts Falsches oder Schlechtes. Der Begriff bringt zum Ausdruck, dass sich Menschen je nach Situation unterschiedlich verhalten, insbesondere in Beziehung zu anderen Menschen. Wir sind soziale Wesen, interagieren mit anderen Menschen und je nach Situation sind von uns unterschiedliche Verhaltensweisen verlangt. Eltern verhalten sich gegenüber ihren eigenen Kindern anders als gegenüber fremden Kindern. Für ihre eigenen Kinder sind sie in der Rolle der Eltern, für andere Kinder aber in der Rolle von Nachbarn, Verwandten, Erziehern oder einfach nur von zufälligen Fremden auf der Straße. Im komplexen Gefüge einer Gesellschaft mit ihren ausgesprochenen und unausgesprochenen Regeln verlangt jede Rolle andere Verhaltensweisen: Was für Eltern moralische und gesetzliche Pflicht ist, kann für Fremde verwerflich und strafbar sein.

Macht der Vereinsvorsitzenden – Macht der Mitglieder

Nehmen wir das Beispiel der Jahreshauptversammlung eines Vereins. Die Vereinsvorsitzende nimmt einen besonderen Platz ein, zum Beispiel am Kopf eines Tisches, oder vielleicht auch zentral auf einer Bühne in einem großen Saal. Sie muss bestimmte Tagesordnungspunkte abwickeln, zum Beispiel die Moderation der Sitzung, die Vorstellung des Rechenschaftsberichts des Vorstands oder die Ehrung verdienter Mitglieder.

Eines Tages gibt die Vorsitzende ihr Amt ab. Ab diesem Moment nimmt sie einen Platz mitten unter den anderen Mitgliedern ein. Würde sie bei der nächsten Jahreshauptversammlung beginnen, die Sitzung zu moderieren, wäre das eine erhebliche Störung. Womöglich würde die Sitzung in Chaos ausbrechen und in der Folge die Gerichte beschäftigen. Anstatt den Rechenschaftsbericht vorzutragen, hat die Ex-Vorsitzende nun eine völlig andere Aufgabe: Sie gibt ihre Stimme ab, um den neuen Vorstand rechtsgültig zu entlasten oder ihm die Entlastung zu verweigern. Diese Zuständigkeit hatte sie nicht, als sie noch selbst Vorsitzende war. Mehr noch: Sie durfte gar nicht über die Entlastung des Vorstands abstimmen.

Je nach Kontext handeln Menschen also in unterschiedlichen Rollen. Die Beispiele der Eltern und der Vereinsvorsitzenden zeigen, dass solche Rollen durch besondere Aufgaben oder Zuständigkeiten gekennzeichnet sind. Damit sind Pflichten und Rechte verbunden, anders gesagt: Verantwortung und Macht. Damit gehen aber auch andere Optionen verloren: Eltern dürfen ihre Kinder nicht einfach unbeaufsichtigt oder unversorgt lassen, um stattdessen die Freiheit der eigenen Lebensgestaltung zu genießen, sie dürfen ihre eigenen Kinder nicht vernachlässigen, sie dürfen sie auch nicht heiraten. Die Vereinsvorsitzende muss für das Vereinsgebaren rechtlich geradestehen, sie muss fast jederzeit erreichbar sein und notwendige Unterschriften fristgemäß leisten. Verantwortung und Macht bedeuten also immer auch den Verlust von Freiheiten. In dem Moment, in dem auf der Jahreshauptversammlung die Entlastung des Vorstands ansteht, geht die Macht und die Verantwortung schlagartig auf die anderen Vereinsmitglieder über. Die Vorsitzende ist jetzt machtlos, sie hat kein Stimmrecht und ist dem Urteil der versammelten Mitglieder unterworfen.

Aufeinander bezogene liturgische Rollen

Ich möchte die Rollen in der katholischen Liturgie so erschließen, dass deutlich wird, wie diese Rollen aufeinander und auf das Ritual insgesamt bezogen sind. Jede Rolle erhält ihre Bedeutung erst in Beziehung zu anderen Rollen. In Bezug auf seine Kinder ist Herr Schmidt Vater, in Bezug auf seine Eltern ist er Sohn, in Bezug auf seine Hausärztin ist er Patient, in Bezug auf seinen Tennisklub ist er vielleicht Geschäftsführer, in Bezug auf seine Firma ist er Buchhalter, Arbeitskollege, Vorgesetzter, Empfänger von Dienstanweisungen und vieles mehr.

In der katholischen Liturgie lassen sich Konstellationen finden, die der Entlastung des Vereinsvorstands nicht unähnlich sind: Wer auf den ersten Blick viel Macht hat, ist auf den zweiten Blick plötzlich machtlos. Wer auf den ersten Blick nur Mitläufer ist, trägt auf den zweiten Blick hohe Verantwortung. Verantwortung und Macht sind in der katholischen Liturgie jedenfalls keine Einbahnstraße, auch wenn das zugegebenermaßen nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen ist.

Liturgische Rolle und kirchliche Macht

Eine Umfrage würde vermutlich Folgendes zutage fördern: Die meisten Katholiken (und erst recht die „nichteingeweihten“ Gäste einer katholischen Liturgie) erfahren sich im liturgischen Ritual als Zuschauer, so als gäbe es einen Gegensatz zwischen Schauspielern und Publikum. Gelegentlich wird das Publikum zwar aktiv einbezogen (durch Gesang und aufgesagte Texte), aber letztlich stehen das Ritual und die handelnden Personen wie ein fertiges Konzertprogramm bereit, ohne dass das Publikum darauf Einfluss hätte. Auch die Körperhaltung begünstigt diese Wahrnehmung: Während die handelnden Personen auf der Bühne sich hin und herbewegen und für verschiedene Handlungen ihre Plätze wechseln, sind die Zuschauer an feste Steh-, Sitz- und Knieplätze gebunden.

So verstärkt sich der Eindruck, dass es im katholischen Gottesdienst um ein Aufeinandertreffen von Mächtigen und Machtlosen geht. Die Machtlosen haben nur zwei Optionen: entweder hingehen und das Ritual über sich ergehen lassen oder gar nicht erst hingehen. Für das Programm sind ausschließlich die Mächtigen zuständig.

Nun ist Macht für die katholische Kirche ein Thema von höchster Relevanz. Unkontrollierte Macht sowie Missbrauch von Macht – moralische Macht, spirituelle Macht, körperliche Macht, sexuelle Macht – haben Menschen irreparabel an Leib und Seele geschädigt. Die katholische Kirche hat sich vor allem ab dem 19. Jahrhundert zu einer Meisterin darin entwickelt, Macht in den Händen einiger weniger Menschen zu bündeln. Ihre gesamte rechtliche Struktur ist auf Einzelpersonen mit hoher Autorität zugeschnitten. Auch in der aktuellen Liturgiewissenschaft stellt sich die Frage, inwieweit die Ausdrucksformen der Liturgie Machtstrukturen legitimieren und verfestigen. Aus dieser Perspektive ist es umso auffälliger, dass die katholische Kirche bestimmte Rollen – und zwar gerade die machtvollen – ausschließlich Männern zuweist, und umso größer ist der Reformdruck, der auf die Liturgie ausgeübt wird, sobald in ihr Strukturen von Macht identifiziert werden.

Ich möchte in diesem Buch zeigen, dass liturgische Rollen, wenn man sie richtig versteht und sachgerecht ausfüllt, eigentlich viel weniger mit Macht zu tun haben als es auf den ersten Blick scheint. Einen ersten, und zwar ökumenischen Aspekt gebe ich an dieser Stelle bereits zu bedenken: Es gibt christliche Kirchen – etwa die anglikanische und die altkatholische –, die in ihrer rechtlichen Struktur anders verfasst sind als die katholische Kirche. Sie lassen Frauen zu allen kirchlichen Ämtern zu, ihre Amtsträger dürfen weitreichende Entscheidungen nur im Zusammenspiel mit synodalen (also „parlamentarischen“) Gremien treffen und einiges mehr. Dennoch kennen diese Kirchen dieselben liturgischen Rollen wie die katholische Kirche. Nimmt eine Katholikin an einem anglikanischen oder altkatholischen Gottesdienst teil, wird sie sich problemlos zurechtfinden. Die Kirchenbauten folgen denselben Grundmustern, die Handlungen in der Liturgie sind nach demselben Schema auf verschiedene Personen aufgeteilt, die Strukturelemente des Rituals stimmen weitgehend überein, sogar die vorgetragenen Bibeltexte sind an vielen Tagen miteinander identisch.

Würde die katholische Kirche kurz nach Erscheinen dieses Buches Frauen zu allen Ämtern zulassen, würde sie auf allen Ebenen entscheidungsberechtigte Synoden einführen, würde sie kirchliche Gerichte installieren, die von Papst und Bischöfen unabhängig urteilen, so könnte dieses Buch doch bleiben, wie es ist. Dieses Buch muss erst dann aktualisiert werden, wenn sich die Liturgie der Kirche selbst ändert. Ob solche Änderungen vom Papst als mächtigster Einzelperson oder in Zukunft vielleicht von regionalen Kirchensynoden ausgehen, ist dafür unerheblich. Für die liturgische Rolle des Bischofs, des Presbyters und des Diakons ist es unerheblich, ob Bischöfe, Presbyter und Diakone männlich oder weiblich sind.

Würden also kurz nach Erscheinen dieses Buches katholische Bischöfinnen, Presbyterinnen und Diakoninnen ihr Amt antreten, so hätten sie in der Liturgie dieselben Rollen wahrzunehmen wie ihre männlichen Pendants. Auch die für dieses Buch grundlegenden Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–65) zur Theologie der Liturgie werden ihre Gültigkeit und Verbindlichkeit behalten. In diesem Punkt darf ich mit meinem Buchmanuskript also recht entspannt in die Zukunft blicken und davon ausgehen, dass es noch für längere Zeit auf die katholische Liturgie anwendbar bleibt, selbst wenn sich in der rechtlichen Struktur der katholischen Kirche kurzfristig etwas ändern sollte.

Liturgie und Drehbuch

Damit ist schon ein anderes wichtiges Thema berührt: Liturgie ist geordnet. Sie folgt einem Drehbuch, das zwar nicht alle, aber doch sehr viele Einzelheiten festlegt, zum Beispiel die Abfolge der einzelnen Elemente der Eucharistiefeier, die Farben der zu tragenden Gewänder, die Texte der vorzutragenden Gebete und Bibellesungen, welche Teile des Rituals der Diakon durchführt, wie man vorgehen soll, wenn kein Diakon zur Verfügung steht, wer wann die Arme ausbreitet und Ähnliches.

Ein solches Drehbuch heißt in der kirchlichen Sprache liturgisches Buch, wobei es liturgische Bücher mittlerweile natürlich schon längst auch in digitaler Form gibt, ganz ohne Papier und ohne Umblättern. Für die Herausgabe liturgischer Bücher ist in der katholischen Kirche in der Regel der Papst verantwortlich; so hat es das Zweite Vatikanische Konzil bestätigt. Liturgische Bücher der katholischen Kirche sind in lateinischer Sprache verfasst, z.B. das Missale Romanum für die Eucharistiefeier (Messe) oder die Liturgia Horarum für die Tagzeitenliturgie (Stundengebet). Für die Übersetzungen in unterschiedliche Volkssprachen – im Deutschen handelt es sich um das Messbuch und das Stundenbuch – und für inhaltliche Anpassungen nach dem Bedarf einzelner Länder sind die Bischöfe des jeweiligen Sprachgebietes verantwortlich, aber auch dies nur mit Zustimmung des Papstes. Die Wort-Gottes-Feier, um die es in diesem Buch ebenfalls gehen wird, ist hingegen keine vom Papst geordnete Liturgie, sie fällt von vornherein in die Zuständigkeit der Bischöfe: Auch diese Variante ist vom Konzil vorgesehen worden.

Während die liturgischen Bücher vor dem Konzil so viele Details festlegten, dass es für die Versammelten fast gar keinen Gestaltungsspielraum mehr gab, sind die Bücher, die nach dem Konzil erschienen sind, mit einer Fülle von Auswahl- und Variationsmöglichkeiten versehen. Davon wird in diesem Buch immer wieder die Rede sein, besonders in Kapitel 15.

Was die Detailliertheit ihrer liturgischen Ordnung angeht, nimmt die katholische Liturgie heute eine Mittelstellung unter den christlichen Liturgien ein:

Liturgien der Ostkirchen sind ausgesprochen kleinschrittig festgelegt. Gerade ihre Einheitlichkeit und Wiedererkennbarkeit sind ein besonderes Merkmal ostkirchlicher Identität, Theologie und Spiritualität. Variationen bestehen vor allem darin, dass in kleineren Gemeinden, in räumlichen Provisorien oder unter anderen besonderen Umständen manche liturgischen Elemente entfallen können, die in Klöstern oder großen Kathedralen nie fehlen. (An dieser Stelle bringe ich kurz den Hinweis unter, dass auch in der katholischen Kirche ostkirchliche Liturgien beheimatet sind, nämlich in Form der katholischen Ostkirchen. Für dieses Buch spielen sie keine Rolle, hier geht es nur um jene Variante des Katholizismus, die wir römisch-katholisch nennen und die die bei Weitem häufigste ist.)

Kirchen der Reformation können durchaus detailliert ausgearbeitete liturgische Bücher haben, diese werden aber heutzutage eher als Vorschläge und Gestaltungshilfen verstanden, ohne den Anspruch, dass man sich exakt an sie halten müsse.

Drehbuch, Gestaltungsfreiheit – und wieder Macht

Nun gibt es in der katholischen Kirche sehr unterschiedliche Zugänge zu den eigenen liturgischen Büchern. Eine „liberale“ Richtung möchte sich nicht auf diese Bücher verpflichten lassen, jedenfalls nicht in jedem Detail. Neue theologische Erkenntnisse sollen demnach auch in der Liturgie zeitnah umgesetzt werden dürfen, selbst wenn das liturgische Buch dafür keinen Raum gibt und mit einer Neuherausgabe des Buches vorerst nicht zu rechnen ist. Dasselbe gilt für die Berücksichtigung tagesaktueller Ereignisse des Weltgeschehens, besonderer emotionaler Situationen der Anwesenden und so weiter. Sprachliche Formulierungen in den liturgischen Büchern, die sich als missverständlich erwiesen haben, solle man austauschen. Überhaupt müsse der sprachliche Stil jeweils an die versammelten Personen angepasst werden. Symbole, die nicht verstanden werden, sollten durch andere ersetzt werden. Einzelne Aufgaben sollen anders auf die Personen aufgeteilt werden. Spontaneität und Individualität sollen insgesamt mehr Raum erhalten.

Dem steht eine „konservative“ Richtung gegenüber, die darauf pocht, dass die Regeln der liturgischen Bücher eingehalten werden sollen. Dieser Richtung geht es nicht um Spontaneität und Emotionalität, sondern um Stabilität und Objektivität. Inhalte, Ausdrucksformen, Symbole, Gesänge der Liturgie entfalten sich demnach umso mehr, je einheitlicher sie täglich, wöchentlich oder jährlich wiederholt werden. Wiederholung und Wiedererkennbarkeit bewirken demnach Vertiefung und Intensivierung. Der besondere Wert der Liturgie liegt gerade darin, dass sie unabhängig von persönlichen Stimmungslagen ist, wie sie ist. Mehr noch: Das Selbstverständnis der Menschen soll durch die Liturgie geprägt werden und nicht umgekehrt.

Die von mir in Anführungszeichen gesetzten Bezeichnungen „liberal“ und „konservativ“ deuten es schon an: Viele empfinden den „liberalen“ Zugang als denjenigen, der dem Drang des Menschen nach Individualität und Freiheit besser entspricht. Formalistische Strenge und rituelle Detailvorschriften wollen nicht recht zum Menschen der Gegenwart, aber auch nicht zum Christentum passen (siehe z.B. Mk 2,23–27).

Das „konservative“ Modell dagegen erweckt den Eindruck, als wolle es nur um des Gehorsams willen an etwas festhalten, das längst überholt ist („Vorschrift ist Vorschrift“). Dieser Zugang wirkt rückwärtsgewandt und autoritätshörig.

Dabei sollte man allerdings zwei Dinge bedenken: Der Verzicht auf ein für alle verbindliches Drehbuch führt unweigerlich dazu, dass unbemerkt ein neues, sozusagen geheimes Drehbuch entsteht. Während das liturgische Buch öffentlich zugänglich ist und diskutiert werden kann (erst recht in Zeiten von Internet und Datenbanken), bleibt das Drehbuch einer „Liturgie ohne Drehbuch“ verborgen und unausgesprochen. Ein solches „drehbuchloses Drehbuch“ entsteht durch eine Führungspersönlichkeit, die über die Ordnung der Liturgie bestimmt, oder durch eine Gruppe, die ihren eigenen Stil und ihre eigenen Gewohnheiten gemeinsam entwickelt. Dazu gehören unausgesprochene – vielleicht sogar unbewusste – Regeln, Erwartungen und Tabus, die von „Nichteingeweihten“ genau wie ein echtes liturgisches Buch gelernt und übernommen werden müssen. Diese Regeln sind aber im Unterschied zum liturgischen Buch nicht öffentlich dokumentiert, sie bilden eine Art Geheimwissen. Es geht also gerade beim „liberalen“ Zugang zur liturgischen Ordnung in hohem Maß um Macht: Macht derer, die bei der Liturgiegestaltung Einfluss haben, über jene, die keinen Einfluss haben und die nicht einmal mehr anhand eines liturgischen Buches die Art und Weise der Amtsausübung kritisch begleiten können.

Wenn man hingegen das liturgische Buch als verbindlich ansieht, dann gibt es den Feiernden ihre Rollen, Texte und Symbole recht eindeutig vor. Das wird nicht allen persönlich gefallen, aber alle sind in derselben Weise gebunden. Da alle von vornherein wissen, worauf sie sich einlassen, wird Macht auf ein Minimum reduziert. Genau genommen tritt die Rolle an die Stelle der Macht. Nur ein einziges Mal wird noch wirklich Macht ausgeübt, nämlich bei der Erstellung des liturgischen Buchs. Man kann durchaus fragen, ob es sinnvoll ist, dass diese Macht in der katholischen Kirche ganz allein beim Papst und in bestimmten Grenzen bei den Bischöfen liegt – ich selber sehe das durchaus kritisch –, aber: Sobald das liturgische Buch erstellt ist, bindet es alle in derselben Weise, auch den Papst und die Bischöfe. Das liturgische Buch ermöglicht, rituelle Erfahrungen durch Wiederholung zu vertiefen. Und alle, die das liturgische Buch verwenden, sind schon allein dadurch, dass sie das Buch nicht selber hervorgebracht haben, auf etwas Umfassenderes verwiesen: eine kirchliche Gemeinschaft, die verschiedene Orte und Zeiten umfasst.

Das „Drehbuch-Prinzip“ ist also auf den ersten Blick durchaus konservativ, aber auf der anderen Seite bändigt es Macht und Übergriffigkeit. Das Drehbuch-Prinzip kann sich übrigens auch auf das Zweite Vatikanische Konzil berufen. Das Konzil ist zwar der liberalen Richtung entgegengekommen, indem es liturgische Anpassungs- und Variationsmöglichkeiten vorgesehen hat, die unterschiedlichen gesellschaftlichen, sprachlichen, kulturellen und intellektuellen Zugängen durch unterschiedliche Menschen entsprechen sollen, aber diese Variationsmöglichkeiten sollten ihrerseits in den liturgischen Büchern genau festgeschrieben werden. Alles, was darüber hinaus geht, ist unzulässig (vgl. Sacrosanctum Concilium 22).

Eucharistiefeier, Wort-Gottes-Feier, Tagzeitenliturgie

Wenn ich in diesem Buch die verschiedenen liturgischen Rollen zu erschließen versuche, werde ich auch auf Fragestellungen eingehen, die in der aktuellen Fachdiskussion behandelt werden, ich werde verschiedene Optionen für die Weiterentwicklung aufzeigen und gelegentlich meine eigene Meinung offenlegen.

Meistens werde ich konkret die Eucharistiefeier thematisieren. Vieles davon lässt sich leicht auf die Tagzeitenliturgie und die Wort-Gottes-Feier übertragen. Wer darüber hinaus mit der Gestaltung anderer katholischer Gottesdienstformen, etwa Trauungen oder Begräbnissen zu tun hat, wird – so hoffe ich – die Brücken von den hier angebotenen Überlegungen zur eigenen Praxis selbstständig schlagen können.

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